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BqugrpreiS tm April ^ IM einschl. Trägerlohn, Linz.-Nr. 10 Toldpfge.. Grundpreis f. Anzeigen: Die einspaltige Zeile aus gewöhnlicherSchrift oder deren Raum 13 <Kold- pfennige, Reklamen 35 Goldpfennige, Familien» anz.10 Goldpfmnige. Bei gerichtl. Beitreibung und Konkursen ist der Rabatt hinfällig.

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Amls-mrd Mzelgeblatt für den ObemmLsbezirk

mit äer Beilage

^Unsere Heimat"

Nagoläer ragblatt ^

Schriftleitung, Druck und Verlag von G. W. Zaifer (Karl Zaiserl Nagold.

Gegründet 1826 . Donnerstag de» 10. April 1924 Fernsprecher Nr. 29.

verbreitetste Zeitung,m Oberau tSdeztrk. Lu« zeigen sttd daher von beste« Erfolg.

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98. Jahrgang

Tages;piegel

Nach den Verhandlungen mit der franz.-belgischen Inge- nier r Kommission in Düsseldorf ist die SechserkommiMon der Industriellen sogleich am Dienslag nach Berlin cch- ger«.!si mn der Reichsregierung Berscht zu erstatten.

Das ungarische Obergericht in Budapest hat sämtliche An- tzektgate, die vor kurzem wegen angeblichen Putschversuch m Ungarn im Verein mit Hitler und Ludendorff zu 6 Wochen Gefängnis verurteilt worden waren, sreigesprochen.

Eine englische Gewerkschaft hak die an dem wilden Hafen- Ärbeiherltreik in Southampton beteiligten MtFieder ausge- schlossen.

Der Bericht der Sachverständige«

Paris, 9. April. Der gesamte Bericht der Sachverstän­digen füllt einen Band von 124 Seiten, worin nebeneinan­der links der französische und rechts der englische Wortlaut vbgedruckk ist. Im Artikel 10 des 1. Teils ist folgender Man für die deutschen Entschädigungszahlungen entworfen:

1. Jahr: 1 Milliarde, aufzuüringen durch auswärtige Anleihen in Höhe von 800 Millionen und Eisenbahnschuld­oerschreibungen in Höhe von 200 Millionen.

2. Jahr: 1220 Millionen und zwar 595 Millionen ans Tisenbahnschuldverschreibungen, 250 Millionen Verkehrs­steuern, 125 Millionen Jndustrieschuldverschreibungen, 250 Millionen durch Verkauf von Eisenbahnvorchgsaktien.

3. Jahr: 1200 Millionen.

4. Jahr 1750 Millionen.

5. Jahr: 2500 Millionen.

Mfl Annahme und Inkraftsetzung des Plans beginnt bas erste Zahlungsjahr. Vorgesehen ist sofortige Ueber- aabr von Schuldverschreibungen in Höhe von 16 Milliarden. Später sollen solche für Beträge aus Verkehrssteuern und Reichseinnahmsn übergeben werden.

Kapitel 11 behandelt die S a ch l i s f e r u n g e n. Diese können, wie der Bericht sagt, nicht unbegrenzt sein. Es sind ferner in die Sachlieferungen alle Lasten aus dem Versailler Vertrag, so die Entschädigungen, Restitutionen, Ausgleichs­zahlungen, die Kosten des Besatzungsheers, die Kosten der Ueberwachungskommissionen usw., sowie die Leistungen aus den Artikeln 50, 124 und 125 einzubeziehen.

Kapitel 12 sagt: Alle Entschädigungsleistungen werden an die Eoldnotenbank abgeführt. Mit der erfolgten Ueber- weisrmg hat Deutschland seine Pflichten erfüllt.

Kapitel 13: Alle diese Beträge werden von einem b e- londeren Ausschuß überwacht, der aus den Beauf­lagten für Entschädigungszahlungen und den Vertretern der verbündeten Regierungen besteht. Für den Fall, daß die susgeworfenen Beträge die Uebertragungsmöglichkeiten in Devisen überschreiten, können die Beträge bis zur Höhe von Wer Milliarden angesammelt werden. Sobald zwei Mil- Karden überschritten sind, können die überschießendrn Be» krage nur unter gewissen Bedingungen ir» Deutschland unter- ebrach: werden. Diese, die Uebertragungsmöglichkeit über- eigenden Gesamtbeträge dürfen 5 Milliarden nicht über­steigen.

Kapitel 14 behandelt die Bürgschaften: Moralische Bürgschaften allein genügen nicht; es ist eine gewisse Ue-ber- «vach-mg notwendig, doch wird allgemeine Ueberwa- chung der deutschen Finanzen einstimmig abgelchnt. Die Zölle und die Steuern auf Alkohol, Tabak, Bier mrd Zucker sollen der Ueberwachung unterworfen werden. Die Einnahmen hieraus fließen unmittelbar in die Hand des Ueberwachungsbeaustragten. Soweit die so erhaltenen Beträge die Entschädigungsverpflichtungen über­steigen, werden sie der deutschen Regierung zurückgegeben. Monopole s ollen nicht geschaffen werden. Nur gewisse Aenderungen hinsichtlich des Tabakver» drauchs werden empfohlen.

Kapitel 15 bespricht die Notwendigkeit einer auslän­dischen Anleihe von 800 Millionen Goldmark, die gleichzeitig für die neue Eoldnotenbank und ne Ausführung von Sachlieferungen im ersten Jahr bestimmt ist. Die Z i n- lenallerAnleihen werden auf die für die kommenden Jahre festgesetzten Höchstbeträge ungerechnet.

Kapitel 16 bespricht die Ausführung des gesam­ten Plans. Es ist ein Beauftragter für die Einnahmen »ad ein Beauftragter für die verpfändeten E.:mahmequellen vorgesehen, ferner ein Agent für Entschädigungszahlungen «ad eine Treuhcmdstelle für Eisenbahn- und Jndustrie- »chuldverschreibungen. Der Agent für Entschädigungszah» tungen hat die Verbindung Mischen der Pariser Entschädi- Sungskommission und den übrigen Beauftragten herzu- ftellen.

Kapitel 17 besagt: Der Plan bildet ein einheitliches Gan­zes und bemüht sich, eine Verwaltung herzustellen, durch die von Deutschland ein Höchstmaß von Zahlungen erreicht wird, oyne das deutsche Volk zu stark zu belasten.

Der Bericht des zweiten Ausschusses, der sich mit der drage der deutschen Auslandsguthaben zu befal­len Hot, setzt die deutschen Guthaben im Ausland Ende 1923 «ns rund 6,75 Milliarden und die Guthaben der Ausländer oof 1 1,5 Milliarden fett. Als einziges M'ttel, die geflüch­

teten Kapitalien nach Deutschland zurückzubringen, wird er­achtet, die Gründe zu beseitigen, die die Ab­wanderung verur sacht haben, d. h., daß es »or allem notwendig sei, eine feste Währung zu schaffen, die eine Inflation verhindert.

Der Bericht des ersten Ausschusses enthält im 3. Kapitel kkne Anspielung auf die Ruhrbesetzun q mit folgenden Worten:Falls Garantien und politische Sanktionen zur Ausführung des Plans wünschenswert sind, fällt chefe Frage der Sachverständigen nicht mehr in ihren Aufgabenkreis/'

Neue Nachrichten

Der Streik der Lifeabechnarbetter

Berlin, 9. April. Infolge der Einigung ist im allgemeinen Äne Beruhigung eingettete«. In Hamburg verlangen die Elsenbahnarbeiter, aufgereizt von den Kommunisten, den acht­stündigen Arbeitstag, wie ihn die Hafenarbeiter durchgesetzt haben, außerdem sei die Lohnerhöhung um 6 Pfennig die Stunde zu gering.

Verfahren wegen Landesverrat

Berlin, 9. April. Gegen den Schriftleiter desVor­wärts", Ernst Reutter ist durch Verfügung des Ober- ceichsanwalts ein Verfahren wegen Landesverrat eingeleitet worden, wegen Veröffentlichung des Privatbriefs eines an­geblichen früherenHitleroffiziers" namens Eötz und der von dem Blatt darüber gemachten Ausführungen.

Die ehemaligen sozialistischen Abgeordneten Moses und Zubeil und die Kommunisten Remmele, Frölich und Hollem sin- vor den Untersuchungsrichter geladen worden, well sie am 24. Juli 1922 dem Abg. Helfferich im Reichstag mit Be­ziehung auf Len Todestag Rathenaus zugerufen hatten: »Mörder hinaus!"-

Das amtliche Wahlergebnis i« Bayern

Machen, 9. April. Nach den vorläufigen amtlichen Er­mittelungen verteilt sich die Zahl der bei der Landtagswahl o?gegebenen Stimmen folgendermaßen: Bayerische Volks­partei 919 587 (1920: 1059 523), Völkischer Block 491826 (0), Bayerischer Bauernbund 207 422 (235 435), Soz. Partei 433 821 (406 861), Kommunistische Partei 203 017 (48 636), Der. Nat. Rechte 197 509, Deutsche Volksp. 5635, Nat.-Lib. L.-Partei 29 460 (letztere drei erhielten 1920, da zu einer Par­tei zusammengeschl., 305 082), Christl.-soz. Partei 22 929 (0), Gruppe Kratofiel 19 480 (0), Lorenz Stichler 11929 (0), Heimattreue Koburger 7833 (0), Mittelstcmdsbund Südgau 6825 (0), Demokraten 73 818 (206 342), Beamtenpartei Rük- kert 4504 (0), Unabhängige Soz. 2393 (346 442), Mieterliste 399 (0), Republik. Partei Deutschlands 285 (0).

Amtlich wird nachstehende vorläufige Verteilung der A b- geordnetensitze bekannt gegeben: Bayerische Volks­partei 35, Völkischer Block 17, Sozialdemokraten 14, Bauern­bund 6, Nationale Recht 4, Kommunisten 3. Dazu komme« 14 Abgeordnete der Pfalz. - - - ^ ^ -

Vergewaltigung der deutsche» Kirche im Memelgeblet

Memel, 9. April. Der Kirchenkommissar für das Memel- gebiet har eine Erklärung veröffentlicht, in der es u. a. heißt: Es ist von deutscher Seite versucht worden, die deutsche Po­litik in unsere Kirche hineinzutragen (!)- Nachdem nun Li« völlige Trennung von Deutschland auch auf kirchlichen Ge­biets ausgesprochen ist, bestimme ich kraft der mir übertrage­nen Vollmacht folgendes:

Geistliche, die sich in die gegebenen Verhältnisse nicht hin­einfinden können, mögen die Folgerungen ziehen. Jeder aktive und jeder passive Widerstand wird schwer geahndet werden. Kirchengemeinden, die sich des aktiven oder passiven Widerstandes schuldig machen, wird staatlicher Schutz ent­zogen; alle etwaige,7 Proteste sind erfolglos.

Der Straßburger Hafen

Paris, 9. April. Die Kammer hat die Vorlage, nach der der Rheinhafen von Straßburg selbständig gemacht wird, an­genommen. Die Kosten des Hafenbaus von 150 Millionen Franken trägt die Stadt Straßburg, der französische Senat bat sie aber später zu ersetzen. (Der Hasen soll mit dem badi­schen Hafen in Kehl in Wettbewerb treten.)

Reue Niederlage der Regierung Mac Donalds

London, 9. April. Der parlamentarische Ausschuß zu» Prüfung der Regierungsvorlage über die Regelung des Lon­doner Straßenverkehrs hat einen vom Verkehrsministei Gosling bekämpften Zusatzantrag mit 21 gegen 17 Stim­men angenommen. Die Regierung wollte, daß die Vorschrift für einen Umkreis von 25 englischen Meilen gelten solle, wäh­rend die Ausschußmehrheit sie auf den Wirkungskreis der Londoner Polizeidirektion beschränkt.

Im Unterhaus fragte Baldwin, was die Regierung nach ihrer Niederlage beim Wohnungsgesetz zu tun gedenke. Mac Donald erwiderte, die Regierung werde davon Abstand nebmen, in dieser Sitzungszeit noch einmal einen Entwurf in dieser Frage einzubringen.

Dauernder Rückgang der Arbeitslosigkeit in England

London, 9. April. DieZahl der Beschäftigungslosen betrug am 31. März in England 1058 000, 5219 weniger als in der Vorwoche und 2ö7 323 weniger als seit Beginn des Jahrs.

Der amerikanische Lrdölskcmdal

London, 9. April. Der Erdölskandal in den Bereinigten Staaten nirmnt immer größere Ausdehnung an. Der Sena­tor Geiler wird beschädigt, von des Erdölgesellschaften be­stochen worden zu sein.

Die kammenvahlen in Italien

Rom, 9. April. Die neue Kammer wird sich folgender­maßen zusammensetzen: 375 Abgeordnete der faszistischen Re­gierungspartei, 40 Abgeordnete der Italienischen Volkspartei (Zentrum), 14 Radikalöemokraten, 12 Mitglieder der konsö» tutionellen Opposition, 11 Demosozialisten, 7 Republikaner» 4 Mitglieder der nationalen Minderheiten, 3 Mitglieder der Bauernpartei, 2 Sozialdemokraten, 22 Maximalsten und 17 Kommunisten. Die Faszisten erhielten rund 3 670 000 von 7 380 000 abgegebenen Stimmen oder rund 63 Prozent. Die Stimmen der Popolari (Volkspartei) sind gegen die vorige Wahl von 1310000 auf 645 000, die der Sozialisten von 1 595 000 auf 796 000 zurückgegangen.

Faszrstische Gruppen verwüsteten gestern in Mailand die Lokale von drei sozialistischen Arbeitervereinen. In der Dorstadt gegen Monza hin ereigneten sich zahlreiche Zwischen­fälle, weil Gruppen von Faszisten alle Wirtschaften absuchte« und bekannte politische Gegner blutig schlugen.

Württemberg

Stuttgart, 9. April. StellvertreterdesStaats- Präsidenten. Zum Stellvertreter des Staatspräsidenten Wurde Minister Bolz bestellt.

Der neue Staatspräsident

D«? gestern vom Landtag zum Staatspräsidenten ge­wählte Staatsrat Rau ist am 4. Januar 1868 in Dobel OA. Neuenbürg als Sohn des Pfarrers Rau (Warmbronn) ge­baren. Rach Vollendung feiner rechts- und staat-wissenschaft­lichen Studien an der Universität Tübingen fand er von 1893 bis 1896 unständige Verwendung beim Stadtpolizeiaml Stuttgart und bei der Stadtdirektion Stuttgart. Im Novem­ber 1896 wurde er zum Amtmann in Blaubeuren ernannt. Am 4. Januar 1897 in gleicher Eigenschaft bei der Stadtdirek­tton Stuttgart verwendet. 1899 wurde er Kollegialhilfsarbei­ter bei der Zentralstelle für Gewerbe und Handel, 1900 Hilfs­arbeiter beim Ministerium des Innern. Am 23. April 1902 wurde er zum Oberamtmann in Tettnang ernannt. 1908 kehrte er als Regierungsrat in das Ministerium des Inner» zurück, wo er 1907 zum Kanzleidirektor bestellt wurde. I» Januar 1909 wurde er im gleichen Ministerium Vortragender Rat mit dem Titel eines Ministerialrats unter Beibehaltung der Kanzleidirektion. Seit Januar 1918 wurde er mit der ßLersehung der Geschäfte eines ständigen Rats des Staats- Ministeriums beauftragt und am 6. November 1918 zum wirk- liehen Staatsrat ernannt. Am 25. November 1918 übernahm er die Geschäfte eines Ministerialdirektors bei dem neu ge­bildeten Ernährungsministerium. Seit dem Austritt der So­zialdemokratie aus der Regierung (4. Juni 1923) war er mii der Führung der Geschäfte des Arbeits- und Ernährungs- «ninisteriums bettaut. Parteipolitisch ist der neue Staats­präsident bisher nicht heroorgetreten.

Unsere gestrige Mitteilung über die Persönlichkeit des Staatspräsidenten beruhte demnach auf einer Personenver- rvechselung unseres Gewährsmanns.

Stuttgart, 8. April. Prüfung!m Wasserbaufach Bei der im Februar abgehaltenen Prüfung im Wasserbaufach sind 21 Bauwerkmeister für befähigt erklärt worden. Sie Ho­den die BezeichnungWasferbautechniker" erhalten.

Heilbronn, 9. April. Schlägerei. Der 20 I. alte Ar­beiter Friedrich Reinhardt von Stuttgart und der gleich­altrige Heizer Hans Wiedmann, beide hier wohnhaft, be­lästigten angetrunken in dem von Oehringen ankommenden Vorzug verschiedene Reisende in der gröblichsten Weise und bedrohten den einschreitenden Bahnbeamten. Als die beiden om Karlstorba.hnhof ausgestiegen waren, schlug Reinhardt im Wartesaal eine Fensterscheibe ein und gsbärdete sich wie ein Wilder. Die zur Ruhe mahnenden Bahnbeamten wurden von beiden tätlich angegriffen und mit einem Messer bedroht, so daß sie in das Dienstzimmer flüchten mußt». Erst nach- vem Reinhardt in der Notwehr von einem Schaffner nieder- geschlagen war, konnte Wiedmann festgenommen werden. Reinhardt, der trotz seiner Verletzungen immer noch weiter tobte, mußte mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus ver- bracht werden.

Lcmdtagswahl. Von der Bürgerpartei wurden als Kandi­daten für den Wahlkreis Stuttgart an vorderster Linie aus­gestellt: Regierungsrat Bazille, Fabrikant Fritz Wider, Verwalter Hermann Hill er. Albert Nehr, Vorstandsmit-