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Montag. 13. Slpril 1S31
Württemberg
Stuttgart, 12. April.
q>. Prälat Stahlecker t- Am Samstag ist im Atter von ttahegu 80 Jahren Prälat v. Stahlecker gestorben. Er «st am 30. April 1851 geboren und fand seine erste ständige Anstellung als Helfer in Backnang 1880. Sechs Jahre später kam er nach Stuttgart, wo er bis 1896 blieb. Dann wurde er als Dekan nach Urach berufen und von dort ebenfalls als Dekan nach ReuMngen 1910. Im Jahr 1913 wurde er zum Prälaten und Generatsuperintendenten von Ludwigsburg ernannt. Gleichzeitig war er Mitglied des Konsistoriums. Dm Jahr 1922 trat er in den Ruhestand «in, den er in Ludwigsburg verbrachte. Roch im Oktober 1930 konnte er die Feier der goldenen Hochzeit begehen. Der Verstorben« war als Prediger mit seinem tiefen Gedankenreichtum außerordentlich geschätzt; ebenso hat er sich in seinen Gemeinden als «in treuer Seelsorger bewährt. In seinen leitenden Aemtern zeichnete er sich durch hervorragendes praktisches Geschick und ein klares, sicheres, nüchterne» Urteil aus. Die Beerdigung wird am Dienstag, 14 . April in Ludwigsburg stattfinden.
Aufnahme in die Ausbildungslehrgünge für Aachlehrerinnen. Da im Geschästskreis des Katholischen Oberschul, rats die Zahl der geprüften und der in die Ausbildungslehrgänge aufgenvmmenen Bewerberinnen für Fachlehrstellen für Handarbeit und Hauswirtschaft jetzt schon höher ist als die Zahl der vorhandenen Stellen, werden in den Jahren 1932 und 1933 Bewerberinnen des katholischen Bekenntnisses weder in das Hauswirtschaftliche Seminar Kirchheim u. T. noch in die Ausbildungslehrgänge an den Frauenarbeitsschulen ausgenommen werden. Auch die klösterlichen Anstalten werden keine Bewerberinnen aufnehmen. Es können sich somit 1932 und 1933 nur Bewerberinnen des evangelischen Bekenntnisses zur Aufnahmeprüfung melden.
Rundfunkvorlrag über katholische Eheauffassung. Am 2ü. März las der Schriftsteller Franz Blei im Rahmen des Frankfurter Rundfunkprogramms eine Erzählung „Das Gastmahl* Diese Darbietung, die in Wirklichkeit eine Verhöhnung der katholischen Eheauffassung war. gab, so schreibt das „Deutsche Volksblatt", zu lebhaften Protesten Anlaß. Die Leitung der Süddeutschen Rundfunk AG., die von Anfang an die Entgleisung lebhaft bedauerte, hat sich nun im Benehmen mit katholischen Kreisen entschlossen, zu gleicher Abendstunde am Donnerstag, dem 16. April, einen Vortrag über „Das Ethos der katholischen Ehe" halten zu lassen. Als Redner hat sich Professor Dr. theol. Linhardt (München- Freising) zur Verfügung gestellt.
Amtsunterschlagung. Das Schöffengericht hat den früheren Stadtkassier Haaga in Zuffenhausen wegen Ämts- unterschlagun« in Höhe von nahezu 15 000 RM. zu 1 Jahr und 6 Monaten Gefängnis verurteilt.
Lebensmüde. In einem Haus der Teckstraße wurde ein 69 I. a. Mann in seiner Werkstatt bewußtlos aufgefunden. Es lag ein Selbstmordversuch durch Gasvergiftung vor. Der Lebensmüde wurde nach dem Bürgerhospital verbracht.
Aus dem Lande
Ludwigsburg, 11. April. Holzmehl-Explosion. In einem Fabrikbetrieb des westlichen Stadtteils brach am Donnerstag mittag in dessen Späneraum ein Feuer aus. Durch den Luftzutritt während der Löscharbeiten kam es zu einer Holzmehlexplosion, bei der drei Personen teils leichtere, teils schwerere Brandwunden erlitten.
Möglingen OA. Ludwigsburg, 11. April. Löblich verunglückt. Als am Donnerstag abend der Personen- Zug 20.10 Uhr von Ludwigsburg her unweit der hiesigen Bahnstation fuhr, passierte eben das Einspännerfuhrwerk des Kohlenhändlers Heinrich Lussi aus Asperg den schrankenlosen Uebergang beim Bahnhof. An einem scharfen Pfiff der Maschine scheute das Pferd und ging davon.' Während der Lenker des Fuhrwerks, Heinrich Lussi, der das Pferd am Kopf führte, von diesem zu Boden geschleudert wurde.
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(Nachdruck verboten).
(Fortsetzung 61)
Ein unbehaglichliches Gefühl beschlich Marga. Das hatte sie ja nicht gedacht, daß es jetzt hier oben solch Volk gab! Und sie kehrte rasch um. Schnelleren Schritts eilte sie zurück. Sie war indessen noch nicht allzu lange gegangen, als mit einem Male rauhe Laute von voru an ihr Ohr schollen, von Menschen, die ihr entgegenkamen. Rohes Lachen, Stimmen in einer fremden Sprache, und nun wurden vor ihr drei Männer sichtbar. Wenig anheimelnde Gesellen in verschlissenen Anzügen, aus dem Kopfe hohe Lammfellmützen, über den Schultern Schau fein mit einem Kleiderbündel daran. Offenbar ausländische Arbeiter drunten von der Talsperre. Von neuem sprang da der Schreck in Marga auf. Sie schutzlos hier mit diesen wüsten Gesellen — und angetrunken schienen sie obendrein auck noch!
Unwillkürlich blieb Marga stehen und blickte ängstlich aus die Ankömmlinge. Die wurden nun auch ihrer ansichtig und verstummten. Ihre stechenden, unstäten Augen beteten sich auf sie. Erst staunend, dann begehrlich. Eine Flau, und gar eine reiche, schöne — ganz allein hier im Walde.
Schweigend blickten Sie einander an. Ein unheimliches Glühen entbrannte ihren Augen, und langsam kamen sie näher.
Voller Entsetzen durchfuhr es Marga. Sie warf sich herum und wollte den Weg, den sie gekommen, zurücklaufen. Aber gleich beim ersten Schritt schrak sie jäh zurück. Auch dort drohte ja gleiche Gefahr. Also ein Entrinnen unmöglich, und hinter ihr jetzt das höhnische Auflachen der Unholde.
Die Angst der Verzweiflung entpreßte ihr einen schrillen Schrei. Aber als Antwort nur wieder jenes grauenhafte Lachen, ganz nahe schon. Und jetzt griff eine Hand nach ihr, eine ekle, schmutzstarrende Hand, tierisch behaart.
Wie eine Irrsinnige gellte sie da noch einmal auf, daß selbst der Angreifer hinter ihr unwillkürlich abließ.
Doch diesmal kam eine andere Antwort. Das laute Aufbellen eines Hundes, nun der Zuruf einer Mannesstimme, und jetzt brach es seitlich neben ihr durch den Wald. Erst ein brauner, hochläufiger Jagdhund, dann sein Herr — der Jäger
glücklicherweise aber nur Haukschürsungen erlitt, stürzte sein 64jähriger Bruder Gottlieb Lussi vom Wagen und zog sich ! dabei so schwere innere Verletzungen zu, daß er trotz so- - fortiger ärztlicher Hilfe bald starb.
! Reustadt OA. Waiblingen, 12. April. Einbrüche. In ; letzter Zeit wurden die hiesigen Lebensmittelgeschäfte von ! Einbrechern heimgesucht. Die nächtlichen Besucher haben es ! hauptsächlich aus Zigaretten, Lebensmittel und Geld ab- ! gesehen.
! Gmünd. 12. April. Heimatspiel. Die Dramatische ! Vereinigung Geiger-Ring führt in diesem Frühjahr wieder das romantische Volksschauspiel „Der Geiger von Gmünd" von Hermann Streich auf, das in den Jahren 1924 bis 1926 so regen Besuch gefunden hatte. Das Stück wird in der alten Fassung als Saalspiel im Kath. Vereinshaus mit den bewährten früheren Darstellern gespielt werden. Als Spieltage im April ist der 15., 18., 25. und 26. vorgesehen.
Bad Mergentheim, 12. April. Hohes Alter. Seinen 84. Geburtstag durfte am Freitag unser ältester Mitbürger, Präzeptor a. D. D ür r, begehen. 3m allgemeinen erfreut Üch der Jubilar noch einer g-'^ ' Gesundheit.
Reutlingen, 11. April. Gefaßter Wilderer. Am Karfreitag wurde der seit einiger Zeit von der Polizei gesuchte Adolf Franz in seiner Wohnung in Betzingen ver- hastet, da er im Verdacht steht, sich der Wilderet schuldig gemacht zu haben.
Laufen/Eyach, 12. April. Vom Zug tödlich über- fahren. Freitag vormittag ließ sich der ledige 20jährige Erwin Bitzer von Pfeffingen oberhalb des Bahnhofs vom Zug überfahren. Er war sofort tot. Der Grund zu dieser Tat soll Liebeskummer gewesen sein.
Erbach OA. Ehingen, 12. April. Das Beil in Kinderhänden. Vor einigen Tagen hantierten zwei Kinder im Alter von 6 und 7 Jahren mit einem Beil, wobei das ältere dem jüngeren mit dem scharfen Teil einen Hieb auf die Hand versetzte. Das schwer verletzte Händchen dürfte erhalten bleiben.
Rottweil, 11. April. Tödlicher Unglücksfall. Bormittags vergnügte sich der 8 jährige Otto Huber, Sohn des Postinspektors Huber hier, in Gesellschaft seines jüngeren Brüderchens und eines weiteren Kameraden mit einem Radelrutsch. Er fuhr Mt letzterem den ziemlich steilen Fußweg beim Hotel Zink herunter und in dem Augenblick in die Bahnhofstraße hinein, als von der Stadt her ein Verkehrsomnibus kam. Von diesem wurde der Knabe erfaßt, eine kurze Strecke geschleift und am Kops so schwer ver- ! letzt, -aß er alsbald verschied.
Trosflngen, 12. April. Waldbrand. Ein gefährlicher Wald- bezw. Kulturbrand kam mittags 12 Uhr auf dem Gemeindeareal Gewand Kirchhakde, ettva 100 Meter hinter der Schießanlage zum Ausbruch. Das Feuer entstand dadurch, daß Mädchen von Aixheim, die mit Pflanzensetzen beschäftigt waren, um genannte Zelt aus einem schmalen Weg innerhalb der Kultur, entgegen den Warnungen des Försters, ein kleines Feuer anzündeten, um den Kaffee zum Mittagessen zu wärmen. Der Löschzug der hiesigen Feuerwehr kam gerade noch recht, um den Flammen am Rand des Hochwalds Einhalt zu tun. Innerhalb knapp drewiertel Stunden war di« Halde in einer Ausdehnung von über vier Hektar eine schwarzgebrannte Fläche. Etwa zwei Drittel der ein- bis fünfzehnjährigen Kultur dürste vernichtet sein.
Langenau, 12. April. Wildvögel. Im Ried liehen sich am Freitag sechs Störche nieder. Unter ihnen befand sich auch wieder der schwarze Storch, der letztes Jahr in diesem Gelände beobachtet worden ist. — Im nahen „Moos", etwa 500 Meter nordöstlich der Sixenmühle, beginnt die B i r k h a h n b a l z. Man muß eine Halde Stunde ehe das erste Licht im Osten herauffteigt, am Beobachtungsort sein, da man die Hähne sonst «vergrämt'. Der B r a ch-
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von vorhin —' und nun erkannte sie ihn: der Neffe des alten Herrn von Grund.
„Was geht hier vor?"
„Schützen Sie mich um Gottes willen!" Dicht drängte sich Marga an ihren Retter.
Eberhard von Selbach kehrte "sich gegen ihre Bedränger.
„Zurück! Auf der Stelle — oder!"
Und er erhob drohend die Büchse.
Da wichen die drei langsam zurück, murmelten ein paar unverständliche Worte und verschwanden alsbald im Walde. „Gesindel!"
Verächtlich sah Selbach ihnen nach. Dann wandte er sich Marga zu.
„Ich freue mich, meine gnädige Frau, daß ich Ihnen einen kleinen Dienst erweisen konnte. Allerdings nur ein glücklicher Zufall. Wäre ich nicht gerade dort oben im Eichenschlag gewesen'—"
Marga schüttelte noch einmal ein Grauen. Aufgeregt streckte sie ihm beide Hände entgegen.
,Wie soll ich Ihnen nur danken!"
Selbach führte ihre Linke an seine Lippen.
„Wie gesagt, ich schätze mich glücklich —Aufrichtig glücklich."
Sein Blick streifte ihr schönes Antlitz, in der Erlegung doppelt reizvoll, und seine Hand preßte leise die ihre, ehe er sie wieder sreigab. Doch dann glitt sein Auge verwundert an ih.er kostbaren Robe herunter.
„Aber wie kommen Sie auch nur hierher, meine gnädigste Frau?"
Sie klärte ihm alles auf. Dabei schritt sie langsam an seiner Seite den Weg nach Rödig zurück.
Selbach hörte ihr aufmerksam zu. Aufs lebhafteste gefesselt von ihrer Erscheinung, ihrem ganzen Wesen. Es ging ihn ganz wie damals, als er sie kennen gelernt hatte beim Be- g,äbnis ihres Vaters. Und in Erinnerung daran sagte er jetzt:
„Es ist lange her, seit wir uns' das erstemal sahen. Es war ein trauriger Anlaß damals."
Sie nickte und wurde ernster. Dabei fiel ihm auf, daß ' e ! och immer blaß aussah von dem ausgestandenen Schrecken. V -rsorglich bot er ihr da seinen Arm.
«Sie sind sicher angegriffen, meine gnädige Frau — darf ich mir erlauben?"
Dankend nahm sie an. Sie fühlte sich in der Tat nicht g. i Ihre Knie zitterten noch beständig, und oon Zeit zu Zeit rann ihr ein Schauer über den ganzen Leib. Er fühlte es, wie er sie jetzt stützte und unwillkürlich drückte er dann jedesmal ihren Arm ein wenig gegen den seinen, um ihr einen besseren Halt zu geben. Sie ließ es ruhig geschehen und lehnte
vogel flötet und die Bekassine meckert, Wildtauben und Wildenten sind Heuer außerordentlich zahlreich im Moos. Die späte Schneeschmelze hat alle Wasser-, löcher gefüllt, das behagt den Enten- Sixenmüller Schmid hat während des Winters rund zwei Zentner Malzkeime und Heu an Wild verfüttert.
Buchau, 12. April. SchwererMotorradunfall. In einer Straße wollte ein Motorradfahrer zwischen einem Lieferwagen und einem Personenwagen durchfahren. Hierbei geriet er an den Lieferwagen und wurde so unglücklich geprellt, daß ihm der Schädel buchstäblich auseinanderbrach. Der Tote ist 25 Jahre alt und stammt aus Buchau.
Ravensburg, 11. April. Eine Mißachtung des Gemeinüerats — Einführung des Milchbearbeit u n g s zw a n g s. In der letzten Sitzung des Gemeinderats wies Stadtrat Wahl darauf hin, daß der Gemeinderat einstimmig der Verordnung über Einführung des Milchbearbeitungszwanges seine Zustimmung ' versagt habe. Wie man nun aus der Presse ersehe, sei die Verordnung trotzdem in Kraft getreten. Man müsse sich fragen, ob es denn zweckmäßig und richtig sei, gerade in, dieser Zeit der schwersten wirtschaftlichen Nöte einen solchen Zankapfel unter das Volk zu werfen, und ob der Gemeinderat das völlige Außerachtlassen seines Standpunktes hinnehmen müsse. Der Redner wies daraus hin, daß schon gleich nach Eröffnung der Oberlandm' lchverwerttrng GnckH. sich ein Sturm gegen die bearbeitete Milch erhoben hake. Die Hausfrauen klagten damals schon und die Omira gab zu, daß die Omira-Milch schlecht ausrahme. Andererseits seien gegen die Milchhändler im letzten Jahr keine Klagen mehr laut geworden. Das Ganze gehe eben auf eine Zwangswirtschaft hinaus, bei der >.nan den Hausfrauen wider ihren Willen unnötigerweise Omira-Milch aufdrangen wolle. Oberbürgermeister Mantz erwiderte, die Anfrage sei sehr erwünscht, weil sie Gelegenheit biete, Aufklärung zu geben: Das Württembergische Polizeiamt habe aus Weisung des Innen- und des Wirtschaftsministeriums die bekannte Verfügung erlassen, der Gemeinderat habe jedoch seine Zustimmung versagt, worauf das Oberamt nach Anfrage beim Innenministerium die Verfügung trotzdem für vollziehbar erklärt habe. In der Verfügung könne ein« Mißachtung des Gemeinderats gesehen werden. Die Antwort ging dahin, daß der Milch- bearbeitungszwang in allen größeren Gemeinden des Landes, in denen.die Voraussetzungen gegeben seien, mit oder ohne Zustimmung des Gemeindevats durchgeführt werde; also zunächst in Stuttgart, Eßlingen, Geislingen. Göppingen, Heilbronn, Ravensburg, Hall und Crailsheim. Einem Antrag von Stadtrat Wahl entsprechend erhob der Gemeinderat Ei^'pruch gegen die Mlizeiliche Verfügung. Reinigung, Tiefkühlung und Pasteurisierung erscheine zuviel. Reinigung und Tiefkühlung sollte genügen, das könnte nicht nnr in der Omira, sondern auch in andern modernen Milchhandlungen geschehen.
vom bayerischen Allgäu, 12. April. Große Vieh» aufkäufedurchRußland. In den nächsten Wochen wird bekanntlich eine russische Aufkauf-Kommission nach Schwaben, vor allem nach dem Allgäu sich begeben, um aus den dortigen Viehzuchtgebieten Zucht- und Nutzvieh in größeren Mengen aufzukaufen. Diese Geschäfte werden durch die bayerische Viehvermittlung in München getätigt, so daß die verkaufenden Viehbesitzer rasch ihr Geld erhallen. Die bayerische Viehvermittlung hat sich ihrerseits durch Rück- bürgschaftsleistungen amtlicher Stellen gegen das Risiko langfristiger russischer Ratenzahlungen gedeckt. Das bisher nach Rußland gelieferte bayerische Bich hat sich dort sehr gut bewährt.
Pforzheim. 12. April. Rätselhafte Brandsätle bei Pforzheim. Nachdem bereits Donnerstag nacht im Gasthaus zum „Löwen" in Allmendingen «in Grohfeuer ausgebrochen war, entstand Freitag nachmittag auf die gleiche Weise ein Brand, dem ein Schopf, ein Oekonomie- gebäude und eine Scheune zum Opfer fielen. Im „Löwen" entstand am Freitag nachmittag erneut ein Feuer, durch das der stehengebliebene Teil der Gebäulichkeiten vernichtet wurde. Beim Brand im „Löwen" wurden mehrere Stück Großvieh. Kühe und Pferd« ei« Raub der Wamme«.
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sich wirklich in solchen Augenblicken fester auf ihn, so daß er on seinem Arm ihre Schulter fühlte. Dazu der Hauch ihrer Nähe, ihres zart schmeichelnden Parfüms — cs überrieselte ihn jedesmal. Ein lange nicht mehr gekanntes Gefühl. Wußte er denn überhaupt noch, wie es war, wenn sich ein weicher Frauenleib an einen schmiegte?
Und Eberhard von Selbach umgab so auf diesem einsamen Waldgang die fremde Frau mit all der zarten, ritterlichen Aufmerksamkeit, die daheim in seinem eigenen Hause nicht gewertet — ja, als lästig empfunden wurde.
Als sich Marga Steinsiefen in der Nähe des Ortes von ihm verabschiedete, dankte ihm ein langer Blick aus ihren dunkeln Augen und die Aufforderung, wenn sein Weg ihn einmal nach der Hauptstadt führe, doch bei ihnen vorzu'prechen. Ihr Mann werde sich freuen, ihm noch persönlich für seinen Schutz zu danken. ^
Eke war jetzt viel allein. Ihr Mann war oft verreist, in der Stadt, wo er Geschäfte hatte.
Eberhard von Selbach sagte damit nicht die Unwahrheit. Er hatte, als er seinen ersten Besuch bei Steinsiefen machte, dort auch Margas Bruder getroffen. Es war dabei viel von den großen Unternehmungen Hermann Reuschs die Rede gewesen, und schließlich halte sich, nach wiederholtem Zusammentreffen, Selbach bestimmen lassen, auch seinerseits einige Anteile d.r Baugenossenschaft zu erwerben. Es schien ja in der Tat da ein gut Stück Geld zu verdienen zu sein. Aber, was ihm mehr galt: die geschäftliche Verbindung mit dem Bruder gab ihm den willkommenen Anlaß, der Schwester häufiger nahe zu sein.
Marga ihrerseits sah ihn auch nicht ungern kommen. Doch endlich ein Mann der großen Welt, der sie mit seiner Aufmerksamkeit auszeichnete! So fand Eberhard von Selbach ein unausgesprochenes Entgegenkommen bei seinen Besuchen, das ihn bald imnier tiefer einspann mit seinem verführerischen Bann. Und er floh sein eigenes Haus mehr und mehr.
Eke empfand diese Einsamkeit als eine Wohltat. In der Nähe ihres Mannes bedrückte sie etwas wie ein Schuldgefühl, trotzdem sie sich immer wieder laut zurief: Er hatte ja gewußt, was ihn erwartete. Aber in den stillen Stunden durchwachter Nächte mußte sie es sich bekennen: Es war doch auch in ihr das tiefe Sehnen des Weibes. Nur dem, der den Namen ihres Galten trug, war es nicht beschieden, es zu stillen. Aber ein anderer war da, wenn ihr das Schicksal den gelassen hätte —! i
Das war es, was aus Ekes Stolz lastete. War das nicht 1 schon wie ein trübender Anhauch der Sünde? ^
(Fortsetzung folgt). "
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