Sette 2 - Re. 257

Ragolder Tagblatt »Der Gesellschafter-

Aus dem Parkeileben

Berlin, 2. Nov. Der Parteitag der Bayerischen Volkspartei wird am 28. und 28. Dezember in München abgehalten.

Am 3. November findet in Berlin eine Sitzung des Vorstands der Demokratischen Partei statt.

Die Reichsleitung der Deutsch-völkischen Frei­heitspartei fordert in einer Entschließung zum Kamps zegeu die Verträge von Locarno auf.

Die kommunistische Reichstag Fraktion wird in der ersten Aeichstagssihung am "0. November einen Mitztrauensantrag gegen das Kabinett Luther einbringen. Die Partei hält derzeit ihren Parteitag in Berlin ab. ... .. .

Der kommunistische Parteitag trat für einen starken Linksblock ein, der außenpolitisch ein unabhängiges so­zialistisches Deutschland im freien Bündnis mit den Sow­jetrepubliken und den Kampf gegen denKriegsoertrag von Locarno" anzustreben habe. Reichstag und preußischer Landtag sollen sofort ausgelöst werden.

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Der Vorstand der Deutschnakionalen Volks- partet veröffentlicht auf die Erklärung des Reichskabi­netts die Richtlinien, die seinerzeit von der Partei zur Bedingung der Unterstützung der Vertragspolitik der Reichs­regierung gemacht worden seien. Diese Richtlinien seien vom Kabinett angenommen worden. Die deutschen Unterhändler in Locarno seien aber in wesentlichen Punkten von dek Richtlinien abgewichen oder haben wichtige Punkte in den Verhandlungen nicht zur Sprache gebracht. Sie haben ferner den Vertrag vorläufig unterzeichnet (para­phiert), obgleich das Kabinett in Berlin in einem von Reichsarbei'tsminister Dr. Brauns Unterzeichneten drin­genden Telegramm davon abriok. Die Blätter verlangen, daß die Regierung die vom Kabinett beschlossenen Richt­linien für Locarno veröffentliche, dann werde der Streik rasch entschieden sein.

Deutsche Einwanderung in Ostafrika

London, 2. Nov. DieTimes" berichtet, die Regierung )er Kolonie Tanganyika (Deutsch-Lstafrika) werde vom

November an den vormaligen Feinden wieder gestatten, Nrundbesitz in der Kolonie zu erwerben, doch werde dieser reuerworbene Besitz unter strenger Überwachung des Ver- valters des Eigentums vormaliger Feinde stehen. Die >eutschen Kolonisten dürfen also das ihnen ruchlos geraubte

Eigentum, das sie mit vieler Mühe in früheren Iahrzehnter zu wertvollen Betrieben gemacht haben und das in den 5 wahren englischer Verwaltung vollständig verwahrlost ist um teures Geld wieder ankaufen, nachdem es vor etwa einem halben Jahr von der Regierung an englische Speku­lanten verschleudert worden war. Unter Polizeiaufsich! werden die deutschen Kolonisten aber trotzdem bleiben.

Türkische Truppenverschiebungen an die Jrakgrenze?

London, 1. Nov., Nach den Londoner Blättern soll das Auswärtige Amt in der vergangenen Woche Kenntnis davon erhalten haben, daß die Türkei von Frankreich die Genehmigung erhalten habe, 5000 Mann durch Syrien a» die Grenze des Irakgebiets zu befördern. Das Auswärtige Amt habe sofort bei der französischen Regierung Einspruch dagegen erhoben; doch sei kein Anzeichen dafür vorhanden, daß sie die Truppenbeförderung verbieten werde.

Kämpfe in Marokko.

Paris. 2. Nov. Havas. Nach schweren Kämpfen haben die Franzosen Essaura Tauza und Audur an der westlichen Marokkofront besetzt. Entgegen früheren Mitteilungen sind noch nicht alle verlorenen Posten der Franzosen zurück­erobert.

DerNewyork Herald" meldet aus Tanger, da sich die Verpflegung der französischen Truppen an der Wergha- Front äußerst schwierig gestalte, seien die Truppen nach Ra­bat und den Küstenplätzen zurückgezogen worden. An der spanischen Front werden Ansammlungen der Dscheballas «die sich angeblich unterworfen haben sollten) gemeldet. Die Rrftruppen beschießen andauernd Tetuan mit Erfolg.

Versäumte Abonnements auf denGesellschafter"

können immer noch bet der Geschäftsstelle nachgeholt werden.

Keniat Pascha über Locarno

Angora, 2. Nov. Bei der Eröffnung der türkischen Na­tionalversammlung erklärte der Staatspräsidenten Kemal Pasach mit Bezug auf den Vertrag von Locarno, der all­gemeine Friede und die allgemeine Sicherheit könne nicht di h einen einzelnen Vertrag, sondern nur dann gewähr­leistet werden, wenn alle Nationen sich an derartigen Ver­trägen beteiligen würden.

Kämpfe in China

Peking, 2. Nov. Die Partei Tschangtsolins (Mandschurei) behauptet, sie habe Pengpu erobert und viele Gefangene ge­macht.

yoover gegen Kautschuk- und Kaffeewucher

Neuyork, 2. Nov. Der amerikanische Staatssekretär für Handel, Hoover, erklärte in einer Rede, die Preistreibe­reien der Gummigesellschaften inEngland und der Kaffee­gesellschaften in Brasilien seien geeignet, die wirt­schaftlichen und die politischen Beziehun­gen Amerikas zu diesen Ländern schwer zu gefährden. Die Vereinigten Staaten werden nicht zaudern, Vergeltungs­maßnahmen zu ergreifen und den beiden Ländern zunächst jeden Kredit zu sperren oder auch die amerikanischen Her­steller und Verbraucher durch Gesetz zu einem einzigen großen Abwehrblock zu vereinigen. Wenn sie den Han- gelskrieg haben wollen, so können sie ihn haben.

Die LondonerMorningpost" schreibt dazu, wenn Hoover seine Drohungen wahrmachen und beispielsweise die Baum- wollpreise erhöhen sollte, so könnte er zweifellos der eng­lischen Weberei Schaden zufügen, aber er würde auch die amerikanische Baumwolleerzeugung schädigen.

Württemberg

ep. Stuttgart, 2. Nov. 113. Jap resse st der Württ. Bi b e l a n st a lt. Wie alljährlich feierte am Reformations­fest die Württ. Bibelanstalt ihr Jahresfest in der Stiftskirche in Stuttgart. Die Festpredigt, die von Chorgesängen der Blindenanstalt umrahmt war, hielt Domprediger Dr. Döh - ring aus Berlin. Er zeigte im Anschluß an Joh. 6,63, wie durch die Bibel das Verlangen des Menschen nach Geist und Leben befriedigt werde. Den Jahresbericht gab Ober­kirchenrat Knapp. Cr wies darauf hin, daß seit ihrer Gründung die Bibelanstalt, abgesehen von den Sendungen ins Feld, noch nie so viele Bibeln und Bibelteile verbreitet habe, wie in dem nun abgeschlossenen Rechnungsjahr. Zum Schluß wurden durch Prälat O. Groß Bibeln an 40 Stutt­garter Jugendvereine verteilt.

Stuttgart. 2. Nov. Ernennung. Der Vorsitzende der Handwerkskammer Stuttgart, Stadtrat Wolf, wurde vom Reichswirtschaftsminister zum Mitglied des beim Reichs­kommissar für das Handwerk zu bildenden Ausschuß er­nannt.

Kirchenpräsident O. Dr. v o n M e r z hat sich zu den Ver­handlungen des Deutschen evang. Kirchenausschusses nach Berlin begeben.

Ausstellung der Entwürfe für ein Slaatsgeschäflshaus in der Königstraße. Die sämtlichen Entwürfe, die auf Grund des Preisausschreibens für den Neubau eines staatlichen Geschäftshauses aus dem Platz des bisherigen Staatsmini­sterialgebäudes eingegangen sind, werden vom 5. bis ein­schließlich 15. November in den Erdgeschoßräumen des bis­herigen Staaksministeriums, Eymnasiumsiraße 2, öffentlich ausgestellt.

2. Dienstprüfung für das höhere Lehramt. Die 2. Dienst­prüfung für das höhere Lehramt haben erstanden: in der altsprachlichen Richtung 5, in der neusprachlichen Richtung 12, in der mathematisch-physikalischen Richtung 8, in der naturwissenschaftlichen Richtung 4 und für den Zeichen- und Kunst-Unterricht 7 Kandidaten.

Rollweil. 2. Nov. Zum Landjägermord bei Oberndorf. Den Mörder des Landjägers Mößle von Oberndorf hat sein Schicksal ereilt, indem er von seinem Komplizen, der bei der Ermordung des Landjägers am 7. August ds. Js. in seiner Begleitung war und mit ihm floh, durch eine Kugel seines eigenen Revolvers getötet wurde, mit dem er sr. Zt. den Landjäger zwischen Voll und Obern­dorf erschoß. Nach Berncastel an der Mosel wurde der Zi­geuner Robert Spindler eingeliefert, der bei Neumagen ver­bellet worden war. weil er im Streit den Zigeuner W§n-

Dienstag, 3. November

belin Pfister mit besten eigenem Revolver erschossen hatte Dieser Pfister hatte seinerzeit den Landjäger Mößle in Spindlcrs Beisein erschossen. Beide waren dann in Gesell­schaft einer Zigeunerin geflohen. Die Zigeunerin Pfister war verhaftet worden, mußte aber, da ihr eine Teilnahme an der Tot nicht nachaewiesen werden konnte, wieder aus freier, Fuß gesetzt werden.

Biüingsbach OA. Gerabronn, 2. Nov. Kirchenjubi­läum. Dieser Tage konnte die Pfarrgemeinde die Feier des 200jührigen Jubiläums der Neuerbauung ihres Gottes­hauses begehen. Sie geschah im Jahr 1725 unter dem da­maligen Grafen Ludwig von Hohenlohe-Langenburg. Dem Festgottesdienst in der prächtig geschmückten Kirche wohnte auch ein Nachkomme des einstigen Erbauers, der Patronats- Herr Fürst Ernst zu Hohenlohe-Langenburg hei, die Festpredigt hielt Prälat Dr. Dopffel aus Heilbromv

Göppingen. 2. Nov. Tod auf den Schienen. In selbstmörderischer Absicht hat sich ein 25jähriger lediger Ar­beiter von hier auf der Bahnlinie Göppingen-Eislingen vom Zug überfahren lassen.

Heidenheim, 2. Nov. N e u e A u i o l i n i e. Die Kraft- wagenlinie Heidenheim-Böhmenkirch-Geislingen wird dem­nächst eröffnet.

Schnailheim a. Br., 2. Nov. Wiederaufnahme eines Betriebes. Die Rhenania chemische Fabriken A.G. hat den Betrieb in den hiesigen Steinbrüchen zur Ge­winnung chemischer Stoffe wiederaufgenommen, nachdem die Arbeit 1^ Jahre eingestellt war.

Nürtingen, 2. Nov. Jagdfrevel. Hier wurde ein lediger Gärtner festgenommen, der zum Hasensang nicht weniger als 17 Schlingen im Gewann Lächle gelegt hatte.

Tübingen. 2. Nov. FüreinN ä c, s l e h a u s". Prof. Eugen Nägele in Tübingen, der hochverdiente erste Vor­sitzende des Schwäbischen Älbvereins, vollendet am 10. Jan. 1926 sein 70. Lebensjahr. Aus diesem Anlaß soll irgendwo im Albvereinsgebiet ein Vau erstehen, der den Namen- gelehaus" tragen soll.

Aus Stadt und Land

Nagold, 3. November 1925.

Nur wem das Herz seine Schwingen lsih, Geht ein zu des Ruhmes Toren;

Es hat der bloße Verstand noch nie Einen großen Gedanken gebo en.

Fr. v. Böddenstedt.

«

II. Vortragsabend des Evang. Bolksbundes.

Am Abend des Reformationsfestes sprach in, gut besetzten Saal deS Vereinshauses Stadtpfarrer Huppenbauer van Haiterbach über Christliche Jugendweihe. Jugendweihen haben merkwürdigerweise Freidenker, Monisten und politische Gruppen eingeführt, welche die kirchliche Konfirmation ablehnen zu muffen glauben. Befremdend mag zunächst sein, daß die Konfirmation von den Reformatoren, Luther voran, abgelehnt wurde. Luther wollte kein Sakrament der Firmung, weil es nach seiner An­sicht biblisch nicht Hu begründen ist. Aber damit, daß die Reformation einen gründlichen Jugendunterricht in der kirchlichen Lehre einführte, schuf sie doch die Grundlage zu der später, in Württemberg bekanntlich 1723, eingeführten Konfirmativns- handlung. Daß dieser religiöse Jugendunterricht, richtig gehand- habt, Segen stiftet, lange nachktingl und oft später noch Früchle bringt, zeigen viele Beispiele, so die vom Vortragenden unge­zogene rührende Geschichte, wo Pastor Ludwig Schneller erzähl!, wie er auf einer Amerikareise im entlegenen Staate Nord-Dakota dringend in eine Gemeinde gebeten wird, deren Pfarrer einst von ihni in Köln konfirmiert wurde und durch diese später wieder aufgewachten Jugendeindrücke zum Glauben gekommen war. Tie Fragen des Konfirmandenbüchleins, die Konfirma­tionsgesänge und die feierliche Einsegnungshandlung offenbaren bei richtigem Gebrauch den reichen Segen kirchlicher Neberliefe- rung, der in ihnen liegt.

Die Jugendweihen der Freidenker haben ihm nichts Gleich­wertiges an die Seite zu setzen. Das Versprechen, das die Jugend gibt, ist auch nicht verfrüht und nicht zu weitgehend. Gn junger, unverderbter Mensch, der unter dem Segen des Vor- bereitungsunterrichtes gestanden hat, muß in der Lage sein, aus Grund der Wahrheit zu versprechen, daß er das Böse hassen und ineiden will. Wird diese Entschlußkraft da nicht ausge­bracht, wann dann? Halten wir also fest an dieser schönen, kirchlichen Heimatsitte und verunstalten wir sie nicht durch

U OßO/S0' l-M

(6. Fortsetzung)

Immerhin war es natürlich unmöglich, in der Nacht weiter zu fahren. Fred ärgerte sich, daß er nicht draußen im Tal gelagert hatte. Er holte aus dem Kahn sein kleines Zelt, stieg etwas weiter empor, wo ihn der Gischt des Wassers nicht traf, suchte dar! an den bewaldeten Hängen etwas Holz, um ein Feuer zu machen, und ließ sich nieder. Während er saß, batte er ein Gefühl der Befriedigung. Jetzt war der Entschluß zur Tat geworden zum ersten Male nächtigte er im Tale des Colorado.

Er überlegte. Zum Schlafen waren seine Nerven zu erregt, auch hatte er sich an diesem Tage schonen können, weil er nur zu steuern genötigt war Hier vor ihm lag der Beginn der Canons und hell glänzte der Nollmond. Er beschloß noch einen Erkun­dungsgang zu machen. Einen Augenblick dachte er an das Boot, dann schüttelte er den Kopf. Hierher kam kein Dieb, Gott Ta owoate schützte ja seine Straße mit dem Aberglauben.

Er nahm für alle Fälle den geladenen Revolver in die Hand und das Gewehr über die Schulter. In der Tasche hatte er seine elektrische Lanwe. Hier war dicht an dem Felsen ein schmaler Pfad. Kein Weg von Menschenhand, sondern ein schlüpfriger, immer vom Sprühregen überschütteter Pfad, den das Hochwasser gewaschen hatte, das im Frühjahr voraussichtlich den ganzen Tunnel erfüllte.

Langsam und tastend schritt Fred vorwärts. Neben ihm gur­gelte das Wasser, hier aber wuchs dorniges, stacheliges Gestrüpp, das sich in die Kleider verhakte. Die Luft war dnmps und moderig, das Wasser triefte von oben herab und hie und da raschelte es unter seinen Füßen, und wenn er dann schnell die sparsam gehütete Batterie seiner Lampe aufleuchten ließ, sah er den gleitenden Körper einer Schlange verschwinden. Oft sperrten auch Felsbrocken den Weg und mußten überklettert werden. Dann, nachdem er eine halbe Stunde, allerdings langsam, gegangen, eine neue Biegung.

Frdc stand mit aufgerissen Augen und starrte. Fieberhaft pochte sein Herz, überwältigt von dem, was er sah. !

Der Fluß strömte zu seinen Füßen gerade und ruhig und ein Bergtesiel tat sich auf, in den der Mond hell hineinleuchtete.

Welch ein Anblick!

Das grüne lachende Tal war verschwunden, aber ein Gewirr von Felsen starrte empor. Hier ein einzelner Zacken, wie eine!

verwitterte Säule über tausend Fuß hoch, dort mit Zinnen und Türmen ein altes Ritterschloß, dann wieder eine glatte Wand, wie poliert und durchzogen von breiten Bändern.*)

Manchmal traten diese wilden Felsgebilde, die himmelhoch aufragten, zu einem engen Spalt zusammen, in dem die Schatten der Nacht ruhten, dann wieder öffneten sie sich zu einem Labyrinth zackiger Hörner und Spitzen, übereinander getürmte, zerbrochene Säulen, überhängende Erker und Klötze, die jeden Augenblick von ihrer schwindelnden Höhe herabzubrechen drohten.

Hie und da eine Zeder. Hoch wurzelnd auf einsamer Klippe oder schon niedergebrochen und schräg in das Chaos herabhängend.

Ein Bild furchtbarster Verwüstung und zu beiden Seiten fast tausend Meter aufragend, in unersteiglichen Schroffen und Schlünden.

Aber nicht grau oder braun, nicht mit Moos überzogen, sondern alle diese Zacken und Felsen in flammendem, leuchtenden Rot, durch das sich schillernde, grüne Streifen zogen, in dem breite, goldgelb leuchtende Flecke erglänzten.

Unwirklich, unirdisch erschien diese Landschaft, auf der das Helle Mondlicht ruhte und in dem der plätschernde Fluß der einzige Laut war.

Derflammende Schlund", so hatte Professor Powell diesen Felsenkessel getauft. Fred richtete sich auf. Der flammende Schlund! Was konnte so heißen, wenn nicht dieser Kessel mit seinen roten Porphyrfelsen. Bis hierher also konnten im höchsten Falle die mutigen Schiffer von Ereenriver City Vordringen. Bis hierher war er ja schon am ersten Tage allein gekommen! Nun wohl, dann mußte auch die Weiterfahrt glücken. Konnte es noch grausig Schöneres, noch Gigantischeres geben, als diese Schlucht? Er konnte sich nicht losreißen von ihrem Anblick und doch mochte er auch den Kahn und sein Zelt nicht zu lange allein lassen.

Er überlegte.

Ich kenne den Weg. Besser ist es, ich bringe den Kahn noch in der Nacht hierher und lagere hier. Hier ist es trocken und morgen früh kann ich weiter. Wer weiß, ob mir nicht doch vor­witzige Trapper folgen."

Jetzt kam es ihm vor, daß es ein Gefühl der Sicherheit sei, wenn er die Menschen fern von sich wußte. Von Raubtieren batte nicht einmal der Trapper gesprochen. Es war auch unwahr­scheinlich, daß solche hier in der Tiefe lebten, wo sie kaum Nahrung fanden, und das gefährlichste Raubtier war sicher der Mensch.

Er tastete zurück. Er ging schneller, wenn auch wieder Schlan- ! gen über den Weg huschten und sogar ein Skorpion ihm auf den Kofp fiel, allerdings dann eiligst über den Rücken hinabfloh, ohne ihn zu verletzen.

Seine guten Augen hatten sich jetzt auch an die Dunkelheit i gewöhnt, und er hatte gesehen, daß innerhalb des Tunnels keine l Stromichnellen waren und das Wasser zur linken Hand ruhig.

Er war wieder bei seinem Zelt. Das Feuer war verglommen, er zertrat die Funken und streute Sand darauf, als wolle er jede Spur verwischen, legte das Zell zusammen und verstaute sein Kochgeschirr im Kahn, dann schob er diesen wieder in das Wasser und fuhr langsam und immer scharf links haltend, ab.

Immerhin eine unheimliche Fahrt. Über sich den tropfenden Felsen, zur Rechten den Gischt der Brandung und um ihn die trübe Dämmerung; denn da er beide Hände an den Rudern lassen mußte, konnte er die Lampe nicht verwenden. Es war auch besser; denn nach ihrem Aufleuchten mutzten sich die Augen erst wieder an das Dunkel gewöhnen. Obgleich er natürlich rascher vorwärts kam, erschien ihm der Weg länger, weil er so gespannt auf jeden Stein achten mußte, der das Boot etwas aus der Richtung brachte. Dann, kurz vor der Biegung, wurde es für Augenblicke ganz dunkel und dann kam etwas, was ihn erbeben ließ, über seinem Haupt ein gewaltiges Rauschen, ein Flügelschlagen. Hunderte von Fledermäusen, die er aufgejagt hatte mit seinem Kahn, flogen dicht über ihm dahin, die Luft vollkommen erfüllend. Gleichzeitig draußen im flammenden Schlund ein gellender, greller Schrei und wieder ein Flügelschlagen. Im ersten Augenblick drohte sein Herz still zu stehen. Er dachte an den wilden Kriegsruf lauernder Indianer, dann wußte er, daß es eine Eule war. Die Tiere der Nacht erwachten; jetzt aber schoß der Kahn auch schon aus dem Tunnel in den flammenden Schlund.

Er lenkte ans Ufer. Hier war es ruhig. Er zog den Kahn möglichst hoch hinauf und band ihn an einen festen Strauch dorni­ger Heckenpflanzen.

Er selbst stieg wieder ein Stück aufwärts und stellte das Zelt auf; denn es war kühl. Noch immer flogen die Federmäuse um­her, die er aufgeschreckt hatte, und immer wieder zuckte er zu­sammen, wenn der gellende Schrei einer Eule, der bald hier, daio dort in den Felsen aufstieg, das Echo der Berge weckte.

Er kroch in das Zelt und war jetzt wirklich müde. Es war keine Kleinigkeit gewesen, den Kahn mit den Rudern zu halten. Jetzt lag er ausgestreckt da und sah, wie der schwindende Mono immer tiefere Schatten zeichnete, wie das wüste Labyrinth um ihn herum in Nacht versank. Ein Gefühl des Alleinseins, der Verlassenheit, der machtlosen Nichtigkeit der gewaltigen Natur gegenüber war in seiner Seele.

Er versuchte an Maud zu denken und vermochte es nicht. Dann aber fielen ihm die Augen zu und in der erhabenen Wüvms schlummerte, vertrauend dem Schutze des Gottes Ta vwoats, er einsamer und schwacher Mensch. -

Er erwachte von einem unangenhmen Frösteln. Er sah der Uhr. Es war schon acht Uhr vorüber, aber es war «a dunkel. Ein dichter, weißer schwerer Nebel lag im Flußtal, u feiner Regen strömte hernieder.

(Fortsetzung folgt.)