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Ar. 181 Gegründet 1826 Donnerstag den 6. August 1928 Fernsprecher Nr 29 99. Jahrgang
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Nach zweitägige« Verhandlung«« über die LohnDeilig- »eiten im Schmuckwarevgewerbe (Pforcheim) kam im »eichswirtschaftsmmistocinm eia Ausgleich zustan-c, wo- «ach am Montag die Arbeit wieder ausgenommen wird.
Ilugzeuggeschwader Abd el Lrims habe« die Städte Fez und Rabat mit Bomben beworfen.
Die Krise m Japan
Am 31. Juli d. I. ist das japanische Kabinett Kato wegen des Zwiespalts in der Regierungskoalition über den Staatshaushaltplan zurückgetreten.
Japan befindet sich in einer politischen und wirtschaftlichen Umwandlung, die auch für das Ausland von Bedeu- tzlng ist. Anfang Januar 1924 trat nach einer Regierungskrise Graf Kijura an die flitze der Regierung. Sein Kabinett war ausgesprochen konservativ und stützte sich auf eine Minderheit. Um einer Mißtrauensabstimmung zu entgehen, Me Kijura am 1. Februar 1924 das Parlament auf und veranstaltete Neuwahlen. Mit allen MWln unterstützte die Regierung ihre eigene Partei, die Geijuhonto. Trotzdem erlitt sie eine gewaltige Niederlage, und die Oppositionsparteien gingen gestärkt aus dem Kampf hervor. Es waren dies die Kenseikai, die Sei-jkai und der Kalkuschinklub, die man zusammen etwa als die liberalen Parteien bezeichnen kann, obwohl in Japan der Gegensatz konservativ und liberal sich im Parteileben noch kaum herausgebildet hat. Auf Grund dieses Wahlausfalls trat dann Kijura am 7. Juni 1924 zurück, und die drei stärksten Parteien: Kenseikai, Seijukai und der Kakuschinklub bildeten eine Regierungskoalition. An die Hiitze der neuen Regierung trat Kato.
Auf innerpolitschem Gebiet hat das verflossene Jahr der japanischen Entwicklung eine Umgestaltung des Wahlrechts gebracht. Das bisherige japanische Wahlgesetz machte nämlich das Wahlrecht von der Höhe der Steuerzahlung abhängig. Nur wer Steuern bis zu einer gewissen Höhe zahlte, war wahlberechtigt. Infolgedessen wählten zum Parlament nur etwa 6 v. H. der ganzen Bevölkerung. Dieses Wahlgesetz war veraltet. Durch ein neues Wahlgesetz wurde die Steuergrsnze erweitert und das Wahkalter herabgesetzt. Dadurch wurde während des Ministeriums Kato die Zahl der Wähler skva vervierfacht auf rund 13 Millionen oder 28 v. H, der Bevölkerung. Diese Neuerungen erregten -rohe Stürme. Den einen ging das Gesetz noch lange nicht weh genug, den andern schon viel zu weit. Es kam hinzu, dich im Januar 1925 Japan den vielbesprochenen Vertrag E dem dokschswikstchen Rußland schloß. Vielfach entstand danach in Japan die Befürchtung, daß nun die revolutionäre« Gedanken auch nach Japan ungehemmt Hereinströmen würden. Um das zu verhindern, schuf man ein Schutzgesetz »gegen die gefährlichen Gedanken". Außerdem stattete man mis Oberhaus durch neue Bestimmungen zu einem starken Bollwerk der Staatsgssinnung aus. Diese innerpolitischen Ereignisse haben die Bevölkerung erregt und eine allgemeine Unruhe geschaffen, die noch wesentlich genährt wird durch das allenthalben im Land umgehende Gespenst der Ar- deit slo s i g k e i t. Die Folge ist, daß sich langsam aber sicher eine neue Partei zu bilden beginnt, die der Unzu- k r i e d e-n e n. Einen Sozialismus gab es bisher noch nicht m Japan. Aber das Volk ist in seinen untern Schichten reif dafür, und so wird das Emporkommen des zu einer Partei zufmnmengesaßten Proletariats wohl nicht mehr lange auf nch warten lassen.
Außenpolitisch war dieses verflossene Jahr für Japan ebenfalls voller Krisen. Die größten Ereignisse waren der Abschluß des Vertrags mit Rußland und dann der Ausbruch der chinesischen Unruhen. Beide Ereignisse widersprachen sich zunächst, denn nach dem Zustandekommen des russisch-japanischen Abkommens, in welchem ganz Japan einen gewaltigen außenpolitischen Erfolg und eine grund- ^I^de Neuorientierung erblickte, schien der große asiatische Dreibund, Japan, Rußland, China, nur noch eine rirage der Zeit zu sein. Dieser asiatische Bund richtete leine Spitze gegen die angelsächsischen Mächte. Da brachen imüe Mat in Schanghai die Streiks aus, und unerwartet schnell züngelte über ganz China die Flamme der Mtionalen Erhebung gegen die Fremden, vor allem gegen ^ " 8 land und Japan. Daß die chinesische Erhebung sich nicht nur gegen die Weißen richtete, sondern genau so heftig Ngen dw Japaner, bereitete dem japanischen Volk eine Enttäuschung und war zweifellos eine außen- prntstche Niederlage. Kato ist derjenige japanische Staats- lcmn, der in ganz China am verhaßtesten ist, denn er war
^während des Kriegs den Chinesen die berüchtigten
stellte, die einen tiefen Eingriff in dis änne- ilche Staatshoheit bedeuteten. Wenngleich Japan diese For- ^tmgen fast ganz hat fallen lassen und den Chinesen sehr Z^egengekommen ist, so hat China den damaligen Schritt oorb »tcht vergessen können.
"or recht schweren Entscheidungen, die ge- ^tasten in Bewegung ist, von besonderer
^^nzwischen hat der Prinzregent — der Kaiser ist b geisteskrank — Kato wieder mit der Kabinettsbi »»«Eragt, und Kato hofft, daß er in einigen Mon der Kensikai - Politik gesichert Hab,
Reichstagsfchluß Mtke August Berlin, 5. August. Heute fand eine Besprechung des Reichskanzlers mit de« Fraktionsführern über die Beendigung der Reichstogsarbeit statt. Der Reichskanzler wünschte möglichste Beschleunigung, so daß der Reichstag spätestens Miite August in die Ferien gehen könnte. Die Sozialdemokraten wünschten die Einberufung des Ausschusses für Auswärtiges in nächster Woche, damit über den deutschen Ausnahmeantrag für den Völkerbund eine Entscheidung getroffen werde« kö«n«, bevor der Völkerbund im September zusammentrete.
Gegenmaßnahme« gegen Volon München, 5. August. D»r Stodtrat Hot einen national- ßMoWksche« Antrag cmgenvMMen, wonach bei polnischen Gkotckmgechörigen die Begutachtung der Ein-dürgernng verweigert und die bayerische archgMiroert rrnrd, pol
nische Staatsangehörige mcht/EHr eKKWrgern, sowie in Bayern lebende Polen sofort au'sWWjeisen.
Aus Hamburg wurde« 35 Familien mit rund 200 Personen, die für Polen optiert hatten, ausgewiesen. Sie haben das Staatsgebiet bereits verlassen. Aus Altana wurden 28 Familien mit etwa 80 Personen ausgewiesen.
Deutsch-amerikanische Hilfe für die Ansgewiesenen Der deutsch-amerikanische Liebesgabendisnst in Neuyork Hai dem Kommandanten des Durchgangslagers Schneidemühl telegraphisch mitgeteilt, daß sich in Neuyork Hilfsstellen gebildet haben, die an besonders bedürftige vertriebene Optanten Liebesgabenpakete absenden wollen.
Deutsche Aachliefekungen nach Frankreich
Paris, 5. August. Der „Matin" berichtet über den gestrigen Ministerrat, der Minister für öffentliche Arbeiten habe aus Grund des Dawesplans mit Deutschland einen Vertrag auf Lieferung von Material für Baggerung der Seine abgeschlossen. Weitere Käufe für große elektrische Anlagen, Rohstoffe und Maschinen in Deutschland stehen noch bevor.
Briands Londonreise verschoben — der Sicherheitsverirag als Ultimatum
Paris, 5. August. Auf eine Anfrage Briands, ob eine Besprechung in London am Mittwoch <5. August) erwünscht sei, antwortete Chamberlain, er sei in dieser Woche wegen der Verhandlungen über die Kohlenfrage im Unterhaus unabkömmlich. Die Reise Briands wurde aist nächste Woche verschoben.
Briand hat nach dem „Journal" der Sicherheitskonferenz zugestimmt, sie soll jedoch frühestens Ende September und jedenfalls erst n a ch der VAkerbundstagung stattfinden: Briand wünsche nicht, daß die Sicherheitsfrage im Völkerbund erörtert werde. Ueber die Note des belgischen Außenministers Vandervelde soll die französische Regierung verstimmt sein, weil sie verschiedene Vorschläge Deutschlands annehmbar erkläre und die Unabänderlichkeit des Vertrags von Versailles ablehne. Nach Briands Ansicht solle Deutschland der gemeinschaftliche Sicherheitsvertrag der Verbündeten an Deutschland als Ultimatum übergeben werden.
Der „Daily Telegraph" schreibt, der Zeitpunkt für die Unterredung sei von Briand schlecht gewählt worden. Die Männer der englischen Regierung seien von innerpolitischen Fragen so sehr in Anspruch genommen, daß für die A is- einandersetzung mit Briand keine Zeit bleibe. Chamberlain fürchtet anscheinend, von Briand wieder überredet zu werden.
Die Friedensbedingungen für Abd el Krim
Paris, 5. August. Die Friedensdedingungen Frankreichs und Spaniens sollen laut „Matin" folgende fein: Abd el Krim habe die geistliche Oberhoheit des Sultans in Marokko anzuerkennen. Dafür werde ihm die Unabhängigkeit des Rifgebiets gewährleistet, für das aber kein Heer, sondern nur eine Polizei mit französischen Offizieren unterhalten werden dürfe. Die Spanien verbliebenen Stützpunkte Centn und Melitta sollen etwas vergrößert werden. Das Rifgebist solle im Süden durch den Lukkus- und Uerochafluß, im Westen durch eine Linie begrenzt werden, die in einer nördlichen Entfernung von 20 Kilometern ungefähr der Eisenbahnlinie Tanger—Fez folge. Der Küstenstreifen am Atlantischen Meer solle entweder zu dem internationale« Tangergebiet geschlagen oder zwischen diesem und dem französischen Besitz aufgeteilt werben. Bon Abd el Krim soll eine Antwort binnen zwei Wochen verlangt wenden.
Baldwin begegnet Schwierigkeiten
London, 5. August. Der Plan der Regierung, die Mittel für die Unterstützung der Grubenindustrie durch eine Erhöhung der Bier st euer aufzubringen, stößt im Land auf Widerspruch und auch im Kabinett scheinen einige Mitglieder den Vorschlag des Erstministers Baldwin zu bekämpfen. Die Stellung Baldwins soll wegen seiner Nachgiebigkeit gegen die Arbeiterpartei schwierig geworden sein.
Die Unabhängigen Konservativen werden, wie die „Mor- ningpost" schreibt, morgen im Unterhaus Baldwin keine allzugroßen Schwierigkeiten machen, wenn er die Staatsunter- stützung aus die Kohlenindustrie beschränkt, und sie nicht über mehr als 9 Monate ausgedehnt werde. Man glaubt, daß die Arbeiterpartei sich der Stimme enthalten werde, wodurch die Gefahr für das Kabinett Baldwin beseitigt wäre. Es besieht jedoch die Besorgnis, daß die Gewerkschaften der andern Industrien ebenfalls Staatsunterstützung verlangen weiten.
Amerikanische Hirchenverkreker beim Reichspräsidenten Berlin, 5. August. Reichspräsident vonHindenburg empfing gestern den Generalsekretär des amerikanischen Kirchenbundes, Mac Farland aus Neuyork, den Präses der evangelischen Synode von Nordamerika, Valtzer au» St. Louis, den Leiter des Predigerseminars dieser Synode, Pell, sowie den europäischen Vertreter des amerikanischen Kirchenbundes, Keller aus Zürich. Die genannten Kirchenvertreter halten sich zurzeit aus der Durchreise zur Weltkirchenkonferenz in Stockholm in Berlin auf.
Ein neuer Destechungsskandal in Amerika Neuyork, 5. August. Die American Metall Eo. war als angeblich deutsches Eigentum beim Eintritt Amerikas in den Weltkrieg beschlagnahmt und später von dem Treuhänder des feindlichen Eigentums, Miller, verkauft morden. Der Verkaufserlös in Höhe von 6^ Millionen Lollar wurde jedoch an einen schweizerischen Konzern abgeführt, der, wie sich angeblich später berausstellte, ber rechtmäßige Eigentümer der Firma war. Dieser schweizerische Konzern hat jedoch nur als Strohmann für die deutschen Eigentümer gedient, die auf diese Weise zu ib^em Geld kamen, während Miller einen großen Teil des Verkaufserlöses für seine Bemühungen erhielt. Andere Persönlichkeiten, z. B. der Bruder des früheren Generalstaats^ inwalts Dough»rt, boben ebenfalls große Summen bei dem Geschäft verdient. Die Nachforschungen des Jmtizamts erstrecken sich auch auf Deutschland und die Schweiz.
Blockade der chinesischen Häfen?
L»«do«, 5. August. Nach einer Meldung aus Honkong soll eine Blockade der chinesischen Häfen durch die britische KriegssivHe beabsichtigt sein, da der Boykott der enalsi um Waren anbauert. Zehn Zerstörer und Flugzeugbegleitschisse sollen emr Malta abgesandt worden sein.
Deutscher Reichstag
Me 2. Lesnng der Skeuergesehe beendet
Berlin, 5. August.
111. Sitzung. (Schluß.) Im weiteren Verlauf wurdc cm- Amrag Haag (D.ntl.), zum Ausgleich gegen die W ln- steuer auch die alkoholfreien Weine und Obstgetränke M besteuern, mit 201 gegen 167 Stimmen angenommen. Nach de« Kompromißanträgen wird die Schaumwe.:.- st » » « r auf 30 o. H., die Weinsteuer auf 20 v. H. des Werts neftpesetzt. Für die Zeit vom 1. August 1925 bis 30. Sep- rsmoer 1927 werden diese beiden Steuern jedoch um ein Viertel ermäßigt. Ein Drittel des vom 1. Juli 1925 bis 30. Juni 1927 anfallenden Steu-erertrags wird zur Behebung der Notlage des Woingärtnerstands verwendet.
Die Zündwarenfteuer wir- auf 0,2 bis 0,6 Pfg. Mr di- Schachtel, für Zündkerzen aus 2 Pfg. festgesetzt. Ferner wurden die Salzsteuer (3 Mark für den Doppelzentner), die Zuckersteuer (8.50 Mark für den Doppelzentner Stärkezucker, bei anderem Zucker 21 Mark), sowie die Spielkartensteuer angenommen. Damit ist die zweite Lefrma der Verbrauchssteuern erledigt.
Es folgt die 2. Beratung des Gesetzentwurfs Wer die gegenseitigen Besteuerungsrechte dss Reichs, der Staaten und der Gemeinden, verbunden hiermit wird die Frage der Behandlung der sog. Versorgungsbetzuebe.
Abg. Henke (Soz.) beantragt Steuerfreiheit für diese Betriebe, wenn öffentliches Kapital an den Betriebe« beteiligt ist.
Abg. Dr. Kulenkampff (DVp.) erklärt, wenn die Regierung sich nicht darum kümmere, daß das Privatkapital sich an den öffentlichen Betrieben beteiligt, werde sie bald ohne Kapital dastehen. Der Redner beantragte die grundsätzliche Steuerpflicht für alle Betriebe in Deutschland, ob sie in öffentlicher Hand sind oder nicht-
Staatssekretär Dr. Popitz hält an den Ausschußbeschlüssen fest, wonach die öffentlichen Betriebe mit gewerblichem Charakter Körperschaftssteuer zahlen sollen, die Ber- sorgungsbetriebe aber, z. B. die Elektrizitätswerke, körperschaftssteuerfrei bleiben sollen.
Daraufhin werden die Beratungen abgebrochen.
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Nach dem Beschluß des Aelteftenrats soll am Donnerstag die Angelegenheit des Flüchtlingslagers i« Schneidemühl besprochen «nd am Freitag die dritte Lesung der Steuergesetze erledigt werden. Die zweite Lesung der Zollvorlage wird am Samstag beginnen.
Der Finanzausgleich. — Hauszinssteuer.
112. Sitzung. 5 Abgeordnete erhalten längeren ArlouK. — Der Antrag Kulenkampf (D.Dp.). der die Besteuerung der sog. Versorgnngsbetriebe fordert, wird mit 224 gegen 146 Stimmen abgelehnt, die Ausschußanträge werden an- zenommen.
Zur Beratung steht der letzte Abschnitt der Steuervor- lage, der Finanzausgleich zwischen Reich, Staaten und Gemeinden. Räch den Ausschußbeschlüssen sollen von dem Aufkommen an Einkommens- und Körperschaftssteuer die Länder drei Viertel, von der Umsatzsteuer bis 31. MSrz 1926 35 v. H. und von da ab 30 v. H. 1500 Millionen Mark kollen ihnen sichergestelit werden. Ein Kompromttzcmt*ag Regierungsparteein will den Ländern und Gemeinden 2100 Millionen Mark Anteil an Einkommen-, Körperfchasts- und Umsatzsteuer für 1-9S5 und 1926 gewährleisten.
ReichsfinanMinisier von Schlieben: Eine Ber- ständiauua »milch en dem Reich und den Lände r n hat Nch hi?-