aus Garten rmö Landwirtschaft

Beilage zum Nagolder TagblattDer Gesellschafter" / Mittwoch, den 25. März 1931

Kartsffelrmsäuerunp.

Die Notwendigkeit den größten Teil der Kartoffeln zu verfüttern, liegt aus der Hand, da die industrielle Ver- Wertung nicht mehr als ll» Prozent der Ernte herein- ! nehmen kann und man in diesem Jahre mit 20 Prozent ! Schwund wird rechnen müssen. Die Schwundprozente ! müssen gedrückt werden durch Konservierung, und dafür kommt neben der Kartosfeltrocknung nur die Einsäuerung in Frage. Eine Einschränkung der Kartoffelanbaufläche ! ist allerdings notwendig, und zwar auf den für andere Früchte geeigneten besseren und feuchteren Böden, die ja doch niemals eine ebensogut haltbare und nährstoffreiche Kartoffel wie die leichteren Böden Helvorbringen, auf denen der Anbau der Kartoffel eine wirtschaftliche Not­wendigkeit ist. Nach dem 1. Mai rohe Kartoffeln zu ver­füttern, ist unwirtschaftlich wegen der dann besonders stark steigenden Nährstoffverluste. Eine ununterbrochene Schweinemast, die insbesondere die besseren Preise wäh­rend der Ernte ausnutzcn läßt, erfordert einen Vorrat an Sauerkartoffeln für ein Drittel bis ein Viertel des Jahres. Außerdem können die Betriebskosten für das Dämpfen beim Eindämpfen im Holsatia-Futterturm oder noch ein­facher in Erdgruben herabgesetzt und damit auch erheblich an Arbeitslohn gespart werden. Die Technik des Ein­säuerns in der Landwirtschaft zu verbreiten, ist, wie kürz­lich der bekannte Züchter von Lochow-Pettus in einem Vortrag hervorhob, eine der wichtigsten heute vorliegen­den Aufgaben für landwirtschaftliche Schulen, Persucbs- rinae und die landwirtschaftliche Wissenschaft. Bei Sorg­falt gelingt das Entsäuern immer.

Kalk zur KarLoffeterhaliurrg.

Wenn die Frostgefahr vorüber ist, beginnt für die Kartoffelvorräte die Fäulnisgefahr. Ist es nötig, Mieten aufzudecken, weil die angefaultcn Knollen herausgelesen ! werden müssen, so empfiehlt es sich, vor dem Wieder- ; eindecken die Schicht mit frisch gebranntem pulverförmigen Kalk zu bestreuen, wie unsere Abbildung es zeigt. Die wasserentziehende Kraft des Kalkes, die sich auf die um­gebende Luftschicht geltend macht, hat auch den Vorteil, das Keimen etwas zurückzuhalten. Man benötigt zu dem ! Verfahren nur sehr geringer Mengen Kalks: auf den Zent­ner Kartoffeln streut man etwa ein halbes Pfund Kalk, so daß die Ausgabe wirklich nicht erheblich ist. Viel sicherere Erhaltungsergebnisse erzielt man, wenn man die Kalkbestreuung nicht erst nach beginnender Fäulnis, son­dern in der angegebenen Menge schon beim Einmieien der Kartoffeln im Herbst vornimmt, übrigens dient der ungelöschte Kalk auch dazu, die Kartoffeln in den Kar- toffelkcllern und selbst in den .Hauskellern der Bürger­wohnungen haltbarer zu machen, was besonders nach nassen Wachstums- und Erntejahren, wo die Kartoffeln z

zum Anfaulen und Weichwerden neigen, nicht unterlassen werden sollte. Man stellt dann den Kalk in einer oder einigen Kisten, falls es sich um große Kartoffelkeller han­delt, auf; der Kalk entzieht der Luft nicht nur die Feuch­tigkeit, sondern auch die Kohlensäure und wirkt daher unmittelbar konservierend. Solcher Kalk ist natürlich nur einmal verwendbar. Mit der Zeit sättigt er sich mit Feuch­tigkeit und Kohlensäure, löscht sich also allmählich, kann aber dann im Frühjahr meist doch noch zu Kalkanstrichen verwendet werden. Oder man schüttet ihn in dünnen Lagen auf den Komposthaufen und gräbt diesen um, dessen Inhalt dadurch gelockert und verbessert wird. Die Kalk- aufstreu in der Miete oder im Keller hält nebenbei auch noch das Ungeziefer, Kellerasseln, Drahtwürmer usw. ab, so daß sich die Maßnahme nach jeder Richtung hin empfehlen läßt. _

Die Bekämpfung der Schildläuse an Stein- und Beerenobst

Bon Oberamtsbaumwart W a l z-Altensteig.

Wenn wir im letzten Sommer unsere Beerensträucher und besonders auch die Zwetschenbäume aufmerksam be­trachteten, fiel auf, daß Bäume wie Sträucher vom Ruß­tau schwarz überzogen waren. Dieser Rußtau rührt von Ausscheidungen von Läusen, die sich an jüngeren Teilen genannter Pflanzengattungen in überaus großer Zahl aufhalten. Meist handelt es sich um die sogenannte Schild­laus. Die Läuse ernähren sich durch Saugen von Saft und schädigen durch millionenweises Auftreten ihre Wirts­pflanze sehr stark. Was die befallene Pflanze an Nähr­stoffen auftreibt, wird durch die Läuse großenteils ver­braucht. Dies geht zunächst auf Rechnung der Tragbarkeit der Pflanzen, denn es ist ausgeschlossen, daß z. V. befal­lene Zwetschenbäume noch Blüten oder gar Früchte brin- ^ gen können, dazu reicht ihre Kraft nicht aus. Bei Befall

mehrerer Jahre müssen die Pflanzen gewissermaßen ver­hungern. sie gehen ein. Es ist deshalb notwendig, daß sie gründlich gesäubert werden, wenn wir nicht auf ihren Er­trag, ja auf ihre Existenz verzichten wollen. Die Eier von Blattläusen haften meist an jungen Zweigen als kleine schwarze Punkte. Die Schildläuse sind jetzt als etwa 1 mm große Höcker an 1- und 2jährigem Holz sichtbar. Sie schei­nen jetzt leblos, die Höcker sind jedoch mit Hunderten von Eiern angefüllt, die nur auf den Austrieb der Bäume warten, dann auszuschlüpfen und in erhöhter Zahl über ihre Wirtspflanze herzufallen. Die Bekämpfung kann auf verschiedene Arten erfolgen:

Um unbelaubten Zustand durch Bespritzen mit 6 bis 8 prozentiger Obftbaumkarbolineummischung, der man der besseren Uebersicht halber etwas Kalk beifügt. Oder durch Bespritzen mit Nikotin, (100 Gramm Nikotin, 1 Kg. Schmierseife, welche zuvor in etwas heißem Wasser aufzu­lösen ist, 1 Ltr. Vrennspiritus auf 98 Ltr. Wasser). Die letztere Mischung ist etwas billiger und gestattet beque­meres Arbeiten, die erstere Mischung bekämpft allerdings auch Moose und Pilzkrankheiten bis zu einem gewissen Grad, kann aber in belaubtem Zustand nicht mehr ange­wendet werden. Der beste Zeitpunkt der Anwendung ist kurz vor Knospenaufbruch.

In belaubtem Zustand kann Nikotin in obiger Kon­zentration ohne Bedenken angewendet werden, nur muß dann Schmierseife wie Spiritius in bedeutend geringeren Menge beigesetzt werden, sonst gibts Verbrennungen. Der Ertragsausfall, wenigstens bei Zwetschenbäumen, und die immer größer werdende Gefahr der Ueberhandnahme der Läuse stehen in keinem Verhältnis zu den durch Bekämp­fung entstehenden Kosten (ca. 25 Pfg. pro Baum), sodaß Bekämpfungsmaßnahmen eigentlich von jedem Baumbe­sitzer ergriffen werden können.

Aussichten -er Pelztierzucht.

Die deutsche Edelpelztierzucht hat sich in den letzten zehn Jahren aus kleinsten Anfängen durch allergrößte Schwierigkeiten hindurch zu einem sehr beachtenswerten Zweige der deutschen Tierzucht und damit der Land- und Volkswirtschaft entwickelt. Die Kreise, die heute hinter der deutschen Edelpelztierzucht stehen, sind tatkräftige, strebsame Züchter, die über ein reiches Maß von Erfahrung ver­fügen, die außerdem schon sehr gut organisiert sind, so daß alles in allem jede Gewähr für eine ernste, fortschrittliche und erfolgreiche Arbeit gegeben ist. Die D. L. G. trat 1928 durch Gründung eines Unterausschusses für Pelztierzucht in die Reihen der Förderer und Pfleger der deutschen Pelztierzucht ein und hat aus die 'Anträge dieses Aus­schusses hin beschlossen, die Wanderausstellung durch einen Preisbewerb für Erzeugnisse ans der Edelpelztierzucht u. a. zu erweitern und außerdem jährlich im Herbst eine Sondertvaitderausstelluilg mit Preisbewerb für lebende Edclpelztiere durchzuführen.

Was die geschichtliche Entwicklung der Edelpelztier­zucht betrifft, so ist die Haustierwerdung noch in vollem Gange begriffen. Es handelt sich dabei besonders um Karakulschafe, Silberschwarzsüchse, Kreuzfüchse, Weißfüchse, Blaufüchse, Edelmarder, Steinmarder, Fichtenmarder, Zobel, Fischmarder, Nerz, Fischotter, Biber, Chinchilla, Waschbär, Iltis, Skunks, Nutria, Opossum, Ratten, Bisam­ratten u. a. Die Edelpelztierzucht, die sich zu einer achtung­gebietenden Höhe entwickelt hat, kann, wenn richtig be­trieben, sehr gut eine hohe Rente abwerfen und sich dabei ohne weiteres in die bestehende Wirtschaftsweise und den vorhandenen Betrieb einstigen.

Die Herstellung von Kupserkalkbrühe.

Die Kupferkalkbrühe nimmt in der Bekämpfung der pflanzlichen, besonders der aus der Gruppe der mikrosko­pischen Pilze stammenden, Schädlinge wie auch vieler tierischer Schmarotzer aus dem Jnsektenreich eine sehr große Bedeutung ein und es gibt keinen mustergültigen Obstbau-, Weinbau- oder Gartenbetrieb, wo nicht jetzt vor dem Schwellen der Blüten noch tüchtige Spritzarbeil ge­leistet würde. Die Zusammenwirkung von Kalk und Kupfervitriol erklärt sich dadurch, daß das letztere eine pflanzenschädigende saure Reaktion ausüben würde, wenn es nicht durch Kalk neutralisiert würde. Bei gutem Kalk genügt dazu genau die halbe Menge des Kupfervitriols. Da man aber nicht immer sicher ist, ob der Kalk nicht schon längere Zeit gelagert Hai, so verwendet man für gewöhn­lich die gleiche Menge Kalk und Kupfervitriol. Unsere

Abbildung zeigt, wie man sich die Brühe selbst anrührt. Man stellt zwei Bottiche, den einen etwas erhöht neben

dem anderen, auf. Will man also hundert Liter Kupfer­kalkbrühe anrühren, so teilt man die Wassermenge in zwei gleiche Hälften und gießt je 50 Liter in jede der beiden Bütten. In der unteren wird die Kalkmilch gut durch- einandergerühri. bis sie die richtige Beschaffenheit hat.

Die in der oberen aufgelöste Knpfervitriollösung läßt man ^ dann in dünnem Strahl, während man die Kalkmilch dauernd umrührt, in diese einströmen. Ehe man sie ver­wendet, muß man prüfen, ob sie noch sauer reagiert, was man mit einem kleinen Stückchen Lackmuspapier prüft, welches in jeder Apotheke oder Drogerie für ein paar t Pfennige erhältlich ist. Verfärbt sich das Lnckmuspapier, so reagiert die Mischung noch sauer und man muß dann ! noch so lange Kalk hinzufügcn, bis die Mischung richtig ! isl. Man verwendet die Kupferkalkbrühe nicht nur zur Heilung der von Pilzkrankheiten befallenen Pflanzen, son­dern auch zur Vorbeuge des Befalls. Sichere Wirkung erzielt man gegen die Blattfallkrankheil und den roten Brenner des Weinstockes, gegen die Peronospora oder den falschen Meltau des Hopfens, gegen den falschen Meltau der Rüben und der Hülsenfrüchte, gegen die Krcmtfäule der Kartoffel, gegen die Schorfkrankheil der Obstbäume, die Schrotschußkrankheil des Steinobstes, die Kräusel­krankheit des Pfirsichs, die Blattfallkrankheil der Stachel- und Johannisbeeren und gegen die Schüttekrankheit der Kiefer. Die gleichzeitige wirksame Bekämpfung der Jn- sektenschädlinge verstärkt man, indem man der Lösung noch Arsengifte hinzusetzt. Doch werden zur gleichzeitigen Be­kämpfung der tierischen und pilzlichen Schädlinge vielfach und oft zweckmäßiger die Schwefelkalkbrühen verwendet.

Wer sich über die Wirkungen beider Schutzmittel noch ge­nauer unterrichten will, läßt sich die betreffenden Flug­blätter (52 und 74) der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin-Dahlem kommen, welche gegen Voreinsendung des Briefportos zugeschickt werden.

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Die Gchuppenheide.

Die unserem Heidekraut nahe verwandte Schuppen- Heide ist ein niedriger, kriechender Zwergstrauch, der nur etwa l5 Zentimeter hoch wird. Er gedeiht im höheren Norden wild, rings um die Nordpolzone herum, in Schweden und Norwegen, in Grönland, in Sibirien, in Labrador, das sind seine Heimatländer. Blühend macht dieser kleine Strauch einen ganz eigenartigen, unvergeß­lichen Eindruck. Seine dunkelgrünen, winzigen Blättchen erinnern nämlich, da sie eng aneinandergeschmiegt sind, an den Bärlapp. Im Verhältnis zu diesen Blattschuppen, wonach die Schuppenheide heißt, sind die weißen, glockigen Blüten ziemlich groß und haben ein ähnliches Aussehen wie Maiglöckchen. Im Mai blüht das Gewächs in seiner Heimat auch, beginnt allerdings meist schon etwas früher, nämlich ab Mitte April, in unseren Zonen. Im Handel scheint die Schuppenheide merkwürdigerweise trotz der jetzt so großen Vorliebe für Steingärten noch ziemlich selten zu sein, so daß man sie nur ausnahmsweise bekommen kann, wenn man sich nicht mit ausländischen Blumenfreunden im hohen Norden in Verbindung setzt. Man pflanzt sie

zwischen großen Steinen an einem schattigen oder min­destens gegen starke Sonnenstrahlen, die der nordische Gast gar nicht verträgt, geschützten Platz in ein Erdgemisch, welches man aus grober Heideerde, Rasenerde, Lanb- mulm, Sand und Torf zusammenstellt. Sie macht dann nur noch zwei Ansprüche: erstens will sie es dauernd sehr feucht haben und zweitens muß man sie in, Winter erst recht vor Sonnenbestrahlung schützen, indem man sie mit Nadelreisig locker und sehr luftig bedeckt. Wer diese Mühe auf sich nimmt, wird an diesem schönen Vertreter der Heidekrautfamilie viel Freude erleben, sobald derselbe erst einmal richtig eingewurzelt ist, was bei solchen an die langsame Vegetation des hohen Nordens gewöhnten Gewächsen immer einige Geduld erfordert. Besonders auf einem Hintergrund von großen Steinplatten hebt sich dann der tiefgrüne Sonderling mit seinen blendend Weißen, immer von honigsuchenden Insekten umspielten Blütenglocken wirkungsvoll ab.