Sette 2 — Nr. 14S
Ragolder Tagblatt »Der Gesellschafter-
Dienstag, 23. Juni 1S2S
ZprriheeKe Steve, über die Strefemann evcflknzeMe Mn- gaben wünscht, genauer festzulegen. Der Botschafter de Magerte wird mit Stresemann in Fühlung bleiben. Die Ausfassung der französischen Regierung zu den beiden oben erwähnten Punkten soll folgende sein:
1. Das französische Kabinett verlangt, daß Deutschland ohne Vorbehalt vor der endgültigen Unterzeichnung des Nheinpaktes in den Völkerbund eintritt;
2. daß die entmilitarisierte Rheinlandzone keine unüberwindbare Schranke bildet, auf Grund deren Deutschland!» «inen Nachbarstaat im Osten angreifen könnte.
Die englisch-französischen Meinungsverschiedenheiten
London, 22. Juni. Der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" versichert, daß sich die Regierung über die Meinungsverschiedenheiten innerhalb und außerhalb des Parlaments über die Sicherheitsfrage voll bewußt sei. Daldwin anerkenne die Notwendigkeit, daß sich die Regierung ein Bild von der allgemeinen Lage macke, bevor sie Dar das Parlament trete. Das erkläre auch die Tatsache, daß chhamberlain Frankreich oder Deutschland gegenüber keine bindende Erklärung abgegeben habe. Die Sozialisten sind in ckrer Gesamtheit gegen jeden Vertrag, ebenso die meisten L''eralen und auch einige Konservative. Weniger zahlreich find die Anhänger eines Vertrages, der Frankreich, ohne Zustimmung des Völkerbundes oder der Mitunterzeichner ein Durchmarschrecht durch die Rheinland« gibt.
Die sozialistische Unzufriedenheit mit Painleye
Paris, 22. Juni. Der Vollziehungsausschuß der sozialistischen Vereinigung des Departemeits Haute-Garonne nahm eine Tagesordnung an, in der die sozialistische Fraktion aufgefordert wird, die Unterstützungspolitik gegenüber dem Ministertuni Painleve aufzugeben. Diese Forderung wird «.«. damit begründet, daß keine ernsthaften Versuche gelöscht worden seien, den Frieden in Marokko durch direkte Derhandlimgen mit den Rif-Vertretern aufrechtzuerhalten «nd daß die sozialistische Partei jode Eroberungstätigkeit Vorurteile. — Auch der sozialistische Bezirksverband von Srenoble hat die parlamentarische sozialistische Partei auf- »efordert, mit der Regierung Painleoe zu brechen, um ihre vollkommene Handlungsfreiheit wiederzugewinnen.
französisch-spanische Blackademahnahmen für die Rif-Küste
Por«. 22. Juni. Außenminister Briand hat den spa- Mfch«, Botschafter in Paris empfangen und mit diesem den Mi,» -er ^Blockierung der Rif-Küsten, den die französisch- panischen Sachverständigen ausarbeiteten und den die fran- zopjche und die spanische Regierung morgen oder übermorgen gegenzeichnen würden, geprüft. Die Grundlage dieser Verständigung wurde in Wirklichkeit schon vor mehreren Wochen festgelegt. Diese vorherige Verständigung ermöglichte es Painlevö und Briand, unverzüglich alle praktisch-nützlichen Maßnahmen zu ergreifen. Der Oberbefehlshaber der französischen Seestreitkräfte im Mittelmeer führt gegenwärtig den Ueberwachungsplan durch, den er auf Anforderung der Regierung ausarbeitete. Danach handelt jede Flotte auf eigene Rechnung in den französischen und den spanischen Hoheitsgewässern.
Nach einer Meldung des „Matin" aus Fez erregen die Abfälle zahlreicher Stämme, die Frankreich bisher treu waren, die Sorge der vom Armeeausschuß der Kammer nach Marokko entsandten vier Abgeordneten. Das Eindringen von kleineren Truppenteilen der Rifkabylen in die französische Linie verursachen weiterhin Beunruhigung.
Die chinesischen Wirren
London, 22. Juni. Nach einer Meldung aus Peking, zeigt die Lage in Schanghai keine Besserung. Aehnliche Verhält- mffe entwickeln sich sehr rasch in Hongkong. In beiden Städten sck der Handel so gut wie eingestellt und die Hauptleidtragenden seien die englischen und japanischen Kaufleute.
Nach einer Reutermeldung wurden in Hongkong angesichts der drohenden Lage die Freiwilligen mobilisiert. Aus Schanghai wird berichtet, daß der Sohn Tschangtsolins eä»e zweite Brigade der Mukdentruppen dorthin gebracht habe, sm bei der Aufrechterhaltung der Ordnung in dieser Stadt mitzuwirken. Aus Tientsin wird berichtet, daß das dritte Mukdenregiment in Tschenhsin an der Eisenbahnlinie Peking—Mukden gemeutert und den Bahnhof beschädigt habe. Der Befehlshaber der Gendarmerie entsandte gegen ist« Meuterer eine Truppenabteilung.
Die chinesische Regierung betont in Beantwortung der letzten Note der verbündeten Mächte, daß die Darstellung h«r Mächte über die lebten Vorfälle in China nicht mit den
Berichten der chinesischen Behörden übereinstimmen. Vas chinesische Auswärtige Amt hoffe, daß die Mächte den Schanghaier Fall regeln würden, um die Empörung der Bevölkerung beizulegen. Der in den vorhergehenden chinesischen Noten vertretene Standpunkt müsse weiter vertreten werden.
Paris, 22. Juni. Gegen 100 Chinesen haben gestern nachmittag vor der chinesischen Botschaft eine Kundgebung veranstaltet. Die Chinesen sind, nachdem sie den Pförtner wehrlos gemacht und die Telephonleitungen im Erdgeschoß durchschnitten hatten, bis zum Arbeitszimmer des chinesischen Gesandten vorgedrungen. Der Gesandte wurde dazu gezwungen. eine Reihe von Schriftstücken und Manifesten zu unterzeichnen, die im wesentlichen eine Sympathiekundgebung für die in China stattfindenden Kämpfe gegen die Fremden enthielten. Schließlich gelang es, einen der Gesandtschaft gegenüber wohnenden Kaufmann aufmerksam zu machen, der die Polizei herbeirief. Als diese eintraf, flüchteten die Chinesen. Es gelang jedoch, einen von ihnen festru- nekmen. Seine Vernehmung scheint so viel eraeben zu baden, daß diese Kundgebung auf Betreiben der französischen Kommunisten unternommen wurde.
Deutscher Reichstag
Rach Erledigung einiger kleiner Vorlagen setzte der Reichstag die Weiterberatung des Haushaltplans des Reichsministeriums des Innern beim Kapitel Gesundheitswesen fort.
Abg. Moses (Soz.) weist auf das ungeheure Steigen der Zahl der Todesfälle an Kindbettfieber hin, woran zum größten Teil die traurigen Wohnungsverhältnisse schuld seien. Der Geburtenrückgang sei auf die wirtschaftlich schwierigen Verhältnisse zurückzuführen. Im Zusammenhang damit bezeichnet der Redner die Ägrarzollvorlage als einen Anschlag auf die Volksgesundheit. Staatssekretär Zweige betont, daß bedauerlicheweise die Gesundheitsverhältnisse gerade unter den Erwerbslosen und in den kinderreichen Familien keine guten seien und hebt hervor, daß Maßnahmen getroffen seien, um die Speisung und die Unterstützung der Bedürftigen fortzusehen, wenn die ausländischen Quellen versiegten. Die Durchführung des Sachverständigengutachtens dürfe nicht auf Kosten der Volksgesundheit erfolgen. Die Regierung werde für gesetzgeberische Maßnahmen zur Hebung der Volksgesundheit eintreten. Abg. Dr. Ladenkamp (Dntl) tritt für eine Stärkung der körperlichen Leistungsfähigkeit ein, ebenso für eine gute Regelung der Wohnungs- und Ernährungsfrage. Cr begründet einen Antrag seiner Fraktion, der den Gesundheitsunterricht in allen Schulen obligatorisch einführen will und tritt weiter für ein Gesetz zur Bekämpfung der Tuberkulose, ein Reichsirrengesetz und sonstige gesetzliche Maßnahmen gegen schwere Krankheiten ein. Abg. Dr. Schreiber (Zentr.) weist auf die ungeheuren gesundheitlichen Krisen hin, die verlorener Krieg, Hungerblockade, passiver Widerstand, Inflation in Deutschland heroorgerufen hätten. Der Alkoholfrage könne man nicht teilnahmslos gegenüberstehen, ohne daß man die Heuchelei der amerikanischen Alkoholgesetzgebung nachzuahmen brauche. Abg. Dr. Bick es (DVp.) verlangt energische Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten und tatkräftige Unterstützung aller sportlichen Bestrebungen. Geheimrat Hamel vom Reichsinnenministerium betont, daß eine Umstage bei den Gemeinden ergÄren habe, daß 21 v. H. Schulkinder speisungsbedürftig, 25 v. H. erholungsbedürftig und 18 v. H. unterernährt waren. Besonders auffällig sei, daß jetzt viele Kinder mit einem Kropf behaftet seien. Das kommende Gesetz gegen die Geschlechtskrankheiten werde für die Volksgesundbeit die besten Dienste verrichten. Frau Abg. Arendsee (Kom.) hält die sin Etat für das Gesundheitswesen eingesetzten Mittel von
Millionen für lächerlich gering.
Die Vorlage zur Aenderung des Weinsteuergesetzes, die Erleichterung bei der Steuerzahlung bringt, wird endgültig verabschiedet.
Das Gesetz über Depot- und Depositengeschäfte wird in allen drei Lesungen nach kurzer Beratung angenommen.
Es folgt die erste Beratung des Gesetzentprurfe« aur Aenoerung der Verbrauchssteuer. Reichsfinanzminister von Schlieben erklärt, es handelt sich durum, Veränderungen herbeizuführen, die sich im Lauf der Zeit aus wirtschaftlichen und steuerlichen Gründen als notwendig und zweckmäßig erwiesen haben. Die Aenderungen beziehen sich u. a. auf das Salz- und Zuckersteuergesetz. Der jetzige Gesetzentwurf geht wieder zu der früher üblichen Besteuerung nach der Menge zurück. Diese Aenderung entspricht den Wünschen der Gewerbetreibenden und ist wegen ihrer Einfachheit und größeren Uebersicktkickksit sttramirttcknrkck vorruneben. Eins
Steuererhöhung ist nicht der Zweck dieses Gesetzentwurfs. Der Steuerausfall beim Gewerbe soll ausgeglichen werden durch eine Mehrbelastung des Speisesalzes. Hier soll eine Steuer von 3 v. H- für den Doppelzentner erhoben werden.
Abg- Wendemuth (Soz.) bemängelt die Erhöhung der Salzsteuer. Abg. Neubauer (Kom.) lehnt die Vorlage ab.
Württemberg
Stuttgart, 22. Juni. Von der Landw. Wände?» ausstellung. Der Sonntag brachte nach Stuttgart einen Fremdenbesuch, wie cs seinesgleichen sicher selten gehabt Hy. Die Zahl der auswärtigen Gäste dürfte 100 000 übe. schritten haben. Im Bahnhof herrschte den ganzen Tag über ein Menschengedränge. Morgens kamen zahlreiche Sm'dcrsijgi-, nicht nur aus Württemberg, sondern auch aus Baden und Bayern an, die dann abends wieder zurückfuhren. Der Verkehr zur Ausstellung wurde sowohl von der Eisenbahn, si? alle 10 Minuten einen Zug nach Cannstatt abgehcn ließ, als auch von der Straßenbahn mustergültig durchaeführt. Das Wetter war nicht mehr so schön wie in den letzten Tagen, aber doch noch trocken. In der Ausstellung selbst gab es ein Menschengewoge. Man kam nur langsam vorwärts, namentlich in den Zugangsstraßen, die bald verstopft waren. Aber nicht nur die Landw. Wanderausstellung, sondern auch die Jagdausstellung bildete einen starken Anziehungspunkt für Heimische und Fremde. Auf der elfteren hatte die Besucherzahl am Freitag 21000, am Samstag 17 000 betragen. Die letztere war Samstag nachmittag und Sonntag gleichfalls außerordentlich stark besucht und mit Recht, denn sie ist einzig in ihrer Art und bietet eine Fülle des Sehens- würdigen. Gasthöfe und Hotels haben von diesem Riesenverkehr den Rahm abgeschöpst. lieber die Hotelpreise hört man nirgends etwas Gutes. Unter den Besuchern der Landwirtschaftlichen Ausstellung befand sich auch eine Abordnung des Reichsrats, die in der Villa Berg von Oberbürgermeister Dr. Lautenschlager begrüßt wurde. Freiherr von Gayl dankte für den freundlichen Empfang mit einem Hoch aus das Land Württemberg und die Stadt Stuttgart. Die Reichsratsmitglieder besuchten dann auch noch Hohenheim und die Solitude.
Entgleisung einer Schnellzugslokomokive. Am Samskag abend entgleiste die Lokomotive des D-Zugs 32 von Berlin bei der Einfahrt in den Stuttgarter Hauvkbahnhof mit der vorderen Lanfachse infolge eines an dieser entstandenen Schadens. Personen wurden nicht verletzt. Der Schaden isk gering. Der Betrieb wurde nicht nennenswert gestört.
Aus dem Lande
Murr, OA. Marbach, 22. Juni. Ein Storchentöt e r. Ein seit kurzer Zeit hier angestellter Lehrer Hai einen Storch, der alljährlich auf unserem Kirckendach sein Nest bewohnt, in roher Weise angesckossen. Das Tier ist nach wenigen Stunden verendet. Der zurückgebliebene Storch hatte größte Mühe, die zwei Jungen zu füttern und bald eroberte sich ein fremdes Storchenpaar das Nest. Me jungen Störche wurden deshalb berabgcholt und kamen in gute Pflege. Der Bund für Vogelschutz nahm sich der Sache an. Der Lehrer erhielt eine Geldstrafe von 25 Mark uni wurde auf eine andere Stelle versetzt.
künzeisau, 22. Juni. Brennende Straße. Bei« Teeren der Straßen geriet der Teerwagen in Brand, ebezi der au? der Straße liegende Teer, der sick als Flamm» meer über die Straße beim Aufgang der Kocherbrücke aH l»le Filiale von H. Böhm und das Hotel zum Rappen bewegte. Diese Gebäude und die Gerverbebank waren gefährdet. Das Feuer konnte mit Feuerlöschapparaten gelöscht werden.
Hall, 22. Juni. Ein Schwindler. Der 21 Jahre alte Dienstknecht Leonhard Frohnhöfer von Schwebheim, bayer. Bez.-Amts Windsheim, hatte im März d. I. in mehreren Orten des Oberamts Gerabronn sich als Knecht verdingt ohne den Dienst anzutreten, und dabei 23 Mark HastgÄ erschwindelt. Beim Uebernachten in einem Bauernhaus stahl er Wertsachen. Frohnhöfer, der mehrfach vorbestraft ist wurde unter Einrechnung einer ihm anderweitig zuerkcmntei Zuchthausstrafe von 1 Jahr 6 Monaten zu 1 Jahr 11 Mn naten Zuchthaus verurteilt.
Kupferzell, 22. Juni. Hier wurde Bezirksmonteur R- Waffenschmid in Ausübung seines Berufes vom elektrische« Strom getötet.
Der Bismarck von ^erschien
24) Ein lustiger Roman von Fritz Skowronnek Oopxrlxtd 1.924 dv K»cl Köhler u. Eo.. Berlin rv 15
tRLchdrnll verbeten.)
Seufzend zog Paluttke seinen Rock aus, hing sich die blaue Schürze um und setzbe sich auf seinen dreibeinigen Schemel. Sofort stellte seine Gattin den Besen in die Ecke und band sich die Haus- silBrze um. Nach einer Weile kam sie und stellte ihrem Mann, der an einem Stiefel hämmerte, ein Bummchen Schnaps auf den Arbeitstisch.
Minutenlang verschmäht« Paluttke in feinem Groll die Liebesgabe, bis schließlich die Verlockung siegte. Er nahm «inen tiefen Schtuck . . . Wie das Wohltat und seine Stimmung bessert«! Und dann begarm er nachzudenken.
Was hatten bloß die Weiber, daß sie ihm den schönen Verdienst nicht gönnten? Erst die zweihundert Gulden von Karl und dann die dreihundert Gulden vom alten Meyhöfer. Wenn er auch von dm Prügeln ein paar Tage krumm lag! Aber wenn er dann zum LederhLndter gehen und für hundertfünszig Gulden Schäfte und Sohlen emkaufen und eiiven Gesellen emftellen konnte!
Und dann jeden Tag ein Paar Kruge Stiesel für dreißig Gulden! Er sah sich schon mit einer ganzen Bude Schuhzeug auf dem nächsten Jahrmarkt in Bentheim ausstehen.
Rach seinem Empfinden hatte Paluttke recht- Er verstand nicht, was für eine Schande dabei sein könnte, wenn er feinen Buckel hmhielt, um auf ehrliche Weise dreihundert Mark zu verdimen. Lr tat es doch nicht für sich, sondern für seine Familie. Aber daß die Weiber es nicht emsahen!
Langsam keim« in ihm der Entschluß, fein Vorhaben heimlich gegen den Willen der Frau und Tochter auszuführen. Wenn er dann di« dreihundert Gulden heim brachte, konnten sie reden was sie wollten.
Aus diesem Entschluß keimte wieder der Groll gegen Frau und Tochter auf. Er wurde noch verstärkt durch zwei Botschaften, di« ihm im Laus« des Vormittags zugingen.
Zuerst kam der Nachtwächter im Auftrag« des Bürgermeisters und fragte, ob die sonderbare Uniform, di« er vor seinem Hause gefunden, ihm gehöre. Dann solle er sie vom Rathaus abholen.
Paluttke konnte sich gar nicht oorstellen, wie die Uniform auf iüe Straße gekommen war und ärgerte sich darüber. Aber den Boten, der ihn schon manchmal nachts liebevoll heimgeleitet hatte,
nahm er freundlich auf und bewirtete ihn sogar mit einem Schnaps- > chen- .... !
Wenige Minuten später trat als Abgesandter des Kriegervereins sein Nachbar, der Schneidermeister Lottermoser, mit den aufreizenden Worten ein:
„Mensch, Paluttke, was machst für Dummheiten?"
„Na, was willst denn von mir? Was Hab' ich den verbrochen?"
„Weiter nichts, als daß du den Napoleon in Kerschken spielen willst. Von einem Beamten des Gestüts ist bereits Anzeige eingelaufen. Und hier hast du die schriftliche Vorladung vom Vorsteher des Kriegervereins. Heute abend ist außerordentliche Versammlung, du sollst dich verantworten."
Dies« Ankündigung brachte Paluttke so sehr in Zorn, daß er aufsprang und diesem Boten di« Tür wies. Dabei entfuhren ihm die sehr despektierlichen Aeuherungen: „Der ganze Kviegerverein kann mir den Buckel runterrutschen. Ich pfeife auf den ganzen Verein, ich tue. was ich will."
Diese Beleidigungen wurden leider auch von dem Nachtwächter, der selbst Mitglied des Vereins war, gehört und abends in der Sitzung bestätigt. Darauf folgt« eine erregte Debatte, bei der jeder Redner dasselbe sagte, und der einstimmige Beschluß, der das Mitglied Paluttke wegen erwiesener Unwürüigkeit aus dem Krieger- verein ausschloß.
Es war also erklärlich, daß Herr Paluttke in einer wenig rosigen Stimmung war, als Marie nach Hause kam. Und nach seiner Meinung war sie di« treibende Kraft, die fett« Vorhaben vereiteln wollte.
Bei ihrem Eintritt sprang er vom Schemel auf und nahm drohend den Knieriemen in die Hand.
„Wer hat dir erlaubt, die hundert Gulden wegzutragen?"
„Die Mutter," erwiderte Marie tonlos.
,H-at di« Mutter das Geld verdient oder ich? Ich werd' dich lehren, deinem Vater zu gehorchen."
In diesem kritischen Augenblick trat die Mutter in die Stube. Sie faßte Marie am Arm und schob sie zur Tür hinaus. Und dann folgte «in« kurze wortlose Auseinandersetzung, die darin bestand, daß Frau Paluttke di« Schürze abbond und den Besen zur Harch nahm.
Bei dieser symbolischen Handlung entfiel Paluttke der Mut- De- und wehmütig setzte er sich wieder aus seinen Schemel. Und dann kam die Gardinenpredigt, zu deren Empfang er gestern abend nicht fähig gewesen war, wie ein Sturxbach über ihn. Aus Er- * ftchrung wußte er, daß der Strom desto schneller verrauschte, je
weniger ec ihn durch Widerspruch aushielt. Aber diesmal war dü Standpauke auffallend kurz.
„Wenn das so weiter mit dir geh», muht du aus dem Haust, Paluttke. Mir gehören die Möbel, ich und Marie bezahlen d:' Wohnung. Du verdienst nicht so viel, wie du zum Esten und Trm- ken brauchst. Zum Dank dafür bringst du die Schande über die ganze Familie. Die Kinder werden aus der Straße Lulus geschimpft- Das geht nicht mehr so weiter. Morgen geh' ich aufs Gericht und stell' den Antrag, daß du entmündigt wirbst."
Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie hjnaus. Eine Stand« später bracht« sie ihm das Mittagessen, einen Teller Fleisch und Gemüse. Di« Familie aß in der Laube.
Am Nachmittag setzte Marie sich hin und schrieb mit der Anrede „Lieber Karl" ihrem Schatz alles, was sich in den letzten Tage« zugetragen hatte. Sie beschönigte nichts, sondern schilderte alles wahrheitsgetreu urL schloß mit der Bitte, jeden Gedanken an ei« Verbindung aufzugeben. Sie werde ihm ein treues Andenken k- wohren und es als Glück ihres Lebens bettachten, daß er ihr sei« Liebe geschenkt, aber die Seine könne sie nie werden. Sie schloßt „Das ist, wie ich wohl gemerkt habe, auch die Ansicht Ihrer verehrten Mutter, di«, wie Sie mir ja gesagt haben, unserer Verbindung wohlgeneigt war. Und ihr Urteil sagt mir, daß ich richtig handle. Verzeihen Sie, daß ich Ihnen diesen Schmerz bereite« muß, ich kann aber nicht anders, wenn ich mir meine Seibst- achtmg bewahren will."
Nicht eine Träne war auf diesen Brief gefallen, der noch an demselben Abend zur Post ging. Ne trug ihn selbst hin. Auf dem Rückweg begegnete sie zwei Backfischen aus dem Kränzchen, dieba ihrem Anblick sich so angelegentlich in eine Unterhaltung oerüest ten, daß sie das Grüßen vergaßen. Marie blieb stehen und sprach sie französisch an. Ob ihnen plötzlich die gute Lebensart abhanden gekommen wäre?
Die Mädel maßen sie mit einem hochmütig-höhnische« und gingen kichernd weiter.
Zu Hause fand sie einen Brief von Fräulein Nemnann »or, der ihr nahelegte, auf den Besuch des Kränzchens vorläufig^ verzichten, bis über die unliebscmien Vorkommnisse der letzten Tage etwas Gras gewachsen sei ... Es sei ja tief bedauerlich, öber man müsse doch Rücksicht auf di« Empfindungen der Mitgüeoec nehmen. -
Merkwürdig! Marie lacht« beim Lesen des Briefes laut i-
(Fortsetzung folgt.)
Sette 3
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