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Samstag de« 8. März 1924
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98. Jahrgang
Dampf und Elektrizität
Die Eiusührng dc5 elektrischen Betriebs ans den DoübaHnen
Die Betriöbserüffnung der bayrischen Wasserkraftwerk« hat die Aufmerksamkeit von neuem auf die Frage der elektrischen Vollbahnen gelenkt. Bayern, dem jetzt Wasserkraft- ström in reichem Maß zur Verfügung steht, baut einen beträchtlichen Teil seines Eisenbahnnetzes für den elektrischer Betrieb aus. Die Dampflokomotive hat trotz ihrer vollendeter technifchen Durchbildung den denkbar schlechtesten Wärme- Wirkungsgrad und zehrt an unseren Kohlenbeständen, di< wir mit viel besserem wirtschaftlichem Nutzen unmittelbar »der nahe bei den Gruben verwenden können. Dazu kommt, daß die Leistungsfähigkeit der elektrischen.Lokomotive diejenige der Dampflokomotive nickst nur erreicht, sondern sogar übertrifft. So sollen nach Angaben von Mpl.°Jng. Kuntze die elektrischen Güterzuglokomotiven der schlesischen Gebirgsbahnen im allgemeinen eine monatliche Streckenleistung von 1500 Kilometer erzielen. Mehrfach stad sogar Leistungen ron 6000 und 6500 Kilometer erreicht worden. Elektrisch« Personenzuglokomotiven fuhren bis zu 8500 Kilometer im Monat. Noch in Len Schatten gestellt werden d'ese Verkehrsleistungen durch die neues SSW-Lokomotiven der Kiksgränsbahn in Lappland, die vertragsmäßig mindestens <500 Kilometer im Monat zurücklegen sollten und tatsächlich bitweise schon Monatsleistungen von 13 000 Kilometer bewältigt haben. Bei einer solchen Monatsleistung legt di« Lokomotive, die dort oben auf der nördlichsten Eisenbahn der Welt, im rauhesten Klima Erzzüge von 1900 Tonnen Anhängelast schleppt, täglich eine Strecke etwa von der Ausdehnung Berlin—Frankfurt a. M. zurück. Solche Leistungen werden selbst von den besten Schnellzugsdampflokomo- tiven nicht geschafft. Die Ueberlegenheit der elektrischen Loko- uotiae kommt besonders dort zur Geltung, wo Steigun- zen zu überwinden sind; während z. B. bei der Riksgränsr bahn auf einer etwa 10 Kilometer langen Steigung von lO v. T. die Heißdampstokomotiven einen Zug von 1301 können Gewicht in 40 Minuten schleppten, befördert dar! beute die neue elektrische Lokomotive eine Anhängelast vor l800 Tonnen in 17 Minuten.
Während man in Deutschland durch den Krieg vollsttndio gehemmt wurde, in der gerade kurz vor dem Kriegsausbruch eingesetzten technischen Entwicklung der Vollbahnen, ist in den meisten Ausland st aaten schon ein erheblicher Dell des Bahnverkehrs auf den elektrischen Betrieb umge- itellt. Bemerkenswert ist die 750 Kilometer lange Bahnstrecke Chicago—Milwauke—St. Paul, die .zwei Eebirgs- kämme überquert und lange scharfe Gefälle hat. In den Dichtbevölkerten Holland ist bereits ein engmaschiges unk sehr leistungsfähiges elektrisches Bcchnnetz im Betrieb. Di, Elektrisierung des französischen Bahnnetzes ist ebenfalls weil vorgeschritten und soll sich auf 8000 Kilometer Geleise erstrecken. Die Schweiz besitzt drei wichtige elektrisch betrieben! Gebirgsstrecken, und selbst Deutsch-Oesterreich hat in dev Jahren seiner schwersten wirtschaftlichen Lage die Elektri
sierung der Arlbergbahn durchgeführt. In Schwede» ist außer der bereits ln Betrieb befindlichen Riksgränsbah« neuerdings der Ausbau der 460 Kilometer langen Streck« Gotenburg—Stockholm in Angriff genommen worden.
Die in Deutschland trotz der lähmenden Krisgspause bl§ heute geschaffenen elektrischen Vollbahnen liegen in drei örtlich getrennten Bezirken. Das verhältnismäßig größte elektrische Vollbahrmetz ist zurzeit in Bayern im Ausbau begriffen. Den Strom liefern die Wasserkraftwerke am Walchensee und an den Gefällstufen der mittleren Isar. Die Bahnlinien laufen, von München ausgehend, in mehreren Hauptstrecken und Verzweigungen nach den bayerischen Alpen; dazu kommt noch eine Strecke München—Regensburg vor )l40 Kilometer Länge. Das gesamte elektrisierte Vollbahnnetz. Bayerns wird nach dem Ausbau rund 600 Kilometer betragen. Zählt man die mitteldeutschen und schlesischen Strecken dazu, dann ergibt dies eine Gesamtstrscksnläng« elektrischer Vollbahnen von rund 1200 Kilometer für das ganze deutsche Eisenbahnnetz. Da dies zurzeit im ganzen 53 500 Kilometer umfaßt, werden auch nach dem Ausbau aller bis jetzt in Angriff genommenen Strecken erst 2,24 v. h. unseres Eisenbahnnetzes elektrsch betrieben werden.
Das ist, wenn auch das bayerische Netz schon einen beachtenswerten Fortschritt bedeutet, als Gesamtergebnis immer noch recht bescheiden. Das erstrebenswerte Ziel wird es sein, die elektrisch betriebenen Strecken noch bedeutend zu erweitern und möglichst so auszudehnen, daß schließlich ein« Verbindung der drei bis jetzt noch weit von einander getrennten elektrisierten Netze erreicht wird. Erst dann werden sich die Vorteile der elektrischen Vollbahn verkehrswirtschrst- lich voll auswtrken können. Allerdings ist es nicht etwa möglich, die Elektrisierung der Vollbahnen in ihrer Gesamtheit oder doch zu großen Tellen einfach auf dem Verordnungswege durchzuführen. Weit mehr als andere reicher« Länder sind wir darauf angewiesen, die Wirtschaftlichkeit jeder Strecke vor ihrem Ausbau genau zu prüfen und dementsprechend die richtige Auswahl zu treffen. Maßgebend für die Entscheidung sind, wie dies ja auch der bisherig« Ausbau deutlich zeigt, die jeweils örtlich gegebenen Strom- erzeugungsmöglichkeiten unM Verkehxsverhältnisse. Der Sirombezug ist für unser Eisenbahnnetz micht ungunst'-g verteilt, da wir im Süden die Wasserkräfte, in Schlesien di« Steinkohle, in Mitteldeutschland Braunkohle und im Westen wieder Stein- und Braunkohle liegen haben. Die Verkehrsverhältnisse sind für die elektrische Zugförderung dort am günstigsten, wo sie für den Dampfbetrieb ungünstig find, nämlich auf stark belasteten Strecken mit dichtem Verkehr und mit schwierigen Streckenverhältnissen. An solchen Stellen kann die Ueberlastungsfähigkeit des Elektromotors und die Steigerungsfähigkeit der Fahrgeschwindigkeit wid der Anhängelast am besten zur Auswirkung komme«. Letzten Endes wird die Umstellung unseres Eisenbahnnetzes auf elektrischen Betrieb abhängen von dem großzügigen Ausbau unsrer großen Stromversorgungsnetze. Für deren Ausbarl lieae» umfassende Pläne vor, und wen» es gelingt, die Elek-
Magnus Wörland und seine Erben!
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Vornan von Günther von Hohenfels
> ^ „Ein ^ehr seltenes Metall. Sie kennen es nicht einmal. Es war auch zu wenig zur Ausbeute. Nur für diesen Scherz hat es gereicht. Macht man einen Schreibstift aus Thallium, fo kann man damit schreiben wie mst einem blauen Tintenstift. Nur das Seltsame ist: es oxydiert so schnell an der Luft, daß nach wenigen Stunden die ganze Schrift restlos verschwunden ist, ohne eine Spur zu hinterlassen."
„In einer Art von Galgenhumor ließ ich damals die Stifte machen und in luftdichte Hülsen schließen, sonst wären sie längst vergangen. Hat mir schon manchmal zu einem fröhlichen Scherz oerholfen, mein Thalliumstift, aber jetzt mache ich mir Vorwürfe, Ihre Nerven sind schwach, mein Lieber."
„Nein, nein, vielleicht sind Sie mein Retter, ich bitte, ist dies Geheimnis bekannt?"
„Hoffentlich nicht, denn es könnte zu bösen Betrügereien benützt werden, ich denke daran, daß jemand einen Wechsel damit unterschreibt oder eine Quittung — —"
„Za, ja!"
Magnus nickte eifrig.
„Ich chatte auch eine Erfahrung. Es sind ja nun fast Zwanzig Jahre her, da war hier ein junger Mensch — er war damals mein Sozius — später habe ich erfahren, daß er mich betrogen und eigentlich schuld war an meinem Unglück. Ihm hatte ich einen der Stifte gegeben, ich las dann in Buenos Aires in der Zeitung, daß seltsame Betrügereien vorgekommen sind, Quittungen, die plötzlich in leere Blätter verwandelt waren, und der Name des Mannes war in diese Dinge verwickelt. Ich schämte mich, weiter zu forschen, aus Angst, daß auch mein Name in schmutzige Dinge verwickelt würde. Uebrigens habe ich nie wieder von ihm gehört, er: ist nach Europa zurück. Seitdem aber habe ich nie inehr! einen der Stifte aus der Hand gegeben."
Magnus packte seine Hand. — Don Hieronimo fühfte,, wic sie erzitterte.
..Wie hieß jener Mensch?"
„Aber — Don Magnus — ich verstehe nicht!" ^
„Sie werden verstehen — gleich — gleich — ich flehe Sie an — wie hieß der Mann?"
„Es war ein Holländer — er hieß Henry ten Winkel!"
„ten Winkel!"
Gellend schrie Magnus auf, dann taumelte er und sank in einen Stuhl.
Hieronimo hatte sich während der Rede flüchtig angekleidet, jetzt stand er sprachlos vor dem Verstörten, die Tür öffnete sich, Magna hatte den Schrei gehört und kam herein, sie achtete nicht auf den halb angekleideten Don Hieronimo. Magnus sprang auf, er taumelte ihr entgegen.
„Magtta — Don Hieronimo — Henry ten Winkel — der Schreibstift —' ich bin gerettet."
„Aber-"
Sie sah Hieronimo an.
„Ich begreife auch nicht, gnädige Frau —"
Magnus raffte sich zusammen.
„Ich bin schon wieder Herr meiner selbst — ich werde erklären."
Eine lange Unterhaltung — Aufklärungen — die Beichte des halb ohnmächtigen Magnus.
„Jetzt weiß ich, was auf Ihnen lastete, junger Freund — wirklich, das war ein Finger des Schicksals — kein Zweifel, daß ten Winkel seine Hand im Spiele hat."
„Der Wagen, Senores!" '
„Wir kommen!"
Sie fuhren bald, jetzt hatten sie kaum mehr einen Blick für die Schönheit der Wälder, sie bestiegen das Schiff, um es schon in Posada wieder zu verlassen, ihr erster Weg war zum Telegraphenamt.
«
Im Büro des Senators saß dieser mit dem Justizrat. Ein Brief der Regierung — ich soll nach Berlin — ich soll mit verschiedenen Herren nach Argentinien fahren — mein Schwiegersohn —"
„Nun also!"
,?^ie k. ,ni ich? Wie kann ich? Ihr Gespräch mit ten Winkel —"
emznmiedern, dann wird auch die Zeit kommen, m der nnm das Verfeuern von Lokomotivkohle als ein Verschwenders^" «Md la»M überholtes Verfahren restlos aufgeb«.
Büchertisch.
Auf alle in dieser Spalte angezeigten Bücher und Zeitschriften nimmt die Buchhandlung von B. W. Zais er, Nagold, Bestellungen entgegen
Das hölzerne Schifflein.
Roman von.Augustc Supper.
Dieser neueste Werk der bekannten schwäb. Dichterin, die uns schon so manche bedeutende Gabe geschenkt hat, ist wieder ein Buch, dem man die weiteste Verbreitung wünschen möchte. Freilich nicht bet solchen, die nur leichte Unterhaltung suchen für Stunden der Langeweile oder kribbelige, kitzlige Nahrung für ihre Nerven oder neuen Stoff für ihren ästhetischen For- mcnstnn. Gewiß, wir sind aufs beste unterhalten auch vom rein Stofflichen, wenn die Geschichte deS Forstmeisters Thomas Auerstetn und seines Findelkinds auS dem Baltenland vor unserem Auge sorüberzteht; eS fehlt nicht an höchster dramatischer Spannung, wenn deS Pfarrers Hein» drunten am hochgehenden Wasser die vermißte Goa sucht oder unter den Schauern eines entsetzlichen Hagelwetters da» Unerhörte, da» Wunder, geschieht, auf da» man seit Jahren vergeblich gewartet. Gewiß ist eS ein herrlicher Genuß, zuzusehen wie die Dichterin mit ihrer männlich kraftvollen Sprache Dinge und Menschen gestaltet und mit sicherer Hand die Fäden hält und führt und knüpft, die dieser Menschen Schicksal «eben. Aber was Auguste Supper» besondere Eigenart ist und mit jedem Werk voller und reicher zu Tage tritt, dar ist ihre Gabe, in di« Tiefe zu graben bi» zu den Wurzeln de< Lebens und an den Quellen allen Geschehen» zu schöpfen. Sie ist nicht bloß ein« Suchende und Tastende, die mit den Problemen Schicksal, Vererbung, Wunder, Leiden, Tod ringt, wie so viele andere, die im Grunde nichts Befriedigendes darüber sagen können, sondern sie ist eine Wissende, weil sie eine Glaubende ist, eine Vertrauende und darum vertraut mit jener Welt, die hinter dem Vorhang anhebt. Mit tiefer Ergriffenheit erleben wir mit, «aS Heinz Sommer erlebt, der anfängt mit dem Rechnen und Konstruiren und dann weitergeführt wird zum Schauen deS Unsichtbaren und Unberechenbaren. ES ist der Geist, der sich den Körper baut, diese alte Wahrheit verkündigt die Dichterin mit neuen Zungen — nun aber »icht der Menscbengetst in erster Linie, sondern der GotteSgeist, der vom Menschen Besitz ergreift und ihn neu gestaltet, dessen überwältigende Kraft auch da» herbste Schicksal, auch sündhafte» Erbgut im Blut, auch Krankheit und Tod in Segen verwandelt. So ist dieser Roman ein Buch für unsere Zeit, die auf dem Weg ist vom Wissen zum Ahnen und vom Ahnen zum Glauben. Möchte e» auf Ostern in manche» Hau» kommen. o.
- „Wir wissen nichts — das Gericht kommk keiltest vorwärts!"
„Ein Telegramm für den Herrn Senator!"
Der Diener gab die Depesche und ging.
„Aus Argentinien —"
Der Senator zögerte, es zu erbrechen.
„Was nun wieder — eine neue Qual — ich will es »sicht lesen — ich weiß ja nicht, was ich tun soll "
„So geben Sie mir."
Der Justizrat öffnete —
„Senator! Sieg! Sieg!-"
Er sprang auf und schien nicht übel Lust zu haben, trotz seiner grauen Haare einen Freudensprung zu tun.
„Was ist denn?"
„So hören Sie:
Auf Reise zu den Jguazafällen argentinffchen Farmer kennen gelernt, Don Hieronimo de Alvareda. War von zwanzig Jahren in Posada mit Holländer Henry ten Winkel zusammen, der ihn betrog. Gab diesem einen aus Scherz hergestellten Schreibstift aus Thallium. Ein Metall, das die Eigenschaft hat, wie Tintenstift blau zu schreiben, aber nach Stunden spurlos zu verschwinden, ten Winkel verübte damit in Bunas Aires Betrügereien. Bin mit Hieronimo auf dem Weg nach Buenos Aires. Kommt, wenn nötig, mit mir nach Europa. Sofort tüchtigen Detektiv nach Amsterdam senden, ten Winkel überraschen."
Der Senator taumelte in seinen Sessel.
„Justizrat — Justizratl"
Dieser lachte.
„Das Telegramm kostet-ein Vermögen, aber es ist der Sieg."
Der Senator sprang auf.
„Und wenn es eine Million kostete. Kommen Sie, zum Gericht."
„Das ist ein Wort."
Sie nahmen ein Auto und fuhren zum Konkursrichter in Sachen Sörensen. Der Amtsrichter war ebenso erstaunt wie,
* die beiden. (Schluß Seite 4.)