Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter*
Montag, de» 81. August 1981.
August 1931.
Seite 8 — Nr. 202
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Württemberg
Ki'.'fiWrk, 29. August.
Die Rettungsmedaille wurde dem Bankbeamten Hugo Minier, Stuttgart, für die mutige und opferwillige Errettung eines Menschen vom Tod verliehen.
Würkt. Landestheater. Die Württ. Landestheater eröffnen die Spielzeit 1931/32 im Schauspiel am Samstag, den 5. September mit „Götz von Berlichingen", und in der Oper am Sonntag, den 6. September mit „Orpheus und Eurydike" von Gluck. Mit Beginn der neuen Spielzeit werden die Eintrittspreise der Württ. Landestheater in Oper und Schauspiel ganz erheblich (bis zu 30 v. H.) g es en k t, in einem Umsang also, der bis setzt von keiner größeren deutschen Bühne erreicht wurde.
Reble Nachrede. In der „Roten Sturmsahne", einem kommunistischen Wochenblatt in Backnang, wurden gegen die Spinnereisirma Adolf AG. in Backnang schwere Vorwürfe erhoben im Zusammenhang mit einem von der Firma unterhaltenen Arbeitevinnenheim. Der verantwortliche Schriftleiter des Blatts hatte sich wegen dieser unwahren Behauptungen vor dem Schöffengericht in Cannstatt zu verantworten. In der Hauptverhandlu-ng stellte sich einwandfrei heraus, daß die erhobenen Vorwürfe vollständig aus der Luft gegriffen waren. Das Gericht erkannte auf eine Geldstrafe von 200 Mark, sowie Veröffentlichung des Urteils im „Murrtalboten".
Me verräterischen Westeuknöpfe. Zwei Jahre Gefängnis und 5 Jahve Ährverlust reichten nicht aus, dem 49 3. a. ledige» Schreiner Christian Burkhardt von Schopfloch OA. Kirchhenu eine andere Meinung über Eigentum bei- zubriugeu. Vielmehr stand er jetzt schon wieder vor dem Schöffengericht Cannstatt, wo ihm drei schwere Einbrüche zur Last gelegt wurde. Er gab jedoch nur einen zu, dm» er allerdings auch nicht leugnen konnte, denn da wurde er aus frischer Tat ertappt und, ehe er dem Landjäger übergeben wurde, weidlich durchgeprügelt. Es bestand aber auch kein Zweifel, daß er die beiden anderen Einbrüche begangen hatte, besonders den bei einem Landwirt in Kirchheim, denn da rissen ihm, als er sich durch ein Stallfenster hindurchzwängte, zwei Westenknöpfe ab, sowie seine Uhrkette, die am Tatort zurückblieben und nunmehr als Beweisstücke zur Ueberführung des Angeklagten dienten. Er erbeutete etwa 140 Mk. Das Gericht verurteilte den alten Sünder in Anbetracht seiner Gemeingefährlichkeit zu 3 Jahren 6 Monaten Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust.
Vom Tage. Selbstmord durch Erhängen verübte in einem Haus der Tannenackerstraße in Feuerbach ein 20 I. a. Man»». — In einem Haus der Möhringerstraße wurde ein SO I. a. Mann tot aufgefundsn. Es liegt Selbstmord durch Gasvergiftung vor. — In einem Haus der Alexanderstraße versuchte eine 29jährige Frau sich durch Gas zu töten. Nach erfolgreicher Anwendung des Sauerstoffapparats wurde sie nach dem Katharinenhospital gebracht.
Aus dem Lande
Obereßlrnaen, 30. August. Todesfall. Nach schwerem Leiden ist in Obereßlingen der Professor an der Höheren Maschinenbaufchule Eßlingen, Dipl.-Jng. Franz Solling er, im Alter von 50 Jahren gestorben.
Wahlheim OA. Besigheim, 30. August. Freitod. Ein älterer Mann aus dem benachbarten Erligheim suchte und fand hier den Tod im Neckar. Ein unheilbares Leiden scheint den Unglücklichen in den Tod getrieben zu haben. Die Leiche wurde geborgen.
Heilbronn, 30. August. Der Karlshafen wird zugeschüttet. Mit der im Zusammenhang mit dem Kanaldurchstich geplanten Zuschüttung des KarlÄiafens, der eine Größe von 45 000 Geviertmeter hat und 1880 dem. Verkehr übergeben wurde, ist begonnen worden. Interessant ist die Abdämmung des Ausflusses in den Neckar. Große Steine, durch Drahtumwicklung in Walzenform gebracht und versenkt, hindern den Zufluß des Neckars.
Vom Rechberg. 29. August. W i n te r a n z e i ch e n. Auffallend früh hat in diesem regnerischen Jahr das Mauswiesel seinen Pelz gewechselt. Noch ist der August nicht zu Ende, und schon hat das kleine Wiesel oder Hermännchen
22. Fortsetzung.
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Man hörte ihre gedämpfte Stimme durch das geöffnete Fenster, welches den sommerlichen Geruch getrockneten Grases Hereinströmen ließ. Bon den Wiesen herüber kam das Wetzen der Sensen. Irgendwo gellte ein Pfiff, der einen Geier erschrecken sollte, welcher über dem Gehöfte kreiste.
Mit Hellem Krachen schlug eine halbreife Birne auf das Dach der Veranda und hopfte auf den Rasen, wo sie zerbeult liegen blieb.
„Ich gäbe mein Leben für das seine, wenn es möglich wäre." Frankes Brust wurde von einem trockenen Weinen gestoßen. „Ich kann das nicht sehen: Das Liebste, das ich habe, als siecher Krüppel neben mir herschleichen — zehn, zwanzig, vielleicht dreißig Jahre lang! — Lieber ein Ende machen! Jetzt gleich! Ihm und mir!"
Die Hände der Mutter fielen herab. „Und deine anderen Kinder, Just?"
Sein Blick war leer und verständnislos, als er jetzt Uber sie hinwegfah. Hatte er denn noch andere Kinder? — Jetzt, in dieser Stunde hatte er nur dieses eine, den Sohn, den eine unsichtbare Macht aus blühender Gesundheit in die Tiefe des Leidens geschleudert hatte!
„Just!" Die Finger der Eeheimrätin streichelten wieder über seinen Aermel hin: „Sind die Kinder nicht oft schon durch schwere Krankheiten gegangen?" — Durch Scharlach, Diphtherie, und alles ist wieder gut geworden?"
Er fiel kraftlos auf den Stuhl hinter sich und wühlte die Hände in das noch immer dichte Haar. „Ich bin der letzte, der verzweifelt, wenn es noch ein Hoffen gibt. — Aber es gibt keines mehr!"
„Das RUckmark?" wagte die Eeheimrätin zu fragen.
„Ja!"
Nichts war mehr vernehmbar, als das Summen einer Fliege, die ratlos an den weißen Scheiben des Fensters hin- und herirrte.
sein bra-unf-arben Sommerkleid abgelegt. Rein weiWrrben setzt der gewandte Springer über Straßenbreite und Graden. Wn in einer Dohle vor den Augen des vernnuckrerten Spaziergängers zu verschlupfen. Sollte der regnerische August den frühzeitigen Wechsel der Haare veranlaßt haben? Die Schroalldorser im Oberamt Rottenburg behaupten dies: ,Weiße Wiesele zeigen Rsgenwetter an.' — Die Unlinger iin Riedlinger Oberamt aber meinen: „Wenn das Wiesel ba!d weißet, gibt es einen kalten Winter." Die Bauern der Ludwigsdurger, Marbacher und Ehinger Umgebung deuten das frühzeitige Weißwerden des Wiesels auf baldigen reichlichen Schn es fall. Seit Mitte August wurden in Winzingen drei weiße Wiesel beobachtet.
BalinMu, 30. August. Schwerer Unfall. Eine zurzeit m Leidringen in den Ferien weilende Iungschar des Christi. Berelns junger Männer Stuttgart unternahm einen Ausflug auf den Plettenberg. Die jungen Leute wählten unvorfichtigerweise den Aufstieg über die mit Geröll übersäte Rutsche zum Steinbruch. Als einige der Leuts schon oben waren, löste sich ein großer Stein, der mit Wucht in die Tiefe sauste. Ein löjähriger Teilnehmer verlor aus Schrecken das Gleichgewicht und stürzte, sich mehrmals überschlagend, den Hang hinab. Mit einem lebensgefährlichen Schädelbruch mußte er in die Tübinger Klinik überführt werden.
Schwenningen. 30. August. 80 Geburtstag. Kommerzienrat Richard Vürk. Ehrenbürger der Stadt Schwenningen, vollendet am 2. September in geistiger und körperlicher Frische und Rüstigkeit sein 80. Lebensjahr.
Niederftohm cen, 30. Aa .ust. Bemerkung des Gräfl. M a l d e g he m s ch e n Fideikommisses. Bei der Festsetzung der landwirtschaftlichen Vergleichsbetriebe für die Einheitsbewertung wurde der V-irieb des Gräfl. Maldegbemichen Fideikommisses mit 22,8 n. H. Er- tragssäbinkest im Vergleich zu dem lOOprozentigen Spitzenbetrieb im Nsich bewertet.
Döttingen OA. Münsingsn. 30. August. Der Fucks im Hühnerstall. Dieser Tage brach Meister Neiueke in den gut eingefriedigten Hühnersiall eines Hauses im Vorlager ein und stahl nicht weniger als 10 wertvolle Roise- hühner samt Hahn. Auch einige Rasseenten sielen dem Räuber zum Opfer.
Ochsenhcmsen OA. Viberach, 30. August. Ballo«-> lan düng. Von Augsburg her kam der Freiballon „OrÜ- zon" und landete in der Nähe des Krumoachs auf eiseW Acker. Nachdem der Ballon um zwei Personen erleichtert war, stiegen die drei weitere« Insassen mit dem Ballou wieder auf und fuhren in Richtung Rißtal weiter.
Eottlosenbewegung und Kirche
ep. Tübinger», 30. August. Unter starker Beteiligung aus Men Gegenden des Landes fand vom 24. bis 27. August zu Tübingen in den Räumen des Christlichen Studenten» Heims der alljährliche Ferienkurs des Eocmg. Volksbuirds für seine Mitarbeiter statt. Das Thema war „Die Gottlosen-Bewegung, Kampf und Abwehr". Die innere Anteilnahme an den unter Leitung von Staatsrat a. D. 1). Dr. Mosthaf veranstalteten Vorträgen und Aussprachen war sehr lebhaft. Die Vorträge, die von Professor O. Dr. Lic. Fant aus Stuttgart, Dekan Roos aus Cast» sowie von Geschäftsführern des Eoang. Volksbunds, Pfccrree Weber, Pfarrer Hilzinger und Sekretär Springer gehalten wurden, gaben eine fachkundige Uebersicht über die Gottlosen-Bewegung in Rußland und in Deutschland. Dabei wurde herausgestellt, daß die Gottlosen-Bewegung in Rußland thr geistiges Rüstzeug durchaus vom Westen bezogen hat und letztlich auf das „Renaissance-Ideal" des ausschließlich seiner schöpferischen Vernunft' vertrauenden Diesseitsmenschen zurückgeht, aber das westliche Freidenker- rum mehr und mehr radikalisiert und teilweise bereits unter die Kontrolle der bolschewistischen Internationale gebracht hat.
Im Vordergrund stand daher einesteils der Kampf auf Leben und Tod, den die Gottlosen-Bewegung mit einem gewaltigen, planmäßig ausgebauten Werbeapparat gegen dieKirchsn führt und dessen letzte Stufe die Anwendung des vergeblich abgeleugneten nackten Terrors ist, andsrn- terls die ungeheure K u l t u r g e f a h r, die der Bolschewismus als Weltgestattung mit der Vernichtung der
Zwei Wagen hasteten in etwa 100 Meter Abstand die Steigung nach Rottach-Berghof herauf. Das offene Landau- let Professor Klahns spiegelte braun in der Nachmittagssonne, wie ein rötlich angelaufener Käfer. Aversons Auto rannte mit glitzernden Fenstern dahinter her.
Es muß schlimm stehen, erwog der Chirurg. Nur wenn ein Arzt die eigene Ohnmacht fühlt, ruft er nach einem zweiten. Vielleicht auch, um seinem Gewissen die Verantwortung zn erleichtern. Wie dem auch sein mochte, der Kollege tat ihm leid. Franke war einer von jenen, die ohne Falsch ihre Kraft bei Tage und bei Nacht bereitwilligst in den Dienst der anderen stellten Und nun hatte die unsichtbare Faust, die über jedem Einzelwesen hing, zum Schlage ansgeholt und mn Leben getroffen, das zu den schönsten Hoffnungen berechtigt hatte.
Der Wagen hielt kaum, als der Professor über das Trittbrett stieg. Pom Hanse her schleppte sich Franke: „Ich dank>> Ihnen, daß Sie gekommen sind "
Klahns Antwort war ein Druck der Hand. Während sie durch die ebenerdige Diele nach dem Oberstock Hinausstiegen, fragte der Professor in kurzen Sätzen. Ebenso knapp kam der Bescheid: „Meine Frau weiß nicht, daß es sich um die Verletzung des Rückenmarks Handelt. Ich habe es noch nicht über mich gebracht, sie davon zu unterrichten."
Klahn nickte. „Es ist immer noch früh genug. — Wenn Ihre Diagnose überhaupt stimmt, liebe Kollege! Seinen nächsten Angehörigen gegenüber ist man immer zu größtem Pessimismus geneigt. Bei Behandlung Fremder ist man optimistischer. — Nun. wir werden ja sehen!"
Helene taumelte, als die Türe ging, von ihrem Sitze hoch. Sie wollte den beiden Männern entgegenlaufen fühlte. wie eine Hand ne behutsam wieder zurückdrückte und ein Mund sich über ihre Finger neigte: „Wir wollen das beste hoffen, gnädige Frau!"
Ihr Blick glitt über Klahns vollstarke Gestalt hin. Die weißen Striche an seinen Schläfen verschwamme,! zu Nebelsetzen. Sie sah sein schmales Gesicht verdoppelt. Den energisch geformten Mund zu einem unnatürlich breiten Spalt erweitert.
Ihre Augen flüchteten von ihm hinweg nach ihrem Mann and blieben in hilfloser Verzweiflung an ihm hängen: „Just!"
Persönlichkeit, der Mechanisierung alles Sein« und Lebens und der Zersetzung von The und Familie über die Menschheit herauMhrt. Die Tiefe des Gegensatzes gegen das Christentum wurde darin erkannt, daß auch der Bolschewismus Erlösungsglaube ist, der aber die Erlösung mit physischer Gewalt, durch die Masse und in einer mechanisierten Gesellschaftsordnung verwirklichen will, allen Gottesglauben als unerträgliche Störung empfindet und seinerseits das Menschentum zerstört, das er wiedercherzustellen vorgibt. Die Schuld der Christenheit am Aufkommen der Gottlosen-Bewegung wurde darin gesehen, daß sie da» Evangelium, das die Gottesherrschaft auf allen Lebensgebieten kündet, weithin zur Botschaft von einem rein innerlichen und jenseitigen Blick der vereinzelten Seele verengt und sich auf Lebensformen der Vergangenheit versteift hcä. Auch die Linien, die vom Amerikanismus zum Bolschewismus führen, wurden aufgezeigt. Zugleich wurde aber auch im konzentrierten und radikalen Angriff der Gegensätze e« eindringlicher Aufruf an die Christenheit gehört, sich aus den Vvllaehalt des Evangeliums zu besinne» und es in der evangelischen Gemeinde als Lebensgemeinschaft und im Ringen um eine menschenwürdige Gestaltung der menschlichen Gesellschaft und in chrksüicher Beeinflussung des Volkslebens wirksam zu bezeugen Wie wichtig daba die Aufrüttlung der den Ernst der Lage meist noch verkennenden Bildungsschicht sei, wurde besonders betont.
In diesem Zusammenhang machte ein Abendoortrag von Stodtpfarrer Presse! aus Tübingen über Stu- dentenseelsorge besonderen Eindruck. Eine Führrmg durch die neue Aula und ein gemeinsamer Ausflug nach Bebenhausen brachten mancherlei Anregung.
Aus aller Welt
Jagdglück des Reichspräsidenten. Reichspräsident von Hindenburg ist am Freitag, von Dietramszell kommend, zur Gemsjagd in Fall eingetroffen und im dortigen Forsthaus bei Forstmeister Sieber abgestiegen. Bereits bei der ersten Abendpirsch hatte der Reichspräsident das Glück, am Battenberg einen guten Eemsbock zur Strecke z» bringen.
Doktor der technischen Wissenschaften in Karlsruhe. Dir badische Regierung hat der Technischen Hochschule in Karlsruhe das Recht verliehen, zum Dr. rer techn. zu promovieren. Damit wurde die Hochschule andern Technisches Hochschulen gleichgestellt.
Ieiiungsverbol. Die Zeitung „Der Deutsche" in Berlin ist wegen Veröffentlichung einer jüdischen Karikatur des russischen Volkskommissars Litwinoio bis 2. September verboten worden. Die Reichsregierung spricht ihr Bedauern über die Zeichnung aus.
Ein Missionar verschleppt. In Tien-mönn in der chinesischen Provinz Hupeh ist am 16. August ein kathotckchw Missionar britischer Staatsangehörigkeit von Kommurusttn verschleppt worden.
Rnlersuchmrgsversahren gegen Scherrnger. Der frühere Reichswehrleutnant Schering er, der nur noch einige Wochen Festungshaft in Gollnow zu verbüßen hätte, ist in das Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit einAetiefert worden. Es ist gegen ihn eine Untersuchung wegen Hochverrats eingeleitet worden, indem er, wie bereits gemeldet, durch Briefe aus der Festungshaft Reichswehrkame- raden zum Eintritt in die Kommunistische Partei cmf- gefosdert haben soll.
Nichts ist schwerer zu kragen, als eine Reihe von gutes Tagen, Der Maschinenschlosser Karl Peter son hat eine merkwürdige Laufbahn hinter sich. Er wurde einige Jahre Mitarbeiter an einer sozialdemokratischen Zeitung in Gold- berg in Mecklenburg, dann Bürgermeister in dieser Stadt, darauf mecklenburgischer Finanzminisier, nach dem politischen Umschwung in Mecklenburg Bürgermeister in Lehe, und zuletzt, nach der Vereinigung der Städte Lehe und Geestemünde, dritter Bürgermeister in Wesermünde. Peter- son bezog ein Gehalt von 16 500 Mark sowie Aufwandsentschädigung. Damit kam er aber bei weitem nicht aus. Er kaufte sich eine Villa um 30 000 Mark, ließ sie atnr, da sie seinem Geschmack nicht ganz entsprach, umbauen. Der , Umbau kostete 28 000 Mark und wurde mir Hypotheken- ! und anderen Schulden bezahlt. Auch für seine persönlichen
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„Vielleicht ist es besser, gnädige Frau, wenn Sie uns vorläufig allein lassen!"
„Komin!" Franke faßte sie unter und zog sie an sich hoch. Sie gehorchte ohne Widerrede und wankte, von ihm gestützt, nach der Türe.
Die Eeheimrätin fand sie zwei Minuten später auf der obersten Treppenstufe kauern und rief ihre beiden Enkeltöchter zu Hilfe, die Mutter auf ihr Zimmer zu bringen.
Sabine, die Zwölfjährige, ging auf den Zehen nach der Stube des Bruders und horchte. Aber es kam kein Ton heraus. Mit verweinten Augen schlich sie wieder nach unten, wo die warme Sonne über den Blumenbeeten lag und der Gesang der Erntearbeiter von den Feldern herllber- klang.
Averson hatte das Tempo verringert, um dem Professor einen großen Vorsprung zu lassen. Eben bog die Limousine in den Hof ein. Der Motor summte noch leise und verstummte dann.
Das Schweigen, das den Direktor empfing, war lähmend. Sonst hatte ihn immer das Lachen der Mädchen und der Helle Ruf der Iungens begrüßt, sowie Frankes und Helenes willkommen heißende Stimme.
Heute schritt nur Bödlinger von den Stallungen herüber und wischte die Hände an seiner grauen Leinenhose ab: „'s Elend ist eingekehrt bei uns, Herr Direktor. Grob hat's uns angepackt. Wie ein Habicht is runtergfftoß'n. Grad das Allerbeste bat er in die Fang' g'risstn."
„Steht es wirklich so schlimm?" Aversons Augen waren von matten Schleiern umspannt.
„Gar kein Hoffen nimmer! Gar keins mehr! — Ein Krüppel wird er bleiben, der Hubert, Hab ich den Professor grad sagen hören. Es hat mich nicht erlitten herunten, da bin ich hinauf und Hab gehorcht, was er sagt. Unfern Doktor Hab ich überhaupt nicht reden hören."
„Vielleicht sieht Klahn doch zu schwarz! — Vielleicht —" Er ließ Bödlinger stehen und ging Helene entgegen, die mit tastenden Händen die drei Stufen, welche zum Garten herabführten nahm. „Helene! — Liebe, liebe Helene!"
Er nahm ihre kalten Finger zwischen die seinen und hielt sie tröstend fest. Ausdruckslos ging ihr Blick über ihn hin. „Jetzt nach sechzehn Jahren wird mein Kind für eine Schuld gerichtet, an welcher es keinen Teil hat."
Fortsetzung folgt.