Nagolder Tagblalt «Der Gesellschafter

Sette 2 Nr. 1S4

Freitag, 21. August 1V28

«Sterling. Die englischen formen seien genötigt, den größten Teil der Angestellten entlassen.

Nack einer russischen Meldung soll die Zabl der Sen­kenden in China 400 000 betragen, davon 200 000 allein in Schanghai.

Das Gerücht vom Tod des Marschalls Tschangtsolin rmrd amtlich in Abrede gestellt.

Die Bauernpolilik Räterußlands

Moskau. 20. August. Die Regierung hat 600 kommu­nistische Redner ach die russischen Dörfer entsandt, um die Bauern, die dem Kommunismus fast durchweg ablehnend gegenüberstehen, zur Zusammenarbeit mit den Sowjets zu erziehen. Die Mission war die Folge eines Parteibeschlusses und bedeutet die Umstellung auf Methoden mehr überreden­der Art bei der Behandlung der Bauernschaft. Der Haupt- ausschrch der Partei hat einen offenen Brief an die Kom­munisten gerichtet und erklärt:Die Mängel in unserer Arbeit in den Dörfern erscheinen jetzt in anderem Licht. Die Partei erachtet es als notwendig, eine endgültige Aenderung der Methoden für die Behandlung der Landbevölkerung vorzunehmen. Wir werden die Arbeit unserer Kameraden in den Dörfern danach beurteilen, in welchem Verhältnis der Einfluß der Partei unchx den Massen der Landbevölke­rung wächst."

Warnungen der .Times"

London, 20. August. Die .Times" seht ihre Warnungen vor einer angeblichen kommunistischen Revolution in Eng­land fort und schreibt, sie habe Beweise, daß eine Über­rumpelung der Regierung und eine vollständige Lahmlegung der Industrie geplant sei. Die Kommunisten seien mit Waffen »ad MimiKon reichlich versehen und militärisch gegliedert.

Die Weltkonferenz in Stockholm

Stockholm. 20. August.

A« dem ersten Berhandlungsgegenstand der Weltkonfe- »e«z: die Aufgabe der Kirche gegenüber den Zielen, di» Gott der Welt bestimmt hat, nahm in der Eröffnungs­sitzung von deutscher Seite Landesbischof O. Jhmels- Dresden das Wort. Jhmels führte aus: Unter Gottesreich Nt nichts anderes zu verstehen, als die Herrschaft Bottes. Es ist nicht eine ethische Gemeinschaft, die durch einen Zusammenschluß von Menschen entstünde. Gottes Reich tritt notwendig zu den natürlichen Lebensordnungen in Beziehung. Gleichwohl ist es etwas völlig anderes, als die natürlichen Lebensordnungen. Es ist durch und durch Neuschöpfung in der Welt. Die Eigengesetzlichkeit der natür­lichen Lebensforderungen erkennt das Reich Gottes an, will sie <cher mit seinem Geist sauerteigartig durchdringen. So kaM die Kirche nur eine Aufgabe haben: die Botschaft von Christus den Menschen zu bringen. Hier erwächst für die Kirche die Verpflichtung zu einer Sozialethik. Die eigentliche Schwierigkeit liegt darin, daß, von der christlichen Ehe und Familie abgesehen, niemals in einem Gemeinwesen alle Glieder persönliche Christen sein werden. Dann muß sich freilich die Kirche sorgfältig davor hüten, Fernstehenden christliche Ordnungen äußerlich aufzwingen zu wollen. Wohl aber bleibt die Verpflichtung, pädagogische Ordnun­gen zu schaffen. Es gilt hier, daß die Kirche nur zu einer Durchdringung des Gemeinschaftslebens auf wirtschaftlichem Gebiet anleiten kann, während sie sich vor aller Einmischung m die rein technischen Fragen sorgfältig zu hüten hat. Auch bei all dieser Arbeit der Kirche darf aber keinen Augen­blick verleugnet werden, daß das Christentum Re­ligion und nichts als Religion ist. Die Kirche darf mit Freuden einen Erfolg ihrer Arbeit darin sehen wenn ursprünglich christliche Gedanken im öffentlichen Le­ben auch von solchen vertreten werden, die persönlich dem Christentum fernstehen. Aber sie darf sich nicht darüber tauschmi, daß bei dem einzelnen, wie in der Gemeinschaft wirklich christliches Leben doch nur aus dem Glauben erwächst.

An diesen Bortrag schlossen sich ergänzende Vorträge der Vertreter der übrigen Länder.

Der französische Vertreter Monod richtete eine ein­dringliche Mahnung an seine katholischen Landsleute. Ihre abwartende Haltung gegenüber der Konferenz sei verletzend, aber er sehe doch in der Vergangenheit und in der Gegen­wart gemeinsame Verbindungslinien und fühle ihre geistige Anwesenheit. Monod bezeichnte den Völkerbund als den einzigen neuen Gedanken, den der Weltkrieg hervorgebracht

Württemberg

Stuttgart, 20. August. Katholikentag. Eine Reihe von Bischöfen haben ihre Teilnahme am Katholikentag zu- gesagr, so außer dem Jubelbischof der Erzbischof Hombach von Honduras, der Bischof von Würzburg, die Weihbischöfe von Freiburg und Paderborn, ferner die Aebte von Beuron, Neresheim und Weingarten. Bei der großen Voroersamm­lung am Sonntag nachmittag in der Rotebühlkaserne wird auch Minister Bolz sprechen.

Fahrlässige Tötung. Das Schöffengericht hat den Kraft­wagenführer Alois Merz, der im April ds. Js. in der Neckarstraße den Hilfspostschasfner Martin Dörr ' b>» fahren hat, was den Tod Dörrs zur Folge hatte, zu 8 Mo­naten Gefängnis verurteilt. Merz stand im Verdacht, nichi mehr ganz nüchtern gewesen zu sein. Der Sachverständige wies darauf hin, daß man in Dänemark nach jedem Kraft­fahrzeugunfall dem Fahrzeuglenker den Magen auspumpe, um die Mitwirkung von Alkohol sestzustellen.

Das große Los. In der Ziehung der Preußisch-Süd­deutschen Klassenlotterie am 20. August wurde das große Los gezogen und zwar aus die Nummer 187 824.

Unter die Straßenbahn. Eine 68 Jahre alte Frau, die beim Ueberqueren der Fahrbahn die nötige Vorsicht außer acht gelassen hatte, wurde in der Schwabstraße von einem Straßenbahnwagen angefahren und zu Boden geworfen. Mit einer nicht unbedeutenden Verletzung am Hinterkopf mußte die Verunglückte nach ihrer Wohnung verbracht werden.

In der Hofenerstrahe in Cannstatt wurde ein 59 Jahre alt« Tagköhner von einem Lastkraftwagen zu Boden ge­fahren. Er erlitt innere Verletzungen. Me Persönlichkeit des Fahrzeuglenkers ist noch nicht sestgesiellt.

HeWroau, 20. August. Vom Gerüst gestürzt. In der Zuckerfabrik stürmen drei Arbeiter, die an einem Bau beschchiigt waren, in die Tiefe. Das Gerüst brach plötzlich zusammen. Ein Arbeiter wurde dabei erheblich verletzt. Ein Monteur erlitt ebenfalls Verletzungen. Der dritte Ar­beiter kam mit dem Schrecken davon.

Rommelshausen OA. Waiblingen, 20. August. Brand­stiftung ausRache. Den Brandstifter, der in letzter Woche das gemeinschaftlich von Pfund und Sommer be­wohnte Haus und Scheuer in Brand steckte, hat man jetzt er­mittelt. Es ist der 28jährige Schneck von Stetten i. R. Schneck wollte sich an dem Feldschützen Sommer, der ihn wegen eines Traubendiebstahls zur Anzeige brachte, rächen.

Backnang, 20. Aug. Verhaftung. In Stocksberg kam es jüngst, wie berichtet, beim Schützenfest zu Schlägereien auf dem Tanzboden, wobei der 25 Jahre alte Friedrich Kübter totgefchlagen wurde. Als der Tat verdächtig wurden jetzt Fr. und W. Kubier von Jux ins hiesige Gefängnis ein­geliefert.

Alfdorf OA. Welzheim, 20. August. Mißglücktes Kunststück. Der 22 Jahre alte Wilhelm Müller, Sohn des Friseurs Müller, wollte einem Schauspieler des in Alsdorf anwesenden Wander-Zirkus das Kunststück nach­machen, einen Nagel mit der flachen Hand durch eine Tisch­platte zu schlagen. Der Nagel ging aber dabei dem Mül­ler in die Hand statt durch die Tischplatte. Anfangs be­achtete er die Wunde nicht. Am Samstag hadete Müller mit der verlebten Hand. Es stellte sich Wundstarrkrampf ein, dem der junge Mann erlegen ist.

Gmünd» 20. August. 7 0 Jahre. Kommerzienrat Hermann Erhard, Vorsitzender der Handelskammer Heidenheim, feiert morgen in voller Rüstigkeit den 70. Ge­burtstag.

Maulbronn, 20. August. Hund und Motorrad. Für einen Motorradfahrer, der auf einem neuen Motorrad zum erstenmal fuhr, wurde ein größerer Hund, der ihm ins Rad rannte, zum Verhängnis. Der Fahrende verletzte sich nicht unbedeutend und das Rad ging in Trümmer^

Münsingen, 20. Aug. Eine Richtig st ellung. Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Die Nachricht, daß ein Reichswehrsoldat des 18. Reiterregiments auf dem Mün- singer Truppenübungsplatz dadurch tödlich verunglückt ist, daß er vom Pferd stürzte und von einem Geschütz überfah­ren worden sei, entspricht nicht den Tatsachen. Es wurde nur ein Reichswehrsoldat durch den Hufschlag eines Pferds leicht verletzt. Er mußte nicht einmal ins Lazarett verbracht wer­den. Ebenso unrichtig ist die Mitteilung, daß bei den Hebun­gen auf dem Truppenübungsplatz verschiedene Fälle von Hitzschlag vorgekommen seien.

Ulm, 20. August. Vom Zug überfabren. Von dem gestern abend in Ulm ankommenden Heidenheimer Personenzug ließ sich kurz vor der Station Niederstotzingen ein Mann überfahren.

Aulendors, 20. August. Gefährlicher W »sperr­st i ch. Ein Mädchen verschlang auf seinem Vesperbrot, das mit eingemachten Beeren belegt war, eine Wespe, die sie in den Schlund stach. Es erfolgte sofort Anschwellung und der Arzt hotte alle Mühe, den Stachel zu beseitigen, um eine weitere Gefahr zu verhindern-

Reckarsaim, 20. August. Molorradunfall. Auf der Landstraße KochendorfAeckarsulm unweit des Bahn­übergangs ist der 20jährige Sohn des Müllers Schmid aus Kochendorf mit dem Motorrad verunglückt. Der Verletzte wurde sofort ins städt. Krankenhaus eingeliefert.

Herbsthausen OA. Mergentheim, 20. August. Schwerer SkurzvomMotorrad. Inder Aähe des hiesigen Ortes stürzte Prinz Albrecht zu Hohenlohe-Barten­stein vom Motorrad und zog sich einen Schädelbruch zu. Ein Motorradfahrer fand den Verunglückten und Holste Hille herbei.

Reichsnbach a. Fils, 20. August. Ueberfahren. Der 22jährige Taglöhner Eugen Noseck von hier wurde in der Frühe tot am Bahnkörper gesunden. Es scheint sich uni einen Unglücksfall zu handeln..

Ilrach, 20. August. K o m m u n i st e n v e r h a f t u n g. Der Arbeiterdichter Johannes Becher, der in der letzten Zeit bekannt wurde wegen seiner revolutionären Dichtungen, die zum Teil beschlagnahmt wurden, wurde heute nachmittag hier von der Landespolizei verhaftet. Er hat bei seiner Verhaftung sofort eine Erklärung abgegeben, daß er in den Hungerstreik trete.

Reutlingen, 20. August. A r b e i t e r a us st a n d. Die Arbeiter der Mechanischen Seidenstoffweberei haben eine 30prozentige Lohnerhöhung verlangt. Die Firma hat diese Erhöhung als tarrfwidrig abgelehnt. Daraufhin haben die Arbeiter die Arbeit medergelegt und sie bis jetzt nicht wieder ausgenommen.

Baden

Karlsruhe, 20. August. Der erst 24jährige arbeitsscheue Robert Michelfelder aus Bühlerthal ist schon wegen vieler Diebstähle, Einbrüche und anderer Vergehen bestraft, er ist aber unverbesserlich. Wegen neuer Eigentumsvergehen dik­tierte ihm nun das Schöffengericht eine Zuchthausstrafe von 2 Jahren 6 Monaten nebst bjährigem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte zu.

Pforzheim, 20. August.- In Abwesenheit der Eltern ge­riete« die Melder des 8 Jahre alten Töchterchens des Blech­ners Haffner auf bis jetzt noch unaufgeklärte Wekse in Brand. Trotz der sofort zu Hilfe eilenden Hausbewohner starb das Kind an den erlittenen Brandwunden.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 21. August 1925.

Vor Gott muß man sich beugen weil er so groß ist, vor dem Kinde, weil es so klein ist.

^ Rosegger.

Mililärrentea. Auf Grund des dritten Gesetzes zur Ab­änderung des Reichsversorgungsgesetzes und anderer Ver­sorgungsgesetze müssen sämtliche Militärrenten umgerechnet werden. Die Umrechnung der Grundbeträge und Berech­nung der Nachzahlung wird ohne Antrag mit größter Be­schleunigung durchgeführt. Die Zahlung eines einmaligen Betrags von 50 RM. an diejenigen Kriegsbeschädigten, die im Jahr 1923 als 20prozentige Rentenempfänger abgefun­den und seitdem nicht wieder Rentenempfänger wurden, kann nur auf besonderen Antrag erfolgen. Der Antrag ist möglichst schriftlich an das zuständige Versorgungsamt zu richten. Da nur solche Personen den Betrag von 50 RM. erhalten können, deren durchsckmttlickes Monatseinkommen

ohne Frauen- und Kinderzulage 200 °4l nicht übersteigt, werden die Antragsteller im eigenen Interesse gebeten, mit dem Antrag gleichzeitig eine Gehalts- und Lohnbescheini­gung des Arbeitgebers usw. mit einzureichen. Je genauer die Angaben sind, wie sich das Einkommen zusammensetzt, ob Steuerabzug berücksichtigt ist usw., um so schneller kann die Erledigung erfolgen.

Die Versicherungspflicht von Lehrlingen, lieber die bis­her zweifelhafte Frage der Versicherungspflicht von Lehr­lingen hat der Reichsarbeitsminister kürzlich einen Bescheid erlassen, der zunächst feststellt, daß eine Beschäftigung von Lehrlingen, für die nur freier Unterhalt gewährt wird, ver­sicherungsfrei ist. Demgegenüber soll aber grundsätzlich daran festgehalten werden, haß genau wie jeder, der Barlohn empfängt, auch der mit Bargeld entlohnte Lehrling ohne Rücksicht auf die Höhe des Barlohns dem Versiche­rungszwang unterliegt. Eine Ausnahme hiervon findet nur dann statt, wenn der gewährte Betrag so geringfügig ist, daß er als wirtschaftlichunerheblich" angesehen werden muß und daher nicht als Gegenleistung für die geleistete Ar­beit und somit nicht als Entgelt betrachtet werden kann. Nur in diesen Fällen besteht ebenfalls keine Versicherungspflicht. Hierbei soll sich die Beantwortung der Frage, wann der Betrag als Entgelt anzusehen ist und wann nicht, nach den wirtschaftlichen Verhältnissen im allgemeinen, sowie nach den besonderen Umständen des einzelnen Falles richten. So soll ein den Lehrlingen häufig mehrzur Aufmunterung" ge­wahrter geringfügiger Bärbetrag nicht als Entgelt gelten. Bei der Invaliden Versicherung ist bei den gewerblichen Lehrlingen z. V. in der Regel ein Betrag nicht als Entgelt änzüsehen, der ein Drittel des maßgebenden Ortslohns sdey die Krankenkasse festsetzt, also nicht des betr. Facharbeils- lohnes) nicht übersteigt. In der An g est ellt en Versiche­rung gilt dagegen schon eine Barvergütung von mehr als 10 Mark monatlich als Entaelt.

Altensteig, 20. Aug. Verunglückt ist gestern hier ein Telegraphenarbeiter aus Tübingen. Derselbe erlitt auf einem Gehweg beim Auftreten auf einen Stein einen Knöchelbruch. Er wurde nach Tübingen überführt.

Bvfingen, 21. Aug. Schützenpreise. Bei dem am letzten Sonntag in Glatten stattgefundenen Preisschießen errangen im Einzelschießen 5 Schuß auf 50 Meter 10 Ringscheiben stehend aufgelegt Gottlieb Hauser den 1. Preis mit 48 Ringen und Karl Hafner den 17. Preis mit 42 Ringen.

Calw, 20. Aug. Selbstmordversuch. Kapelle zum hl. Nikolaus. In der letzten Nacht suchte sich ein Schüler der Neuen Handelsschule" zu erschießen. Er brachte sich einen Lungenschuß bei, an dem er schwerverletzt darniederliegt. An seinem Aufkommen wird gezweifelt. In der Brückenkapelle zum hl. Nikolaus sind die Jnstandsetzungsarbeiten in vollem Gange. Im Innern werden Fenster in Kathedralenglas neu eingesetzt. Dieselben sind von hiesigen Bürgerfamilien gestiftet und mit deren Wappen bemalt. Die Bildhauerarbeiten zur Herstellung des Türmchens sind soweit fortgeschritten, daß letzteres aus seinen Standort verbracht werden kann. Der Entwurf stammt von Prof. Dr. Fichter, Stuttgart. Der Ge­meinderat hat die Herstellung dieses altehrwürdigen altbekannten Wahrzeichens der Stadt einhellig genehmigt. Auch das Dach mußte von Grund aus erneuert werden.

Freudenstadk. 20. August. F e st g e n o m m e n. Der seit einiger Zeit verschwundene frühere Schutzmann Müller von hier ist in Stuttgart festgenommen worden.

Freudenstadk, 20. Aug. Erholungsheim für Post­beamte. Die Oberpostdirektion Stuttgart hat die Schiersn- bergschen Anlagen in der Landhausstraße hier angekauft, um im nächsten Jahr ein Erholungsheim für Postbeamte des Direktionsbezirks zu errichten. In dem Heim sollen aber auch Postbeamte aus dem ganzen Reich Unterkunft finden.

Friedrichstal, 21. Aug. Seine Exzellenz Staatsrat von Hahn ch. Se.. Exzellenz Staatsrat von Hahn ist nach einem Telegramm aus Tiflis am Sonntag, den 16. ds. Mts. daselbst gestorben. Er wurde im Jahr 1848 als Sohn eines Hüttenbeamten hier geboren und erfreute im vorigen Jahr seine Landsleute noch mit einem Vortrag über das Leben und Treiben der Deutschen im Kaukasus. Nach 50 jähriger Abwesenheit wollte er sich nunmehr in seiner schwäbischen Heimat nieder­lassen, doch das Schicksal hat es anders gewollt.

Aus aller Welt

Leopold und Bacmcistcr gegen den preußischen Justiz- minisier. Der Abg. Leopold und Verleger Dr. Bacmeister erklären in einer Veröffentlichung, auf ihre früheren Auf­forderungen habe der Justizminister in einer Mitteilung durch den amtlichen Pressedienst eine nichtssagende Mitteilung über das unerhörte Vorgehen gegen die Staatsanwälte Caspar! und Dr. Kußmann, die die Untersuchung gegen Kutisker, Varmat usw. zu führen hatten, gemacht, die die Gesetz­widrigkeiten verschleiern wolle. Der Minister gehe immer um die Sache herum. Um ihn nun endlich zu zwingen, gegen seine Ankläger (Leopold und Bacmeister) sich zu stellen, werden sie persönliche Beleidigungen gegen den Minister gebrauchen, so daß er Beleidigungsklage erheben müsse- Gegen den Vorstand der Berliner Kriminalpolizei, Regie­rungsdirektor Weiß, auf dessen Anordnung die Haussuchung bei den Staatanwälten vorgenommen wurde, sei Straf­anzeige beim Generalstaatsanwalt des Kammergerichts wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt erstattet.

Bundestag deutscher Schreinermeisterssöhne. In Nürn­berg fand dieser Tage der zweite Bundestag dsuts^er Schreinermeisterssöhne statt, der aus dem ganzen Reich sebr gut besucht war. Von Reichspräsident von Hindenbura, dem Schirmherrn des Bunds, war ein Glückwunschtelegramm eingetroffen. Der nächste Bundestag wird in Breslau ab- gehalten.

Ein deutscher Kapitän in Australien bestrast. Der Ka­pitän des DampfersHanau" wurde vom Gericht in Sioney zu 400 Pfund (8000 Mark) Geldstrafe verurteilt, weil er vier Deutschen das Betreten des australischen Bodens er­möglicht hatte.

Die amerikanische Rordpollusifcchrk des Mac Millan mußte wegen schlechten Wetters zum Teil aufgegeben weroe .

Der französische ForschungsdampferPourquoi pas -st von seiner Fahrt nach den Hebriden und nach Nordgrom »ach Cherbourg zurückgekehrk. Er hak eine dänische AMI von 6 Mann entdeckt, deren Führer Dseering gerade g storben war.

Der Typhus. Die Typhusseuche breitet sich Ars ^ linksrheinischen Gebiet aus. In Hermeskell sind 70 v festgeftellt.