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«ezngrpreiS tm April 1.60 etuschl. Trägerlohn, «nz.-Nr. 10 Goldpfge., Gmndpreis f. Anzeigen: Die einspaltige Zeile aus aervöhnlicherSchrift oder deren Raum 13 Gold­pfennige, Reklamen 38 Goldpfennige, Familien- anz.10 Goldpfennige. Bei gerichtl. Beitreibung und Konkursen ist der Rabatt hinfällig.

Nr. 103

mit äer Beilage

Unsere Heimat"

Gegründet 1826.

Nagoläer ^agblatt

mit illustrierter Sonntagsbeilage

Feierstunden"

SchrtfUettung, Drult.und «erlag »on A. W. Zaiser (Karl Zaisei) Nagold.

Freitag de« 2. Mai 1924 Fernsprecher Nr 29

«erbrettetste Zeitung tm Oberau tSbezirk. »u« zeigen strd daher oo» beste« Erfolg.

Ser »res. »ustrLa« »Ird ir» »erlit »««itz, tbn u,«»>». « »trd keioe » »Sdr »-M -ib«»u>»»>», tat AuzN,«r ,d«r RrNa««r t> beftt»«»« »utaabe» »d» »» t>« «üiischies Stell» ersitz«!«»», gu Filli» »«>> höhn,» «»' »alt beftrht l-l» »mprmtz «ls Si»s««ma de« 8«tn«-e,d«, am »Sckiadlan, d. »«,<>»»!> r»il«e.

Telegramm-Adreffe: »esrllschasta Nagold.

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98. Jahrgang

Tagesspiegel

Stresemaun hat in einer in Magdeburg gehauene« Rede dte sachliche Stellungnahme Deutschlands zu den Sachverständigengutachten unter großem Eindrvck auf die. 8600 Zuhörer gerechtfertigt.

Die Zusammenkunft der belgischen Minister mit Musso­lini wird am 16 Mat in Mailand stattfinden.

Wie der Schatzkanzter Snowdeu im englischen Unter­haus in seiner Budgetrede mttterlte, hat England alle sein« Kriegsschulden an Holland, Spanien, Schweden, Norwegen, Schweiz» Argentinien, Uruguay, Japan «. Kanada getilgt, »ad hat nar noch Schulden an dte Bereinigte« Staate«

Der Borstand des Bayerischen Baugewerbeverbandes beschloß, ab 2 Mai sämti che Bauarbeiter Bayerns aus» znsperr n. Tie Aussperrung trifft 80000 Arbeiter. Es streiken bereits 60 Prozent.

5m englischen Unterhaus wies der Abgeordnete Harvey (liberal) auf die Einkerkerungen von Deutschen in den be- setzten Gebieten hin. Außenminister Postnby erwiderte, die britische Regierung behalte die Angelegenheit im Auge, aber die gegenwärtige Zeit sei für die Erörterung dieser Ange­legenheit nicht geeignet. Die Regier«»«? Mac Donalds gehl allem vorsichtig aus dem Wege, was in Paris mißfallen könnte.

Nach einer Meldung derTimes" Ist der türkische Gene­ral Fachir Eddin Pascha, der Oberbefehlshaber des 5. Ar- meekorps mit seinem Stab in Adana an der türkffch-syrischen Grenze eingetroffen. Elf Dörfer feien durch französische Ar­tillerie zerstört und 51 Personen gefangen nach Aleppo ge­schleppt worden.

In Buchara (Mittelasien) soll eine Erhebung gegen die Lowjekherschast entstanden fein.

Morgans dritter Europabesuch

Die amerikanischen Beengungen

John Pierpont Morgan der Jüngere, der Dollarkönig der Vereinigten Staaten, weilt zurzeit in London, nachdem er einige Tage in Paris mit den Häuptern der dortigen Finanz­welt Verhandlungen gepflogen hat. Geflissentlich wird wie immer betont, daß der zetzt 57 jährige Junior nur privatim gekommen sei. Als Privatmann kam er schon bei seinem ersten Besuch zu Beginn des Weltkriegs. Er wohnte damals still in einem englischen Landhaus, wurde der Freund Lloyd Georges, kehrte in der amtlichen Eigenschaft eines englische« Agenten für Kriegsanleihen und Munitionslreserungen nach Newyork zurück und finanzierte schließlich den Sieg der Entente.

Morgans zweiter Besuch erfolgte im Sommer 1922. Er beherrschte damals den Anleiheausschuß der internationale« Bankiers, der von der Entschädigungskommission berufen war. Auch damals war Morgan nicht in dem Maß Vertreter seines Landes, wie die anderen Sachverständigen, der Belgier Delacroi, der Franzose Sergent, der Deutsche Bergmann usw sondern er war lediglich eingeladen, einen guten Rat zu ge­ben, wie man den Zahlungswirrwarr der Entschädigung durch äußere Anleihen lösen könne. Die Morgantonfereng hat ihre Ausgaben vor zwei Jahren nicht erfüllt. Ihre Ver­handlungen wurden abgebrochen. Aber sie erstattete einen vorläufigen Bericht, worin mit verblüffender Klarheit und Beweiskraft dargelegt wurde: Frankreichs Sanktionspol:tit und Frankreichs Widerstand gegen die Sicherstellung der künftigen Pvivatgläubiger Deutschlands vor politischen und wirtschaftlichen Erschütterungen der Lage dieses Landes ist das e.nzige Hindernis, das einer Anleihe und damit der Lösung der Entschädigungsfrage entgegensteht. Die Sicher­heit, mit der damals die ganze Frage und der Gedanke des weltwirtschaftlichen Wiederaufbaues gewissermaßen in einem Zatz zusamengefaßt wurde, machte das Schriftstück zu einem zeschichtlichen Dokument.

Die internationalen Finanzfachleute erklärten sich damals bereit, sofort wieder zusammenzukommsn, wenn man sie rufe. Nan hat nicht sie, sondern andere Sachverständige gerufen. Ueber deren Gutachten, das von allen in Betracht kommenden Staaten einstimmig und feierlich als Grundlage angenommen worden ist, finden in dieser Woche die entschei­denden Sitzungen der Enischädigungskommision und wahr­scheinlich auch baldige Besprechungen zwischen den Mini­sterien von London, Paris, Rom und Brüssel statt. Was er­wartet man aber von Morgan? Man erwartet diesmal, dei seinem dritten Besuch in Europa, nicht mehr nur erneu guten Rat, sondern seine Bedingungen für die ameri­kanische Anleihe an Deutschland. Morgan läßt bei allen An­fragen, mit denen er jetzt bestürmt wird, keinen Zweifel dar­über, daß er seinen vor zwei Jahren als Vorsitzender des Bcmkierausschusses eingenommenen Standpunkt nicht ge­ll n d e r t hat. Der Schreiber dieser Zeilen vernahm es vor zwei Jahren in Paris in einer Pressekonferenz aus dem Mund Morgans, daß in den Vereinigten Staateneigentlich und an sich" kein Interesse für eine deutsche Anleihe vorliege, Jedoch erkenne man in Amerika mehr und mehr, wie dis

eigene Mute m gewissem Grad von derjenigen der verbün­deten Länder abhänge, die ihrerseits wiederum 'n hohem Grad von der Wiederherstellung des deutschen Kredits ab hängig sei. Der amerikanische Kapitalmarkt tonne eme deuts

Heute 'ist Pierpont Morgan- bereits einen bedeutender Scttrttt weiter gekommen. Er hält die Anleihe nicht nnr sui notwendig, sondern auch für m s g li ch. Seme BÄungungem Eu ro p a m u ß si ch ver.ständigen Amerika verlang

eine G eneralkypothek auf alle deutschen Ein­nahmequellen. Die Verbündeten muffen euren Aus glcrch ihrer wechselseitigen Schulden veranstalten. Morgar wünscht restlos« sofortige Durchführung der Dawes,che» Vor schlcqe ohne politische Aenderrmgen und Erklärungen. E; wäre falsch, zu sagen, daß jetzt alles vom Wrmperzucke:, Mora ans, von seiner guten oder schlechten Laune avhan gs Auch" die Allmacht dieses Finanzkaisers ist begrenzt, jchor dadurch, daß er selbst sich nicht von politisch«', sondern auch von rein geschäftlichen Erwägungen leiten laßt. Aber was er durchsetzen will, was also sein dritter Besuch -n Europa bedeutet, das wird man in den nächsten Tagen klar erkcn'-n,

Oswald Spengler über die neuen Formen der großen Politik

Oswald Spengler, der Verfasser desUntergangs des Abendlandes", sprach in einer außerordentlich zahlreich be­suchten Versammlung des UeberseeNubs in Hamburg über die neuen Formen der großen Politik. Die große ZukunstspolitU gliedert sich nach Spengler in drei Aufgaben:

Durch den Weltkrieg ist Frankreich die führende Welt­macht geworden. Der französische Machtgedanke Hst rein mili­taristisch, nicht aufbauend. sondern lediglich zerstörend. Auch heute noch sind die französischen Machtzi !e dieselben, wie zur Zeit Napoleons. Die Ostfront links des Rheins soll als Bvr- kampfgebiet aus gebaut, und Deutschland als Trümmerfeld davor gelegt werden. Dabei ist der Ruhreinbruch nur ein« Etappe. Die große Operation ist auf die Nordseeküste ver­legt, wie zu Zeiten Napoleons in den Jahren 18061813.

Ein zweites Ziel Frankreichs ist der Ausbau Nordwest- o'rikas und die Errichtung einer schwarzen Millionenarmee, aber während des Weltkriegs haben die Neger gelernt, di« Grenzen weißer Truppen bei der Berührung mit farbigen zu erkennen. Unter dom Schlagwort: Afrika den Afrikanern! geht eine förmlich nationalistische Welle durch den schwarze« Erdreil. Auch der Islam preist seinen farbigen Bekenners das Gemeinschaftsgefühl gegen die Weißen an.

Wiederum nach dem Vorbild Napoleons geht Frankreich «ms die Schaffung einer Landbrücke zum Orient längs der Donau aus, und' zwar durch Zertrümmerung SüLüeutsch- lands und Schaffung eines Wirrwarrs abhäng'ger Lalkan- ftaatsn.

Bei alledem zeigt sich die englische Diplomatie vollkommen hilflos. Die Gewerkschaftsführer erweisen sich mit ihrer io Volksversammlungen empfangenen Schulung als völlig unge­eignet für hohe Posten. Das System der großen Mackstbünd- nisse ist erledigt. Große Machtlinien laufen in Zukunft nichl mehr über die Meere, sondern über die Landwege, wodurch ber Bau des englischen Weltmachtgebäudes ins Wanken ge­rät. Mittlerweile haben sich in den westeuropäischen Staaten die Verhältnisse Mischen Innen- und Außenpolitik ganz ge­ändert. Di« Formen, in denen die Volksvertretungen mttreden, sind unsichere geworden durch einen wachsenden Einfluß der Hochfinanz aus die hohe Politik. Alle verfassungsmäßige Re- gierungsgewalt hat sich gelockert, so daß eine feste Tradition überhaupt nicht mehr besteht.

Die Zukunft der Weltentscheidungen hängt nickll mehr von Kriegen in den alten Formen ab, sondern von der Anwesen­heit von Persönlichkeiten, die die einzelnen Völker gegenein­ander ausspielen können. Durch ein Auftauchen starker Per­sönlichkeiten würde auch für Deutschland die Möglichkeit be­stehen, über alle Hindernisse hinweg, zu besseren Zeilen zu gelangen.

Neue Nachrichten

Ergänzung einer Reichsverordnuug Berlin, 1. Mai. Der Reichspräsident hat verordnet, daß der Berorünung über die Aufhebung des militärischen Aus­nahmezustands und die Abwehr staarsstmdlicher Bestre­bungen vom 28. Februar 1924 folgender Absatz hinzugefüat wird: Wer an nicht zugelassenen Versammlung"« unter freiem Himmel oder Aufzügen auf öffentl. Straßen und Plät­zen teilnimmt, wird mit Haft oder Geldstrafe bis zu 150 GM. bestraft Wer solche Versammlungen oder Aufzüge veran­staltet, leitet, oder als Redner in chne" austritt, wird mit Gefängnis und mit einer Geldstrafe oder mit einer dieser beiden Strafen bestraft.

Der 1. Mai

Berlin, 1. Mai. Der 1. Mai ist bis zur Mittagstunde., ohne Zwischenfälle verlaufen. Die kommunistischen Ver-'

i samwlungen wiesen keine erhebliche Deielllgung auf. Me I Polizei ist in erhöhter Aiarmbereitscha-t. Zu Zusammen­stößen ernster Art ist es nicht gekommen,

Erleichterung des Studiums

Berlin, 1. Mai. Wie das WTB. erfährt, hat das vreußischs Kultusministerium die für den Erlaß de: Hochschulgebühren zur Verfügung stehenden Mittel erhöht, so daß in diesen' Semester 20 Prozent aller Studenten vm. den Gebühren ganz oder 40 Prozent zur Hälfte befreit werden können. Gleichzeitig ist angeordnet worden, daß dir Hochschulgebüh­ren an den Universitäten in zwei Raten und an den techni­schen Hochschulen evtl, in drei Teilen bezahlt werden können.

Hamburg für bessere Beamtenbesoldung Hamburg, 1. Mai. Der Senat beschloß, die Rrichsrerie- runc, nachdrücklich darauf hinzuweffen, daß die Beamten- besoldung zurzeit unzulänglich sei und rmrr baldigen Abhilfe bedürfe.

Kommunistische Ausschreitungen

lmrttgsberg, 1. Mai. Bei einem von den Kommunisten, trog des Verbots, veranstalteten Umzug kam es zwischen Polizei und den Teilnehmern zu schweren Zusammenstößen Ein Schuß aus den Reihen der Kommunisten verwundete einen Polizeioberwachtmeister schwer an Halse, worauf ein anderer Beamter den Täter niederschoß. Sobald die Schlisse gefallen waren, stob die Meng« auseinander.

Sprengstoff»«-«

Dresden,' 1. Mai. In Rüßdorf dei Limbach wurde in der Leichenhalle eine große Kiste mit Dynamit, Zündschnur, Zündern, Sprengkapseln usw. gefunden. Die Sprengstoff« stammen aus der geheimen kornmumstrschen Fabrik Hohen- stein-Ernsttal. Die Kiste war wegen Verratsgcfahr in Ruß­dorf von einem Versteck ins andere gem indert. Die Spreng­stoffe hätten genügt, um ganz Limbach d.m Erdboden gleich- zumachen.

Seeckt bei der Reichsrvehrübung in München

München, 1. Mai. Am Mittwoch fand auf der Frött- meininger Halde eine größere taktische Uebung sämtlicher Truppen des Standorts München statt. General v. Seeck wohnte der Uebung mit Generalleutnant Freiherrn v. Kres bei und nahm zum Schluß den Vorbeimarsch ab.

Aussetzung des Strafvollzugs ?ür Hitler und Gen.

München, 1. Mai. Nach demPfälzischen Kurier" Hai der ordentliche Ministerrat in der Sache der Aussetzung de- Strafoollzuges gegen Hitler, Pöhner, Weber und Kriebe noch keinen Beschluß gefaßt. Man habe es jedoch, nüe da- Blatt erfährt, dem Justizminister Gürm--r überlassen, ielbs mit einem entsprechenden Antrag an den Ministerrat heran zutreten. Dies hat der Justizminister aber b'shrr noch nich getan.

helfferichs Totenfeier

Mannheim, 1. Mai. Gestern nachmittag 4 Uhr "and ir der Resigen Verbrennungshalle die Einäscherung Dr. Kart Helfferichs und seiner Mutter statt. Trotz des stürmi­schen Regenwetters hatten sich Tausende vor der Halle ein gefunden. Zahlreiche studentiscl)e Abordnungen mit ihrer Fahnen, die Bismarckjugend und andere vaterländische Ver- eme bildeten Spalier. Neben den Familienangehörigen be merkte man den früheren Reichskanster Dr. Cuno, Staats, minister Hergt, General v. Gallwctz, Wehrkreiskom- mandcur General Reinhardt, viele Reichstagsabgeord- nere u. a. Die beiden Eichensärge waren unter einem Vere von Blumen gebettet, darunter zwei prachtvolle Kränze des Kaisers und des Kronprinzen. Konsistor-alrat Fischer- Berlin hielt die Gedächtnisrede. Er rühmte den lauterer Charakter Helfferichs und seine feunge Vaterlandsliebe; e, sei der erste gewesen, der nach dem Niederdruck) wieder ar Aufbau dachte. Durch seine Währungsreform habe ei Deutschland vor dem Hunger errettet. Reichsstuanzmimste, Dr. Luther widmete dem Verstorbenen namens dei Reichsregierung warme Worte des Dankes für das, was e, in unermüdlicher Arbeit für Voll und Vaterland getan habe Erst eine spätere Zeit werde die Bedeutung dieser Persön­lichkeit, der ein Mann der schöpferischen Tat war, vcll W würdigen wissen. Namens des Reichsrrzs sprach Vizepräsi­dent Dietrich. Regierungspräsident Mattheus wid­mete einen Kranz dem Stolz Bayerns und der Pfalz, der Helffench fei. Weitere Ansprachen hielrcn Bürgermeister Dr. Forthuber-Neustadt, Bankdirekwr Dr. v.' Stauß (D-utsch« Bank), Justizrat R ö h r i ch - Frankental namens d-r Rechtsparteien der Pfalz, der frühere Kriegsmimster Wild von Hohenborn, Staatsmm ster Wallrafs für die Deutschnationale Volkspartei und Vertreter vieler vaterländischer und studentischer Vereme.

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Der Reichskanzler an England

^ London, 1. Mai. Der Berliner Berichterstatter des T y Expreß" berichtet über eine Unterredung mit i :s- ^uzler Marx. Der Reichskanzler erklärte: Die deutsche Re,