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Wie war es möglich, daß der Koffer ein Schild des Schangkaier Hotels trug? Sol- che Zettel wurden doch erst hei der Abreise aufgeklebt, war denn der Koffer nicht ge. stöhlen worden?

Sie besah sich daß Schild genau, es war mit englischen und chinesischen Lettern be- druckt, und es schien sehr oberflächlich be- festigt worden zu sein. Nur der Rand klebte offenbar, denn in der Mitte wellte es sich, und Ivan richtete sich auf. Sie sah sich vorsichtig um. Sie war allein. Vom Hof hörte man das Lachen Malves und Tigerauges. Sie scherzten wohl mit einem der Posten, die dort auf und ab gingen. Diese Posten trugen keine Uniformen und keine Waffen, die man sehen konnte. Selbst beim tiefsten Anflug konnte der schärfste Beobachter vom Flugzeug aus nichts ande­res erkennen, als ein paar lustwandelnde Mönche, einige sich sonnende Bauern. Denn- noch wußten diese Mönche und Bauern zu verhindern, daß Joan einfach auf und da­von ging, und die wilden, streunenden Hun- de dort am Abhang, sie hörten auf den leisesten Pfiff.

Joan trat vom Fenster zurück. Sehr vor­sichtig löste sie den Hotelzettel, der so nach­lässig ausgeklebt war. und ihre Vermutung war nicht falsch gewsen. Ein winziges Stück Papier siel heraus.

Montalt, dachte Joan. und sie hatte plötz­lich keine Lust mehr, diesen Zettel zu lesen. Dennoch faltete sie ihn auseinander.

Gregor/ laS Joan. und es dauerte lange, ehe sie die wenigen Worte zu lesen ver­mochte, die über diesem Namen standen.

Tchen Mai will mich töten. Bitte für

mich. Opfere Dich! Ewig dankbar, ewig

der Deine Gregor/

Gregor Subikow lebte.

Tchen Mai batte es ihr bereits gesagt, aber sie hatte sich geweigert, ihm zu glau­ben; alles in ihr hatte sich dagegen gewehrt. Hier aber sprach nicht Tchen Mai, hier sprach Gregor Subikow selbst. Sie wußte, daß dies seine Handschrift war, eine weiche und doch nicht weibische Schrift.

In dieser Schrift war Gregor Subikow, und er war in dem, was er geschrieben hatte.

-Bitte für mich. Opfere Dich! Ewig

dankbar, ewig

Ewig! Ewig! Ewig!

Gregor Subikow war es nicht schwer, al­les als ewig zu bezeichnen! Wahrlich auch sein Leben war ewig, wenn er -von den Toten anferstehen konnte!

Joan hatte das schmale Streifchen Seiden­papier auf den Koffer gelegt. Sie wußte, sie mußte es zerreißen, statt dessen strich sie es mit einer fast zärtlichen Bewegung glatt.

Er hat mich an Jack Montalt verkauft, dachte sie, jetzt scheut er sich nicht, mich einem gelben Gangsterführer auszuliesern, wenn er nur sein erbärmliches Leben damit retten kann!

Tein erbärmliches Leben!" sagte Joan laut in die Stille der Klosterzelle, zugleich aber dachte sie. daß Gregor Subikows Leben nicht erbärmlicher war als das vieler ande­rer, nicht erbärmlicher als ihr eigenes. Er war feige, ja aber auch sie war feige ge­wesen. Von Montalt hatte sie sich zwingen lassen. Eric zu verleugnen. Aus Angst. Aus einer sinnlosen Angst heraus. Ohne Wort und Gruß war sie damals von ihm ge­gangen, und da hatte sie noch zu hoffen gewagt, daß sie ihn wiederfinden könnte? Eric Amol mochte gescheitert sein, er hatte fort müssen von derHoliday", von der lichten Welt der Tänze, der Promenadendecks und sonnigen Fahrten, er war im Dunkel versunken. Arzt auf irgendeinem kleinen Trampdampfer. Heute. Morgen vielleicht schon ganz gestrandet. Sie wußte es nicht. Nur das wußte sie, daß Eric Äniols Leben nicht erbärmlich war, wie das Gregor Su- bikows und wie das ihre, wie das Montalts

ROLl/eN VON LläR^VITS

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und wie das der meisten anderen Menschen.

Ganz leise öffnete sich die Tür. Joan wollte den Zettel schnell an sich nehmen, das aber hätte nur Verdacht erregt, und waS wußten schon diese stillen, schlanken Mäd­chen. die ihre Dienerinnen waren, von der Bedeutung einer solchen Nachricht?

Erst am Schritt erkannte Joan, daß es nicht Malve oder Tigerauge war, die kam.

Es war Tchen Mai.

Er trug nicht mehr europäische Kleidung. Er hatte die alte Tracht seines Volkes an­gelegt, die ihm etwas seltsam Feierliches gab und ihn um zehn Jahre älter zu machen schien. Er grüßte auch auf die altchinesische Art, indeni er sich selbst die Hände über der Brust schüttelte und wenig den Kopf, der das schwere randlose Käppi trug, neigte. Der Knopf in der Mitte dieses Käppis war nicht schwarz, wie man es sonst wohl sah. er war weiß, und es fiel Joan ein, daß dies ein Zeichen der Trauer war.

Haben Sie Trauer, Tchen Mai?" fragte Joan, indem sie gleichmütig den Seiden­papierzettel an sich nahm und zu einem winzigen Kügelchen formte.

Tchen Mai schien keine Antwort geben zu wollen. Langsam kam er näher, vor dem Koffer blieb er stehen und blickte auf das abgelöste Schild desCathah-Hotels".

Sie haben Subikows Nachricht empfan­gen?" fragte er gleichmütig.

Alles Leugnen wäre sinnlos gewesen. Joan schwieg, und dies Schweigen war so gut wie eine Antwort.

Man unterschätzt mich noch immer/ fuhr Tchen Mai fort, und seine Stimme klang fast traurig,es ist sehr kränkend für mich, wenn Mister Subikow glaubt, er könne Ihnen eine Nachricht zukommen lassen, von der ich nichts erfahren würde. Meint er wirklich, rr könne nnt ein paar Dollars den Kofferboh veranlassen, mir gegenüber zu schweigen?"

Wenn man verzweifelt. Tchen Mai, fragt man wohl nicht danach. Ich nehme an, Sie haben die Zeilen, die nur für mich bestimmt waren, gelesen?"

Verzeihen Sie, Joan, ich habe sie ge­lesen."

Und ist es die Wahrheit, Tchen Mai?"

Was, Joan?"

Daß Sie ihn töten wollen! Ist daS wahr?"

Pflegt Gregor Subikow zu lügen?"

Ja, dachte Joan, er lügt! Er lügt fort­während, hundertmal hat er mich belogen! Selbst hier lügt er, wenn er von ewigem Dank spricht, und daß er ewig der meine wäre! Aber daß er sich bedroht fühlt durch Tchen Mai, das ist keine Lüge. Ich fühle es.

Er lügt nicht," sagte Joan, und Tchen Mai lächelte sehr leise und sehr verächtlich.

Sie haben recht, Joan. Hier lügt Su- bikow nicht. Wir haben ihn zum Tode ver- urteilt."

Wir? Wer ist wir?"

Der Ausschuß des .Bundes der gerechten Vergeltung', dessen Anführer zu sein ich die hohe Ehre habe."

Eine sehr hohe Ehre, Tchen Mai! Und was hat Ihnen Subikow getan, daß Sie ein Todesurteil über ihn fällten?"

Mir nichts. Joan, aber Ihnen."

Ja, dachte Joan. mir wohl ... Er hat mein Leben zerstört. Er hat mich durch alle Schrecken und Aengste gejagt, er hat mich in Montalts Arme getrieben, und so ist er auch schuld, daß ich Eric Aniol verriet. Ihr sielen die Worte ein. die sie einmal zu Mon- ralt gesagt hatte. In dem heißen Hotelzim­mer in Schanghai:Gregor Subikow war der größte Lump, der je eine Frau geküßt hat- Ich weiß es/

Ja, sie wußte es. Auch jetzt. Aber zwi­schen ihren Fingern war ein Stückchen Sei­denpapier, zusammengerollt zu einer win­zigen Kugel. Ein Ruf von ihm.Bitte für mich! Opfere Dich!" Irgend etwas in die­sen Worten war wie eine Melodie, eine Me­lodie, wie nur Gregvr Subikow sie zu spie­len verstand.

Habe ich Ihnen das Recht gegeben, Tchen Mai, Richter über Subikow zu sein?" fragte sie. und ihre Stimme klana lehr hochmüna.

1800 Schwaben fanden de« Weg zu Wagner

OnverZeblicker Msiepunkl cier La^reutker ^ebtspieltsZe

1300 Schwaben haben das Erlebnis Bay­reuths empfangen und mitgenommen in ihr Leben der Arbeit oder der soldatischen Pflicht­erfüllung. Dieses Erlebnis ist für sie so einzig­artig und so völlig überwältigend, baß es erst nach und nach seine volle Resonanz entfalten dürste.

Von der NS.-GemeinschaftKraft durchFreude" wurde das Verständnis für die Waaner-Festspiele planmäßig vorbereitet. Das Amt Deutsches Volksvildungswerk hatte jedem einzelnen Besucher ein Textbuch mit den entsprechenden Erläuterungen in die Hand gedrückt. Von diesem Material haben die Gäste aus Württemberg aus der Fahrt nach Bayreuth noch reichlich Gebrauch ge­macht. ,

Abends in derEule"

Viele verbrachten nach der Ankunft und nach dem Abendessen in der festlichen Ludwig-Sie- Lert-Halle den Freitagabend in der histori­schen KünstlerkneipeEule". Vergan­genheit und Gegenwart sind in diesem kleinen Raum zu einem Ganzen geworden. UeLer allen steht das Bildnis Richard Wagners, und nicht weit von ihm ein Bild von dem erst kürzlich in Stuttgart verstorbenen großen Wagner-Dirigenten Dr. Karl Muck, der dem Meister so ähnlich sieht.

Auch der Einführungsvortrag am Samstag in der Ludwig-Siebert-Halle bildete das Mittel der lebendigen Ansprache. Dicht­besetzt war die Halle mit den Gästen aus Württemberg. Hier sprach Otto Daube (Detmold), als Leiter des Bahreuther Bundes der deutschen Jugend und erfahrener Vor­kämpfer der Wagner-Bewegung gewiß der be- rusene Mann. . .

Die festliche Aufführung ^ -MM/

Nachmittags standen die Gäste des Führers auf dem Festspielhügel und schauten über die Stadt, und in diesen besinnlichen Stunden dankten alle Männer und Frauen dem Füh­

rer, dem sie das einmalige Erlebnis verdanken. Dann trat erwartungsvolle Stille ein. stumm sehen sie zu, wie die Türflügel den Weg in den Kestspielhausraum freigeben.

Auch werRheingold" schon kannte,

wurde v ' "

die beist

lungsstil. . .. , .

gen, die daS Ergebnis idealer Gemeinschafts­arbeit ist.

Aus der Tiefe der geschloffenen Bühne strömt der Elementarton des unsichtbaren Orchesters. Die Themen sind den Gästen be­reits vertraut. Aber wie übermächtig erklin­gen sie hier. Nun gibt der Vorhang die Büh­nenbilder von Praetorius frei. Eine ungeheuer gesteigerte Wirklichkeit. In der grünlichen Dämmerung ragen schroffe Felsenriffe aus der Tiefe auf, feine feuchte Nebel geben dem Raum den übermächtigen Zauber, und alles das, wie die hell erstrahlende Bergeshöhe von Walhall bannt die Gäste bis zum Schluß.

Dann geht langsam der Vorhang zu. Es ist still, feierlich still in dem hohen Raum mit seinen fahlen Bogenlampen, und dann bricht der Beifall los, der zum Echo der erschütter­ten Gemeinschaft wird.

Vor dem Festspielhaus werden die führen­den Männer der Partei und Wehrmacht mit Achtung gegrüßt, lieber das Erlebnis selbst schweigen sich die Menschen noch aus, es war zu überwältigend. Erst allmählich lösen sich die Zungen. Und da in der großen Fest­spielhaus-Gaststätte bereits die Tische gedeckt sind, nehmen die Dinge des Alltags langsam festere Formen an. Arbeitsmaiden in blauer Tracht mit rotem Kopftuch bringen Esten und Trinken.

Das festliche Erlebnis behält seinen Glanz. In den Herzen klingt die Größe des Erlebten übermächtig nach; sie find der wahren Kunst für ihr ganzes Leben erschlaffen worden.

Otto Klein

so hochmütig, daß Tchen Mat raiMSM dM Blick senkte.

Sie haben mir noch nie etwas gegeben, Joan. Dies Recht aber habe ich mir ge- nommen. Ich hätte mir anderes nehmen können. Ich habe mir auch daS Nechr ge­nommen, Sie von Montalt zu befreien. Er hat sich heute nach den Staaten eingeschisft, vier Stunden, ehe daS Ultimatum, das ich ihm gestellt hatte, abgelausen war. Mon--

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talt war viel zu klug, um ein Ultimatum, das von mir kam, in den Wind zu schlagen/

Und Subikow? Haben Sie auch Subikow ein Ultimatum gestellt, und hat er es ge­wagt, cs nicht einzuhalten?"

Ich habe Subikow kein Ultimatum ge« stellt. Ich habe ihm nur mitgeteilt, daß sein Name auf der TodeSliste des Bundes steht. Das genügt."

Steht mein Name vielleicht auch aus die­ser Liste, Tchen Mai? Sie dürfen es mir ruhig sagen. Vielleicht wäre es nicht das schlimmste, getötet zu werden."

Joan Brethly hob die Schultern in jener lässigen Art, von der Tchen Mai nicht wuß­te, ob sie nicht ein neues Zeichen der Verach­tung bedeutete. Sie sah ihn nicht mehr an, sie ging zum Fenster und blickte hinab ins Tal. Dort am Ufer lag die Dschunke Tchen Mais. Eine unter vielen. Ein harmloses Boot. Die Särge hatte man aus der Fahrt ausgeladen. An zahlreichen Ankerplätzen. Immer ein paar. Und stets waren sie von weißgekleideten Leidtragenden in Empfang genommen worden. In der Heimaterde zu ruhen, einziger Wunsch dieser armseligen Kuli, die in Schanghai an der Schwindsucht zugrunde gegangen waren, und deren be­scheidener Nachlaß nicht dazu langte, die Leiche sogleich m das heimatliche Dorf zu ge­leiten. So mußten sie warten. Wochenlang.

(Fortsetzung folgt.)

kiri'

Günstiger Stand der Eiererzeugung

In diesem Jahre hat sich die Legetätigkeit der Hennen und die Eiererfaffung für dev württembergischen Markt bis jetzt kaum merk­lich verringert. Die Hauptlegetätigkeit hat allerdings auch später als in früheren Jahren eingesetzt, weshalb auch die Zeit des großen Anfalls ans unserer einheimischen Erzeugung diesmal länger andauert. Die Versor­gung war in Anbetracht der guten Zufuhr wiederum reichlich. Durch Zuteilung frischer Auslandseier ergänzt, wickelte sich die laufende Versorgung des württembergischen Eiermark­tes weiterhin geordnet ab.

Prämiierung von Obstanlagen

Zur Förderung des Obstbaues veranstalt:' die Landesbauernschaft Württem­berg alljährlich eine Prämiierung von Obst-

-scywao. Pli», Povcilllrlul, He»vvv,»l, sr»»' zelsau, Stuttgart und Waiblingen statt. Alle Obstbauer dieser Kreisbauernschaften können sich um die Prämiierung ihrer Obstanlagen bis zum'-ö. Juli bei den zuständigen Kreis- baumwarten bewerben. Es wird dabei zwischen landwirtschaftlichem Obstbau und Gartenobstbau un terschieden. _

M.-krss«- WUrttsmdsis 6wbS. 6cs»mUcUuvz O. S »»» » s r, Ltiittestt, k>i«äricdst,. 13. Vvrl»zsl«iter unä övdrikc- lsltsr S. 8 « d « « > s, VciI»8:-«ci>v»r»i-»>S-V»od>

6mdS. Druck: >, vel-edM-cr'-cks vuckckriirkersi 2. 2t. krsi-Ii-ts S «UM«

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