Seite 2 — Nr. 39
Nagolder Tagblatt „Ter Gesellschafter
Dienstag, 17. Februar 1931
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Haushaltplöne in Gemeinden und Amtskörperschasten
Kuttgart, 16. Febr. Ein Erlaß des Innen- und des an die Gemeinden, Amtskörperschaften und Gemeindeaufsichtsbehörden behandelt die Aufstellung Ser Haushaltspläne für das Rechnungsjahr 1931. Der Haushaltsplan der Gemeinde für das Rechnungsjahr 1931 nnt Len Vorschlägen für die Deckung des Bedarfs ist bis 1. März 1931 dem Gemeinderat vorzulegen. Die Ministerien legen großen Wert darauf, daß diese Vorschrift eingehalten wird. Um dies zu ermöglichen, wird u. a. bekanl-tgegebem: Für den Ansatz der rieberweisungen aus der Einkommensteuer und der Sörperschafkssteuer können bis jetzt nur unsichere Anhaltspunkte gegeben werden, da die auf 1. April 1931 in Kraft tretenden zehn Verteilungsschlüssel für die Einkommensteuer und die Körperschaftssteuer noch nicht bekannt sind. Vorläufig sollen in die Haushaltspläne der Gemeinden für 1931 eingestellt werden rund 17,3 Proz. des Gesamtrechnungsanteils der Gemeinde im 9. Verteilungsschlüssel für die Einkommensteuer, rund 14 Proz. für die Körper- schaftssteuer, rund 7,80 Mark auf den Kopf des Schülers der am 1. Mai 1931 im volksschulpflichtigen Alter die öffentlichen oder mit staatlichen Beiträgen unterstützten Volksoder höheren Schulen der Gemeinde besucht.
Me Ueberweisungen aus der Umsatzsteuer werden vor- aussichtlich rund 3,50 AM. auf den Kopf der Wohnbevölke- rung betragen. Als Aeberweisung auh sonstigen R"ichs- steuern erhalten die Gemeinden, deren Amlage im Rechnungsjahr 1930 mehr als 12 Prozent betragen hat: 0,75 AM auf den Kopf der Wohnbevölkerung und 1 Prozent des allgemein steuerpflichtigen Grundkatasters. Die X./XI. Vertei- lungsschlüssel für die Einkommensteuer und die Körperschaftssteuer gelten mit Wirkung vom 1. April 1931 an auch für die Berechnung des Anteils der einzelnen Gemein- den an der Amlskörperschastsumlage.
Bezüglich Grund- und Gebäudekakaster gelten die vor- jährigen Sätze. Hinsichtlich der Geiverbekakasier wird im Landesdurchschnitt mit einem Rückgang des Gewerbekata- sters für 1931 gegenüber 1930 von etwa 10 Prozent zu rechnen sein. Gemeindebiersteuer und Bürgersteuer müssen die Gemeinden für das Rechnungsjahr 1931 erheben, wenn der Gemeindeumlagesatz für 1931 den von 1929 übersteigt.
oder wenn der Gemeindeumlagesah für 1931 den Landesdurchschnittssatz übersteigt.
Der dem Ausgleichslock für 1931 zur Verfügung stehende Gesamtbetrag wird mit rund 4,1 Millionen RM. etwa gleich hoch sein wie in den Vorjahren. Beiträge an bedürftige Gemeinden zur Besoldung der Lehrkräfte sind in Höhe von 2,35 Millionen RM. vorgesehen. Der Gemeindeumlage- höchslsatz beträgt wi« in den Vorjahren 12 Prozent. In dem Reatsteuersenkungsgeseh enthält das Reichsrecht zum ersten Mal unmittelbare Vorschriften über die Höhe der Landesund Gemeindesteuern (Gemeindeumlagen) auf Grundstücke, Gebäude und Gewerbe. Darnach darf die Gemeindeumlage für das Rechnungsjahr 1931 nicht über den bis zum 31. Dezember 1930 rechtswirksnm festgesetzten Umlagesatz hinaus erhöht werden, der Gemeindezuschlag zur Gebäudeenkschul- dun^steuer und die Baulandsteuer für das Rechnungsjahr 1931 weder neu eingeführt noch über einen etwa bis zum 31. Dezember 1930 rechtswirksam festgesetzten Satz hinaus erhöht werden.
Den Landesdurchschnitt der Gemeindumlagen, der namentlich für die Pflicht der Gemeinden zur Einführung der Gemeindebiersteuer und der Bürgersteuer, sowie für die Höhe dieser Steuern von Bedeutung ist, werden die Ministerien feststellen und bekanntgebcn, sobald die nötigen Unterlagen dafür vorliegen, voraussichtlich noch im Lauf dieses Monals- Vorläufig kann angenommen werden, daß dieser Landesdurchschnittssatz 20 Prozent nicht erreicht, aber auch nicht Wesentlich hinter diesem Satze zurückbleibt.
Die Ministerien sind sich bewußt, daß die durch das Realsteuersenkungsgesetz geschaffene Rechtslage bei dem Rückgang der Reichssteuerüberweisungen und dem Anwachsen der Wohlfahrtslasten manche Gemeinde in eine schwierige Lage bringen wird. Andererseits werden den Gemeinden durch die allgemeine Gehaltskürzung namhafte Ausgaben erspart und durch die Einführung oder Erhöhung der Gemeindebiersteuer und der Bürgersteuer, sowie gegebenenfalls durch die Einführung der Getränkesteuer neue Einnahmequellen erschlossen. Es darf daher angenommen werden, daß es den Gemeinden durch äußerste Sparsamkeit gelingen wird, ihre Haushaltspläne innerhalb der nunmehr gegebenen Grenzen zu halten.
Metzingen, 16. Febr. Hohes Alter. Heute kann Stadtschultheiß a. D. Caspar in körperlicher und geistiger Frische seinen 85. Geburtstag feiern. Der Jubilar ist Ehrenbürger der Stadt.
Kirchentellinsfurt, OA. Tübingen, 16. Febr. Einbruch. Das Schuhwarengeschäft Pasalisch Stehle wurde in der Freitagnacht von Einbrechern yeimgesucht. Für über 300 Reichsmark Waren, in der Hauptsache Schuhe, liehen die Langfinger miklaufen. Diese haben den Fensterladen der Werkstatt aufgebrochen und eine Scheibe herausgeschnitten und gelangten auf diesem Weg in das Lager.
Rottenburg, 16. Febr. Schwerer Zusammenstoß. Der 25jährige I. Ulmer, Sahn des Oberwachtmeisters a. D. Almer, stieß gestern mit seinem Motorrad mit einer Kutsche zusammen. Er wurde vom vorderen Rad erfaßt und geschleift, so daß er mit einem gebrochenen Fuß und Verletzungen am Kopfe unter der Kutsche hervorgezogen wurde. Die Ueberführung nach Tübingen wurde sofort vorn Arzt angeordnet. Almer, der bei Professor Kirschner, dem Vorstand der Chirurgischen Klinik in Tübingen, als Chauffeur in Diensten steht, war zu Besuch bei seinen Eltern und war auf der Rückfahrt nach Tübingen.
Schwenningen, 16. Febr. Ein Schwenninger in den Gemeinderat von Moskau gewählt. De- im August v. I. mit verschiedenen anderen Schwenninger Uhrenarbeitern nach Moskau ausgewanderte 25 Jahre alt-' led. Walter Vosseler von hier wurde bei den Ende Januar- stattgefundenen Wahlen als Mitglied in den Sowjet der Stadt Moskau gewählt.
Sternenfels. OA. Maulbronn, 16. Febr. Freitod eines Bürgermeisters. 5n der Gemeindekasse wurden Unregelmäßigkeiten in Höhe von mehreren tausend Mai< -itzstgestellt. Der Bürgermeister machte sich so viel Vorwürfe, ^oaß er seine Revisionspflicht vernachlässigt und dem Kassenverwalter so viel Vertrauen geschenkt hatte, daß er sich erschoß.
Alm. 16. Febr. Schüler-Dersammlungsver- b o t. Gelegentlich der Reichsgründungsfeier hatte die Nationalsozialistische Partei einen Fackelzug auf dem Münsterplatz veranstaltet, für den auch unter den Schülern der höheren Lehranstalten Propaganda gemacht worden war Znit dem Erfolg, daß sich eine größere Anzahl Schüler nnt Klassenmütze an dem Fackelzug beteiligte. Dieses Vorkommnis führte zu einer längeren Zeitungspolemik in den hiesigen Zeitungen, in der die Beteiligung von Schülern an derartigen parteipolitischen Veranstaltungen verurteilt wurde. Nun hat die Nationalfoz. Partei für nächsten Mittwoch in den Dreilindensaal eine Versammlung des nationalsozialistischen Schülerbunds ausgeschrieben. Von zuständiger ^Stelle wurde, wie man hört, den Schülern die Teilnahme an dieser Versammlung unter Androhung strenger Strafe verboten.
Oferdingen, OA. Tübingen, 16. Febr. Bei derOrrs- vorsteherwahl wurde Theodor Zundel, Merkführe-. -^eim Elektrizitätswerk der Fa. Gustav Wagner, mik 153 Stimmen gewählt. Der Gegenkandidat Gemeindepfleger Schach erhielt 129 Stimmen.
Aus Stadt und Land
Nagold, den 17. Februar 1931. ;
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Was wir selbst tun können, dürfen wir Eott nicht über- ! lassen. Fock. !
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Um die Zukunft unserer Kinder
Die nachstehenden Zeilen werden uns zur Verfügung ge- gestellt. Wir geben ihnen umso lieber Raum, als wir in allen Punkten auf dem gleichen Standpunkt stehen und nur wünschen möchten, daß die Ermahnungen verständige Eltern finden. Die Schriftleitung.
Mehr als je bangt den Eltern vor der Zukunft ihrer ! Kinder. „Was meinest du, soll aus dem Kindlein werden?" Alle Türen sind verschlossen, alle Aussichten, in einen nährenden Berus zu gelangen vernagelt Eine wahre Panik hat sich vieler Eltern bemächtigt und alles stürzt sich jetzt auf die höheren Schulen, weil man da wenigstens „Berechtigungen" erringen kann und bei Anstellung etc. bevorzugt werde. Täuschen wir uns nicht. Ein Schüler, der die Realschule etwa schon in der 5. Klasse verläßt, hat eine ganz mangelhafte, unausgeglichene und unvollständige Bildung: in Sprachen nur Anfänge, in Geschichte nicht einmal die Geschichte seines eigenen Volkes usw. Man überlege sich, ob mans auch habe hinaus- zufllhren, nach Begabung und Geld (die Schulgelder k wachsen!) Vielfach spielt auch die Eitelkeit der Eltern noch ihre Rolle. Während den Jugendlichen der „Drang nach der Visitenkarte" noch ganz abgeht, sofern sie unverbildet sind, wollen die Eltern oft ihre Kinder mit Gewalt in eine höhere Laufbahn bringen. Solche Eitelkeit rächt sich bitter an den Kindern selbst, die dadurch oft um alle Jugendfreude betrogen werden. Bekanntlich sind die Aussichten jetzt auch für höhere Schüler durchaus schlecht.
Noch ein anderes Mahnwort sei einem Lehrer gestattet: Schickt die Kinder nicht zu früh zur Schule! Wenige Wochen trennen uns noch von dem Tage, an dem sich die Schultüren zum erstenmal für die Jüngsten öffnen. Viele Kinder können diesen Termin nicht erwarten; nur zu leicht geben Eltern ihrem Drängen nach. Der Unbedachtsamkeit der Eltern wird durch die Gesetzgebung noch Vorschub geleistet, die die Einschulung auch der Kinder gestattet, die erst im Lauf des Sommers das 6. Lebensjahr vollenden. Aber zu frühe Einschulung rächt sich bitter an den Kindern selbst. Schule ist immerhin Schule. Die Anforderungen an die kleinen Schüler, körperlich und seelische, sind ganz bedeutend. Das zeigt die Gewichtsabnahme nach Schuleintritt, sowie gewisse nervöse Zustände. Man weiß, wie übertrieben pflichteifrig die Kleinen sind, wie ernst sie alles nehmen. Ein kleiner Tadel des Lehrers und die Kleine kann schon bei Nacht nicht schlafen. Das Gehirn, der ganze Organismus der Kinder ist noch so zart in diesem Alter. Dabei muß sich im Schulleben der junge Mensch erstmals im Kampf ums Dasein durchsetzen lernen. Unter keinen Umständen darf die Einschulung vor vollendetem 6. Lebensjahr erfolgen. Man warte lieber bis zum 7. Jahr und bringe uns Kinder, mit denen man herzhaft etwas anfangen kann. Kfr.
Bom Rathaus
Sitzung des Eemeinderats am Mittwoch, den 18. Febr., ^ nachmittags 5 Uhr »
Tagesordnung: öffentlich: 1. Gesuche und Mitteilungen. 2. Aufhebung einer ständigen Schulstelle an der - Ev. Volksschule. 3. Wahl der Mitglieder für die gemeinde- gerichtliche Abteilung. 4. An- und Verkauf von Grundflächen und eines Gebäudes in der Calwerstraße.
„Neuzeitliche Geflügelzucht"
Zu diesem Thema sprach am Sonntag Nachmittag auf Einladung des Nagolder Kaninchen- und Eeflügelzucht- vereins und des Landw. Bezirksvereins Nagold Herr
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Mauken Li'unc!
(Nachdruck verboten).
(Fortsetzung 17)
Ein paar Minuten später rasselte der Jagdwagen schon vom Hof und stob davon, und es war noch nicht Mittag, da hielt er schon wieder im Ort droben vor der Zeche „Christiansglück". Henner von Grund in Begleitung des Bergrats trat bei Bertsch ins Bureau ein. Langsam erhob sich dieser, verneigte sich vor dem grüßenden Revierbeamten und sah den Repräsentanten des Erbstollens an, der steif und störrisch vor ihm stand.
„Nun, was verschafft mir die Ehre?"
Der leise Spott stachelte Henner von Grund auf.
„Das werden Sie selber wohl am besten wissen, schrie er ihn an. „Glauben Sie, Sie können Schindluder mit uns spielen, Herr?"
„Wenn hier in der Tat von solch einem Spiele die Rede sein dürfte, so hätten Sie damit angefangen, Herr von Grund, Sie wollen das noch nicht vergessen".
„Meine Herren, so kommen wir ja nicht weiter, vermittelte der Vergrat und wandte sich dann an Bertsch. „Also, Herr Bertsch, es handelt sich um eine Beschwerde des Repräsentanten vom Erbstollen hier. Wie Herr von Grund behauptet, sollen ihm durch Ihr Verschulden Wasser in sein Grubenfeld einbrechen, und zwar in einem solchen Umfange, daß der ganze Betrieb dadurch bedroht wird".
„Das bedaure ich außerordentlich", der unverkennbare Spott ließ Henner von Grund eine Röte auf die Stirn schießen, .aber ich werde an dieser Tatsache leider nichts ändern können".
„Die Gegenpartei mutmaßt, ja behauptet, es läge eine schikanöse Absicht Ihrerseits vor und dringt auf Beseitigung der Maßnahmen, die zu diesem Wassereinbruche geführt haben".
„Was die Gegenpartei mutmaßt, ist mir vollkommen gleichgültig. Die betreffenden Maßnahmen aber waren im Interesse meiner eigenen Grube geboten. Ich habe daher nicht die mindeste Veranlassung, sie aufzuheben."
„Herr Bertsch, ich möchte Ihnen doch nahelegen — wie gesagt — so kommen wir doch nicht vom Fleck!"
„Herr Vergrat, noch einmal — ich bedaure!"
„Ja, dann, meine Herren", und der Revierbeamte hob seine Stimme, „bleibt mir nichts weiter übrig, als die Anordnung zu treffen, daß Sie beiderseits bis zum Austrage der Sache den Betrieb an Ihrer Markscheide, innerhalb zehn Meter von der Grenze, einzustellen haben".
„Damit," Bertsch verneigte sich mit überlegenem Lächeln zu dem Beamten hin, „bin ich ganz einverstanden".
„Aber ich nicht!" schrie Henner von Grund. „Was nutzt mir das? Inzwischen läuft das Wasser immer lustig weiter und ersäuft mir die ganze Grube."
„So prozessieren Sie doch!"
Sarkastisch gab Bertsch jetzt dem andern das Wort zurück, das ihm jener damals boshaft zugerufen. Dick schwollen dem Gutsherrn die Adern an der Schläfe an.
„Herr, wir sprechen uns noch!"
Und er drohte zu Bertsch hin. Aber der lächelte nur schweigend im Gefühl seiner Ueberlegenheit.
Der Bergrat, froh, daß er die leidige Geschichte auf diese Weise für sich erledigt, sah von einem zum andern.
„Ja, meine Herren — dann gäbe es hier wohl einstweilen nichts weiter zu tun. — Glückauf!"
Und er zog den Hut.
Ohne Gruß, in kochendem Grimm, folgte ihm Henner von Grund.
Es kam, wie Gerhardt Bertsch es berechnet und die Gegner befürchtet hatten: Die Wasserader, die mit dem Grundwasserstrom in Verbindung stand, erwies sich als rein unerschöpflich, und die ihr entquellenden Fluten taten ihr Werk im Erbstollen. Ohnmächtig blieben alle Anstrengungen Hannschmidts und seiner Leute, Herr zu werden. Das rann und strömte Tag und Nacht, füllte die Strecken und Abbaue und brachte sie vielfach zu Bruch. Immer weiter mußte man zurllckweichen vor dem andringenden Wasser. Es trieb die Menschen schließlich aus der Grube ganz heraus — die Arbeit mußte eingestellt werden auf dem Erbstollen.
Es war eine Angelegenheit, die bald nicht nur den Ort, nein, den ganzen Rauhen Grund in Mitleidenschaft zog und in Aufregung versetzte. Ueberall waren ja ein paar Familien davon betroffen, wo die Männer nun notgedrungen feiern mußten. Der ausfallende Lohn fehlte da
bald im Haus wie in seinem weiteren llmlaufsgebiet: Krämer, Schlächter, Bäcker und Gewerbetreibende klagten.
Da erhob sich ein Murren, und eine Erbitterung wuchs heran gegen den Urheber dieser Sorgen — Gerhard i
Bertsch, den „Amerikaner", wie sie ihn alle hier nannten im Land. Und trieb ers nicht auch recht wie so einer von da drüben? Kalt und rücksichtslos schritt er über andere j
hinweg. Was fragte er nach Hunger und Not!
Freilich hatten die von der gegnerischen Partei es nicht an Schritten fehlen lassen. Sie hatten sich an das Ober- i
bergamt gewandt. Dies aber hatte die Anordnung des ,
Revierbeamten für richtig befunden und sah sich im übri- !
gen außerstande, hier einzugreifen. Damit war die Sache !
auf den Gerichtsweg verwiesen. Doch der konnte Jahre, -
unter Umständen lange Jahre in Anspruch nehmen, bis !
zum endgültigen Entscheid. Bis dahin würde aber der s
Erbstollen völliger Verwüstung und dem wirtschaftlichen !
Zusammenbruch verfallen sein. !
So gingen nicht nur die arbeitslosen Bergleute, sondern auch die Gewerken des Erbstollens mit ernsten Gesichtern umher. Vis auf Henner von Grund und Hannes Reusch waren es ja meist kleinere Besitzer, die die Kuxe in Händen hatten. Hier wurde eine Vermögensschädigung und der Fortfall der gewohnten Dividende schmerzlich empfunden.
Aber auch dem Hannes Reusch kamen allerlei Gedanken.
War es klug, die Sache so auf die Spitze zu treiben? Man riskierte alles und gewann, selbst wenn es wirklich gut ging,nicht allzuviel. Dagegen boten sich, wenn man gescheit war und seinen Vorteil wahrnahm in diesem kritischen Zeitpunkt, vielleicht große Aussichten. — Gerade ibm persönlich. Und der Hannes Reusch ward sehr nachdenklich. Denn er war ein kluger Mann gewesen, zeit seines Lebens.
Auch Magri hörte in diesen Wochen von Vater und Bruder, wenn sie im Familienzimmer vertraulich sprachen, mancherlei. Aber sie achtete nur wenig darauf. Für Geschäfte hatte sie. kein Interesse. Darauf verstand sich der Vater ja wie nur einer. Nur wenn Gerhard Bertschs Name genannt wurde, dann horchte sie auf und lauschte.
Mit einem seltsamen Doppelgefühl.
Blieb er Sieger in diesem Kampf der beiden Gruben, dann hatte er offenbar eine große, sehr große Zukunft und wurde der erste Mann hier im Lande. Der Frau, die er einmal in sein Haus führen würde, bot sich eine glänzende Aussicht. iFortletzun« iol«1)
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