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mit äer Beilage!

Unsere Heimat"

Begründet 1888

Nagoläer Oagblatt

mit illustrierter Sonntagsbeilage

Feierstunäen"

Schristleilung, Druck mid «erlag von ». W. Datier ,«karl Zatier) Nagold.

Samstag de« 11 Oktober 1924 F-rnsprech-c Nr 29

«rrbreitctstr Zeitung,« OberamtSbezirt. Au- »eigen find daher von beste« »rfolg.

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Trlegramm-Adreff«: Gesellschafter Ragold,

Postscheckkonto: Stuttgart 811».

98 . Jahrgang

! Deutsche Worte für unsere Zeit. ?

!Alles, was die Franzosen von natürlicher Grenze » i sagen, und worunter sie jetzt die Schelde und die Maas i 1 und den Rhein verstehen, später vielleicht die Weser und dann i » die Elbe verstehen werden, bezieht sich nicht im mindesten » i auf die Sicherheit ihres Staats, sondern aus die Sicher- i s heit ihrer Oberherrschaft. Jene ist noch niemals bedroht I » gewesen,' dagegen ist freilich nicht zu leugnen, daß, wenn » s Frankreich durchaus über Europa herrschen soll, wie es * f in den dreizehn ersten Jahren dieses Jahrhunderts ge- s ! tan hat, es den Rhein wiederhaben mutz; nur um jene j ! F-°«e handelt es sich noch." Clausewitz 1831. l

Die Mossul-Frage

Eine der wichtigsten Fragen des Orients, die noch ihrer Lösung harren, ist die Mossul-Frage. Der Vertrag von Lau­sanne hatte sie ausgeschieden und zum Gegenstand zukünf­tiger türkisch-englischer Verhandlungen gemacht. Inzwischen war ein Vertrag zwischen England und Irak geschlossen wor­den, Kraft dessen das erstere in zukünftigen englisch-türkischen Verhandlungendie Rechte Iraks auf Mossul" mit allen Mtteln zu behaupten und zu wahren sich verpflichtet hatte.

Vom 19. Mai bis zum 9. Juni fand in Konstantinopel die englisch-türkische Konferenz statt zwecks Lösung der Mos- sulsrage.

Die Konferenz verlief erfolglos. Keiner der beiden Staa­ten wollte irgendwie nachgeben. Nun hat England die Streit­frage zur Entscheidung dem Völkerbund unterbreitet, wie es der Lausanner Vertrag vorgesehen hat. Anfangs wollte die Türkei, die nicht zu den Mitgliedern des Völker­bunds zählt, nicht nach Genf gehen, sie hat dann aber doch eue Abordnung geschickt. An ihrer Spitze stand Fehti-Bey. Wie der Schiedsspruch des Völkerbunds, dem jetzt die Frage unterliegt, ausfallen wird, wird wohl die nächste Zukunft zeigen. Fehti-Bey hat dem Völkerbund eine Denkschrift unter­breitet, worin er die Rechte der Türkei auf Mossul beweist, und zwar sowohl hinsichtlich der Art der Bevölkerung, der geographischen Lage des Landes, der politischen Einrichtun­gen und der geschichtlichen Ueberlieferung. Fehti-Bey hat sich auch den Berichterstattern der Zeitungen gegenüber in dem Sinne geäußert, daß die Mossulfrage durch Volks­entscheid gelöst werden solle. Aus denselben Gründen aber glauben die Engländer, Mossulfür Irak" weiter be­halten zu können. In diesem Sinn haben auch sie dem Völ­kerbund eine Denkschrift zugehen lassen. Der englische Stand­punkt geht dahin, daß es überhaupt keinen Streit über.Mos­sul geben könne, es handle sich nur um die Grenzlinien zwi­schen Irak und der Türkei nördlich von der Provinz Mvssul.

England wird auf Mossul nicht verzichten wollen, und zwar nicht allein, well Mossul ein Teil von Mesopotamien ist, auch nicht nur well über Mossul die Bagdadbahn der kürzeste Verkehrsweg nach Indien geht, sondern auch aus zwei noch wichtigeren Gründen. Mossul ist der Mittelpunkt der reichsten Erdölqnellen der Welt, die noch auf ihre Aus­beutung harren. Diese Gegend befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft der persischen und kaukasischen Oelfelder. Die Entdeckung der Quellen von Mossul gebührt den deutschen Forschern. Deutschland hatte auch die Konzession auf all die Vodenreichtümer erlangt, die sich in der 20-Kilometer-Zone rechts und links von der Bagdadbahn befanden. Unmittel­bar vor dem Ausbruch des Weltkriegs war eine deutsch­englische Uebereinstimmung zustande gekommen, wonach englische und deutsche Gesellschaften gemeinsam die mesopotamischen Oelquellen ausbeuten sollten. Nach dem Krieg änderten sich die Verhältnisse. In der Konferenz von San Remo 1920 erlangte Frankreich den deutschen An­teil an den mesopotamischen Quellen. Später sind aber auch die Vereinigten Staaten aufgetreten, die alles da­für zu geben bereit sind, um nur neue Oelfelder zu gewinnen. Während der ganzen Dauer der Lausanner Konferenz Hot der amerikanische Vertreter undBeobachter" Child den Standpunkt deroffenen Tür" vertreten und verteidigt.

Es handelt sich hier aber auch um die kurdische Frage. Das Mossul-Geb'et ist mehr kurdisch als arabisch. Die Zahl der Kurden beläuft sich dort auf etwa 460 000. Die andern Völkerschaften sind in der Minderheit: Araber 190 000. Türken 67 000, Christen (meist Chaldäer) 65 000, Juden 20 000. Gerade darum, weil Las Mossul-Gebtet kur­disch ist die Kurden selbst halten es lieber mit den Tür­ken als mit den Arabern oder gar den Engländern wollen we Türken es um joden Preis wieder im Rahmen ihres Neichs haben. Die größten Massen der Kurden wohnen in den <m Mossul angrenzenden Gebieten der Türkei: Diar- bekir. Hekk iari und Bitlis. Die Türken wollen unter allen umständen vermeiden, daß das Volk der Kurden in zwei Deile zerrissen werde, wie es durch die Wlllkürlichkeit des Fnedensvertrags von Sevres geschehen ist. ebenso wie man durch den Vertrag von Versailles 11 Millionen Deutschs unter fremde Herrschaft gebracht hat. Das wehrhafte Kur­denvolk wird sich auf die Dauer die Zerreißung nicht ge- lassen, und so ist mit dem Vertrag von Sevres ein Herd fortdauernder Kampfe an der Ostgrenze der Türkei ge­

schaffen worden, der das junge türkische Reich nie zur Ruhe kommen lassen und es in seine innere Festigung unterbinden würde. Das war wohl die politische Absicht des Ver­trags, und dagegen webrt sich die Türkei begreiflicherweise mit allen Kräften. Die Kurden haben sich inzwischen wieder­holt gegen das von England vorgeschobene arabische Schat­tenkönigreich der Irak erhoben und den englischenSchutz- truvpen" Gefechte geliefert.

Zeppelin!

Ein Iubelsturm scholl durch das leidstille Land, Durcheilte das Reich wie ein lodernder Brand,

Ließ Meister wie Lehrbub die Werkstatt verlassen Hinaus zu den andern auf Plötzen und Gaffen,

Mir leuchtenden Augen, zum Himmel gereckt:

Wer hoch ihn im Lichte als erster entdeckt,

Zeppelin l

Aus deutschen Gedanken erwuchs ihm Gestalt, Deutsch war das Beharren trotz Schicksalsgewalt! Verspottet, bezweifelt» wie hat er gelitten,

Der Alte am See einst, und dennoch erstritten Den Platz au der Sonne, von mauqem begehrt.

Du, Volk, gleichen Stammes, sei trea seiner wert! Zeppelin!

Erspähst du den Namen am schimmernden Bau?

Den Namen der Heimat? Zch sah ihn genau!

Er steht nicht geschrieben und dennoch zu lesen,

Und kündet bald drüben von deutschem Genesen;

And stärkt in den unfern erschütterten Stolz:

Wir sind von dem gleichen, dem kerndeutschen Holz, Zeppelin!

Rolf Römer.

Eine trauerbange, schmerzliche Stunde ist eS für jeden Deutschen, wenn er erfahren muß, daß L. Z. 126, unser Zeppelin Luftschiff von den deutschen Gefilden hinwegetlen mußte, hinüber übers Weltmeer ins Land der Dollars. Viel­leicht ist es, wenn diese Zeilen zu unseren Lesern kommen, schon aufgestiegen zu seinem letzten Flug über Deutschlands Erde. Eine Begeisterung ohnegleichen erfaßte die deutschen Herzen, wenn sie den stolzen Riesen majestätisch in den Lüf­ten fliegen sahen, allüberall war Freude, Bewunderung und Stolz, auch dort, wo das Auge nicht selbst Zeuge sein durfte von dem Wunderwerk deutscher Technik, wo nur die nüchter­nen Buchstaben Kunde gaben von dem Werden und Blühen dieser deutschen Meisterschöpfung, schlugen die Herzen in warmer Anteilnahme für das Werk, das deutscher Fleiß, deutscher Wagemut deutscher ErfindungSgeist in stiller, zäher Arbeit vollendet hatte.

Wie jubelten alle deutschen Herzen bet der großen Deutsch- landsahrt, dieser Glanzleistung deutscher Technik! 3700 Klm. in 32 Stunden, ohne Aufenthalt, ohne Defekt! heil und un­versehrt kam es wieder zurück. Ja, deutscher Mann und deutsche Frau, ihr deutschen Kinder, seid stolz auf dieses deutsche Werk!

*

Es ist nicht mehr unser. Wir müssen es einmal wieder brennt auch in sonst gleichgültigen Herzen die Schmach des Versailler Vertrags auf weggeben. Alles, was dieses Luftschiff sagt und ist. gehört von jetzt ab einem andern Volk. So vollkommen und zuverlässig hätten es ja die andern nie fertig gebracht, niemals! Darum nimmt man es uns.

Ein Gefühl ohnmächtiger Wut packt jeden Deutschen, wenn er über all diese Schmach und Unterdrückung nachdenkt. Und doch können und müssen wir nur still die Fäuste ballen und wir müssen unsere ganze Kraft auf die möglichst erreich­bare Veränderung unserer Notlage verwenden. Daß diese Veränderung einmal kommen wird, dafür ist uns L. Z. 126 Bürge. .

Während die Ententestaaten in der Entwicklung der Luft­schiffahrt freie Bahn haben, ist uns durch die Bedingungen des Versailler Vertrags die Möglichkeit zum Bau großer Schiffe genommen.

Und doch haben sie, die Ententestaaten, uns die Füh­rung in der Lustschiffahrt noch nicht entreißen können.

Du, stolzer Wolkensegler, bist uns das lebendige Wahr­zeichen dafür, daß deutsche Geisteskraft, deutsche Technik und deutsche Arbeit unser Volk einst wieder zu der Stellung führen wird, die ihm gebührt!

Glück auf zur Ozeanfahrt!

k?.

Abruslungs"-Zahlen

Von Oberst a. D. Hans Zw eng er

Zahlen sind langweilig, sagt mancher; aber Zahlen be­weisen, und drum möchte ich heute einmal eine Reihe von Zahlen bringen über die Heeresstärke der Staaten, die am meisten von Abrüstung reden und über deren Vasallen. Vor­weg aber sei die nach dem Versailler Schanüvertrag uns be­willigte Truppenzahl erwähnt.

Deutschland hatte 1914 eine Friedensstärke von 782 000 Mann mit 633 leichten, 190 schweren Batterien und 232 Flugzeuge. Jetzt hat es 100 000 Mann, 72 fertige leichte, aber keine schweren Batterien, kein einziges Flugzeug, keine Kampfwagen, und nur 1134 leichte, sowie 792 schwere Ma­schinengewehre.

Frankreich hatte 1914 eine Friedensstärke von 762 000 Mann also fast soviel wie Deutschland, obwohl es über 20 Millionen Einwohner weniger hatte. Hierzu gehörten 705 leichte und 148 schwere Batterien, sowie 132 Flugzeuge. Außerdem bezifferten sich die Farbigen schon auf 120 000 Mann. Wieviel es heute sind, läßt sich nicht feststellen. Aber die heutige Friedensstärke der weißen Truppen beträgt 785 924 Mann mit 328 schweren und 478 leichjen Batterien, 1370 Flugzeugen, 5806 Kampfwagen, etwa 28 600 leichten und 10 500 schweren Maschinengewehren.

Polen hat heute 250 000 Mann mit 322 leichten, 99 schweren Batterien, 220 Flugzeugen, 160 Kampfwagen und schätzungsweise 6500 leichte, sowie 5280 schwere Maschinen­gewehre. ' Es ist aber im Begriff, seine östlichen Grenztrup­pen um 5 Brigaden zu vermehren. Tschechien unterhält 200000 Mann mit 207 leichten, 115 schweren Batterien. 500 Flugzeugen. 60 Kampfwagen und rund 2500 leichten, sowie 1500 schweren Maschinengewehren. Jugoslawien, das frühere Serbien, hatte 80 000 Mann Friedensstärke im Jahre 1914, dabei 61 leichte und 9 schwere Batterien. Jetzt zählt die Armee 130 000 Mann mit 159 leichten, 72 schweren Bak­terien, 70 Flugzeugen und etwa 2500 leichte, sowie 1000 schwere Maschinengewehre.

Oesterreich kommt beim Vergleich nicht in Betracht. Cs hat heute nur 21 000 Mann mit 26 leichten Batterien, kein Flugzeug, keine Kampfwagen, nur 756 leichte, sowie 378 schwere Maschinengewehre.

Ungarn und Bulgarien sind etwa auf demselben Stande der Ausrüstung wie das jetzige Oesterreich.

Rumänien dagegen, das 1914 eine Friedensstärke von 98 139 Mann hatte mit 140 schweren und 2 leichten Batte­rien, unterhält heute 125 000 Mann mit 234 leichten, 162 schweren Batterien, 150 Flugzeugen, 84 Kampfwagen, 4000 leichten und 2000 schweren Maschinengewehren.

Belgien, das bei Beginn des Krieges 60 000 Mann hatte, unterhält jetzt 79 500 Mann und hat statt der damaligen 41 leichten Batterien heute 96 leichte und 32 schwere. Die Flug­zeuge sind von 46 aus 257 vermehrt. Hierzu kommen 150 Kampfwagen, rund 3500 leichte und 1400 schwere Maschinen-l gewehre. Italien hatte früher 313 000 Mann mit 24Ä leichten, 20 schweren Batterien und keine Flugzeuge. Heute! hat es 250 000 Soldaten, rund 400 000 Faschistenmiliz, 279 leichte, 144 schwere Batterien, 75 Flugzeuge, 100 Kampf­wagen und etwa 6000 leichte, sowie 3000 schwere Maschinen­gewehre.

England, das 1914 eine Friedensstärke von 125 000 Mann hatte und außerdem die 250 000 Wann starke Terri- torial-Armee, hat jetzt 156 000 Mann mit 187 000 Terri­torialtruppen. Die Batterien sind von 77 leichten und 6! schweren um 82 leichte und 30 schwere vermehrt worden, di«! Flug,zeuge von 20 auf 650. Außerdem hat es 300 Kampf­wagen, 4000 leichte und 2000 schwere Maschinengewehre. Eine weitere Vermehrung der Flugzeuge steht mit Rücksicht auf die Ueberlegenheit der französischen Lustausrüstung bald bevor.

Amerika hatte 1914 außer einem stehenden Heer von 91461 Mann noch 121 743 Milizen, heute ist die Friedens­stärke 120 000 Mann und 163 261 Milizen. Statt der 36 leichten Batterien von 1914 hat es jeßt 108 leichte und 108 schwere Batterien, damals. keine, jetzt 600 Flugzeuge, eine unbestimmte Menge von leichten und 1344 schwere Maschi­nengewehre.

Betrachten wir zum Schluß noch Rußland. Es hatte 1914 ein stehendes Heer von 1 385 000 Mann mit 543 leichten, 24 schweren Batterien und keine Flugzeuge. Heute zählt das stehende Heer rund 725 OM Mann mit 196 leichten und 181 schweren Batterien, 500 Flugzeuge, IM Kampfwagen und etwa 6500 leichte, sowie MM schwere Maschinengewehre.

Wenn man diese Zahlen überblickt, so sieht man, daß heute, zurzeit der Völkerbunds-Friedenstagung, die Welt in Waffen starrt. Rur Deutschland steht machtlos, allem preis­gegeben in der Mitte.

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