Sonntagsrückfahrkarten. Bisher konnten Sonnkagsrück! fahrkarten nur für die gelöste Wagenklasse benutzt werden! Diese Bestimmungen sind mit sofortiger Wirkung geändert worden. Der Uebergang in höhere Wagenklassen für Pen Honenzüge ist gegen Nachzahlung gestattet. Eil- und Schnell! zöge dürfen dagegen auch gegen Nachzahlung nicht benutzt werden., ,

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Falsche Zweimarkscheine. Von den Zwei-Goldmark- Echeinen des wüitt. wertbeständigen Notgeldes sind in letzter Zeit Fälschungen aufgetreten, die sich von den echten Scheinen dadurch unterscheiden, daß das 8 Wasserzeichen de» Papier» durch Aufdruck einer ähnlichen Zeichnung mit farblosem Fett vorgetäuscht ist. Außerdem stno die falschen Scheine daran leicht erkenntlich, daß in dem Wort .hinterlegten" der 7. Zeile (die letzte volle Zeile der Texte» unter der Wertbezeichnung) de» klein gedruckten Textes ein kurzer wagerechter Strich durch da»l" geht, so daß sich da« Wort wie hinterlegten" liest. Da diese Falschstücke scheinbar doch in größerer Anzahl in größerer Anzahl in Verkehr gebracht wurden, weisen wir nochmal» darauf hin. ^

Verurteilung wegen zu hoher Zinsberechnung. Tin

Aufsehen erregende» Urteil fällte da» große Schöffengericht in Gotha gegen den Direktor der Gewerbe- und Landwirtschaft»- bank in Gotha wegen zu hoher Zinsberechnung. Die Be­weisaufnahme ergab, daß die Anzeigeerstatter in guten Ver­hältnissen lebten, rhr Konto bei der Bar-k überzogen und da» geborgte Geld zur Vergrößerung ihre» Warenlager» benützten. Nachher ergab sich aber, daß die Warengewinne niedriger waren al» die Bankzinsen. Daraus erfolgte die Anzeige. Da» Gericht erkannte wegen zu hoher Zinsberechnung im Konkurrentverkehr auf 8 Monate Gefängnis und 30000 ' Geldstrafe. ^

Bevölkerungsbewegung in Württemberg. Nach Feststes lungen des Württ. Statistischen Landesamts haben die Ehe­schließungen im ersten Vierteljahr 1924 gegenüber dem ersten Vierteljahr 1923 in den 52 größten Gemeinden weiterhin, wie zu erwarten war, abgenommen, und zwar erheblich (von 1830 auf 1121). Die Geborenen haben ebenfalls wieder von WO auf 4482 abgenommen. Die Gestorbenen haben auch abgenommen, von 3927 auf 3427. Ebenso haben unter den Gestorbenen die Säuglinge von 517 auf 382, also Verhältnis* mäßig erheblich, abgenömmen. Die Bilanz für das erste Vierteljahr 1924 gegenüber dem ersten Vierteljahr 1923 stelli sich demnach für die Stadtbevölkerung Württembergs so, daß der natürliche Ueberschuß von. 635 auf 918 gestiegen ist!

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Hellseher. Seit einiger Zeit erregten einige Personen in Hausen, OA- Riedlingen, Aufsehen, die geistlicheGesichte' hatten, sich alsBegnadete" ausgaben. Die Leute fanden, was in unserer Zeit der Nervenüberlastung nicht verwunder­lich ist, großen Zulauf. Indessen sah sich die geistliche Be­hörde veranlaßt, der Sache auf den Grund zu gehen. Zwei der betreffenden Personen mußten dann zugeben, daß ihr Zustand" von ihnen selbst gemacht, also reiner Schwindel sei. Eine gewisse Helene Amann erregte aber beson­deres Aufsehen. Sie kam häufig in Verzückung und gab dann anscheinend höhere Offenbarungen. Ohne Wissen des Bischofs wurde die Amann zum Papst gebracht, der sie an den Bischof zurückoerwies. Bischof v. Keppler beauftragte nun eine Anzahl höherer Geistlicher und einen Arzt, den Zu­stand der Amann zu untersuchen. Das Gutachten stellte fest! daß bei der Amann keine außerordentlich hohe Begnadung anzuerkennen sei- Wie nun im Kirchlichen Amtsblatt be­kanntgegeben wfrd, hat das Pfarramt Hausen vom Bischöf­lichen Ordinariat die nötigen Weisungen erhalten. Der Bischof erwartet von allen, die bisher an die Verzückung der llmann geglaubt haben, daß sie nicht mehr nach Hausen ;ehen und keinerlei Werbung dafür treiben. Um dem Zu­lauf auswärtiger Geistlicher zu wehren, verbot der Bischof den Pfarrern von Hausen und Umgebung, solche Geistliche iur Zelebration der hl. Messe zuzulassen.

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Beihinge» OA. Nagold, 7, Juli. Goldene Hoch­zeit. Im Kreise ihrer Kinder und Enkelkinder durften ge­stern da» seltene und deshalb umso frohere Fest der goldenen Hochzeit Herr Johann Georg Kühnle mit seiner LebenS- gefährtin Anna Maria geb. Schäfer, beide noch geistig Esttg, feiern. Die kirchliche Einsegnung nahm Herr Pfarrer Reiff mit zu Herzen gehenden Worten vor, Herr Schultheiß Franz überreichte da» Glückwunschgeschenk de» Herrn Staats­präsidenten und sprach seine und der Gemeinde, die allgemein herzlichen Anteil an dem Jubelfest nahm. Glückwünsche au». Möge dem Jubelpaar ein geruhsamer Lebensabend beschie- den sein!

m Oberamt Horb. ^

?- Juli. Leben»rettung. Am Sam»tag nach­mittag ist ein 6 Jahre alter Junge bet der Neckarbrücke am "°kren elektrischen Werk in den Neckar gestürzt. Da» dort reißende Wasser hat den Jungen an den vor einer Turbine gelegenen Rechen gezogen und dort festgepreßt. Ein nebenan wohnende» Fräulein hat den Vorfall beobachtet und konnte Au sroßer Mühe den Jungen vor dem sicheren Tod de» Ertrinken» retten.

Letzte Kurzmeldungen.

Der englische Premierminister Maedonald wird zvr Beilegnvg der französisch-englischen Meinungsverschieden­heiten heute in Paris etntreffeu.

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Macdonald und Herriot werden sich bei ihrer Pariser Besprechung in erster Linie mit dem französische« Memo­randum befassen.

In Pari» werden alle Gerüchte von einer Verlegung der Londoner Konferenz nach Brüssel und ihrer Vertagung für falsch bezeichnet. *

Die Behauptungen Morels im Unterhaus über öster­reichische Kriegsmaterialliefernugen au die Balkanstaaten werden in Wie« für unrichtig erklärt.

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Aus Bukarest kommen erneut Meldungen über rus­sische Truppenzusammeuziehuugen a« der wrstrumänischen Grenze.

Mühringen, 6. Juli. Da» frühere Gasthaus z. Bären ist letzthin von einer Stuttgarter Loge für ein Heim israeli­tischer Kinder um 8300 ongekauft und kürzlich eingetragen worden. Schon ab 1. August fast e» besiedelt werden.

Von Wiese und Feld

Nach Mitteilung des Statistischen Landesamts über dÄI Stand der Früchte in Württemberg war für die Entwicklung der Feldfrüchte die überaus wechselnde Juniwitterung trotz ihres vorherrschend feuchten Charakters im allgemeinen nicht ungünstig, wenn auch allerdings in nassen Lagen die allzu- vielen Niederschläge sich nachteilig fühlbar machten. Das Win- tergetreide steht im großen ganzen befriedigend, teilweise so­gar gut; nicht selten ist allerdings infolge starker Regenfällt Lagerung der Frucht eingetreten. Auch zeigt sich da und dort Befall durch Rost. Weniger gut ist der Stand der Sommer­frucht, insbesondere der Gerste und auch des Habers; sie hat unter dem vielen Regen und der Nässe gelitten und ist vieler­orts sehr verunkrautet. Die Gerste wird durch die häufigen! starken Niederschläge gelb; auch treten in den Gerstefelderrt teilweise Streifenkrankheit, Fritfliege und Drahtwurm schä­digend auf. Den Kartoffeln und sonstigen Hackfrüchten ist dis feuchte Witterung im allgemeinen zustatten gekommen. In nassen Lagen haben aber die Kartoffeln durch die vielen Nie­derschläge gelitten: an manchen Stellen sind sie überhaupt nicht zum Keimen gekommen, so daß entweder Nachpflanzung oder Ersatz durch andere Frucht (Rüben) notwendig wurde. Die Heuernte ist durch die häufig nasse Witterung erschwert und verzögert worden und war zu Anfang Juli noch nicht überall beendet. Der Menge nach liefert sie einen so befriedi­genden Ertrag wie schon seit mehreren Jahren nicht mehr, während die Güte mitunter zu wünschen übrig läßt, da man­cherorts die Cinheimsung durch die feuchte Witterung beein­trächtigt wurde und auch das Gras zu naß aufgewachsen ist. Auf den geleerten Futterfeldern hat der zweite Schnitt kräftig angefetzt. Der Hopfen zeigt schönen, gesunden Stand und ist frei von Ungeziefer; die Rankenbildung ist reichlich. Der Stand der Obstbäume ist sehr verschieden. Teils zeigen sie guten, ja reichen Ansatz und eine befriedigende Entwicklung der Früchte: teils aber sind, namentlich dort, wo Raupen und Peronospora austreten, die Obstaussichten nur gering. Auch die Weinberge weisen je nach Lage und Sorte sehr verschieden­artigen Stand auf. Die feuchte Juniwitterung war dem Auf­treten der Rebschädlinge (Peronospora, Heuwurm) förderlich und es ist hierdurch trotz der angewendeten Bekämpfungs­maßnahmen schon jetzt manchenorts starker Schaden entstan­den.

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Der Hederich. Zur Bekämpfung des Ackerschädlings, be­sonders des weißblühenden, wird das Eggen und das Aus­streuen von 24 Ztr. Kaimt und 5080 Pfund Kalkstickstofj auf den Morgen empfohlen. Das Ausstreuen soll frühmor­gens bei starkem Tau, etwa 68 Wochen nach der Saat, ge­schehen, wenn der Hederich 34 Blätter getrieben hat. Kalk­stickstoff darf nicht geölt verwendet werden. Das Mittelihat nur den Nachteil, daß es sehr kostspielig ist und bei Len gegen­wärtigen Getreidepreisen sich nicht lohnt, r.

Schnecken, und namentlich die kleine näckte' Lüngen- schnecke, lassen sich nur durch unermüdliches Absuchen ver­tilgen. Hilfsmittel sind das Auslegen von Hohlkörpern (aus- gebohrts Kartoffeln, Rüben usw.), worin die Schnecken Unter­schlupf suchen und dann abgefangen werden müssen. Ferner ist das Auslegen von Gerstengrannen. Kleie, Kalk, Torfmull ein Fangmittel, weil sich hierauf die Schnecken festkriecheo und umkommen. Schließlich hilft auch, die Pflanzen mor­gens früh mit Kalkstaub einstäuben. Im übrigen soll man Kröten und Frösche schützen, die ebenso wie Enten gierig hinter Schnecken her sind, '

Die Bekämpfung von Wespen und Hornissen. Wespen md Hornissen bekämpft man am besten dadurch, daß man Gläser aushängt, in die man etwas Sirupwasser gießt. Ha! van ein Nest von ihnen entdeckt, so gießt man nachts heißes Wasser mit Schmierseife oder Teer darin, hinein. In hohlen Säumen oder altem Gemäuer schließt man rasch die Oeff- imig mit Lehm, de mman etwas Zement beimischt.

Eingesandt.

(Filr Einsendungen unter dieser Rubrik »bernimmt die Schristleitung nur die pretzgesrßliche Berantwortuug.)

Der Milchpreis.

Die in den letzten Tagen durch die Presse gegangenen Nachrichten über den Mtlchprei» können vom Standpunkt de» Verbraucher» au» nicht unwidersprochen bleiben. Daß die MtlchbedorfSgemeinden auf 1. Juli d». I». den Stallpret» von 20 ^ auf 18 ^ heruntersetzten, mußte von jedem oor- urteil»losrn Beurteiler al» sachlich durchaus gerechtfertigt an­gesehen werden, denn nicht nur die Butterpretse, nach denen sich die Milch doch immer gerichtet hat. sondern auch die Fett- und Käsepreise und vor allem die Milchpreise im Allgäu und in Bayern rechtfertigen diese Herabsetzung auf jeden Fall. Im Allgäu ist der Mtlchprei» heute 13,8 ^ und die Stadt München erhält ihre Milch zu 18 ^ frei Bahnhof München geliefert. Auch in Baden hat die Mtlch auf 1. Juli um 2 L abgeschlagen, in Hessen und der Pfalz ist der Preis 16 Z und 17 Trotzdem erheben die landwirtschaftlichen Orga­nisationen ein große» Geschrei, weil in Württemberg der Pret» aus 18 ^ kommen sollte und wehren sich wegen der Notlage der Landwirtschaft" mit allen Mitteln dagegen. Wir fragen, ist die wirtschaftliche Lage der württ. Landwirt­schaft schlechter al» in andern deutschen Ländern oder soll nur der württ. Verbraucher schlechter behandelt werden? Und wo waren die landwirtschaftlichen Organisationen, al» die Leute in der Stadt mit ihrem Geld um Lebensmittel bei den Bauern buchstäblich betteln mußten? Glauben diese Herren, die Zeit sei schon vergessen, wo sie von Woche zu Woche ohne Rück­sicht auf die Verbraucher den Preis diktierten und der Bauer lieber die Centrisuge in Bewegung hielt, al» für die Kinder, Mütter und Kranken Milch in die Stadt lieferte? Eine un­erhörte Heuchelet aber ist e», wenn sich die Landwirtschaft über die KleinverkausSpreise in der Stadt aufregt. Sie weiß ganz gut, daß die Mtlch schon wesentlich verteuert ist, bi» sie überhaupt da» Land verläßt, daß zu den 20 die der Bauer erhält, für Sammelstellegrbühr, Kannenmiete, Fuhrlöhne noch ein Erkleckliche» kommt und daß diese» Geld alle» auf dem Lande bleibt; dann kommt die Fracht und die Umsatzsteuer, alle» Ausgaben, die unvermeidbar sind. Die Landwirtschaft weiß ebensogut, daß die KleinverkausSpreise in den meisten Städten auf» knappste berechnet sind und daß da, wo die Spannung größer ist, besondere verteuernde Momente vor- ltegen. Wenn sie e» wirklich so gut mit den Verbrauchern meint und ihnen eine billige Mtlch gönnt, warum sperrt sie sich denn so gegen eine selbstverständliche, übrigen» von fast allen Bauern vor der Verhetzung durch die landwirtschaftlichen Ueberorganisationen ohne wettere» gebilligte Stallpreitherab- setzung? Wenn der Stallpret» um 2 ^ abschlägt, kann der Kletnverkauflprei» um 34 gesenkt werden. Die tatsäch­liche, unbeeinflußte Stimmung bei den Bauern war bi» jetzt so, daß sie froh waren, al» der Preis (nicht auf 16 ^ kam.

Uneingeweihte konnten Anstoß daran nehmen, daß die Preisherabsetzung nicht auf Grund einer Verständigung mit den landwtnschasil. Organisationen erfolgt ist. Diese seien daran erinnert, daß bi» zum Dezember 1923 über den Milch- preis jeweils zwischen Erzeuger und Verbraucherorganisatio­nen verhandelt worden ist. Damals brachen die landwtrtsch. Organisationen die Verhandlungen ab und erklärten in aller Oefsentlichkeit, daß sie weitere Verhandlungen mit den Ver- drauchervertretern ablehnen. Infolgedessen haben die Ver­braucher den Preis in der Folge von sich au» festgesetzt und sogar von Dezember bi» Juni um 3 ^ erhöht. Die land­wirtschaftlichen Organisationen haben kernen Protest dagegen erhoben, wohl aber haben einzelne von ihnen ihren Mit­gliedern gegenüber sich den Anschein gegeben, al» sei diese Erhöhung unter ihrer Mitwirkung erfolgt. E» ist für jeden, der objektiv denkt, klar, daß die Landwirtschaft erst den Fa­den, den sie zerrissen hat, wieder knüpfen mußte, wenn sie zu einer Verständigung kommen wollte.

Au» dem Allem geht hervor, daß e» ein Gewaltakt der landwirtlchaftl. Organisationen ist, wenn sie eine Verbilligung der Milch zu verhindern suchen, und daß die württembergi- schen Verbraucher alle» daran setzen müssen, um ihre Inte­ressen zu wahren und die Diktatgewohnhetten der Landwirt­schaft zu brechen.

Anmerkung der Schristleitung. Wir haben seinerzeit daraus hingewtesen, daß sowohl Erzeuger wie Verbraucher Ihren berechtigten Standpunkt einnehmen und haben nicht verhehlt, daß sich die Erzeuger de» Nagolder Bezirk», die sich für einen Stallpret» von 18 ^ für da» Liter aukgesprochen hatten, dadurch andern Kreisen rin Vorbild gegeben haben. Leider ist diese soziale Tat nicht zur Ausführung gekom­men, eben durch da» Vorgehen der landwirtschaftlichen Organi­sationen und den bekannten Schiedsspruch, der eine Senkung de» Erzeugerpreise» nicht für gerechtfertigt hält. Wenn nun unsere Landwirte vom Bezirk Nagold und Umgebung eine Herabsetzung de» Milchpreise» für tragbar erklären und die lanowirtschastl. Organisationen erklären dann: Der Milch- pret» kann nicht herabgesetzt werden, so ist da» ein Wider­spruch.

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