Der Tanz um das goldene Kalb
15j Von Erica Grupe-Lörcher
(Nachdruck verboten.)
Sie trug ein Kleid von Heller Seide, das sich in seinem Schillern zwischen Rosa und Rot hielt. Eine Barbe von sehr feiner, echter breiter Spitze umgab den runden Halsausschnitt. Der Halsansatz war lang, schlank, vielleicht ein wenig zu mager. Aber die Haltung des feinen Kopfes war in seiner Grazie und anmutigen Beweglichkeit voller Rasse. Das dunkelblonde Haar war von einem schmalen Diadem umschlossen und ließ die Stirne etwas niedriger scheinen, als sie wohl in Wirklichkeit war. Und doch wirkten gerade die Augen unter dieser etwas beschatteten Stirne in ihrer langgezogenen Linienführung doppelt appart. Cr sah ihr beim Sprechen und während er langsam neben ihr weiterging, mehrmals aufmerksam in die Augen. Auch ohne das unpräzise Licht des langgestreckten, gelblich-weiß gehaltenen Vestibüls wußte man nie die Farbe ihrer schimmernden Augen zu bestimmen. Waren sie dunkelblau oder braun? Vielleicht von dunklem Grau?
Der Mund zeigte Lippen von feiner Linienführung, als habe ein Künstler sich bemüht, mit feinstem Pinsel die Linien zu ziehen und auszuwirken. Und in den Mundwinkeln saß eine ganz winzige, und doch so charakteristische kleine Senkung! Frank sann, wo er diese eigenartigen Lippen schon gesehen habe. Diese Mundwinkel mit ihrem halb überlegenen und spöttischen, halb wissenden und klugen Lächeln? Auf einem Bilde war es gewesen.
Und dann fiel ihm ein, daß sie der Giaconda glich. Der Altflorentiner Patriziertochter, die Leonardo da Vinci mit seinem Pinsel gemalt und zu ewigen, Ruhme, zur Unsterblichkeit geschaffen hatte. .Ganz wie bei der Giaconda lag der besondere .Reiz dieses Mädchengesichtes im Lächeln dieser leise sich ins Grübchen verlierenden Mundwinkel! So vieles stand ln diesem Lächeln — so viel Geheimnisvolles!
Sie sprachen über das nächstliegendste Thema: über das Fest am heutigen Abend. Auch sie hatte vorhin in dem Reigen der jungen Damen als Blume mitgetanzt. Aber Frank hatte sie nicht bemerkt. Neben Zyria war sie ihm doch nicht ins Auge gefallen. Und er gestand sich — jetzt noch mit objektiver Offenheit —, daß die Jugendfreundin doch etwas unendlich
Süßeres, Weiblicheres, Liebevolleres besaß- Dieses junge Mädchen personifizierte mehr den Typus des übermodernen Mädchens. Ihre ganze Figur deutete auf Sport, auf Reiten, auf Abscheu vor der Küche und Handarbeit. Du liebe Zeit, wenn man sehr wohlhabend war, brauchte man auch nicht die Hausfrau zu spielen! Man hielt sich geschulte Dienstboten und machte ein elegantes Haus!
Und der Gedanke reifte in ihm, sich in ihrer Nähe zu halten, diese Bekanntschaft zu befestigen, sie im Auge zu behalten, vielleicht gab es wirklich eine Frau, die für ihn paßte, für seine Ansprüche paßte. Er schien Chancen zu haben und auch ihr zu gefallen. Denn als sie nun — nachdem sie im Gespräch einmal das lange, völlig leere Vestibül auf und ab gegangen waren — dem großen Festsaal wieder zuschlender- ten, bemühte sie sich sichtlich, ihn in der Unterhaltung sestzu- halten und ihn nicht — obgleich es ihr ein leichtes gewesen wäre — mit einer höflich-dankenden Kopfbewegung zu verabschieden.
Er blieb an ihrer Seite. Beim Eintritt in den Saal sollte gerade eine neue Nummer des.Programms beginnen. Verschiedene Mitglieder des Stadttheaters — es waren die ersten und angesehensten Kräfte — vereinigten sich zu einer Parodie von Schillers Handschuh, welche bei dem vorzüglichen Zusammenspiel der geschulten Künstler wahre.Lachsawen bei den zahlreichen Zuschauern erntete. Es war allmählich ein zwangloseres Durcheinanderfluten eingetreten. Eine Reihe von Damen war unten im Wandelgang des Parterres hinter der Balustrade bei den einzelnen Zwischenpausen stehen geblieben, und zahlreiche Herren hatten ihnen bekannte Damen auf dem Podium ausgesucht, um dann, bei Beginn Siner neuen Darbietung, hinter den Stühlen stehen zu bleiben.
So kam es, daß Zyria plötzlich an Frank vorbeistreifte, als er hinter Virginia stand. Ein Herr hatte sie angesprochen und wechselte einige Worte mit Virginia. Trotzdem hielt sich Frank in ihrer unmittelbaren Nähe und trat nicht weg. Er wollte bei Virginia bleiben und deswegen dem anderen Herrn zeigen, daß sie bereits einen Kavalier an ihrer Seite habe. Der andere tat ihm auch den Gefallen und entfernte sich mit kurzer Verbeugung nach wenigen Augenblicken. Zyria aber, die nicht gesehen, daß Frank in Damenbegleitung war, blieb neben Frank stehen.
„Ich habe doch hier bleiben können, denn die Kleine ist von andern zuverlässig und gut nach Hause gebracht worden!"
„Natürlich! Das dachte ich mir gleich. Es wird sich doch sonst jemand finden, und es ist doch nicht nötig, daß du und ich uns wegen solchen Kindes aus solchen Kreisen den ganzen Abend verderben!"
Er glaubte, sie würde nach dieser völligen Zustimmung wieder weiter gehen. Aber sie bemerkte die andere junge Dame noch immer nicht in seiner Nähe. Zyria atmete einmal tief auf. Sie schien erhitzt und abgejagt.
„Es war gut, daß ich hierbleiben konnte, sonst wäre im letzten Augenblick doch der ganze Trick mit dem „Handschuh" ins Wasser gefallen, weil die andern nicht von allem Bescheid wußten, was noch hinter den Kulissen berzurichten war. Jetzt noch eine Nummer, und dann hat sich Gott sei Dank alles glatt abgewickelt, und Fräulein Werner kann in ihrer ge- hobenen Stimmung bleiben!" Sie schwieg einen Moment. Frank hielt sie absichtlich nicht durch eine Frage zurück. Es war ihm vielmehr unendlich peinlich, als Zyria jetzt noch einen Schritt näher zu ihm herantrat und plötzlich in einem andern Tone, in dem vertraute und bittende Herzlichkeit lag, sagte:
«Gib mir doch jetzt das Versprechen, daß du dich morgen nach der Kleinen in ihrer Wohnung Umsehen willst, nicht wahr, Frank? Wirklich, es wäre mir eine Beruhigung, da sie zweifellos starke Schmerzen hatte und vielleicht sonst niemand als Fachmann nach dem Kinde sieht-"
«Ja, ja, gewiß! Ich tue alles!" Es klang fast wie ein hastiges Abwehren. Zyria trat zurück und hob mit einigem Befremden den Kopf. Es lag eine völlige Wandlung in seinem Ton, den er vorhin, als er sie sofort nach ihrem Blumenreigen ausgesucht hatte, angeschlagen, und jetzt! Vorhin war er von einer Herzlichkeit gewesen, fast von einer bewerbenden Intimität, daß ihr das Herz einige rasche, harte Schläge im warmen Blutlauf getan! —
Im nächsten Augenblick sah sie eine junge Dame, die anscheinend, sie beide beobachtend, in unmittelbarer Nähe gestanden, auf Frank zukreken. «Wollen wir nun die Co- relli in ihrer Arie aus größerer Nähe singen hören, Herr Doktor?"
Frank straffte sich empor. «Ja, gewiß, gnädiges Fräulein!" And dann zu Zyria gewandt und unter einer mehr als förmlichen, fast kalten Verbeugung: «Gewiß, ich komme natürlich deinem Wunsch nach. Aber du entschuldigst mich jetzt wohl?" (Fortsetzung
Amtliche Bekanut««chung.
Teuerwehrdienstehrenzeicheu.
Nach einem Erlaß be« Ministerium« de« Innern vom 7. April lS24 (Staat«anzetger Nr. 85) können Aniräge auf Verleihung de« Feuerwedrdienstehren- zeichens bi» zum IS. Mai 1S24, in dem durch Erlaß vom 1. Nommder 1906, Amt«bl. S. 321, geregelten Verfahren wieder vargelegt werden.
Nagold, den 10. April 1924.
1279 Oberamt:
I. A.: Merkt, stv. Amtmann.
Walddorf OA. Nagold.
Strotzeisperkt.
Wegen Bauar betten ist die alte Poststraße vom Ort bi« zum Chausseehaus bi« aus Wettere«
KW" gesperrt. "MS
Den 8. April 1924. Schulth -Amt:
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erfahren durften, besonder« für die trast- reichen Worte de« Herrn Pfarrer«, den erhebenden Gesang de« Gesangverein«, dem Mtluärveretn und der zahlreichen Leichen- begleitung von hier und autwärt», sagen innigsten Dank I27l
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