Sette 2 — Nr. 128
Unshe^mrg des Belagerungszustand im ganzen Land, beulen darauf hin, daß eine politische Neuordnung in Spanien 2 ich- mehr fern ist. Aus der Bemerkung des Generals, er
bereit, den Vorsitz in der neuen Regierung anzunehmen, geht hervor, daß das Direktorium nur an einen schrittweisen des jetzigen Systems denkt und die Führung dabei nickt so ohne weiteres den im September 1923 abgehalfterten Poütikern überlassen will.
Lynchjustiz in Bulgarien
^ dosta, 30. Mai. Wie bekannt wird, sind der gewesene ^nrnTninister im radikalen Stambulinski-Kabinett, Peter )an?w. lowie der frühere Präsident der Sobranje, Ale- Kodew. umgebracht worden, als sie aus dem Ge- ungiki? in Sofia nach Küstsndül verbracht werden sollten. p»e beiden waren zu 10 Jahren Ker ker verurteilt worden.
Württemberg
Stuttgart, 30. Mai. Der Staatspräsident und die abgebauten Bankbeamten. Eine Abordnung von Bankbeamten war gestern beim Staatspräsidenten, um mit ihm über den Personalabbau in den Banken Rücksprache zu nehmen. Der Staatspräsident vertrat die Ausfassung, daß eine gerechte Lösung dieser sozialen Frage eine wichtige Aufgabe der Innenpolitik sei und erklärte sich bereit, in diesem Sinn an die Bankleitungen heranzutreten.
Verhaftung. Der Kommunist Hans St etter wurde laut „Süddeutscher Arbeiterzeitung" in Mannheim in der Wohnung des badischen Landtagsabgeordneten Kenzler, bei dem er sich zum Mittagessen aufhielt, ohne Angabe von Gründen verhaftet.
Lorch i. R.. 1. Juni. Ueberfahren. Adlerwirt Gottfried Sailer von hier, der mit dem Eilzug abends von Stuttgart angekommen war ünd beim Ausstcigen sich verspätet hatte, blieb beim Abspringen aus dem bereits wieder in Bewegung befindlichen Zug mit dem Gepäck am Wagen hängen und geriet unter die Räder. Er starb kurz darauf <m gräßlichen Verletzungen. Der Verunglückte hinterlüßt eine Frau und sechs Kinder.
Kirchberg a. Iller, 30. Mai. Beim Langholzführen verunglückt. Einem Pferd des Kalkhündlers und Landwirts Aegidius Bail brach beim Langholzführen der Zugstrick, wodurch die Wage so heftig zurückprallte, daß Bail der rechte Fuß abgeschlagen wurde. Ein des Wegs kommendes Auto brachte den Verletzten nach Hause.
Waldsee, 2. Juni. Heimweh der Haustiere. Ein ausfallendes Beispiel von Heimweh, das ein Stalltier zeigte, verdient Interesse. Ein Viehbesitzer kaufte vor ca. 8 Tagen in einem 10 Klm. entfernten Weiler eine jüngere Kuh. Als das Tier in den neuen Stall gebracht wurde, zeigte es sofort eine Abneigung gegen den neuen Aufenthalt, verweigerte das Futter, zeigte sich scheu, bekam trübe Augen usiv. Es vergingen mehrere Tage. Keine Freßlust; die Kuh magerte ab. Gute Freunde vom Besitzer, Sachverständige kamen und nahmen das Tier in Augenschein, erklärten es für krank, rieten zum Schlachten, zum Prozessieren usiv. Kurz, der Besitzer wußte sich keinen Rat. Zum Prozessieren hatte er aber keine Lust. So nahm er nun an einem herrlichen Maimorgen das Kühlein am Strick und führte es hinaus durch das anmutige Tälchen. Es „muhte,nächtig" vor Freude und ging immer schneller voran. In der Nähe seines früheren Heims, wo es so gute Stunden erlebte, konnte das Tier fast nicht mehr gehalten werden. Eintreten und fressen mit großer Gier war eins' Die Annahme des Kühleins wurde nicht mehr verweigert, wie schon früher einmal und die beiden Handelsleute schieden im Frieden von einander; das war recht.
Baden
Pforzheim, 31. Mai. Bei der letzten Bürgerausschuß- fitzung wurde bekantlich die Umlage von bisher 32 auf 52 Pfennig erhöht mit 46 gegen 45 Stimmen, wobei die des Oberbürgermeisters den Ausschlag gab. Das Zentrum stimmte für die Erhöhung. Gegen das letztere und geaen die Stellung des Oberbürgermeisters ist jetzt eine starke Bewegung im Gang, die bereits zu einer Mißbilligungserklärung der 11 bürgerlichen Stadträte und zur Amtsniederlegung des Obmanns des Stadtverordnetenvorstandes geführt hat. Letztere wurde auf das Drängen s-iner Partei-
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschaster-
genosien zwar wiener zurückgenommen, doch ist die Sache damit noch nicht beendet.
Mannheim, 31. Mai. Das Schöffengericht Mannheim verurteilte einen bereits fünfmal vorbestraften Menschen, der neuerdings in der Nähe der Kinderschule in Neckarau und im Schloßgarten sein Unwesen getrieben hat, wegen Sittlichkeitsverbrechen zu 1 Jahr 2 Monaten Gefängnis. — Das Amtsgericht verurteilte einen hiesigen BäckeK und Konditor, der seine Gehilfen und Lehrlinge über die gesetzliche achtstündige Arbeitszeit und auch Sonntags über die vorgeschriebene Zeit hinaus beschäftigt hatte, zu 300 Mk. Geldstrafe. — Der ledige Ofensetzer Karl Heinrich Fritz von hier suchte sein neugegründetes Geschäftsunternehmen dadurch zu stützen, daß er durch Zeitungsinserate Teilhaber suchte, die 2—300 Mk. ins Geschäft einzubringen imstande seien. Die sich Meldenden — größtenteils Abgebaute und Erwerbslose — beutete er gemeinsam mit seinem Helfershelfer Karl Ludwig Schieferstein in schamloser Weise aus. Fritz erhielt wegen Betrugs im wiederholten Rückfalle 11 Monaten Gefängnis Schieferstein wurde freigesprochen.
Schopfheim, 31. Mai. In der Nacht auf Freitag brach in der Oelmühle Feuer aus, das in den leicht brennbarer, Vorräten reiche Nahrung fand. Das alte, ganz aus Holz erbaute Anwesen brannte völlig nieder. Die Feuerwehr mußte sich auf die Rettung der umliegenden Gebäude beschränken. Größere Vorräte an Oel sind verbrannt, die Maschinen wurden schwer beschädigt. Die Ursache ist noch nicht ergründet.
Müllheim. 31. Mai. Seit voriger Woche wird der ledige Spar- und Darlehenskassenrechner Otto Solinger von Kirchen vermißt, der sich im Apsirag des Vorstands der Dsisse am Montag früh nach Frcibu'-o begeben hatte, uw
einer Bank 2400 Mk. zu erheben. Wie festgest-M wurde, M bei der Bank das Geld abgehoben worden. Gleichzeitig iprach Solinger weosn ewes kürst^-ch-m A>'nis bei einer Freiburger Firma vor. Seither ist sein Verbleiben unbekannt.
Aus Stadt und Land
Nagold, den 2. Juni 1925.
Dienstnachrichten.
Bei der kürzlich vorgenommenen ersten höheren Justiz- dienstprüfung sind u. a. für befähigt erklärt worden: Betz, Klemens, von Bieringen OA. Horb und Eißler, Albrecht, von Neuenhaus OA. Nürtingen
Die Pfingstfeiertage. Das angenehme Wetter, das während der Pflngstfeiertage herrschte, trug dazu bei, daß Groß und Klein, Alt und Jung hinauszogen in Feld und Wald, in die nähere und iveitere Umgebung. Wo man ging konnte inan sie mit Kniehose und Zupfgeige, mit Hellen "Augen und frohein Mul hinausziehen sehen, auch per Rad wurden größere Touren unternommen und ivas besonders zu erwähnen ist, die Autos konnten gehört und gesehen werden, wo man sie lieber gemißt hätte. Alles in allen: ist es ein erfreulicher Zug, daß unsere Jugend statt in der dumpfen Bierstube zu sitzen, in Gottes schöner Natur die frische Luft genießt um, sich für den Kampf des Alltags zu stärken und zu erholen. Der Bahnbetrieb war ein riesiger. Wenn auch die Bahnverwaltung erfreulicherweise durch Einlegung von Vor- und Nachzügen und sonstige Vergünstigungen manche Erleichterung verschaffte, so hatten die Züge in der Regel doch größere Verspätungen. Am Pfingstmontag entlud sich dann nachmittags, besonders hinten im Schwarzwald, ein schweres Gewitter mit Hagelschlag, das in Ueberberg, zündete. Der Schaden durch Hagelschlag ist im allgemeinen nicht groß.
Ständchen. Anläßlich der Feier der silbernen Hochzeit des Joh. Georg Ungericht zun: Sternen hier brachte chm die hiesige Stadtkapelle am Pfingstsonntagmorgen ein Ständchen.
Ergebnis der Frühjahrsgesellenprüfung im Bezirk Nagold. Zu der stattgehabten Prüfung waren zugelaffen 167 Prüflinge, hievon erhielten die Zeugnisnote rechtgut 3, gut bis rechtgut 46, gut 96, befriedigend 18, genügend 3. l Prüfling hat die Prüfung nicht bestanden.
Der Juni. Der sechste Monat des Jahres heißt nach dem 1. Konsul der römischen Republik Markus I-unius Brutus. Sein deutscher Name heißt Brachmond, weil bei ihm die bei der Dreifelderwirtschaft vo.rbondene Bracke unter den
_ Dienstag, 2. Juni 1S2S
Pfiug genommen wird. Der Juni umfaßt 30 Tage. Er ist der erste Monat, der seinem Witterungscharakter nach zum Sommer gehört, astronomisch gehört er zum größten Teil noch zum Frühling, der erst mit dem 21. Inn? zu Ende geht- Der 22. Juni ist der Anfang des astronomischen Sommers und zugleich der längste Taa im Jahr. An ibm beträgt die Tageslänge 16 Stunden 57 Minuten. Nach hm nehmen die Tage erst langsam, dann immer merklicher ab, bis am 25. September die Tag und Nacktaleiche und am 22. Dezember der kürzeste Tag eintritt. Die bekanntesten Bauernregeln lauten: Regnets am St. Barnabas lll. Juni) so schwimmen die Trauben ins Faß. — Wenn kalt und „aß der Juni war, verdirbt er meist das ganre Jabr. — W->-m im Juni Nordwind weht, das Korn zur Ernte treulich steht.
Zur AröLttsnrsrZllsge. In der zweiten Aprilhälfte ist die Zahl der aus Mitteln der öffentlichen Erwerdsiosm- fürsorge unterstützten Vollerwerbslosen weiter zurück- gegangen. An sog. Hauptunterstützungsempfängern wurden gezählt am 1. April 465 761, am 15. Avril 393 287, am 1. Mai 320 831. Für das männliche Geschlecht war die Entwicklung etwas günstiger als für das weibliche. Die Bewegung auf dem Arbeitsmarkte zeigte im April bei den öffentlichen Arbeitsnachweisen der Städte mit mebr als 30000 Einwohnern ein Anhalten der bisherigen günstigen Entwicklung.
Die gefaWche Wieke für Juni ist in Württemberg die gleiche wie für April und Mai.
ep. Evanp. AvstarrsMÄndsvoen. Ein kürzlich in Ravensburg stattgsfundener außerordentlicher ev. Vezirkskirchsn- tag hat zwei nahe bei Ravensburg gelegene Grundstücke, Ober- und Unterallewinden, mit 70 Morgen Feld, 4 Häusern, dazu ein zu Kleintobel gehöriges Gut erworben, um einen Mittelpunkt für die Liebestätigkeit der ober- schwäbischen eoana. Diaspora zu schaffen, Es sollen ein Säuglings- und Kleinkinderheim, eins Haush-altungsschule, ein Alters- und Ledigenheim und eine Erholungsstätte iür Müdsgsarbeitete errichtet werden. Zur Verwirklichung dieser Pläne hat bereits Fabrikant Findeisen - Ravensburg in hochherziger Weise 50 MO gestiftet.
Die Kirchensteuer der kcith. Diözese?ür 1935 wird des den Steuerpflichtigen aus Landwirtschaft, Industrie, Handel und Gewerbe der freien Berufe in Form von Zuschlägen zu den Vorauszahlungen bzw. zu der endgültig veranlagten Einkommen- bzw. Vermögenssteuer von den Finanzämtern erhoben. Bei Lohnsteuerpflichtigen wird die Diözesanstsuer in Form von Zuschlägen zu angenommenen Einkommen- steucrbeträgen erhoben, die nach den Gehaltssätzen der einzelnen Beamtenbesoldungsgruppen bzw. den Lohntarifen der Angestellten und Arbeiter unter Berücksichtigung der Familienverhältnisse berechnet werden. Letztere Steuern werden durch die Kirchengemeinden erhoben.
Lieferzeit. Die Vereinbarung „Lieferzeit 8—10 Tage" bedeutet nicht den Abschluß eines sog. Fixgeschäftes. Wenn ein solches beabsichtigt war, hätte hinzugefügt werden müssen: „Letzter Tag der Lieferung..., Nachfrist ausgeschlossen". Mangels einer derartigen Abrede ist der Besteller verpflichtet, nach Ablauf der 10 Tage die gesetzliche Nachlieferfrist zu stellen, die laut verbandsseitigen Bestimmungen festgesetzt ist und hinzuzufügen, daß er (Besteller) nach Ablauf dieser Frist die Waren nicht mehr annehme. Es ist ratsam, gegebenenfalls nach noch Drohung mit Klage eine Nachfrist zu stellen.
Erleichterungen im deutsch-schweizerischen Grenzverkehr. Die schweizerische Bundesregierung hat in Württemberg urÄ Bayern verschiedene Erleichterungen im gegenseitigen Gren- «rkehr. insbesondere die Vereinheitlichung der Verkehrsvorschrift angeregt. — Die Anregung ist wohl mir dem Besuch des bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Held in Bern in Zusammenhang zu bringen.
Warnung vor einem Betrüger. Ein Schwindler im Alter von etwa 40 Jahren, 1,60 Meter groß und schmächtig, mit rotem Gesicht und kleinem Schnurrbart, mit saarlänöer Anklang in der Sprache, verübt in der letzten Zeit öfters Betrügereien. So ging er auch in Pfarrhäuser: dort meldete er fälschlicherweise eine Taufe an, und er beweg den Geistlichen unter Schilderung seiner üblen Lage, ihm ein Darlehen zu geben. Vor diesem Betrüger wird gewarnt.
ep Tagespresse und Gerichtsberichte. ,Die „Allgemeine Deutsche Lehrerzeitung" wendet sich in einem kürAich erschienenen anregenden Aufsatz über die „Pädagogik der Tagespresse" vom volkserzieherischen Standpunkt aus gegen die ausführliche Darstelluna von Verbrecken in tw>-
Der Bismarck von Kerschken
7) Ein lustiger Roman von Fritz Skowronne.k 1924 Karl Köhler u. Co., Berlin ^ 15
(Nachdruck verboten.,
„Ja, darüber ließe sich reden", meinte jetzt der Schulze, innerlich ganz vergnügt. „Bis zum Sedansest können Sie bei mir ein- stehen, wenn Ihre Papiere in Ordnung sind. Ich habe die Schmiede hier."
„Schönen Dank, Herr Meister, entschuldgien Sie, Herr Bismarck wollte ich sagen. Arbeiten kann ich."
Er streckte den rechten Arm aus und streifte die Aermel weit zurück. „Der Arm gibt was 'raus, Herr Bismarck. Einmal haben mich vier Kerle angefallen... Na, mit denen wurde ich fertig."
Jetzt prustete der Schulmeister los. Das war ja ein riederträchtiger Hallunke! Der Lorbaß schien alles zu wissen. Sollte der Krugwirt ihn belehrt haben oder hatte er das alles aus sich selbst? Das gab ja einen Hauptspaß. Wenn er den Spieß umdrehte und dem Bismarck das Leder versohlte?!
Umwillig hatte der Schulze sich zu Moltk« gewandt. „Hast du
schon einen unter der Mütze sitzen, oder was ist dir?"
„Mir, lieber Bismarck? Garnichts! Ich freue mich bloß, daß wir so einen forschen Napoleon bekommen. Nicht wahr. Sie übernehmen die Rolle doch?"
„Das iah du mich abmachen, lieber Moltke. Also kurz und rund: Sie erhalten am Abend des Sedantages, wenn alles programmäßig verlaufen ist, hundert Gulden und wenn ich mit Ihnen zufrieden bin, noch fünfzig. Und die vier Wochen bis zum Fest arbeiten Sie in meiner Schmiede gegen den üblichen Lohn."
Der Bursche zog die Schultern hoch und kratzte sich im Haar. „Das ist ein schönes Stück Geld, Herr Bismarck, was Sie mir
bieten. Aber für umsonst ist das doch nicht. Möchten Sie mir
nicht sagen, was ich dafür zu tun habe?"
Der Schulmeister hatte zum Glück sein Taschentuch in der Hand. Er vergrub schnell sein Gesicht darin und maskierte das Lachen durch einen geheuchelten Hustenanfall. Auch die anderen schienen den Burschen erkannt zu haben, sie stießen sich an und blinzelten sich zu. Mit drohender Miene sah der Schulze sich im Kreise um, ehe er sich wieder zu dem Handwerksburschen wandte.
„Ich denke hundertfünfzig Gulden sind ein schönes Stück Geld, das man nicht alle Tage auf der Straße findet. Dafür könnten Sie schon die Rolle übernehmen, ohne viel zu fragen. Also wollen
Sie oder nicht...? ? Sonst können Sie gleich die Tür von - draußen zumachen."
Der Angeredete kroch förmlich in sich zusammen, als er jetzt mit einem tiefen Bückling antwortete: „Gewiß will ich, Herr Bismarck. Sie werden ja doch von mir nichts Unrechtes verlangen. Bloß wenn ich noch eine Bitte anbringen könnte."
„Was wollen Sie noch?"
„Wenn ich bei Ihnen als Geselle einstehen soll..." er strich sich mit der Hand am Rock herunter..., „der alte Gottfried sieht schon so schäbig aus. Vielleicht spendieren mir die Herren zusammen einen neuen Anzug... Es braucht ja bloß ganz was Billiges zu sein."
Jetzt war Riedelsberger wieder der erste mit dem Wort. „Das ist ein billiges Verlangen.- Wenn der Mann hier als Napoleon bei uns bleiben will, dann muh er auch einigermaßen anständig aussehen. Schon wegen der Benkheimer. Du, Mac Mahon, du hast in deinem Kram ja auch fertige Anzüge. Nimm ihn mal rüber und paß ihm einen an. Hier, ich gebe dir zehn Gulden dazu."
Dem Handwerksburschen schoß eine Gefühlswelle zu Kopf. Ohne daß er's hindern konnte, perlten ihm zwei große Tränen aus den Augen.
„Und ein bißchen weiße Wäsche, wenn ich bitten darf, man sieht danp doch viel anständiger aus."
„Gewiß, ein paar Hälschen und Kragen gehören auch zum Anzug. Und vor allem ein ganzes Hemd," rief Riedelsberger wieder und streckte beide Hände nach rechts und links aus.
„Ist nicht nötig," wehrte der Schulze ab. Mac Mahon sagt uns nachher, was es kostet, dann legen wir zusammen."
„Meinetwegen," sagte Riedelsberger mit lachendem Gesicht. „Aber den Quark hier steck ich nicht wieder in die Tasche. Da Sie, ich weiß nicht, wie Sie heißen..."
„Franz Wittstock, geehrter Herr."
„Riedelsberger ist mein Name, Besitzer von Sedan. Also hier, nehmen Sie, Wittstock, Sie werden etwas Taschengeld brauchen."
Der Krämer war mit seinem Schützling abgezogen. Der Schulze trat in die Tür zur großen Krugstube und gebot Stille.
„Kinder, was sollen wir viel reden? Es bleibt alles beim Alten. Unser Moltke führt die Stammrolle. Also geht in den nächsten Tagen hin und laßt euch einschreiben. Bloß keine Aenderungen. Jeder bleibt, wo er gestanden hat, dann sind nicht viel Proben nötig. Mac Mahon kann schon in den nächsten Tagen mit der Ausgabe der Uniformen anfangen, die werden hübsch geklopft und sauber geputzt. Heute über vierzehn Tage kann Moltke einen Appell abhalten."
„Und der Napoleon, wo ist der?" rief jetzr der Barbier.
„Das ist nicht deine Sache," erwiderte der Schulze, „aber zur Beruhigung kann ich dir's sagen: Der Napoleon ist da. Nun seid vergnügt und geht beizeiten nach Hause, morgen ist ein Arbeitstag."
In der Herrenstube hatte indessen Riedelsberger den Schulmeister angestoßen und ihm geflüstert: „Was hältst du von dem Burschen?" Moltke zog die Achseln hoch und schwieg, wie sein großer Namensvetter. Aber der Blick, den er aus den Augenwinkeln dem Frager zuwarf, sprach mehr als tausend Worte. Lachend schlug Riedelsberger sich au-f seinen dicken Schenkel, daß es krachte.
„Ganz meine Meinung, lieber Moltke. Ich glaube, das gibt diesmal einen Hauptspaß. Das war ein ganz tüchtiger Arm, der da zum Vorschein kam. Und vier Wochen stramme Arbeit bei gutem Essen... na ich danke."
Der Krugwirt, der eben die Gläser wieder füllte, bog sich zu den beiden hinüber.
„Wißt ihr, was ich meine? Wir feiern diesmal SÄ>an ohne Napoleon."
Moltke machte mit den Händen und hochgezogenen Schultern eine Gebärde des Zweifels.
„Wollen es abwarten, lieber Roon. Wenn sich diesmal eine blamiert, so schadet es nichts... im Gegenteil. Ihr wißt, was ich meine. Still, er ist zu Ende."
Mit vergnügtem Lächeln kam der Schulze zu seinem Platz zurück. „Kinder, mal ganz offen.was meint ihr? Das war doch ein Dusel, was? Daß wir den Kerl jetzt schon erwischen."
„Na, die Sache ist doch noch nicht ganz perfekt."
„Erlaube mir, lieber Moltke. Der Kerl ist nicht so dumm, wie er sich stellt. Der weiß, was hundertfünfzig Gulden wert sind. Uns mit dem Prügeln könnte ich es ja auch ein bißchen gelinder ern- richten als sonst." . .
„Was?" rief Riedelsberger, „du willst bloß emo Komödie aus-
führen? Nein, entweder gut oder garnicht."
Der Schulmeister legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm. ,
„Nein, laß nur, Riedelsberger. Diesmal hat Bismarck renn- Das ist besser, als wenn es zum Zweikampf kommt."
Als hätte der Schulze eine Ohrfeige bekommen, so fuhr er a l seinem Sitz herum. „Du meinst doch nicht etwa? Na, erta mal... mit dem Burschen werde ich immer noch fertig.
(Fortsetzung folgtz
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