Schwäbische Ansiedlunge« i« Spanien

Der Deutsche ist von jeher ein hervorragender Kultur pionier gewesen. Das' haben schon in früheren Jahrhmrdev ten die Herrscher fremder Reiche erkannt, und die Werbei einer Maria Theresia und einer Katharina von Rußlani hatten ein verhältnismäßig leichtes Spiel, als sie mit vev lockenden Angeboten die in bedrückten Verhältnissen lebende« Schwaben zur Abwanderung, in die entlegenen und ent> -Merten Landstriche in Siebenbürgen, an derWolga und tn der Ukraine vercmlaßlen. Usberall mtstande« unter den fleißigen Händen der deutschen Ansiedler blühend« Ortschaften und fruchttragende Aecker, und der Wohlstand hielt seinen Einzug. Viele Deutsche, die im Weltkrieg an dem Feldzug gegen Rumänien teilnahmcn und Siebenbür­gen durchfuhren, werden sich des wohltuenden heimatlichen Eindrucks erinnern, den die gepflegten Aecker und die sau- deren, freundlichen Dörfer der dort seit über 15V Jahren an­sässigen Schwaben machten.

Diese zielbewußte emsige Arbeit mit ihren in die Augen fallenden Erfolgen zeitigten bei den fremden Herrschern den natürlichen Wunsch, die tüchtigen Landwirts ihrem Volk ein- mverleiben. Und als friedliche Unterhandlungen nicht zum Ziele führten, griff man zu schärferen Mitteln. Aber man batte sich in den zähen Schwaben arg getäuscht. Alle Drang­salierungen der Aufsaugungspolitik stärkten nur den Wider­stand mchr und mehr, so daß in diesen Gebieten das Deutsch- um erhalten blieb bis aus den heutigen Tag.

Anders dagegen erging es den Schwaben, die ebenfalls "»r etwa 150 Jahren sich im Süden Spaniens nieder- ließen. Die Sierra Morena, ein Gebirgszug, der die ödo und flache Mancha von dem fruchtbaren Andalusien trennt/ war bis zur Regierung Karls IH. um die Mitte des 18. Jahr­hunderts eine wilde Wüste mit morastigen Tälern und sel­igen dürren Höhen; in den Pässen war die Räuberei in schönster Blüte und brandschatzte die Karawanen. Der da­malige Präsident von Sevilla, Don Pablo Olavides, mochte wohl einsehen, daß es mit spanischen Händen schwer gehen würde, durch diese felsige Scheidewand eine gute Straße zu> brechen, weshalb er auf den klugen Emfall kam, am südlichen Abhang des Gebirges Kolonien zu errichten, deren Bevöl­kerung man große Vorteile einräumte und dafür die Ver­pflichtung auferlegte, sich nach dem Innern des Königreichs, nach Norden, selbst einen guten Weg zu bahnen. Tausende non Schwaben waren es, die der Werbetrommel Don Pablos damals folgten und sich in dem gebirgigen Gelände nieder­ließen. Und in wohltuendem Gegensatz zu andern Auswan­dererzügen, die auf ihrem neuen Siedlungsland mit unge­heuren Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, wie z. V. die Wolgadeutschen, fanden hier in Spanien diese deutschen An- -edler alles so vor, wie es ihnen die Agenten versprochen batten. Jeder Kolonist fand nicht nur bei seiner Ankunft sein Haus fertig, seinen Boden, seinen Keller auf ein Jahr lang aefüllt, sondern erhielt zugleich außer anderen Vorrechten die Zusicherung der Befreiung vom Kriegsdienst, von Zehnten und Steuern auf ewige Zeiten. Leider dauerten dieseewi­gen Zeiten" nur bis zum Sturz des vortrefflichen Präsiden- ien, der im Jahr 1778 der Inquisition zum Opfer fiel, denn oon dieser Zeit an wurden auch ihnen Steuern auferlegt. Wenn dann später bei der Revolution noch mehrere der übrigen Vorrechte dieser Ansiedluncien verloren gingen, so bildeten sie doch noch im Februar 1651, als der Schriftsteller Hackländer sie auf seiner Wirst:rreise durch Spanien be­uchte, die lachendsten und fruchtbarsten Gefilde Spaniens und mildern auf das angenehmste den grellen Gegensatz zwi- chen den sogenannten Fluren Andalusiens und der steinigen Mancha. Wohin das Auge sich wendet, gewahrt es hier bald nnzelne Höfe, bald reinliche Dörfchen zwischen wallenden Saaten und herrlichen Obstpflanzungen jeder Art. Di« Hauptstadt dieser Ansiedlungen hieß La Earolina, si« war fast durchweg von Deutschen bewohnt, die sich dann auch bald an die Arbeit machten und nach schwerem, ausdauern­dem Schaffen den gerühmten Paß durch die Felsen und Schluchten von Despena Perros zustande brachteneine Landstraße, die sich in ihrer prächtigen Anlage, in ihrer brei- len und sanften Steigung mit jeder Kunststraße von Deutsch­land und der Schweiz messen kann".

Als Häckländer 1855 auf der Reise nach La Earolina kam; mußte er dies zu seinem großen Leidwesen erfahren. De« Gasthof, vor dem der Postwagen hielt, war so reinlich und deutsch heimlich, die Aufwärterinnen oder Töchter des Hau­ses hatten so unverkennbare Zeichen ihrer Abstammung, nicht nur blondes Haar und blaue Augen, sondern auch der Aus­druck des Gesichts, die Bildung ihres Kopfes, ihre ganze Ge­käst und Haltung erinnerten so sehr an die Heimat, daß di« Reisenden ihnen unwillkürlich die Hand entgegenftreckten und auf gut schwäbische ArtGrüß Gott!" zuriefen. Doch im ganzen Haufe verstand niemand mebr ein Wort von der

SprWe'S-r'Großelkern. Der Wirk SriMerkS Mf, «kSTIsme, Knabe die für ihn fremde Sprache öfters gehört zu haben, Das war aber auch alles. Doch hat man noch manches von deutschen Sitten und Gebräuchen beibehalten: so wurde an Sonntagen und Festtagen bei Geigen- und Flötinkanzert unter der Linde getrunken und gewalzt.

Auch Moltke, der etwa 10 Jahre nach Häckländer Spck« bereiste und dabei den deutschen Ansirdlungen einen Besuch abstattete, bat ähnliche Erfahrungen machen müssen, Mit patriotischer Wehmut erfüllte ihn der Anblick dieser dem Deutschtum verlorenen Ansiedlungen. Er schrsLst darüber in seinem -Reisetagebuch:

Am folgenden Rochmftkaa erreichten wir La Earosinck. Zinn allgemeinen Erstaunen sahen wir die wohlerhatten« Landstraße von Bäumen eingefaßt. Weinberge und Obst­bäume umgaben die in geraden Straßen erbauten Häuser und Dlumrngärtchen jede Wohnung. Es mar, als wenn man »löblich in ein ganz anderes Land versetzt wäre, denn die Menschen hatten blondes Haar und das treue, deutsch« viereckige Gesicht. Aber kein einziger verstand ein Wart Deutsch mehr: denn unsere Landsleute sind überall, wo sie binkamrnen, die besten Ansiedler, die rußigsten Untertanen

sleißiasten Arbeiter, aber sie bören auf, Deutsche zu sein Sie st"d Franzosen im Elsaß, Rüsten in Kurland, Amerikas«! am Missistvpi und Spanier in der Sierra Morena. Ja, fl« schämen sich ihres zerrissenen, ohnmächtigen Vaterlands.".

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Michel: Da» klingt ja sehr schön, aber was steht auf der an­deren Seite?!

Oder: Die Botschaft hör ich wohl! Allein, mir fehlt der Glaube!

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Was h«l>« «Ir »m Mndreich z« erwarten?

ES ging ein Aufatmen durch deutsche Lande, als die Nachricht oon der Wahlniederlage Psincare» zu unS kam. Der Mann mit dem nie zufriedenen Erpressen, der Nurfran­zose, der Mann der Gewalt und mit dem Ziel der Zerstücke­lung Deutschlands, der Mann, der viele deutsche Brüder ins Gefängnis warf, der deutsche» Land uns raubte, ihm haben wir gegönnt, daß das Schicksal ihn hinweggefegt hat. Wir haben vielleicht unS tm Wahn gewiegt, e» kommt jetzt die Zeit der Verständigung, die Zeit, wo Gegensätze nicht mtt Blut und'Eisen, mit Morden und Wüten auSgetragen wer­den, sondern unter Männern am Verhandlungstisch, die Zeit, wo sich die Politik der Gewalt überlebt hat. Doch, wer die Geschichte und den Charakter Frankreichs kennt, der weiß, daß oberstes Prinzip der ganzen französischen Politik, sei eS nun unter Richelieu oder Potncare oberst Herriot. nichts andere» ist, al» den deutschen Nachbar so klein wie möglich, lebensunfähig, unmöglich unter den Weltmächten zu machen. Herriot sagt wohl, ich bin entschlossen, in vollem , Ausmaß der Mittel den Frieden auf Grund der Einigkeit I unter den Völkern durchzusühren. I-, Frieden, hohe», edle« I

Gut, nach dir lechzt die vernünftige Welt. Wir in Deutsch- land haben nicht» andere» zu tun. als unsere Bemühungen um Frieden, der un» Ruhe und Ordnung bringen soll, fort­zusetzen und zu verstärken. Wir brauchen etwa» andere» als eine Politik hemmungsloser Leidenschaften.

Ob Frankreich wirklich Frieden will, steht auf einer an­deren Seite, denn Herriot sagt weiter: Angesicht» de» augen­blicklichen Zustandes in Deutschland und der Notwendigkeit, nicht nur Frankreich, sondern alle Völker vor einem offen­siven Wiederaufleben der nationalistischen Alldeutschlum» zu bewahren, hält e» unsere Partei nicht für möglich, das Ruhr- gebtet zu räumen. Die Kontrolle der Entwaffnung Deutsch­land» muß stchergestellt werden. So ungefähr spricht auch der alte Poincarö. Die Eröffnungsrede de» neuen Kammer­präsidenten Painleve atmete auch vollständig den Geist Poin- cm6» und war Fleisch von seinem Fleisch. Wir dürfen unsere Erwartungen und Hoffnungen auf eine Umkehr von der Ge­waltpolitik PoincaröS nicht zu hoch schrauben. Die Regierungs­erklärung im Reichstag ist ein erfreuliche» Zeichen dafür, daß die Regierung nicht blindlings auf den Sand baut, sondern daß sie mit den ganz nüchternen Tatsachen de» realen Leben» rechnet, daß st« die zu erlaffenden Gesetzentwürfe über die Ausführungen de» Sachverständigengutachten» erst tn Kraft treten läßt, wenn unzweideutig feststeht, daß auch die Gegen­seite da» Gutachten al» ein unteilbares Ganze» unverändert annimmt und wenn Gewißheit dafür gegeben ist, daß die Gegenseite gleichzeitig alle die Maßnahmen trifft, die in dem -machten al» notwendig bezeichnet sind, um die deutsche Leistungsfähigkeit wiederherzustellen.

Diese Regierungserklärung zeigt auch, daß die jetzigen politisch führenden Männer gewillt sind, den deutschen Standpunkt zu wahren, gegenüber all den französischen und englischen Lockungen. Unser Weg wird nicht von heute aus morgen ein ebener und bequemer, sondern er wird, trotz de» Umschwunges tn Frankreich, noch lange Zeit ein steiler und rauher sein. Möchten nicht Gefühls- und LeidenschaftSpolt- uker hergehen und Steine tn den Weg werfen, die vielleicht een Aufstieg zur Höhe ganz verbauen. 71. st.

Heiteres.

Der vergeßliche Säuger. Vor ein paar Tagen wollte der berühmte russische Sänger Schaljapln von Paris nach London fahren. Als sich der Zug tn voller Fahrt auf der Strecke befand, entdeckte Schaljapin plötzlich, als er in seinem Notizbuch blätterte, daß er einen Tag zu früh abgereist war. Er sollte an dem gleichen Abend noch tn Paris singen, und iS blieb ihm nichts andere» übrig, als die Notbremse zu ziehen. Der Zug hielt und der Sänger kehrt« tn einem Auto nach Pari« zurück. UnlerweaS fiel ihm ein, daß er sein Gepäck im Zug hatte liegen lassen. Nun wurde dem Expreß-Zug nachtelephoniert, und dar Gepäck konnte gerettet werden. Am nächsten Tage reiste Schaljapin wirklich nach London und entdeckte nun, daß er seinen Paß in seinem Koffer vergessen batte. Da dieser aber an der Grenze lag und auf seinen Herrn wartete, kam der vergeßliche Künstler mtt dem Schrek- ken davon.

»

Heldeo.Ich bin keia großer Freund vom Reben." »Ich auch nicht; ich bin auch verheiratet."

Nach der Kneipe. »Was hast du gemacht, Franz?"Gestern abend, wir ich nach Hause ging, hat mich einer auf die Hand getreten."

*

Die Gelegenheit.Wollen Sie sofort das .einfältige Kamel" zuriicknehmrn?'Bedaure, es wäre dann da» erstemal, daß ich etwa» zurücknehme."Gut, dann borgen Sie mir zwanzig Mark."

»

Fix.Gestern hat meine Frau von einem neuen Som«erh«t geträumt, und heute kriege ich schon die Rechnung."

Eigentümlich.Es ist doch sonderbar, wenn ich au einer Kneipe vorbrikomme, dann kann ich nicht widerstehen, und wenn ich dann wieder aus der Straße bin, dann Kanu ich wieder nicht stehen."

Nach dem Examen.Wie ich höre, mein Sohn, sollst d« auf die Frage» der Examinatoren keine Antwort gehabt haben." Aber ein sehr überlegene» Lächeln, lieber Bater l"

«

Ersatz.Wa» schüttelst i» denn da« Kind so 7"Ach, ich habe vergessen, die Medizin zu schütteln, die da» Kind eingenommen hat I"

»

Gemütvoll. Fremder: .Bin ich hier recht bei Herrn Schmidt? Ich habe in der Zeitung eine Ankündigung gelesen« chaß Sie Ihre Billa gern verkaufen wollen.' Billenbesthe« j,Wir hatten die Absicht. Der Häuseragenk hak aber in setz mem Inserat das Hass so nett beschrieben« daß mir uns vichjs 'davon trennen können!'

Ar Kri«iMg,arbeite«

wird eine weibliche

Person

nicht unter 25 Jahren

gesucht.

Wo?sagtdieGeschäftSst.

vkl Älllttkg. 8021

Stellenvermittlung!

Dar BezilkSarbettSamt Talw versendet neuer- omgS an Arbeitgeber unsere» Bezirks Drucksachen ""d ladet sie ein, bei Besetzung offener Stellen da» Arbeit,amt Lalw tn Anspruch zu nehmen. Diese» Ansinnen müssen wir entschieden zurückweisen und aufmerksam machen, daß wir keine Ursache haben, Stellenlose von anderen Oberämtern zu Über­nehmen, solange wir im eigenen Bezirk noch solche haben und tagtäglich noch weitere htnzukommen wnne n. Au» diesem Anlaß möchten wir die Ar- , v"lkh««r, hauptsächlich aber die Arbeitgeber ein- kostenlose Vermittlung durch den A""- Arbeitsnachweis in Nagold immer mehr zu b-nützen. 2032

Naaold. den 5. k. 1924. Arbeitsamt.

H'GetliUkle, sertip S- W. Wer.

Seit dem Jahre 1848 lacht der Kladderadatsch über die Dummheit und Schwächen der Zeitgenossen und kämpft lächelnden Antlitze» mtt den Waffen de» Humor« und der Satire d. h. mtt Feder und Zeichensttft gegen alle« Faul« auf politischem, wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Gebiete. Jede einzelne Nummer trägt zu einer ttn Spiegel der Karikatur und Satire gesehenen Ehrontk der Weltereigntffe bet.

Probensmmer« und Bestell»«,«» durch

G. w. Zaiser, Buchhandlung, Nagold.

dedilrken keiner Operation, oder eines ltstixen kedsrdan- des, rrsnn 8i« wein Srnoddand odns kecker,

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