Polier statt Heer in Dänemark Kopenhagen, 27. August. Das sozialistische Kabinett hat die vom Kriegsminister Rasmussen oorgelegte Abrüstungsvorlage angenommen. Danach soll das Heer bei entsprechender Verminderung in eine Polizeitruppe umgewandelt werde«, deren Hauptaufgabe die Bewachung der Küsten und der Landesgrenze, der Schutz der Fischerei und die Bekämpfung des Schmuggels ist. Die Flotte wird fast vollständig abgeschafft: an die Stelle der Schlachtschiffe sollen schnelle Ka- nonenbvote treten. Dagegen werden die Flugzeuge vermehrt. Die Kosten der Landespolizei sollen etwa 11 Millionen Kronen jährlich betragen.
Schweden lehnt den Sicherheitsvorschlag ab Stockholm, 27. August. Die Regierung hat den Vorschlag des Vvlkerbundsrats auf gegenseitige Hilfeleistung der Völkerbundsmitglieder abgelehnt, da er keine genügende Sicherheit gewährleiste und die etwaigen Urteile durch die damit verbundenen Gefahren für ein Land ausgewogen werden.
Me englischen Bergleute gegen den Dawesplan London, 27. Aug. Die Gewerkschaft der englischen Grubenarbeiter wird dem Ministerpräsidenten Mac Donald die Bedenken gegen die Fortsetzung der deutschen Zwangs- kohlenlieferungen an Frankreich, Belgien usw., wie sie im Dawesplan und im deutsch-französischen Sonderabkommsn bestimmt ist, zur Kenntnis bringen. Schon jetzt sei die Arbeitszeit der Grubenarbeiter, soweit sie für Ausfuhr arbeite«, stark verkürzt: die Gewerkschaft werde nicht zulassen, baß sich die Lage durch die deutschen Lieferungen noch mehr verschlechtere, und sie werde nicht dulden, daß politische Beweggründe i« diese Frage Hereinspielen. Die englischen Grubenbesitzer wenden sich in einer Erklärung in den «Eveking News' ebenfalls gegen die deutschen Kohlenlieferun- pe«: England werde dadurch seiner besten Abnehmer beraubt. Mac Donald wird vor seiner Abreise nach Genf si. September) eine Abordnung der Gewerkschaft empfangen. ... ^
Englische Industriesorgen
London, 27. Aug. «Daily Chronicle' (das Blakt Lloyd Georges) schreibt, die Arbeiterpartei habe einsehen müssen, baß sie im Irrtum war, wenn sie in der Hilfe für Deutsch- strnd ein Allheilmittel gegen die Arbeitslosigkeit in England sah. sin drei Wochen habe sich die Zahl der Arbeitslosen um *0 009 vermehrt. England müsse seine ganze Kraft auf die T 'rn oicklung der eigenen Hilfsquellen verwenden, um den Wettbewerbern unter gleichen Bedingungen zu begegnen. .Daily News' verlangen die Einberufung einer englischen dustriekonferenz, um das industrielle Leben Englands auf einzustellen.
Nach de« Spaniern die Franzosen Paris, 27. August. Nördlich von Taunat (Marokko) »«de der französische Militärposten von etwa 400 Kabylen iWoxmral angegriffen. Die Kabylen wurden zurückaeschla- v«. Unter den Eingeborenen macht sich eine lebhafte Ve- » *» M j »- bömerkbar.
Bom Kleinen Verband
Belgrad, 27. Aug. Die Außenminister des Kleinen Verbands (Tschechien, Rumänien und Groß-Serbien) kamen in Laibach zusammen, um für die bevorstehende Völkerbunds- bagung sich bezüglich der Stellungnahme zur militärischen Leberwachung der «besiegten' Staaten, zur Anerkennnuc der Sowjetregierung in Rußland und die Auswirkung de! Londoner Konferenz zu besprechen.
Abrüstung in Iqnm
London, 27. August. „Daily Mail" erfährt aus Tokio, die höchsten Offiziere haben sich mit den Führern der polM sthen Parteien über eine Verminderung des Heers um fünss Divisionen verständigt. Auch die Herabsetzung der Dienstzeit aus ein Jahr soll Zustimmung gefunden haben.
^ Drohender Bürgerkrieg in China
Shanghai, 27. August. Der Gouverneur der Provinz Tschekrang hat das chinesische Waffenlager außerhalb Shanghais und die Besitzungen von Wusung in Besitz, die dei Gouverneur der Provinz Kiangsu beansprucht. Es besteh« die Gefahr, daß der Streit zur Waffenentscherdung führe« and daß der Kampf in der näheren Umgebung von Shang- ym ausgesuchten wird.
Poincarö und Herrn»
Verkrauenserklärung des Senats Paris, 27. August. Poincare sprach gestern im Senat über das Londoner Abkommen. Er warnte vor einer vorschnellen Räumung des Ruhrgebiets: Deutschland könnte einem zweiten Einmarsch sich widersetzen. Sie habe auch ein« üble Rückwirkung auf die Verbandsschulden. Es wäre vorteilhafter gewesen, wenn der Schuldenerlaß der Ausgleich für gewisse Entschädigungszahlungen und die Räumung gewesen wäre. Die» Besetzung hätte es Frankreich ermöglicht den guten Willen Deutschlands abzuwarten, jedenfalls sollt« man nicht räumen, bevor man sich des guten Willens Deutschlands für einen Handelsvertrag versichert hat. (Poin- care spricht offener als Herriot aus, daß die Fortdauer de, Ruhrdesetzung das Lrpressuagsmittel für den Handelsvertrag in französischem Sinn ist. D. S.) Deutschland habe auch seine Enkwafsnungsverpflichlungen nicht eingehalten und noch keinen „Kriegsschuldigen" ausgeliefert oder verurteilt Frankreich könne nicht zulassen, daß das Kölner Gebiet geräumt werde. Es sei übrigens nicht notwendig, daß gerade die Engländer das Gebiet besetzen. Die Amerikaner seien ir Koblenz auch durch französische Truppen ersetzt worden. Das Londoner Abkommen stehe aus dem schwankenden Boden der Aufrichtigkeit Deutschlands, das nun noch mehr behaupten werde, daß es den Versailler Vertrag und seine Schuld »m Krieg unter Zwang unterschrieben habe. In den erste« fter Monaten 1924 habe man 1325,5 Millionen Franken au; rem Ruhrgebiet herausgezogen. Wenn man davon di, Losten der Besetzung mit 57,6 Millionen abziehe, so blieb, mmer noch eine Reineinnahme von 1267,9 Franken. .Ohm »ie Ruhrbesetzung wäre der Dawesplan nicht zustande gekommen. Das in London beschlossene Schiedsgerichtsver «hren im Dawesplan lasse Verfehlungen Deutschlands nich eststellen. Wenn die Schuldverschreibungen nicht unterge-
»rcnyk werden, müsse Frankreich seine Pfänder wieder asif- »ehmen.
Herriot entgegnete, Poincare habe stets eins kalsüch »che Regelung der Enkschädigungsfrage verweigert. Wen« !s in London zum Bruch gekommen wäre, hätte Frankreich >en bisherigen Zustand im Ruhrgebiek nicht aufrechkerhalte« !önnen; man hätte entweder den Industriellen neue Der« ftinstigungen gewähren oder das ganze Gebiet abriegelt! nüssen. Deutschland habe immer einen derart schlechter Villen gezeigt, daß man, das gebe er (Herriot) zu, den Ein narsch ins Ruhrgebiet ins Auge fassen konnte. Er (Herriot ei nicht dafür gewesen, weil er wußte, daß die Londonei Konferenz von 1922 nur ein Schaustück war und daß dii lluhrbesehung von der damaligen französischen Regierung chon seit August 1922 beschlossen worden war, obgleich si, ich nach der auf eigene Faust unternommenen Besetzung >on Frankfurt England gegenüber verpflichtet hatte, nich nehr ohne die anderen Verbündeten zu handeln. Vom Ja- ruar ab werde Frankreich einen Handelsvertrag mi! Deutschland haben müssen. Es sei nicht richtig, daß man i« London die Grundzüge davon dem „treulosen England" verdaten habe. Bezüglich der Sicherheit werde die französisch« Regierung nicht aufhören, die nationalistische Bewegung ii Deutschland zu überwachen.
Der Senat nahm sodann mit 181 gegen 37 Stimmen bÄ
> l4 Enthaltungen eine Verkrauenserklärung an: Der Senat . lenehmigt die Erklärungen der Regierung und vertraut
. ie, daß sie die Durchführung der Londoner Beschlüsse b« chleunigt und bestrebt ist, die nötigen Bürgschaften, di»
! Sicherheit und eine befriedigende Regelung der Verband«
> Krftden zu erlangen. - - /
" . - - r. ^ '
Württemberg
Bon der Landeshauptstadt.
Verhaftung eines Betrügers. In Stuttgart konnte eip geriebener junger Schwindler aus S i n d elf in g en, d» es hauptsächlich auf Bankangestellte und Kassenboten abg»' t sehen hatte, unschädlich gemacht werden. Dem Schwind!«
war es gelungen, einein jungen Bankangestellten einzu- ! reden, er ymsse im Auftrag der Bank das Geld, etwa IRR- ! Mark, auf das Bezirksnotattüt zur Bezahlung einer andere« Verbindlichkeit bringen. Beim Verlassen .es Notariats wurde der Schwindler erkannt und der Polizei übergeben.'»-
Das Aischsterben im Neckar. Nach Mitteilung^s Städk Kachrichtenamts ist das am 20. und 22. d. beobachtete Fisch? sterbe« im Neckar nicht durch Verunreinigungen auf StuL^
garter Markung verursacht worden. Vermutlich wurde der hohe Wafserstand des Neckars von einem oberhalb Obertüvk heim gelegenen Industriebetrieb dazu benützt, eine schädlich- Flüssigkeit in das Neckarbett abzuleiten. Einem derartige« Unfug, der die Fischzucht und die Wasserversorgung gefährdet, muß künftig vorgebeugt werden.
Bom Tage. 3m Hasenbergwald wurde ein 44 Jahr« satter Kaufmann erhängt aufgesunden. — In der Haupk- stäklerstraße fand man eine 34 Jahre alte Kinderschwests» bewußtlos auf. Sie hatte Lysol getrunken und starb «D am gleichen Tag im Katharinenhospital.
Aus dem Lande
tzeilbronn, 27. August.' Besitzwechsel. Das seiN herige Gasthaus „Fortuna' ist in den Besitz der Stadt übergegangen. Es ist beabsichtigt, in dem GÄäude eine Gas- berakungsskelle einzurichken — Das Hofguk Haigern ist vom Heilbronner Jugendamt (Land) zur Errichtung eines Kinder- rrhvlungsheiMes zum Preis von 33 000 gekauft worden.
veschingen OA. Nottenburg, 27. Aug. Tierquälerei. Dem dreivierteljährigen Schäferhund des Johannes Ankele wurde von roher Hand mit einer Sichel oder Sense der halbe Schwanz abgehauen.
Göppingen. 27. August. Fund. In Dürnau wurde im Brund des Hauses des Wagnermeisters Allmendinger eine Töpferanlage aus dem 15. Jahrhundert mit einer Grube voll interessanter alter Töpferwaren gefunden.
Friedrichshafen, 27. Aug. Das neue Amerikaluft- scyiff Z. R. 3 wurde heute nachmittag 3.30 Uhr aus der Halle gezogen und stieg um 3.45 Uhr zu seiner ersten Fahrt, einer sogenannten Werkstäkkenfahrk, auf. Die Führung Hai Dr Eckener. Das Luftschiff nahm die Richtung gegen Lindau. Das Wetter war regnerisch und stürmisch. Trotzdem gingen die Vorbereitungen und der Aufstieg zu der ersten Fahrt glatt von statten. Um 4.15 Uhr war das Luftschiff wieder in Friedrichshafen in Sicht.
Vom Bodensee, 26. Aug. Das bekannte BadSchachen bei Lindau soll demnächst eine umfangreiche Vergrößerung erfahren. Zu diesem Zweck ist der Herrensitz „Lindenhop hinzugekauft worden. Auf dem prachtvollen Uferstreifen wird ein Strandbad mit Luft- und Sonnenbad errichtet werden.
Aus Stadt und Land.
Nagold, den 28. August 1924.
Die Sonne tönt nach aller Weise In Brudersphären Wettgesang,
Und ihre vorgeschriebne Reise Vollendet sie mit Donnergang.
Ihr Anblick gibt den Engeln Stärke,
Wenn keiner sie ergründen mag;
Die unbegreiflich hohen Werke,
Sind herrlich wie am ersten Tag. Goethe. *
Sohauu Wolfgaug'Goethe wurde heute vor 175 Jahren in Frankfurt am Main geboren. Das deutsch« Volk durfte dieser Jahr schon den Gedenktag einer seiner Großen feiern: Immanuel Kant und heute darf er in ehrfurchtsvollem Staunen auf seinen größten Dichter aufschauen. Wenige ihrer stolzesten Genien kann die Weltgeschichte unserem Goethe an die Sette stellen. Ueberragend war sein Geist, sein begnadeter Wirken und Schaffen; er war ein Mensch, der den Becher des Glückes kostete und auch den Schmerz und dar Leid in seinem bittersten Weh kennen lernen mußte. So viel unfaß
barer und UnmeßbareS ist an ihm. Sein Geist stand «in halber Jahrhundert lang hoch auf der. Warte unsere» litera- rischen, ja unserer ganzen geistigen Lebens. Thomas Carlyle der englische Dichter und Gelehrte, schrieb nach seinem Tvde- Seine irdischen Lebensjahre sind gezählt und abgeschlossen aber der Nachwirkung seiner Geisteskraft, die im Ewigen stam den, ist kein Ende. Alle», was wir unter der höheren Lite- ratur Deutschlands verstehen, welche zugleich die höhere Literatur von Europa ist, versammelt sich schon um diesen Mann als ihren Schöpfer. Und wer ist, der die Bedeutung und weitreichenden Einflüsse diese» großen Wesens, dar geheimnisvoll einer Welt aufging, die es nicht erwartete, zu messen vermöchte? — Wir werden in unserer Samrtagnummer ausführlicher de» größten deutschen Dichter» gedenken.
-*
Dom Schwarzwaldverein. Die neueste Nummer der Blätter deS württ. Schwarzwaldvereins ist als Festnummer dem Gedächtnishaus de» württ. Schwarzwaldoerems, das er zum Gedächtnis seiner Toten auf dem Fohrenbühl bei Schram- berg errichtet hat, gewidmet. Dte Nummer bringt schöne Aufnahmen von Schramberg und Lauterbach, geschichtliche und geoloaiiche Abhandlungen über dte am nächsten Samstag und Sonntag von Tausenden Wandersreunden besucht werdenden Gegenden von Schramberg und Lauterbach. Den ! Nagolder Schwarzwaidvereinlern, die am nächsten Samstag ! hinauf gen Schramberg pilgern ein kräftiges Waldheil und ! — gutes Wetter.
! *
! Münzprägungen. Im Juli betrugendie Münzprägungen:
- 3 ^«-Stücke sür 1836 Mtll. Mark, 1 ^-Stücke 19,42 Mtll. Marl ^ sodaß davon jetzt sür 93,44 Mtll. Mark bezw. 5l,15 Mill.
Mark laufen, demnach pro Kopf zusammen etwa 2,50 I An Rentenmünzen zu 1, 2, 5 und 10 wurden wettere
> 6,09 Mtll. Mk. geschlagen, somit von Anveginn 31,75 Mill, s Matt, außerdem im Juli für 5,57 Mill. Fünfziger, d. i.von
- Anbeginn sür 91,33 Mtll. Mark. Der Gesamtumlaus an 1 neuen Münzen würde demnach am SI. Juli 242 Mill. Ml,
! ausgemacht haben. In Stuttgart wurden im Juli gep>ä„ ! 2,8 Mtll. Mark 1 ^-Stücke, 2,508 Mill. Mark 3^e-Stück, , 105000 Mark 10 ^-Stücke und 730000 Matt 50 Stück
! Löwenlichtspiele. Nächsten Samltag !m^> Donntag wr!>
> den dte über die Sommerzeit ruhenden LöwenlichlsFiele wiedn
> eröffnet. Als EröffnungSfilm läuft einer der bekannteste» Mutteifilme: «Mutter, dein Kind ruft", der neben einer spannen-
i den und erschütternden Handlung wunderbare Aufnabmen der , Schneeriesen der Alpen bringt. Der für die nächste Zeit vorgesehene Spielplan verspricht nur Gutes zu bieten und bei starker Unterstützung de» Publikums wird er auch möglich sein, einmal einen der großen Ftlme wie: FrtdericaS R-; u. a. in Nagold zur Vorführung zu bringen. (S. Anzeige).
Ein hundertjähriges volkstümliches Lied. — Der Stoff vom «Märchen aus alten Zeiten" der Lorelei, ist dichterisch wiederholt behandelt worden. Unterhalb OberweselS, tm Kreis St. Goar erhebt sich bekanntlich aus dem Rhein senkrecht ein hoher, nackter Felsen, der den Namen Lorelei (Schtefei- felSwacht) führt und wegen seiner merkwürdigen Echos schon in alter Zeit bekannt war. In einem lateinischen Gedicht eines gewissen Bernhard Möller vom Jahr 1570 wird bereits erzählt, wie beim Ruf Vorübergehender der G'pfel mit fürchterlicher Stimme mit Einsturz oroht, wie er bet Schüssen ertöne, alr ob man ihn etnreiße; diese wunderbare Eigenschaft wird von vielen Höhlen in seinem Innern, von denen keine ganz durchgehe und so den Schall vielfach breche, erklärt. Nach einer Stelle des Minnesängers Marner soll der Schatz der Nibelungen in seinem Innern niedergelegt sein; eine andere Sage war nicht bekannt. l799 schrieb Clemens Brentano sein Gedicht „Lore-Len", und darin berichtet er nicht von einer Zauberin, sondern von einer schönen Bacharacherin, die, nachdem sie durch ihre verführerischen Augen dte Männer berückt, selbst unglücklich geworden sei, von diesem Felsen sich herabstürzte und den Tod in den Wellen suchte. Später setzte man hinzu, das Echo sei ihre Stimme; daraus entstand dann die Sage von einer schönen Jungfrau, die sich auf der Bergspitze, die Harfe spielend, zeige, Männer ourch ihren Gesang anlocke und sich dann hohnlachend inS Wasser stürze. Diese Ballade hat dann Brentano seinem Roman „Godwi" eingefügt. Daraus machte dann Nikolaus Vogt ejnr ganz neue Volkssage, die auch von anderen Dichtern, wie Eichendorff, bearbeitet wurde. Am glücklichsten gestaltete Heinrich Heine den Stoff in dem Liede: „Ich weiß nicht, was soll e» bedeuten". Es ist dies eins seiner berühmtesten Gedichte, die tm Volke wetterleben, vielleicht sein bekanntestes. Dieser Gedicht erschien zum ersten Male in der Zeitschrift „Der Gesellschafter" am 26. März 1823. Nicht wenig beigetragen zu der außerordentlichen VolStümltchkeit de» Liede» hat auch seine Vertonung durch Friedrich Stlcher, den trefflichen schwäbischen Komponisten und Förderer de» VolkSgesangeS. AusS glücklichste wußte er den Volkston zu treffen, und so lebt das Lied seit 1838, in welchem Jahr eS zuerst im achten Heft der „Volkslieder für Männerstimmen" erschien, in aller Munde.
*
Offene Worte eines Deutsch-Amerikaners. Eine Rede von bemerkenswerter Schärfe und Offenheit hielt bet einer großen gemeinsamen Feier der deutschen Vereinigungen von Philadelphia der erste Sprecher des nordamerikanischen TurnerbundeS, Georg Seibel. Er begann mit einem Hymnus auf die deutsche Sprache, daS teuerste Erbe der Väter, dak umzubrtngen ein Verbrechen sein würde, denn die Sprache sei die laut gewordene Seele deS Menschen und eine Blockade der Seele sei nicht weniger verwerflich als eine Hungerblockade. Seibel wandte sich gegen alle Versuche, die Freiheit der Deutsch- Amerikaner einschränken zu wollen, und nannte sie „verdammte Frechheit". ES sei Zeit, sich zu erheben, um dieser neuen Sklaverei ein Ende zu machen. Dte politische Kampagne nahe heran, mit ihr das Betteln der Kandidaten um Stimmen. Wo aber seien die Herren Vertreter gewesen, als der junge, frische, von der Front heimgekehrte Hamilron Fish einen w Millionen-Dollar-Kredit für Deutschlands hungernde Kinder haben wollte? Wo, als man das EtnwanderungSgesetz machte, daS die Landsleute von Dante, von Tolstoi und von Jesus auSschließen will? Die Deutsch-Amerikaner sollten wachsam abwarten, bi» alle Wahlversprechungen heraus seien. In den politischen Parteien wimmle eS von Ungeziefer. Ehe fte wieder gesellschaftsfähig würden, müßten sie gründlich entlauft