Naaolder Taqblatt «Der Gesellschafter*
Mittwoch, 12. A«g«st 19W
rgust 1925
Kette 3 — Nr. s8S
rgönnt war, in gen abzuhalten arnen im Freien re verehrt. Ver- wie möglich sott Wochen seine deren Dank ge- Herrn Gottlieb Heute, um mit Den Siegern
ahre Arbeit im Sorge, wieviele ch. Der Freude nes Festes Ausgefühl, das alle er eine Fahne. Doppelfeier sein 9. August das Ziel zahlreicher >och ihre Kräfte m, alte Freund- und dem rühri- Kreis stehenden ihre Freude sei. el- als auch im richtig gearbeitet flicht tat. Auch r übrig. Leider Verständnis eilten, daß sich die Jugend mehrte, Entwicklung des
m., TV. Nagold, 107 P., 2. Pr.; eunkampf (1890 1. Pr.; Bozen- Stark Otto, ierkampf, Alters- 1. Pr.; Krauß itersklasse: (Ml r.; Wicker Gust., kampf, Jugend- 222 P., 1. Pr.; — Zwölfkampf, 203 P., I. Pr.; — Zwölfkampf, 200 P., l. Pr.; Kämpf, Jugend- . Pr.; Schnaufer üml. Fünfkampf, g. Horb, 97 P., l. Pr. — Zwöli- 2ll P., I.Pr.; Steeb Fritz, TA
TV. Calw, 129 kurrenz, 124 P., )r.; Siebenkampf 130 P., 1. Pr.; ir. — Fünfkampf 1, 80 P., 1. Prägst A: TV. Calw 1. Pr.;TV.N- Lchaft Liebenzell TV. Haiterbacb ^ TV. Wildberg 1. Pr.; TV.Kirdorf 2. Pr.; TV.. - TV. Altheim
Iltensteig 2 .Pr.;
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Bei herrlichem äsest abgehalten, ungen in anderen en Zustrom von tzte sich der Fest- r Bewegung, be- oelle, Calw, und Markgröningen.
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Festreiter in Schwarzwaldlracht eröffneten den Zug. Wen folgten der Zugführer und zwei Trommler in Uniformen Ä dem Anfänge des vorigen Jahrhunderts, dann eine Rad- ^erinnengruppe mit Symbol für den Spitznamen der „Dainicher" Schier riesigen Schnecke. Unter den Volkstrachten waren Ursächlich die schmuckeil Trachten des Gäus stark vertreten. W Hahnenträger mit rassigem Gockel im hohen Käfig folgten chiii 17 Hahnentänzerpaare. Ein liebliches Bild im Festzug MMkii die weißgekleideten Schulmädchen mit Erikabögen und Mi ganz kleine, allerliebste Schwarzwaldmädchen. Noch wäre , Mnwähnen die Turnerschaft und eine Abteilung Feuerwehr.
. M im Festzuge waren drei sinnreich und geschmackvoll ange- ! M)i,ete Festwagen. Auf dem Wagen der Mineralquellen i «Belte aus einem Brunnen mit der Aufschrift .^ep-rotos ' zgnos reoroo" (Kranke heile ich. Gesunde erquicke ich) Hirschquelle. Ein Wagen der Orientteppichknüpferei Gevr. I Elan A.G. zeigte einen Knüpsstuhl in voller Aufmachung und I Ärlicher Größe und prächtige Teppiche in allen Größen, die I M leise und begehrliche Wünsche sin mancher Hausfrau aus- I Minen ließen. Den Schluß des Festzuges bildete ein Stück I M'chwarzwald, eine Bauernspinnstube.
Auf deni geräumigen, aber allzuheißen Festplatze eröffneten Schulmädchen mit einem hübschen Reigen die Volksspiele. Dann Btm 2 Radfahrer ganz erstaunliche, zum Teil halsbrecherische Zlnge ihrer Kunst. Das Sackhüpfen, Wassertragen, Bauernwett- irimen boten ergötzliche Bilder und ließen die Zuschauer aus dem Lachen nicht herauskommen. Beim Hahnentanz sprangen 17 daare um den Preis. Sieger blieb Karl Schäberle aus Kuppingen. Der Festleitung und der Gemeinde, die weder Kosten, noch Zeit i,B Mühe gescheut hatten, die Festgüste zu befriedigen, gebührt Eingeschränkter Dank.
Freudenstadt, 11. Aug. Pferderennen. Wohl noch niemals hat Freudenstadt einen derartigen Besuch ausiveisen lönneu, wie am Sonntag anläßlich des Rennens und des letz- len Schrittes Freudenstadts zum Weltkurort. Die Freuden- ßädter scheinen aber auch auf besonders gutein Fuß mit dem Petrus zu stehen, denn, wenngleich es die Tags vorher gar nicht zu regnen aufhören wollte, so war vom Sonntag morgen bis zum späten Abend kein einziges Wölkchen am Himmel' zu ichen. Durch dieses prachtvolle Wetter wird mancher, der vorher noch nicht entschlossen war, ob er zu Hause bleiben oder sich diesem seltenen Genuß hingeben sollte, endgültig zum Besuch des Rennens bestimmt worden sein. Endlose Schlangenlinien von Menschen und Menschlein. Autos, Krafträdern und Msahrern bahnten sich den Weg durch die schöngeschmückte Stadt zu dem auf dem Hirschkopf gelegenen Rennplatz. Be- Mnderungswürdig war das ruhige sichere Arbeiten der Schupo-, Polizei- und Landjägermannschaften zu Fuß und zu Pferd, ohne deren Organisation ein geordneter Verkehr überhaupt nicht möglich gewesen wäre. Eine Stunde ihres Dienstes wiegt i». E. manchen Tag schwerster Arbeit auf. — Auf dem Rennplatz angekommen, muß man dem Frendenstädter Rennverein über die gute Auswahl des Rennplatzes sein Kompliment machen, denn einen so ideal gelegenen Rennplatz am Waldessaum, in irischer und mit Tannenduft gewürzter Lust kann man weit lind breit mit der Lupe suchen. Der kleine Nachteil, den er durch die nicht ganz ebene Lage aufweist, wird hierdurch voll und ganz aufgehoben. Bereits um HF2 Uhr, also eine Stunde vor Beginn des Rennens war chie ca. 700 Menschen fassende Tribüne nud der Sattelplatz bereits voll besetzt und die, welche nicht so viel Geld ausgeben wollten, konnten sich für 1—3 Alk. aus dm übrigen Plätzen gute Beobachtungsposten aussuchen, stm ganzen werden ca. 15—20000 Besucher dagemesen sein. Kurz vor ^3 Uhr betraten S. Exzellenz General v. Seeckt, da Oberbefehlshaber unserer Reichswehr mit seinem Stab und die Herren Generalleutnant v. Hasse, Kommandeur der 3. Kaval- lemdivision und Exzellenz v. Hasse, Kommandeur des 5. Wehrkreises, Generalleutnant v. Poseck,Jnspekteur der Kavallerie, sowie einige andere Herren in Zivil die Tribüne, auf der bereits Herzog Albrecht v. Württemberg mit seinem Adjutanten Platz genommen hatte. Die Herren wurden von der Freudenstädter Stadtkapelle mit dem Fanfarenmarsch empfangen. Die Kapelle spielte während des ganzen Rennens die besten und schönsten Militär- märsche, die einen das Herz schneller klopfen ließen. Punkt llhr begann das Rennen mit dem Keßler-Begrüßungsrennen und so folgten programmäßig und ordnungsgemäß die K Rennen aufeinander. Die Reiter, von denen sich die Reichs- wehroffiziere in ihren einfachen grauen Uniformen besonders schmuck ansnahmen, wurden von allen mit begeistertem Klatschen empfangen. Aber auch schön war es zu sehen, wie die schlanken geschmeidigen Pferdeleiber dem Willen ihrers Reiters folgend m kurzem oder langgestreckten Galopp um den Lorbeer rangen, und rührend war es zu beobachten, wenn unterwegs ein Reiter »abhanden gekommen war," wie das ledige Pferd unter Anspannung aller seiner Kräfte mit seinen Rivalen dem Ziel Mstrebte. Interessant war es auch, wie einzelne Herren mit schwarzen Kasten, genannt Photographenapparate, um den Ehrenplatz der Tribüne herumschlichen und auf den Augenblick spannten, wo sie mit einem Kommerfei eines der hohen Herren abziehen konnten. Für das leibliche Wohl war durch eine gute Restauration gesorgt, wenn auch zum Schluß die Brunnen, was bei dieser Hitze erklärlich war, versiegten. Wer nun zuviel oder zu wenig Geld in der Tasche hatte, konnte jeweils versuchen, an dem Totalisator seinen Bestand zu vermehren, in den meisten Fällen aber zu vermindern, da Rennen gewöhnlich so unberechenbar wie die ... . sind. Jeder, der diese Rennen Mgemacht hat, wird sich vorgenommen haben, das höchstwahrscheinlich im September wieder stattfindende Rennen nicht zu versäumen und dem Rennverein Freudenstadt wollen wir wünschen, daß ih,n bei diesem Fest ein ebenso großer Erfolg beschieden sein möge.
Ergebnisse:
me Rennen. Keßler-Begrüßungsrennen. Es liefen 7 Pferde. Sieger: Herr H. Blancharts „Jugendtraum" (Reiter / (Wfitzer); 2 . Herrn Ludwig und Speyers „Morgane" U A?ßner); 3. Herrn L. Montigels „Almeria" (Gaa); 4. R. Schnebels „Amalia" (G. Schnebel). Toto: Sieg > 0 : 28 , A >0. 10 , lO, 10.
2. Rennen um den S.-Z.-Preis: Es liefeu 8 Pferde. . A. Weber-Nonnenhofs „Struma" (Reiter Riesterer); »R Höfels „Friedericus" (Michaelis); 3. H. Wertheimers H-Ustgarten" (Keim); 4. C. A. Kruses „Donna" (Kolloch). q 10:27; Pl. 10. 12, 14, 14. o- Rennen. Offiziersjagdrennen. 8 Pferde liefen, eger: Rittmeister Lutz, Reiter-Reg. 17, auf „Beate Weddinga"; .eutnant Gerhard auf „Quelle"; 3. Leutnant Frhr. von 1 ,-in »eks auf „Urkunde". Bei diesem Rennen stürzte Ober- von Senger beim zweiten Hindernis. Sieg: Toto: 'O M, Pl. 10, 14, 17, 45.
iw?» Rennen. Landwirtschaftliches Rennen. 7 Pferde D: Sieger: A. Preis' „Motte" (Reiter A. Preis); 2. I. "Sieglinde" (Reiter Karl); 3. I. Fenzels „Asta" (I.
M Ä' Gaas „Davulla" (Gaa). Toto: Sieg: 10:50; ^ > 0 , 17 , 30 , 23 . » '
8 m^diennen um den Waldorf-Astoria-Preis. Es liefen Pferde. Sieger: R. Saurs „Gyere Velem" (Reiter Pfeiffer);
2. Leutn. O. Bebies und Hauptmanns C. G. Bodmers Siegmund „Fiordaliso" (Reiter Wehr); 3. Dr. F. Merks „Opanke" (Reiter Teschner); 4. A. Webers Nennerhofs „Strumen" (Reiter Naumann). Toto: 10:62. Bei diesem Rennen stürzte Herr Moßner auf „Felsenreich".
6. 3agd mit Auslauf für alle Pferde, geritten von Offiziereil der Reichswehr und Landespolizeiofstzieren des ehemaligen Heeres, Mitgliedern des Schwab. Neitervereins und Rennvereins in Freudenstadt. 9 Pferde liefen. Sieger: Ltn. Gerhards „Quelle" (Reiter: Frhr. y. Dallwitz). Toto: 10:31 Sieg; Pl. 10, 18, 12, 13.
Aus aller Welt
lieber die WeMrchenkonferenz in Stockholm sind in den sclsien Togen irreführende Berichte in den Bläklern veröffentlicht worden, die auf einer Verwechslung zu beruhen scheinen. Die Weltkirchenkonferenz für praktisches Christentum beginnt ihre erste Tagung bekanntlich am 19. August. Dagegen hielt der schon im Juli 1914 in Konstanz gegründete „Weltbund für Freundschaftsarbeit der Kirchen", eine freie Organisation innerhalb der protestantischen Kirchen der Welt (ihre deutsche Abteilung tagte im vorigen Jahre in Stuttgart) dieser Tage in Stockholm eine Tagung ab. Ebenso hält daselbst der „Internationale A u s- schuß der Weltkonferenz" vom 9. bis 18. August Sitzungen ab, um dies auf der eigentlichen Weltkonferenz zu Besprechende noch eingehend durchzuberaten.
Reformalionsfeier in Schmalkalden. Am 10. August wurde das Reformationsfest der Stadt Schmalkalden (Hessen-Kassel), das die 400. Wiederkehr des Tags feiert, an dem der sogenannte Schmalkaldener Konvent abgehatten Wurde, durch einen Festzug durch die Stadt feierlich begangen. Die Festrede hielt Generalsuperintendent Dett- märiyg aus Kassel. Am Nachmittag wurde in den Ströhen der Stadt ein Festzug ausgeführt, der den Einzug der Fürsten und Luthers in Schmalkalden darftellte. Der Festtag endete mit einer allgemeinen Beleuchtung der Stadt und des Schlosses Wilhelmsburg.
Anschläge auf den König von Spamen? Nach Pariser Berichten hat die spanische Polizei in letzter Zeit verschiedene Anschläge gegen König Alfons entdeckt. Kürzlich sei ein Kommunist in San Sebastian verhaftet worden, als er vor dem dortigen Kursaal eine Bombe gegen den König schleudern wollte.
Das Testament Bryans. Der kürzlich verstorbene frühere Staatssekretär Bryan hinterließ ein Vermögen von 850 000 Dollar. Davon vermachte er für Kirchen und Schulen 100 000 Dollar, den Rest erhalten feine Witwe und seine Kinder.
Der Orden der Ku-Klux-Klan hält zurzeit in Washington eine Tagung ab. Aus allen Teilen der Vereinigten Staaten sind etwa 50 000 Mitglieder eingetroffen. Das Tragen ihrer bekannten Gesichtsmasken ist verboten, dagegen haben sie ihre langen Gewänder angelegt. Rings um die Stadt lodern die Lagerfeuer der Mitglieder.
Aukounfall. Fabrikant Eugen Breckle von Zuffenhausen fuhr mit seinem Lastwagen, dem ein Personenwagen angehängt war, die Waldstraße kurz nach Steinenbronn den Schönbuch hinab. Auf bis jetzt noch nicht aufgeklärte Weise fing der angehängte Personenwagen Feuer. Als der Führer des Personenwagens (Wilh. Kronbach aus Kornwestheim) das Feuer bemerkte, sprang er aus dem Wagen. Der führerlose Wagen überschlug sich nun völlig und ist vollständig verbrannt. Kronbach war bewußtlos und verletzt.
Flugzeugunfall. Das Verkehrsflugzeug der Linie Paris- Innsbruck—Wien mußte auf der Alpweide Schloß Bühl in der Schweiz eine Notlandung vornehmen. Die Reisenden blieben unverletzt, aber das Flugzeug mußte abmontiert werden.
Fliegerabsturz. Während eines Beobachtungsflugs für das meteorologische Institut stürzte auf dem norwegischen Militärflugzeug Kjeller ein Flugzeug aus beträchtlicher Höhe ab-
Grnbsnbrsnd. Auf der Zeche „Bergmannsglück" in Buer (Westfalen) brach ein schon seit einiger Zeit brennender Flöz durch die Absperrungswand. Das Feuer verbreitete sich mit großer Schnelligkeit. Die Morgenschicht mußte wieder aus- fahren. Der Brand greift weiter.
Fluchtiger Konsul. Der Direktor der Michael-Treuhandgesellschaft, „Konsul" Max Herzberg in Berlin, ist mit Hinterlassung sehr bedeutender Schulden flüchtig gegangen. Die Treuhandgesellschaft allein ist um 80 000 Mar? geschädigt. Michael war der Dritte in der Schwmdlsrgruppe Kutisker-Barmat; er ist schon lange nach der Schweiz geflüchtet und soll sich gegenwärtig in Holland aufbalten.
Verurteilte Kchnapsschieber. Das Große Schöffengericht in Halle verurteilte den Schnapsfabrikanten und Händler Rutschke, der in den Jahren 1923/24 vom Reichsmonopolamt Sprit zum angeblichen Weiterverkauf ins Ausland bezogen, ihn aber im Inland weiterverkauft hatte, wobei er die Reichskaffe bei jedem Liter um 3,60 Mar? schädigte, zu 1)1 Jahren Gefängnis, 598 646 Mk. Geldstrafe und 149 641 Mark Wertersatz, den Mitangeklagten Petrus zu 214 Jahren Gefängnis und zu gleicher Geldstrafe und Wertersatz, den Güterbeförderer Klein aus Bentheim an der holländischen Grenze zu 1)4 Jahren Gefängnis, 326 798 Mk. Geldstrafe und 81699 Mk. Werterfatz. Bankdirektor Reich vom Reichsmonopolamt, der bei den Schiebereien mit'angeholfen hat, ist ins Ausland geflüchtet.
Die Tat eines Irrsinnigen. Ein vor kurzem aus der Irrenanstalt entlassener Landwirt aus Bennweier verletzte in einem neuen Tobsuchtsanfall seine beiden Kinder durch Messerstiche schwer. Er mußte wieder in die Anstalt zurück- gebracht werden.
Die kehle abgeschnillen. Nach vorausgegangenen Fa- milienstreitigkeiten hat der Schneidermeister Drabinski in Allenstein in Ostpreußen dem im gleichen Haus wohnenden Former Spielmann mit einem Küchenmesser die Kehle durchschnitten, der Tod trat sofort ein. Drabinski wurde verhaftet.
Lynchjustiz. In Excelso Springs, einem Vorort von Cansas City, Amerika, stürmte eine Volksmenge das Gefängnis, holte einen Neger, der sich an einem weißen Mäd- chen vergangen hatte, heraus und knüpfte ihn an einem Baum aus.
Bombenanschlag. In einem Haus im Osten Neuyorks platzten zwei Bomben, wodurch 12 Personen schwer verletzt wurden. Die Erregung in dem ganzen Stadtteil war so groß, daß ganze Straßen durch die Flüchtenden gesperrt wurden. Der Anschlag ist noch nicht aufgeklärt.
Entdeckungen ans der Alb
Von Dr. Aich, Dettingen
In der letzten Hälfte des ersten christlichen Jahrhunderts wurden die Römer in Altstadt-Rottweil heimisch. Arae Flavias entstand und vergrößerte sich unter den Flamschen Kaisern Vespasian, Titus und Domitian. Zum Römerkastell kam eine Niederlassung von Zivil, aus gedienten Soldaten und von Händlern. Bald zogen nicht bloß aus vorrömischen Pfaden, sondern auch auf trefflich gepflasterten Römerstraßen die Neusiedler weit ins germanische Land hinein. Ein Bündel von Römerwegen zieht von Rottweil aus; auch der Heuberg mußte da Anschluß bekommen. Der Weganschluß war zunächst da am leichtesten, wo bereits alte Wege vorhanden waren. Diese sind bei dem großen Gebirgsgelände zunächst in den Pässen des Westens und Nordens zu suchen- Eben m dieser Richtung zieht die Römerstraße Rottweil—Rottenburg und Sulz. Sie gabelt sich in der Nordwestecke des Kleinen Heubergs, zwischen Ergenzingen und Dautmergen. Ein natürlicher und vorrömischer Weg ist zwischen Schörzingen und Deilingen, am Wochenberg, der sanft Berg und Tal verbindet. Nun wurden auch bei Schörzingen und Weilen u. R-, am Fuße des Wochenbergs, römische Funde gemacht, korall- rote Gefäßreste, sog. Sicsillaten. Ebensolche kamen wieder im Beeratal zum Vorschein, wo auch eine Römervilla von mir entdeckt wurde. Die Vsrbindungsstraße von Schörzingen nach Reichenbach konnte ich an mehreren Stellen 'feststellen. Zunächst wurde der beschotterte Weg von Schörzingen über die westliche Markung von Deilingen und Dellhofen an mehreren Stellen blosgelegt. Dieser Nebenweg — möchte ich sagen — mündet in die Straße Deilingen—Wehingen bei der Mabl- mühle von Dellhofen. Der Weiler Dellhofen wird von dem alten Weg, den die Römer befestigten, kaum berührt. Noch heißt dieser Nebenweg „Rottweiler Gasse". Mag er auch nicht unmittelbar nach Rottweil geführt haben, die Hauptstraße über den Wochenberg, Deilingen, Delkhofen, Wehingen und Reichenbach fand ich anläßlich eines Neubaus am Nordausgang von Delkhofen. Unter einer kleinen Anhöhe über dem Mühlbach zeigte sich ein schöner Straßenkörper von 3,2 Meter Breite mit Steinbestückung von 20 Atm. hochkant gestellten Weißsurasteinen, Schotterspuren und gut eingefahrsne Wagengleise, die 90 Zentimeter von einander abliegen, lassen eine längere Abnützung erkennen. Die mittelakterlicken Weiherstauungen an der Römerstraße und das brüchige Gestein an der Mühlhalde ließen den Weg weiterhin in Unordnung geraten. Die neuere Straße und die Bauten aus dem Beginn des vorletzten Jahrhunderts zogen es aus den genannten Gründen bestimmt vor, zwei Meter östlich sich auszubauen. So läuft ein Teil der Römerstraße 1)4 Meter unter dem Neubau des Joseph Weber dahin. In Wehingen zieht in geradliniger Verbindung damit die „Steingasse" am Chor der Pfarrkirche entlang, von Nord nach Süd, und mündet in die quer zu ihr verlausende ..Römerstraße".
Der alte Römerweg sucht über die alte Kunststeige die Paßhöhe zu erreichen und wird nach seitherigen Beobachtungen Wegverbindung über Böttingen. Aqaenhausen, Mahk- lletten zum alten Donauobstieg über Kraftstein und Aktriet- benn nach Mühlheim-Nendinoen. Die Fyrtsetn'ng gebt aller Wahrscheinlichkeit nach über Neuhaufen ob Eck zur große» Dononstraße Donaueschingen—Laiz—Ulm—Augsburg.
Die Billa Reickienbach legte eine zweite römische Wsgverbindung nahe. Während der eine Römerweg über die
Albhöhe dahinzieht, muß eine Beeratalverbindung zur RS- mersiedlung Reichenbach bestanden hoben. Diese kann nach den Funden der vorrömischen Beerastraße sich bedient haben, teils über Nusplmgen und die Hart oder Dietstaig—La«, teils nach dem durch Römerfunde bekannten Fridingen a. D. Im Gulshof Reichenbach wurde eine Münze, ein Mitteterz Kaiser Nervas, aus dem Ende des 1. Jahrhunderts n. Ehr. gefunden. Daneben fanden sich Töpferwaren aus der Werkstätte des gallisch-römischen Töpfers Pelsus. Dos abgestürzte Dach des Gutshoses mag eher auf Zerfall, etwa im 2. zum 3. Jahrhundert, als auf Zerstörung schließen lassen. Unweit der Römersiedlung befinden sich am nordöstlichen Dorfende, heute um den Heubergbahnhof gelegen, die Älamannengräber der nachrömischen Germanensiedlung.
Zur Römerzeit führte eine Straße von Nord nach Südost, über den Kleinen Heuberg zur Eyach. Bom römischen Erdkastell bei Lautlingen, auf dem Gelände „Steinhaus", gings über die Alb, von der Rvmerprovinz Obergermanien nach" Rätien hinein. Um das erste nachchristliche Jahrhundert grup- pierten sich die römischen Militär- und Handelsinteressen von Donau und Neckar aus um die Alb. War Rottweil noch obergermanisch, so lag das Albkastell Burladingen schon in dem erweiterten Verwaltungsbezirk Rätien. Mögen die Waldgebirge des Heubergs anfangs von den Römern gemieden worden sein und die letzten Reste der Hallstattmenschen im hochgelegensten Strrfenländ sich noch am längsten gehalten haben, das Machtstreben, die Verwaltunas- und Erwerbs- idsen der Römer kannten auch hier keine Grenzen. Nach den Münzfunden im nördlichen Heuberg umher ist die Blütezeit der Römerkultnr hier ums erste und zweite Jahrhundert anzufetzen. Um diese Zeit mag auch die dritte Wegverbindüng über den Heuberg, quer über den nördlichen Teil, von Schörzingen nach Deilingen, Tanneck, Oberdiaisbeim, mit Anschluß nach Höflingen oder Neidenstadt nach Meßstetten gegangen sein. Sie führte etwa auf vorrömischem Pfade dahin.
Die Machtstellung der eingewanderten Römer brach im 3. Jahrhundert zusammen. Der Alblimes war keine Grenze mehr für die Germanen. Unter Valentinian I. und Kaiser Eratian fanden unweit vom Albrand die letzten Kämpfe der Römer und Alamannen statt- Dis Alamannen, der gewaltigste Vortrupp der Schwaben, drängten nach dem Rhein und Elsaß. Nur ein keltisch-römisches Volksgemisch mag zur Zeit der Völkerwanderung auf dem Heuberg seßhaft geblieben sein. Erst Ende des 5. Jahrhunderts rückten die Alamannen, von den Franken nach Süddeutschland gedrängt, wohl auf der Kinzigtalstrahe und über die Schwarzwaldvor-- lande ins sichere Waldgebiet der Alb. Sie mögen die welsche Bevölkerung in Wellendingen, Waldstetten und die sonstigen Siedlerreste sich als Hilfs- und Arbeitskräfte einverleibt haben. Roch lassen sich die ersten alemannischen Einwanderungen und Niederlassungen an den „Jngen"-Orten, entlang den genannten vorrömischen und römischen Wegen erkennen. Auf den Paßhöhen befindet sich, je zu Beginn der beiden oberen Beeraflüsse, Deilingen und Wehingen einer- und Tieringen und Höflingen andererseits. Auf der Paßhöhe über Denkingen ist Böttingen, lieber dem Donautale bei Fridingen wurde Kölbingen angelegt. Die Sippenhäupter der eingewcmderten Hundertschaften der Alamannen mögen nach den ältesten Ortsnamenverurkundungcn Bato, Solbo, Tiuro, Tulo, Wago und Nuspilo geheißen haben.
Bei Berücksichtigung der Gräberfunde von Oberflacht und Böttingen kann mit einer Seßhaftmachung der Alamannen auf dem Heuberg zu Beginn des 6. Jahrhunderts gerechnet werden. An die erste Ansiedlungsperiode muß sich hier auch bald die zweite angeschlossen haben. Es rückten strichweise