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BemgSpretS tm Mär, ^ 1.60 eilst chl. Träoerlohn, Nnz.-Nr. 10 «oldpfge., Arundpreis f. Anzeigen: Die einspaltige Zeile aus gewöhnlicherSchrist oder deren Raum 12 Gold- pfenmae. Reklamen 35 Goldpsennige, Familien- anz.lllSvldpfennige.Bei gerichll. Beitreibung und Konkursen ist der Rabatt hinfällig.

mit cier Heimatbeilage

Unsere Heimat"

mit illustrierter Lonutagsbeilage

§eierstunäen"

Schrisileitun», Druck und Verlag von <S. W. Zsil« r (Karl Zatier) Älagold.

aerbreltelst» Zerrung,n» Oberar tsoezük. U». ,eigen st-d daher vo» beste» Srsolg.

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/ 9!k. 76 ' Gegründet 1826.

Samstag den 28. Mäks 1824 Fernsprecher Nr. 29 88. Jahrgang

Ae ArnMiMt iltt LmijMsAst.

Nach den anülick^en Erhebungen und den Berichten de- Deutschen Landwirtschastsrat. der Deutschen Landwtttschasts- Gesellschaft u. a. ist über die Ertragsfähigkeit der Ackermirt- ichaft bei mittleren Böden auf den preußischen Morgen l25t- Ar) ermittelt morden:

Rohertrag vor dem Krieg 100 Mark Aufwand vor dem Krieg _ 85 Mark

.. Reinertrag

Der Aufwand verteilte sich wie folgt:

Düngung

25

Prozent

Saatgut

8

Löhne

30

Maschinen

7

Gebäude

3

Zugvieh

6

Futtermittel

10

Sonstiges

11

"

15 Mark.

21 00 Mark

6.50 25.00

6.00

2.50

5.00

8.50

'10.50 .,

Zusammen 100 Prozent 85.00 Mark.

Der Rohertrag 1923/24 ist in Erzeugnissen 10 Prozent falso 90 Mark) und im Wert 20 Prozent (20 Prozent von 90 Mark also 18 Mark) geringer als vor dem Krieg.

Rohertrag 1923/24 -100 Mark (10 4-18) -- 72 Mark.

Der Aufwand 1923/24 erhöht sich in den für Maschinen, Gebäude und Zugvieh um 25 Prozent, für Sonstiges um 50 Prozent, was eine Aufwandssteigerung von 8.50 Mark gegenüber der Vorkriegszeit bedeutet.

Rohertrag 1923/24 ..... 72.00 Mark Aufwand' 1923/24 (85 4- 8.50) . 93.50

Verlust 1923/24 . 21.50 Mark

Steuern 1923/24 . - . . . . 20.00

Zus. 41.50 Mark

Fortgsfallene Zinsen . . . . 15.00

Gesamtverlust 26.50 Mark.

Dabei sind Hypothekenzinsen und diejenigen Steuern, wie sie die dritte Steilernotverordnung Vorsicht, noch nicht be­rücksichtigt!

Vorstehende Rechnung ist auf Grund des letzten gün­stigen Jahrs aufgestellt, dessen Wirtschaftsergebnisse über dom Durchschnitt der letzten Jahre lagen. Aus diesem Grunde kaben die Zahlen als zu günstige bereits schärfste Ablehnung .riahren. Auch sind die allgemeinen wirtschaftlichen Erschwe- -angen und die ungeheuren Vcmkzrnsen nicht berücksichtigt Naß ohne nennenswerte Kreditmöglichkeiten und ohne Do kriebsroserven die heutige Krisis in kürzester Frist zum Ende

her Landwirtschaft als Fattor der nationalen Wirtschaft führen mutz, ist klar.

Was geschieht am 15. April 1924

Die Arbeiterverbände des besetzten Gebietes sämtliche, Richtungen haben aus Betreiben der christlichen Gewerkschaf­ten gemeinsame Schritte beschlossen, damit die Verlängerung des Industrie-Abkommens nicht über die Köpfe der Arbeiter­schaft hinweg zustande komme. Die Arbeiter können ganz beruhigt sein. Auch die Arbeitgeber haben, wenn man so sagen darf, die Nase voll. Kein deutscher Industrieller wünscht die Verlängerung der Verträge in der bisherigen Art und Form. Das Hauptabkommen, das am 23. November vor. Jrs. in Düsseldorf mit dem rheinisch-westfälischen Bergbau abgeschlossen wurde, läuft bekanntlich am 15. April 1924 ab. Soll man es angesichts der bevorstehenden Berichte der Sach­verständigen uird in Erwartung der hoffentlich daran an­schließenden Entschädigungsregelung verlängern rder soll man die Verlängerung verweigern? Wenn man sie verwei­gert, was ist die Folge? Neuer Widerstand. Neue Sanktio­nen der Franzosen und Belgier? Neue Unruhen und neuer Zusammenbruch?

Als die deutsche Industrie zögernd und ruckweise auf den Leim ging, kam es ihr vor allem daraus an, die Erzeugung zu sichern, die Ausfuhr zu ermöglichen und die Unkosten aus ein erträgliches Maß zu bringen. Die Franzosen wußten zuerst nicht, wie sie den Zusammenbruch des passiven Wider­stands, der für sie ein Sieg war, gegenüber der deutschen Industrie am besten ausnützen sollten. Das allererste Ab­kommen, das mit der Solinger Metallmhvstrie, das.schon im November vor dem Industrie-Vertrag abgeschlossen wurde, war zahm und mild gegenüber dem, was später kam. Es verpflichtete den deutschen Teil nur zur Anerkennung der Verordnungen der Rheinlandkommission. Rasch merkte aber derSieger", daß er ganz unverhofft in die Macht gekom­men war und nutzte diese Macht weidlich aus. Rheinland- kommission und Ingenieur-Kommission verständigten sich so geschickt, daß es ganz gleich war. m-H wem die deutschen Fir­men verhandelten. Sie wurden von beiden Stellen mit glei­cher Eleganz über den Löffel balbiert.

Immer deutlicher wurde die Absicht der Besetzungsmächte, die Rhein- und Ruhrindustrie als produktives Pfand aus­zubeuten und in den Dienst der Entschädigungen zu stellen. Schließlich verwendeten die beiden genannten Instanzen nur

8 öckl llMß MW M ' '

mehr einenNormalvertrag", der den Jndustneverbänden kurzerhand zugesandt wurde mit der Aufforderung, zu unter­schreiben. Die Verhandlungen brachten nur noch nebensäch­liche Regelungen, die in Zusatzprotokollen untergebracht wur­den. Mit den Entschädigungszuschlägen zur Ausfuhrabgabe haben Franzosen und Belgier an dis Stelle der ihnen im Grunde gar nicht erwünschten Sachlieserungen eine Ent- schädigungsfteuer gesetzt. Die Abgaben an die In­genieur-Kommission sind so hoch, daß die Firmen nicht mehr wissen, wie sie kalkulieren sollen. Besonders bei der wciter- o erarbeitenden Industrie muß der Absatz infolge der hinaus­geschraubten Preise stocken, auch ein recht mageres Ergebnis fiir die Kassen der Kommision.

Und nun die politische Seite: Die Franzosen haben sich in den Verträgen ein Instrument geschaffen, das sie jeder­zeit mit furchtbarer Härte wirksam werden lassen-können. Es ist das schärfste Druckmittel im Dienst immer neuer Wünsche und Forderungen. Niemand wird sich wundern, wenn dieses Instrument auch in London angewendej wird. Ln ihren Berichten über den Meinungsaustausch Poincare-Mac Donald deuten die englischen Blätter bereits etwas Aehnliches an. Es heißt da in einem Londoner Blatt, Frankreich könne durch seinen gegenwärtigen Schritt an der Ruhr sich nicht in Gegensatz zu der Auffassung der Pariser Sachverständigen stellen.Der Schritt an der Ruhr", was ist er anderes, als daß Frankreich unbesehen zunächst einmal die Verlängerung der Industrie-Verträge verlangtl

Die Industrie der besetzten Gebiete ist aber nicht in der Lage, die unerfüllbaren finanziellen Belastungen zu trage» Deutschland zahlt nicht mehr die Entschädigungen. Es erhall einen Zahlungsaufschub. Soll die deutsche Industrie ap Rhein und Rühr sich unterdessen verbluten? Die Jndustrr» ist in ein Netz eingesponnen, aus dem es kein Entrinnen gibh wenn nicht die freie Wirtschaft wieder hergeftM und di« Entschädigungsangelegenheit zwischen Deutschland und dem ganzen Verband aus neuer, vernünftiger Grundlage geregelt wird. Dr. K. Rupprecht.

Büchertisch.

Aus alle tu dieser Spalte angrzeigleo Bücher und Zeitschriften nimmt die Buchhandlung von S. W. Zats er, Nagold, Bestellungen entgegen.

Die Februarnummer der ZeitschriftColombia" vom Deutsch-Columbkanischen Wirtschafttdienst enthält äußerst inte­ressante Schilderungen von dem dortigen Wirtschaft»- und Kulturausschwung. Dem Inhaltsverzeichnis entnehme« wir folgende»: Columbien al» Koffeeland; die Petroleumtndustrie Columbiens; die Finanzlage Columbien»; Plan einer Schiff­fahrtslinie auf den beiden Flüssen Cauca und Recht. Im Anhang finden wir ein Columb. Ftrmenverzeichnt«.

Der Tanz um das goldene Kalb

8j Don Erica Grupe-Lörcher

(Nachdruck verboten.)

Zyria war bescheiden, wie es einem jungen Mädchen geziemte, aber sie war absolut nicht servil und ergeben. Das gefiel Fräulein Werner. Ueberdiss war sie ihr schnell eine wirk­liche Stüge geworden. Nicht nur durch ihre große musi­kalische Kenntnis und Beschlagenheit in künstlerischen Dingen, nein, sie nahm ihr auch in der Repräsentation, im Anordnen bei häuslichen Dingen, auch bei Geselligkeiten, sehr geschickt Dispositionen ab und führte sie durch.

Kurz, Zyria war ihr schnell unentbehrlich, nicht nur als Hausgenossin lieb geworden. Und mit dem Egoismus einer reichen Frau fürchtete Fräulein Werner, sie bald durch eine Heirat verlieren zu können, anstatt ihr ein eigenes Lebens­glück zu gönnen.

Deswegen beschloß sie, sich möglichst bald über die Ab­sichten und die Verhältnisse des jungen Arztes zu informieren. Sie bemerkte aber absolut nichts Verdächtiges. Beide schienen sich durchaus zwanglos auf zwei gegenüberstehenden Stühlen unterhalten zu haben. Bei ihrem Eintritt erhob sich der junge Arzt mit großer Höflichkeit, neigte sich über ihre Hand und äußerte den Grund seines heutigen Besuches nach ihrer güti­gen Aufforderung von neulich. Jede seiner Bewegungen war elegant, abgerundet, seine ganze Haltung bei aller Sicherheit doch von höflicher Bescheidenheit. Zweifellos hatte er schon viel in guten Kreisen verkehrt und stammte aus gutem Hause. Auch sein Aeußeres war gewinnend. Seine Figur, über das Mittelmaß hinausreichend, war schlank und doch kräftig. Sein Desuchsanzug: ein schmal schwarzweitz gestreiftes Beinkleid über dem geschweiften Cutaway, die Farbe und der Sitz der ^Krawatte, die Wahl seiner in kleiner Rundung hervorstehen­den Weste verriet GSschmack und den selbstverständlichen guten Srtz, der seine Herkunft aus gutem Schneideratelier bezeugte.

Landläufige Fragen, seit wann er in Checkberg sei, wie as ihm gefalle, ob er bereits früher hier geweilt und die Stadt klangen zu ihm hinüber.

Und wie haben Sie sich hier nun eingerichtet, Herr Dockor? Haben Sie eine Garconwohnung gemietet oder sind .Sie bereits verheiratet?"

Ich habe meine Mutter bei mir, gnädiaes Fräulein!

Meine Mutter, die seit einigen Jahren Witwe ist, hat mich herbegleitet und führt mir den Hausstand-"

Soo!" Es offenbarte eine gewisse Befriedigung.Da sind Sie natürlich vortrefflich aufgehoben, wenn Sie Ihre Frau Mutter bei sich haben! Vielleicht so vortrefflich, daß Sie am Ende gar nicht ans Heiraten denken! Aber Sie haben recht! Sehen Sie sich erst hier die ganzen Verhältnisse für eine Praxis an! Zum Heiraten ist es immer noch früh genug!"

Selbstverständlich, gnädiges Fräulein! Ich habe gar keinen Grund, an Heirat zu denken! Meine Mutter sorgt für einen vortrefflichen Tisch, führt mir den Hausstand wirk­lich, es liegt kein Grund für mich vor"

Fräulein Werner war innerlich befriedigt. Frank selbst hatte sich anscheinend bei seiner Antwort nichts Besonderes gedacht, denn er gab ihr auf irgendeine neue Frage, welche auf ein anderes Thema übersprang, sofort zwanglosen Be­scheid. Zyria aber war es, als ob eine unsichtbare Hand ihr plötzlich beengend ans Herz griff. Mein Gott, wie nüchtern waren seine Worte!.

Fräulein Werner schien nicht zu bemerken, daß Zyria jetzt eine sehr fülle Zuhörerin blieb. Der junge Arzt gefiel ihr in zunehmender Weise. Er war sicher über den Durchschnitt klug, lebensgewandt und zweifellos ein guter Gesellschafter. In ihrem Salon würde er eine gute Figur machen. Trotz­dem seine Gesichtszüge nicht regelmäßig waren, konnte er doch für einen hübschen und stattlichen Mann gelten. Ein Scheitel teilte das tiefschwarze Haar, das Schläfen in hohen und hübschen Linien freiließ, lieber den vollen, fast ein wenig zu weichen Lippen saß ein keckes, kleines schwarzes Schnurr­bärtchen, nach englischer Art zur Bürste gestutzt. Am meisten fesselten wohl seine Augen. Sie waren voller Lebhaftigkeit und wirkten in ihrem tiefen Dunkel groß und charakteristiscb für seine Gesichtszüge. Sah man ihn aufmerksam im Profil an, so fielen die für einen Mann ungewöhnlich langen und weichen dunklen Wimpern auf.

Vielleicht mögen Sie uns das Vergnügen bereiten und zur Geselstgkeit sich einfinden, die wir in derStadthalle" geben? Am ersten Februar." Frank Barry horchte inter­essiert auf. Er hatte schon in den letzten Tagen von ver^ schiedenen Seiten gehört, der Geburtstag des Geheimrates Werner solle diesmal in besonders festlicher Weise begangen

werden. Allerlei Gerüchte über die große Anzahl der Ein­geladenen und Verschiedenheit der Zerstreuungen kursierten in der Stadt. Von denjenigen, die sich bereits einer Einladung erfreuten, mit einer gewissen Eitelkeit weitererzählt, von deo nicht zu Gast Gebetenen mit einigen Gramm Neid rveiter- berichtet. Nun sollte er bereits mit zu denAuserwählten", den Ein geladenen gehören! Ganz gewiß würde er nicht ver- fehlen, m seinem hier bis jetzt erworbenen Bekannten- und Patientenkreise von dieser Einladung zu äußern!

Sehr angenehm, gnädiges Fräulein! Sehr angenehm! Es wird mir ein Vorzug sein, mich einfinden M dürfen!"

Fräulein Zyrta! Wie ist es mit den einzelnen Num- mern unseres Programms? Würde der Herr Dvkkv irgend­wie noch Mitwirken können?"

Das junge Mädchen reckte sich bei der Frage empor.Ich glaube kaum, daß es sich noch machen läßt, gnädiges Fräw lein! Alle Nummern sind so gut wie fertig eingeübt. Auch in der Rokoko-Quadrille ist seit einigen Tagen für den versetzten Herrn Leutnant v. Winterfest) Assessor v. Bongarist ein­gesprungen

Zum Teufel!" dachte Frank, aus Zyria wiÄter auf­merksamer werdend,die kleine Zyria scheint buchstäblich hier allerlei Fäden in der Hand zu haben und viel und einfluß­reich hinter den Kulissen zu wirken! Fräulein Werner hat ihr anscheinend das ganze Programm des Festabends in die Hände gegeben! Es ist durchaus nötig, mich sehr aut mst Zyria zu stellen, wenn ich hier eine Rolle spielen will!

' Fräulein Werner wandte sich von neuem an ihn. Ge habe ja leider zu spät seine Bekanntschaft gemacht, um ihn noch zu einer Mitwirkung auffordern zu können. Aber darm möge er sich diesmal als Zuschauer einfinden.

Nach einer Weile fand er es paffend, aufzubrechen. Draußen ging mit ihrem diskreten Anschlag die Klingel am Entree, und das Gewirr einiger Stimmen zeigte die Ankunft anderer Gäste zum Besuchstage an. Sie glitt durch den Salon, drücke auf einen Knopf an der Wand und befahl dem eintretenden Diener, dem Herrn Doktor Pelz und Hut P» reichen. Damit war Frank dem Diener übergeben und für heute entlassen,

(Fortsetzung folgt.)