Sette 2 - Nr. 120
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter-
Seite 3
Deutscher Reichstag
, ^ Berlin. 25 Mai.
Das Haus versagt einem Antrag der StaatsamvalLschaf: zur strafrechtlichen Verfolgung von neun meist kommunistischen Abgeordneten die Genehmigung.
Bei der 2. Lesung des Gesetzentwurfs über dieWieder- aufnahme des Gerichtsverfahrens bei Ur- Alen der Bayerischen Volksgerichte bittet bayer ^latsrat Nußbein, den Entwurf abzulehnen. Das Reich habe kein Recht, in das bayerische Reservatrecht der Volksmächte einzugreifen, die Bayern zur selbständigen Regelung se,nes Ausnahmestands zugestanden worden seien.
(Wirtsch.Vgg.) und Abg. Lohmann- unterstützen diese Worte. Man solle wieder stören mühsam errungenen inneren Frieden
Sänger (Soz.), Kahl sD.Vp.), Korsch .<«omm.), Haas (Dem.) sprechen für die Vorlage, die in 2. und 3. Lesung mit 148 gegen 126 Stimmen angenommer wird.
Nach kurzen Bemerkungen wird die Weiterberatung de- Reichshaushalts (Wehrministerium) auf Dienstag 2 Uh: vertagt. Der spanische Handelsvertrag komm: am Mittwoch auf die Tagesordnung.
Württemberg
Zur Aufmsrlungssrage. Eine vom .Hy'.Mbekenglaubiger- "nd Sparerschutzverband cinberufene Versammlung sprach sich gegen dr- Ai-lwertungskompromist der Rc chsta.-n- nartei'n aus und befürwortete einen Volksentscheid über die Fragen.
Imkerschulung. Wie in den Voriahren läßt die Württ. Landwirtschaftskammer, Stuttgart, Marienstraße 33, auch im Lauf dieses Sommers durch ihren Landessachverständigen für Bienenzucht. Oberlehrer Rentschler. Lehrkurse für Bienenzüchter abhalten. Geplant sind zunächst Kurse in Hohenheim am Lehrbienenstand der Landw. Hochschule, in Kupferzeit für das Unterland und in Waldsee für das Oberland.
Renningen, OA. Leonberg, 23. Mai. Bluttat. Gestern nacht wurde Waldschütz Blaich mit einer schweren Stichwund« bei einem Steinhaufen ausgefunden Nach Hause verbracht verschied er alsbald. Gerichtliche Untersuchung ist im Gang.
Neckars»!«,. 25. Mai. Beginn der Neckarschiff- sahrt. Die Neckarschiffahrt hat den Personenverkehr nach Heidelberg mit einem Großtag am Himmelfahrtstag eröffnen können. Die beiden Dampfer und ein Motorboot konnten bei voller Besetzung in Dienst genommen werden.
Gerabronn, 23. Mai. Selbstmord. In Heroldhausen erhängte sich eine in den besten Verhältnissen stehende 48 Jahre alte verheiratete Frei. Die unselige Tat geschah wahrscheinlich infolge religiösen Wahnsinns.
Weingarten. 25. Mai. B l u t f r e i t a g f e i e r. Die Blutfreitagfeier, begünstigt vom herrlichen Maiwetter- nahm einen glänzenden Verlauf. Die Zahl der Besucher mag gegen 46 000 Personen betragen haben. Gegen 1700 Reiter, 43 Musikkapellen und 66 Städte und Gemeinden beteiligten Och am Blutritt.
Unkerwaldhausen. OA. Ravensburg, 25. Mai. Selbst- mord. Hier hat sich der 20 Jahre alte ledige Friseur Mathias Arnold in der elterlichen Wihnung aus Liebeskummer erhängt.
Wangen i. A.. 25. Mai. Tödlicher Sturz. Der 71jährige Privatier Ludwig Schneider von Burg bei Eglofs stürzte auf dem Weg zwischen Opfenbach und My- wiler so unglücklich vom Rad, daß er kok liegen blieb.
Ulm, 25. Mai. Schenkung einer Münzsammlung. Das Museum der Stadt Ulm erhielt als Geschenk des Forstmeisters Moosmayer in Horb a. N. eine wertvolle Münzsammlung von 312 Stück, darunter eine beträchtliche Anzahl von Goldmünzen.
Aulendorf, 25. Mai. Aerg erlich. Schweres Pech Hatte eine hiesige Wirtsfrau. Sie verkaufte nämlich an einen jEtammgast ein Los, das nach kurzer Zeit mit einem Gewinnst von 50 000 -4t gezogen wurde.
Die Hühnerpest ist in 11 württsmbcrgischen Obevamts- vezirken durch ausländisches rnrd Hausiergeflügel sin- gescklevvt worden.
Tcharbc-ck, 25. Mai. .G e w e r b e s ch a u. Am ^anmkrg wurde die hiesige Gerverbesckau feierlich eröffnet. Dis Ausstellung erfreut sich eines sehr regen Besuchs aus nah und fern.
Besigheim. 25. Mai. Neue Zeitung. Hier erscheint eine zweite Zeitung, die „Besigheimer Tageszeitung".
Balinarn, 25. Mai. Teurer Fastnachksscherz. 5n der Faschingszeit erschien in einer Gelegenheitszeikung des Radfahrervereins ein Artikel, durch den sich der Stadk- vorsiand und andere Persönlichkeiten beleidigt fühlten. Der verantwortliche Herausgeber wurde nun zu 100 A( Geldstrafe verurteilt.
Tukllingcn, 25. Mai. Lebensretter. Ein Instrumentenmacher ging mit seiner Braut den sehr schmalen Weg zwischen Tuttlingen und Ludwigsthal die Donau entlang. An der schmälsten Stelle stürzte die Braut und sie' in die hochgehende Donau. Der Instrumentenmacher wollte sie halten,-glitt ebenfalls aus, konnte sich aber nock an einem überhängenden dünnen Zweig halten. Auf die Hilferufe eilte ein junger Mann namens Alfred Lest aus Tuttlingen herbei und rettete das Paar vom Tod des Ertrinkens.
Ravensburg. 25. Mai. Unter den Rädern eines Autos. Auf der Straße Wangen—Ravensburg ist der aus dem Fahrrad von Mennisreute herkommends 70 Jahre alte Landwirt Jakob Kramer von Unterrussenried, OA. Tett- nang, mit einem mit 9 Personen besetzten Auto beim Vorfahren zusammengestoßen. Er wurde vom Kotflügel des Autos erfaßt und stürzte vor das Auto, das ihn überfuhr. Infolge der schweren Verletzungen ist der Verunglückte sofort gestorben.
Aus Stadt und Land
Nagold/- den 26. Mai l925.
Ein Geheimnis ist wie ein Loch im Gewände. Je mehr man es zu verbergen sucht, um so mehr zeigt man es. CarmenSyloa.
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Dienstnachrichte».
kA Versetzt wurden: Eisenbahnobersekretär Kai sei in Laup- heim als Oberbahrrhbssvorsteher nach Hochdorf bei Horb; Ober- gütervorstehex Pfeiffer in Backnang als Oberbahrrhvfsvorsteher nach Bad Teinach: Oberbahnhofsvorsteher Rupp in Hirsau nach Kirchentellinsfurt; Eisenbahnobcrsekretär Mieuhard in Schwaigern als Oberbahnhofsvorsteher nach Baiersbronn.
Dritte Wagenklasse auf der Nebenbahn Nagold — Altensteig ab 5. Iuni.tziAuf den Nebenbahnen Nagold— Altensteig, Gmünd—Göppingen, Schorndorf—Welzheim führen sämtliche Züge im neuen, am 5. Juni in Kraft tretenden Fahrplan zum erstenmal neben der 4. auch die 3. Wagenklasse.
Lösung von Fahrkarten über Pfingsten.
Im Interesse des reisenden Publikums und der Eisenbahnstationen ist es gelegen, wenn möglichst viele Personen die Fahrkarten im voraus lösen.
Die Sonntagsrückfahrkarten gelten über Pfingsten schon ab Freitag mittags 12 Uhr bis Montag nachts 12 Uhr. Gewöhnliche Fahrkarten haben allgemein vier Tage Gültigkeit, wobei der Lösungstaa als erster Tag rechnet.
Ist z. B. eine Reise geplant für Samstag, Sonntag oder Montag, so kann die Fahrkarte schon ani Freitag gelöst und damit die Reise beliebig innerhalb der Gültigkeitsdauer angetreten und beendigt werden. Wird aber mit Rücksicht aus unsicheres Wetter von der Vorauslösung kein Gebrauch gemacht, empfiehlt es sich sehr, frühzeitig zum Schalter zu gehen. Reisen mehrere Personen zusammen, so ist es zweckmäßig, wenn eine Person die Fahrkarten für die ganze Gesellschaft löst.
Besonders sei noch Hingeiviesen auf die Möglichkeit — auch bei Benützung gewöhnlicher Fahrkarten — mit der Karte für die Hinfahrt gleich eine solche für die Rückfahrt zu lösen. Hiebei kann die Station, ab der die Rückfahrt begonnen wird, auch eine andere sein als die Zielstation des Hinwegs, z. B.. Hinfahrt: Nagold—Horb und Rückfahrt: Eutingen—Nagold.
Am letzten Sonntag hielt der Schwarzwälder Zweigverein des Vereins für vaterländische Naturkunde im Festsaal des Seminars eine Gedenktagung zur Feier seiner vor 50 Jahren in Nagold erfolgten Gründung. Professor Dr. Hennig aus Tübingen, der Vorsitzende des Zweigvereins, machte interessante Mitteilungen über die am 29. Juni 1875 erfolgte Gründung, die besonders auf das Betreiben von Apo-
Dienstag, 28. Mai 18L5
theker Kober ins Werk gesetzt wurde. Nach diesem Rückblick begrüßte der Vorsitzende die Redner der Tagung, die Spitze» der Behörden, die Seminarleitung, sowie die Naturfreunde und Gäste, die sich in größerer Zahl aus Stuttgart, Tübingen, sowie aus der Stadt und ihrer weiteren Umgebung eingefunden hatten und dankte Apotheker S ch m id für die vorbereitenden Arbeiten zur Tagung. Glückwünsche waren eingetroffen von Prof. Blechmann und Prof. Hesse in Bonn. Weiter wurden Glückwünsche ausgesprochen von Stadtschultheiß Maier für die Stadt, von Prof. Ulrich für das Seminar und von Prof. Dr. Ziegler für den Hauptverein. Nachdem Prof. Dr. Eitel aus Spaichingen einige interessante Pflanzen vom Drei- faltigkeitsberg vorgeführt hatte, begann Forstmeister Feucht mit seinem Vortrag über neuzeitliche Forstwirtschaft. Als deren Aufgaben wurden bezeichnet l. die sorgsame Pflege des Wald- - bodens, seine Gesund- und Frischerhaltung. 2. die Züchtung hochwertiger Rassen von Waldbäumen, die als Klimarassen,. bei denen die Herkunft des Saatgutes von Bedeutung ist und als Bodenrassen unterschieden wurden. 3. Bekämpfung der Pilzkrankheiten, die ganze Bestünde vernichten oder zu vernichten drohen. Lebhafter Beifall der Teilnehmer folgte dem tiefgründigen Vortrag. In der Aussprache wurde von Prof. Hennig die Frage aufgeworfen, ob das Aussterben mancher Baume nicht in Boden und Klima, sondern darin seine Ursache Hab- daß jede Rasse eine bestimmte Zeit zur Verfügung habe und dann aussterbe. Diese Frage wurde als noch völlig ungeklärt bezeichnet und von Dr. Geyer auf den Unterschied in der Vererbung bei geschlechtlicher und ungeschlechtlicher Fortpflanzung hingewieseu. Anschließend sprach Prof. Dr. Georg Wagner, der bis vor kurzen: hier tätig mar, über die Schwarzivald- und Gäulandschaftu. arbeitete mit plastisch. Anschaulichkeit deren Ähnlichkeit und Verschiedenheit heraus. Mit besonderer Liebe wurde die bisher in der Forschung fast übersehene Heckengäulandschaft behandelt, die sich nicht nur räumlich, sondern auch erdgeschichtlich als Uebergangslandschaft zwischen Gäu und Schwarzivald darstellt. Ihr Hauptmerkmal ist die sehr starke Verkarstung des Hauptmuschelkalks, die auf die Auflösung der darunter lagernden Salz- und Gipslager und das Nachrutschen der obren Schichten um 50—60 Meter zurückgeführt wird. Besonders charakteristisch sind die vielen Dolden, die sich an die alten Talzüge anschließen. Endlich wurde die Wasserversorgung von Gau und Schwarzivald behandelt, auf die Siedlungsarmut auf der Hochfläche des Heckengäus sowie auf die Weite des NagolL- tales bei Nagold hingewieseu, die in Zusammenhang gebrachi wird mit der auf tektonische Borgänge zurückgehenden Stauung der Nagold. Lebhafter Beifall dankte dem Redner für seine formschönen, tiefgründigen Ausführungen. Als letzter Redner sprach Studienrat Knödler von hier über die Wirtschafts- und Besiedlungsverhältnisse im Nagoldgebiet. Wegen der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit wurde nur die Landwirtschaft und von den Siedlungstypen uur die Waldhufendörfer behandelt. Am Anbau von Dinkel und Roggen sowie arr der Verbreitung des Waldes wurde auf die grundlegende Bedeutung der Bodenarten hiagewiesen: im Gäu und Heckengäu die nährstoffreichen, fruchtbaren Lettenkohle-, Lüßlehm- und Mufchelkalk- böden, iin Schwarzwald die mageren Böden des oberen und mittleren Buntsandstems und als Zwischenzone die ton- und namentlich kalkreichen Sandböden. Die Waldhufendörfer wurden nach ihrer Entstehung und Verbreitung ihrer Flur- und Ortsnamen an charakteristischen Beispielen besprochen. Bei ihrer topographischen Lage wurde darauf hingewieseu, daß die Dörfer sämtlich auf der Hochfläche liegen, daß ihre Markungen - meist nach 8 und 80 zu geneigt sind, um bei der Höhenlage und der lange liegenden Schneedecke die Soimemvärme möglichst auszunützen. Die Siedlungen selber liegen entweder auf der Hochfläche oder an den Bächlein der wannenförmigen Talanfänge des Plattensandsteins- An der Hand einer Karte wurde gezeigt, daß die Verfchindelung der Häuser, die fast au allen Häusern ganz oder teilweise, immer aber auf der Wetterseite angebracht ist, in erster Linie einen Schutz gegen die reichlichen Niederschläge und dann auch gegen die Kälte darstellt und mit dem Holzreichtum des Schwarzwalds zuscmmrenhängt. Endlich wurde die „Feldgraswirtschast" an Hand einer Wasbodenkarte vorgeführt .und gezeigt, wie mit dem Schlechterwerden des Bodens und der Zunahme der Niederschläge die Bauern immer größere Flächen ihres Ackerlandes als Wasboden oder Grasäcker, d. h. als Wiesen liegen lassen. Auch diesem Redner wurde durch lebhaften Beifall für seine interessanten, auf ein- dringender Forscherarbeit ruheirden Ausführungen gedankt. An der Aussprache beteiligten sich Direktor Dr. 'Strebe! und Tr. Geyer. Im Zeichensaal des Seminars hatte Studienrat Bach eine größere Anzahl Bilder ausgestellt, die von den Teilnehmern mit großem Interesse besichtigt wurden. Den Borträgen folgte ein gemeinsames Mittagessen im Hotel Post. Anschließend zeigte
Der Bismarck von ^erschien
4) Ein lustiger Roman von Fritz Skowronnek
1924 Karl Köhler u. Co.. Berlin 1Z
lNachdrrut verboten.)
„Du kannst wohl recht haben," meinte Riodelsberger. „Ich möchte euch bloß noch eins zu bedenken geben: wenn der Knallessekt am Ende fehlt, haben wir das nächste Mal nicht die Hälfte der Zuschauer mehr."
„Selbstvrstündlich! Das ist doch klar wie dicke Tinte!" rief Mac Mahon dazwischen. „Und mir macht die Geschichte doch nur Spaß, weil ich den ganzen Tag über sehe, >wie dem Napoleon das Fell juckt."
Der Schulze hatte schweigend zugehört. Jetzt tippte er wieder mit dem Ring ans Glas. „Kinder, wir haben noch vier Wochen bis zum Sedansest vor uns. Bis dahin kann sich noch vieles änder.n Und ihr wißt, daß ich mit dem Geld nicht knickere. Es soll mir aus hundert Gulden und mehr nicht ankommen, also seht euch alle um... Es wird doch hier in der Umgegend einen armen Teufel geben, der mit einer Tracht Prügel hundert Gulden und mehr verdienen will. Dafür braucht die Festkasse nicht auszu- kommen, das zahle ich aus meiner Tasche. Und nun jchlage ich vor, wir sprechen über diesen Punkt heute in der Gemeindeversammlung noch nicht, sondern verteilen nur dis Rollen wie immer. Nicht wahr, ich bleibe Bismarck, du — Moltke, du — Roon, du — Mac Mahon und so weiter. Die Vorbereitungen werden wie immer getroffen, die Napoleonfrage regeln wir endgcftig acht Tage vor dem Feste; das ist zeitig genug. Einverstanden? Gut! Dann verlassen wir diesen Gegenstand. Roon! Stell mol ein Halbdutzend Weißköppe kalt und laß die Margell sie fleißig im Eis drehen. Ich habe heute einen Mumm auf Mumm."
Allgemeines Lachen folgte dem hundertmal angewandte» Scherzwort und Riedelsberger rief: „Bismarck, du bist doch mir Recht das weise Oberhaupt unserer Gemeinde, du hast mir das Wort aus dem Munde genommen. Also, Roon, die nächsten sechs für mich. Vorher kannst du mir noch von deinem besten Rot- spohn eine Flasche bringen. Kinder, das wird wieder ein Feetz. Ja, was ich euch noch sagen wollte: Aus Groß-Bretschkehmen hat sich der Schulze mit dreißig Mann angemeldet, alles gediente Kavalleristen, zu Pferde natürlich."
Moltke schüttelte den Kopf. „Kinder, das wird mit der Zeit zu viel. Die paar Franzosen und auf deutscher Seite die gewaltigen Massen."
„Kom»yi bu jchon wieüer mit deiner historischen Wahrheit?" fuhr der Schulze ihn an. „Ich meine, wir sollen uns darüber freuen, daß unsere Sedanschlacht ein Volksfest wird, an dem die ganze Provinz teilnimmt.'
„Ja, aber der Landrat wird uns wieder Schwierigkeiten machen."
„Das soll er mal versuchen," polterte der Schulze los. Ich fahre in den nächsten Tagen extra deshalb zum Präsidenten, um ihm den Standpunkt klar zu machen."
...Inzwischen hatte sich das große Krugzimmer mit Besuchern gefüllt. Dunkle Gerüchte schwirrten durch die Menge. Es hieß, das Sedanfest würde dieses Jahr überhaupt nicht gefeiert werben, weil kein Napoleon auszutreiben sei.
„Dann wird eben ausgelost," meinte der Barbier Fidutzki. Die Umstehenden lachten.
„Weshalb lacht ihr," eiferte das kleine bewegliche Männchen. „Ihr seid doch alle einig, daß die Schlacht geschlagen werden muß. Und eine Napoleon müssen wir haben. Da werden eben aus der Festkasse zweihundert Gulden ausgesetzt und die Taglöhner losen, wer in den Glückstopf greift."
„Weshalb willst du nicht mitlosen?"
„Ich habe genug, ich brauche das Geld nicht."
„Wir auch nicht," schallte es ringsum.
„Kinder, seid doch friedlich," mahnte der Krugwirt, der eben aus dem Herrenstübchen trat. „Wir haben das alles lchon besprochen. Es wird ein Napoleon besorgt und damit basta!"
„Jawohl! Ihr Dickköpfe bekunkelt alles und wir müssen gehorchen."
„Sollte es etwa umgekehrt sein? Da möchte etwas Schönes herauskommen."
3.
Während dieser Unterhaltung war der reisende Handwerksbursche Fritz Wittstock in die Krugstube getreten und verlangte ein Nachtquartier. Als tüchtiger Mensch war er vor drei Jahren von seinem Meister ausgezogen in die weite Welt, um das Glück zu suchen. Die alte Sitte des Manderns war ja abgekommen. Aber es war etwas in ihm, das ihn trieb. Er wollte heraus aus dem engen Kreis der kleinen Landstadt, wollt« andere Menschen und Verhältnisse kennenlernen, wollte sich in seinem Handwerk vervollkommnen, und was er noch nicht alles wollte! Im ersten Jahre hatte er hier ein paar Monate und dort ein paar Monate gearbeitet, ohne viel zuzulernen. Da hatte es ihn weitergetrieben.
Uucerwegs war er in eine Gesellschaft der riaingen „Kunden" geraten. Sie hatten ihn mit sich geschleppt und in die Kunst des „Ansprechens" eingeweiht. Und es war so lustig, in fröhlicher Gesellschaft von Ort zu Ort zu tippeln.
Lange hatte er sich gegen den Schnaps gewehrt. Aber eines Abends machten ihn seine Kumpane betrunken, und als er am Morgen erwachte, da waren sie fort und mit ihnen fein Ränzel, worin er seine Ersparnisse, nahezu hundert Mark an barem Gelds, verwahrt hatte. Er hatte zwar nie davon gesprochen, aber die Kerle mochten es wohl vermutet haben. Nun mußte er die Kunst des Ansprechens aus Not üben. Dabei machte er die Erfahrung, daß es den Berg herab sehr schnell und leicht ging, aber das Wiederhinaufklimmen sehr schwer. Der gute Grund hielt ihn noch über Wasser. Und ein Glück, daß er seine Papiere in der inneren Tasche seiner Weste verwahrt hatte. Sie oerhalfen ihm doch noch manchmal zu einer ehrlichen Arbeit...
Das laute Sprechen der Menschen, die die Krugstube bis zum letzten Winkel füllten, weckte ihn aus seinem Sinnen. Unwillkürlich horchte er auf. Das schien ja eine ganz merkwürdige Sache zu sein, die hier alle Leute beschäftigte. Das dritte, vierte Wort war immer „Sedanschlacht" und „Napoleon". Er lauschte aufmerksam. Da stand wenige Schritte vor ihm ein putziges kleines Männchen. Das semmelblonde Haar, reichlich mit starkduftender Pomade gesalbt, war in kühnem Schwünge zu einer hohen Tolle ausgestellt, das kleine Bärtchen mit ungarischer Bartwichse in zwei emporstehenden Enden ausgezwirbelt. Und die Stimme entsprach ganz der Gestalt; sie klang so hoch und hell, wie die eines Knaben vor dem Stimmbruch. Jetzt krähte der kleine Kerl wieder so laut, daß alle anderen unwillkürlich schwiegen:
„Und ich sage euch, die Schlacht wird doch geschlagen, ihr kennt doch unfern Bismarck! Er greift mit einem Griff in den Beutel und spuckt zweihundert Gulden aus, um einen Napoleon zu kriegen. Und kriegen wird er ihn, darauf verwett ich Kopp und Kragen. Und er muß ihn kriegen, sag ich noch einmal. Wir alle müssen ihm dazu helfen."
Er hob den Arm und faßte einen baumlangen Mann, der vor ihm stand, an der Rockklappe:
„Ich frag bloß dich, Schneidereit, was dir fehlen möcht', wenn wir Sedan nicht feiern. Du verbäckst doch zum Tage deine dreißig Zentner Weizenmehl. Und etliche Tonnen Bier schenkst auch noch aus. Hab' ich recht?"
(Fortsetzung folgt.)
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