Die Lies DeottrssE
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Das Mädchen fühlte einen heißen Kuß brennend auf den zuckenden Lippen. „Lite, meine Lite!" Gustav von Plessow trug die leichte Gestalt auf eigenem Arm ins Schloß.
„Sie dachten wohl, die Kosaken wären hier?" Er lachte beinahe übermütig dem Pfarrer und Mirko ins Gesicht. „Keine Angst, ein Paar Tage werden sie auch vorläufig noch ans sich warten lassen. Die deutschen Truppen haben sie nördlich von Markehnen heute geschlagen."
Die uneingeftandene Furcht der vergangenen Stunden, die Freude des Augenblicks, die jubelnde Gewißheit, daß etwas in ihr ausgebrochen, das groß und schicksalbestimmend war — Lite konnte plötzlich nicht mehr die schattenhaften Umrisse von Markehnen erkennen. Die Gestalten verschwamme» ihr. Ihr Kopf sank zurück. Sie hörte nur noch, ungewiß, wie aus weiter Ferne, den Pfarrer sagen: „Sie wird uns ja ohnmächtig." Dann war alles ganz still, so ruhig und gelöst, wie seit Tagen nicht mehr. Die Ilmwelt wurde erst wieder Wirklichkeit, als sie' eine Hand unbeholfen über ihr Gesicht streicheln fühlte. Da schlug sie die Augen auf.
Sie lag auf dem Ruhebett ihres Zimmers. Ein Fläschchen mit kölnischem Master stand neben ihr, mit dem man dem Geruch nach das ganze Zimmer eingesprengt hatte. Hatschi! Wie das in der Nase kitzelte. Hatschi! Hatschi! Noch einmal. Lite richtete sich auf. Aber noch ehe sie aufrecht saß, kam eine große Hand, drückte sie widerstandslos zurück. „Ruhe dich aus, Lite!" Da empfand das Mädchen einen köstlichen Schutz, den man genießen durfte, ohne schwach zu erscheinen. „Gustav!" Sie blinzelte neckend zwischen den langen, dunklen Augenwimpern hervor.
„Ja, es ist schon alles gut!" Der Mann hielt des Mädchens kleine Hand zärtlich zwischen seinen großen Fingern. Keine Macht der Welt würde das heute geknüpfte Band je wieder trennen. Sie wußten es beide, ohne daß einer von ihnen ein Wort gesprochen hätte.
Waldi aber kroch an die hohen Stiesel des Herrn Rittmeisters heran, machte es sich bequem. Er wußte, er gehörte dazu. Denn hing er wohl einem anderen Menschen so treu an wie Lite und dem Herrn Rittmeister? Und schon deshalb hatten sie sich finden müssen.
Sein Hundeverstand zog sogleich die nutzbringenden Folgerungen. Wau, Wau! Mit einem Satz sprang er auf das Ruhebett, nicht eifersüchtig. O nein, Waldi konnte sich nichts Schöneres denken, als daß der Herr Rittmeister und seine junge Herrin sich so fest und selig im Arm hielten, als gäbe cs keinen Krieg und niemals eine Trennung.
„Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben!"
Der alte Mirko schämte sich nicht, daß ihm die Tränen unaufhörlich übers Gesicht liefen. Am Morgen hatte er den Garten geplündert. Rosen und Astern — sie schmückten jetzt den Rosensaal mit seinen köstlichen launigen Goldverzierungen, zwischen denen in den Ecken kleine neckende Putten Unfug trieben. Weil die Welt gar so schön war!
Mirko faltete die Hände. Er hatte sich den
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Ehrentag der jungen Herrin einmal anders vorgestellt. Wagen nach Wagen würde Vorfahren. Das ganze Schloß ein Jubel von Seligkeit und Jugend. Als würdigen Hintergrund die strahlenden Uniformen hoher Offiziere, die tiefen Dekolletes seidenstarrer Kleider. Und in einer Flut von wogenden Schleiern die zierliclze Gestalt der Komteß Elisabeth, wunschlos glücklich.
Der Diener hatte die Augen weit auf. Die Tränen liefen ohne Unterbrechen. In einem schlichten, Hellen Sommerkleid kniete Lite jetzt neben der hohen Gestalt des Rittmeisters von Plessow im Rosensaal vor einem schnell zum Altar verwandelten Tischchen.
Der Rittmeister trug den linken Arm in der Binde. Gestern war er bei einem Erkundungsritt leicht verwundet worden. Sein rechter Arm aber war allein stark genug, um die zu schützen, die ihm heute als rechtmäßiges Eheweib angetraut wurde. Sie hatten es beide nicht anders gewünscht. Man hätte warten können, bis der Krieg zu Ende war. Gewiß! Die Vernunft gebot es vielleicht. Aber sollten die, die sich in der Stunde der Not fanden, nicht auch in der Stunde der Not unlöslich binden? Gustav von Plessow würde glücklich sein, wenn eine Herrin für Heidkuhnen znrückblieb. selbst wenn sie, der größeren Sicherheit wegen, auf dem ge
schützteren Markehnen wohnen bleiben sollte.
Bis in den Tod getreu!
Hellmut von Dacherode stand leicht vor- gebeugt zwischen seinen Leuten, die stramm durch den Saal Spalier bildeten, um der Stunde auch den äußeren würdigen Rahmen zu geben. Wer konnte wissen, wen der Tod nicht schon gezeichnet von all denen, die dem Trauakt beiwohnten? Aber er schüttelte diese Gedanken schnell ab. Vater- und Mutterstelle mußte er heute an der Schwe- ster vertreten. Vorsichtig, mit besonderer Bedeutung steckte er ihr den kostbaren Ring an, ein Erbstück von der Seite der Mutter, das immer der ältesten Tochter am Hochzeitstag zustand.
„Glücklich werden, hörst du?" Er zog die kleine Schwester in die Arme. Der alte Mirko hätte geschworen, daß in diesem Augenblick nicht er allein im Saal feuchte Augen hatte.
Es gab ein schlichtes, höchst bescheidenes Hochzeitsessen, das Mirko aber mit einer Feierlichkeit servierte, als süßen hundert festlich gekleidete Gäste am Tisch. Einen schönen Trinkspruch brachte Hellmnt aus, nicht viel anders, als gäbe es keinen Krieg. Die junge Frau war glücklich darüber. Sie, die so gerne lachte, hatte sich am Morgen ein Paar Herzschläge lang gefürchtet, doch ihr Hochzeitstag in Tränen ersticken würde. Und sie war doch so glücklich! So namenlos glücklich! Sie legte verstohlen ihre Hand auf die Gustav von Plessows.
Am unteren Tischende entstand ein Stuhlrücken. Es bereitete sich etwas vor. Der treue Mirko bätte wobl aerne eine erMal-
UaeirrLeArteL» sus aüer Weit
Schreckenskak einer Mukker
ck. Barel, 2. September. In Grabstede am Jadebusen schnitt eine Mutter ihren beiden zwei- und vierjährigen Kindern im Schlafmiteinem Rasiermesserdie Kehle durch und brachte sich dann selbst lebensgefährliche Verletzungen bei. Die Bluttat der Frau, die in sehr zerrütteten Eheverhältnissen lebte, wurde von ihren Kindern aus erster Ehe entdeckt, die friedlich im Nebenraum schliefen, als die Mutter die Verzweiflungstat ausführte.
1V Tage Hafk für Verdunkelungssünderin
6m. Magdeburg, l. September. Eine Schönebecker Einwohnerin, die es mit dem Verdunkeln nicht so genau nahm, erhielt einen Strafbefehl über 30 Mark und, nachdem sie wieder gegen die Verdunkelungsverordnung verstoßen batte, noch 20 Mark Strafe dazu. Jetzt hatte sie sich vor dem Amtsgericht zu verantworten. Hier wurde sie zu zehn Tagen Haft und 50 Mark Geldstrafe verurteilt.
Bei Krebs hilf! nur das Lhirurgenmeffer
dt. Hamburg, 2. September. Nach zweitägiger Verhandlung in Hamburg unk» dreitägiger Verhandlung in Breslau wurde der 50jäh- rige Heilpraktiker Wilhelm Str. wegen fahrlässiger Körperverletzung im Beruf zu einem Jahr neun Monaten Gefängnis verurteilt. Dem Angeklagten wurde die Ausübung seines Berufes als Heilpraktiker aus die Dauer von drei Jahren untersagt. In der Urteilsbegründung führte das Gericht u. a. aus: Die Vertreter aller Richtungen der Heilkunde seien sich darüber einig, daß bei festgestelltem Krebs nur das Messer des Chirurgen helfen kann. Für die Entscheidung im vorliegenden Fall kam es nicht darauf an. den Wert der Augendiagnose an sich festzustellen. Der Angeklagte hat fahrlässig gehandelt. Die Fahrlässigkeit wird darin erblickt, daß Str., obwohl er wußte, daß die von ihm behandelte Frau ein Krebsleiden hatte, sie nicht so
fort zum Arzt geschickt ha!, weiterhin aber auch darin, daß der Angeklagte, selbst wenn ihm auch die Augendiagnose das Vorhandensein des Krebses zeigte, sich trotzdem das Krebsgeschwür, das immer weiter um sich griff, nie angesehen hat. An dem schweren Leiden, das die Frau durchmachen mußte, trägt er die Schuld. ,
680 Tiere schwarzgefchkachkek po. Stettin, 2. September. Das Sondergericht verurteilte eine 22köpfige Bande von Schwarzschlächtern und ihre Helfershelfer zu hohen Zuchthaus- und Gefängnisstrafen. Der Hauptangeklagte, ein 57jährr- ger Metzger, erhielt 11 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust. Tie Angeklagten hatten insgesamt 680 Tiere, 500 Schweine. 70 Kühe und 110 Kälber schwarzgeschlachtet. Damit das Fleisch ungehindert in den Handel kommen konnte, fertigte das Haupt der Bande zwei falsche Eisenstempel mit der Inschrift „Schlachthof Stettin" und „Trichinenfrei" an. Ein Teil des Fleisches wurde in Stettin markenfrei abgegeben. ein großer Teil wurde Berliner Schiebern in die Händen gespielt, die schon im April vom Berliner Sondergericht zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt wurden.
22 Mark für ein Pfund Kaffee gezahlt rg. Beuthen, 1. September. Vor der Strafkammer hatten sich drei Angeklagte zu verantworten, die Wuchergeschäfte mit Kaf - f e e abgeschlossen hatten. So hatte der Hauptangeklagte zwei Mitangeklagten Frauen drei Pfund Rohkaffee, die er vor Kriegsausbruch angeschafft hatte, zum Preise von 22 Mk. je Pfund verkauft und die Frauen hatten diese Summe auch anstandslos gezahlt. Nur der Umstand, daß es sich nicht um ein gewerbsmäßiges Handeln, sondern um ein Gelegenheitsgeschäft handelte, bewahrte ihn vor einer Freiheitsstrafe. Der Hauptangcklagte wurde zu 80 Mk., die beiden Abnehmerinnen zu 16 bzw. 15 Mk. Geldstrafe verurteilt.
sige Kapelle hergezauberll Doch 8n Vlesöm Tag schickte sich nichts anderes als Militär- musik, den Trompeten mit vieler Mühe abgerungen. Der Hohenfriedberger mußte daran glauben, der Defsauer. Bis zum Schluß über die „Feste Burg" der Ehoral von Leu- then sich schmetternd in den Sinn dieser Stunde stellte. „Nun danket alle Gott!" Wer wußte, vielleicht sang man es schon bald in allen deutschen Kirchen. Aus dem Westen kam Siegesmeldung nach Siegesmeldung. Und war der Krieg im Westen beendet, würde man auch im Osten schnell aus- räumen. Das stand fest. Uebrigens: heute und an den beiden vergangenen Tagen war es hier auch ruhig gewesen. Die Russen hatten sich scheinbar wieder hinter die Grenze zurückgeschoben. Die ausgeschickten Späher meldeten am Nachmittag völlige Ruhe in der ganzen Umgebung.
(Fortsetzung folgt.)
Tödliche Unfälle
Erdmannhausen, Kr. Ludwigsburg. Beim Sturz an den Ofenstein zog sich ein sechs Monate altes Kind einen Schädelbruch zu. Kurz nach der.Einlieferung ins Krankenhaus erlag das Kind einer inneren Schädel- blutung.
Göppingen. An seiner hiesigen Arbeitsstätte ist der 61jährige Hermann Bay er aus Uhingen so schwer verunglückt, daß er an den Folgen des Unfalles inzwischen gestorben ist.
Tieringe», Kr. Balingen. Der 63jährige Landwirt Hermann EpPler stürzte, als er nach dem Drahtseil des HeilanfzirgeS sehen wollte, von der Obertenne in die Scheuer und war sofort tot.
In den Ferien tödlich vervnglückt
Ellwangen, Kr. Bibcrach. Ein neun Jahre alter Junge ans Weißenau, der sich in Truilz in Ferien befand, machte sich während einer vorübergehenden Abwesenheit eines Bauern an dessen im Betrieb befindlichen Brcchmühle zu schaffen. Der Junge kam dabei dem Treibriemen zu nahe und wurde mit dem Kopf gegen die Antriebsscheibe geschleudert. Die dadurch erlittenen Verletzungen waren so schwer, daß der Tod alsbald eintrat.
Ein teurer Nierenbraten
Stuttgart. Einen frechen Betrug verübte die 36jährige verheiratete Marielmse H. aus Offenbach a. M. an einem Stuttgarter Metzgermeister. Sie kaufte bei ihm einen 3Ve- pfünoigen Nierenbraten zu 5 Mk. und ließ sich das Fleisch samt dem dazugehörigen Kassenzettel gleich aushändigen, indem sie vorgab, sie habe große Eile und wolle am anderen Ver- kaufsstano noch etwas Wurst dazu kaufen und dann gleich alles zusammen an der Kasse bezahlen. In Wahrheit bezahlte sie dann aber nur die geringe Menge Wurst, für die sie auch die erforderlichen Fleischmarken abgab, während sie das Fleisch und den Kassenzettel hierfür verschwinden ließ. Obwohl sie dabei von einer anderen Kundin beobachtet worden war, gelang es ihr, unbehelligt zu verschwinden. Als sie aber einige Wochen darauf den gleichen Trick im gleichen Geschäft zu wiederholen versuchte, wurde sie vom Persorral festgehaltcn. Jetzt wurde die H., die in guten Vermögensverhältnissen steht, wegen eines vollendeten und eines versuchten Betruges zu Geldstrafen von zusammen 100 Mr. verurteilt.
k§8.-kresss Württemberg 6wbH. LesemUeitung 6. öosL- v s r. Ltuttxurt. k'rieüriebstr. 13. VorlLgaleiter uuü Lodritt- leiter kV 8. 8 e d s s 1 v. 6a!v. Verlag: Zedvarrvalü-Waebt 6wd8. Druck: Oelsebliiger'scbs Vuebüruekerei
2. 2t. kreisUsto 5 gültig.
Döffingen» den 2. September 1940.
Todesanzeige
Allen Verwandten, Freunden und Bekannteiraeben
wir die schmerzliche Nachricht, daß mein lieber unser treubesorgter Vater und Bruder
Hermann Breitling
Mekgermeister
in, Alter von 62 Jahren nach kurzer, schwerer Kran., am Sonntag abend '/IO Uhr verschieden ist.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Anna Breitling mit Kindern Paul und Frida Christian Breitling, Oberreallehrer, Stuttgart Paul Breitling
Beerdigung Mittwoch 1 Uhr in.Döffingen
Calw» de» 2. September 1940
Todesanzeige
Heute nacht ist unser lieber Barer, Großvater, Urgroßvater und Onkel
Johann Wurster
Schuhmachermeister
im 89. Lebensjahr sanft entschlafen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Der Sohn: Albert Wurster Beerdigung Mittwoch nachmittag 2 Uhr
Schöne
MhzweWeil
Stadt Calw
Miitttrberilillllgsstllllde
morgen Mitiw.ch nachmittag 3—4 Uhr im Staatl. Gesundheitsamt, Altburgerstrabe 12 (Erdgeschoß)
ZWiiikh-BkksteigekW in Herrenberg.
Am Freitag, den 0. Sept. 134V, findet in der Derzuchthalle in Herrenberg eine
Zuchtvieh-Versteigerung
Austrieb ilo Sam» uud me Anzahl Mbiuueii.
Sonderkörung der Farren: Donnerstag, b. 9. 1940 14.00 Ahr
Versteigerung: Freitag, 6. 9. 1940 9.80 Uhr
Personen aus Sperr- und Beobachtungsgcbieten ist der Besuch der Veranstaltung verboten. Sämtliche Besucher haben Personalausweis mltzuführen.
Die Tierzuchtämter Herrenberg und Ludwigsburg.
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