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im Februar ^ 1 SV einschl. TrSoerloh«, Mnz.-Nr. 10 «oldpfge-, Grundpreis f. Anzeigen: Die einspaltige Zeile aus ge»»hmicherSchrist oder deren Raum 13 Oold- pfenniae, Reklamen 9-- Goldpsennige, Familien- anz.10 Goldpsennige. Bei gerichtl. Beitreibung und Konkursen ist der Rabatt hinsällig.

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»rrbrettetste Zettun, t« OberamtSbezirk. Nu» zeigen find daher von beste» «rfolg.

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Nr. 44

Donnerstag de« 21. Febrnar 1824

98. Jahrgang

Tagesdple^el

Der Reichseisen bahnrak nahm eitle Enischließimg gegen -ie Verpfändung der Rcichseisenbahnen be;w. deren Aus Lieferung an internationale Verwaltung an.

Anfangs März sollen ein italienisches Kanonenboot und ein TorpÄoboot des Sriegshasens Spezia die Donau herauf- ftchren und bis nach Regensburg kommen. Das ist eigent Vch recht überflüssig.

Der amerikanische Staatssekretär Hughes erklärte in einem Brief an das Mitglied des Abgeordnetenhauses aus dessen Anfrage, eine allgemeine Konferenz für Alottenabrüst «ng fei derzeit nicht möglich. Er hoffe, ohne etwas Be stimmlos sagen zu können, daß die europäischen Staaken in nicht ferner Zeit es für vorteilhaft Hallen, ihre Landheere in großen» Ausmaß zu vermindern, wofür im Völkerbund ein Vertrag vorgeschlagen worden sei. Die Vereinigten Staaten haben ihr Landheer bis zum möglichen Maß herabgesetzt.

Die Zahl der Arbeitslosen in England hat sich auf 11. Februar gegen die Vorwoche um 58 319 verringert und be­trug noch 1 153 600.

Die amerikanischen Sachversmndigen Dawes und Jung sollen am Dienstag eine Unterredung mit Poincare gehabt Höchen.

Die Reichstagsfraktion der Deutschnationaten Bolks- partei beschloß, eine» Antrag a«f Anfrechterhaltung de« A«»nahm?zufta«des bi» z« den Wahle« zu stelle« !

Die in Speyer zusammeagezogenen Separatisten solle« in der nächste» Woche unter Kontrolle der Besatzungsbe­hörden entwaffnet und abtransporttert werde«.

Der Sachverstündigenansschuß Dawe» hat sich mit der Gründung der vom Reichsbankprüstdente« Dr. Schacht befürworteten Gotduotenbank einverstanden erklärt.

Der Rhein als Deutschlands Schicksal

Ein neues Werk Hermann Stegemanns

Deutschlands Wog ist nicht vollendet, seine Sendung nichl . ersulli. 3m rmerschMerton Glawben man, widmet Hern», s Stegemanrn, der Verfasser der 4-bäud. Geschichte des Krieges > (1914/18) sein neuestes Werk .Der Komps um den Rhein' , dem deutschen Volke. Mehr denn zwei Jahrtausende wogt ; schon dieser Kampf, der nach des Verfassers Urteil der s Schicksolskampf des deutschen Volkes geworden ist. And s daß dieser Kampf noch nicht ausgetragen ist, werden die s Nachlebenden Geschlechter erfahren, so lehrt uns das umfang- ' reiche Werk, das Stegemawns packende und tiberzengungs- ! vÄle Feder, ausrüttelnd, geschaffen hat. Mit Genehmigung i des Verlags geben wir folgende Ausführungen aus dein ! letzten Abschnitt des Berichts:

Ws die Vereinigten Staaten sich die Forderung Frank- I oeichs und Englands auf Abtretung Elsaß-Lochringens zu eigen machten und Clemenceau, der letzte Ueberlebende der Nationalversammlung von Bordeaux (1871), als französischer Ministerpräsident Frankreich zur Durchführung des Kriegs bis zum Aeußersten aufries und erklärte, die Prüfung, die Frankreich durchmache, habe eigentlich m jener Versammlung von Bordeaux angehoben, begann die letzte politische Phase des Weltkriegs. Der Kampf um den Rhein erscheint, der Verhüllung bar. in feiner ganzen geschichtlichen Größe und im Glanze seiner zweitausendjährigen Vergangenhei! und forderte Deutschland zum Duell mit der Welt des We­ste»«. Wiederum mischen sich schicksalhafte Züge in diesen tragischsten aller Feldzüge um den Rhein. Die letzte große Offensive, die die Deutschen im Weltkrieg auf ihre Schulte:» genommen, erscheint strategischer Feinheiten bar. Sie er­innert in der elementaren Wucht, mit der sie sich über die graben-, kämmen- und menschenstarrenden feindlichen Linien ergoß, in der plötzlichen Abkehr von eingeschlagenen Bahnen,

« dem jauchzenden Ansturm, in dem wilden Erraffen bluti­ger Siege und in dem endlichen Zerfall hungernder, über­müdeter, von keinen Reserven mehr gespeister Truppen, trotz aller modernen Kampfmittel, trotz aller Wandlungen der Taktik an die Westen germanisch«» Schlachtengänge. Sie rettete de» verlorenen Krieg nicht mehr, sie verblutete, nach­dem di« Engländer an der Scarpe, der Oise und der Lys, die Franzosen an der Somme, der Msne und der Vesle geschla­gen worden waren, als der erstarkte Feind am 18. Juli 1918 mit Hunderten vonTanks" in die Flanke der vorgeprallten Armeen brach und kurz darauf, am 9. August, den Somme­bogen sprengte, in einem trotzigen Rückzug, der feindwärts gewendet über die französisch« und die belgische Erde schrei­end im Lauf des Herbstes durch gärendes Etappenlund über dl« Maas gen Osten rollte. Auch der zu spät gesuchte, sprunghaft geführte Tauchbootkrie-g, in dem deutscher Wage­mut England mit einer Gegenblockade bedroht hatte, zer- stWerte. Als General Ludendorff, vom erprobten Schlachtenglück verlassen und um den Zusammenhalt der rückwärts gewälzten, von einer Katastrophe bedrohten Froni bangend, die Staatsleitung am 28. September 1918 drängte, den Frieden durch Waffenstillstand anznbieten, brachen die letzten politischen Stützen.

Das End« steigt herauf.

Deutschlands Verbündete. Bulgarien. O.'sterrLiH-UnsMN

und die Türkei, sinken ersterbend zurück. Der Rundbau »st eingestürzt. Die mazedonische und die italienische Flanke öff­nen sich, in Deutschlands Adern schwindet die letzte Kraft. Betörende feindliche Propaganda ergreift das deutsche Ge­müt, slawisierte kommunistische Lehren drängen sich ein. Hun­ger und Pein schwächen das Urteil, Illusionen einer Völker­verbrüderung finden Gläubige, Bußprediger rufen zur Ka­steiung und brandmarken den Krieg, wie einst Fenelon getan. Sie wollen, sie können nickt mehr kämpfen, Zwietracht zün­gelt aus und vollendet den Zusammenbruch. In Kiel, in Ber­lin, in München erhebt die Revolte ihr Haupt. Am 9. No­vember 1918 verläßt Kaiser Wilhelm, dem es nicht gegeben war, diesen Krieg in friderizianischer Größe durchzufechten, das rückwärts schreitende, immer noch feindwärts gewandte Heer, um in Holland Asyl zu suchen. Die deutschen Fürsten- throne stürzen. Aber die Revolte ruft nicht wie die franzö­sische Revolution des Jahrs 1792 zum Kampf gegen den Feind, die deutsche Republik fällt nicht wie die französisch« im Januar des Jahres 1871 mit der Waffe in der Hand, son­dern sucht den Frieden und nimmt ihn im Vertrauen aus die Erklärungen, die Woodrow Wilson der letzten kaiser­lichen Regierung gegeben, indem sie die Waffen von sich wirft. Das Heer, das in. den gewaltigsten Ausfallschlachtsn Sieger geblieben ist. das so lange im Osten und Westen aus feindlichem Boden gestanden und die gefährlichste Art der strategischen Verteidigung, die des Stellungskriegs auf frem­dem Boden, gegen die Uebermacht durchgsführt hat, rückt ab. Sie ziehen über die Weichsel in die alten preußischen Provin­zen, sie marschieren von der Maas und aus den Vogesen aus den Rhein zu und überschreiten am 29. November 1918 den deutschen Strom, um der Kapitulation entsprechend in der Heimat auseinarrderzugehen. Die Verbündeten folgen ihnen im Westen unter der Führung des Franzosen Foch auf dem Fuß und erscheinen triumphierend am Rhein. Deutschland hat den Krieg verloren, dem deutschen Heere aber bleibt der Ruhm, unter den schwierigsten Umständen, vor sich den Feind, hinter sich die Revolution, von den Bundesgenoffen verlassen, sich selbst getreu und seiner unsterblichen Toten eingedenk, bis zum letzten Augenblick gefachten zu haben, ohne dem Feind den Rücken zu wenden) ohne die Grenzen des Vaterlands zu öffnen. Ruhmbeschwerte Fahne» ver­schwind« « de» Armeemuseen das Heer zerrinnt im Volk.

Der Krieg ist zu Ende. Wiederum ist keine Schlacht an den Ufern des Stromes geliefert worden, von dem Wer Kampf ausgeht, wiederum ist vor den Pässen der Vogesen, an den Ardennen, in den Argonnen und vor der Schelde­pforte gefachten worden, wiederum gelten die alten strategi­schen Gesetze. Wiederum wirkt der Zauber, der auf dem Rhein ruht, wiederum begehrt der Sieger des ganze» Stromgebiets. Deutschland bricht aus den Grundfesten des Bismarckschen Monumentalbaus zusammen. Der Bas ist eingestürzt, das Volk liegt unter den Trümmern, ab« roch ruhen die Fundamente, von Titanenfäusten gefügt unt vom darbenden, verderbenden Volk mit Inbrunst umklam «nett und gehalten, Quader bei Quader im Schoß der Heimat­erde gebettet. Alles hängt davon ab, ob die Grundfester halten und die Einheit des Reichs nicht zerbricht. Der Kamps um Deutschlands Bestand und der Kamps um den Rhein ver­schmelzen zum erstenmal zu einem einzigen, »inteilbaren, elementaren Gangen. Die Weltkoalition ist über Deutschland und feine Verbündeten Sieger geblieben und schreibt das neue Weltgesetz.

Der Friede wurde am 28. Juni 1919 im Spiegelsaal zu Versailles abgeschlossen, damit die Welt den Eindruck ge­winne. daß in diesem Statut ein Akt geschichtlicher Gerechtig­keit vollzogen werde. Ader dieser Vorgang trog. Er entriß Deutschland Elsaß-Lothringen, Eupen und Malmedy, Rott» schleswig, Danzig, Memel und die Provinz Posen, überant­wortete den Franzosen aus 15 Jahre das Saardecken, mft der erkennbaren Absicht, es dann mit Hilfe einer Volksab­stimmung der französischen Republik anzugliedern, unterstellte Oberfchlefien einer Volksabstimmung, für die solche Bestim­mungen gekosten wurden, daß Polen hoffen durfte, wert­volle Teift dieses großen, einheitlich organisierten Jndustrie- bezirks zu erhalten. Er beraubte Deutschland aller Kolonien, nahm ihm die Kriegs- und die Handelsflotte, beschränkte sein Heer auf 100 000 Mann geworbener Truppen, untersagte ihm die Unterhaltung einer Luftflotte und machte die Rhein- provrnz zu einem Befetzungsgebiet, das den Verbündeten L5 Jahre als Glacis dienen sollte und Frankreich die Mög­lichkeit offen ließ, den Napoleonischen Rheinbund zu neuem Leben zu erwecken. Er legte Deutschland die schwersten wirt­schaftlichen Fesseln an und verlangte zur Wiederherstellung der verwüsteten Gegenden und zur Wiedergutmachung ver­ursachter Schäden ungezählte Milliarden.

Neue Nachrichten

Die Reichsregierung und die Parteien Berlin, 20. Febr. Die Besprechungen der Reichstags- fraftionen haben eine grundsätzliche Stellung zu dem Vcr- si -gen der Regierung, an den Notverordnungen vorläufig r itzt zu rühren, noch nicht gebracht; erst sollen die Crklärun

, gen der Regierungen im Reichstag abgewartel werden, j Reichspräsident Ebert wird sich am Donnerstag mit den Führern der Soizaldemokratischen Partei besprechen. Mit j Aunsahme der Rechten besteht bei den Parteien keine Nei- gung für die Auflösung des Reichstags. In den Mittel­parteien ist man für eine Wiederherstellung der Großen Koalition, gegebenenfalls nach den Wahlen, während di« Rechte die Scheidung in Marxismus und Eegsn-Marxrsmus anstrebt. Zentrum, Dolkspartei und Demokraten hoben

nach demBerliner LokalanzAger" darauf verzichtet, von der Regierung Abänderungen der Notverordnungen zu ver­langen.

In einer Versammlung der Berliner Betriebsräte teilte der Vollzugsausschuß mit, von der Sozialdemokratischen Par­tei sei ein Zusammengehen mit den Kommunisten bei den Wahlen beantragt worden. Das Ansinnen sei mit Entrüstung abgelehnt worden, weil den Kommunisten der Kampf dis vor dem Zusammenbruch stehende Sozialdemokratie wichtiger sei als der Kampf gegen rechts.

Beschwerden der Beapiten

Berlin, 20. Febr. Eine Abordnung der Beanüenverbänd« trug dem Reichskanzler Dr. Marx die Beschwerden der Be­amtenschaft über den Personalabbau, die Dienst- und Urlaubs­regelung und über die Besoldungsverringerung vor. Der KanAer sagte die Prüfung der Beschwerden zu und erkannte die Forderung als begründet an, daß eine Schisdsstelle über die Entlassung der Beamten eingesetzt werde.

Line mutige Tal

Berlin, 20. Febr. Freiherr von Lersner, der Vor­sitzende des Ausschusses deutscher Verbände, hat an den fran­zösischen Staatspräsidenten Millerand ein Schreiben ge­sichtet und gegen die versteckte Behauptung Millerands beim Tmpfarrg des neuen deutschen Botschafters v o n H ö s ch, daß Frankreich am Krieg unschuldig, Deutschland dagegen schul­dig fei, entschiedenen Widerspruch erhoben. Millerand habe »amft «ne bewuß e Unwahrheit ausgesprochen. Die »sutsche Reichsregierung habe alle Botschasterberichte «nd Kegier-ungsomveisungen fett 1871 lückenlos oeröfferMcht, di« französisch« Regierung aber verberge ihren reich« Lvrrc» and bshMve wider besseres Wissen «ff der Schuld- lüge von Versailles. Deutschland sei bereit, sich vor jedem un­parteiischen Gerichtshof einer Untersuchung der Kriegsschuld xu unterziehen. Wem» Frankreich ein so gutes Gewissen habe; Nie es zu haben imme behaupte, so solle es auch seine diplo- «lttischen Schriftstücke veröffentlichen, damit «Mich di« wahren Kriegsschuldigen an den Prange: kommen.

Reue Bedrückung der Pfalz

Speyer, 20. Febr. Hier sind fünf Fabrikanten verhaftet worden. Die Erregung unter der Bevölkerung ist sehr groß Di« Bedrückungen, die auf Befehl der französischen Zivil kommiffare aufs neue eingesetzt haben, nehmen an Schärft Immer zu. Aus der ganzen Pfalz lausen laute Klagen ein. In Bad Dürkheim sind zehn der angesehensten Bürger verhaftet worden. In Landau wurden fünf Bürger als Geiseln für di« Sicherheit der Sonderbündler" fest genommen worden. Es sind dies Herren, die der Abordnung angehörien. die beim britischen Generalkonsul Clive Einspruch gegen die Gewaltherrschaft der Sonderbündler erhoben hatten. Ein Heidelberger Student wurde durch einen falschen Telephonrus nach Ludwigshasen gelockt und dort von französischen Gen­darme« verhaftet. Sein Verbrechen bestand darin, daß r an dem Heidelberger Rhein- und Pfalztag teilgeno.nmcii hatte.

Berlin, 20. Febr. Der Funkstelle m Narren ist folgender Hilferuf aus Pirmasens zugcgangen:Während die Sonderbündier seit Monaten in der Pfalz unge­straft plündern, rauben und morden durften, werden jetzt von der französischen Mlitärpolizei atteingeseffene Bür- aer »ns Gefängnis geworfen, andere find aus Furcht vor Rach« geflüchtet. Dies alles nur, weil di« Bevölkerung in der Notwehr und m der Verzweiflung sich der Sonderbünd­ler entledigt hat. Die Erregung »st ungeheuer. Hilf« tut not. Di« Bevölkerung von Pirmasens."

Wechsel im britische« Kommando in Köln

Köln, 20. Febr. Wie verlautet, soll der bisherige Kom­mandierende der britischen Desatzungstruppen, Godley, durch- General Ironside ersetzt werden.

Poincarö zu nachgiebig

Patts, 20. Febr. DasEcho National" schreibt, seit »n England Mac Donald am Ruder fei, gebe er ein Stück sei­ner Ruhrpolitik um das andere preis. Er fei bereit, sich mit­bloßen Zahlungsversprechungen zufrieden zu geben. Per- tinax meint imEcho de Paris", die Vorschläge des Sach- oerständi-gen-Ausschuffes anzunehmen, würde eine großes Unvorsichtigkeit Frankreichs sein, wenn die militärische Be­setzung nicht aufrechterhalten würde. Frankreich könne sei­nen Franken selber wieder zu Wert bringen, es brauche nur