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Ein Bube in vielfach geflicktem Hemd stand vor ihm, schweißnaß, halb ohnmächtig von überstandener Angst und Anstrengung.
»Laßt, es ist schon gut so!" Lite stürzte das Glas Wasser hinunter, das Barnow ihr reichte. „Es darf doch keiner wissen, daß ich in der Nacht fort bin. Früh am Morgen muß ich auch wieder zurück sein."
Ihre Augen suchten im Raum, der nur erhellt war durch das schwach einfallende Mondlicht und die knisternde Glut ini Herd.
Hinten in der Ecke, wo sich der alte Bar-- now sein Lager anfgeschüttet hatte, lag jetzt eine dunkle Gestalt, unkenntlich für den Fremden.
„Gustav!" Lite kniete nieder, bedeckte die Hände des Verwundeten mit Küssen. „Gustav!" Das war neben aller Erlösung noch ein Nachhall der furchtbaren Angst, die sie vor Wossil Petrowitsch ausgestanden, als er sie aus dem Gebüsch hervorzog
Der Verwundete bewegte sich, die herzzerreißende Stimme schien in sein Bewußtsein gedrungen. „Nein, nicht Heidkuhnen!" er röchelte. Und dann gellend, erschütternd:
„Feuer! Feuer!" Es war die Stimme des Kommandierenden.
Lite hatte Verbandszeug mitgebracht.
Sorglich legte sie es um die verwundete Schulter. Es mochte wohl mehr die mangelnde Behandlung sein als die Schwere der Verwundung, die dem Mann die Kraft geraubt. Die Frau nahm den blutgetränkten Nock, wusch ihn in einer Wanne aus.
„Es ist wirklich nicht so gefährlich!" Sie wollte Heinrich Barnow damit beschwichtigen. Aber der Alte war hinausgegangen.
So fielen die Worte auf sie selbst als Trost zurück. Ein wenig Milch fand sie vor. Die flößte sie dem Verwundeten sorgsam ein.
„Gustav!" Ihre kleinen Hände hielten wie zur Beruhigung des Mannes große dunkle Finger. Aber sie konnte nicht ruhig dabei bleiben.
Bor ihrem Zucken und Zittern wurde Gustav von Plessow ins Bewußtsein zurückgerufen. Einen Buben sah er neben sich sitzen, mit kurzem Haar und geflicktem Hemd.
Krampfhaft hielt er sick> an die Gegenwart. Nein, es war kein Bub. Es war das zärtlich besorgte Gesicht seiner kleinen Lite, die irgendwie verstört neben seinem Lager saß. Der Rittmeister richtete sich jäh auf. Sein Blick wurde scharf, erkennend.
Die Hütte, die verkleidete Frau. — „Lite, wo sind die Russen?"
Die Frau wollte keine Antwort geben, wollte Vortäuschen, zur Beruhigung. Aber plötzlich sank sie gegen den Mann. Ein schmerzgepeinigtes, gefoltertes Weinen schüttelte sie. Zwischen Schlucken und Würgen erfuhr der Rittmeister die Wahrheit. Die ganze Gegend war den Russen in die Hände gefallen. Auf Schloß Markehnen saß Wossil Petrowitsch.
„Er ist die größte Gefahr!" Gustav von
Amtliche öekanntmachungen
Kreispolizeiliche Anordnung über die
Festsetzung der Polizeistunde
K0KI4N VON kLLIX ÜÖölLK
HDkeder-ILsektssekirtls äurek Verlag Oskar Heister, ^Veräsu
Plessow schob seine Frau Plötzlich von sich. „Auf keinen Fall darfst du wieder hierher kommen. Wenn man dich erkennt, dir nachschleicht -"
Lite legte dem Erregten die Hand auf den Mund. „Man erkennt mich schon nicht!" Es war das Letzte, was noch in des Mannes Bewußtsein drang. Wilde Fieberfantasien setzten ein, überlodert vom Brandsignal aus Heidkuhnen. Ganz still saß die Frau da. Trost und Zuspruch hätte sie in dieser Nacht gebraucht. Statt dessen mußte sie selbst Halt und Stütze sein, durfte keinen Augenblick den klaren Verstand verlieren. Um keinen Preis durften die Russen von Gustavs Anwesenheit erfahren. Eine Gefangenschaft hätte er nicht überlebt. Sie kannte ihn.
Leise öffnete sich die Türe. Barnow schob sich herein, das lebendige Symbol der Zeit, die als Schicksal niemals stillstand. Lite beugte sich noch einmal zu dem Verwunde
ten, küßte sein wetterdunklcs Gesicht, über das jetzt fliehend die Fieberröte jagte. „Gustav!"
Heinrich Barnow hörte im Vvrübergehen nur das geflüstert: „Ich komme morgen zu gleicher Zeit wieder!" Dann war die Frau verschwunden. Ter Waldboden trank ihre Schritte. Das geübte Ohr des alten Holzfällers vernahm kurze Zeit daraus das Einschlagen von Rudern. Er zog die Türe hinter sich zu, hockte sich in der Nähe des Feuers nieder und starrte zu dem Verwundeten hinüber. Er wußte — man würde wohl recht schnell mit ihm verfahren, wenn man den Rittmeister hier fand.
Barnow wiegte den Oberkörper hin nxd her. Die Hütte, er selbst würden in Flam- den aufgehen, wie so vieles hier in der Ge- geird. Aber der Wald blieb trotzdem der gleiche. Er war ewig. Ter Mann lauschte in das Nachtlicd der Bäume hinaus. Gut war es, daß cs dieses Ewige gab. Man hätte sonst in dieser Zeit an der Vorsehung zweifeln können. Eine Beruhigung war es ihm, daß selbst nach seinem Tode der Wald bestehen blieb. Zudem: man würde den Rittmeister schon nicht bei ihm finden.
Ter Kopf des Mannes sank ans dir Brust
Für Verdnnklungssünder kein Licht de. Braunschweig, 9. September. Ein wirksames Mittel hat die Stadt Nordhansen ersonnen, um die Bewohner zur ordnungsmäßigen Verdunklung anzuhalten. Wer den Verdunklungs-Vorschriften zuwiderhandelt, bekommt achtTa gelang keinen elektri- schen Strom für Beleuchtung und Heizung.
Tot gestellt und dann geflohen 6m. Goslar, 9. September. In einem Nachbarort drang während eines Fliegeralarms, ern Einbrecher in ein Haus ein und ließ zunächst die Schweine aus ihrem Stall, um die Bewohner abzulenken. Während der Besitzer die Borstentiere einfing, stahl der Verbrecher aus dem Vorratskeller Lebensmittel. Als die Suche nach dem Eindringling ausgenommen wurde fand ihn der Besitzer des Hauses im Vorgarten, wo sich der Dieb tot stellte. Er ließ sich mehrere Meter auf dem Boden mitschleifen, bis der getäuschte Eigentümer sortging, um Hilfe zu holen. Diesen Augenblick nutzte der Einbrecher aus und floh. Die Gendarmerie hat die Verfolgung ausgenommen.
Mann tanzte mit polnischem Gefangenen vd. Halle, 9. September. Ein 59jähriger Mann aus Hornburg (Mansfelder Seekreis) wurde hier zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, weil er in einem Saale, in dem polnische Kriegsgefangene unter sich musizierten. mit einem Polen getanzt hatte. Er hatte dabei völlig überhört, daß dabei die Saaltüre abgeschlossen wurde, so daß er nach zehn Minuten den Rückweg durchs Fenster antreten mußte.
Päckchen für Verwundete unterschlagen wd. Halle, 9. September. Das Soudergericht Halle verurteilte den 26jährigen Pförtner eines Krankenhauses zu sechs Jahren Zuchthaus und sechs Jahren Ehrverlust, weil er
für Verwundete bestimmte Päckchen unterschlagen hatte. Selbst an Romanen, die Verwundeten zngedacht waren, vergriff ersieh, um sie seiner Braut zu schenken.
Autofahrer betrunken am Steuer 6m. Magdeburg, 9. September. Das Reichsgericht verwarf die Revision eines vom Magdeburger Landgericht verurteilten 45jäh- rigen Autofahrers aus Genthin als unbegründet. Der Angeklagte hatte in verschiedenen Gastwirtschaften erhebliche Mengen Alkohol zu sich genommen und in angetrunkenem Zustande ein Pferdefuhrwerk angefahren, das buchstäblich auseinandergerissen wurde. 50 Meter hinter dem Pferdewagen fuhr er einen Radfahrer an, der aus der Stelle getötet wurde. Dafür erhielt er jetzt die verdiente Strafe von einem Jahr und neun Monaten Gefängnis.
19 Jahre unter falschem Namen kv. Insterburg, 9. September. Der bereits sechsmal vorbestrafte Otto Brade wurde von der hiesigen Strafkammer zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, da er sich fortgesetzt schwere intellektuelle Urkundenfälschung, sowie fortgesetzte Personenstandsunterdrückung hatte zuschulden kommen lassen. Seit 1921 führte er, der seine erste Frau verlassen hatte, den Namen Otto Dorsch. Cr meldete sich unter diesem Namen an, verjüngte sich um fast neun Jahre, indem er statt seines Geburtsdatums das des Dorsch angab. Den Namen übernahm er von einer Quittungskarte des Otto Dorsch, der ihm diese ausaehändigt hatte, weil et wegen Politischer Umtriebe verfolgt wurde. Brade lernte 1926 eine geschiedene Frau kennen. In wilder Ehe wurde er Vater von fünf Kindern; den Kindern gab er den Namen Dorsch. Der Angeklagte beging auch seine Straftaten unter dem falschen Namen und wurde auch unter diesem verurteilt. Sogar im Zuchthaus hatte er sich in das Gefangenenbuch unter falschem Namen eingetragen.
hinab. Er schlief in den bamMrMen TaF hinein, da das Boot von Markehnen schon längst wieder am Laufsteg lag. Es hatte wohl keiner gemerkt, daß eS wicdergekom- men war. Nun schaukelte es in der erwachenden Sonne, die rotglühend auf dem Was- , ser flammte.
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Die Frau Gräfin muß einen ausgezeichneten Schlaf haben!" Wossil Petrowitfchs Adjutant zögerte nach seiner Entlassung noch einen Augenblick.
„Wie kommen Sie daraus?" Wossil Petrowitsch erhob sich von dem mit Karten belegten Tisch. Der andere zuckte die Achseln. „Ich weih, es klingt nach einer Verdächtigung, und Herr Hauptmann wünschen keine Verdächtigung der Frau Gräfin. Trotzdem halte ich es für meine Pflicht."
Wossil Petrowitsch wurde unruhig. Er stand am Fenster, trommelte gegen diö Scheiben. „Ich bitte Sie, sich deutlicher aus- zndrücken."
Ter andere räusperte sich. „Vergangene Nacht glaubten unsere Posten an einen lleberfall. Der Posten vor den Räumen der Frau Gräfin ist beauftragt, sie um jeden Preis zu schützen. Es ist bekannt, daß die Frau Gräfin trotz der unruhigen Zeiten bei offenem Fenster schläft. Ter Posten wollte sie veranlassen, die Fenster wegen der drohenden Gefahr zu schließen. Aus sein Klopfen und Rusen erhielt er keine Antwort."
Wossil Petrowitsch atmete schwer, ließ seiner Stimme aber nicht anmerken, als er cntgegnete: „Tie Frau Gräfin betrachtet uns mit Recht als ihre Feinde. Es kommt hinzu, daß ihr lebhaftes Temperament ihr einen — gewissen Trotz gibt. Sie mag mit Absicht nicht geantwortet haben."
(Fortsetzung folgt.)
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Karkoffelversorgung sehr befriedigend
Die- Versorgung mit Speisekartoffeltt gestaltet sich äußerst befriedigend. Nachdem die Getreideernte in den Kartoffelanbaugebieten so gut wie beendet ist, geht die Rodung der Kartoffeln in vollem Umfange weiter. Der An? fall an wü-"—. ------ > " -.
daher ft-Nge,
Frühkartoffeln voll untergebracht werden. Jetzt treten auch bereits die mittelfrühen Kartoffelsorten stärker in Erscheinung, von denen ebenfalls eine gute Ernte anfällr. Für die nächste Zeit kann mit einer laufenden reichlichen Kartofselversorguna gerechnet werden. Für Speisekartoffeln werden für die Zeit vom 2. bis 9. September als Erzeugerfest- Preise je 50 Kilogramm netto ausschließlich Verpackung frachtfrei Empfangsstation festgesetzt: Für Weiße, rote und blaue Sorten 9.65, für runde und lange gelbe Sorten 3.10 Mk. Vom 9. bis 14. September betragen die Erzeugerfestpreise für weiße, rote und blaue Sorten 2,40 Mk., für runde und lange gelbe 2.60 Mk. _
K3.-I?r68ss ^VUrtlsmdsrx Ombll. OesamtloilunZ O. Loseno r. Ltuttxart, ^rieäriokstr. 13. Verlaxslsilsr unä Lekrin- letter I?. 3. 8 o d s v ! s, Oal^. Vortax:
0md3. Druck: H.. OolseklLser'sotls Lueltäruckersi Oalv.
2. 2t. Lreislists ü Küttig.
Wer ein Recht hat, das der Versteigerung des Grundstücks oder des nach 8 55 Z.V.G. mithaftenden Zubehörs entgegensteht, wird auf- gesordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aushebung oder einstweilige Einstellung des Verfahrens hcrbeizusühren, widrigenfalls für das Recht der Versteigerüngscrlös an die Stelle des versteigerten Gegenstands tritt.
/Us Vermüblts grllösn
Willv Mit IVIsta Mit
gsd. kunrmsnn
Auf Grund des 8 7 der 1. Durchführungs-BO. zum Luftschutzgesetz tu der Fassung vom 1. September 1939 — RGBl. I S. 1631 — wird die Polizeistunde für alle Gemeinden des Kreises Calw mit Wirkung vom 10. September 1940 (einschließlich) auf
LS Uhr
festgesetzt.
Die Herren Bürgermeister und die Gendarmeriebeamten werden angewiesen, die Einhaltung der Polizeistunde zu überwachen.
Ealw, den 9. September l9l0.
Der Landrat
Vr. Haegele.
Zwangsversteigerung
Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das auf Markung Ealw gelegene, im Grundbuch von Calw, Heft 210, Abteilung l Nr. 4, zur Zelt der Eintragung des Versteigerungsoermerkes auf den Namen des verstorbenen
Carl Stotz, Schuhmachermeister« in Ealw, zur Hälfte, und der Erben seiner verstorbenen Ehefrau Gottllebin Stotz geb. Link zur Halste,
«Iiigelragene Grundstück der Markung Calw:
Gebäude Nr. 44 Lederstraße
Wohnhaus, Stall, Winkel mit Geb. Nr. 42 Ledcrstraße gemeinschaftlich, nnd Hofraum 1 , 51 qm
am 7. März 1940 amtlich geschätzt zu —11 OM NM.
am Donnerstag, den 24. Oktober ISIS, vormittags 1V Uhr, im neuen Amtsgerichtsgcbäude in Calw Zimmer 30 versteigert werden.
Der Vcrsteigerungsvermerk ist am 17. Juli 1940 in das Grundbuch eingetragen.
Es ergeht die Aufforderung, Nechte, soweit sie zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerkes aus dem Grundbuch nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermin vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls sie hei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Ver- stelgcrnngscrlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden.
Ealw, den 7. September 1940
Der Kommissrkr: Bezirksnolar Grathwohl
Anstelliges, gewandtes
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da : oas Kochen kann,in Einfamilienhaus nach Ealw gesucht.
Angebote unter Z M 218 an die Geschäftsstelle der »Schwarzwald-Wacht" erbeten.
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auf 15. Okt. zu mlsten gesucht.
Von wem, sagt die Geschäftsstelle der „Schwarzwald-Wacht".
Flegeldrusch«
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kauft und sieht Angeboten entgegen
Erziehungsheim Stammheim
Am Sonntag, 8. September
d. Jahres, ging von Würzbach bis unterhalb Nötenbach eine
Handtasche mit Inhalt
verloren.
Der ehrliche Finder wird gebeten, die Tasche auf dem Rathaus in Würzbach abzugeben.
Schöne, gewöhnte, 35 Wochen trächtige
Kalbin
verkauft.
Georg Luz, Breitenberg
Eine
Kalbi«
mit 3 Wochen altem Kalb, sowie
30 » Ltr. Most
verkauft
Michael Hammann, EmLevg
---
Verkaufe am Mittwoch abend 8 Uhr zwei gute
Rrrtz-u.Schaffkühe
eine hochträchtig, u. ein '/«jährige»
Rind
Heinrich Euurrendörfev Sim mozhelm/b. „Adler".
- Kalbln
(Rotschcck), 29 Wochen trächtig, gewöhnt, von guter Abstammung
verkauft
Fritz Roller, Holzbrou«
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