Seite 2 Nr. 87

Nagolder TagblattDer GefeAjchafter

Samstag, 21. März 1S31

Seulscher Reichslag

Der Wehrhaushalt angenommen

Berlin. 20. März.

Die Kommunisten verlangen sofortige Beratung eines Antrages auf Freilassung der verhafteten Stuttgarter Aerz- ein Dr. Zacobowitz, die in den Hungerstreik getreten sei. Dem Antrag wird widersprochen. Die Abstimmungen über den Haushalt des Reichswehrministeriums werden zu- räckgestellt. Es folgt die zweite Lesung des Haushalts des Rejchsfinanzministeriums.

Reichsfinanzminister Dr. Dietrich weist darauf hin, daß das Reichsfinanzministerium seine eigenen Ausgaben um 50 Millionen Mark, also um etwa 10 v. H. gesenkt habe. Der übermäßige Apparat des Ministeriums werde noch weiter abgebaur werden, so daß beim Beginn des nächsten Rechnungsjahrs auch dieser Apparat um 10 Prozent ver­kleinert sein werde. Die Beamtenschaft des AeichSfinanz- ministeriums werde vielfach zu Anrecht angegriffen. Wenn auch da und dort Mißgriffe vorgekommen sein mögen, so hat doch der große Teil der Beamtenschaft seine Pflicht und Schuldigkeit getan. Noch schonender als bisher könne man bei der Einziehung von Steuern nicht Vorgehen. Der Be­amte, der der Republik den Treueid geschworen hat, dürfe sich politisch nicht in einer Form betätigen, durch die die Staatsautorität geschädigt werde. Er könne weder eine Streichung von Steuern zugestehen, noch sich für eine Ekeuererhöhung einsetzen. Die Erhebung neuer Steuern wäre in der jetzigen Wirtschaftslage besonders gefährlich. Die foz. Forderungen, die im Steuerausschuß erhoben worden find, auf Erhöhung von Steuern, müsse er unter diesen Um­ständen als unannehmbar bezeichnen. Das sei auch die Mei­nung des Reichskanzlers. Der Eingang an Steuern und Zöllen sei leider viel schlechter gewesen, als der Minister im Dezember geschätzt habe. Dennoch sei man über die Schwierigkeiten des Winters hinweggckommen und man werde auch über den 1. April ohne Schwierigkeit hin- wegkommen. 2m übrigen wolle er nicht mehr prophezeien. Die Regierung habe in den vergangenen 2ahren den Fehler gemacht, nicht daran zu denken, daß der Weg auch wieder abwärts gehen kann, aber man dürfe auch den Glauben an einen Wiederaufstieg nicht aufgeben. Die Regierung weide versuchen, durch weitere Einsparungen über die schwierige Lage hinweqzukommen.

Abg Hepp (Landvolk): Kein Steuerzahler sei so be­lastet wie der deutsche. Die Steuern seien zu hoch und gehen deshalb in der erwarteten Höhe nicht ein Der Red­ner beklagt sich insbesondere über steuerliche Benachteiligung der nichtbuchführenden Landwirte und Gewerbetreibenden. Er verlangt Herabsetzung der zu hoch angesetzten Einheits­werte.

Nunmehr werden die Verhandlungen zur Vornahme der Abstimmungen über den Heeres- und Marinehaushalt unterbrochen. Abg. Wels (Soz.): Seine Fraktion werde sich der Abstimmung enthalten. (Großer Lärm bei den Kommunisten.) Die Sozialdemokratie sei auch gegen das Panzerschiff 6. Man erwarte aber von der Ablehnung der Bauvorhaben den Sturz der Regierung und die Berufung einerfaschistischen Regierung". Dadurch gestalte sich die Abstimmung über die Schiffsbauten zu einer hochpolitischen Angelegenheit. (Lärmende Zurufe bei den Kommunisten.) Die Sozialdemokratie wolle die Staatsgewalt nicht den faschistischen und terroristischen Feinden der Demokratie ausliefern (Lärm und Lachen bei den Kommunisten.)

Nach der Rede des Abg. Wels halten die Lärmszenen noch eine Zeitlang an. Die Kommunisten rufen im Chor: Nieder!", während die Sozialdemokraten mit Beifalls­klatschen antworten.

Es folgt dann die namentliche Abstimmung über den kommunistischen Mißlrauensantrag gegen den Reichswehr- minister Gröner. Der komm Abg Ulbricht, der wiederholt Ihr Hundsfötter!" ruft, wird dabei aus dem Saal ge­wiesen.

Der Mitzlrauensanlrag wird mit 295 gegen 62 Stimmen

abgelehnt.

Bei der Abstimmung über den Wehrhaushalt wird eine Entschließung angenommen, wonach Angehörige des Reichs­heers und der Reichsmarine nicht als Ersatz für streikende oder ausgesperrte Arbeiter verwendet werden sollen In namentlicher Abstimmung wird der kommunistische An­trag aus Streichung des Bauplans für Ersatzkriegsschiffe der Reichsmarine für die Zeit bis 1936 mit 290 gegen 62 Stimmen der Kommunisten abgelehnt

Es folgt die namentliche Abstimmung über den an­geforderten vierten Teilbetrag für das Panzerschiff Die Sozialdemokraten enthalten sich dabei in ihrer Mehrheit der Stimm«. Nur einige Sozialdemokraten, unter anderem de»° Abgeordnete Ströbel-Chemnitz, stimmen mit den Kom­munisten gegen die Forderung-

Die Rate wird mit 181 gegen 71 Stimmen bei 10S Ent­haltungen bewilligt.

Es wird dann die namentliche Abstimmung über den angeforderten ersten Teilbetrag für das Panzerschiff ll vor­genommen Der Betrag wird mit 1SZ gegen 72 Stimmen bei 107 Stimmenthaltungen bewilligt

Dagegen stimmten die Kommunisten und einige So­zialdemokraten: etwa ein Dutzend Sozialdemokraten be­teiligten sich überhaupt nicht an der Abstimmung

Bei restlichen Abstimmungen zum Landwirtschaftshaus- hal: findet eine Aiisichußentichließung Annahme, nach der die Regierung dem Antrag der deutschen Flachsinteressen­ten auf Förderung und Unterstützung des deutschen Flachses und der damit zusammenhängenden Industrie stattgeben oder zumindest in wohlwollende Prüfung darüber ein- treten soll.

Dann wird die Aussprache zum Haushalt des Reichs­finanzministeriums fortgesetzt

Abg. Dr. Schlittenbauer (Bayr. Vp.) lehnt die sozialdemokratischen Steuerpläne ab, weil die deutsche Wirt­schaft endlich Ruhe haben müsse Die neue Reichsbtersieuer werde die Hoffnungen, die man an sie geknüpft habe, nicht erfüllen. Der Redner schätzt den Ausfall an Biersteusrauf- kommen nicht aus 80. sondern auf 150 Millionen. Aehnstch werde es auch bei anderen Steuern sein.

Württemberg

Stuttgart, 20. Mürz. 8 0. Geburtstag. Genera der 2nxanterie v onSchmitl wird am 23. März SO 2ahr alt. Er hat den Krieg 1870/71 mitgemacht und war r seiner letzten Friedensstellung Kommandeur der 52. In fanterie-Brigade, im Krieg Führer der 53. Landwehr-Jns Brigade und Militär-Gouverneur von Lodz.

Württemberg im Reichspostekak 1931. Im Voranschlag der Reichspost für 1931/32 sind vorgesehen: die Umstellung von weiteren rund 200 000 Fernsprech-Hauptanschlüssen auf Selbstanschlußbetrieb. Für Einrichtung neuer Fern-Schnell- verkehrs- und Verstärker-Aemter sind 5,75 Milt. Mk. vor­gesehen, darunter befinden sich solche Aemter in Backnang, Geislingen, Mühlacker und Schorndorf. An Grundstücks­erwerbungen im Einzelfall von mehr als 100 000 Mk. und Erwerb von Gebäuden, sowie Bauten im Einzelfall von mehr als 200 000 Mark sind vorgesehen: ein Postlleubau in Calw und Kauf des Grundstücks und des Gebäudes für. den Großfunksender in Mühlacker.

Kein Boden^ewasser für Stuttgart. Di« Kleine Anfrage des M>g. Dr. Mauthe betr. Bodenseewasserversorgung hat das Innenministerium wie folgt beantwortet: Der Plan einer Versorgung der Stadt Stuttgart mit Wasser aus dem Bodensee ist von staatlicher und städtischer Seite schon wie­derholt geprüft, aber im Bau und Betrieb als zu teuer befunden worden. Dieser Plan würde sich nicht wesentlich günstiger gestalten, wenn einzelne weitere Städte an der Versorgung sich beteiligen würden. Da in den Fassungs- gedieken der Landeswasserversorgung dauernd das Mehrfache der bisherigen Höchstsördermengen cm Master in gleichmäßig guter, für Trink- und Gebrauchs- zwecke geeigneter Beschaffenheit zur Verfügung steht, wo­mit der steigende Wasserbedarf der Stadt Stuttgart und der übrigen, von der Landeswasserversorguvng berührten Gemeinden auf mehrere Jahrzehnt« gedeckt werden kann, ist die Regierung bemüht, in erster Linie diese Wasser­vorkommen nutzbar zu machen.

Grunderwerbssteuer bei Kapitalabfindungen von Kriegs- beschädigten. Nach einem Erlaß des Präsidenten des Lan­desfinanzamts Stuttgart vom 10. März 1931 kann künftig Kriegsbeschädigten oder Hinterbliebenen von Kriegsteilneh­mern in den Fällen, in denen zwar die Voraussetzungen für die Gewähr einer Kapitalabfindung zum Erwerb eigenen Grundbesitzes vorliegen, die Kapitalabfindung aber nicht gezahlt werden kann, weil zurzeit genügende Mittel nicht zur Verfügung stehen, die Grunderwerbssteuer nebst Zu­schlägen vorläufig zinslos gestundet werden. Der Antrag auf Stundung der Grunderwerbssteuer ist unter Beischluß des Bescheids des Hauptversorgungsamts Württemberg, der einen entsprechenden Zusatz enthalten wird, an das zustän­dige Finanzamt einzureichen

Die Arbeikslosenfürsorge. Die Fürsorge für die Wohl­fahrtserwerbslosen, d. h. diejenigen Arbeitslosen, die der Zeitdauer nach aus der Arbeitslosenversicherungs- und Krisenunterstützung ausgesteuert sind und nun der Wohl­fahrtsunterstützung der Gemeinden Zufällen, droht, wie der Deutsche Städtetag in einer Denkschrift feststellt, den finan­ziellen Ruin der Gemeinden herbeizuführen, indem Reich und Staat die Lasten auf die Gemeinden abwälzen. Der Deutsche Städtetag hat daher den Vorschlag gemacht, die Krisen- und die Wohlfahltserwerbslosenfürsorge zusammen­zulegen, wodurch eine erhebliche Ersparnis an Verwaltungs­kosten und Vereinfachung »nd Beschleunigung des Betriebs erzielt würde. An den Kosten hätte sich das Reich mit 50, Staat und Gemeinden mit je 25 v. H. zu beteiligen. Der Vorstand des Württ. Städteags trat den Vorschlägen des Deutschen Städtetags durchaus bei und richtete an die Staatsreigerung das Ersuchen, bei der Reichsregierung auf das Zustandekommen eines solchen Gesetzentwurfs hinzu­wirken.

Feriensonderzüge im 2uli 1931. Zu Beginn der großen Schulferien werden in diesem Jahr wieder Feriensonder­züge von Stuttgart Hbf. aus ausgeführt, und zwar vor­aussichtlich am 25. Juli nach Berlin und Bremen, am 26. Juli nach München und Hamburg und am 27. 2ul-i nach Dortmund und Berlin (letzterer über Hof- Leipzig). Eine Ermäßigung von 20 Proz. des normalen Fahrpreises ist in Aussicht genommen.

Zeppelinpost. Das Luftschiff ..Graf Zeppelin" nimmt auf seinen diesjährigen Fahrten, die am 28. März (Ungarn) be­ginnen, wieder Postkarten und Briefe (bis zu 20 Gramm) zur Beförderung auf. Die Gebühr beträgt für Karten 1 Mk., für Briefe 2 Mk. nach beliebigen Bestimmungsorten. Die Sendungen müssen den VermerkMit Luftschiff Gras Zeppelin" tragen und dem Postamt in Friedrichshafen (Bo­densee) in einem freigemachten Umschlag (Freigebühr für den innerdeutschen Verkehr) unter der AnschriftSendun­gen für das Luftschiff Graf Zeppelin Postamt Friedrichs­hafen (Bodensee)" übersandt werden.

Die Ursache des Großfeners. Zu dem Großfsuer im Stadtteil Prag bei der Speditionsfirma Mannheimer Lager­hausgesellschaft wird noch bekannt, daß das Feuer in dem Schuppen entstand, der dicht an die Rosensteinstraße an­grenzt und von dieser nur durch einen hohen Bretterzaun getrennt ist. Es wird angenommen, daß von dem Gehweg der Rosensteinstraße aus jemand unachtsam einen Zigarren- vder Zigarettenstumpen durch den schadhaften Zaun geworfen hat, der dann in dem herumliegendrk Material, wie Papier und ähnlichen brennbaren Stoffen, zündete. Der entstan­dene Schaden dürfte mit 150 000 AM. wahrscheinlich zu nieder geschäht sein. Außer der Firma Mannheimer Lager­hausgesellschaft wurden noch die Schwarzwälder Metall­handel A.-G. und die Firma Weil und Reinhardt, Mann­heim, geschädigt.

Kinosleiche gefunden. Am Donnerstag wurde in einem Gärtnereianwesen in Zuffenhausen die in ein weißes und weih-grünes Papier eingewickelte und in ein blaues Damen­beinkleid verpackte Leiche eines neugeborenen Kindes ge­funden

Ans dem Lande

Eßlingen, 20. März. Schulvorstände und S t a d t v o r st a n d. In der gestrigen Sitzung des Ge­meinderats gab der Vorsitzende bekannt, daß ihm die Schul­vorstände die Einsicht in die Lehrpläne verweigert hätten. Wie der Eßlinger Zeitung mitgeteilt wird, ist diese Wei­gerung auf Anweisung des Bezirksschulamts erfolat.

Süßen OA. Geislingen, 20. März. Hühnerfarm' abgebrannt. Gestern abend geriet auf bisher unauf- geklärte Weise die zu de. Tiermehlfabrik gehörige Hühner- farm in Brand und wurde in kurzer Zeit restlos in Asche gelegt. 1200 wertvolle Leghühner kamen in den Flammen um. Der Schaden wird aus mindestens 10 000 Mark ge­schätzt. Dt« Untersuchung über di» Ursache de» Brands ist im Gang.

Ebingen. 20. März. Pfefserlesbrot-Vertet- lung. 2n den Winger Schulen wurde am Mittwoch di» alljährliche Psefferlrsbrot-Berteilung voraenommen. Di« Brote wurden wie folgt abgegeben: Realschule 878, Kath. Volksschulen 881, Evans Knabenschulen 4S7. Evans. Mäd­

chenschulen 876, sämtliche Kinderschnlen und Augustenhilfe 498, zusammen 2230 Brote.

Ulm, 20. März. Politische Schlägerei. Abends kam es in der Frauenstraße vor dem GasthausDrei Lin­den" zu einer politischen Schlägerei zwischen Reichsbanner­leuten und Nationalsozialisten, wobei einige Nationalsozia­listen erheblich verletzt wurden.

Eine Erfindung für Flugzeuge. Mit Ge- brauchsmusterschutz Nr. 1164 415 wurde für Dr. med. Eber- hard Kuttroff, Ulm, Ehingerstraße, eine Erfindung ge­schützt, die es Flugzeugen aller Art ermöglichen soll, sich ohne lange Fahrtbahn direkt vom Boden zu erheben und ebenfalls auf kleinstem Raum zu landen.

Reutlingen, 20. März. Auch im Tod keine Ruh. Gestern mittag stieß in der Gutenbergstrahe ein von Betzin gen kommender Straßenbahnzug auf ein auswärtiges Lei- chentransportauto, das in gleicher Richtung fuhr und das Straßenbahngleis von rechts nach links überqueren wollte. Das Auto wurde beschädigt und mußte abgesasteppt werden. Auch der Motorwagen des Straßenbahnzugs kam nicht ohne Beschädigung davon. Verletzt wurde niemand.

Rotienburg. 20. März. Priesterweihe. In der Domkirche spendete gestern der Bischof Johannes Baptist« 23 Alumnen des Priesterseminars das Sakrament der Priesterweihe.

Behweiler, OA. Oberndorf, 20. März. Pulversund. Ein vor der Konfirmation stehender Schüler fand eine Schach­tel mit Pulver, das er daheim im Herd verbrannte, wobei es explodierte und ihn im Gesicht und an den Händen n-r- brannte. Er dürfte eine dauernde Entstellung des Gesichts durch seine linbedachtmmke'r dcwontraoen.

Denzenzimmern OA. Ellwangen, 20. März. Töd­licher Schuß. Das lllsjährige Söhnchen Wilhelm des Landwirts Heinrich Hahn (Neubauer) wollte mit einem Flobertstutzsn auf Spatzen schießen. Aus bisher noch unauf­geklärter Ursache entlud sich die Waffe und der Scstuß dranz dem Knaben unterhalb des Kinns in den Kopf. Der schwer Verletzte starb in der Nacht.

Friedrichshasen. 20. März. Der Weg der russi­schen Möven. Am Bodensee wurde dieser Tage in d<n Bucht von Arbon eine Lackmöoe eingefangen, die am Fuß ein Kennzeichen der Beringung-zentrale Moskau trug. Durch düs schweizerische Vogelwarte in Sempach wurde fest- gestellt. daß der Vogel im Jul! 1^30 in der Nähe von Petersburg beringt wurde. Man hatte bisher schon Lach- möven aus NordL-uischland ln der Schweiz iengestellt, und durch diesen Fang ist mmmebr nachcewiesen, daß die Möven auch ans viel weiter ,-nrd"blich liegenden Gebieten im Win­ter nach der Sch've'z wandern.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 21. März 1931.

Die Jugend sagt:Ich". Indem man lernt.Du" zu denken, beginnt das Leben leichter zu werden. Har man erst begriffen, dasWir" zu empfinden, bekommt das Leben Sinn.

Der Frühling beginnt!

Der Frühling ist für unser sprachliches Gefühl durchaus nicht gleichbedeutend mit dem Lenz. Es ist sogar durchaus denkbar, daß uns der Frühling den richtigen Lenz schuldig bleibt. Frühling: das ist für uns der sachlichere, der nüch­terne Begriff. Lenz: das ist der gefühlsmäßige, poetische. Frühling heißt uns die Jahreszeit als solche im astronomi­schen Sinn. Aber, wenn wir singen:Der Lenz ist da", dann sind wir meist schon mitten im Frühling. Dann sind wir von dem schönsten Wesen, dem schönen Erscheinen der Jahreszeit beglückt, die wir Frühling nennen.

Mil dem 21. März sind wir in diese Jahreszeit einge­treten. Und Menschen, die dankbaren Gemüts sind, erinnern ! sich dabei froh der Tatsache, daß wir Bewohner der nörd­lichen Halbkugel der Mutter Erde einen längeren Frühling haben, als unsere Brüder auf der südlichen Hälfte des Erd­balls. Denn ihr Frühling, d. h. also unser Herbst, beginnt erst am 23. September. Sie haben darum 89 Tage Früh­ling, wir dagegen 92 Tage. Unser Vorteil ist das aber natürlich nur dann, wenn unser Frühling ein rechter Lenz ist.

Die meteorologischen Frühlingsmonate sind März, April und Mai. Im Grund genommen sind uns aber die astro­nomischen Jahreszeiten ziemlich gleichgültig, wenn sie nicht in ihren Witterungsverhältnissen den Anforderungen ent­sprechen, die wir an ihren Charakter zu stellen uns berech­tigt glauben. So wären wir zum Beispiel mit einem Früh­ling gar nicht einverstanden, der bis in den Mai hinein kühl, regnerisch und sonnenarm bliebe und dann plötzlich alle seine Wunder des wiedererwachenden Lebens auf wenige schöne Tage zusammendrängte und uns schon Sommerrossn schenkte, wenn wir noch kaum den süßen Duft des Flieders genossen. Denn der Frühling ist doch die erquickendste, die belebendste Jahreszeit. Mit und ohne die vielgepriesenen Bluterneuerung-kuren führt sie auch unserem Blut, unfern Lebenssäften frische Kräfte zu. verleiht unserem Leben neue Daseinsfreude. Und da wir schließlich doch ein ganzes Jahr lang von solchen Frühlingsimnnlsen leben und zehren müs­sen, so wünschen wir aus tiefstem Herzen, daß der Früh­ling uns recht oft dankerfüllt frohlocken lasse:Der Lenz ist da!"

Sonderfahrten der Neichspostkeaflwagen

Bei genügender Besetzung werden am Konfirmations­tag (22. 3) Beiwagen zu den Kraftposten von und nach Pfalzgrafenweiler und Haiterbach gestellt. Nähere Aus­kunft erteilen die Postkraftwagenführer und die Echalter- beamten des Postamts.

Schlußprüfung der Landwirtfchaftsschule Nagold

Wie alljährlich, so ladet auch Heuer die Landwirtschafts­schule Nagold wieder zu ihrer Schlußprüfung am kommen­den Dienstag u. einem sich anschließenden Unterhaltungs- abend ein. Näheres ist aus dem Anzeigenteil zu ersehen.

Unglücksfall beim Straßenbau

Gestern morgen ereignete sich bei dem als Notstandsarbeil ausgeführten Wegebau nach Rötenbach ein bedauerlicher Un- glückssall. Der 22 Jahre alte Otto Wied maier wurde aus einer abschüssigen Stelle von einem beladenen Rollkarren ersaßt und überfahren. Er erlitt dabei einen Wadenbruch und leich­tere Quetschungen und mußte ins Bezirkskrankenhaus über- ! führt werden.