Seite 8 Nr. 337

Nagolder TagblattDer Gesellschafter''

Samstag, den 10. Oktober 1931

Zahnerkrankungen

und innere Krankheiten

Neue Erkenntnisse der Zahnheilkunde. Radioaktive Zahnpflegemittel.

Bor etwa einem Jahr erregte der bekannte amerikan. Professor Rosen ow mit einer Vortragsreihe in deut­schen Aerzte- und Zahnärztekreisen das größte Aussehen. Der Blick für ein neues Gebiet der Entstehung und Aus­breitung von Krankheiten wurde frei, über das seit dieser Zeit die Diskussion in der Fachwelt nicht zum Stillstand gekommen ist. Die Erkenntnis begann durchzudringen, daß die mannigfachsten Erkrankungen der Organe des Körpers ihren Ursprung in den Zähnen haben können.

Erst vor kurzer Zeit geschah es in einer norddeutschen Stadt, daß eine Frau, die monatelang gefiebert hatte, von einem Krankenhaus ins andere geliefert wurde und schließlich in der Baracke zur Beobachtung von Typhus landete, schnurstracks gesund wurde, als ihr zwei Zähne gezogen wurden. Oft muß bei fortgeschrittenen Wurzeler- trankungen, die durch Infektion die Zahnhöhle und ihre Umgebung bedrohen, der Nerv und die Gefäße des Wur­zelkanals getötet werden, um einem weiteren Umsichgreifen der Entzündung zu steuern. Wird nun der betroffene Zahn nicht gezogen, sondern als ungefährlich angesehen und im Munde belassen oder gar zur Verankerung eines Stift­zahnes oder einer Kronne benutzt, so können sich Kompli­kationen verschiedener Art einstellen.

Zunächst werden sich im Wurzelgewebe und in der Zahnhöhle Bakterien aller Art festsetzen. Der Mund ist wohl der Teil des menschlichen Körpers, der an sich schon am meisten Bakterien enthält, die noch dazu durch die ständige Aufnahme neuer Keime von außen vermehrt wer­den. Es ist also das Organ des menschlichen Körpers, das die peinlichste Sauberhaltung erfordert. Denn immer wer­den sich unter den im Munde angesiedelten Bakterien die gefährlichsten Krankheitserreger befinden. Stehen diese nun ausschließlich mit der gesunden und normal widerstands­fähigen Mundschleimhaut in Berührung, so ist für die Ge­sundheit nichts zu befürchten. Ist ihnen aber durch irgend

einen Defekt im Zahn der Zugang zu dem die Zahnwur­zel umgebenden Gewebe geöffnet, so sind ihnen ganz abgesehen von den örtlichen Schmerzen und Beschwerden, die oft sehr erheblich sind die Bahnen für eine Infi­zierung des ga nzen Körpers freigegeben.

Durch die das Zahngewebe ernährenden Blutgefäße können die Krankheitskeime auf die Organe des ganzen Körpers übertragen werden. Sie werden dort umso leich­ter Krankheiten Hervorrufen, je größer die Empfind­lichkeit des Organismus für die verschiedenen Er­reger ist. So haben amerikanische Institute mit dem reichen Forschungsmaterial, das ihnen zur Verfügung steht, an vielen Tierversuchen erwiesen, daß die Erreger von Organ­krankheiten, sobald sie in den Zähnen einen Herd gefun­den haben, auf den Wegen der Blutbahn ohne Schwierigkeiten an die Stellen gelangen, wo sie gefährlich werden können. Man hat auf diese Weise die Entstehung von Blut-, Magen- und Vlinddarmkrankheiten, ja von Herz- und sogar Augenkrankheiten einwandfrei festgestellt.

Wenn man sich erst in verfahrenen Fällen entschließt, den Zahnarzt aufzusuchen, kann der angerichtete Schaden schon groß sein, viel Mühe und Energie ist nutzlos vertan. Die allgemeine Aufmerksamkeit ist darauf zu richten, die An­lagerung von infektiösen Keimen an den Zähnen zu ver­meiden. Dies soll jedoch nicht durch allgemeine Desinfek­tionsmittel wie Wasserstoffsuperoxyd, Essigsäure Tonerde, übermangansaures Kali, Lysoform oder gar Sublimat geschehen, da diese alle, auch die im Munde für die Ver­dauung wichtigen Keime abtöten oder aber, wenn sie. zu schwach dosiert sind, alle unversehrt lassen. Die meisten von ihnen verursachen zudem im Mund ein unangenehmes und sogar übles Gefühl, lleberdies brauchen selbst die stärk­sten Desinfektionsmittel, wenn sie an einer Stelle Keime vernichten sollen, nach neueren Forschungen wenigstens 20 Minuten, um ihre Wirksamkeit voll zu entfalten; und wer vermöchte eine Zahnpasta oder ein Mundwasser auch nur einen Bruchteil dieser Zeitspanne im Munde zu behalten? i

Am besten zu empfehlen sind daher Zahnpflegemittel, die die natürlichen, biologischen und sekretorischen Ab­wehrkräfte, die in den Zellen der Mundschleimhaut und io ihrer Drüsen ihren Sitz haben, anregen und stärken. Als besonders geeignet, solche Wirkungen herbeizuführen, sind

radioaktive Zahnpasten anzusehen (wie etwa die seit einer Reihe von Jahren im Handel erhältliche Paste Doramads, da sie, ohne Fremdstoffe in den Körper gelangen zu lassen,' auf natürlichem Wege die Zellen des Organismus in ihrem Aufbau und ihrer Widerstandskraft festigen.. In­folge des Hochstandes und der ständig wachsenden Errun­genschaften der modernen medizinischen Wissenschaft hat die persönliche Hygiene in der neuesten Zeit eine ungeahn­ten Aufschwungs genommen. Um die deutsche Volksgesund­heit gerade in allerschwersten Zeiten auf der so dringend notwendigen Höhe zu halten, sollte sich jeder dafür ein- setzen, daß der solange stiefmütterlich behandelten Zahn- und Mundpflege die ihr im Rahmen der Gesunderhaltung des ganzen Körpers gebührende Stellung zuteil wird.

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Für die vielen Beweise herzlicher Teil­nahme während der Krankheit und beim Hinscheiden unserer lieben Mutür, Schwie­germutter, Groß- und Urgroßmutter

Anna Gutekunst

geb. Koch

für die zahlreiche Lsichenbegleitung von hier und auswärts, sowie für den erheben­den Gesang des Liederkranzes sagen wir unfern herzlichsten Dank.

Die trauernden Hinterbliebene«.

M unfern

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