DIÄ-Nir
Bestellungen nehmen ijmtliche Postaustallen rsd Postboten entgegen
Se»«qSprsiS monatlich 1.60 rüychl. rrSgrrlohn. rtnz--Nr. 10 «oldpfge., Snmdpreis f. Anzeigen: Die einspaltige Zeile aus -ewSHMcherSchriftoker Heren Raum 18 Told- pfennige, Reklamen 35 -oldpfennige, Familien» M».10»oldpfmnige. Bei -erichtl. Beitreibung und Konkursen ist der Rabatt hinMig.
Rr. 215
Amks- MS MretzeLM fSr Lev SderMlsbeM LagslÄ
mit cier 3eilage
„Unsere Heimat"
Gegründet 1826.
Nagoläer Oagblatt
mit illustrierter Sonntagsbeilage
„Zeierstunäen"
Schrtftlsitung. Druck und Brrlag oon ». W. Zatfki (N-rl Zatieri scagol«.
Freitag de« 12 . September 1924 Fernsprecher Nr 29
«erbrenetstr üenung!» Ober«» tSbrzirk. — An zeigen fird daher von beste» Erfolg.
Sv» >«m. Uustro«» »>« «»rl«t «»»ihr üb«r»»s>«-u. « »ir» r«ü-«» »Sbr »as» »b«n»m«'u< tat »»,»;««' «d,r in
ruöeilb«» ,»» an »«» k-- »ümchte» Stell« ns-»in«, Ku Falle« «r> bS-erer »alt besteht UM «uf»»»«» »»! Ziefenmg «er LetttMß »brr lM! n«ll»ahl»no t.s«»»e»ve»a-e
relegramm-Adrefs« »efellschafte« Nagold.
Postscheckkonto: Stuttgart S1IS.
98 . Jahrgang
Tages yiegel
Zn ^Ä^elbsrg wurde MN Mittwoch der Deutsche Iurislea- kaq ekössnet.
Im französischen Staatshaushalt für 1924 wurde ein Fehlbetrag von 2 Milliarden Franken fcskgesteSt. der sich durch die Erhöhung der Beamtengehälter und Löhne ans 3 Milliarden steigern wird.
In Hornchurch (in der östlich von London gelegen Grap schafi Essex) wird ein neuer Flugplatz für Kampfflugzeug« errichtet, die den Schuh Londons bei Tag und Nacht zu übeo nehmen haben. "
In Neapel zerstörten Feinsten d«s Vereinslokal der re-s tzienragsfeindl'che Gruppe «Jtalia Liverno" und verprügelten die Anwesenden.
Die bolschewistische Regierung hak 24 Führer der Geor- gier, die sich -regen die SowjetregreruNg erhoben hatten, er- Wetzen lassen.
Nach der Entschließung
Nach der Reichstagsabstimmung vom 29. August schreibt Reichsminister des Innern, Dr. Iarr es in der „Köln. Ztgch m einem RüMlick ans die letzten zwanzig Monate:
Der Mioehrkampf an Rhein und Mchr, der »passiv« Widerstand" in den ersten acht Monaten des Jahrs 192Z hat trotz aller Kritik den Wendepunkt für das Rheinland gebracht. Wäre dieser Kampf nicht ausgenommen und mit so viel Opfersinn und Zähigkeit geführt worden, so wären wir zweifellos nicht so weit wie heute. Das wird leider angesichts der großen Opfer, die uns dieser Kamps kostete, vergessen. Gewiß ist der Kamps nicht glücklich ausgegangen. Er hätte nach meiner Üeberzeugung weit besser endigen können, wäre er weniger breit angelegt, aber an den entscheidenden Punkten, namentlich im Anfang, mit größerer Entschlossenheit und Rücksichtslosigkeit geführt worden. Daß er unglücklich endete, hatte seinen doppelten Grund: eimnal in dieser zu breiten und damit über unsere Kraft hinausgehenden Anlage, zweitens in dem Umstand, daß die fremden Mächte, namentlich England, trotz Anerkennung unseres Rechts sih auf bloße Erklärungen zu unseren Gunsten beschränkten und uns wirklich helfende Vermittlung und Einmischung versagten. Erst am Tage des Rücktritts des Kabinetts Enno «folgte jene viel zu wenig beachtete amtliche Stellungnahme der englischen Regierung, die in selten scharfer Form die Mderrechtlichkeit des französisch-belgischen Einbruchs brandmarkte. Es lag in der Natur der Dinge, daß diese amtliche Erklärung der englischen Regierung infolge des Regierungswechsels in Deutschland viel an ihrer Wirkung einbüßte.
Ms dann der passive Widerstand aufgegeben wurde, gingen die Meinungen darüber auseinander, welche Politik eunmehr einzuschlagen sei. In der entscheidenden Sitzung m der Reichskanzlei im September 1923 habe ich mit einer Minderheit die Auffassung vertreten, die Ehre und die Interessen des deutschen Volks geböten es, der Welt zu «klären, daß wir zwar im Widerstand am Ende unserer Kraft seien, Laß wir uns aber angesichts der Rechtslage, die auch England in aller Form festgestellt habe, bis zur Wiederherstellung Vertrags- und Völkerrechts mäßiger Zustände Frankreich und belgien gegenüber nicht an den Fr jeden s- »ertrag gebunden halten können. Ich habe damals die Befürchtung geäußert, der Ve'rständigungsrveg Dtresemanns) mit dm Einbruchsmächten werde nach Abbruch des passiven Widerstands nicht zum Ziel führen, es werde vielmehr eine weiters völlige Zermürbung der Wirt- chaft im besetzten Gebiet eintreten, der passiv Widerstand werde von uns auf die Gegenseite übergehen und das Reich bald in die Unmöglichkeit bringen, dem besetzten Gebiet sc tzl helfen, wie es möchte und müßte. Zweck und Sinn unseres Vorschlages einer Aufhebung unserer Verpflichtunger »us dem Friedensvertrag war keineswegs der, das besetzt« Gebiet im Stich zu lassen oder gar von uns zu lösen, sondern vielmehr der, auf diesem Wege die internationale Lösung schnellstens herbeizuführen, die der passiv« Widerstand nicht herbeigeführt hatte. Daß nur auf diesen Weg internattonaler Einmischung eine Lösung gesunder werden könne, war wohl allen Beteiligten klar. Denn de: Weg der Befreiung mik den Waffen, den gewiß jede, Deutsche von Stolz und Temperament gern singeschlager hätte, war dem wehrlosen deutschen Volk sa versagt.
Unser Vorschlag fand damals nicht den Beifall der Re Mennig. Mit -der Minderheit habe ich mich dem damali- M Beschluß gefügt, um einen andern Weg internationale! Losung zu suchen. Wenn in deutschnationalen Kreisen cmci heute noch jene Politik der Lossagung vom Fried-ensvertrac »ertreten wird, io verkennt man, daß der psychologisch« Augenblick dem Ausland und Inland gegenüber vorbei mar m dem man sich mit Erfolg zu solchem Schritt entschließe! '*»'ntc. ihn m können beim Einstellen der
prWven Widerstandes, als die Wett noch unter Dem srycyer Andruck des uns angetanen ungeheueren Unrechts stand, und unsere Wirtschaft in vollem Zerfall war.
Wenn damals im September 4923 die Mehrheit unseren Vorschlag nicht folgte, so hoffte man auf den „ehrlichen Verständigungswillen" des Gegners, der durch den Mund Poin- eares kurz vorher erklärt hatte, „die Welt werde sich über die Großmut Frankreichs wundern, wenn nur erst de) passive Widerstand aufgegeben sei." Die nächsten Monat« haben bewiesen, was von -der Großmut zu halten war. .Di« dunkelsten Proph-ezeihungsn über die weitere Zermürbunc der rheinischen Wirtschaft und der staatlichen Verwaltung im besetzten Gebiet gingen in Erfüllung. Die trostlosen Zustände im besetzten Gebiet, verstärkt durch den völligen Zusammenbruch der deutschen Währung, hat der Reichsministei des Auswärtigen in seiner Reichstagsrede vom 28. Augus in ihrer ganzen Furchtbarkeit geschildert. Das Heer der Arbeitslosen erforderte unglaubliche Summen, welche in di« Rheinlands gepumpt werden mußten, ohne daß der erschlaffte Reichssäckel auch nur einen Pfennig aus dem besetzten Gebiet an Steuern und Abgaben bezog. Die Wirtschaft kam nicht in Gang: fortgesetzt erfolgten Beschlagnahmungen in ungeheurem Wert. Das besetzte Gebiet bliek »om übrigen Deutschland durch Zollschranken und rücksichtslos gehandhabte Verkehrssperren getrennt, das gewaltig« Verkehrsnetz, namentlich des rheinisch-westfälischen Jndustrie- bezirks, blieb losgelöst vom deutschen WirtschastÄeben. De: NÄchsfinan,Minister war in -der verzweifelten Lage, nich einmal für den folgenden Tag sagen zu können, ob die not wendigsten Hilfsmittel für das besetzte Gebiet zur Derfügum gestellt werden könnten. In dieser entsetzlichen Zwangslag« mußte das Reichskabinett zu einer gewissen Drosse iun g der Zahlungen für das besetzte Gebiet über zehen. Da die Verständigung mit den Einbruchsmächter erfolglos geblieben war, kam es nun darauf an, die Unhalt- irarkeit der Zustände dem deutschen Volk, aber nock mehr der ganzen Welt klarzulegen. Die maßgebender Auslandregierungen wurden von der Lage in Kenntnis gesetzt, um so eine internationale Lösung vorzubereiten. Das ist gelungen. Allmählich gewann nicht nur das neutral« Ausland, sondern auch England und Amerika die Ueber- zeugung, daß es sich nicht nur um einen Streit zwischen Deutschland und den Einbruchsmächten, sondern um eine Wirtschaftliche Frage von europäischem, ja Weltausmah handle. Auf diese Weise setzte sich der amerikanische Vorschlag eines Sachverständigengutachtens durch, der in dem sogenannten Dawesbericht greifbare Form annahm und damit die Grundlage zu einem internationalen Pakt schuf, der in dem Londoner Protokoll feinen Abschluß fand. Die Leidenszeiten des Uebergangs mußten von dem besetzten Gebiet in Kauf genommen werden. Sie bedeuteten für das Rheinland weitere Monate schwerer Sorgen und Nöte. Durch die verbrecherischen Umtriebe der Sonderbündler wurde diese Notzeit noch in häßlichster Weise verschärft. Schwere Gefahren für die Einheit des Reichs und der beteiligten Länder wurden heraufbeschworen. Daß diese Gefahren überwunden wurden, ist der Treue und Standhaftigkeit der Bevölkerung des -besetzten Gebiets, nicht minder aber auch der Festigung der wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse im Reich zu danken. Ohne die Festigung der Währung durch die Rentenmark, oohne die mit Rücksichtslosigkeit durchgeführte Ordnung des Reichshaushalts, ohne die Wiederherstellung der Reichs- und Staatsautorität gegenüber Aufruhr und Zuchtlosigkeit wäre dieses Ziel nicht erreicht worden. Das, was das Londoner Abkommen dem deutschen Volk bringt, ist gewiß furchtbar schwer, und mancher ist sich über die Tragweite der von uns übernommenen Lasten noch gar nicht klar. Der Weg der Deutschen geht auch für die kommenden Jahre noch durch Leid und Dornen. Wer eines ist erreicht, nämlich hie Loslösung des besetzten Gebiets aus den unerträglichen Fesseln einer Entschadi- gungsprovinz und die Uebernahme der Hauptkriegslast von einem einzelnen, ohnehin schwergeprüften Volksteil auf das ganze deutsche Volk. Damit ist eine Zeit abgeschlossen, die ungeheure Gefahren für den Reichsbestand in sich schloß, und aus der sich das deutsche Volk doch im ganzen in Ehren gerettet hat.
Ein neuer Weltkrieg?
Der Kampf um Schomghoö
Ist ein neuer Weltkrieg im Werden? Me Kabel und Funksender verbreiten täglich aufregendere Meldungen über den chinesischen „Bürgerkrieg" um Schanghai. Aber zwischen den Zeilen der Telegramme liest man deutlich, daß sich im fernen Osten ein gewaltiges Ringen der Großmächte abspielt. Amerika, England und Japan sind die Verfechter des Gedankens, China zu zerschlagen. Nur ein uneiniges Reich der Mitte dient ihren Absichten. Ihr Werkzeug ist der Verteidiger Schanghais, der Rebellengenerat Lu-Dun g h - Si a n g, der zusammen mit dem Mili- targouoerneur von Tschekiang durch die Pekinger Regierung abaffekt worden ist.
^roeriacyer Lu-Pungh-Siangs, der MMMrgouver- neur von Kiangsu, ist beauftragt, einen Strafzug gegen di« Revolutionäre zu unternehmen. Er kämpft für di« Einheit Chinas. Hinter ihm stehen Frankreich und RuUand. Sein Heer verfügt denn auch über französisch« Waffen und russische Offiziere und Flugzeuge. Frankreich
trc-'-mg der Großmächte aus dem fernen Osten ist.
Die Großmächte, die hinter den chinesischen Revolutionären stehen, betreiben, wie gesagt, die Aufteilung Chinas im Einslußgebiet. England sucht dabei seine Beute im Süden, Japan die seinige in der Mandschurei, insbesondere in der ostchinesischen Eisenbahn. Der bekannte Sunjatsen Präsident von Südchrna, hat eine Kundgebung erlassen, di« ->ch aufs schärfste gegen die „englische Herrschaft" ausspricht. An Mac Donald richtete er -einen Einspruch gegen die Absicht der Mächte, ihre Flottenkräfte m das Kampfgebiet ,Hi schicken. Tatsächlich Hai die englische, japanische und amerikanische Regierung den chinesischen Außenminister Dr, Wellington Koo benachrichtigt, sie würden nicht dulden» daß eine Seeschlacht im Hafen von Schanghai stattfinde: Die Seeschiffe der Mächte sind bereit, sofort anzugreffen, wenn die Chinesen trotzdem versuchen sollten, zur See zu kämpfen, wobei nicht übersehen werden darf, daß die chine- Nche Kriegsflotte nicht viel mehr rechnet als etwa die von Marokko oder Montenegro, daß aber Schanghai riesige Docks und Marinewerkstätten, sowie das größte Kriegsarsenal Chinas, das Kianguan-Arsenal, besitzt.
«Kn China-Engländer, der „Times"-Verichterstatter in Hongkong, teilt der europäischen Oeffentlichkeit mit, daß Sunjatsen, der seine Truppen nordwärts zur Unterstützung der Tschekiang-Regierung entsandte, „deutsche und russische Ratgeber" habe. Die vor einiger Zeit abgehalten« Trcmsportarbeiterkonferenz in Kanton sei von einem Deutschen eingeleitet worden ... So wird also versucht, Deutschland in die chinesischen Wirren hineinzuziehen.
Gegenüber diesem Lügemverk ist festzustellen: Deutschland hat, allerdings genau wie Rußland, seinen Frieden und seinen Vertrag mit China gemacht. Sich politisch zu einer dev Mächteporteien im fernen Osten schlagen zu lassen, besteht auf deutscher Seite sicherlich nicht die mindeste Neigung. Der deutsche Ehinahandel ist wieder erfreulich im Aufblühen be« griffen. Im bedrohten Shanghai befinden sich 150 9 deutsche Landsleute. Wer schützt fie? Im großer, NmrMe-Becken sind in den letzten zwei Jahren häufig dir bedeEchften Angriffe auf Fremde verübt worden. Engländer wurden im Pangtsetale vor kurzem erschlagen. Amerikanische Schiffe werden alle paar Jahre beschossen. Japanische Schiffsoffiziere sitzen seit dreiviertel Jahren in Haft gegen Lösegeld. Als Ergebnis des Weltkriegs und der kberffo unvernünftigen wie unbegreiflichen Herabsetzung der vstztschen in China durch Me Ententeangehörigen ist das Ameheu der Weißen gesunken. Bei dem Kampfe um Schanghai kann es zu Zkmschenfällen kommen, bei denen mch die Deutschen leidend beteiligt sind. Wenn es sich heranssteM, daß die Ententemächte sich in einer Schling« gefangen haben, indem sie den «chinesisch«, Bürgerkrieg durch gesetzwidrige Waffeneinfuhr unterstützte«, wenn sich da; chinesische Volk zu einer Freiheitsbewegung gegen die „Weißen" zusammenschließt, dann wird es von den Deutscher nicht heißen Lüirfein Mitgegangen, mitgehangen! Denn sie haben an den internattonalen Ränken, die sich zu einem Elen Krieg zu entwickeln scheinen, keinen Anteil. -er.
Neue Nachrichten
Keine Aeberfkürzung
Berlin, 11. Sept. Das Blatt Stresemanns, „Die Zeit", schreibt, es gebe sachliche Gründe, die, entgegen dem Betreiben der Sozialdemokraten ein überstürztes Vorgehen Deutschlands bezüglich dessen Eintritt in den Völkerbund verbieten. Herriot habe in seiner Rede in Genf Schranken gezogen. Mac Donald habe das reinigende Wort gesprochen, daß man eine Kriegsveranttvortlichkeit erst nach 50 Jahren geschichtlich feststellen könne. Herrtot habe dagegen Wert darauf gelegt, das Diktat von Versailles von neuem als einen „Frieden des Rechts und der Gerechtigkeit" zu preisen. Das fei keine Einladung, sondern eher eine Abschreckung, herriot habe ferner die Schranke gezogen, daß Deutschland wie irgend ein exotischer Kleinstaa zu warten habe, welchen Platz man ihm im Völkerbund o :se. Deutschland sei es aber sich selbst schuldig, einen P' z als gleichberechtigte Großmacht und eine bändige Vertretung im Völkerbundsrat zu beanspruchen. — Das V'att betont, daß die Ausführungen den Ansichten des Ministers Stresemann entsprechen.
Schuldlüge — Auflösung des ^eichs'any London, 11. Sept Der diplomati. ie Mitarbeiter des >„Daily Telegraph" weiß zu melden, die fremden Divlomaten in Berlin seien Me der Üeberzeugung, daß d'e Rote des Widerrufs der Schuldlüge von der deutschen Rcichsregierung nicht abgesandt werde. Staat-''"rttä-- v. Maltzah'n habe dem Reichskanzler und den p^te-ki'-hr-rn mitgetelt, daß