nahm« der Klrchengemeinde unter Uebergabe eine» Geschenke» , und eine» prächtigen Blumensträuße» au«. Tief gerührt dankte da» Jubelpaar. Der ktrchl. Feier lag der Bibeltext zu Grunde: »Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe aus ihn «r wird» wohl machen" und Herr Dekan Otto zeigte dem Jubelpaar, umgeben von Kindern, Enkeln und Geschwistern, ! wie dieser Tag so richtig Anlaß gebe, immer wieder dem Lenker aller Geschicke für seine gnädige Führung und hilf­reichen Beistand innigen Dank zu sagen und wie auf ihn gestützt und gebaut, auch der künftige Lebensweg gegangen werden kann:Er wird» wohl machen". E« war eine weihe­volle Stunde im Gottethaur. Ja fröhlicher Geselligkeit wurde noch mit mancherlei Worten de» Festtag» gedacht. Dem Jubelpaar, umwoben vom goldenen Kränzelein der Treue, möge ein geruhsamer Lebensabend, abseits von den Stürmen der Welt, im eigenen, sonnigen Heim beschicken sein.

Ein astronomisches Ereignis. Im Monat August wird der Nachbarplanet Mar» unserer Erde so nahe kommen, wie die» in den nächsten 80 Jahren (bi» zum Jahre 2003) nicht wieder der Fall sein wird. Alle bedeutenden Sternwarten der Welt rüsten sich, um während der Augustwochen die günstigste Stellung de» Mar» zu einer genauen Erforschung seiner Oberfläche zu benutzen.*

7)on der Bienenzucht. Um den Imkern Gelegenheit zu sjkrer gründlichen Ausbildung in der Haltung und Pflege Her Bienen zu geben, ohne Laß dabei hohe Kosten für die Teilnehmer entstehen, läßt die Württ. Landwirtschaftskammer durch den Landessachverständigen für Bienenzucht, Oberlehrer K. Rentschler, besondere viertägige Kurse für das Unterland tznd für das Oberland abhalten, nachdem bereits in der Kfingstwoche ein Kurs in Hohenheim stattgefunden hat. Ein Kars in der Hausfrauenschule in Kupferzell findet in der Zeit vom 28. bis 31. Juli, ein solcher in Wangen i. A. bezm. in

Kißlrss vom 4. bis 7. August statt. ^

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Gutes Honigsahr in Aussicht. Eine freudige Nachricht für die Imker dürfte die Mitteilung sein, daß die Tannen dieses Jahr nach mehrjähriger Pause wieder honigen und somit den Bienenzüchtern nach mehreren. Fehljahren wieder einmal ein gutes Honigjahr beschieden ist, vorausgesetzt, daß die Tannentracht anhält. Diese von dem Witterungscharak­ter des Jahres abhängige Erscheinung führt vielfach zu einem Wandern der Imker, d. h. die Imker der Rheinebens brin­gen ihre Bienenvölker in die Vorberge des Schwarzwalds, mn auf diese Weise Anteil am Tannenhonig zu haben.

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Sport «tld Spiel. i

Kickers Torwart Mauch ch. Montaq nacht ist der best- bewährte internaltonale Torwart der Kicker», Paul Mauch, an den Folgen einer Flellchvergiftung (Magen- und Darm- katarrh) gestorben. Manch war infolge einer tm Krieg erlit­tenen Gasvergiftung nicht mehr so widerstandsfähig und da» mag auch der Anlaß gewesen sein, daß er so rasch der Krank­heit tm Krankenhaus erlag. Mauch batte vor kurzer Zeit in Karlsruhe beim Endspiel um den iüddeutschen Pokal noch glänzend seinen Verein vertreten. Der ruhige und schlichte SportLmann war überall beliebt. KiäerS verliert in ihm einen seiner besten Spieler.

-SllSSSODSMI-ISSOl-ISk-rSSSHH-Il-H-HIIlILISS

^ Oberamt Freudenstadt. ^

Schönmünzach, 16. Juli. Explosion. Zwei Tote. Gestern nachmittag entstand aus unaufgeklärter Ursache beim Schwarzenbachweik ein Brand, der eine Explosion zur Folge hotte. Der 2l Jahre alte Arbeiter Bäuerle aus Schönmünzach erlitt dabet den Tod, der ledige Niethammer aus Wolftbrun- neu schwere Verletzungen, denen er im Laufe des Nachmittag» erlag. Ein dritter Arbeitnehmer erlitt leichtere Verletzungen. Nähere« wird die etngeleitete Untersuchung ergeben.

Der Tanz um das goldene Kalb

^ Pori Erica Grupe-Lörcher

(Nachdruck verboten.)

- James stand hinter der offenen Tür des Nebenzimmers und hörte den Arzt sprechen. Da wußte er Bescheid. Jetzt nahte für ihn die Zeit der Ernte, auch für die Corelli! Er gab sich durchaus das Ansehen, als habe er nichts auf- Mfangen, als der Arzt im Nebenzimmer dann Zyria bei Seite nahm und dringend einschärfte, die Reise so bald wie möglich nach Hause anzukreten. Sonst könne man befürch­ten, -je alte Dame nicht mehr lebend nach Lheckburg zu bringen.

3m Gefühl ihrer zusammenfallenden Kräfte hatte Fräu­lein Werner nun selbst den Wunsch, nach Hause .zurückzu­kehren. And während Zyria mit dem Diener die Reisevor- lwreitungen traf, rang sie die noch immer eilte Frage: «Welche Stellung wird man mir jetzt in der Gesellschaft ein- rärrmen?* in dem dunklen, quälenden Verlangen nieder: «Rnr nach Hause möchte ich! Nur ins eigene Haus zurück­kehren können!"

Sterbend geleiteten Zyria und James ihre Herrin nach Checkberg zurück. Aber die Kranke selbst war ahnungslos. War voller Hoffnung! Bei der eigenen diätetischen Küche würde sich dieses entsetzlich an ihren Kräften nagende Ma­genübel bessern und heben!

Täglich fragte die Kranke, ob nicht Besuche gekommen seien, ob sich niemand nach ihr erkundigt habe, auch nicht telephonisch! And fast immer mußte Zyria mit möglichster Schonung verneinen. Zuletzt erfand sie öfters angebliche Telephoncmfrag-e, um die alte Dame zu beruhigen und den wunden Stachel in dem Bewußtsein zu mildern, sie war hier vergessen! Niemand kümmerte sich um sie, wo nicht mehr der Reichtum ihres Bruders den Nimbus um sie wob!

Und wenn Stunden fürchterlicher äußerer Vereinsamung über die Kranke kamen, bat sie Zyria, zu musizieren. Dann mußte das junge Mädchen die Flügeltüren des großen Musik­zimmers weit zum Gange öffnen und alle die Lieder durch- fpieten, die einst auf den Hauskonzerten der kunstsinnigen alten Dame hier erklungen waren. Den weihen Kops mit dem ^gesunkenen Gesicht tief in die Kiffen zurückgesunken, lag Fräulein Werner dann regungslos mit geschlossenen Augen da. Und vor ihren Gedanken stiegen in lebendigster Deut-

Letzte Kurzmeldungen.

Die Londoner Konferenz wählte Macdovald zum Vor­sitzenden nnd Sir Maurice Hankey zum Generalsekretär.

*

Nach der Eröffnungssitzung, in der drei Unterausschüsse eingesetzt wurden, vertagte sich die Bollkonferenz in Lon­don bis auf weiteres. *

Die von der Konferenz eingesetzten Unterausschüsse tra­ten nachmittags S Ahr zur ersten Beratung zusammen.

*

Heber den Verlauf der Londoner Verhandlungen wird gemäß Kouferenzbeschlntz lediglich ein amtliches Lommn- nique berichten. *

Nach Pariser Pressemeldungen hat die Reparations- komwisston den amerik. Sachverständigen Owen Ponug zum Treuhänder auf Grund des Sachverständigeuplaus ernannt. Young soll die Berufung angenommen haben.

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Der Reichstag wird am kommenden Dienstag zu sei­ner nächsten Sitzung zusammentreten.

Am Freitag nachmittag findet in Berlin «ine Konferenz der deutschen Ernährungs- und Landwirtschaftsminister mit der Reichsregierung statt.

Baiersbronn, 16. Juli. Brand. Gestern nachmittag 2 Uhr brach tn dem zum Schulbezirk BaierSbronn gehörigen auf dem Heuberg gelegenen DoppelwohnhauS des Gottlieb Armbruster Taglöhner und de» Joh. Martin Finkbeiner, Tag- ttihner, aus bis jetzt unbekannter Ursache, ein Brand aus, dem das ganze Anwesen zum Opfer fiel. Die Löscharbeiten waren 'mich die Höhenlage des Brandherdes sehr erschwert; daß Wasser konnte eist heraufgepumpl werden, als der Motor- lpritze von Baiersbronn dte auf halber Höhe stand, diejenige von Freudensladt zu Hllfe kam, deren Druckpumpen da» Was­ser vollend» auf d«e Höhe dirigierten. Dte Freudenstädter- Motorspritze mußte auch wegen Waldbrandgesahr angefordert werden, da das brennende Gebäude sich direkt am Waldrand befand. So bestand große Gefahr für den nahen Gemet.ide- ivalv. Zum Glück herrschte Windstille und eS gelang da» Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Per Schaden ist be- oeutend; dar Vieh wurde gerettet, von dem Mobiliar konnte nur wenig in Sicherheit gebracht werden.

Eingesandt.

(Für Einsendungen unter dieser Rubrik übernimmt dte Schristleiwng nur die preßgesetzliche Verantwortung.)

Zur Milchpreisfrage.

Der Ausschuß deS landwinschaftl. Bezirksvereins bittet unS, die im landwirtschaftlichen Wochenblatt veröffentlichte Erwiderung auf ein Eingesandt zur MtlchpreiSfrage, das im Stuttgarter Tagblott, Schwäbischen Tagwacht, im Gesellschafter Nr. 158 veröffentlicht wurde, ebenfalls aufzu- nehmen, welcher Bille wir hiemit Nachkommen:

Diese Ausführungen, s. Gesellschafter 158, stellen eizent- Itch eine würdige Ergänzung zu dem Aufsatz dar, den der Stuttgarter Gemeinderat und Vorstand des Stuttgarter Le- ben»mtltelamtes, Dr. Göser, einige Tage zuvor den Lesern des Stuttgarter neuen Tagblatter glaubte vorsetzen zu müssen.

Wenn man derartige Töne anschlägt, haben wir keinen Grund, bei der Erwiderung unS besondere Zurückhaltung aufzuerlegen. Doch nur einige», denn vermutlich werden wir dte Städtische Milchversorgung doch nicht belehren können.

Der Erzeugerpreis ist z. Zt. bei unS in Württemberg (mit Ausnahme des württ. Allgäu») wohl höher al» drüben in Bayern. ES ist aber auch schon vor dem Kriege so ge­wesen, daß die Werkmilch um mehrere Pfennige geringer be­wertet wurde als Frischmilch, aus Gründen, die kaum noch

I lichkeit die Erinnerungen an die verflossenen Gesellschafts­abende auf. Dann vergaß sie die Umwelt! Es gab keine Zu­kunft für sie, keine jammervoll deprimiereyde Gegenwart! Sie war glücklich in der Vergangenheit, welche die Musik­klänge jetzt in ihr wachriefen.

Ach, in der Erinnerung leben können! Sie sah ihren Bruder wieder zwischen den Flügeltüren der Gesellschafts­zimmer stehen, mit seinem behaglich-freundlichen Lächelt:. Sah die geschmückten Gäste rings um sich, sah sich selbst mit ihrer wunderbaren Grazie und Elastizität durch ihre Reihen hindurchgehen. Und unter dem Prismenglanz des großen Kronleuchters stand wieder die berühmte Sängerin aus Wien, die man zu diesem Abend hergebeten hatte! Ach, waren das köstliche Stunden gewesen!

Immer weiter mußte Zyria spielen, immer weiter auf Bitten der Kranken! Es ging oft bis spät in den Abend hinein. Und sie wagte nicht, es ihr abzuschlagen, war es doch noch die einzige Freude, die einzige Erquickung für die Kranke, für die Sterbende! Denn wenn Zyria zuletzt ermüdet aufhörte, leise die Töne verklingen ließ und zur Kranken hinüberkam, dann fand sie sie öfters eingeschlummert vor Schwäche. Fand sie sie daliegen wie eine fast Tote: mit ein­gesunkenen Zügen und geschlossenen Lidern, wie tot und leb­los, da die klugen, dunklen Augen, die dem ganzen Gesicht ein schönes Leben verliehen, zugesunken waren.

Ein Grauen durchschüttelte dann oft Zyria. Ein un­bestimmtes, unerklärliches Grauen.. Still und verlassen schien alles im Hause. Kein Laut zu hören. Nur draußen ein leiser, leiser Schritt, und wenn sie fast entsetzt in einer un­bestimmten Angst entschlossen zur Tür eilte, um sie aufzu­reißen und zu sehen, wer dort sei, dann stand plötzlich James vor ihr! James, der so leise ging, um die Herrin nicht zu wecken, wie er ihr flüsternd erklärte.

Zyria begann, sich vor diesem Manne zu grauen! Immer hatte sie die Empfindung, als ob er um sie und die Kranke herumstrich und sie überwache mit seinem runden, gesunden, satten Gesicht. Bisher hatte sie sich nie viel Gedanken über den Diener gemacht, ihn nie besonders beachtet. Er tat seinen Dienst, erfüllte seine Pflicht, war lehr zuverlässig und geschickt. Aber jetzt wurde sie auf ihn aufmerksam. Ihr war selbst nicht erklärlich, warum. Aber sie war so klug, sich nichts von ihrem unbestimmten Mißtrauen ihm gegenüber merken zu lassen!

näher erörtert werden brauchen. Man vergesse aber nicht, Bayern hat freie Wirtschaft, starke einheimische Ueberpoduk- tron und hat nicht nötig, AuslandSmtlch etnzuführen. Wenn unter diesen Umständen der Prei» gedrückt wird, so ist die» für den Erzeuger zwar nicht erfreulich, aber immerhin erklär­lich. Bet unS tn Württemberg ist dte Sache jedoch ander». Wir erzeugen dank der hervorragenden Politik der Städte noch nicht unfern Eigenbedarf. Da» Angebot erreicht also bei weitem noch nicht die Nachtrage. In Baden ist wohl in den letzten Tagen auch eine Neuregelung eingetreten, doch der neue Prei» ist ein Richlprei» und schwankt zwischen 19 und 21 xZ. Die größeren badischen Städte zahlen aber nach wie vor, wie wir un» haben überzeugen können, den alten Preis von 22

Daß der Kleinverkauftprei» insbesondere in Stuttgart unbedingt zu hoch ist und herabgesetzt werden muß, darin gehen auch wir mit dem Stuttgarter Gemeinderat einig, nur sind wir der Auffassung, daß man sich, bevor man daran ging, am Erzeugerpret» abzuzwacken, dte Spanne zwischen Erzeuger- und KleinverkaufSprei» etwa» genauer sich hätte unsehen müssen. Wir sind davon überzeugt, daß sich eine derartige Mühe lohnen wird. Hier liegt der Hase im Pfeffer und hier drückt man sich um eine sachliche Ausklärung herum. Herr Dr. Göser schreibt von einer Unkostenspanne von 8 xZ pro Liter vom Stall bi» zur Rampe Stuttgart. Wir wären dankbar, wenn Herr Dr. Göser un» diese 8 xZ etwa» genauer Ipeztfizieren könnte. Wir rechnen nämlich bedeutend weniger heran». Die Fuhrkost-n sind bei 2 x) vielfach hoch bemessen, dte Sammelstellenkosten betragen 1,5 dte Bahnfracht be- rrägt 1 xZ (wird zwar bestritten, doch es läßt sich daran nicht» ändern). Dann ist dauernd die Rede davon, daß die Milch mit starkem Untergewicht in Stuttgart ankommen würde und daß trotzdem von der Mtlchversorgung G. m. b. H. da» volle Quantum bezahlt werde. Un» scheint gerade, daß die Städt. Milchversorgung diejenige Stelle ist, die etwa» bezahlt, wa» sie nicht erhalten har. Da» sind Märchen, genau so wie dte ewigen Behauptungen von denriesigen Schmutzmengen", die sich täglich tn der angelteferten Milch befänden und die in der Mtlchzentrale aurgeschteden werden müssen. Wir haben nn» den Schmutz, der von 75 000 Liter Milch ausgeschteden wird, angesehen: er spielt lediglich eine ganz untergeordnete Rolle im Verhältnis zum Gesamlquantum und berechnet sich vielleicht auf einen kleinen Bruchteil eine» Pfennig» bet einem Liter Milch.

Wenn man bei allen Posten der Preisspannung äußerste Großzügigkeit walten läßt, so bleiben für die Stuttgarter Mtlchversorgung G. m. d. H. immer noch mehrere Pfennige Retnverdtenst übrig und zwar für eine Tätigkeit, auf die Erzeuger wie Verbraucher sehr wohl verzichten könnten. Die hohen Gewinne sind der Grund, warum diese Stelle nicht verschwinden will und warum auch der Stuttgarter Gemeinderat sie mit allen Mitteln halten möchte.

E» ist sehr unklug von den beiden Artikeifchreibern, auf die Ueberorganisatton in der Landwirtschaft anzuspielen; sie geben damit nur zu, daß ihnen diese Organisationen unbe­quem sind und daß sie sich nach den Zetten zurücksehnen, ivo man mit den Bauern machen konnte, was man wollte.

Und noch ein». Man bleibe un» doch endlich mit den Sprüchen vom Halse, daß die Bauernvor der Verhetzung durch die landwirtschaftlichen Organisationen" gerne bereit gewesen wären, die eigenmächtige Herabsetzung de» Milch- preise» durch dte Städte anzuerkennen. Daß sich da oder rort einmal irgend ein trauriger Tropf finden läßt, weil er vielleicht selbst keine Milch erzeugt, im Sinne der Städt. Mtlchversorgung G. m. b. H. Verrat an seinen Berufskolle­gen zu üben, wollen wir schließlich nicht bestreiten; doch mit Ausnahme von diesen, die wir nicht zu den Unsrigen rechnen, weiß die württ. Landwirtschaft, warum sie sich so verzweifelt wehrt, damit ihr der jetzige Mtlchprei» erhalten bleibt: weil sie vor dem Bankrott steht und weil jede weitere Etnnahmen- Verkürzung die Vollendung de» Zusammenbruche» ihrer Betriebe nur beschleunigt.

Immer abends, wenn die Dunkelheit des neu beginnenden Winters einsetzte, wenn die Schauer der Nacht mit ihren un­erklärlichen Stimmungen heraufzogen, bat die Kranke Zyria, zu musizieren. Als sei das ein Schutz gegen ihre eigenen Ge­danken. Am Tage wurde sie lebhafter. Aber sie lebte auch da am liebsten in der'Erinnerung. Sie ließ sich ihre einstigen Gesellschaftskleider und Staatsroben herbeitragen und rings auf die Stühle im Krankenzimmer ausbreiten. An jedem wuchsen Erinnerungen auf! In jenem Kleide hatte sie den Prinzen Soundso empfangen! In jenem waren sie auf dem Fest beim Reichsrat von Hellbach gewesen! Jenes war eine Dinertoilette, und in der andern hatte sie immer Seine Durch­laucht so bewundert!

Und dann ihr Schmuck! Einmal ließ st? abends, als man die Lichter angesteckt, ihren ganzen kostbaren Schmuck vor sich auf den weißen Bezügen des Bettes ausbreiten. Die alte Lebhaftigkeit schien wieder über sie zu kommen, als sie das Feuer der kostbaren Brillanten blitzen iah, als die Perlen­schnüre und Kolliers und der verschiedene Haarschmuck auf­leuchteten. Ach, die Perlen! Sie schienen nicht mehr in dem köstlichen matten Glanz wie früher, weil sie schon so lange nicht mehr getragen wurden, weil der warme Hauch der Haut ihnen nicht mehr das eigenartige Leben die eigenartige Schönheit lieh!

Dieses Kollier aus Brillanten war ihr Lieblingsstück ge­wesen! Ein Geschenk ihres Bruders! Sie hob es aus dem Schmuckkasten und hielt es in ihren zarten, abgemagerten Händen in die Höhe. Zyria stand still neben ihr und sah ihr zu, wie sie sich über den feinen Glanz freute, der im matten abgeblendeten Schein des Krankenzimmers doppelt sprühte und leuchtete. Plötzlich fuhr Zyria zusammen. Wieder em leiser, gedämpfter Schritt, wie er sie oft abends beim ein­samen Musizieren drüben im großen Salon erschreckte! Als sie sich herumwandte, war es wieder James, der aus dem Nebenzimmer hereingeglitten war. Und sie sah, wi« sein Mick auf dem funkelnden Brillantkollier lag!

Nur Sekunden, nur Augenblicke! Dann schien er sich über die seine Teetasse zu beugen, die er jetzt vom Nachttisch der Kranken nahm, um sie herauszutragen. Nur Sekunden! Und doch waren Zyria die Augen aufgegangen Was stand alles in diesem einzigen, ach so verräterischen Blick des Meners! Habgier, Ueberlistung, Bewunderung über das kostbare Stück und der Wunsch nach seinem Besitz! (Fortsetzung soW4