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Kr. 135

Amts- Md Auzelgeblall für dev Oberamlsbezirk VagoLd

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^Unsere Heimat"

Gegründet 1826.

Nagoläer ^agblatt

Tchrtftlettung, Druck und »erlag r°n ». W. ZaUer (»arl Zail-r) Nagold.

ÄKitttVvch den 11. 3uni 1824 Fernsprecher Nr 29

«erbrettrtst» Zeitung tm Oberon tSdeztik. An» »eigen find daher von beste» »rfolg.

S»e «»ui «uftra», «n >«. «nl»i «e»rhr »«««««o,. »» wird lila« « »SLr dafi>> ib.Nlo«»,«, »och >rq«t»» »der ReNa«« » boftt»«'« »lUoabe» ,»« »» »,r »Saschrni «Ulli nsch,lnn. Au KLlleu »,u döb«nr W,. «al» bostebt i«t» Nuhrnch aus Urfenmg »n Altklug »der aus »ae»atl>nl, ».»»»«gevrnl»«.

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98. Jahrgang

Tagesspiegel

In Oberschlesien hak sich die Slreiklage gebessert. I« Hin- dendnrg wird wieder gearbeitet.

Die belgische' Befatzmrgsbehörde hat 50 wegen passiven Widerstands verurteillen Deutschen die Strafen erlassen.

Mac Donald soll den VorsOag Mussolinis (des SoüMflen- ftinds) abgelehnt haben, mit ihm zur Besprechung der Ent- Mdigungssrage in der Schweiz zusammenzukommen.

In der bulgarisch-griechischen Streitfrage soll Griechen- land sich erboten haben, Bulgarien einen Teil des Hafens von kavalla als Iceihasengebiet cinzuräumen, wie Serbien em solrl^s in Saloniki überlassen wurde.

Die albanischen Aufständischen haben weitere Fortschritt, gemacht. Die Einnahme der Hauptstadt Tirana skkst bevor. Der Ministerpräsident und viele Beamte find mit ihren Fa­milien nach Italien geflohen.

Der römische »Lorriere d'Italia" meldet, Tirana sei go Men und die albomische Regienmg geflohen.

Spanien will mit der Türkei einen Areundschaflsvertrog ovschließen.

Senat und Abgeordnetenhaus ln Washington haben sich bis Dezember vertagt.

Zn Washington wird laut Nenyork HerÄd die Nachricht von der japanischen Kabinettsbildung durch den Grafen Kalo, der als amerikafei ndlich bekannt sei, übet ausgenommen.

Die Erregung in Iapan über das amerikanische Limvan. derungsgefeh HM am.

Freiwillige Einschränkung der japanischen Auswanderung

Washington» 10. Juni. Das Staatsamr erhielt von der amerikanischen Botschaft in Tokio die Nachricht, daß Japan den sogenannten Gentleman-Vertrag, d. h. die freiwillig« Einschränkung der Einwanderung, einguhalten beabsichtige. Klange das amerikanische CiMvanderungsoerbotgejetz noch sucht m Kraft fti.

Ein Jubiläum der christlichen Gewerkschaften

Pfingsten dieses Jahres waren 25 Jahre vergangen, sei! ouf dem Kongreß von Mainz eine feste Klammer um die da, mals zahlenmäßig wenig bedeutende und arg zersplittert, Gewerkschaftsbewegung gelegt wurde. Die ersten Ansatz, Pi einer christlichen Gewerkschaftsbewegung hatten sich schon m den achtziger Jahren gezeigt, als Franz Wieder von Luisburg aus die Metallarbeiter seines engern Bezirks unter christlicher und den Staat bejahender Losung zu or­ganisieren unternahm. Im August 1894 erfolgte dann di, Gründung der ersten christlichen Gewerkschaft, des von Au­gust Brust ins Leben gerufenen Gewerkvereins christlicher ^rgarbeiter. Es folgten die Textilarbeiter, die Holzarbei­ter, Maurer, Tabakarbeiter, Schneider, Heimarbeiterinnen, tue Staatsarbeiter und andre mehr, deren Bewegung im großen und ganzen aber recht plan- und ziellos war und jede öchammenfassung nach einheitlichen Richtlinien vermissen Uetz. Für diese sorgte erstmalig der bekannte Prälat und dozialpolitiker Franz Hitze mit seinen Leitsätzen, so Laß Pfingsten 1899 nach Mainz ein Kongreß zusammenberufen werden konnte, der den Grundstock für den drei Jahre spä- ^ ,k!eschaffenen Gesamtverband der christlichen Gewerk­schaften legte. Die Mitgliederzahl des Verbands ist seither von knapp 50 000 Mann auf rund eine Million angewachsen, ja auf das Doppelte, wenn man die aus den christlichen Ar- ve.tergewerkschaften herausgewachsenen und ihnen organisch t'gegliederten Angestellten- und Beamtenverbände hinzu- Gemeinsam bilden sie heute den Deutschen Gewerk- cyafiscund mit Stegerwald an der Spitze. Die Einstel- . ug der christlichen Gewerkschaften zu Staat und Wirtschaft fi un wesentlichen dieselbe geblieben. An ihrer Ablehnung Klassenkampfgedankens, wie ebenfalls aber "A öer liberal-individualistischen Staats- und Wirtschafts- hat sich grundsätzlich nichts geändert. Ein ge- Mer Kompromißcharakter ist ihnen dabei stets zu eigen ge- k-, er sich ja auch bei dem Bestreben, die Interessen

nonachdrücklichst zu vertreten und dabei doch .l^choerecht!gung und gegenseitige Abhängigkeit von zu bejahen, notwendig einstellen mußte. -- Schlage sind den christlichen Gewerkschaften ebensowenig i ' ^blieben wie den andern Gewerkschaften, und die -Neigung der Arbeitgeber hat zeitweilig ihnen gegenüber i,'.-^ m höheren Grad erreicht, als gegenüber den i nn» Gewerkschaften, nachdem man dort hatte erkennen ^ "Christen" in der Wahrnehmung der tat- o-er vermeintlich berechtigten Forderungen der Ar- HEnau so entschieden aufzutreten wjssKi und qe- vE sind wie dieFreien". Es hat auch nicht an inneren ->> >m Deutschen Gewerkschaftsbund gefehlt, wozu

namentlich die Ausdehnung der Bewegung auf den Osten >md Norden Deutschlands mit seiner konfessionell und teil­weise auch sozial und politisch anders eingestellten Arbeiter- schast beigstragen hat. Aber im großen und ganzen hat di« Bewegung sich erfolgreich durchzusetzen gewußt.

Die Preissteigerung im Zeitungspapier

Die Papiersabrikanten haben, den Pre-.s für das Kilc Zeitungspapier am 4. Juni auf 31,5 Pfennig hinaufgesetzt Das bedeutet gegenüber dem März eine Steigerung um ein Viertel. Der Friedenspreis für dis gleiche Menge Zei- iungspapier hat durchschnittlich 20 Pfennig betragen, so Laß also jetzt eine Preisübersetzung gegenüber dem Frieden vor rund 55 o. H. erreicht ist. Dieses Spiel der andauernder Preiserhöhung ist man im Papiergewerbe schon aus der In­flationszeit her in genügendem Maße gewöhnt. Die neuer­liche Preissteigerung berührt aber die gesamie Wirtschaft um so empfindlicher, weil sie unter Len heutigen Verhält­nissen stärker als sonst man kann wohl sagen in einem außer­ordentlich ungewöhnlichen Maß, auf dis Anpreisung ihrer Waren, und damit auf die Benutzung der Tageszeitungen angewiesen ist. In der gegenwärtigen Lage der Wirtschaft ist es natürlich höchst bedenklich, wenn sie durch steigend« Zcitungs- und Anzeigenpreise als Folge osr Verteuerung des Papiers, mit höhern Unkosten belastet wird. Dazu komm! noch der merkwürdige Umstand, daß deutsches Zeitungs­papier im Ausland billiger abgesetzt werden kann als mi Inland, wofür ja ähnliche Erscheinungen bereits auf dem Kohlen- und Eisenmarkte vorhanden sind, also dem Papier- gcwerbe als Vorbild dienen konnten. Es wird angesichts dieser Verhältnisse nichts weiter übrig bleiben, als daß vom Reichswirtschaftsministerium aus nunmehr auch eine Unter« suchung für die gesamte Papierfabrikation angeordnet wirb denn es kann im Interesse der Allgemeinheit nicht wider­spruchslos hingenommen werden, daß sich eine der Ur­sprungsindustrien auf den Standpunkt konzentriert, daß dis Rentenmark im tiefsten Grunde nur eine Kaufkraft von fisi Pfennigen besitze, worauf die neueste Kalkulation der Pa­pierfabrikanten schließlich zurückzugehen scheint.

Neue Nachrichten

Einspruch der Eisenbahner gegen die Auslieferung der

Reichseisenbahnen

Berlin, 10. Juni. Die Vertreter der deutschen Eisen­bahnerverbände haben dem früheren Reichsverkehrsministei einen Einspruch gegen die Umgestaltung der Reichseisenbah­nen in eine internationale Gesellschaft übergeben.

Gegen den Beschluß der kommunistischen Werkstätten- Betriebsräte, am 15. Juni den Generalstreik der Eisenbahn­arbeiter zu beginnen, haben die Gewerkschaften ihre Mit­glieder gewarnt- Am 16. Juni sollen Verhandlungen staü- finden.

Sanmitz bleibt im Reichstag

Berlin, 10. Juni. Der Reichstagsabgeordnete v. Kam- nitz erklärt, er denke nicht daran, sein Mandat niederzu­legen. Er sei vom ganzen Wahlkreis als Kandidat an erste» Stelle aufgestellt und gewählt worden. lKamnitz hatte für den deutschnationalen Mißtrauensantrag gegen die Regie­rung gestimmt^

Die Dawes-Gesetze

Berlin. 10. Juni. Die Gesetzesoorlagen, die zur Durch führung des Dawesplans nötig werden, sind st, weit fertig- gestellt, daß sie dem Reichstag bei seinem Zusammentreter am 24. Juni vorgelegt werden können. Die Regierung wünscht, daß sie bis anfangs Jwn verabschiedet find. Di« Regierung hat von dem Inhalt der Entwürfe, wie das Pa­riserJournal" und derTemps" berichten, der EntschSdi- gungskommission schon vor einer Woche Kenntnis gegeben,

Dieder ein politischer Mord?

München, 10. Juni. Aus der Isar wurde am Samsksg die Leiche eines ungefähr 20jährigen Studenten geborgen. Er hatte eine Schußverletzung am Hinterkopf. Der Norm des Toten ist noch nicht bekannt. Man vermutet, daß «s sich um einen politischen Mord handelt.

Bombenanschlag

Renstelkin (Pomm.), 10. Juni. Um einen Landes-Jugend- tag der Bismarckjugend zu stören, brachten Kommunisten im Keller der nationalenNorddeutschen Presse" eine Brand­bombe zur Explosion. Der größte Teil des Lagers wurde vernichtet. Die Täter sind verhaftet. Sie gaben an, daß diese Bombe nur weitere Anschläge einleiten solle.

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Blutige Zwischenfälle in Graz

Graz, 10. Juni. Zu Pfingsten fand hier das Wieder- sehensfest des österreichischenEisernen Korps" statt. Zr> Tausenden waren aus dem Land Steiermark die Teilneh­mer gekommen. Pfingstsonntag vormittag bewegte sich ein großer Zug in mustergültiger Ordnung durch die Strichen. Es kam dabei zu blutigen Zwischenfällen mir den Kommu­

nisten und Sozialdemokraten, die eine Gegenkundgebung ver­anstalteten und zum Teil mit Autos in den Festzug hinein­fuhren. Es gab einige Verwundete. Von sozialdemokra­tischer Seite wurde hierbei auch ein Angriff aus den christ­lich-sozialen Landeshauptmann unternommen. Die öster­reichische Wehrmacht verhielt sich völlig gleichgültig Ebenso griff die Grazer Polizei, die von auswärts verstäkt worden war, nur zögernd ein.

Das Kabinett Marsal

Paris, 10. Juni. Die endgültige Zusammensetzung des Kabinetts Marsal ist folgende: Vorsitz und Finanzen: Fran­cs Marsal: Justiz: Senator Ratier; Aeußeres: Abgeord­neter Lefere du Prey; Inneres: Senator de Seloes; Krieg: Maginot; Marine: Destre Ferry; Kolonien: Fabry; öffent­liche Arbeiten: Le Trocquer; Arbeit: Jourdain; befreite Ge­biete: Louis Marin; Wirtschaft: Capus; öffentlicher Unter­richt: Lanbry; Handel: Abgeordneter Flandin.

Marsal zur Diskussion bereit

Marsal wird in der Kammer die Botschaft Millerand- und darauf eine kurze Regierungserklärung verlesen, woraus die Großen Anfragen über die Politik der Regierung beant­wortet werden. Marsal erklärte, Frankeich habe seine Ver­fassung 50 Jahre lang gegen Abenteuer geschützt, er hoffe, daß dies auch jetzt geschehen werde. (Die Amtszeit des Präsiden­ten würde erst 1927 ablaufen.)

Paris, 10. Juni, lieber den mutmaßlichen Verlauf der politischen Ereignisse im Laufe dieser Woche äußert sich der .Exzelsior". Er veröffentlicht hierüber folgende« Programm: Dienstag: Verlesung der Botschaft de« Präsidenten vor Kam­mer und Senat, Annahme einer Mtllerand feindlichen Ta­gesordnung durch die Kammer, Sturz de» Kabinetts Marsal. Mittwoch: In Kammer und Senat wird die Botschaft mit dem Rücktritt MtllerandS verlesen. Donnerstag: Vollver­sammlung der radikalen Fraktion von Kammer und Senat zur Bestimmung de» Kandidaten für dir Präsidentschaft det Republik. Wahl de« neuen Präsidenten der Republik in Ver­sailles. SamStag: Einsetzung de» neuen Präsidenten tm Elysee. -Sonntag: Bildung de» neuen Ministeriums Herriot.

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Oie französischen und englischen Sozialisten zum Dawesplan

London, 10. Juni. DerDaily Telegraph" erfährt, zwi­schen Vertretern der englischen Arbeiterpartei und der sozia­listischen und radikalen Partei sei folgender Plan festgelegi worden, der für das englisch-französische Uebereinkommen dii Grundlage bilden werde:

1. Durchführung des Dawes-Planes mit darauffolgender wirtschaftlicher Räumung des Ruhrgebiets und des Rhein­lands, sobald Deutschlano die notwendige Gesetzgebung an­genommen habe und die internationalen Leitungen gebildet und in der Lage seien, die ihnen zugewiesenen Besorgnisse zu übernehmen. 2. Sofortige Herabsetzung der militärischer Besetzung des Ruhrgebiets auf ein unsichtbares Maß und ihre Beendigung, sobald die Durchführung des Dawes-Be- lfichts unter deutscher Mitwirkung glatt r-onstatten gehe. 3, Die Sicherheitssrage soll durch den Völkerbund gelöst wer­den, und zwar vorzugsweise vermittels eines gegenseitige« Vürgschaftsoertrags, der mehr oder weniger nach dem Vor- bild -es Cecil-Plans geschaffen werden würde, wobei Deutsch- säird in den Völkerbund ausgenommen werden solle. M« Donald sei, obergleich er nicht gerade für den Cecil-Borschlaz fchwärme, ihm doch weniger abgeneigt als die Mehrzahl ieiner Kabinettsmitglieder. 4. Baldigste Uebertragung de» lleberwachung der deutschen Rüstungen an den Völkrrbun? nach der Durchführung der vor kurzem vorgeschlagenen neue» Lerbandsuntersuchung. 5. Verbindung einer Erörterung über die allgemeine Rüstungsverminderung mit dem gegen­seitigen Bürgschaftsvertrag.

Weiterhin soll verlangt worden sein, daß die deutschen p» littschen Gefangenen und Geiseln in den besetzten Gebiete, fteigelassen und der Besetzung öffenllicher und privater Ge­bäude zu militärischen Zwecken, dem Neubau von Kaserne, und Paradeplätzen ein Ende gemacht werde. Es habe lieber- einstimmung bestanden, daß mit der Durchführung des Sach« verständigen - .Gutachtens das Jndustrieabkommen beseitigt werde.

Ein reuiger Bolschewist

Riga, 10. Juni. Aus Moskau wird gemeldet: Luto- winow, der seit 1917 an der Spitze des Hauptvollzugsaus- ichusses in Moskau stand, hat vorgestern Selbstmord be­dangen, weil er, wie er in einem zurückgelassenen BriefA, Ale Russen" erklärt, über die Politik der Sowjetmachthaber enttäuscht sei und über seine kommunistische Vergangenheit Ksue empfind«.

Verschiebung der Auswanderung

Washington, 10. Juni. Nach dem amtlichen Bericht stnt m Monat April d. I. nur rund 4000 Personen oder 80 Pro- >ent der sreigegebenen Kopsmenge in den Vereinigten Staa» cn eingewandert. Dagegen ist die Eimvanderungszifker « Südamerika im Zuuehmen begriffen.