aus Garten und Landwirtschaft

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Beilage zum Nagolder TagblattDer Gesellschafter" / Mittwoch, den 17. Juni 1931

Die Nutria

ein aussichtsreiches Pelztier

Mit der Nutria ist der deutschen Pelztierzucht ein Tier von großer Bedeutung und Zukunft an die Hand gegeben. Anspruchslos in der Fütterung, einfach in der Handhabung der ganzen Zucht, gleicht sie in der Lebensweise fast voll­kommen der des Kaninchens. Sie entstammt der Fauna Südamerikas und wurde nach vorjllglich ausgefallenen Ver­suchen vor nicht allzu langer Zeit zur Aufzucht als Pelztier bei uns eingeführt. Die Versuche sind derart gut gelungen, daß der Zucht in der Tat eine ganz bedeutende Rolle zuge- > sprachen werden muh. Neben der einfachen Lebenshaltung ^ sind die Anschaffungskosten verhältnismäßig niedrig, so § daß auch für den weniger Bemittelten die Möglichkeit zur Zucht dieses Pelzträgers geboten ist. 2m Futter ist die Nutria wenig wählerisch, sie ist ausgesprochener Vegetarier

Mikriä,; die, edle/ Pelzkragen»

und begnügt sich mit allerlei Grünzeug, wie Rüben, Kohl, Gras, Heu usw. Abfälle aus der Küche können ebenfalls Verwendung finden. Wer die Verhältnisse kennt, weiß, daß die Zufuhr von Nutriafellen aus Südamerika sehr gering ist und den Bedarf nicht deckt. In der südamerikanischen Heimat steht das Tier durch rücksichtslose Verfolgung auf dem Aussterbe-Etat, und wenn die Behörden dort nicht Schonzeiten einlegen, dann dürften in wenigen Jahren die Bestände vollständig dezimiert sein. Das Fell der Nutria ist äußerst haltbar und sehr begehrt. Es wird verwendet zu Mantelfutter, Jacken, Besätzen, Kragen und vielem anderen mehr. Die Fellpreise schwanken je nach Qualität und Größe zwischen 3060 Mark, im Durchschnitt wird mit etwa 40 Mark zu rechnen sein. Wenn man nun berücksichtigt, daß die Futter und Aufzuchtskosten etwa das anderthalbfache des Kaninchens betragen, so läßt sich leicht der Gewinn aus der Zucht errechnen. Die anfallenden Jungtiere aus Nach­zucht können aber auch als Zuchttiere zum Verkauf gestellt werden. Der Gewinn aus diesen Verkäufen ist natürlich größer So ist es verständlich, daß die Erfolge in der Nutria­zucht und der Mangel an Fellen beste Aussichten für die Zu­kunft bieten.

Die Nutria wirft zweimal im Jahr und in zwei Jahren bis zu fünfmal. Jeder Wurf bringt durchschnittlich etwa 4 bis 3 Junge, so daß ein ganz ansehnlicher Nutzen aus der Zucht zu erzielen ist. Als Höchstzahl in einem Wurf kann man 8 bis 0 Junge erhoffen. Wer ein Stücken Garten oder Acker zur Verfügung hat, kann sich das notwendige Grün­zeug selbst anbauen, so daß in diesem Falle die Kosten der Fütterung fast gleich Null sind. Die Jungtiere sind ihrer­seits bereits im 7. Monat geschlechtsreif, so daß der Farm­bestand schon in kurzer Zeit sich erheblich zu vergrößern vermag. Die Zucht dieses edlen Pelzträgers ist nicht schwer. Mit Lust und Liebe betrieben, bereitet sie dem Pfleger viel Freude. Auch Nebenberuflich kann sie durch die einfache Haltung der Tiere durchgeführt werden.

Chinesisches palafihün-chen.

Unter dem Namen Chinesische Palasthündchen oder Pekinesen, Pekinghündchen usw. unterscheidet man neuer­dings ein sehr beliebt gewordenes Damenhündchen scharf von einigen anderen, mit ihm vielleicht verwandten j Zwergrassen, wie den Zwergspaniels und den japanischen Tschins. Die Abstammung aller dieser niedlichen Tiere ist aber noch nicht völlig aufgeklärt, und manche glauben

auch, oaß man in den Pekinghündchen einen Verwandten des Mopses zu sehen habe, der nur langhaarig geraten sei. Man verweist dabei unter anderem daraus, daß der Pekinese dieselbe drollige Würde und auch sonst in seiner Charakteranlage viel Verwandtschaft mit dem Mops zeigt. Manche halten es für möglich, daß die Rasse ur­sprünglich aus Europa stammte, dann aber ähnlich wie die Tschins von den ostanatischen Züchtern eine besondere Ausbrldung erfahren habe. Er war dann der bevorzugte Liebling im chinesischen Kaiserpalast und bei den vor- nehmen Damen und ist von dort zuerst durch die Eng­länder bei uns eingeführt worden. Bon seiner hohen Umgebung wurde er aber nicht nur verwöhnt, sondern auch sehr gut erzogen. Man kann dieses Tierchen als den saubersten unter allen Hunden bezeichnen, dem eine Un­reinlichkeit in der Wohnung sichtbar zuwider ist. In

tLyma scheint man die Pekinesen aber tm allgemeinen be­trächtlich größer gezüchtet zu haben, als es nachher bei uns der Fall war. Wie bei vielen anderen Zwergrassen hat man möglichst kleine Exemplare bevorzugt und darin ist man vielleicht gelegentlich etwas zu weit gegangen. Dagegen hat man die volle Eigenart seines Gesichtsaus­druckes erhallen, wobei die Augen weit voneinander stehen und zahlreiche Falten den Eindruck einer chinesischen Kari­katur erwecken sollen. Dazu mutz das Fell schön ausgebildet und der Behang an den Ohren, der Mähne usw. reich und seidig erscheinen. Der Pekinghund macht in den verschie­denen Farbenschlägen, in denen man ihn züchtet, wobei eine schwarze Maske bevorzugt ist. überall Aufsehen. Er ist aber ein Hund, der vieler Wartung benötigt und nur als Luxusraffe in Betracht kommt.

Einträgliche Taubenzucht.

Die gewöhnliche Feldtaube wirst keine ausreichende Rente ab. Die Grundlage einer Taubenzucht soll immer eine schwere Fleischtaube bilden (Straffer, Polnische Lux- ta«b«r, Koburger Lerchen und ähnliche). Für denjenigen, d«c troP»em eine etwas bewegliche Taube haben will, ist die Einkreuzung von Brieftauben zu empfehlen. Man halte wenigstens sechs Paare. Ein sauberer, Heller Schlag, regelmäßig gereinigt und gekalkt, frei von Zuglnft und Ungeziefer, ist die erste Vorbedingung für rentable Taubenzucht. Jedes Taubenpaar braucht Raum für zwei Nester, weil fleißige Tauben in einem Nest brüten, wäh­rend noch im anderen die schon erwachsenen Jungen ge­füttert werden Das Ausflugloch des Schlages mutz hoch angelegt werden, damit die jungen Tauben nicht vorzeitig, ehe sie hochfliegen können, den Schlag verlassen. Alan füttere die Tauben nur einmal täglich, und zwar in den Vormittagsstunden zwischen lO und 12 Uhr. Das ist die Zeit, in welcher die Täubinnen nicht auf den Eiern sitzen. Ihnen m«ß in erster Linie die Futteranfnahme bequem gemacht werden. Die Taube liebt den Kali. Die Taube ttBü auch Salz. Man stellt in dem Schlag einen Topf, in chelchem ein Kuchen aus Lehm, Kalk, Salz und etwas Anisöl ««gerührt ist.

Man sorge für frisches Wasser in der Nähe des Schlages oder im Schlag. Wer die Tauvenhaltung nicht versteht, läßt cmr besten feine Hände davon.

Oie Drahiwmmer.

Neben den Engerlingen und den Erdraupen gibt es im Grunde des Ackers und des Gartens keine ärgeren Schädlinge als die Drahtwürmer. Es handelt sich bei diesen, den Mehlwürmern ähnlichen, nur mit etwas härteren Körpern und sichtbaren Beißzangen am Kopse ausgestatteten Schmarotzern um die Larve» von Käfer­arten, die allgemein als Schnellkäfer bekannt find. Diese Käfer haben nämlich dis Eigenschaft, daß sie sich, wenn man sie auf den Rücken legt, mit einem plötzlichen Ruck in die Höhe schnellen können. Dabei geben mehrere von ihnen (es existieren sehr zahlreiche sich ähnelnde Arten) einen deutlich vernehmbaren Ton von sich. Die Käfer selbst sind zum Teil ebenfalls durch ihren Fraß schädlich, doch werden sie von den Larven weit übertrosfen. Letztere

leben, ähnlich den Maikäfern, drei bis vier Jahre bei langsamem Wachstum in der Erde, ehe sie sich in Puppen und dann in die fertigen, flugfähigen Insekten entwickeln. Während der ganzen Zeit ihres Wachtums vefressen sie junge Pflanzen und die Wurzeln von solchen, mit Vor­liebe auch unterirdische Knollen. Dabei ist zu beachten, daß üe besonders schädlich in wärmeren, leichten Böden werden. Bei kaltem Wetter und bei Regen gehen sie tiefer unter den Boden und richten dann nicht soviel Schaden an, weil sie hier nicht so empfindliche Wurzeln erreichen.

Unsere Abbildung zeigt die drei gemeinsten und daher schädlichsten Arten. Alle sind schmutzig-gelb gefärbt, der Kopf, etwas plattgcdrüüt, zeigt eine glänzend rot- bis dunkelbraune Farbe. Daraus entstehen dann der erz- farbene Schnellkäfer, der blaugrün bis rötlich metallisch schillert, oder der graue oder braune Schnellkäfer, letzterer oft grau- bis weißhaarig erscheinend. Früher glaubte man, daß der Maulwurf durch die Vertilgung dieser Drahtkäferlarven besonders nützlich sei. Inzwischen hat es sich herausgestelli, daß der Maulwurf viel mehr die Weichen und für die Fruchtbarkeit so wichtigen Regen­würmer als Nahrung bevorzugt, die harten Drahtwürmer aber nur im äußersten Notfall frißt. Dagegen stellen die Krähen hinter dem Pfluge und viele andere Vögel, wie Stare und Drosseln, den Drahtwürmern eifrig nach. Auch kann man die Drahtwürmer fangen, wenn man zer­schnittene Kartoffeln oder Fallobst mit der Schnittfläche auf die Erde legt. Dann werden die Tiere aus ihren Höhlungen gelockt und fressen sich in diese Köder Löcher, und man muß nur dafür sorgen, sie alle Tage von neuem abzulesen und zu vernichten. Durch dieses Verfahren,

was nur im Gartenvetrteb, aber nicht oder nur aus­nahmsweise auf Äckern möglich ist. erzielt man mit der Zeit eine ziemlich wirksame Zurückdämmung der Schäd­linge. Auf größeren Flächen bekämpft man sie durch Kopfdüngung mit Kainit oder Chilisalpeter, auch bei kalkigen Böden mit dünnen Eisenvitriollösungeu, jedoch ist damit Vorsicht geboren.

Der Birnenrost.

Im Juni entstehen häufig auf den Blättern der Birnenbäume auf der Oberseite mitzfarbige Flecken, die mir kleinen dunklen Punkten besät sind. Auf der Unter­seite der befallenen Blätter treten dann bald zäpfchen- ortige Gebilde auf, während sich die Flecken auf der Ober- seite weithin sichtbar röten. Es handelt sich hier um die in allen Teilen Deutschlands und der Nachbarländer be­obachtete Pilzkrankheit des Birnenlaubes, die unter dem Namen Birnenrost bekannt ist. Während wir vielen anderen Pilzkrankheiten unserer Nutzpflanzen einiger­maßen wehrlos gegenüberstehen, sind wir in der glück­liche» Lage, den Birnenrosi ziemlich leicht zu bekämpfen. Tie aufgetretenen Pilze sind insofern gefährlich, als sie in den unter den Blättern hängenden Zäpfchen die Becher- fruchtsorm des Pilzes darstellen, die mir zahllosen mikroskopischen Samensporen geladen sind, welche vom Winde sehr weit verbreitet werden können. Man macht zu­nächst diese Pilze durch wiederholte Bespritzung mit ein- prozentiger Kupferkalkvrühc unschädlich. Das ist aber nicht die Hauptsache. Wie viele andere Rostpilze ist nämlich auch Vieser nicht in der Lage, seinen eigenen Wirt, also den Birnenbaum, unmittelbar wieder zu befallen, sondern er benötigt dazu eines Zwischenwirtes. Das ist in diesem Falle der Sadebaum oder Seoenbaum, eine als Zier­pflanze viel gehaltene, lebensbaumartige Konifere l-)nni. poruk LnbinL.) Tie vom Birnenbaum abwandernden

Sporen begeben sich an den Sadebaum. Hier ruhen sie

oft jahrelang im Holze und rufen zuerst nur unauffällige Astanschwellungen hervor. Hai aber der unsichtbare Pilz die nötige Lebensreife erlangt, so entstehen am Sadebaum im Frühjahr, gewöhnlich schon tm März, unscheinbare braune Zäpfchen, die bei Regenwetter gallertartig auf­quellen. Das sind nun diejenigen Samenträger, die ihrer­seits wieder den Birnenbaum befallen. Wo sich in der Nähe von Virnenbäumen keine Sadebäume befinden, kann der Birnenrost niemals auftreten. Man darf also in größeren Obstanlagen niemals Sadebäume gleichzeitig halten und man tut gut daran, sich auch in kleineren Gärten auf das eine oder das andere zu beschränken Da aber der Sade­baum ein sehr hübsches Ziergehölz ist. welches auch in armen Sandböden noch dankbar gedeiht, so können sich viele Gartenfreunde schwer entschließen, diesem Lebens­baum das Todesurteil zu sprechen. Man muß dann eben sorgfältig das Auftreten verdächtiger Erscheinungen am Sadebaum überwachen. Der Pilz sitz: fast stets nur in einzelnen Zweigen oder in einem Ast Diese befallenen Teile mutz man entfernen, ehe sie zum Ausstäuben der Keime kommen. Man verbrennt diese Zweige und es wird empfohlen, an trockenen Tagen, wo ein Verstäuben infolge des Hantierens mit den Zweigen zu befürchten stehi, diese vorher mit Brennspirttus zu befeuchten. Auch bei Birnen- bäumen, an denen die Befallstellen erst einige Blätter erfaßt haben, wird empfohlen, die Zweige und Äste nicht auszuschneiden, sondern nur die befallenen Blätter vorher in einem Glas BrennspirituS zu durchtränken und dann sie einzeln abzunehmen und zu verbrennen. Dieses Ver­fahren wird auch für Spalier- und Formobstbäume das gegebene sein. Tie Bespritzung mit Kupferkalkbrühe muß vor der Reife und Abnahme der sonst gesundheitsschäd­lichen Früchte eingestellt werden.

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Nr. 425. M. F. in P. Koniseren können noch viel später als Laubhölzei verpflanzt werden, es gibt sogar Gärtner, die für manche Arten eine späte Verpflanzung empfehlen. Es ist aber immer gut. mit vollem Wurzeiballen zu verpflanzen,'Und auch Arien, die einen ziemlich trockenen Standort ertragen, zu­erst gui feucht zu halten. Die Ansprüche an den Boden sind meist nicht groß, aber reinen Sand ertragen, wie schon die Kiefernwälder der Sandgeaenden beweisen, doch nur wenig Arten.,

Nr. 188. L. Z. in K. Ob man Kakteen düngen soll, hängt davon ab, welche Arten wir vor uns haben. Die schnell wachsen­den Sorten, wie Epiphyllum und Phyllokakteen brauchen mehr Wasser und sind in der Wachstumszeit auch für etwas stärke'?« Dunggüsse dankbar, di« indes immer nur etwa halb so stark be­messen werden, wie bei anderen Pflanzen. Die in ihrer Heinust ebenfalls nur sehr langsam, wenn auch etwas schneller Äs b«i uns wachsenden Kugelkakteen usw kann man durch unzweck­mäßige Düngung oft verderben, so daß bei ihnen okre W«f- mäßige Entwicklung des Fleisches auf Kosten der VtychrM und der Blüten emtriti. Bei ihnen genügt es. ihnen die richtige, hinreichend nahrhafte Erde zu geben, keinesjalls nur gestaltlosen Sand, und sie dann nach Vorschrift, akfo zn stark zu begießen.