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Nagolder Tvgblatt »Der GeseiUchaitkr

nachdem das Genfer Zollabkommen gescheitert ist, nicht be­sonders vertrauenserweckend aus. Obwohl man sich bei dem Renen Plan völlig darüber im klaren war, daß Deutsch­land nur in Ordnung kommen und nur dann Reparationen zahlen könne, wenn man ihm eine Ausweitung seines Außen­handels ermögliche, habe niemand von unseren Vertrags- gegnern dazu irgend welche Anstalten getroffen. 3m Gegen­teil befinden wir uns in einer umgekehrten Entwicklung, die sofern sie anhalten sollte allerdings zu großen Besorg­nissen Veranlassung geben würde.

Die Deutsche Volkspartei gegen Dr. Frick

Weimar. 26. Mürz. Der Haushaltausschuß des Thü­ringer Landtags hat einen Antrag der Deutschen Volks­partei mit knapper Stimmenmehrheit angenommen, daß der von dem nat.-soz. Minister Dr. Frick berufene besoldete Kunfiberaten für das Nationaltheaker, Dr. Ziegler, so­fort abberufen und daß dieses Theater nur noch sür künst­lerische Zwecke zur Verfügung stehen solle. Das Theater war für eine nationalsozialistische Landesversammlung frei­gegeben worden.

Eine Richtigstellung des Königs Ferdinand von Bulgarien

Berlin. 26. März. Gegenüber der kommunistischen Be- Häuptling im Reichstag, der frühere König Ferdinand von Bulgarien habe von Deutschland 50 Millionen Mark für sein Eintreten in den Weltkrieg erhalten, teilt der General­bevollmächtigte des Königs mit:

Es ist nicht richtig, daß, wie von kommunistischer Seite behauptet worden ist, König Ferdinand beim Eintritt oder für den Eintritt Bulgariens in den Weltkrieg eine Geldsumme erhalten hat. Vielmehr hat Bulgarien freiwillig auf die Kriegsbeihilfe von 200 Millionen Mark und mo- natliche Rate von 50 Millionen Mark, die Deutschland ae- mäß der Militärkonvention sich verpflichtei hatte zu beza?.- ken, verzichtet. Richtig dagegen ist, daß das gesamte im ehemals feindlichen Ausland gelegene erbebliche Priovermögen des Königs beschlagnahmt und eingezogen wor-

öon ist; hierfür hat der König gemäß einer vom Reich über­nommenen Verpflichtung eine Entschädigung erhalten, die Türmen Bruchteil der erlittenen Schäden darstellt.

_Württemberg

Stuttgart, 26. März.

Die gehaltliche Benachteiligung -er kath. Geistlichen. Zn der gestrigen Sitzung des Finanzausschusses des Landtags betonte bei der Beratung der Kirchenkapitel ein Zentrums­redner in Uebereinstimmung mit dem Regierungsvertrerer, Ministerialdirektor Dr. Meyding, daß eine Abänderung der im Zahr 1924 erfolgten Regelung der Staatsleistungen für die Kirchen sehr bedenklich wäre. Nach dem geltenden Recht müsse der Staat für einen Teil der kirchlichen Be­dürfnisse aufkommen. Die kirchlichen Behörden hätten auf größte Sparsamkeit gedrängt. Der Redner gab dann die Gehaltbezüge der katholischen Geistlichen bekannt, die we­sentlich niederer seien wie die vergleichbarer Beamten. Die kath. Geistlichen müßten zudem noch Ledigensteuer bezahlen. Weiter wies der Redner auf den Wert der religiösen Grund­lage der Familie für Volk und Staat hin. Träger des reli­giösen Gedankens seien die Kirchen und diese müßten auch die notwendigen Mittel haben, um ihren vielseitigen Auf­gaben gerecht zu werden.

Londesparkeitag -er Deutschen Volkspartei. Der Landes- varteitag der Deutschen Volkspartei Württembergs wird am 2. Mai in Stuttgart stattfinden. Es werden der Partei- oorsttzende Dingeldey, sowie Reichstagsabgeordneter Keinath und Generaloberst v. Seeckt sprechen.

Die Prüfung für Gesang- und Musiklehrer an höheren Schulen nach der Prüfungsordnung vom 1. Februar 1927 haben 18 Herren bestanden.

Elektrifizierung der Strecke AugsburgUlmStuttgart.

Di« Nektrifisierungsavbeiten an der Bahnstrecke Augsburg- Ulm-Stuttgart sollen, wie aus Augsburg berichtet wird, unmittelbar noch Fertigstellung der Arbeiten an der Bahn­strecke MünchenAugsburg in Angriff genommen werden. UM der Elektrifizierung sckl kr Stuttgart und Augsburg gleichzeitig begonnen werden. Die elektrische Zugsbeförde. rung auf der Linie AugsburgStuttgart hofft man Ende 1982 aufnehmen zu können.

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Mauken 6nun6

s Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung 50)

Da gingen auch diese letzten drei noch. Ganz allein und verlassen lag der Reusch-Hannes in dem weiten Raum, in dessen Winkeln es noch hing wie ein jäh «begriffenes La­chen. Nur die Diana hatten sie bei ihm gelaffen. Die aber verkroch sich unterm Sofa, ganz weit nach hinten, und winselte kläglich vor sich hin. Sonst war es still in dem plötzlich verödeten Hause totenstill.

Drüben, in ihrem Zimmer, lag Marga Reusch. Lange hatte sie am Abend noch wach gelegen. Das wilde Lär­men aus der Gaststube vorn verscheuchte den Schlaf. Aber endlich war er der Uebermüdeten doch gekommen, und um so tiefer nun.

Erschrocken fuhr sie daher jetzt von ihrem Lager empor, als eine Hand sie berührte, ihr mitten in das Gesicht ta­stete.

Und sie grisf zum Licht auf dem Nachttischchen, mit be­benden Fingern.

Ich bins".

Äufatmend unterschied sie die Stimme der Großmutter und das entflammte Zündholz zeigte ihr die alte Frau, angekleidet, im Morgengewand.

Was ist denn, Großmutter?" Die Augen halb schlief­send vor dem plötzlichen Licht, sah Marga zu der Blinden -in.Ich hatte gerade fest geschlafen endlich!"

Geschlafen? So warst du es also nicht, die klopfte?"

Klopfte? Wo denn?"

Bei mir an der Tür. Eben vor ein paar Minuten".

Ein Kopfschütteln Margas.

!Ich habe mich nicht aus dem Bett gerührt".

Freitag, 27. März igzz

Schulfragen. Im Finanzausschuß des Landtags wurde u. a. davon gesprochen, daß in den Frauenarbeitsschulen und bei der Vorbildung der Lehrerinnen wie z. B. im Haus­wirtschaftlichen Seminar in Kirchheim u. T. zu hohe An­forderungen gestellt werben. Es wurde auch angeführt, daß die Höchstsätze der Schulgelder zu hoch seien. Ein Ausbau der Mittelschulen als Aufbauschulen sei nicht erwünscht.

Das Urteil gegen Rechtsanwalt Hitler. Gestern wurde die Verhandlung gegen den Stuttgarter Rechtsanwalt Dr. Hiller wegen Betrugs und Urkundenfälschung vor dem er­weiterten Schöffengericht Stuttgart fortgesetzt. Den Chauf­feuren, die mit dem Angeklagten gefahren waren, war auch sein Benehmen ausgefallen und sie hatten ihn nicht als nor­mal angesehen. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft beantragte eine Gefängnisstrafe von 2 Zähren 6 Monaten. Das Gericht sprach eine Gefängnisstrafe von 1 Jahr 10 Mo­naten abzüglich 7 Monate Untersuchungshaft aus. Dem An­trag auf Haftenrlcissung wurde wegen Fluchtverdachts nicht staktgegeben.

Verurteilung eines kommunistischen Redakteurs. Wegen eines fortgesetzten Vergehens der Beleidigung und üblen Nachrede wurde der verheiratete 33 I. a. Schriftleiter der Südd. Arbeiterzeitung", 'Albert Wicker zu einer Gefäng­nisstrafe von 6 Monaten verurteilt. Der Angeklagte hatte in fünf verschiedenen, im Jahr 1928 in derSüddeutschen Arbeiterzeitung" erschienenen Artikeln der Sruttgarker Poli- zej und einem Landgerichtsrat Erpressung von Aussagen, einzelnen Beamten Falsch- und Meineide vorgeworfen. Den Wahrheitsbeweis für diese Vorwürfe vermochte der An­geklagte nicht zu erbringen.

Reckarsulm. 26. Marz. Kündigungen und Ent- lassungen bei den NSU - Werken. In den NSU- Werken wird die Belegschaft vermindert. Zurzeit sind dort, ohne die Beamten und die Angestellten, 1800 Personen be­schäftigt. In den nächsten Wochen sollen lt.Neckar-Echo" 400600 Beschäftigte in Serien je Woche zu 100 entlassen werden. Ferner ist sämtlichen Angestellten und Beamten ge kündigt, eine Maßnahme, die in der Hauptsache aus arbeits­zeitlichen Gründen erfolgt sein wird. Doch dürfte auch bei einem Teil der Angestellten und Beamten mit Entlassungen zu rechnen sein.

Reresheim, 26. März. Aus China z u r ü ck g e k e h r i. Dr.^ med. Müssig und Frau, die vor 51- Jahren dem Ruf auf eine Missionsarztstelle nach China gefolgt sind, kehrten vor einigen Tagen nach lieber Windung von vielerlei Gefahren aus dem Reich der Mitte und des Bürgerkriegs mit ihren zwei in China geborenen Mädchen wohlbehalten zurück.

Leonberg, 26. Mürz. Bleibendie Wendel-Mil­lionen in Nordamerika? Aus Neuyork wird jetzt gemeldet, daß das riesige Vermögen der Familie Wendel, das etwa 200 Millionen Dollar betragen dürfte, wie die Er­öffnung des Testaments Ella Wendels ergab, 14 Hospitälern, Kirchen, Miffions- und Tierschutzanstalten zufallen soll. Diese Nachricht wird in Württemberg viele enttäuschen. -Man hat in den Kreisen der Wendel-Familien vielfach er­wartet, daß diese Erbschaft von Amerika in der Höhe von 200 Millionen Dollar, also über 800 Millionen Mark, nach Deutschland >bzw. Württemberg komme.

Ulm. 26. März. Fahnenflucht. Weil ihm drei Tage Arrest zudiktiert waren, faßte der frühere Kanonier der 10. Batterie Art.-Regt. 5 Franz Neß den Entschluß, seinen Truppenteil zu verlassen und in die Fremdenlegion zu gehen. Mit rhm ging auch der Oberkanonier Reiff. Reiff wurde schon früher abgeurteiik und erhielt 10 Monate Ge­fängnis. Neß sollte die drei Tage Arrest bekommen, weil er zu spät angetreten war. Anfang März 1924 reiste er zur- Fremdenlegion mit Reiff ab und am 10. März 1931 wurde er als kranker Mann in Marseille entlassen, er war also sieben Jahre bei der Fremdenlegion. Das Gericht ver­urteilte den Angeklagten, dem Antrag des Staatsanwalts entsprechend, ru 10 Monaten Geiänanis.

Aus Bayern, 26. März. Rauferei aus Futter­neid. Auf dem Futterplatz im Hachtal bei Pfronten wurde eine größere Rauferei von Zwölserhirschen beobachtet, die aus Futternerd entstand. Dabei verlor schließlich ein Hirsch sein Geweih. Ebenfalls aus Futterneid rannte ein Hirsch Las Geweih einem andern derart in den Leib, daß die Gedärme heraustraten und das Tier verendete.

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kksums, Heren- rckiik, Krem-, Ilovk- u. ksiin-lctimsttö».

Aber ich hörte es doch. Dreimal klopfte es ganz laut und deutlich".

Du wirst geträumt haben, Großmutter".

Ich hatte ja noch kein Auge zugetan. Wegen des Lärms drüben. Also warst du es doch nicht! Aber was war des dann? Magri das Pochen war so eigen".

Ja, du lieber Gott, was soll es denn nur gewesen sein?"

Und mißmutig drehte sich Marga Reusch vom Licht ab, nach der Wand zu. Sie schloß wieder die Augen.

Was es war? Kind, sie sprechen doch: wenn es so klopft, dreimal! in der Stunde stirbt eins im Hause".

Ach, sängst du auch wieder an mit dem Unsinn?"

Und enger zog Marga die Bettdecke um sich.

Ich weiß nicht, Magri es ist auch mit einemal so still geworden im Hause. Bis vor einer Viertelstunde noch dies Getobe drüben in der Gaststube, und dann mit eins wie abgeschnitten. Sie sind gegangen, alle miteinander ganz plötzlich. Und jetzt wimmert der Hund da drüben so jämmerlich. Immerfort hör doch nur, wie er sich reut!"

Marga lauschte, und deutlich vernahm sie jetzt die lei­sen, langgezogenen Klagetöne. Da lief es kalt über sie hin.

Ja das hört sich wirklich ganz schauerlich an".

Und sie richtete sich vom Lager auf. Ihr Blick suchte in plötzlicher Angst das Antlitz der Greisin.

Was sollen wir denn nun tun, Großmutter?"

Den Mannes wecken".

Der ist ja heute wieder in der Stadt geblieben".

Dann den Vater."

Marga nickte. Hastig erhob sie sich und hüllte sich in die notwendigsten Kleider. So eilte sie mit dem Licht aus dem Zimmer. Doch gleich war sie wieder da.

Großmutter der Vater ist nicht in seinem Zimmer!"

Nicht?"

Nein! Als er auf mein Klopsen nicht antwortete, trat ich ein aber sein Bett ist noch unberührt".

Wo soll er denn aber nur sein?"

Ein Schweigen. Aus den dunklen Winkeln des Ge­

Neu-Ulm. 26. März. K i e p s G l ü ck u n d E n d e. Der Natmhellkundige Bruno Kiep ist, wie derNeu-Ulmer Anzerger" berichtet, nach Wiesbadenübergefiedelt",ack- dem sein bisheriger Geschäftsführer sich selbständig gemacht hat. Kiep hat durch geschickte Reklame eine großePraris" erhalten. Zeitweilig beschäftigte er vier Mcischinenschreib.-- rinnen. In seinen hochsliegenden Plänen schaffte er sich auch ein Privatflugzeug an. Dies und anderes scheint seine smanffellen Kräfte überschritten zu haben. Eine Anzahl Geschäftsleute soll noch Forderungen an ibn haben, er soll auch mit Gehaltszahlungen an die Angestellten im Rück­stand sein.

Otto Keller ^ !

Der bekannte schwäbische Dialektdichter, Otto Keller, dessen Dichtungen in Stuttgarter Mundart weit über : Württemberg hinaus bekannt sind, ist Donnerstag vor- ! mittag von seinem schweren, mit großer Geduld getrage- ^ nen Leiden im Alter von 55 Jahren erlöst worden. Seit ! Jahren kränkelt er an den Folgen eines Autounfalls, den - er bei seiner Amerikareise erlitten hat. und ist seitdem > nicht mehr genesen. Zahlreiche kleine Bändchen, eine Zeit- l lang Jahr für Jahr erscheinend, haben seinen Namen in ! immer weitere Kreise getragen. Sein letztes Merkchen: - Unsere wahren Humoristen" hat er auf seinem Kranken- ! lager im Krankenhaus als Sammlung seiner vielen, für ! Kinder besonders geeigneten Gedichte, herausgegeben. ;

lleberall, wo Otto Kellers Gedichte frohe und heitere ! Stunden bereitet haben, wird sein Tod mit Wehmut auf- s genommen werden, denn sein köstlicher Humor und seine ? schwäbische Urwüchsigkeit haben seinen Gedichten in allen > Kreisen Eingang verschafft. Sein bekanntestes Gedicht, das i auch als Lied zum Volkslied geworden ist:I wenn i Gel- ! anuag hätt" wird weit herum in Württ. gesungen. Otto s Keller ist zu einer innerlich reichen Persönlichkeit heran- s gereift, die trotz aller Bitternisse, in die ihn das Leben s hineingestellt hat, noch Humor genug besaß, um seine Um­gebung und seinen Leserkreis zu erfreuen.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 27. März 1931.

Das Alter beweist uns, ob unser Leben richtig war.

Dieustnachrichten.

Die Prüfung für Gesang- und Musiklehrer an höheren Schulen nach der Prüfungsordnung vom 1. Februar 1927 haben u. a. bestanden: Christoph Hoffmann ans Kup­pingen OA. Herrenberg, Erwin Höhn aus Friedrichstal OA. Freudenstadt, Wilhelm Müller aus Gaistal OA. Neuenbürg.

Durch Entschließung des Herrn Kirchenpräsidenten ist Stadtpfarrer Weber in Haiterbach, Dek. Nagold, zur Uebernahme einer Geschäftsführerstelle beim Ev. Volks­bund, seinem Ansuchen gemäß aus dem Kirchendienst ent­lassen worden.

Namrk, der Eskimo'*

Dieser Film ist im äußersten Norden von Kanada auf­gefangen, jenseits der Baumgrenze im weiten Eskimoge- biet, wo der Sommer nur kurze Wochen dauert, der Win­ter aber mit fürchterlicher Macht und Kälte die Herrschaft führt. Der Schöpfer dieses Films ist Robert I. Elaherty. ein kühner Amerikaner, hinein Auftrag entsprechend hätte er einen Neklamefilm für eine kanadische Pelzfirma heimbringen sollen. Er brachte aber mehr: sein Film wurde das ergreifendste Dokument vom Kampf des Men­schen ums Dasein, ein bewundernswürdiges Beispiel von Lebensenergie und Mut nicht nur auf Seiten von Na- nuk und den Seinigen, sondern auch auf Seiten des Ope­rateurs, denn die ungeheure Kälte bis zu 50 Grad un­ter Null und das Mißtrauen des Naturvolkes waren nicht die einzigen Hindernisse, die es zu überwinden galt. Die anstrengende Arbeit erforderte nicht weniger als 13 > Monate. Der Film wird heute und morgen abend im Se- - minarfestsaal als Neuaufführung der Schwäbischen Bilder- > bühne hier vorgeführt. Näheres siehe im heutigen Anzei­genteil. !

machs, das nur die Kerze in dem Leuchter spärlich er­hellte, kroch es an Marga heran. Aber noch einmal ent­wand sie sich dem Grauen.

Vielleicht ist er mitgegangen mit den andern?" Em schwerer Ernst lag plötzlich auf dem alten Antlitz, llnd nun erhob sie sich.

Komm!"

Wohin denn?"

Hinüber ins Gastzimmer, wo der Hund so heult .

Großmutter ich Hab' solche Angst!"

Komm!"

Fast streng klang es. Da gehorchte Marga. Aber ihre Hand griff nach dem Arm der Blinden. Bebend drängte sie sich an die alte, hilflose Ftau.

So schritten sie hinüber nach dem Gastzimmer und öff­neten.

Noch Licht in der Hängelampe?. Trotzdem kein Mensch mehr hier war! Und Margas Auge drang durch den schwe­ren, bläulichen Tabaksdunst über die lange Tafel hin. Die Angst wich im Moment einem Ekel. Dieser kalte Dunst von Tabak und verschüttetem Wein, die Batterien von Fla­schen, umgestürzte Stühle wie widerwärtig das alles.

Doch nun ein Aufwinseln und Scharren, hinten unterm Sofa. Diana kam eilig hervorgekrochen und jetzt zu ihnen, hell aufheulend wie um Schutz zu suchen.

Da fiel es Marga Reusch von neuem an. Eine wür­gende Angst. Ihre Augen, die sich jetzt an den Qualm ge­wöhnt hatten, richteten sich nach dem Sofa, in einem Su­chen, einem grauenvollen Ahnen, und plötzlich krallten sich ihre Finger um den Arm der Großmutter.

Was siehst du?"

Der Vater! Da auf dem Sofa!"

Und sie warf den Kopf gegen die Schulter der alten Frau, um dem schrecklichen Anblick zu entgehen, klammerte sich zitternd fest an der schwachen Greisin.

Eine Weile stand die Blinde, ohne sich zu rühren. Dann sagte sie seltsam ruhig:

Ich wußte es".

(Fortsetzung folgt). -