Der Tanz um das goldene Kalb

Aon Erica Grape-Lörcher

(RaOrruL verbot«,.)

Zyria äußerte Fräulein Werner gegenüber mchts von der Leere dieser Kondolenzvisiten. Die alte Dame war in ihrem Schmerz seelisch zerrissen genug. Aber sie selbst ge­wann dennoch Nnblick in die Denkweise der bisher augen­scheinlich soguten Bekannten", wenn dis Besuche das Hans wieder verliehen und Fräulein Amanda, auf dem Ruhebett ihres Zmnners liegend, unmittelbar unter ihrem Fenster bei der Stille des Promcnodenweges Bruchstücke der Unterhal­tung vernahm. Kaum mochte sich die Entreetür des Trauer­hauses hinter den Besuchern geschlossen haben, so begannen diese wieder ihr Alltagsgespräch, das sich mit allen möglichen gleichgültigen, oberflächlichen Dingen und fast niemals mit dem Tode des bisher so gefeierten alten Herrn oder einem Bedauern über den Schmerz der zurückbleibenden Schwester beschäftigte.

Es begann der alten Dame vor derq Tag der Beisetzung zu grauen. Und in Wirklichkeit gestaltete sich alles noch viel herkömmlich-kühler, noch innerlich anteilnahmsloser, als sie befürchtete. Aeußerlich klappte alles. Zyria hatte alle not­wendigen Einzelheiten mit bewunderungswürdiger Umsicht und Bestimmtheit unter Mithilfe eines Dieners erledigt, der von dem Beerdigungsinstitut gesandt worden war. Aber als Fräulein Werner draußen in der Leichenhalle des Friedhofes vor dem schweren Eichenfarg des verstorbenen Bruders saß, empfand sie mit dumpfem Druck das Bewußtsein, von einer Menge gleichgültiger Menschen umgeben zu sein, die fast ausnahmslos aus Höflichkeit heute kamen, weil es eben am Platze war", zu erscheinen! Wohl war die große Halle bis aus den letzten Platz gefüllt. Wohl versank der Sarg unter Bergen kostbarer Kränze. Aber während sie, das vom Weinen gerötete Gesicht vom großen Trauerschleier mitleidig verhüllt, in der ersten Reihe auf ihrem Stuhl saß, hörte sie rings uni sich Bruchteile gleichgültigster Unterhaltung leise schwirren, und in der großen, ihr gegenüberstehenden Gruppe der versammelten Herren standen gar viele da mit einem Ausdruck des Mißbehagens über das lange Warten, bis die Sache endlich losginge"!

Niemand stand ihr jetzt, da ihr Bruder sie verlassen, im

Leben nahe! Niemand! Und zum erstenmal dämmerte ihr die Erkenntnis aus, daß man ringsum und überall den Reich­tum ihres Bruders geliebt! Nur ihr Geld. Nur den Mam­mon. Ein Tanz um das goldene Kalb, um ihren Besitz, war es um sie gewesen!

Die feste ernste Führung von Dr. Forgiß wäre ihr in diesen Tagen eine Wohltat gewesen. Aber ein aufsehen­erregender Prozeß, dessen Verteidigung ihm oblag, führte den Rechtsanwalt für eine Woche nach auswärts. Man hatte ihm den tödlichen Vorfall telegraphiert und erwartete keine Rückkehr bisher umsonst. So war die sanfte kleine Zyria wirklich die einzige, die der vereinsamten alten Dame zur Seite stand. Auch innerlich.

In diesem aufdämmernden, qualvollen Unbehagen war es ihr wie ein Lichtblick, als plötzlich, nachdem im Krema­torium der Sarg den Flammen übergeben war, aus der Schar der sich zum Teil recht eilig und geschäftsmäßig da­vonhastenden Herren Herr Wedell auftauchte und sofort auf sie zuging. Endlich jemand Nahestehendes, jemand Ver­wandtes, jemand Eigenes! Er mochte ihre wahre Stim­mung erraten haben, fühlte ihre Herzlichkeit, mit der sie ihn begrüßte, und zog deswegen sogleich ihren Arm durch den seinen, um sie langsamen Schrittes aus dem Schwarm der Trauerversammlung hinaus über einsamere Wege zum Wagen zu geleiten. Zyria blieb als Dritte an ihrer Seite.

Auch er war verreist gewesen und erhielt die Nachricht auf einer geschäftlichen Reise unterwegs. In dem Wunsche, ihnen in diesen schweren Tagen beistehen zu können, hatte er seine Reise unterbrochen. Aber er war dennoch erst vor einer Stunde hier eingetroffen, nahm am Bahnhok einen Wagen, um dann die Beisetzung noch mitzumachen. Er fand herzliche, teilnahmsvolle Worte, da er wußte, wie sehr Fräu­lein Amanda an ihrem Bruder gehangen, wie dieser Ver­lust sie in seiner Plötzlichkeit um so schwerer treffen mußte!

Von ihm geführt, den Kopf gesenkt, ging die alte Dame neben ihm und hörte ihm zu. Zum ersten Male seit der Katastrophe tat ihr außer der Teilnahme von Zyria ein ehr­licher Trost wohl. Jetzt war sie nicht wie sonst die schlanke, aufrechte Weltdame, die in Eleganz und sicherer Repräsen­tation ihre besondere Freude darin fand, beachte! und ge­feiert zu werden. Jetzt war sie plötzlich eine gebeugte, stille, alte Da nie geworden, der das Leben plötzlich vieles, viel­leicht alles genommen!

Es war ihr fast peinlich, als sie sich dem Haltest der

zahlreichen Equipagen näherten und mehrere klein«« unÜ größere Gruppen von Herren den Weg überquerte«. «« den Ausgang des Friedhofes zu erreichen, als viele «och stumm Len Zylinder bei ihrem Anblick lüftete« ruck» zu ihr hinübergrüßten! Es war ihr so wohl, bald endlich allen» sein zu können. Und Wedell mußte gleich mit ikstien sichre«.

Als Zyria jetzt einige Schritte allein schneller vorwärt», ging, um den Kutscher heranzuwinken, schien sich aus einer Gruppe der in der Nähe Vorübergehenden ein Herr zu löse«, um auf sie zuzugehe». Sie hemmte den Schritt. Wer war es? Wollte er sie ansprechen? Das dichte Gewebe des ihck noch ungewohnten großen Trauerschlerers verdunkelte ihr den Blick. Da erkannte sie Frank Barry.

Ihr erster Impuls war, stehen zu bleiben, um ihm nicht zu begegnen. Sie erhob die Hand, winkte dem wartende« Kutscher und wandte sich dann wieder zu Fräulein Amanda zurück. Neben ihr und Herrn Wedell ging sie dann lang­sam zum Wagen. Sie sah genau, wie Frank eine Bewegung gemacht hatte, um sie anzusprechen. Jetzte bemerkte er ihr Ausweichen, ihre stolze Umkehr. Da ging auch er weiter und es stand ein halb niedergeschlagener, halb zorniger Ausdruck in seinen Zügen.

James war nach dem Todesfall seines Herrn von dop­pelter Aufmerksamkeit gegen Fäulein Amanda, von beson­derer wohltuender Zuvorkommenheit und Bereitschaft. G: schien innerlich teilzunehmen und über den tödlichen Un­glücksfall tief betroffen zu sein. Sein hübsches, gesundes, vielleicht ein wenig brutal-kräftiges Gesicht legte sich in seiner bartlosen Glätte m ernste und undurchdringliche, stille Falten. Man hörte ihn nur noch gedämpft sprechen und auch die übrige Dienerschaft wurde von ihm in tadellosest« Weise angehalten und angeleitet. Die Sympathie von Fräu­lein Amanda, die bisher schon immer groß für James ge- wesen, weil ihr alles aalglatte, weltmännische und gewandte Wesen an und für sich schon zusagte, wuchs hierdurch stünd­lich, und sie beschloß, den Kammerdiener ihres Bruders auch nach dessen Tode in ihren Diensten zu behalten. Wenn er auch keine persönlichen Dienste beim Herrn Geheimrat mehr leisten konnte, so war es doch zur Repräsentation ihres Hauses und der übrigen Dienerschaft gegenüber gut, eine Männerhand lenkte das Hauswesen in seinen internen Zwei­gen und es blieb ein Mann, der genau das ganze Hau» kannte, zur Unterstützung für sie und Zyria in ihrer umnittek- , baren Nähe. (Fortsetzung folgt.)

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