Der Tanz um das goldene Kalb
kj Bon Erica Grupe-Lörcher
(Nachdruck verboten.)
Frank betrachtete sie unverhohlen. Ihre Augen bekamen einen tiefen, roarmen, wundervollen Glanz. Noch immer sah sie an ihm vorüber. Aber er fühlte es: ihre Gedanken galten ihm — und ihrer damaligen jugendlichen Schwärmerei. Er hielt die Situation für günstig, um sich über ihre jetzige Strm- nuing zu vergewissern. Mit einem kleinen Ruck wandte er sich aus seinem Stuhle herum und war ihr dadurch näher. Seine Bewegung schien. Zyria aus ihren Gedanken zu wecken.
„Und weißt du noch, wie du, als wir dich nach dem letzten Abtanzballe nach Hause geleiteten, wie du auf dem Glatteis ausglitte' und dich an einer Glasscherbe am Boden verletztest? Las war ein Schrecken!" »
Sie betrachtete ihre Hand. „Ich habe mich gehörig verletzt. Man sieht noch heute die Narbe. Hier!" Sie reichte ihm die Rechte und wies auf eine Stelle hin! Plötzlich fühlte sie unter Herzklopfen, daß er ihre Hand festhielt. Er strich mit seiner einen Hand über ihre Rechte hin, während er sie mit seiner Linken hielt.
„Wirklich! Arme kleine Zyria! Gut, daß die Narbe nicht mitten auf der Nasenspitze sitzt! Das würde deiner Schönheit Einbuße tun!"
„Ich habe mich noch nie für eine Schönheit gehalten. Geh! Du willst mich zum besten halten! Du kannst anscheinend noch immer nicht ohne Neckerei auskommen!" Dabei versuchte sie, ihre Hand herauszulösen.
Aber umsonst. „Gar nicht! Es ist mir mit meinem Komplimente Ernst. Ich bin wirklich überrascht, was für eine entzückende Erscheinung du geworden bist. Das klingt vielleicht banal, weil es doch eigentlich selbstverständlich war. Aber schließlich haben wir uns doch damals als unvergorener
Primaner und unreifer Backfisch getrennt-!" Er schwieg
einen Augenblick. Es war ein beklommenes Schweigen. Und noch immer hielt er ihre Hand in der seinen fest.
Sie sah an ihm vorüber. Doch er vermachte nicht zu erraten, was sie dachte. Ihr Profil hob sich reizvoll vom goldigen Grund der Tapete ab. Ein Mater hätte dieses Bild festgehalten. „Reizend wäre sie als junge Frau!" dachte Frank. „Reizend, liebenswürdig, elegant, vorzüglich zur Repräsen- tation geeignet, um einem Arzt, d-r in der ersten Gesellschaft >
aufkommen und eine Rolle spielen will, ein standesgemäßes Haus zu führen, — aber wenn sie nur Vermögen hätte! Ich selbst habe meinen letzten Groschen verstudiert. Ich bin vollkommen auf eine reiche Frau angewiesen. Also — schnüre dein Herz in einen Kasten, Frank Barry!"
Aber die süße, kleine, weiche Hand, die sie ihm überließ, stürzte seine Betrachtungen heißblüiig zusammen. Er verlor für Sekunden die kühle Selbstbeherrschung.
Plötzlich neigte er sich über ihre Hand und zog sie an seine Lippen. Da sie zusammenzuckte und ihn mit einem blutübergossenen Gesicht, mit flimmernden, unzählige Gefühle verratenden Augen ansah, stieg seine Verliebtheit zu einem jähen Rausche empor. „Welche weiche, liebe, kleine Hand hast du, Zyria! Man meint. Samt zu küssen!"
Und in seine leise geflüsterten Worte hinein bedeckte er ihre Hand immer von neuem mit heißen Küssen.
» Ihr war es, als sänke sie in einem aufbrausenden Meere zusammen. All ihre bisher schlummernden Liebesgefühle aus der Grenze zwischen Mädchen und erwachendem Weibe glühten
und blitzten empor-. Es waren köstliche Sekunden, wie
dieser beseligende Rausch über ihr zusammenschlug und alles in ihr in Bande schlug: Stolz, Ueberraschung, Zurückhaltung -.
„Frank! Frank!" sagte sie zweimal gepreßt und mit heißem Atem. Sie hatte sich erhoben und stand jetzt unmittelbar neben ihm, um ihre Hand endlich zu befreien. Aber wie er den Blick zu ihr hob, sah er, wie sie den Kopf stolz zurückwarf, um im nächsten Moment kraftlos zusammenzusinken. „Frank!" Es sollte ein Auflehnen, ein flammender Protest, eine stolze Abwehr sem. Und es wurde zum hilflosen Stammeln -.
Frank erkannte mit Sicherheit, daß sie ihm noch immer ergeben war. Sie würde viel für ihn hier tun können. — Aber es hieß in diesen schwerwiegenden Sekunden das richtige Maß einhalten, einen klugen Schachzug zu tun und sich Lurch nichts, durch gar nichts zu binden oder zu verpflichten!
Es kam ein tiefes, schweres, dumpfes Schweigen. Totenstille ringsum. Gleichsam auf einer fernen, weltabgeschiedenen Insel schienen sie zu sein. Im warmen Golde strahlte der Wintersonnenschein ins Zimmer und ließ die mächtige Kakteenblüte in flammendem Rot leuchten. Ach, so köstlich hätte die Liebe zwischen ihnen aufwachsen, zwischen ihnen beiden aufleuchten können, die beiden schönen, jungen,«
strahlenden Menschen hätten sich für das Leven beseligend zusammenfinden können, wenn nicht der maßlose Hang nach Reichtum, Einfluß und Ansehen in Frank Barry eine trennende Scheidewand zwischen beiden aufgerichtet hätte!
Reichtum, Einfluß, Ansehen! Er war nicht gewillt, sich das alles durch eigenes Streben, durch eigene Arbeit in jahrzehntelangem Wirken zu erwerben. Nein, eine vermögende Frau sollte ihm das alles mit einem Schlage bringen und er wollte sich ins köstlich gerichtete goldene Nest setzen. —
Diese Gedanken in den wenigen Sekunden ließen ihn plötzlich wieder nüchtern werden. Er gab ihr einen leichten Schlag aus den Handrücken, ließ ihre Rechte fahren und sagte, in einen ganz andern Ton fallend: „Horch! Hielt nicht eben draußen ein Auto vorm Hause?"
Nun lauschte auch Zyria, sich gewaltsam wieder in den Alltag zurückzwingend. Sie war noch zu völlig in diesem jäh aufzüngelnden Gefühlsrausch gewesen, er aber hatte wokL nie das kluge Beobachten ausgegeben. Das Rattern eines haltenden Autos klang herein. Dann kamen Stimmen von draußen-.
„Fräulein Werner kommt! Es ist mir lieb, daß du sie nun doch noch siehst!"
Die Entreetür knackte leise auf. Man vernahm jetzt die Stimme von Fräulein Amanda, die vom Diener anscheinend die Meldung des Besuches entgegennahm. Während die alte Dame zur Rechten in der kleinen Damengarderobe ablegte und ihre Kammerzofe sie von Pelzmantel, Hut und Muff befreite, überlegte Fräulein Werner. Im ersten Augenblick war ihr der Name fremd. Dann siel ihr die Begegnung vor einigen Tagen ein. Das war ja der Bekannte von Zyria! Sie hatte ihn ja als ihren Jugendbekannten vorgestellt. Wenn er Absichten auf Zyrias Hand verband?
Die Vermutung war ihr unbequem und beinahe unangenehm. Sie wollte Zyria nicht gern schon wieder verlieren! Gerade bei dieser Vermutung wurde es Fräulein Amanda klar, wie vortrefflich sich das junge Mädchen für den Posten eignete, für den sie im Hause des Kommerzienrates ausersehen war. Sie war gebildet, aus sehr guter Familie, gediegen, von vornehmem Auftreten und selbstverständlicher Eleganz. Sie krankte nicht an der Schüchternheit der meisten derartigen jungen Mädchen, die in einem sehr reichen und gesellschaftlich unruhigen Hause vor Ehrfurcht vor allem und allen versanken.
I tForksetzung folgt.)
Amtliche Bek<tt,nt««chuug.
Marktverbot.
Der am M'trwock, den 2. April 1924 fällige Viehwarkt in E'mmertfeld wird au» seuchrnpolizet- ltchen Gründen verboten.
Nagold, den 27. März 1924.
1076 Oderamt:
I. A: Merkt, stv. Amtmann.
Stadtgemeind« Herrenberg.
LMstanunhlilz-Vrrkaus.
Am Freitag, den 4. April 1924, vormittag« V« 10 Uhr in der Bahnhofwtrrschafl in Herrenberg aus Stadtwald:
191 Eichen mit Fm 1 II s. 1 II b, 1 III a, 2 HI b, 1 III c 8IV s. 3 IVb, I IVc, 33 V, 7 VI. Ki. 46 Roibuchen mir Fm 211., 7111., 11IV, 7 V. Kl, 95 We ßbuchen mit Fm 0 30 III., 2 IV., 8 V., 4 VI. Kl.
5 Ahorn mit 1 Fm V und VI. KI.
35 Birken mit 1 IV. 10 V. Kt 10 Erlen mit 0,68 IV. und !,77 V Kl.
2 Alp»« mit 0,38 IV und 0,2 l V. Ki.
4 Forchen mit l II. und 1 III Kl. Sägholz,
1 Nußbaum mir 0,36 Fm III. Kl.
Aus Spitalwald
79 Eichen mit Fm 1 III., 2 IV., 12 V. 4 VI Kl. 23 Rotbuchen mir Fm 2II . 4III 9IV. 1,50 V Kl.
2 Ktrschdäume mit F n 0.63 IV, 0,38 V. Kl.
2 Eschen mit Fm 0,l5 V., 0.10 VI. Ki.
Da» Holz wird auf Wunsch vorgezeigt. LoSverzeichniffe durch die Waldkafle.
1067 Waldkaffe: Schmidt.
Tüchtiges Mcheu,
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zu Haursitzluchtung geeignet, verkauft Wer? sagt die Geschäftsstelle d. Bl.
Bekanntmachung
betr. Gemeindenutzungen.
Der Beschluß des GemeinderarS vom 30. Nov. 1921, wonach die Zahl der jährl. Bürgergaben bei den Bürgerländchen auf 298 u. bet dem BürgerretS auf 620 (die damalige N tzungSbürgerzahl) festgesetzt ur d die neu in da» NutzunySdürgerrecht etntretenden Büiger solange warten müssen, biSeine Bürgergabe frei wird, ist durch Erlaß der KretSreg. Reutlingen vom 27 März «924 Nr. 1715 genehmigt worden.
Nagold, den 27. März 1924.
1080 Stadtschultheißenamt: Mater.!ß
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