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Der Tanz um das goldene ^alb

4tj Don Erica Grvpe-Lörcher

«Nachdruck verboten.)

James stand abermals draußen an der Tür des Vestibüls and mußte sich beherrschen, nicht vor überraschter Freude eine unvorsichtige Bewegung zu machen. Das war ein« Neuigkeit für ihn. von der er wirklich nichts geahnt! Der jamose alte Herr! Za. wenn man das Geschick besaß, sich als Kammerdiener in einem reichen Hause einzunisten, das Ver­trauen der Herrschaften zu gewinnen und auch sonst die Augen überall aufhielt, um diverse kleine Rebengeschäfte zu machen, wie jetzt mit der Corelli, dann konnte man im Lach« d« Jahre ein erkleckliches Vermögen zusammenbringen!

Aber es hieß, immer sehr vorsichtig, immer auf dem laufenden sein! Als nach kurzer Zeit Herr Rechtsanwalt Forgiß erschien und James ihn zum Arbeitszimmer des Herrn Geheimrats hereinführte, benutzte er geschickt den Moment der gegenseitigen Begrüßung, um ins nebenliegende Wohn­zimmer hineinzuschlüpfen. Hier blieb er in der Nähe eines Sofas an der Tür stehen. Er spielte ein gewagtes Spiel. Fräulein Amanda konnte auf den Gedanken kommen, ir­gend etwas aus dem Wohnzimmer zu holen. Für diesen Fall markierte er, er sei soeben eingetreken, um dem Herrn Geheimrat noch eines der großen schweren Rückenkissen als Polster unter den verstauchten Fuß zu schicen. Niemand würde seine wahre Absicht merken!

So stand er unbeweglich, ohne eine Muskel zu rühren, selbst nur kurz und leise atmend. Aber seir ganze Aufmerk­samkeit vereinigte sich auf das Lauschen. Es gab sehr viel Interessantes zu hören! Der alte Geheimrak, impulsiv and natürlich, wie er sich immer gab, öffnete dem Rechtsanwalt ohne Verzögerung und Amschweife seine Empörung über die Corelli. Aus der ganzen Art und dem Tone, in dem Dr. Forgiß antwortete, hörte James sehr wohl heraus, wie angenehm dem Rechtsanwalt dieser Zorn war. And nach­dem die drei Herrschaften anscheinend alle um den Schreib­tisch des Herrn Geheimrats Platz genommen, bestätigte Dr. Forgiß auf die Frage des Geheimrates nochmals alle Einzel­heiten jener unvermuteten Begegnung mit der Corelli in einem auswärtigen Hotel.

Der alte Herr unterbrach ihn wiederholt mit kräftigen Ausbrüchen des Zornes. Aber angesichts solches Zeugen gab es kein Zweifeln mehr. Fräulein Amanda suchte ihren Bruder zu beruhigen. Das Schelten und Zürnen, das Sich- Srgern und Empören hatte keinen Werk! Ihr selbst bedeu­tete diese Entdeckung keine Aeberraschung. Vielmehr hieß es jetzt, sich über einiges klar werden. Deswegen habe man den Herrn Rechtsanwalt hergebeien! Vor allen Dingen schied natürlich die Corelli offiziell aus dem Bekanntenkreis des Hauses aus. Man lud sie nicht mehr ein. Der Ge­heimrat brach jegliche Beziehungen zu ihr ab. Jegliche und endgültig. Denn nun war er an seiner verwundbarsten Stelle, feiner Eitelkeit, getroffen! Als logische Folgerung stieß man auch ihr Legat um, das er ihr in seinem Testament ausgeworfen!

James verschärfte drinnen seine Aufmerksamkeit. Es wurde sehr interessant. Wirklich, sehr spannend und inter­essant! Üeber das Testament des Geheimrates hatte er bis jetzt noch nicht viel erfahren können. Nun gab es allerlei zu hören- Der Rechtsanwalt schien in dieser Hinsicht einen großen Einfluß auf den alten Herrn zu besitzen. Er riet ihm jetzt, den Posten von sechzigtausend Mark, den der Geheim­rat der Corelli in bekannter Noblesse hatte aussetzen wollen, noch der Stiftung des Wernerhauses zuzuschreiben. Damit rundete sich der Betrag für diesen Zweck um ein Stück. Offensichtlich schien dem Rechtsanwalt die zum Bau des Wernerhauses gestellte Summe nicht hoch genug zu sein. Der Herr Geheimrak dürfe sich nicht vor der Nachwelt blamie­ren, indem er Bestimmungen über in seinem Namen zu er­richtende Bauten hinterließ, zu denen nachher die pekuniä­ren tatsächlichen Mittel fehlten!

.Hattest du nicht auch Fräulein Zyria bedenken wollen?" James hörte ganz deutlich, wie Fräulein Amanda diese Frage stellte. Der Geheimrak stimmte zu. 3a, in den letz­ten Wochen war diese Sache schon mehrfach zwischen ihnen erörtert worden, und zwar auf besondere Veranlassung von Fräulein Amanda, nachdem Zyria sich ihr immer unentbehr­licher gemacht. .Aber sie soll es nicht nnssen, soll es durch­aus nicht wissen!" machte er zur Bedingung. .Wenn sie treu bis zu deinem Tode bei dir bleibt, soll es ihr zufallen) aber sie soll es erst dann erfahren!"

Der Rechtsanwalt schien über diesen Entschluß erfreut. And der Geheimrat, befriedigt, daß der sonst immer so kri­

tische, mit schonungsloser Offenheit sich äußernde Rechtsakt walt heute zuskimmend war, ging noch einen Schrift wefter! und meinte, man könne die Angelegenheit gleich einmÄ! schriftlich entwerfen und fixieren, da man ja gerade zu drikk so vollkommen ungestört beisammen sei, auch Klarheit rm- Aebereinstimmung in den Fragen zwischen ihnen herrsche.

Der Diener hörte, wie am Schreibtisch einige SchLch- laden auf- und zugeschoben wurden. Man holte Papier und Feder heraus. Dann wurde der Nachtrag MM Testa­ment skizziert. Der Rechtsanwalt entwarf die FormuHeruug der Sähe. Mehrmals siel eine zustimmende Bemerkung des Geheimrats dazwischen. Das Ganze bekam schuft eine kurze, Knappe Fassung. Das der Künstlerin zugedachte Le- gat wurde umgestoßen, der Betrag der ausgeworfeue» Summe zum Bau des .Wernerhauses" zugewiesen. Fräu­lein Zyria Engelhardt erhielt zum Dank für ihre Bereitwrl- ltgkeit als Hausgenossin eine ansehnliche Summe vermacht unter der Bedingung, daß sie noch beim Tode von Fräulein Amanda im Hause fei. 3m übrigen wurde Fräulein Amanda nochmals ausdrücklich als Aniversalerbin anerkannt, und erst nach deren Ableben sollten die Einzelheiten des Testaments in Kraft treten. So war der Entwurf zur Erweiterung des Testaments.

Der alte Herr ließ es sich scheinbar nicht nehmen, de« Entwurf eigenhändig niederzuschreiben. Wo sein Anfall seine noch tatkräftige Lebhaftigkeit heute an den Sessel fesselte, wollte er sich wenigstens in dieser Weise eine intensive Be­schäftigung machen. Zum Schluß setzte er noch das Datum und seinen Namen darunter. .So," meinte er mit einer ge­wissen Befriedigung,jetzt sind wir uns klar! Dieser Lap­pen Papier wäre ja an und für sich schon als rechtskräftig gültig in seiner Fassung und durch meine Anterfchrist. Aber natürlich ist Herr Doktor so gut und fügt die verschiedenen Paragraphen so bald wie möglich dem Original-Testament ein, nicht wahr? Vielleicht kommen Sie morgen schon des­wegen her, Herr Doktor, und dann machen wir gleich das ganze Testament in seiner Ergänzung in Ordnung."

Der Rechtsanwalt schien es zufrieden. Man vernahm eine zustimmende Antwort und dann den Geheimrat hinzu­sehen: .Bis morgen hebe ich dann diese Ergänzung zum Testament in meinen Schreibtische auf" lFortsetzunq folglZ

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