August 1825

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bis 11 Bkr vor- Illkr nscbmittsM.

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m und eingeübten r wieder auftreten- i gleichgültig, wenn nftungen ungerecht lern, daß man ent- ;ende Unternehmen )ie für andere gel- uns zuläßt. Daß erfahren, ohne des- ich habe genügend ne Beweise hiefür ja weiterhin eine Musikern nur 10 estin Vollmaringen Tlassen die kleinste steig mit 3 Kapellen also das vierfache, ings begegnet man teresse und Unter-

ng unserer Kapelle rwisser ihre Kennt- würden, aber bei j immer Herausge­rmachen eine große

zuweilen sehr not- ngenen Türe kehrt.

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l'chäftigen, auf den iam zu machen, so t entgehen lassen, i Auge zu rütteln, r behängt und den Beispiele: 1) Ist es in von Dankbarkeit wn Festzug über die ren Gang über die hherzige Spenderin anduhr, gebührend piellose Äücksichts- enüber, wenn den- ne Gelegenheit ge- ;er und Bäcker ihre befriedigen zu kön- einend hoch gestell- igen wollte? Eher uf diese unentbehr- issen. 3) Wer ist Auswahl, Inste- anz und gar miß- rttäuscht gewesen? hier nicht eher zu r die Zukunft be-

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Ul« 179 Gegründet 1826.

Dienstag den 4. August 1925 Fernsprecher Nr 29 99. Jahrgang

Tagesspiegel

Reichspräsident von Hmdenburg hak anr Montag den Außenminister Dr. Skresemann und den Innenminister Dr. Schiele zu einem Vortrag über die Ausweisung in Polen mrd über die angeordnete Fürsorge für die ausgewiesenen Deutschen zu sich gebeten.

Die deukschnationake Fraktion hat im Reichslag eine Große Anfrage «der dir polnische Deutschenausweisung, die deutschen Vergeltungsmaßnahmen und die bisherigen und künftigen Fürsorgemaßnahmen eingebracht.

Zum Festredner bei der Verfassungsfeier im Reichstag wurde Ilniversiiätsprofessor Platz- Berlin gewählt. Ur­sprünglich war Dr. Iarres in Ansficht genommen.

Me portugiesische Regierung hat in Madrid gegen die Beschlagnahme zwÄer portugiesischen Dampfer durch spanische Kriegsschiffe Mi der marokkanischen Küste Nn- spruch erhoben und ein Kanonenboot in die Gewässer ent­sandt.

Wegen der angeblichen Ermordung eines Griechen an der bulgarischen Grenze fordert die griechische Regierung von Bulgarien Genugtuung und droht mit dem Einmarsch in Bulgarien.

Polen der europäische SL'örensned

Das heutige Polen hat einen Esbietsumfang, der nur um ein Fünftel kleiner ist als das Deutsche Reich; die Ein­wohnerzahl Polens beträgt aber noch nicht die Hälfte der­jenigen Deutschlands. Trotzdem hatte der KlavierkünsÜer und ehemalige polnische Ministerpräsident Paderewski die Keckheit, in einer Rede in London kürzlich zu behaup­ten, Polens Grenzen seien noch viel zu eng gezogen; Polen habe einheiliges Anrecht aus Las ganze Dattzrger Ge­biet". Es scheint aber so, als ob die polnischen Herren sich nicht einmal in dem geraubten Teil des alten preußischen Staats ganz wohl und sicher fühlten. Darum sucht man mit lauten Worten die Welt über die tatsächlichen Verhältnisse zu täuschen. Kleine Zufälligkeiten, Maßnahmen untergeord­neter Behörden, Nachrichten in der Provinzpresse, Dinge also, an denen die große Masse unseres Volks achtlos vor­übergeht, sind bezeichnend für das Gefühl, mit dem die neuen Herren in denbefreiten Landesteilen" herrschen.

Das schwere Eisenbahnunglück bei Stargard ist noch m aller Erinnerung. Die polnische Regierung versuchte damals, die Verantwortung von sich obzuwälzen, trotzdem einwand­frei festgeftellt worden ist. Laß der schlechte Zustand des Gleisoberbaus schuld war. Jetzt glaubt man denwahren Sachverhalt" gefunden zu haben. Eine Posener Zeitung (Dziennik Poznanski) brachte nämlich die Mitteilung, daß sich in Warschau ein Mann der Polizei gestellt habe, Äer der Urheber desAnschlags" apf den Korridorzug zu sein erklärte. Unglücklicherweise kam aber schon wenige Tage später die Nachricht, daß dieser Mann gar keine näheren Angaben machen konnte und die dortige Gegend überhaupt dicht kannte, daß es sich also tatsächlich um einen Geistes­kranken handelte. Der Verdacht war aber doch wenigstens ins Volk gedrungen und versohlte seine Wirkung nicht: das war ja die Hauptsache! Aehnlich war es auch mit dem Explosionsunglück im Danziger Hafen, dem kürzlich ein pol­nisches, ehemals deutsches Torpedoboot zum Opfer fiel. Auch hier haben sich polnische Blätter nicht entblödet, das Unglück sofort als einen Anschlag von deutscher Seite hinzustellen. So lächerlich an sich eine solche Behauptung ist, es bedurfte doch erst einer amtlichen Veröffentlichung, daß der Unfall auf eine Explosion des Oeltanks zurückzuführen sei, um die Verdächtigungen zum Schweigen zu bringen.

Den Gipfelpunkt derartiger Verhetzungen hat aber sicher­lich ein anderes polnisches Blatt aus Posen (Kurjer Poz­nanski) erreicht, das eine blutrünstige Meldung aus Danzig unt^ -er folgenden, Aussehen erregenden Ueberschrift brachte:Kriegerische Vorbereitungen in Preußen. Plan einer Annexion Danzigs. Propaganda für einen Krieg mit Voten. Uebungen militärischer Organisationen." Selbst wenn es in dieser Meldung allen Ernstes als ein bedenk­liches Zeichen erklärt wird, daß sogar die Danziger Feuer- bewaffnet worden sei, so darf man derartige Nach­richten doch nicht einfach als ein Erzeugnis der übergroßen Sommerhitze ansehen. Sie sind ein beredtes Zeichen der «orge um den Bestand des polnischen Staats, für dessen Erhaltung und Festigung jedes Mittel gerecht ist.

Der gegenwärtige polnische Außenminister Skrzynski, der Alchzeit in den Vereinigten Staaten weilt, behauptete aller- in einer dort durch den Rundfunk gehaltenen Rede, «atz Polen danach trachte,das Ideal der Gerechtigkeit und ml Humanität ins Leben zu rufen". Daß es damit noch gute Weile hat, auch dafür ein kleines, bezeichnendes Bei- !AEl- Zogen da drei harmlose Wandervögel, die zwar deut- aber polnischer Staatsangehörigkeit waren, A... ^ucksack und Laute fröhlich durch Wald und FeD. Vwtzllch aber waren siewegen Hochverrats" verhaftet und uhten nun wochenlang im Gefängnis sitzen. Haussuchun- s.?. m Thorn, Kulm, Bromberg, Posen und Hohensalza m brachten als schwerwiegendes Belastungsmate- cin -r?EhesFaust" und denZupfgeigenhansl" zutage. fj»< mnd man sogar einen (allerdings echten)Stahl-

der bekannten Zeitschrift des deutschen ber Frontsoldaten. Der Staatsanwalt in Thorn be- Verhaftung damit, daß die Jugendorganisation ,.-.r Wandervögel kein eingetragener Verein in Polen sei

0 man bei den Haussuchungen Zeitschriften Äeutscher B^^^bande gefunden habe. Es muß schlimm um den -P-Mand des polnischen Reiches stehen, wenn schon derartige

Lächerlichkeiten den Verd:.cht "hochverräterischer Umtriebe rechtfertigen, können.

Das Stargarder Unglück, der Bruch des Weichseldomms bei Sckarnau werfen grelle Streiflichter auf die Zustände, die in Wsstpolen cingerissen sind, und die wertvollste deutsche Kulturarbeit zu vernichten drohen. Wie es unter anderem mit der Förderung von Handel und Verkehr steht, zeigen z. B. die Verhältnisse, die zurzeit in der Weichselschiff- fahrt herrschen. Wer den ehemals preußischen Teil der Weichsel kennt, der weiß, daß auf ihr den ganzen Sommer über auch bei niedrigem Wasserstand ein reger Verkehr zu verzeichnen war. Jetzt ist der Schiffsverkehr fast ganz ein­geschlafen. Die Versandung des Flußbetts, deren Bekämp­fung eine der wichtigsten Aufgaben der deutschen Strom- baüverwaltung war, hat in den letzten Jahren derart zu­genommen, daß nicht einmal kleinere Kähne über Graudenz hinaus mit voller Ladung stromauf gehen können. Wäh­rend früher auch beim schlechtesten Sommerwasser die Kähne bis Thorn einen Tiefgang von einem Meter aufweisen konnten, ist jetzt im Höchstfall ein solcher von 60 Zentimeter möglich. Unter solchen Verhältnissen ist die Güterbeförde­rung auch auf dem Wasserweg ziemlich teuer. Ebenso ist stromab der Verkehr mit Danzig ein verschwindend deiner geworden, nur im Weichssldelta blieb er zwischen Danzig untz Ostpreußen lebhaft wie immer. Der Floßvrrkchr, der dem Weichselbild sonst dos besondere Gepräoe gab, ist oleick- salls kaum mehr vorhanden. Im ganzen Monat Juni sind nur fünf Holzstöße nack Danzig gerangen!

Alle diese Dinge passen in den Rahmen der zur Genüge bekanntenpolnischen Wirtschaft", die sich die Polen sogar von englischen Wirtschaftlern und Parlamentariern haben bescheinigen lassen müssen. Diese zum Studium der Wirt- schatfsverhältnisse ins Land gerufenen Gäste behaupteten u. a.:Es ist schwer, mit Ihnen Geschäfte anzubahnen," und schlossen ihr Endgutachten mit der vielsagenden Frage: Was sollen wir von Ihnen halten?"

Die Ausweisung der Optart.n

In den früheren A-lbatroswerken bei Schneidemühl sind in zahlreichen Varacken und anderen Massenquartieren etwa 6000 deutsche Optanten untergebracht. So nennt man die Deutschen, die in den durch den Friedensvertrag Deutsch­land geraubten und an Polen ausgelieferten Landesteilen Lurch gesetzliche Erklärung sich für Beibehaltung der deutschen Nationalität entschieden harten. Sie sind der erste Schub de? von der polnischen Regierung neuerdings ausgewiesenen Deutschen, nachdem bisher schon etwa 600 060 die alte Hei­mat hatten verlassen müssen. Die Leute bringen meist nur einen ganz geringen Erlös der Habseligkeiten, die sie in Neu­polen hatten rasch verkaufen müssen, mit, vielfach sind sie ganz mittellos. Schon Wochen vor der Ausweisung wurden die Optanten von den polnischen Behörden aufs schärfste durch Polizei und Militär überwacht. Die Hetze und der fanatische Haß gegen die Deutschen kannte keine Grenzen. Die polnischen Geschäftsleute weigerten sich vielfach, an die Deutschen Waren zu verkaufen. Die deutschen Landarbeiter wurden von ihren Stellen vertrieben und durch Galizier er­setzt. Bei dem Abtransport ging es besonders wild zu, und es wurde auf Frauen, Greise, Kinder und Kranke keine Rücksicht genommen. Sie wurden aufs gemeinste beschimpft und mißhandelt. Trotz des Elends sind sie froh, in dem Durchgangslager dürftige Unterkunft zu finden. Die Leute ziehen umher und singen mit Ziehharmonikabegleitung die Wacht am Rhein und das Deutschlandlied. Der Komman­dant des Lagers, Oberst Engelin, ist Tag und Nacht fast ununterbrochen aus dem Posten, aber es ist von der preu­ßischen Regierung zu wenig geschehen. Für die ersten An­künfte waren 50 000 -A bereitgestellt worden. Wenn die deutschen Landwirte, klein und groß, nicht in rüh­menswerter Weise Lebensmittel herbeischaffen und viele der Ausgewiesenen aufnehmen und beschäftigen würden, so wäre die Not, im Lager noch größer geworden. Die preußische Regierung wollte anscheinend nicht daran glauben, daß Polen mit der barbarischen Ausweisung Ernst machen werde; halbamtliche Berichte suchten auch die Befürchtungen bis zur letzten Stunde noch zu beschwichtigen. Nun sind 2 Millionen Mark angewiesen worden, die das Reich ersetzen soll. Es werden aber weit größere Mttel noch nötig sein, um die Ausqewiesenen im Reich unterzubrmgen.

Der preußische Innenminister Severing ist in Schneidemühl eingetroffen. Unter den Flüchtlingen sind verschiedene Krankheiten ausgebrochen. Sie lagern meist dürftig auf Stroh. Der einen Krankenpflegerin wurde eine zweite beigegeben. Die Ausgewiesenen sind größtenteils Bauernsöhne und Handwerker, aber auch viele Kaufleute und Angehörige der freien Berufe befinden sich darunter.

In Schneidemühl soll ein Heim für 500 Kinder errichtet werden, das in sechs Wochen fertig sein soll. Von Berlin wurden mehrere Feldküchen und 9000 Decken abgesandt.

Das LondonerDaily Chronicle" berichtet aus Berlin, es sei für Preußen beschämend, daß es für den Empfang der deutschen Ausgewiesenen keine Vorbereitungen getroffen habe und daß die Unglücklichen sich erst an den Reichs­präsidenten um Hilfe wenden mußten. Dagegen seien die aus Deutschland zur Vergeltung ausgewiesenen Polen in ihrer Heimat mit Triumph ausgenommen und es sei bestens für sie gesorgt worden.

yttseruf der Ausgenuesenen an den Reichspräsidenten

Die im Durchgangslager in Schneidemühl untergebrach- teu ausgewiesenen Deutschen haben an den Reichspräsidenten von Hindenburg folgende Drahtung gesandt:

Viele Hunderte deutscher Optanten, durch polnische Will- kürh?rrschaft von Haus und Hof vertrieben, erheben gegen die menschenunwürdige Behandlung, die ihnen zuteil gewor­den ist, flammenden Protest. Sie bitten den Herrn Reichs- sräsidenten und die Reichsregierung, die unhaltbare^ Lage

der Flüchtlinge mit allen Mückeln, m b-ssern. smvrje E m-m- maßnahmen gegen die in DeuUck'-nd befindlichen Polen durchzufübren,' insbesondere die gleiche Anzahl Polen unter genau denselben Bedingungen aus Deutschland auszuweisen."

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Rückblick auf die Ruhrbesetzung

Anfang des Jahrs 1923. Die Ruhr weiß, was ihr bevorsteht. Es herrscht trotz winterlicher Kälte die Schwüle, wie sie Kriegen oorauszugehen pflegt. Journalisten aus allen Teilen der Welt treffen wie zu einem großen Sstau- spiel ein. Am 10. Januar ist die Spannung aufs höchste gestiegen. In der Nacht auf den 11. Januar wird die Note der französischen Regierung bekannt: Die französische Re­gierungentsendet" in das Ruhrgebiet eine Mission von Ingenieuren und Beamten. Sie läßt nur die zum Schutze der Mission und zur Sicherstellung der Ausführung ihres Auftrags erforderlichen Truppen einrücken". Am Morgen des 11. Januars treffen die Heeresschlangen im Ruhrgebiet ein. Vorsichtig umziehen sie die Außenlinien der großen Städte. Tanks fehlen nicht, umdie Ingenieure zu schützen". Am Mittag des 11. Januars trifft der General der Ka­valleriespitze vor dem Rathaus in Essen ein. Neben dem Denkmal Alfred Krupps auf dem Marktplatz zu Pferde haltend, erfährt er, daß der Oberbürgermeister von Essen es ablehnt, ihn vor dem Rathaus zu empfangen, sich aber auf seinem Zimmer befinde, wo man ihn sprechen könne. Die Photographen und die Filmleute setzen ihre Apparate ab. Frankreich und die Ruhr sind zusammengestoßen.

Der Vorstoß der französischen Ingenieure ist zunächst ein Stoß ins Leere. Es folgt die Verhaftung der Zechon- herren. Ihre Rückkehr von der Kriegsgerichtssitzung in Mainz ist ein Triumphzug. Keine Tätlichkeiten. Es o üht aber unter der Asche, und das ganze Rnhrgebiet gleicht einer glühenden Masse. Es folgt der Boykott oer Einoring- linge; keine. Macht der Erde könnte ihn aufhalten. Sofort; tritt die Gegenwirkung ein: die Vorstände der Gemeinden! werden verantwortlich gemacht; die Kriegsgerichtsverhand­lungen beginnen; Amtmänner, Landräte und Bürgermeister wandern ins Gefängnis. Sie büßen für alle. Eisenbahn­beamte, Postbeamte, Gewerkschaftler, Kaufleute, Wirte fol­gen ihnen nach. Die Köpfe werden geholt; schon sind neue da, ihres Schicksals bewußt. Wo die Hand der Besatzung hingreift, erstirbt das wirtschaftliche Leben. Die Zechen stellen den Vetrieb .ein, auckk, die Eisenbahn. Passi -er Widerstand, deutscher Wesensart so fremd, ist da, als einzig mögliches Abwehrmittel, geboren aus dem Volks» empfinden. Als Gegenwirkung folgt die Ziehung der Zoll- und Paßgrenze. Damit wird der Eingriff in das Wirtschafts- und Volksleben tiefer. Auf den Straßenbahnen und zu Fuß suchen die Reisenden im Winter ihre Wege. Ab und zu zuckt ein Feuerstrahl aus der glühenden Masse: Sabotagen, dafür Strafauflagen für die Gemeinden, Geisel­verhaftungen, Straßenabsperrungen. Unschuldige fallen bei Ortssperren. Schlageter wird erschossen. In den Klang der Osterglocken tönen Schüsse. Es ist der blutige Karsamstag in der Kruppschen Fabrik in Essen. Die Spitzen der Kruppschen Fabrik werden verhaftet. Da horcht die Welt auf. In dem Krupp-Prozeß sieht man Anwälle aus neutralen Ländern. Trotz allem schwere Strafen. Die Ge­fängnisse füllen sich.

Die Wirtschaft ist ein Trümmerhaufen. Unzufriedene und landfremde Elemente finden sich ein. Die öffentliche Sicherheit besteht nicht mehr; Eigentumsverbrechen sind an der Tagesordnung. Dabei ist die Schupo aufgelöst. Die Gemeindeverwaltungen, die zahllose Köpfe bereits geopfert haben, werden aber für Ruhe und Ordnung verantwortlich erklärt, und nur langsam gelingt es, die Ersatzpolizei in der zugelasjenen Form zu bilden. Die giftigen Schwaden des Sonderbündlertums ziehen aus dem allbesetzten Gebiet bis zur Ruhr hin. In Mülheim schlagen sie sich nieder.

Im Herbst hat der politische und wirtschaftliche Körper so viel Blut verloren, daß der passive Widerstand nicht mebr geleistet werden kann. Auf dem Trümmerhaufen ist das Gebäude der über 100 französischen Verordnungen auf­gebaut. Dann kommt die Besinnung. Die Londoner Kon­ferenz schafft einen neuen Boden. Die Jngenieurkommission rückt ab; das Militär bleibt. Langsam kehren die politijchen Gefangenen aus den Gefängnissen zurück. Entsetzen ver­ursacht es, wenn der Name der französischen Strafinsel St. Martin de R« im Golf von Biskaya genannt wird. Zuletzt bleiben noch für die Vürgerschast schwere Einquartierungs­lasten. Nun ist auch das Militär abgerückt.

So sieht die Ruhr rückblickend die 30 verflossenen schweren Monate. So wenig wir heute schon imstande smd, eine rechte Einstellung zum Weltkrieg zu haben, so wenig ist es uns jetzt schon gegeben, der Ruhrzoit ganz gerecht zu werden. Aber einiges stellt sich heute schon klar heraus. Das ist zunächst die in der Zeit des passiven Widerstands bewährte Kraft des Volks, sich für den vaterländischen Gedanken ein­zusetzen und dafür bedenkenlos unerhörte Opfer zu bringen. An diesen Opfern hatten alle teil: der Führer der Wirtftbaft und der Bergmann, der Vorstand der Gemeinde und der kleine Beamte. Ueber den Namen, die mit den grc^en Gerichtsverhandlungen verbunden sind, sind die Nomen der Männer und Frauen nicht zu vergessen, die in stillem Hel>m- tum litten. Und ein zweites hebt sich jetzt schon leuchtend heraus: der Wille und die Zähigkeit des deutschen Volks, trotz Atem und Schaffenskraft beengender stickiger Athmo- sphäre den Aufbau des Wirtschafts- und Staatsgebäudcs immer wieder unverzagt zu wagen. Beides soll uns den Glauben an eine bessere Zukunft des deutschen Volks be­festigen.

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Der Oberpräsident von Westfalen hat an die Verbände der Schriftleiter und der Verleger der Zeitungen des^e;