Taqesdvieael

Oberst Rufus Dawcs, der jüngere Bruder desGenerals" Dawes und finanzieller Mitberater des Generalagenten Owen Doung. erklärte einem Berliner Berichterstatter, der General­agent werde keine Büttelrolle spielen, wie etwa Zimmermann in Oesterreich. Der Generalagent werde überhaupt mit der Reichsregierung nur ganz wenig in amtliche Beziehung kom­men. er habe vielmehr fast ausschließlich mit Dr. Schacht, dem Präsidenten der neuen Notenbank, zu verkehren.

Am 31. August abends 10 Uhr wurden zwischen Radi- eofani und Aqua pendent bei Rom Schüsse gegen zwei Kraftwagen abgegeben. Die halbamtliche Agcnziä Skcsani bestreitet, daß es sich um einen Anschlag gegen Mussolini handle, denn ec sei schon um 8 Ahr in Rom eingekroffen. So ganz sauber scheint die Sache nicht zu sein.

Politische Wochenschau

Das Londoner Schlußprotokoll wurde am 30 August von den Vertretern der beteiligten Mächte in Lon­don unterzeichnet. Am Tag vorher hat der Reichstag die zugehörigen sogenannten Dawesgesetze ange­nommen, das Eisenbahngesetz mit 314 gegen 127 Stim­men. Diese starke Zweidrittelsmehrheit wurde dadurch er­reicht, daß die Deutsch nationale Volkspartei ihren Mitgliedern die Abstimmung freigab und von dieser Fraktion 48 für das Gesetz stimmten, während 54 in der ab­lehnenden Stellung verharrten. Dieses Ergebnis kann auch bei denen, die von Anfang an für die Annahme des, Lon­doner Abkommens waren, nicht nur keine ungemischte, son­dern überhaupt keine Freude erregen. Man hat sich in etwas Unvermeidliches gefügt, das ist mit einem Wort die ganze Bedeutung der Lage. Hätte es einen Weg gegeben, die un­geheuren Lasten des Dawesplans zu erleichtern, so wären die Gesetze im Reichstag sicherlich abgelehnt worden. Die Mehrheit konnte nur aus der Erwägung heraus Zustande­kommen, daß durch die Ablehnung uns noch schwerere Lasten oufgebürdet worden wären und daß auch die innere Lage Deutschlands sich verschlimmert hätte. Auffallenderweise Hai die Sozialdemokratie, die am entschiedensten für die Dawesgesetze eingetreten war, an dem Abstimmungsergeb­nis den größten Anstoß genommen. Sie rechnete mit der Ablehnung und der darauf folgenden Auflösung des Reichstags. Aber welche Erlösung wäre wohl dem deutschen Volk von einem neuen Wahlkampf gekommen? Das Volk vor einer neuen inneren Erschütterung zu bewah­ren, das hat die Hälfte der deutschnationalen Fraktion be­stimmt, das entscheidende Eisenbahngesetz anzunehmen. Daß bei alledem eine starke Opposition übrigblieb, ist kein Un­glück. Es hebt die Tatsache hervor, daß von einer freudi­gen Annahme der Gesetze keine Rede sein kann, - von zwei großen Uebeln nach schwerem innerem Ringen das klei­nere gewählt wurde. Das ist der Eindruck, den das Aus­land von dem Kamps im Reichstag haben soll.

Im Namen der Reichsregierung sprach der Reichskanzler ln einer Kundgebung dem Reichstag den Dank für die An­nahme der Gesetze aus und er knüpfte daran die Erklä­rung, daß die im Vertrag von Versailles uns abgepreßte Feststellung, Deutschland habe den Weltkrieg durch seinen Angriff entfesselt, den Tatsachen der Geschichte widerspreche. Die Reichsregierung erklärte daher, daß sie diese Feststellung nicht anerkennt. Sie werde nese Erklärung den fremden Regierungen amtlich zur Kenntnis bringen. Die Kundgebung der Reichsregierung var, wie man dann erfuhr, von den Deutschnationalen zur Bedingung für ihre Zustimmung zum Eisenbahngesetz ge­nacht worden. Dem ganzen deutschen Volk nahm sie einer Stein vom Herzen. Nicht als ob man nun den sofortiger Zusammenbruch des Trugbildes von Versailles erwartete, :s wird noch einen langen und schweren Kampf kosten, bis die internationale Luft von dem Pesthauch der Schuldlüg« gesäubert ist. Herriot sah sich aber genötigt, zu erklären daß er. wenn er die amtliche Mitteilung erhalten würde unverzüglichdie notwendige amtliche Antwort" nach Ber­lin gelangen lassen werde. Die Pariser Presse berief sich au! den Vertrag von Versailles, wo die Schuld Deutschland- schwarz auf weiß geschrieben stehe.

So einfach ist die Schuldfrage aber nicht abgetan. Eine« der größten französischen Schriftsteller, Montesquieu, Hw einmal geschrieben:Verantwortlich für einen Krieg ist nich derjenige, der ihn erklärt, sondern derjenige, der ihn not­wendig gemacht hat." Zur Kennzeichnung der französischer Unschuld am Krieg" genügt jawohl auch die Meldung de- russischen Militärattaches in Paris nach den Beschlüssen de- französifchen Kabinettsrats in der Nacht von 31. Juli zum 1. August 1914:Der französische Kriegs minister eröffnete mir in gehobenem herzlichen Ton, daß di, (französische) Regierung zum Krieg fest entschlaf f e n sei, und bat mich, die Hoffnung des französischen Gene­ralstabs zu bestätigen, daß alle unsere Anstrengungen geger Deutschland zu richten seien und Oesterreich als Nul! behandelt werde." Diese Meldung ging 16 Stunden vor de« deutschen Kriegserklärung an Rußland und 2X- Tage voi der deutschen Kriegserklärung an Frankreich nach Petersburg ab. Frankreich war also zum Krieg entschlossen, als uock Hoffnungen auf eine friedliche Lösung des österreichisch-ser­bischen Streitfalls bestanden.

Wenn man nun erwartet hatte, daß auf Verbandsseit« ein arger Lärm sich erhebe, da man im Verband sich bester wohl bewußt ist, welchen Trumpf Deutschland mit der Schuld lüge im Spiel hat, so sah man sich sehr enttäuscht. Ir England wurde die deutsche Regierungskundgebung über­haupt fast ganz totgeschwiegen; in Paris verstummten di« Blätterstimmen auffallend rasch. Nur der bisweilen halb amtlicheTemps" schrieb noch:Ob Deutschland schuldig if «der nicht, es muß die Kriegsentschädigung bezahlen, wei «s dazu am besten im Stand ist, denn sein Boden ist unver­sehrt, seine Schulden sind getilgt und sein industrielles Rüst­zeug ist mächtig entwickelt." Das dürfte die gemeinsam« Meinung der Verbündeten sein. Aber auch auf deutsche« Seite blieb alles füll. Die erwartete amtliche Mitteilung de« Widerrufs der Schuldlüge an die fremden Regierungen bliei aus. Ein Reichsminister nach dem andern ging in die Fe­rien, nachdem beschlossen worden war, den Widerrufcm! eine gelegene Zeit" zu verschieben. Wahrscheinlich Hai die Geheimdiplomatie die peinliche Regung des deutscher Selbstbehauptungswillens im Keim zu ersticken versucht. ..

' Dttfirr haben uns die Franzosen eine andere Rever- kaschung bereitet. Auf die nichtamtlichen Ver'vrechungen IHerriots hin hatte der Reichskanzler in seiner letzkm Reichs­tagsrede erklärt, das Gebiet von Dortmund und Hörde, so­wie die sogenannten Flaschenhälse, d. h. die Verbindungs­streifen zwischen den rechtsrheinischen Brückenköpfen Köln, Koblenz, Mainz und Kehl werden nach Unterzeichnung des Londoner Protokolls sofort geräumt und sofort 900 006 Menschen befreit. Keine Spur. DerTemps" mußte ver­künden, Herriot habe nur versprochen, daß er 24 Stunden nach der Unterzeichnung das wäre am 31. August um die Mittagsstunde gewesen den Befehl zur militäri­schen Räumung geben werde. Dazu kommen aber, so velehrte uns derTemvs". die verschiedenen Räumunas-. fristen, so daß die wirtschaftliche Räumung frühesten« am 22. Oktober vollzogen sein werde, die militärisch« werde naturgemäß erst Nachfolgen können. Nach demEchc du Rhin" würde dies etwa Mitte Dezember der Fall sein, wenn alles glatt gehe. Vis zum 22. Oktober soll auch di« Zollschranke zwischen besetztem und unbesetztem Gebiet vol­lends aufgehoben sein. Lammesgeduld ist noch das Gelin­deste, was man den Deutschen zumutet, die sich mit größter Anstrengurkg beeilt haben, alle Voraussetzungen für die Ein­lösung der jenseitigen Versprechungen zu erfüllen. Schon am 1. September mußte die Pariser Entschädigungskom- nissionfeststellen", daß die erste Entschädigungszahlung von 20 Millionen Goldmark pünktlich zur Verfügung des Dawes-Generalagenten, Mister Owen Jung, abgelieferi lei, der Dawesplan hat also regelrechtzu laufen begonnen". Am 10. und am 20. September werden ebenso pünktlich j« weitere 20 Millionen auffahren, die erste Jahresverzinsuno »er 800-Millionen-Anleihe mit ihren Wucherzinsen von achi Prozent ist dann also schon so ziemlich beieinander und das Bombengeschäft der amerikanischen und englischen Bankiers 'ann am 15. Oktober losgehen. Man verspricht sich von dieser Anleihe Wunderdinge, vergißt aber meist dabei, daß drei . Viertel davon solgeich in die Generalagentenkasse wandern > Das bessere Geschäft machen jedenfalls die Banken. Nicht - j rmsonst hat ein förmlicher Wettlauf der Bankiers aus Ame- j ! üka, England und selbst Schweden begonnen, die den deut- « j chen Industriellen Kredite über Kredite anbieten. Kein ^ Zweifel, zunächst werden wir in -Geld schwimmen, wie es j mmer ist wenn man Schulden macht. Aber man kann sich ! einer Schulden nicht immer so entledigen, wie der deutsche s steichsfinanzminister, indem man einfach einen Strich durch­sieht. Ohne einen kleinen Katzenjammer wird es wohl nicht ! ganz abgehen. l

Man hat nachträglich die Londoner Konferenz denAn- « ang der Besserung" genannt, weil sie nämlich nicht gshal- i en hat, was man sich von ihr versprochen hatte: Die end- ! zültige Regelung der Entfchädigungsfrage. So manches ist ^ mich in der Schwebe und im Dunkel geblieben, wie z. V - sie Frage der Kriegsschul den nicht zu verwechseln mit )

> >er Kriegsschuld: diese drückt nur Deutschland, jene drücken, s l zottlob! nur die hohen Verbündeten mit Ausnahme der ame- «

nkanischen Glückspilzeund ferner die Abrüstung und )ieSicherheit". Letztere Fragen sind vornehmlich )

- ranzösische Spezialitäten, so zwar, daß die Franzosen mei- ! § ren, dieAbrüstung" dürfe nur auf Deutschland angewen- >

- )et werden, das man gar nicht genug entwaffnen könne, di« - « .Sicherheit" aber beanspruchen sie für sich allein in den ) ^ Zinn, daß die ganze Welt sich verpflichten soll. Frankreich i ! mit Roß und Reisigen zu Hilfe zu kommen, wenn es sich vor : ! rem wilden Volk der Deutschen bedroht glaube. Diese letzte- j j :en beidenFragen" soll nun die V e r s a m m l u n g d e - ) ! Völkerbunds als eine unmittelbare Fortsetzung de« i ! Londoner Konferenz lösen. Mit besonderer Feierlichkeit unk - i nit Reden, in denen in jedem zweiten Sah von Recht unk l ) Jerechtigkeit gesprochen wurde, ist dis Versammlung an « « l. September im Reformationssaal in Genf eröffnet wor- j l )en. Von 54 Mitgliedsstaaten waren 44 durch Abordnun- !

- gen vertreten, nicht weniger als 16 amtierende Ministerprä- ! j identen und Außenminister sin- da. Angehaucht von den -

> Pariser Geist hatte der Völkerbundsausschuß schon vo« !

! Wochen einen Sicherheitsvorschlag hinausgegsben i

> nur hatte er das Pech, von den meisten Adressaten abgeleh'n !

! ;u werden. Ziemlich grob wurde er von dein amerikanischer >

- Staatssekretär Hughes zurückgewiessn.Privatim" Haber !

! drei amerikanische Generale einen Gegenvorschlag gemacht l j Zer im wesentlichen den Angriffskrieg als Welt- §

! verbrechen behandelt wissen will, der aber dm Schön- i

heitsfehler hat, daß nach seinen Grundsätzen auch Frankreiä ! in die Gefahr kornmen könnte, als Weltverbrecher zu gelten - ! Dieser Vorschlag ist daher auch nicht der richtige; immerhir ! zollte ihm. weil er von Amrika kommt, die Versammlung - diejenige Achtung, die das Land der 18 Milliarden in Golk ! zu beanspruchen hat. !

Einen dritten Vorschlag brachte Mac Donald, au« , London mit, nachdem er vor vier Wochen in Spitheak seinen auswärtigen Ministerkollegen gezeigt hatte, wie Eng lands Flotte aufzufahren versteht. Durch geheimnisvolle An deutungen in der Presse war man auf etwas außerordent liches vorbereitet. Am 4. September hielt der englische Mi­nisterpräsident die mit Spannung erwartete Rede. Und wirk- sich, bei aller höflichen Form, deren sich Mac Donald be­diente, war die französischeSicherheitspolitik" noch nie vor einem Verbandsminister so schlagend widerlegt worden, wi, von Mac Donald. Die Sicherheitsfrage als eine militärisch« Aufgabe zu betrachten, so meinte er ganz richtig, sei vor vornherein falsch, mit diesen Lügen der Vorväter soll mar , doch endlich aufhören. Mit der Fortsetzung der militärischer Bündnisse (wie sie Frankreich mit dem Kleinen Ver­band geschloffen hat und es vom Großen Verband Haber möchte), komme man nur in die gleiche Lage zurück wie 1914 England werde niemals einen Vertrag unterzeichnen, de« auch nur die Möglichkeit solcher Bündnisse mit sich brächte Deutschland dürfe nicht länger außerhalb de« Völkerbunds gelassen werden. Auch Sowjet­rußland sei aufnahmefähig geworden, seit es sich wieder et­was diplomatischere Manieren zugelegt habe. Jeder, de« etwas von Geschichte versteht, wisse, wie schwer es sei, d i« Verantwortung für einen Krieg festzustel- l en. Es habe oft 50 Jahre gedauert, bis man den wahrer Angreifer heraus hatte. Das Schiedsgerichts­verfahren sei allein geeignet, die Sachlage zu erhellen An die Abrüstung könne man nur mit Vorsicht Heran­gehen; sie brauche Zeit und müsse sorgsam vorbereitet sein Der Vorschlag des Völkerbunds Nische noch zu sehr nach dem «

- letzten Krieg. Vor Irrtümern müsse man sich hüten, fi«

. schaden nur dem Völkerbund, wie z. D. der Irrtum ! der in Oberfchlefien begangen wurde : dezu herzerfrischend war die Warnung, die Mac Donald d?

- Polen, Dänen, Tschechen, Serben, Griechen und Rumäni-m l vielleicht auch den Belgiern angedeihen ließ:Besonders d-n

- Führern der kleineren Staaten rufe ich zu, mit oder ndm

- Sicherheitsvertrag, ihr werdet beim nächsten europistickm Krieg die ersten Opfer sein. Nehmt euch in acht vor geMr

! Sehen Hirngespinsten, die euch ins Unglück stürzen können!' ! Lauter Beifall folgte der Rede und Herriot drückt dem Freund die Hand. Haben sich die beiden verstcnsten)

! Herriot wird auch eine Rede halten, auf die man ebenst!!- gespannt ist. Herriot hat am Abend vorher zu einigen ZH > ungsleuten gesagt, man werde doch nicht glauben, daß di«

- Fragen der Abrüstung und Sicherheit durch zwei Rede« mtschieden werden. In London hat er einmal sich ähnijz zeäußert und er ist dort Sieger geblieben. Man roher die Rede Mac Donalds, so vernünftig sie ist undi, angenehm sie klingt namentlich in Bezug aus denSchG lrrtum", mit Vorsicht aufnehmen müssen. Mac Donald kW io, er kann aber auch anders, Las wissen wir zur Gentzx Seine durchaus zutreffende Bemerkung über denschädliche, Zrrtum" in Oberschlesien, die den Polen und Fi^, zosen ja wohl ganz besonders unangenehm in den Ohren M klungen haben mag, hat der tapfere Mac Donald schon M mckgezogen und ihr durch die Londoner Blätter eine nichh agende Deutung geben lassen.

Mit den Friedensbeteuerungen ist es so eine Sache; sie be tehen die Probe meist schlecht, wenn es ernst wird. Da Haber rie Spanierin Marokko das Mißgeschick, daß sie vor len eingeborenen Kabylen sachte aus Nordafrika hinausge­drängt werden, und schon beschäftigen sich die englischen IU er mit der Frage, wer dasSchutzgebiet" bekommen soll venn die Spanier es verloren haben werden. Anwälte« ind die Franzosen, die Italiener und die Engländer, di« wegen Gibraltar schon lange ein Auge aus das gegenüber- iegende Ceuta und Tanger haben. Man ka-nn sich kam vorstellen, daß die Erbteilung ganz glatt vor sich ginge, iln! dann weit dahinten in China! Zwei chinesische Prom- «en, Tschekiang im Süden und Kiangsu im Norden, streite: ich um den Besitz der Millionenstadt Schanghai. La- väre nun an sich eine rein chinesische Sache, aber weil«» schanghai wie in jeder größeren Seestadt des Ostens «f Europäer, Amerikaner und Japaner als Fremde woh« st eine große Flottenmacht der Amerikaner, Englänst Franzosen und Japaner selbst die Italiener sind dabei - «usammengezogen wordenzum Schutz der eigenen Staa!;- ingehörigen". Keiner will die Gelegenheit verpassen, dos «us der chinesischen Haut wieder etliche Riemen für den cige- ren Bedarf geschnitten werden können. Dieser Eifer pch n seinen tieferen Beweggründen eigentlich doch recht Metz u den Friedensmelodien, die in Genf und in anderen Km- strenzen gesungen werden.

Von der Völkerbunds-Versammlung

Die Antwort Herriols

Genf, 5. Sept. Die heutige Sitzung des Völkerbunds wurde von Motta um 10.30 Uhr eröffnet. Herriot hott« das Wort: Frankreich habe niemals etwas anderes verlang! als Frieden und Leben in Ruhe und Sicherheit. (!) All« Völker seien gleichberechtigt. Die -Franzosen seien nach Gms gekommen, um sich gegen die Geisel des Kriegs zu schüßrn and das Ende der unmenschlichen Barbarei herbeizuführm, die der letzte Krieg war. Der Bertrag, auf dem der Völker­bund beruhe, sei von dem Vertrag von Äersailles nicht zr wennen! Das Wichtigste an dem S i ch e r h e i tsvor- fchlag sei gewesen, daß er den Krieg als ein internatio- «ales Verbrechen bezeichnet habe. Gewiß bestehen schwer! Vedenken gegen diesen Vrtragsentwurf, z. B. daß es un­möglich fei, den Angreifer in kurzer Frist zu bestimmen. Las könne nur die von seinem lieben Freund Mal Donald angeregte Einführung des Zwangsschieds- zerichts verbessern, ein Gedanke, den er (Herriot) da ulten Ueb-erlieferung Frankreichs folgend, kräftig unterstütze- Man könne nur wünschen, daß die Völkerbundsversamm- mng dem Vorschlag der drei amerikanischen Generale be­trete, wonach als Angreifer derjenige gelten soll, der e« ablehnt, bei einem Streitfall sich einem Schiedsge^ richt zu unterwerfen. (Starker Beifall.) Er sei damit einverstanden, daß Maßnahmen zur Unter­drückung des Waffen- und M unitions Han­dels getroffen werden, um die geheimen Kriegsvorbereitun- zen unmöglich zu machen. Die Abrüstung entspreche sicherlich den Wünschen aller Völker. Er sei ferner ein­verstanden mit dem Vorschlag Mac Donalds, eine Ab­rüstungskonferenz einzuberufen und zunächst eine« Ausschuß hiefür emzusetzcn. Der Ausschuß müsse aber be­stimmte Richtlinien erhalten. Derzerstörende Militaris­mus" in Deutschland sei nun endlich selber zerstört Frankreich kenne keinen Haß, es lebe in keinem Haß unk wünsche auch keinen Haß zu bekämpfen. Er wolle für all« Länder die gleichen Rechte und wünsche, mit allen in Ein­tracht und Einvernehmen zu leben, damit -die Zivilisation in höchster Blüte endlich den Frieden erreiche. (Beifall.)

Der frühere italienische Ministerpräsident Salandr« stimmte dem Vorschlag Mac Donalds zu, einen Ausschuß ful di-e Abrüstung und Las Schiedsgericht einzusetzen. Heute könne jedoch noch kein Land auf Machtmittel verzichten., Das Schiedsgerichtsverfahren müsse die Möglichkeit zu Sank­tionen geben, sonst habe man keine Gewähr für di« Durchführung der Schiedssprüche.

Der diplomatische Mitarbeiter desDaily Telegraph" ««> ahrt von einem hervorragenden Mitglied der Völkerbunds- oersammlung, es fei -ein Kcrmpk über die Abrüstung und Sicherheit im Gang, der von zHei Seiten geführt werde. Frankreich wolle die politische Lösung, die kleinen Staaten, anterstützt von Amerika, -die rechtliche Lösung mit Schieds­gericht. Letztere Richtung werde sicher siegen. Auch Eng­land sei dafür.

Neue Nachrichten

Der Widerruf -er Schuldlüge ^Sepk. Wie verlaukek, beabsichkigk die Reichs- «esierunL, rbre Kundgebung zur Kriegsschuldfrage in den