Seile 2 — Nr. 164
Nagolder Tagblalt »Der Gesellschafter
Deutscher Reichstag
Berlin, 16. Juli.
Renkenbank-Kredikanflali
9 3. Sitzung. (Schluß.) Abg. Dietrich (Dntl.) gitch namens der Regierungsparteien eine Erklärung ab, die Sichtung der Rentenbank - Kredi-tanstalt werde' berußt als ein Mittel, die schwere Kreditnota unter der--die rrdwirtschaft infolge der Inflation und seit der Befestigung der Währung leidet, zu lindern. Eine angemessene Berück- llchtigung der verschiedenen Größenklassen der landw. Be- «nebe sei gesichert. Das Eigenkapital undVie Rück « lagen dürfen auf 500 MiWonen Reichsmark anwachfen, jzuzüglich einer Sonderrücklage bis zu 5 v. H. der ausgegebe- Men Schuldverschreibungen. Eine Ueberschreitung der Grenze 4st nur durch besonderes Gesetz zulässig.
Abg. Schröder (Völkl) hätte es lieber gesellen, daß ««an die bestehende Rentenbank ausgebaut hätte, statt daß eine neue Kreditanstalt gegründet wurde.
Die Anstaltsversammlung besteht aus 110 Mitgliedern. Davon werden berufen durch 1. den LandwirtschM^rcst, L. den Reichslandbund, 3. die Vereinigung der WuMM Bauernvereine, 4. den Reichsverband der Deutschen LoM- jwirtschaftlichen Genossenschaften, 5. dir.'MchMsea-KpHW-! ßchaften je 20, 6. durch die Arbeitsgemeinschaft der Organisation landwirtschaftlicher Klein- und Mittelbetriebe je tO Mitglieder. Von soziakremokratischer Seite wird beantragt, dem Landarbeiter verband 20 und dem Zentratverband der Landarbeiter 10 Sitze zuzuweisen. Die Abstimmungen werden ausgesetzt.
Vas Auswertungsgesetz ia dritter Lesung angenommen
Abg. Henning (BÄk.) erklärt, seine Partei werde »bar che Auswertung eine Volksabstimmung eis- teite«. (Händeklatschen und HeÄruse aus de« Tribüne«, was der Präsident rügt.)
Nn »euer vslkisther Antrag verlangt, daß die VerkÄedi- gung des Aufwertungsgesetzes und damit sein Inkrafttreten zwei Mvnkch ausgesetzt werde, damit dem Reichspr^denten Gelegenheit gegeben werden das Gesetz reiflich zu überlege«. (Rach Art. 72 der Verfassung ist die Aussetzung möglich, «renn ein Drittel des Reichstags dafür ist.)
Abg. Dr. Bredt (Wirtsch. Vgg.)r Es sei ungehörig, dem Reichspräsidenten che Entscheidung zuzuschieben. Der Reichspräsident würde zur Veranlassung eines Volksentscheids der Gegenzeichnung eines Reichsministers bedürfen, die er wohl nicht finden würde.
Abg. Dr. Philipp (Dntl.) stimmt einer sozialdemokratischen Entschließung zu, che aus öffentlichen Mitteln gewährten Baudarlehen aufzuwerten.
Der Präsident teilt mit, daß ein Antrag der Regierungsparteien eingegangen ist, im Fall der Annahme des völkischen Antrags das Aufwertungsgesetz für dringlich zu erklären, so daß es dann doch verkündet werden muß.
Damit schließt die allgemeine Aussprache. Ein kommunistischer Antrag auf Zurückverweisung des Aufwertungs- gesetzes an den Ausschuß wird gegen Sozialdemokraten, Kommunisten, Demokraten und Völkische abgelehnt:
Der Antrag Keil (Soz.), den Aufwertungssatz von 25 auf 40 v. H. zu erhöhen, wird mit 244 Stimmen gegen 181 Stimmen bei 4 StimmenthaUungen abgelehnt. Es bleibt also bei 25 v. H.
Darauf findet die S ch l u ß a b st i m m u n g in 3. Lesung statt, che namentlich ist. Gegen das Gesetz stimmen die Sozialdemokraten, die Kommunisten, die Demokraten und die .Völkische«. Das Aufwertungsgesetz wird mit 230 gegen 197 Stimme» bei 1 Enthaltung angenommen. Angenommen wird auch die Aufwertung von Baudarlehen.
Für den völkischen Antrag der Aussetzung stimmen 169 Abgeordnete (Völkische, Sozialdemokraten und Kommunisten), dagegen 249, das erforderliche Drittel ist also erreicht.
Mit der Mehrheit der Regierungsparteien wird darauf die Dringlichkeit des Aufwertungsgesetzes beschlossen. Die Demokraten enthalten sich der Abstimmung.
Der Präsident stellt fest, daß jetzt die Tätigkeit des Reichstags beim Aufwertungsgesetz erledigt ist und daß das Weitere beim Reichsrat und beim Reichspräsidenten liegt.
96. Sitzung
Zunächst werden die zurückgestellten Abstimmungen zur 2. Lesung des Gesetzentwurfs zur Erledigung der Deutschen Rentenbankkreditanstalt vorgenommen.
Die sozialdemokratischen Anträge, auch den Landarbei- Keru eine Vertretung in der Anstaltsoersammlung zu gewäh- ««, werden abgelehnt.
Die Ausfchußbeschlüsse werden durchweg aufrecht erhalten.
Die Vorlage wird darauf-ohne Aussprache auch in 3. Le- Amg gegen Sozialdemokraten und Kommunisten angenommen-
Es folgt die 2. Lesung des Gesetzentwurfs über die Ablösung öffentlicher Anleihen. Die kommunistischen und völkischen Abänderunasanträge werden abgelehnt.
Die Vorlage wird in der Ausschußfassung angenommen.
Die Schlußabstimmung ist namentlich und wird bis sechs Ähr ausgesetzt.
Es folgt die 2. Beratung des Gesetzentwurfes über den A»sbau der Angsstelltenoersicherung. Der Ausschuß hat sich der Regierungsvorlage im wesentlichen ange- sihtchsen, die eine Erhöhung der Grundrente und gleichzeitig mich eine Erhöhung der Beiträge bringt. Für Versicherte, deren monatliches Entgelt 50 Mark nicht übersteigt, sowie ftft Lehrlinge, soll der Arbeitgeber die vollen Betröge ent- rühten. Entsprechend der Neuregelung der Angestslltenver- Wcherung hat der Ausschuß auch die Invalidenversicherung «e>u geregelt.
Abg. Aufhäuser (Soz.): Der Ausschuß habe eine Erhöhung der Beiträge beschlossen, ohne im Besitz der Abrechnung Kr 1924 zu sein. Die Reichsreversicherung habe für 1924 «nd 1925 bereits eine Reserve von 200 Millionen Mark hsr- cmsgewirtschaftet. Der Redner fordert Einführung des obligatorischen Heilverfahrens.
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Me völkische Fraktion des Reichstags hat einen Antrag ein gebracht, der einen Gesetzentwurf fordert, durch den den Reichsdeutschen im Ausland die Ausübung des WahlrechLis ermöglicht wird. Die in geschlossenen deutschen Siedlungsgebieten im Ausland lebenden Volksgenossen deutschen Stammes, jedoch fremder Staatsangehörigkeit, insbesondere in Oesterreich und der Tschechoslowakei und in den durch das Versailler Diktat gewaltsam von uns getrennten Gebieten sollen eine eigene Vertretung im Reichstag erhalten.
Württembe
Stuttgart. 16. Juli Die Rückkehr des Nordpolfliegers Karl Feucht in die schwäbische Heimat. Der Monteur Karl Feucht aus Heimerdingen OA. Leonberg, der als einziger Deutscher an der Nordpolsahct Amundsens teilgenommen hat, ist gestern abend hier eingetroffen und wurde heute Vormittag mit dem Vertreter der Dornierwerke Diplomingenieur Tiedge von Staatspräsident Bazille und anschließend von der Presse begrüßt. Es bandelte sich bei den kühnen Forschern um eine glänzende Tat der Pflichterfüllung und des Mannesmuts. Feucht hat das Werk seiner Firma , den Dornier-Wal, an den Pol begleitet, der das beste Wasserflugzeug der Welt ist. Das Flugzeug wurde, da es kaut Versaill. Vertrag in Deutschland nicht bergestellt werden darf, in Pisa erbaut, ist aber das geistige Erzeugnis der Darnier-Werke. Jbm verdanken die Nordpol- sahrer ihre glückliche Heimkebr- Feucht gab eine eingehende interessante Schilderung der Fahrt mit all ibren Schwierigkeiten, die den Nordvolfahrern hauptsächlich aus den schlechten Landungsmöglickkeiten erwuchsen. Wenn auch nicht tatsächlich, so sei doch fliegerisch d»r Nordnal erregt worden, denn man habe bei starkem Gegenwind eine Strecke von 10 008 Kilometer zurückgelegt. Feucht schilderte dann noch die begeisterte Aufnahme bei der Rückkebr. Cr war bereits mit Dr. Cckener zusammen, der ibn aut dem Zennelinflug mm Nordpol mitnehm-n will. Feucht erb-elt vom König non Norwegen den St. Oloforden. ibm zu Ehren mnrd- in Os^o das Deutschlandlied geloiest. Um die Mittac><-st"nde leistete Flucht einer Einladung der Stadt Stuttgart rrcilne, des ke-- Ober- büre-rweister Dr. La»tenscs,loaer »ine Ankurncke bieft.
Erwäbnensmerl ist noch eine wvylärnnn An>"ndl»ns vor >sm König von Norwegen- „Diese beiden (Larsen und Feucht) haben mich gerettet."
Vom Landtag. Der Finanzausschuß genehmigte gestern zunächst die staatlichen Voran szahlun gen für die Kirchen. Sodann behandelte man die Frage der weiseren staatlichen Zuschüsse mm Wohnungsbau. Der Finanzminister teilte mit. daß die Oberpostdirektion sich bereit erklärte, zunächst 2 Millionen Mark und in etwa vier Wochen 1l< Millionen kurzfristigen Kredit für die Wohnungskreditanstalt zu gewähren. Damit baden wir n»llen den zwei Millionen aus Mitteln der Erwerbslosenfnrsorae eine Summe von 5)4 Millionen zur Verfügung. Es ist nickst möglich, aus Anleihen oder lenkenden Misteln weiter» Melder für diesen Haushost zu Wohmmasuvesten zur N»rstionnq zu stellen. Am 1. Juli waren Anträge für etwa 1300 Wohnungen nnbeschieden. Die jellt vorhandenen non d»m Ausschuß gestellten Mittel werden mobl binreichsn. Für 1926 werden durch Reichsgesek neue Verhältnisse aeschosf»n. Im Jahr 1923 wurden rund 8 9 Millionen Mark sim 271^ Mob- nunasneubauten zur V»rstiqung gestellt- — Ein Antrag Wider (Bürgerp.) auf Kleinwohnungen Zinsbeibiltsn als Staats- und Memeindeznl»büss» ,u oebsn. wurde einstimmig, ein Antrag Dingler (BB.), bei der Reichsremerung auf Abbau der Woknungszwangswirtschaft m wirk»n, wurde mit 11 ja. 4 Entbastungen angenommen. Ebsnla ein weiterer Antrag Dingler. die ^ohnimg«zwanaowlrtlch->ft m M»mein- dsn »weiter und dritter Klast» aus,"h»hen und eine Zöbl'mg der Wobnungsbraucbenden durch»usübren. während lein Antrag. die Friedensmiete sofort zu gewähren, abgelehnt wurde.
Vorjsimdxsißnn-' der Die
Sitzung des Vorstands der Wärst. Landwirtschaftskammer am 14. Juni behandelte u. a. die M i l ch p r e i s f r a g e. Es wurde festgestellt, daß die Stadt Stuttgart bis 1. Juni noch Milch aus der Schweiz einaeführt hat. Trotz dieser Milcheinfuhr haben aber die Verbrauchergemeindsn seinerzeit den Milchvreis. mit der Begründung zu starker Anlieferung, auf 18 Pfg. herabgesetzt. "Von der Wurst. Landwirt- sch-aftskammer wurde sofort gegen dieses Vorgeben, das als glatter Vertragsbruch angesehen wurde, Einspruch erhoben. Von der Regierung muß die Aushebung der Verfügung,, wonach den Städten die Konzessionierung des Milch- Handels gestattet ist, verlangt werden. Heute ist der Landwirt noch gezwungen, seine Milch an die ihm zugewiesens Stelle zu liefern. Bei den fetzigen Vorschriften, besonders bei den hohen Verkaufspreisen in den Städten, ist es nicht möglich, den Milchverbrauch, wie es im volkswirtschaftlichen Interesse gelegen wäre, zu steigern. Es wurde beschlossen, erneut bei der Regierung vorstellig zu werden, daß die in Frage stehende Verfügung aufgehoben wird. Der von den Städten angestrebten Monopolisierung der Mrlchversorgung soll entgegengetreten werden. Von dem Antrag des Land- arberterverbands an den Landtag auf Wanderung des Landwirtschaftskammergesetzes wurde Kenntnis genommen. Das zurzeit dem Landtag vorliegende Oberamtstierarzt- geietz wurde eingehend beraten. Es kam zum Ausdruck, daß das Gesetz den Interessen der Landwirtschaft nickt entspricht, und daß wesentliche Aendsrunoen angestrebt werden müssen. Zum Schluß wurde noch eine Reihe laufender Angelegenheiten erledigt.
Gefährliche Einbrecher. Am 9. Juli 1925 wurden in Stuttgart der 19 Jahre alte Richard Umbach aus Kasse! und der 20 Jahre alte Maler Franz Mihal aus Altenstädt wegen schweren Diebstahls zur Hast gebracht. Beide sind wegen Eigentumsvergehens mehrfach vorbestraft und betätigten sich nach ihrer erst im Juni 1923 erfolgten Strafentlassung als reisende Einsteigdiebe. Während ihres dreitägigen Aufenthalts in Stuttgart hatten sie bereits in vier Fällen durch Einsteigen in offene Fenster in Villengegenden Schmucksachen, Uhren und Kleidungsstücke im Wert von 1300 Mark erbeutet: 12 auswärts verübte Einbruchdiebstähle konnten durch ihre Festnahme ebenfalls aufgeklärt werden. Der größte Teil der hiesigen und auswärtigen Beute wunde best gebracht.
Vom Tage. In der Tübingerstraße wurde eine 50 I. a. Frau von einem Kraftwagen überfahren. Sie erlitt einen Unterschenkelbruch und Quetschungen, die ihre Verbringung nach dem Katharinenhospital nötig machte.
Bus dem Lande
Vaihingen a. E., 16. Juli. Neue Fabrik. Das Anwesen Auricher Straße 3 wurde an Bürstenfabrikant K. Ginger von Maulbronn verkauft. Ginger beabsichtigt, 15—20 Leute zu beschäftigen.
Heilbronn, 16. Juli. Streik-Ende. Durch städtische Vermittlung fanden zur Beilegung des Streiks bei C. H. Knorr A.-G. Verhandlungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer statt, die auf der Grundlage der städtischen Vorschläge zu einem Vergleich führten, so daß heute die Arbeit wieder ausgenommen werden konnte.
kirchberg a. d. Jagst, 16. Juli. Ueberfahren. Aus der Staatsstraße von Kirchberg nach Gaggstatt wollten zwei Knaben einen Lastkraftwagen auf ihren Rädern überholen, indem sie der Vorschrift entgegen rechts vorsuhren. Wöch?
Freitag.ZI?. Juli 1S2S
»eno wes vom utteren Knaben gelang, re.üor der j-7... 10jährige Sohn des Schreiners Junker von Niedcrrvinden die Herrschaft über sein Rad, kam zu Fall und geriet unter den Anhängewagen, dessen Rüder über ihn weggingen und ihn vollständig zerquetschten.
Manolzweiler, OA. Schorndorf. 16. Juli. Erhängt. Der verh. Eottlieb A. hat sich in seiner Wohnung erhängt. Der Grund zur Tat ist unbekannt.
Gmünd, 16. Juli. D e a m t e n - B e d r 0 h u n g. Bei Auszahlung der Zusatzrenten an die Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen wurde der Beamte der Bezirksfür- sorgestelle am 15. Juli tätlich bedroht. Nur der Besonnenheit des Beamten war es zu verdanken, daß der Angrisj nicht weitere Formen annahm.
heidenheim, 16. Juli. ZurletztenRube — Ueüer- fah reni Der im Aster von 71 Jahren verstorbene Medi- zinalrat Dr. Paulus, Oberamtsarzl a. D. hier, ist am Dienstag hier unter zahlreicher Beteiligung der Einwohnerschaft beerdigt worden. — Der verh. Taglöhner Christian Steg- m.aier fiel ugter die anaesall^ene Holzsägemaschine, so daß ein Rad über ihn fuhr. Er ist an den erlittenen Verletzungen nach einigen Stunden gestorben.
Hönau, OA. Reutlingen. 16. Juli. Auszeichnung Ten Ehrenbrief der Deutschen Turnsrschast erhielt der trübere Messerschmiedmeister Gottlob Vottelor. der aus eine 53jährige Mitgliedschaft innerhalb der Deutschen Turner- schas! zurückblicken kann. Seine Laufbahn als Turner begann er im Jahr 1870 als Zögling in der Turngemeinüe Reutlingen. Noch heute ist er als Kampfrichter im. Achalm- gau tätig.
Laichingen, 16. Juli. Alte Ruhestätte. In der hiesigen Kirche wurde unter dem Bretterboden ein 2 Meter langes und 1 Meter breites steinernes Grabdenkmal genm- den. Nach Entfernung des Schutts fand man sämtliche Knochenübsrreste, die von einer von Jahrhunderten hier bestatteten, jedenfalls angesehenen Persönlichkeit herrühreri dürsten.
Tübingen, 16. stuft. Rektor Dr. von Köbler zu den studentischen Ausschreitungen. Der Rektor der Universität Dr. von Köhler ha! dem -Gemeinder-st eine Erklärung zugehen lassen, in der es u. a. heißt: Dir Acbernahme der Einladung zu dem Vortrag Gmnbe-l durch die Vereinigten Gewerkschaften konnte nach dem voran- gegangenen für das Rektoramt wie für die Studentenschaft nur eine formelle Bedeutung haben mit dem Charakter einer von der Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Akademiker zwecks Umgehung des Verbots des Rekkoramts emgefädel- ten Verschiebung. Die Nichtachtung der heiligsten Gefühle der Mehrheit der Studentenschaft wie der Bestrebungen des Rektors war dieselbe gediieben. Angesichts dieser Sachlage hat es das Rekloramt nickt für gerecht- fertigt erachtet, der Kundgebung des Hochschulrings Deutscher Art entgegenzutreten. Es hak vielmehr in Bewußtsein seiner Verantwortung die Erklärung des Hochschulrings als auf einer berechtigten und gesunden Esgen- empsindung beruhend nicht beanstandet. Die Gegenerklärung richtete sich an den in Aussicht genommenen Gumbel und sollte diesen noch in letzter Stunde veranlassen, angesichts der herrschenden Stimmung von dem Borkrag zu- rückzutreten. An die Studenten im Sinne einer Aufforderung zur Sprengung der Versammlung war er nicht gerichtet und er hak auch nicht in dieser Richtung gewirkt Es entspricht durchaus nicht den Tatsachen, wenn der Ansruf des Hochschulrings als der Urheber der bekannten Vorgänge bezeichnet wird. Die Studentenschaft hat vor inid nach dem 2. stuft immer wieder betont, und das muß auch hier unterstrichen werden, daß die Kundgebung nickt gegen irgend eine politische Partei oder gar gegen die Arbeiterschaft, nicht gegen den Sozialismus oder den Pazifismus als solche und nicht gegen eine freie Meinungsäußerung gerichtet war, vor allem nicht irgendwie einer Neigung der Studentenschaft zur Bevormundung der Arbeiterschaft entsprang, sondern daß sie lediglich die Persönlichkeit des Dr. Gumbel ablehnen wollte.' Das Akademische Rektorin» ist sich bewußt, zu seinem Teil das Recht der freien Meinungsäußerung stets objektiv und gleichmäßig gegenüber allen akademischen Bürgern gewahrt zu haben. Es wird dies auch ferner tun. Es hak aber ebenso die Pflicht, alles vorzukehren, um das friedliche Einvernehmen unter der Studentenschaft aufrecht zu erhalten, und es kann nicht dulden, daß, wie es im vorliegenden Fall geschehen ist, eine einzelne kleine Gruppe — die Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Akademiker zählt nach der bei den Verhandlungen von ihrem Vertreter gemachten Angabe wenig über zwanzig Mitglieder — der überwiegenden Mehrheit der übrigen Studierenden und dem Rektoramt ihren Willen aufzuzwingen versucht. Ich begrüße dankbar den in der Erklärung der soz.-dem. Fraktion betonten „ehrlichen Willen der Arbeiterschaft, mit allen Teilen der Einwohnerschaft in Ruhe und Frieden zu leben". Das Akademische Rektoramt hegt aufrichtig den nämlichen Wunsch und zweifelt nicht daran, daß auch die Studentenschaft von der gleichen ehrlichen Absicht beseelt ist.
AeeAdsasteLr» 16. Jpft. N»nn!otalifator. Dem Rennverein Freudenstädt E. B. ist der Betrieb eines Tot^ sators (Büro für Wetten) bei der am 9. und 11. August 18Ä auf der Freudenstadter Pferderennbahn stattsindenden äffe« lichen Leistungsprüsung für Pferde vom Ministerium dS? Innern gestattet worden.
Rettisweiler, OA. Waldsee, 16. Juli. Das Genick gebrochen. Schuhmachermeister Krapf fiel, von der 2^ beit kommend, so unglücklich von seinem Fahrrad, daß er W beim Sturz das Genick brach und sofort tot war.
Drnensurt, OA. Ravensburg, 16. Juli. Unglücks« fall. Die 54jährige Marie Schreiber verunglückte bei» Eüllenführen. Auf der Straße löste sich ein Rad 00 » Wagen, das volle Faß fiel herab und verletzte das FräulMl derart, daß es in der folgenden Nacht starb.
Meckenbeuren OA- Tettnang, 16. Juli. Schweres Verlust. Das Pferd des Landwirts Loeb von wurde scheu, schlug aus und blieb mit dem Huf im HinternÄ eines Autos hängen. Der Huf wurde dem Tier förmlich «»< gedreht und so blieb nichts anderes übrig, als das Tier, Loeb erst vor sechs Wochen um 1500 Mark gekauft hastK einem Nkerdem"^"'"' »" ük>-"-"-K»n
Lmnberg. 16. Juli. Gut abgelaufen. Dienstag früh fuhr ein mit etwa 30 Arbeitern besetztes, täglich zwischen Perouse und Station Leonberg verkehrendes Lastauto infolge Versagens der Bremse gegen die geschloffene Schränk? am Bahnübergang beim Dampfsägewerk. Nur dadurch, daß die Schranke nicht, wie sonst üblich, aus Holz, sondern aus Eisen war, wurde verhindert, daß das Auto in den rm gleichen Augenblick den Uebergang passierenden Eisenbahn- zug fuhr.