Verschärfung der Reichsiagsgeschösisord:.ung Berlin. 28. August. Zwischen den Parteien finden wie­der Beratungen über eine Verschärfung der Geschäftsord­nung des Reichstags statt, um die kommunistischen Störun­gen unmöglich zu machen. Bei solchen Beratungen ist nsher noch nichts herausgekommen, weil es immer Stim- nen gab, die den Pelz beim Waschen nicht naß machen offen wollten.

Der Gesetzentwurf für Zölle und Umsatzsteuer Berlin. 28. Aug. In der Begründung des dem Reichstag pigegangenen Gesetzentwurfs über Zölle und Umsatzsteuer wird ausgeführt, daß unter dem früheren Schutzzoll Anbau­flächen und Ertrag der Landwirtschaft sich wesentlich gestei- gert haben. Eine gleiche Wirkung fei beim neuen Schutzzoll erwarten. Das Ausland werde einen noch größeren Teil s Schutzzolls tragen als vor dem Krieg. Um den Zoll noch weniger fühlbar zu machen, soll die Umsatzsteuer von 2,8 o. H. auf 2 v. H. ermäßigt werden. Außerdem soll das Um­satzsteuergesetz kleine Aenderungen dahin erfahren, daß im Interesse der kleinen Landwirte die Befreiung der Natural­entlohnung von der Umsatzsteuer weiter ausgedehnt wird Such für den Verkehr in deutschen See- und Binnenhäfen sdld Erleichterungen vorgesehen. Die Privatluxussteuer soll gemildert, die private Beherbergungssteuer aufgehoben wer­den. Ueber die weitere Verteilung der Umsatzsteuer, deren Ertrag durch die Herabsetzung auf 2 v. H. nach Schätzung der Regierung sich um 300 Millionen Mark im Jahr min­dern wird, sind Reichsregierung und Reichsrat einstweilen nicht einig. Die Regierung verlangt, daß es bei der bis­herigen Quote von 20 v. H. für Länder und Gemeinden bleiben soll, während der Reichsrat mit Rücksicht auf den verringerten Gesamtertrag eine Erhöhung des Länder- und Gemeindeanteils auf 25 v. H. für angebracht hält.

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Die Tschechen hoffen auf Erlaß ihrer Reparations- Verpflichtungen

Prag. 28. Aug. Die tschechoslowakischeBefreiungstaxe' von 700 Millionen Goldfranken, die die Tschechoslowakei an die Verbündeten bezahlen soll, wird auch in den heurigen Staatshaushalt nicht eingestellt werden. In maßgebender Kreisen ist man der Ansicht, daß die Ententestaaten aus moralischen und wirtschaftlichen Gründen vom Anspruch aul diese Abgabe zurücktreten werden. Die finanziellen Vervsiich- tungen der Tschechoslowakei gegenüber den Vereinigten Staa­ten aus der Vorkriegszeit sind immer noch nicht festgestellt da die diesbezüglichen Verhandlungen zu keinem Ergebnis geführt haben.

Statt Farbsioffliefermrgen Fabrikspisnage Paris. 28. Aug. Im .Matin" spricht sich der Chemie- professvr Petit in Nancy gegen die deutschen Farbstoffliefe­rungen an Frankreich aus und verlangt ein Verkragsver- bältnis zwischen der deutschen und französischen chemischer Industrie, wie es England mit Deutschland habe. Dadurch würde es den französischen Chemikern (wie den englischen) ermöglicht, die deutschen Fabriken zu .besichtigen".

Me Staalsangehörigkeil in Südafrika Kapstadt, 28. Aug. Bei der dritten Lesung des Skaaks- rngehörigkeiksgesehes der Südafrikanischen Anion im Abge- rrdnekenhaus brachte Ministerpräsident General Hertzoc den Antrag ein, daß europäische Angehörige einer normal- feindlichen' Macht, die am 1. Januar 1924 ihren Wohnsitz in der Anion hatten, 6 Monate nach dem Inkrafttreten des

Gesetzes als britische Staatsangehörige gelten sollen außer wenn sie binnen dieser 6 Monate schriftlich erklären baß sie ihre bisherige Staatsangehörigkeit beibehalten wo! len. Auf Antrag Smuks wurden noch die Worte eingefügt binnen 6 Monaten oder zu irgend einer Zeit vor Inkrast treten. Das soll sich auf Personen beziehen, die zwischen den 1. Januar und dem Inkrafttreten des Gesetzes nach den früher deutschen Südwestafrika zurückkehren. Hertzvj stimmte dem Abänderungsankrag zu.

Württemberg

Stuttgart, 28. August. Die Ausführungsbestimmunger zum Besoldungsgesetz sind unterm 27. August mit Genehmi­gung des Staatsministeriums zum dritten Mal geänderi worden.

Stuttgart. 28. August. Anmeldung von Spar- kassenguthabe n. Eine Bekanntmachung des Justiz Ministeriums besagt: Nachdem für Württemberg durch Ver­fügung des Justizministeriums über die Aufwertungsstellei die einzelnen öffentlichen Sparkassen für die Anmeldung dei bei ihnen bestehenden Guthaben als Aufwertungsstellen be­stimmt worden sind, erwächst für den Vormünder und elter lichen Vermögensverwalter die Verpflichtung, die ihrer Vev waltung unterliegenden, auf Papiermark lautenden Spar kassenguthaben aus der Zeit vor dem 14. Februar 1924 untei Hervorhebung der Eigenschaft als mündelsicherer Anlage bs der zuständigen Sparkasse rechtzeitig anzumelden. Es emp­fiehlt sich, daß die Vormundschaftsgerichte ihrerseits auf dies, Anmeldungen hinwirken und erforderlichenfalls die Einzel­vormünder und elterlichen Vermögensverwalter ausdrück­lich zur Anmeldung der Sparkasssnguthaben als Mündel sicherer Anlagen veranlassen.

Vom Landtag. Von den Abgg. Scheermann, Dangel unk Küchle (Ztr.) ist eine Anfrage an die Regierung gerichtet worden betr. Verwendung der Postüberschüsse und verfüg­baren Postscheckgelder für Darlehen und Abgabe von Laub- ftreu an die durch Hagel und Ueberschwemmung geschädig­ten Landwirte.

Die Firma Joh. Konr. Reihleu, die in Stuttgart seit 179? besteht, wird demnächst in den Besitz der Kolonialwaren sirma Karl G-aißmaier übergehen

Aus dem Lande

Eßlingen. 28. Aug. DerU e b erf all". Ein 'ITjäh- riges Mädchen erzählte, während sie sich allein im elterliche» Haus befand, sei sie am Dienstag nachmittag von einem Kerl überfallen worden, der ihr die Zöpfe obgeschnitten habe. Dei C bwindel ist aber zu bekannt. Die Kriminalpolizei hatt«

i bald heraus, daß das Mädchen, das gegen den Willen de,

! Eltern einen modernen kurzgeschorenenBubik-vf" Habs»

! wollte, sich die Zöpfe selbst abgeschnitten und Ueberau ' erdichtet hatte, um sich vor etwaigen wohlangebracht-.'» Gegenmaßregeln der Eltern zu bewahren.

° Ludwigsburg, 28. August. Denkmalsweihe. Füi ! die Feier der Denkmalsweihe für die gefallenen 121er am 6. und 7. September sind aus dem ganzen Land schon sehr > zahlreiche Anmeldungen eingelaufen. j

Hall. 28. Aug. Pilzvergiftung. Nach einer Pilz- i Mahlzeit ist die in mittlerem Alter stehende Gutsbesitzers- ! witwe M. S. hier und ihr lediger Bruder A. W. gestorben ! Von den weiteren Personen, die am Essen teilgenommen hat­ten, liegt noch eine schwer krank darnieder, während für dic anderen keine schädlichen Folgen entstanden sind. Der Vor­fall ist um so tragischer, als der Ehemann S. erst vor kurzem einer längeren Krankheit erlegen, das einzige Töchterlein vor Jahresfrist plötzlich gestorben und damit die Familie aus­gestorben ist.

Heubach OA. Gmünd, 28. August. Brand. Das Wohn­haus des Silberarbeiters Franz Entzmann und das ange­baute Wohnhaus des Konrad Störrle sind abgebrannt. In ersteren Haus konnte fast nichts gerettet werden. Entzman» hat 13 Kinder und er ist zurzeit beschäftigungslos.

Urach. 28. August. Kauf. Das JugendhausErika" i» Liebenzell ist in den letzten Tagen durch Kauf in den Besitz der Allgemeinen Ortskrankenkassen- Urach und Nürtingen gemeinschaftlich je hälftig zum Preis von zusammen 35 00V

- Goldmark übergegangen. Das Heim hat 25 Betten.

Rokkenburg, 28. August. Nicht genehmigter Pil- gerzug. Das bischöfliche Ordinariat hat den württem- bergischen Pilgerzug nach Rom, den Pfarrer a. D. Müller- Riedlingen im März 1925 veranstalten wollte, nicht geneh­migt, weil es nicht erwünscht erscheint, wenn im Jubeljahr ollzuviele deutsche Pilger nach Rom kommen. Es könnte der Eindruck erweckt werden, als ob die Not Deutschlands doch nicht so groß sei.

Vom Dodensee, 28. August. WeristderTote? Im Vohlinger Gemeindewald am Schienenweg wurde Ende Juli ein etwa 40jähriger, gut gekleideter Mann erhängt aufge-

- funden. In den Kleidern des Toten fanden sich noch eine ge- ! ringe Barschaft, eine silberne Uhr und ein goldener Ehering

mit dem Buchstaben R. Es ist bis jetzt noch nicht gelungen,

! die.Persönlichkeit des Toten festzustellen. .

Aus Stadt und Land.

Nagold, den 29. August 1924.

Bekommen wir «inen frühen Winter? Berichte au» Frankreich und Italien melden, daß dort die Zugvögelflüge aus dem Norden bereits in einer sonst um diese Zeit nicht beobachteten Häufigkeit auftreten. Besonders bemerkenswert ist für Vogelkundige die Meldung aus Südfrankreich, daß die Störche, die dieses Jahr ebenfalls ungewöhnlich früh ! eingetroffen sind, entgegen ihrer Gewohnheit, nicht geraden Weges nach ihren Wtnterlcindern fliegen, sondern noch eine Weile in Südeuropa zu streichen scheinen. Auch bei un- wollen Wetterkundige mancherlei Anzeichen für einen frühen

- Winter beobachten, z. B. das vorzeitig eingetretene Röten i der Ebereschen.

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! Nachtwanderung. Wer an einem der letzten Sonntage ! (10.8.) morgens zwischen 2 und 3 Uhr am Stadtacker vorbei i ging sah mit Erstaunen eine Gesellschaft von über 50 Per- ! sonen an den hellbrleuchteten Tischen schmausend, schlafend s oder halblaut schwatzend; vor lauter Zwiesprache warnten die Küstern Mauern des Amtsgerichts. Es war der Stuttgarter Albverein, der um 11 Uhr nachts vom Bahnhof Herrenberg bei den Klängen von Violinen und Mundharmonikas hteher ^ gewandert war, um den Zauber einer Vollmondnacht zu ge-

- nteßen; leider strahlte der Vollmond nur im Kalender. Einer j der Wanderer (geb. Nagolder) erzählte von dem allmählichen

- Tieferstnken des Nagoldbettes, von den 95, 65, 30 und 10 m ; über dem jetzigen Flußsptegel am Lemberg gefundenen Spu-

- ren der 4 Vorstöße der vor vielleicht 20 Jahrmillionen zu > Ende gehenden Eiszeit und von den alten Flußläufen, dann

von Gaugraf Gerold, seiner Mutter Jmma und der verwun­schenen Tochter und endlich vom Schreckenstag von Nagold, dem 5. April 1906, und schloß mit dem gemütvollen Zeller- schen Gedicht: Kennst du das Tal ? Der Weitermarsch führte die fröhliche Wanderschar über Kühlenberg, Sulzereck, Wild­berg, Station Teinach nach Calw und zur Bahn. L. I-.

Herabsetzung des inkermttionalen Briefportos. Der WeA

vostkongreß in Stockholm hat beschlossen, das international« Briefporto um 50 v. H. herabzufetzen. Das Transitporto das die verschiedenen Länder einander zahlen, ist bedeuten! herabgesetzt, in gewissen Fällen bis zu 50 v. H.

Ein neuer Schwindel. Ein Betrüger ersucht zurzeit in ! Zeitungsinseraten unter Chiffre um schriftliche Angebote von altem Papier- und Metallgeld und bittet, jewefls eine Reo- ienmark für Rückporto und vorläufige Auslagen beizulege» Dem angeblichen Aufkäufer sind auf diese Weise schon be­trächtliche Summen zugeflossen, ahne daß Äs Einsender zi «ine.Antwort erhielten.

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Württembergssches Großkraftwerk in Vorarlberg. Unket Beteiligung des Großkraftwerks Württemberg A.--G. in Heit- bronn, des Bezirksverbands Oberschwäb. Elektrizitätswerk« in Biberach und des Landes Vorarlberg soll demnächst di« Jllwerke G.m.b.H." zur Ausnützung der Wasserkräfte des Lüner Sees und der oberen Jll errichtet werden. Drei Vier­tel der Elektrizität soll von den württembergifchen Werke« abgenommen werden, ein Viertel in Vorarlberg bleiben.

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Das nächste zehnte Deutsche Sängerbundessefi wird den Antrag der Wiener Sänger entsprechend im Jahr 1928 Mw 100. Todestag Schuberts in Wien stattfinden. '

Die schwierige L«M der Landwirte. Einem Bericht de, Landwirtschastskammer für die Provinz Ostpreußen entzieh, men wir folgende Tatsachen, die die schwierige Lage des land wirtschaftlichen Erzeugers veranschaulichen:Ein ostpreuK scher Landwirt lieferte im Juni durch seine Viehverwertungs genossenschaft 30 Hammel nach Berlin, welche ein Abnahme. gewicht von 1360 Kilogramm auf seiner Station und ein Ge, wicht von 1210 Kilogramm in Berlin hatten. Der Gesamt- erlös in Berlin betrug 338.80 Mark. Davon gingen ab fh, Fracht 96.80 Mark, für Unkosten in Berlin 42.80 Mark, für Provision und Versicherungsgebühr 10.16 Mark, so daß ei» Reinerlös von 189.04 Mark übrig blieb. Der Landwirt er> hielt also durchschnittlich für einen Hammel einen Reinerlö- von 6.30 Mark. Die Fracht betrug dabei rund 28 v. H. de- Werts der Sendung. Während der Landwirt nur 28 Pfennig für das Kilogramm Lebendgewicht erhielt, mußte am selbe» Tag nack> dem Markthallenbericht der Verbraucher in Ber­lin das Kilogramm mit 1.90 Mark bezahlen."

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Vas Ehrenmal unserer Token. Von dem Ehrenmal un­serer Gefallenen des Weltkriegs war in letzter Zeit in de» Blättern viel die Rede. Der bekannte Romandichter Walter v. Molo meint, man solle mit dem Denkmal ruhig warten, denn das heutige Deutschland fei in der Hauptsache der Toten noch nicht wert. Bis wir wieder einig und der Toten, di« damals starben, würdig seien, sollten wir das Denkmal nur in unseren Seelen aufrichten und danach leben und handeln.

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ev. Blindenbildung "nd »-''--'"«eg D "

Stuttgart abgehaltene Kongreß für Blindenwohlfahrt uni die mit ihm verbundene Ausstellung für das Blindenwese» haben weiteren Kreisen, wertvolle Einblicke in eines der schwierigsten, aber auch der interessantesten Einzelaebiete kul­tureller und sozialer Arbeit vermittelt. Auch die Pflege de- rel'niösen Lebens unter den Blinden hat durcki die Einrich­tungen und Errungenschaften des modernen Blindenwesen­eine große Befruchtung erfahren. Nicht nur erhalten di! Blinden in den Blindenbildungsanstalten enisvrechend ihre, Konfession einen guten Religionsunterricht. Die ganze Bit»! üt dem Blinden in der für ihn durch Fühlen lesbaren Braille- schen Punktschrift zugänglich, und zwar ist dies das Berdiens der Württ. Bibelanstalt in Stuttgart, die seit langem die Hei- ousgabe der biblischen Bücher in Blindenschrift übernommen hrt. während der Druck in der Stuttgarter Blindenbildungs­anstalt Nikolauspflege erfolgt. Die immer wieder notwend-z werdenden Neuauflagen sind ein Beweis für das rege reli­giöse Interesse unter den Blinden. Neuerdings hat die Stuii- oarter Bibelansialt auch die Herausgabe ihrer Jubiläums bibel mit Erklärungen in der setz? vorwiegend gebrauchte» Blindenkurzschrift in Angriff genommen, und es sind sckw» mehrere Bände der Ausgabe erschienen, die auch buchtechnisH betrachtet Meisterwerke darstellen. Diese Ausgabe wird vK ber Württ. Bibelanstalt durchoeführt im Zusammenwirken mit der ganz von Blinden selbst gegründeten und geleitete» ..Gesellschaft für christliches Leben unter den deutschen Blin­den". Diese gibt auch in Blindenpunktschrist ein Sonntaas- blatt und eine mehr wissenschaftlich gehaltene religiöse Zeit­schrift heraus, sowie zahlreiche Schriften religiös-bildende: Jnbalts. Die Arbeit der Gesellschaft ist deshalb von ganz be­sonderer Bedeutung, weil naturgemäß unter den Blinden du fragen der Weltanschauung und Lebensgestaltung minde­stens eine ebenso große Rolle spielen, wie unter d-m Sehen­den und weil ihnen bier aus ihrer eigenen Mitte Wsaweiser- üenste im Widerstreit dei^ modernen Me-nungen getan wer­den, deren dan?bor- Aufnahme bis weite Verbreitung dei lerausgegebencn Schriften beweist.

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Altensteig, 28. Aug. Vom Zeppelin. Wie dasTan­nenblatt aus zuverlässiger Quelle mitteilt, wird der für Ame­rika bestimmte Zeppeltnkreuzer L. Z. 126 anläßlich der dem­nächst statlfindenden Probefahrten auch Altenstetg überfliegen. Der Führer des Luftschiffes wird bet dieser Fahrt Dr. ing. Dürr, der mit einer Tochter deS H. Bezirksnotars Beck ver- steiratet ist, sein und allseitig herrscht große Freude und Span­ung über das zu erwartende Schauspiel, das die deutsche Technik in so großem Glanze erscheinen läßt. Vielleicht dür­fen wir Nag older von dem Glück der Altensteiger auch etwas genießen. _

Die Ursache der Hagelwetter

Das Jahr 1924 ist außerordentlich reich an schweren Hagelfällen gewesen. Doch sind die Schläge noch keineswegs zu den schwersten zu zählen. Ein Wolkenbruch mit Hagel­schlag, der am 13. Juli 1913 bei dem Dorfe Erdö-Szakal in Ungarn niederging, wird folgendermaßen von Augenzeugen geschildert:Der Hagelschlag . . . forderte 90 Menschenopfer. Ein schrecklicher Wirbelfturm ging dem Hagel voraus. Eis­stücke von 10 Kilogramm Gewicht fielen nieder. Auch fünf Eisblöcke von je einem Zentner Gewicht wurden im Gebiet des Dorfs vorgefunden." In Indien sollen nach Waehners Werk über die Hageltheorien sogar Eisblöcke von Elefanten­größe vom Himmel gefallen sein. Indische Offiziere, die solche Blöcke zerschlugen, erfroren sich beim Berühren der frischen Bruchflächen die Finger, darauf gegossenes Queck­silber wurde sofort fest. Berichte über Hagelfälle, bei wel­chen Eisstücke von mehr als einem Kilogramm gefallen sind, gibt es einige Dutzend, und mehrfach wird die außerordent­liche Kälte dieser Eisblöcke betont.

Bemerkenswert ist das Hagelwetter vom 13. Juli 1788, das vom Süden Frankreichs über Belgien bis nach Holland hinein zog und, auf einer Landkarte aufgetragen, sich als nahezu schnurgerader, fast 1000 Kilometer langer, aber nur 50 Kilometer breiter Streifen erweist. Das merkwürdige da­bei war, daß dieser Gesamtstreifen in eine doppelte Hagei- spur von 18 bezw. 10 Kilometer Breite zerfiel, während sei 22 Kilometer breite Zwischenraum nur Regensall erlebte, -vie Eigentümlichkeit des geradlinigen Zuges, der unbekurnmen um Berge und Täler, selbst über hohe Gebirgszüge hmw-g führt, kommt übrigens den meisten schweren Hagelfallen zu- wenn auch nicht immer so ausgeprägt wie in diesem Fall-

Der Ingenieur H. Hörbiger in Wien, als Eismaschi- sen- und Gebläsebauer wohlerfahrener Mann in allen Min­der Verdichtung und des Gefrierens von Flüssigkenen, in 30jähriger Lebensarbeit eine freilich noch stritten« neu« Anschauung, dieWelteislehre" aufgeilem.