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Samstag den 2. August 1924

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98. Jahrgang

Den Opfern des Weltkriegs!

I

Heute vor 10 Jahren, da rief der Kaisers Befehl die brutschen Männer hinan« zum Kampf um Volk und Va­terland, um Weib und Kind, um Heim und Herd. Wie schwer und hart das Scheiden auch war, in den Herzen der Hinausziehenden war ein Feuer der Begeisterung, das über den Trennung«schmerz hinweghalf. Wer hört sie nicht noch singen die stolzen Lieder von Deutschlands Ruhm und Ehre, von seiner Größe und seiner Macht, von seiner Treue und seiner Freiheit, damals in den heißen und schwülen Augusttagen des Jahres 1914? Wer kann sich nicht noch erinnern der blühenden Jünglinge und der Alten mit den grauen und weißen Haaren, die zum Kampfe, zum Siege drängten? Wer denkt nicht mehr zurück an jene Mestäligkeit, die in jenen Tagen die deutschen Frauen und Jungfrauen beseelte? Wem hat er rächt die Seele erhoben, all das Große und Edle, das jene denkwürdigen Auzustlage durchbebte?

Schmerzlich, mit Wehmut, fast verzweifelt denken wir heute an jene Zeit zurück. WaS ist denn übrig geblieben aus der Zeit der gewaltigen, fast unglaubhaften Anstren­gungen für Körper und Geist, die jener 2. August 1914 elnleitete? Ein Volk, müd und abgehärmt, mit Groll und Mißmut im Herzen, ein Volk, das sich betäubt in dem Ge­nuß der Stunde, ein Volk, da« nichts wissen will von oen Gefahren, die uns umlauern; statt einer einztqen großen Schicksals- und Notgemeinschaft haben wir Par­tien und Verbände! Wir haben den Hunger und die Krankheit tm Lande, wir haben alte, betagte Eltern, die ihren Notgroschen auf den Altar de« Vaterlandes geopfert, die ihren Sohn dahingegeben haben für das Vaterland, wir haben Frauen, die um ihre Männer weinen und Iranern, wir haben Bräute, die um den Geliebten sich härmen, wir haben Kinder, die nach dem Vater rufen und verlangen!

Ein unermeßlicher Strom von Leid und Schmerz ist durch deutsche Lande geflossen und hat sein Tal tief ein» gegraben in die deutsche Seele. Wie sind die Helden ge­fallen und die Streitbaren umgekommen? Bet sternenloser Nacht auf gefährlicher Patrouille, beim Sturm auf die feindliche Stellung kam die mordende Kugel oder die kre­pierende Granate und machte einem blühenden Leben ein jäher Ende. Kaum gedacht, ward der Lust ein End ge­macht! Gestern noch ein Bild strotzender Kraft, heute eine Leiche mit gespaltenem Kopf und zerfetzten Gliedern! Und welche Qualen mußten sie erdulden, die ungezählten Hel­den, denen eS nicht beschieden war, da« Marterleben nach wenigen Sekunden und Minuten zu beschließen. Non

schrecklichem Fteberdurste gequält, winden sie sich in ihrem Blute. Minuten und Stunden vergehen; matter und matter wird da« hilfesuchende Auge; in schweren Tropfen rinnt ans den klaffenden Wunden da« Blut zur Erde, bedeckt Leib und Glieder, Gras und Boden. Und dann kam die Nacht, kälter und kälter wurde e« um die Armen, noch einmal öffnete sich dar brechende Auge zum letzten Gruß« an Vater und Mutter, an« treue Weib, die goldi­gen Kinder, an die Braut, die Geliebte! Nock ein letzter Seufzer, ein deutsche« Heldenherz war nicht mehr!

So sind e« viele Tausende, die das Teuerste, was sie hatten, ihr Leben, zum Opfer gaben, eine große Schar gab Gesundheit, ihre gesunden Glieder dahin, um unS, die Dahetmgebltebenen, zu schützen vor Feindes Haß und Wut.

Und da erhebt sich die Frage: Können uns diese To­ten, diese ungezählten Opfer des Weltkrieges nicht« mehr sagen, können wir uns, wir Deutsche der Gegenwart, die Parteileidenschaft entzweit, uns nicht finden in ihnen, in dem Gedanken, in dieser Tat, die sie vollbracht haben?

Wahrlich, das deutsche Volk darf ein Totenfest mit Stolz feiern, nicht mit der lauten, eitlen Prahlerei, son­dern mit der inneren Erhebung eine» stolzen Gedenkens. Wie haben sie'S getragen, die alten greisen Väter, die abgesorgten Mütter, als eS hieß: .Gefallen", wie haben die Ehefrauen aus« neue den Kampf mit dem Leben aus­genommen trotz der blutenden Herzsnswunde, wie haben die Bräute und Geliebten ihren Schmerz still getragen trotz bitteren Weh« und dunkler Leere und Verlassenheit im Herzen. Auf jene Topseren und Mutigen, die draußen in fremder Erde der Auferstehung entgegenschlummern, auf all die Krüppel und Kranken, auf alle, die draußen den Heldenkampf gekämpft haben, da darf DkUtschland stolz sein. Da«, wa« das deutsche Heer geleistet hat, das steht mit ehernen Lettern eingegraben im Buch der Geschichte und darauf woklen wir stolz sein.

Dochurm heutigen Tage, da wollen wir auch gelo­ben, unseren Toten, all den Opfern deS Weltkriegs, nach- zuetfern und gleichzutun ihrer selbstlosen Hingabe für das Ganze, für die Gemeinschaft, für da« deutsche Volk. Sie sind nicht gefallen als Konservative oder Sozialdemokra­ten, als Arbeiter oder Fabrikanten, als Bauern oder Beamte, als Katholiken oder Protestanten, als Juden oder Christen, als Soldaten und damit als Deutsche haben sie ihr Leben auSgehaucht, vom jüngsten Kriegsfreiwilligen hinauf bis zum bärtigen Landsturmmann. Eine große Welle des sozialen GemeinfinnS hat da durch deutsche

Unsere toten Helden!

Albert Axt Wilhelm Axt Friedrich Bechtold Heinrich Benz Karl Beutler Georg Blaich Johannes Brenner Eugen Breuning Wilhelm Brösamle Friedrich Burkhardt Konrad Deuble Walter Dieterle Wilhelm Drescher Otto Dürr Ernst Ernst Ernst Essig Hermann Essig Albert Finkenbeiner Otto Fischer Gottlieb Freythaler Aarl Freythaler Albert Gabel Gottfried Gauß Wilhelm Gauß Wilhelm Gauß Hermann Groll

Friedrich Gutekunst Heinrich Schneider Hermann Günther Martin Haderer Christian Hafner Ernst Hafner Georg Hafner Paul Hafner Christian Haller Hermann Harr Julius Harr Wilhelm Harr Gotthold Häußler Karl Häußler Alfred Helbling Christian Hemminger Paul Hemminger Otto Hemminger Lugen Henne Alfred Hettler Gustav Hiller Jakob Hiller Otto Hofer Bruno Holländer Christian Hörmann Johannes Hörmann

Wilhelm Huber Gustav Huzel Aarl Huzel Arthur Jetter August Kalmbach Ewald Kamphaus Emilie Kapp Adolf Kempf Alfred Kempf Gottlieb Kirn Max Kittel Gottlieb Klaiß Hermann Klingel Erwin Klingler Wilhelm Klink Ernst Knödel Traugott Köbele Albert Koch Georg Koch Otto Kölisch Emil Korn Bernhard Klumpp Christian Klumpp Wilhelm Krauß Hermann Lehre Franziska Lohrer

Felix Lutz Joseph Madel Johannes Maier Hermann Mayer Maria Mayer Alois Marquardt Friedrich Martini Friedrich Martini Richard Maurer Wilhelm Maurer Hermann Merkle Adolf Morlock Lugen Müller Friedrich Müller Hermann Müller Joseph Münz Ernst Raas Friedrich Raas Ernst Rähle Georg Rapp Theodor Rapp August Raufer Gottlieb Raufer Ernst Raufer Paul Raufer Lugen Raufer

Gaue hindurchgezittert. Soll das alle« vergessen sein? Unsre Toten mahnen und warnen unS! Und sollen sie nicht umsonst gestorben sein, so muß au« diesem harten, für dar VolkSganze gebrachte Opfer, ein edle« Wollen nach Einigkeit und Verbundensetn aller Deutschen gebo­ren werden. Das ist unsere heilige Schuld den Toten gegenüber.

Nur auf einem solchen Boden und Untergrund der Einigkeit und des Bewußtsein« der Zusammengehörig­keit kann die Pflanze der Hoffnung gedeihen. WaS wäre denn der Mensch, ein Volk, unser Deutschland ohne die belebende Hoffnung, daß doch auch wieder ein Tag de« Lichter kommt, der Lag, an dem wir wieder frei und nicht mehr kalten Diktaten unterworfen sind. Nicht Weltherrschaft, nicht prunkende, glänzende äußere Macht wollen w r, sondern nur Freiheit und Recht. Noch seuf­zen deutsche Lande unter der Gewalt einer vom Geiste der Vernichtung und der Hasses erfüllten Volker, noch schmachten Tausende deutscher Brüder in dumpfen Kerker­zellen und harren sehnsüchtig der Tages der Erlösung, noch steht unsere ganze Wirtschaft und äußere sowie innere Entwicklung und Entfaltung unter der Kontrolle arglisti­ger Feinde und noch ist daS Unrecht und die Schmach der Behauptung, daß wir in verbrecherischer und bewußter Absicht dar furchtbare Morden hervorgerufen haben, nicht beseitigt. Können wir in solcher schweren dunklen Zeit noch Hoffnung haben?

Viele wollen verzweifeln und verzagen, sie denken nur an da» End» und suchen oft vorzeitig ein solche», sie flüchten sich auk der deutschen Notgemetnschaft. um per­sönliche Vorteile zu erstreben. Wir andern wollen aber nicht den Mut- sinken lasten, wir wollen glauben und hoffen, wir wollen vom Anfang, vom Aufbau, vom neuen Leben reden und zeugen. Unsre Toten haben uns gelehrt, daß der Mensch alles, aller für sein Vaterland tun kann. Wir wollen ihnen danken durch die Tat. Aus ihrem Opfertod muß ein heiliger Wollen auf alle«, waS deutsch ist, übergehen, da» Wollen, für unser deutsche« Vaterland, für seine Einigkeit, sein Recht und seine Freiheit jederzeit unser Bestes und Alle« zu geben.

Und erfaßt und durchbebt dieser Geist alle Deutschen, dann sind unsre Toten nicht umsonst gestorben, haben unsre Krieger nicht umsonst ihre Glieder und Gesundheit dahtngegcben, dann dürfen wir hoffen und glauben und dann kommt auch nach der dunklen Nacht der Unter­drückung und Knechtschaft daS Helle Licht der Freiheit und

Erlösung.

August Renz Albert Reichert Gotthold Reichert Wilhelm Reichert Otto Reichardt Wilhelm Rentfchler Wilhelm Römer Friedrich Reule Matthäus Reule Hermann Rinderknecht Johannes Roller Robert Sautter Heinrich Schaible Walter Schaible Gottl. Schechinger Hermann Schittenhelm Heinrich Schlotterbeck Louis Schlotterbeck Friedrich Schmid Wilhelm Schneider Otto Schorpp Gottlob Schübel Friedrich Schüler Erwin Schwarzkopf Georg Ihle Christian Schweikle

A. Fischer.

Max Schuster Gottlob Seeger Karl Seeger Theodor Seeger Lugen Seyfried Jean Städele Emil Stockinger Albert Trautw'ein Hermann Wagner Theodor Wagner Eugen walz Gotthilf walz Karl walz Georg weik Hermann Werner Eugen Wiedmaier Heinrich wirth Christian Wurster Rudolf Zepf

Gottlob Raaf Wilhelm Raaf Wilhelm Schühle

Vergiß, wein Pulk,

-ie tenren Toten nicht!

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