Sette 2 Nr. 1S7

Ragower Lagblatt »Der Gesellschafter*

Des Gesetzes und des Staatsgerichtshofs zum Schützer Publik wurde an den Rechtsausschutz überwiesen, ein Antrag Schees (Dem.) auf durchgreifende Reform der gesamten -öffentlichen Verwaltung des Landes, aus wesentliche Der- Minderung der Zahl der Behörden und aus Vereinfachung des Geschäftsgangs angenommen. ^ ^ ^

Das Haus geht zur Weiterberatung des Staatshaushalt- plans über. Zu Kapitel 3139 (Arbeits- und Ernährungs- lministerium) wünscht Abg. Hornung (Bauernd.) eine Beschränkung des Tätigkeitskreises dieses Ministeriums, das mit der Zeit auch ganz aufgehoben werden könnte. Eine Zentralstelle für Landwirtschaft und daneben noch eine Landwirtschaftskammer sei des Guten doch zu viel. Die Landwirtschaft brauche bessere Preise und dazu sei ein lücken­loser Zolltarif nötig. Mit der Reichsregierung war der Red­ner garnicht einverstanden und erzielte große Heiterkeit, als er erklärte, die heutige Regierung in Berlin sei immer noch eine Ebert-Regierung, denn es habe sich noch garnichts ge­ändert. Zum Schluß gab der Redner der Sozialdemokratie Den Rat, ihrwarmes Herz für die Landwirtschaft" in dm Tat umzusetzen. Abg. Gengler (Ztr.) verlangte den Aus­bau der Nebenbahnen und als Ziel der deutschen Handels­politik die Herabsetzung der hohen Zölle in den anderen Staaten. Es gehe nicht an, unter der Maske der Militär- kontrolle die deutsche Wirtschaft niederzuhalten. Die Luxus­steuer sei vielfach eine Behinderung der Qualitätsarbeit. Die bedauerlichen Klassengegensätze würden sich erst au? gleichen lassen, wenn der Arbeitnehmer seine Etistenz gesichert sehe. Abg. Ulrich (S.) hielt eine Auflösung des Arbeitsmini­steriums nicht für geboten. Er verlangte den Ausbau der Sozialversicherung und brachte noch eine Reihe von Wün­schen sozialpolitischer Art vor. Abg. Ernst Schumacher <Komm.) wandte sich gegen das Unternehmertum, gegen Mißstände im Lehrlingswesen, gegen die Preispolitik und Hegen die Erzeugerpreise bei der Landwirtschaft. Abg. Henne (Dein.) bat den Arbeitsminister, einerseits den Ar­beitern und Handwerkern, andererseits der Landwirtschaft das gleiche Wohlwollen angedeihen zu lassen. Inzwischen waren zwei Anträge Dingler (BB.) eingegangen, das Lan­desamt für Arbeitsvermittlung und die Landespreisstelle alsbald aufzuheben.

In der Sitzung am Mittwoch erklärte zunächst Staats­rat R a u, das Ziel gehe dahin, das Arbeits- und Er­nähr» n g s m i n i st e r i u m als Ministerium für dis Wirtschaft aufrechtzuerhaltsn. Dazu gehöre auch die Sozialpolitik. Die Lage der württ. Industrie sei befriedigend. Es herrsche eher Arbcitermangel als Erwerbslosig­keit. Auch die Arbeiterschaft habe an der augenblicklichen Blüte der Industrie Anteil, denn die Lohnentwicklung in Württemberg sei so, daß gerechte Wünsche der Arbeiter ihre Erfüllung gefunden haben. Der Durchschnitt der Löhne be­trage 151 v. H. gegenüber der Vorkriegszeit, der Lebens- Kaltungsindex 138 v- H- Daher sei die Behauptung, daß die gesamten Lasten auf die Arbeiterschaft geladen würden, eine starke Uebertreibung. Der Reichsbahndirektion Stuttgart zollte der Redner Anerkennung dafür, dast sie die durch den Krieg heruntergewirtschastete Eisenbahn wieder auf eine er­freuliche Höhe gebracht habe. Für die Erstellung der Kauf- ftellen auf den Bahnhöfen aber verdiene die Reichsbahn- Direktion keine Anerkennung. Wenn die Behörden einmal anfangen, kaufmännisch zu handeln, so komme nichts Gutes Dabei heraus. Kaufmännisch bedeute, nicht wirtschaftlich, wirtschaftlich zu denken und zu handeln sei Pflicht. Die württ. Regierung sei bereit, zum Weiterbau der Nebenbah­nen 37v. H. der Restsummen auszubringen. Leider seien Die Verhandlungen mit dem Reich noch nicht zum Abschluß gekommen. Die Oberpostdirektion Stuttgart verdiene An­erkennung dafür, daß sie immer versucht habe, die württ. Interessen durchzusetzen. Befriedigend sei der Flugverkehr ckn Württemberg. Die wirtschaftliche Entwicklung müsse selbst Dazu führen, daß überflüssige und nichtwirtschaftliche Betriebe ausgefchaltet werden.

Äbg. Pflüger (Soz.) sprach scharf gegen den Bauern­bund, der Regierungs- und Oppositionspolitik zugleich be­itreiben wolle und Stadt und Land verhetze. (Abg. Dr. H ö l- Icher ruft: das ist töricht und albern. Er erhält deshalb vom Präsidenten einen Ordnungsruf.)

Abg. Ströbel (Bauernd.): Er weise die alles Maß übersteigenden, verleumderischen Angriffe Pflügers entschie­den zurück. Eine solche Beschimpfung einer Partei sei im Landtag noch nicht vorgekommen. (Große Unruhe. Präsi­dent Körner läßt öfters die Glocke ertönen). Ströbel er­klärt, man habe jetzt den Stall auszumisten, den die Sozial­demokratie (unterlassen habe.

Nachdem dann noch die Abgg. Albert Fischer (Komm.) und Pflüger (S.) gesprochen hatten, wurde das Kap. 31 Ministerium aenebmiat und ein Antraa Dinaler (BB.),

die L a n d e's p r e is st e l l e aufzuheben, gegen die Stimmen von Soz., Komm, und Völk. angenommen.

Eine längere Aussprache knüpfte sich auch an das Kap. 62 Zentralstelle für die Landwirtschaft), wobei mehrere Ab­geordnete insbesondere für den Schutz der Landwirtschaft durch Zölle und für die Erhaltung des Weinbaus eintraten. Weitere Wünsche bezogen sich auf den landw. Unterricht, Feldbereinigung, Vieh- und Pferdezucht, sowie Bienenzucht. Staatsrat Rau erklärte, es sei undenkbar, daß die Land­wirtschaft ohne ausreichenden Zollschutz gelassen werden könne, wenn die Industrie Zollschutz genieße. Solange man. von Hochschutzzollstaaten umgeben sei, könne man keine Frei­handelspolitik treiben. Für die Weingartner sei eine Kredit­hilfe eingeleitet. Die Syndikate hätten eine große volkswirt­schaftliche Bedeutung. Schließlich wurden Kap. 32 (Zentral­stelle für die Landwirtschaft und Kap. 33 (Landgestüt) an- xenommen und die Weiterberatung auf Donnerstag vormit­tag vertagt.

Württemberg

Stuttgart, 8. 3uli. Spar- und Giroverkehr. Die Spareinlagen bei der Stadt. Sparkasse haben sich nach Ab­zug der Rückzahlungen im Juni um 1,081 Millionen Mark vermehrt und betrugen am 30. Juni 12,485 Millionen Mk. Der Einlagebestand der Stadt. Girokasse belief sich auf rimd 29,313 Millionen Mark.

Bedenkliches Treiben der Mlchzentrale. Als im Herbst vorigen Jahrs die Anlieferung von Frischmilch nach Stutt­gart sich außerordentlich steigerte, so daß sie nicht abgesetzs werden konnte, wurde in der Milchzentrale die überschüssige Milch über das erlaubte Maß hinaus durch Zusatz von Soda­lauge neutralisiert, um sie vor dem Verderben zu retten. Aber die so neutralisierte Milch war verdorben und für Säuglinge gefährlich. Gleichwohl wurde sie an die Milch­händler abgegeben. Die Beschwerden über saure Milch nahmen damals auffallend zu und führten zu Unter­suchungen. Jetzt wurde der erste Geschäftsführer der Milch­zentrale wegen fahrlässiger Uebertretung des 8 11 des Nahrungsmittelgesetzes zu 150 Al Geldstrafe vom Amts­gericht verurteilt. Die beiden mit der Neutralisierung der Milch beauftragten Angestellten erhielten je 50 Al Geldstrafe.

Schwindelhaftes Bankunternehmen. Gestern begann vor dem Großen Schöffengericht die Verhandlung gegen den früherenBankier" Eugen Mößmer von hier und den der Beihilfe beschuldigten Kaufmann Heinz Manz von hier. Mößmer hat im März 1924 eineBank" in Echter- dingen gegründet und es rasch verstanden, sich bei dem damaligen Geldmangel einen größeren Kundenkreis zu verschaffen. Es gelang ihm auch, von der Württ. Landes­sparkasse einen größeren laufenden Kredit zu erhalten, ebenso einen einmaligen von der Dr. Vogt'schen Bank in Stuttgart. Ms Sicherheit für diese Gelder mußte er Grund- schuldenbriefe verpfänden und Akzepte in Zahlung geben. Da er persönlich keine nennenswerte Mittel/besaß, ließ er sich diese Schuldverschreibungen von den Geldliebhabern geben, von denen er auch Akzepte verlangte. Die erhaltenen Blanko-Wechsel füllte er indessen erst aus, nachdem sie unter­schrieben waren und die Ausfüllung war in den meisten Fällen das mehrfache des von Möstmer auf die Darlehens­nehmer nachträglich ausgezahlken Betrages. Die Differenz verwendete er für sich seihst. 1l. a. schaffte er zwei Auto­mobile an. Bereits im August, als der Konkurs ausbrach, also nach kaum fünf Monaten, war eine Schuld von ca. 35 000 Al vorhandsn, für die nunmehr die Grundschuldbrief- inhaber, deren Verschreibungen er der Landessparkaffe in offenes Depot gegeben hatte, hafteten. Manz ist als Ange­stellter der Beihilfe beschuldigt. Wesentlich beteiligt erscheint d«-r nichkangeklagte Notar Schweitzer von Echkerdingen, der keine« der Grundschuldbrief-Ankragstetler die richtige gogebs« hcMe, so daß diese Leute, durchweg Landwirte, von Echkerdingen und Umgebung, nicht im Kla­ren darüber waren, was sie mit der Aushändigung der Grundschuldbriefe taten. Die Verhandlungen dürfte mehrere Tage dauern. Es sind zwei Sachverständige und 63 Zeugen geladen.

Vom Tage. In einem Haus der Kirchstraße in Gaisburg brachte sich ein 55jähriger Hilfsarbeiter Schnittwunden bei-' Der Lebensmüde wurde ins Katharinenhospital verbracht.

Aus dem Lande

Hall, 8. Juli. DasLos desLegionärs. Theater­fragen. Den Angehörigen des früheren Notariatskandi­daten Heinrich Dierolf von kier ist die Nackrickt xuaeaanaen.

Donnerstag, S. 3utt 1825

daß er' in den Marokkokämpfen gefallen' ses. der französischen Fremdenlegion. Der Direktor des Kur­theaters, Braun, beabsichtigt, auf dem Marktplatz im August dieses Jahres an drei Sonntagen das Hoffmannsthalsche MysterienspielJedermann" aufzuführen. Bei dem Spiel sollen 250 Personen Mitwirken. Der Gemeinderat ist in Be­ratungen üher diese Theaterfrage eingetreten.

Giengen a. Br., 8. Juli. Der 22 Jahre, alte Sohn des Maurermeisters Ott von Haunsheim ritt ein Pferd seines Dienstherrn Grimminger in Lauingen in die Schwemme Dabei kam er anscheind in einen Gumpen, fiel vom Pferd und ertrank, da er des Schwimmens nicht kundig war.

Süßen OA. Geislingen, 8. Juli. MißglückterVieh- transport. Der Geselle des Metzgermeisters Ioh. Eckle in Großsüßen stürzte mit einem Stier, den er in Unterböhringen geholt hatte, auf der Höhe des Grünenberopasses auf unauf­geklärte Weise in eine tiefeKlinge". Per Metzgergeselle erlitt eine schwere Gehirnerschütterung, während der Stier heil davon kam.

Metzingen, 8. Juli. Gewerbe- und Industris- Ausstellung. Zu der Gewerbe- und Industrie-Aus- stellung, die in Verbindung mit dem vom 15. bis 17. August dieses Jahres in Metzingen stattfindenden Verbandstag der württ. Gewerbevereine eröffnet wird, schreiten die Vor­bereitungen rüstig fort. Kleinhandwerk wie Industrie der gewerbereichen Stadt haben gewetteifert, mit den Aus­stellungsgegenständen dem alten guten Ruf der Metzinger Erzeugnisse gerecht zu werden und den Beweis zu führen, daß Gewerbe und Industrie in vorderster Reihe an dem technischen Fortschritt der Zeit beteiligt sind. Zugleich mit der Gswerbeausstellung wird im großen Schulgebäude eine andere Ausstellung eröffnet sein, die alle Arbeiten den Ge­werbeschule, der Frauenarbeitsschule und andere Schul­arbeiten zur Schau bringt.

Knittiingen, OA. Maulbronn, 8. Juli. Sturz vom Kirschbaum. In Knittlingen stürzte der 18 Jahre alte Sohn des Christian Knödel beim Kirschenpflücken vom Baum und zog sich lebensgefährliche Verletzungen zu.

Rokkweil. 8. Juli. Be st raste Kirche ndiebe. Wogen de? Kircheneinbruchs in Hausen a. Tbann füllte das Schöjson- .gsricht folgendes Urteil: Anton Neher von Hausen a. Th. erhielt 4 Jabre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust. Robert Kerber von Braunschweig 4 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrvermust, Hermann Dalge, Arbeiter von Wulfenstadt, 3'/( Jahre Gefängnis und 6 Jahre Ehrverlust, Albert Jung von Osilsben 4 Monate Gefängnis. Die übrigen Angeklagten wurden freigesprochen. Die Raubgesellen hatten am 17. Juni 1925 den Tabernakel erbrochen und seines Inhalts beraubt.

Mochemvangen, OA. Ravensburg, 8. Juli. Einbruchs- dlebst ahl. In der Narb* auf 4. Juli wurde hier in drei Wirts '-asten singebrochen. Als Täter wurde der Gipser Her­mann Rohr von Hochmössinaen (Oberndorf) ermittelt und an das Amtsgericht R^rsnsburg eingeliefert. Er ist ein gewerbsmäßiger Einbrecher und wird wegen weiterer schwerer Diebstähle vom Amtsgericht Oberndorf und Heil­bronn, sowie von der Staatsanwaltschaft Lörrach gesucht.

Aichskekken. OA. Leutkirch, 8. Juli. Autounglück. Emme hundert Meter nördlich des Bahnübergangs wurde das lOjährige Töchterchen Fanny des Käsereibesitzers Reutte- mann von Breitenbach von einem Münchener Personenauto angefahren und am Kopf ziemlich schwer verletzt.

Winterstekten, OA. Leutkirch, 8. Juli. Brand. In dem Wobnhaus und Oekonomiegebäude des I. Weiler entstand aus bis jetzt unbekannter Ursache ein Brand. Das Vieh und die Schweine konnten gerettet werden, das Gebäude brannte jedoch bis auf den Grund nieder.

Eßlingem, 8. Juli. Nachklängezum Sängerfest. Am der Straßenbahn wurden über das Schwäbische Sänger- fest 88 000 Personen befördert.

Neuenbürg, 8. Juli. SchweresA utounglück. Bei der Begegnung mit einem Langhozfuhrwerk am Dienstag acend geriet das Auto des Oberamtsbaumeisters Stribel von Neuenbürg unter das Fuhrwerk. Der Frau und dem Rüh­rigen Töchterchen Stribels wurde das Genick gebrochen, er selbst wurde schwer verletzt. Zwei Freunde des Verunglückte« kamen mit dem Schrecken davon.

Alm, 8. Juli. Auszeichnung. Die Firma MH Schneider, Apparatebau Söflingen (Kun'trukteur WillM Fauser-Ulm a. D.) wurde auf der zurzeit stattfindenden Ge­werbe- und Industrie-Aufstellung in Rastatt für hervor- ragende Leistung mit der goldenen Medaille ausgezeichnet-

Der Te1'efunkent<crfe1'.

Roman von Otfrid vo« Haustein. Amerikanisches Copyright Carl Duncker, Berlin.

4 - -oso- (Nachdr. oerb.)

Wir stehen einem Rätsel gegenüber."

Ich bin in einer Stunde in Luckenwalde."

Er überlegr einen Augenblick, dann wendet er sich an die Herren.

Jedenfalls verbindlichen Dank, ich werde sofort nach Luckenwalde fahren. Erlauben Sie, daß ich mein Auto be­stelle."

Man sieht ihm an, daß er sein Hirn zermartert, Burkhard wirft ein:

Gestatten Sie, daß ich mitfahre?"

Ich bin Ihnen dankbar."

Eine halbe Stunde später fliegt das Auto durch die Nacht, in dem der Kommerzienrat Selenius und Burkhard fitzen und wieder eine halbe Stunde, dann sind sie in Lucken­walde. Totenstill ist es in den verschlafenen Straßen, bis der Tag erwacht. Das Landstädtchen weiß nichts von der Sensation, die in ihm umgeht.

Der Kommerzienrat springt aus dem Wagen.

Ich bin Walther Selenius, Eie haben das Rätsel schon gelöst ch'

Ich denke, das Ganze war eine abgekartete Flucht. Er­lauben Sie, daß ich mit wenigen Worten die Oertlichleit erkläre. Sehen Eie, hier über den Hof der Pianoforte- fabrik gehen wir in den Saal. Uebrigens eine Merkwürdig­keit, denn er ist mit seiner niedrig gehaltenen Decke und der Mahagonitäfelung, die nach besonderen Berechnungen hergestellt ist, eine Art akustisches Wunder. Betrachten Sie die muschelförmige Podiumnische. Auch sie ist aus Maha­goni und von unten nicht zugänglich. Eie ist gewissermaßen eine Fortsetzung des Resonanzbodens der Instrumente. Dort in der Wand, vollkommen unsichtbar, ist eine Maha­gonitür und dahinter das Künstlerzimmer, von dem aus man über das Dach und eine Notleiter in einen Hinterhof

unh eine Seitenstraße gelangt. Der Sternenhimmel, den der Saaldiener jetzt eben einschaltet, brannte natürlich während des Konzertes nicht.

In diesem Künstlerzimmer sollte Herr Winfried warten, bis ich mit meinen Untersuchungen fertig war, weil ich gleich auf ihn Verdacht hatte, aber not, keine Veranlassung zu einem Haftbefehl hatte. Vor der Tür stand eine Wache, als ich aber etwa nach 10 Minuten später noch einmal in das Künstlerzimmer eintrat, um ihn zu vernehmen, war er durch das Fenster und über das Dach und die Notleiter entwichen.

An diese Möglichkeit hatte ich leider nicht gedacht."

Das sieht allerdings ganz nach einer Entführung aus."

Kommissar Wendeborn ist zufrieden.

Hilmar Burkhard schüttelt den Kopf:

Ausgeschloffen, meine Herren, vollkommen ausge­schloffen! Ich habe ihn doch gesehen. Sein Gesicht war von wahnsinniger Angst, von jähem Schreck, ganz verzerrt."

Will nichts tagen. So ein Kriminulfall . . ."

Burkhard gibt sich nicht zu Ruhe:

Und wie! Es ist doch ganz deutlich festgestellt, daß niemand das Haus verließ. Winfried saß am Klavier. Selbst wenn Fräulein Elena freiwillig entflohen wer hat die beiden Frauen betäubt? Wer hat das Mädchen in das Kleid oer Sängerin gesteckt?"

Sie fragen etwas viel auf einmal, Verehrter. Sie muffen der Polizei Zeit lassen. Das alles wird Kollege Wendeborn schon Herausbekommei."

Der Kommissar sieht ihn etwas verdutzt an, es gefällt ihm irgend etwas in diesen Worten nicht, der Kommer­zienrat schüttelt den Kopf:

Das hätte ich diesem Mann nie zugetraut."

Wendeborn tritt zu ihm:

Mut. Herr Kommerzienrat, ich habe sofort alles ge­tan, wir werden sie bald haben. Wo können Sie sein? Weit gewiß nicht."

* « *

Es ist einen Tag vor jenem Konzert. Im Alsterhotel in Hamburg, in einem Zimmer im zweiten Stockwerk, steht Fred Walker. Groß ist er und sehnig und breitbeinig steht

er da. Der echte amerikanische Selfmademan-Typ. Ein hartes, energisches, kluges Gesicht. Glattrasierte Wangen, scharfe, kalte, graue Augen. Vor ihm in einem Sessel sitzt Joe Worth. Joe Worth, der einzige Sohn des Dol­larmilliardenkönigs Woodrow Worth, vor dem die Newyorker Börse Kotau macht, wenn er sich räuspert. Ein hübscher, eleganter Junge ist Joe Worth, mit einem netten Sportjünglingsgestcht. Freilich in diesem Augenblick ist dieses Gesicht verdüstert und auch seine Haltung verloren.

Fred Walker hat ein eigentümliches, diabolisches Lächeln um seine schmalen Lippen und zündet sich mit umständlicher Langsamkeit eine Zigarette an. Es macht ihm anscheinend Freude, sich an der sichtbaren Verzweiflung seines Gegen­übers zu weiden, endlich lacht er kurz auf. ,

Verkehrte Welt, mein Verehrter! Ich habe Sie be­stohlen. Ich bin trotzdem so anständig, zu Ihnen p kommen und Ihnen meinen Diebstahl ganz ruhig einzE stehen und jetzt sitzen Sie, der Bestohlene, mir, dem Dieve mit einem Armensündergesicht gegenüber, als stünden Sie und nicht ich als Verbrecher da." ^.

Joe antwortet nicht, er hat seinen Blick auf die Stiefel- spitzen geheftet und überlegt, tastet nach einem Ausweg- Fred Walker fährt fort:

Es war ein Fehler Ihres Vaters, Sie zu senden. Sl sind ein reizender Mensch, lieber Joe, ein brillanter Sporis- mann, was man so sagt, ein guter Junge, aber an einem Schiff mit mir hätten Sie nicht reisen dürfen.

Woodrow Worth, der sich allmächtig dankende Manager der Amerikan-Continental-Radio-Co. muß wissen, dH (» mich als den Vertreter der Telefunk-Affoziation die Erft»

düngen des Herrn Arno Günther von allerhöchster Wichtig­keit sind. Sie sind mir wirklich nicht gewachsen, mein ueo Joe. Ich bin eben schon vor unserer gemeinsamen Avr> vollkommen unterrichtet gewesen. Ich reiß, daß diele findung vorläufig noch nicht patentamtlich geschutzt-lft- ^

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g vvrruurig nom Niiyr pukvvruiili»!»/ >.

, , daß Sie dieselbe zunächst dem Kommerzienrat lenius, dessen Tochter Ihr Vater sich als Ihre kuns g Gattin wünscht, überbringen und daß dieser das den i«y«

Patent anmelden soll.

(Fortsetzung folgt )