Drohender Streik zwischen Kirche und Staat?
Berlin, 13. Dez. Die Verhandlungen im preußischen Landtag über das Skaatsgeseh zur Inkraftsetzung der evangelischen Kirchenverfassung sind, wie man hört, plötzlich in ein kritisches Stadium getreten. Mährend die Genehmigunz der Verfassungen der kleinern Landeskirchen gesichert erscheint. soll es schwierig geworden sein, für die Verfassung der altpreußifchen Union eine Mehrheit zu finden, da sich die Linke und ein ausschlaggebender Teil der bürgerlichen Mitte trotz der beruhigenden Erklärungen des Kultusministers im Landtag nicht entschließen können, dem Gesetz ihre Zustimmung zu erteilen.
Versammlungsverbok
Berlin,. 13. Dez. General v. Seeckt hat di« Abhaltung einer Reichsversammlung der Arbeitslosen und Kurzarbeitei auf der Hasenheide bei Berlin am 16. Dezember verboten. Ir Flugblättern war zur Errichtung der Diktatur des Proletariats mit Waffengewalt aufgefordert worden.
Die österreichische Skaaksgabe abgelehnk
Wien, 13. Dez. Der Nakionalrat hat gestern den Antrag der Sozialdemokraten, für das Deutsche Reich aus der Bundeskasse 10 Milliarden Kronen zu spenden mit 86 gegen 66 Stimmen abgelehnt, dagegen den Ausschußankrag angenommen, daß der österreichische Staat jede Hilfeleistung des österreichischen Volks für Deutschland tatkräftig unterstütze Namens des Finanzausschusses erklärte Abg. Wader, eine Spende von 10 Milliarden, gleich 700 000 alten Kronen, würde des Deutschen Reichs unwürdig sein. Es empfehle sich vielmehr, von Volk zu Volk Hilfe zu bringen und namentlich deutsche Kinder aufzunehmen. Damit sei mehr Sicherheit gegeben, daß die Unterstützung nicht einseitig verteilt werbe.
Privater Nvtpostdinst in Oesterreich
Wien, 13. Dez. Die Verhandlungen mit den Beamten und Angestellten der Post haben noch zu keinem Ergebnis geführt. Der Verband der Kaufleute Oesterreichs hat einen Notpostdienst durch Radfahrer eingerichtet, die die kaufmännische Post von Geschäft zu Geschäft besorgen.
Berichtigung Macdonalds
London. 18. Dez. Der Mitarbeiter des Pariser „Matin" hatte über eine Unterredung mit dem englischen Arbeiterführer Macdonald berichtet, in der Macdonald behauptet habe, eine Gesundung der Verhältnisse in England sei erst möglich, wenn Deutschland seine Kriegsentschädigungen bezahlt habe. Macdonald erklärt diesen Bericht für unrichtig. Er habe gesagt, ohne eine allgemeine Regelung der Entschädigungsfrage und der Verbandsschulden an Amerika könne England nicht fortfahren, seine Schulden an Amerika abzutragen.
Württemberg
Stuttgart, 13. Dez. Vom Landtag. Vom Abg. Bazille (Bürgerp.) ist folgende Kleine Anfrage einge- gangen: Durch die Verordnungen des Reichs über das Krankenkassenwesen wird die Volksgesundheit, aber auch die Existenz vieler Aerzte schwer gefährdet. Gedenkt das Staatsministerium, bei der Reichsregierung auf Beseitigung dieser Verordnungen hinzuwirken?
Stuttgart, 13. Dez. Staatliche Darlehensbür g- fchaft. Das Staatsministerium hat den Entwurf eines Gesetzes über Bürgschaft des württ. Staats für Darlehen zur «Sicherstellung der Brot-, Kartoffel- und Lebensmittelversorgung überhaupt und zur Aufrechterhaltung der landw. Erzeugung dem Landtag zugestellt.
Brotpreisabschlag. Ab 14. Dezember kostet in Stuttgart Markenbrot 300 (bisher 330) Milliarden, 75 v. H. Schwarzbrot 350 (380), Weißbrot 440 (460) Milliarden das Kg., ein Brötchen 30 (35) Milliarden.
Der Preis für Schweinefleisch ermäßigte sich auf 1.40 (1.50) das Pfund.
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Ehlingen. 13. Dez. Preiswucher mit Christbäumen. Die Polizeidirektion hat den Gärtner Georg Birkhol- wegen Preiswuchers mit Christbäumen festge- uommen. Er verkaufte Christbäume zum Preise bis zu 7 -K, obgleich der unter Zugrundelegung der Gestehungskosten und eines angemessenen Gewinns berechnete Durchschnittspreis nur 1.40 -4L beträgt. Gegen Birkhold ist beim Wli- tärbefehlshaber die Schutzhaft beantragt.
Zuffenhausen, 13. Dez. Hier wurde eine Volksbibilisthek von vorerst 1600 Bünden (Bestände des Handels- und Gewerbe Vereins, der Gewerkschaften, des Naturheilvereines usw.) in einem städtischen Lokal eröffnet. Die Bücherei soll mit einer Schreib-, Lese- und Wärmestube verbunden werden.
Neckarfulm, 13. Dez. Bubenstreich. Die Sporthütte des Sportvereins wurde dieser Tage aufgebrochen. An den darin sich befindlichen Gegenständen wurden Zerstörungen und Beschädigungen verübt. Die Türe zur Hütte wurde zertrümmert, Verbands- und Werkzeugkasten teilweise vernichtet. Es scheint sich um einen Racheakt zu handeln.
Weikersheim, 13. Dez. Riemendiebe. Bei Rötlingen stellte der Landjäger zwei schwerbepackte Handwerksburschen. Der eine warf seinen Pack weg und entfloh, der andere konnte festgenommen werden. Die Strolche führten vier wertvolle Treibriemen mit sich, von denen sie einen in Weikersheim, die drei andern in der Brauerei in Schäfters- heim gestohlen hakten.
Reutlingen, 13. Dez. Kraftwerk. Im Wettbewerb mit einem ähnlichen Plan der Stadt Tübingen wurde der Stadt Reutlingen von der Kreisregierung das Nutzungsrecht der Wasserkräfte des Neckars für ein zwischen Kirchentellinsfurt und Lustnau zu errichtendes Kraftwerk zugesprochen. Das Werk wird gemeinsam mit der Gemeinde Kirchentellinsfurt erbaut und betrieben und ist innerhalb zweier Jahrs fertiazustellen.
Nehren OA. Tübingen, 13. Dez. Milde Strafe. Die wegen WillDieberei angeklagten Wilh. Neth und Ernst Krittler wurden vom Amtsgericht Rottenburg zu 21 bezw. ?4 Tagen Gefängnis verurteilt. Bekanntlich hatte einer da
von nach der Festnahme in Ofterdingen den PoiizeMener im Rathaus eingesperrt, während er selbst entfloh.
Schwenningen. 13. Dez Urbarmachung des Moors. Vom Kulturamt Rottweil ist dem Gemeinderat der Vorschlag zur Urbarmachung des Schwenninger Moors zugegangen, wodurch 60 bis 70 Hektar Wiesland gewonnen werden.könnten. Der Ertrag von Heu und Oehmd wird auf jährlich 1000 Ztr. berechnet, womit etwa 100 Stück Großvieh mit einer Milcherzeugung von 200 000 Liter ernährt werden könnten. Der Verein für Förderung der Moorkultur hat di« Beschaffung eines Moorpflugs in Aussicht gestellt.
Ehingen a- D., 13. Dez. Mehlspende. Die Haupt- Versammlung der Landw. Bezugs- und Absatzgcnossenschaft beschloß, von einer Gewinnverteilung abzusehen und dafür auf den Geschäftsanteil 1 Pfund Weizenmehl an den Bezirkswohltätigkeitsverein abzuliefern. Es dürfte sich um 47 Zentner handeln,
Tchopfloch» 14. Dez. Durch Glatteis verunglückt. Am Mittwoch mittag verunglückt« Oberamtstierarzt Dr. H o- necker mit seinem Rad an einer Wegbiegung auf der Straße nach Obertflingen und zog sich einen Oberschenkelbruch zu.
Aus Stadt und Land.
Nagoid, den 14. Dezember 1923.
Konzert de» »Bereinigt. Lieder- und Sängerkranz."
Dem Ernst der Zetten entsprechend hat der V-r. Lieder- und Sängerkranz sich entschlossen, von einer Weihnachtsfeier ab- zusehen und seinen Mitgliedern und sonstigen Freunden des Männergesangs am nächsten Sonntag ein schlichtes Konzert mit patriotischem Grundgedanken zu bieten. Herr Präz. Wieland, von H. Hptl. Nicht (am Klavier) begleitet, wird mit seinem angenehmen, weichen Bariton in 4 Solls abwechSlungSw. den Thor ergänzen. Motto: „Der deutsche Auswanderer u. sein Vaterland." Der Scheidende gelobt i. MendelsohnS .Abschied vom Walde" seinem Vaterland Treue, wenn auch der Solist ihn sprechen läßt: „Ach in die Ferne sehnt sich mein Herz I" Uns doch mögen ihn beim Abschied bange Sorgen beschleichen; wir ermutigen ihn durch GöpsanS „Heimat und Vaterland" und legen ihm zugleich die Bitte ans Herz, seine Heimat nicht zu vergessen. Draußen aber ertönt im Kreise von Landsleuten das deutsche Lied, durchweht von der Sehnsucht nach der Heimat. „Was unS eint als deutsche Brüder selbst am fernsten Meeresstrand" und „Archibaid DouglaS" bringen dies zum Ausdruck. Nicht jedem ist die Freude beschieden, die Heimat wiederzusehen. Ein Thor schildert das traurige Los deS Fremden» tegtonärs, der im Wüstensand sein Grab findet. Ost haben den Hetmkehrenden lange Jahre deS Fernseins für alte Freunde und Bekannte unkenntlich gemacht, dem Mutteraug und -Herzen aber ist er nicht fremd geworden, wie das Löwe in seinem „Erkennen" so treffend zeichnet. Walther von der Vogelweide läßt ihn feierlich bekennen daß er die deutschen Ideale: „Zucht und reine Minne" nirgends in fremden Landen fand, und es entströmt ihm deshalb das Gelübde: .Deutschland, dir, mein Vaterland, gilt mein Leben."
Allgem. Orts-(Bezirks-)Kra«kenkaffe Nagold. Vorausgesetzt, daß unsere Währung-Verhältnisse keinen Rückschlag erleiden, beabsichtigt die Kaffe, die Krankenversicherungsbeiträge ab 1. Januar 1924 von 9 auf 7,5°/» ohne Schmälerung der Leistungen zu ermäßigen. Eine weitere Ermäßigung wird möglich sein, wenn alle Betriebe wieder 6 Tage in der Woche arbeiten lassen und der Kaffe die Beiträge aus dem vollen Wochenlohn -»fließen werden. Jedenfalls ist die Kaffenoer- waltung ernstlich bestrebt, auch ihrerseits zu dem allgemeinen „Abbau" betzutragen; sie ersucht die Versicherten und alle diejenigen, welche auf die Ausgaben der Kaffe Einfluß haben, dringend, sich bei Inanspruchnahme der Kaffe aus das absolut Notwendige zu beschränken. Die interessierten Kreise dürfen überzeugt sein, daß auch die VerwaltungSkosten der Kaffe, die bisher schon unter dem Landesdurchschnitt standen, auf dar allernotwendigst« herabgesetzt werden. -r.
Verfüttern»« vo» Brotgetreide u«d Mehl. Die Der- ! fütterung von Brotgetreide an Tiere ist, da Heuer die Brot- ! Versorgung aus bekannten Gründen fast völlig auf die Jn- landSernte angewiesen ist, ein Verbrechen am Volke. Sie war schon im verflossenen Wirtschaftsjahr unter Strafe gestellt und bisher verboten. Neuerdings wurden die Straf- verschristen wesentlich verschärft. Das mit Brotgetreide gefütterte Vieh kann eingezogen und der Erlös zur Brotver- billtgung verwendet werden. Besonders schwer geahndet werden diejenigen Fälle, in denen nicht selbst geerntetes Brotgetreide verfüttert wird; hier ist die Strafe Gefängnis nicht unter einem Msnat, außerdem ist die Einziehung des Viehs in diesen Fällen zwingend oorgeschrieben.
ep. Erfreuliche Anfänge. Reiche Spenden an Lebensmitteln wurden in den letzten Wochen den Kirchengemeinden -er größeren Städte für die Notleidenden durch die Winterhilfe des Evang. Volksbunds Angeführt. Viele Zentner, ja aus einem Oberamk ein ganzer Eisenbahnwagen voll Kartoffel, Kraut, Hülsenfrüchte, Aepfel, Dörrobst, Mehl kamen und kommen noch, von der Eisenbahn als Liebesgaben frachtfrei befördert, aus den Güterbahnhöfen an, mn schnellstens gewissenhaft verteilt zu werden. Besonders schön war es, wenn die Spender selbst einen Vertreter mitschicken konnten, ! der bei der Vertermng Einblick gewann in die beschenkten ßamklien und seine Andrücke und Erfahrungen dann den Gebern mittelste. Wo sich Einzelne in einer Landgemeinde so persönlich einfetzen konnten für die notleidenden Städter, kamen für diese allerlei bei ihnen nicht mehr gekannte Lebensmittel zu den Herbstgaben hinzu: Oel, Schmalz, Fleisch und Wurst, Milch und ähnliche Herrlichkeiten; hungernde Kinder und Erwachsene wurden zum „Heraussüttern" ein paar Wochen aufs Land mitgenommen. Das Bild der städtischen Not ist in den letzten Wochen sehr viel schlimmer geworden. Zur Altenhilfe kommt jetzt die größere Mittel erfordernde Hilfe für die Familien Erwerbsloser. Die Erwerbslosenunter- Stützung ist bekanntlich so gering, daß bei großen Familien kaum das Brot davon bestritten werden kann. So wird die Winterhilfe in diesem Winter nicht mit den Herbstgaben abgemacht sein, sondern sich je mehr es in den Winter geht, steigern muffen. Ihre bisherigen Erfolge lassen jedoch hoffen. « daß auf diesem möglichst persönlichen Weg sich immer in ! dankenswertester Weise helfende Hände finden lassen. !
Die Reichsindexzifser für die Lebenshaltungskosten (Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung und Bekleidung) beläuft sich für den 10. Dezember auf das 1262-milliarden» fache der Vorkriegszeit. Gegenüber der Vorwoche (1515- milliardenfache) ist demnach eine Abnahme von 16,2 Prozent zu verzeichnen.
Die Großhandelsindexziffer vom Stichtag des 11. Dezember ergibt eine weitere Senkung ihres Goldstands (1913 bis 100) auf 127,4 und in Papiermark bei einem amtlichen Dollarkurs von 4,2 Millionen auf das 1274,5-milliardenfache des Friedcnsstands und sonach gegenüber dem Stand vom 4. Dezember (133,7 Gold bezw. das 1337,4milliardenfache) um 4,7 Prozent. Von den Hauptgruppen sind Lebensmii- lel im Großhandel um 7,6 Prozent auf 112,5 Gold, davon die Gruppe Getreide und Kartoffeln um 9,8 Prozent aus 37,3 Gld, Jndustriestoffe' um 0,4 auf 195,4 Gold zurückgegangen. Die Gruppe Kohlen und Eisen blieb mit 160.1 Gold unverändert. Die Indexziffer für Einfuhrwaren sank i n- 3,9 Prozent auf 155,7 Gott», die der Inlandwaren um 4,8 Prozent auf 121,8 Gold.
Postsache. Am Montag, den 24. Dezember sollen du Postschalter im allgemeinen um 4 Uhr nachmittags geschlossen und der Zustelldienst beendet werden. Die Briefkastenleerunx wird in der Hauptsache um 7 Uhr abends erledigt sein.
Die Eisenbahn als Sparkasse. Vom Montag an sollen a» den Schaltern der Reichseisenbahnen „Reisegutscheine" zu 2 und 5 Mark verkauft werden, die bei allen Achtungen an die Eisenbahn, auch bei Auslandsreisen, von den Eisenbcchnstellen angenommen werden. Der Zweck soll — neben der Zu- führung von Barmitteln an die Vahnverwaltung — dei
Än, daß die Bevölkerung Gelegenheit habe, für eine beäb- ichtigte Reife in Teilzahlungen zu sparen.
Vorsicht mit fremden Noten! Aus Leserkreisen wird uns geschrieben: Fast täglich kann man in den Zeitungen lesen, daß Geschäfts- und Privatleute ausländisch« Zahlungsmittel (Devisen) zu Kursen annehmen oder Beträge dafür zahlen/ die weit über den Wert des fremden Gelds hinausgehen. So brachte mir gestern ein Kunde einen ringarischen 100-Kronen- Schein, für den er 20 Mark gegeben hatte, während dieser nur 2 Pfennig wert ist; ein anderer hatte für österreichische Kronen 3 Billionen statt des Werts von nur 3 Milliarden gezahlt. An anderer Stelle wurden Rubel für Kronen angenommen, und dergl. mehr. Damit nur einige Fälle aus der? großen Zahl der „Rein"fälle, die viele erlebt haben, weil sie sich auf ein Gebiet begaben, das ihnen gänzlich unbekannt und daher für sie ein ganz gefährliches Glatteis ist, denn nicht nur durch die falsche Bewertung fremden Gelds, sondern auch durch die Annahme gefälschter oder außer Kurs gesetzter fremder Noten hat schon mancher recht empfindliche Verluste erlitten. _ ^
Pulsschlag und Lebensalter. Die Zahl der Pulsschläge ist häufig auch bei ganz gesunden Menschen ganz verschieden. Doch läßt sich das Gesetz aufstellen, daß der weibliche Pulsschlag immer schneller ist als der männliche, und daß das Tempo des Pulses während der Dauer des Lebens sich immer mehr verlangsamt. Man kann sogar aus dem Pulsschlag eines Menschen sein Lebensalter berechnen. Bei neugeborenen Kindern hat der Puls in der Minute 160 Schläge, wenn es Mädchen, und 150, wenn es Knaben sind. Zm Alter von 4—5 Jahren betragen die Pulsschläge bei Mädchen nur noch etwa 110, bei Knaben 100 in der Minute. Der durchschnittliche Pulsschlag des vollentwickelken Menschen beträgt zwischen 93 und 90. Frauen und Männer in reiferem Alter haben 80 und 75 Pulsschläge in der Minute; bei alten Leuten beträgt der Pulsschlag meist nur 60 und 50. Bei alten Frauen wird diese Zahl nur sehr selten unter 50 herabsinken, aber bei alten Männern hat man die Verminderung der Pulsschläge unter 50 häufig beobachtet. Eine große Ausnahme ist eL wenn der Pulsschlag Napoleons im besten Mannesalker nur mit 44 Schlägen in der Minute angegeben wird.
Entschädigung für Pferdeverluste. Der Höchstbetrag der Entschädigung für Pferdeverluste infolge von Kopfkrankheit oder ansteckender Blutarmut ist mit Wirkung vom 15. 12. 23 ab festgesetzt worden auf 180 Goldmark zuzüglich 25 v. H. des Wertes derjenigen Teile des Tieres, die dem Besitzer gemäß den polizeilichen Anordnungen zur Verfügung bleiben.
Erwerbslosenfürsorge. Die Höchstsätze der Erwerbslosenfürsorge betragen in der laufenden Woche je nach Ortsklasse in Milliarden Mark: für männliche Personen über 21 Jahren' 700—550, unter 21 Jahren 420—330; für weibliche Personen über 21 Jahren 560—440, unter 21 Jahren 330—270; die Familienzuschläge für den Ehegatten 190—160, die Kinder und sonstige unterstützungsberechtigte Angehörige 140—110.
Wie der Lebkuchen auf den Weihnachtstisch kam
In vorchristlicher Zeit galten in deutschen Landen die sogenannten 12 Nächte vom 24. Dezember bis 6. Januar, dem Dreikönigstag, als Gedächtniszeit für die Toten des Jahrs. Frau Perchta zog mit dem Heer der Seelen in wilder Jagd unter Winterstürmen über die Erde und fromme Menschen sorgten dafür, daß diese Seelen ausreichend mit guter Speise versorgt wurden, wofür dies« ihnen Mißwachs von den Fel' dern, Krankheiten von Menschen und Deren fernhielten. Man gab selbst neunerlei Gerichte und enthielt sich während der Opfertage jeglicher Arbeit, um den Toten alle Ehren angedeihen zu lassen. Eines der Hauptgerichte, ein süßer Kuchen, bestand aus Eiern, Milch, Mehl und vor allem auch Honig, da dieser nach uraltem Volksglauben als bestes Heilmittel für Mensch und Tier, als wichtiges Abwehrmittel gegen Dämons galt. In den Klöstern, in denen die Bienenzucht schon wegen der Wachsgewinnung zur Zubereitung der geheiligten Kerzen für die Kirche rege betrieben wurde, war natürlich auch der Honig in reiner unverfälschter Qualität am besten zu haben. So war es denn kein Wunder, daß die Mönche bald an die Herstellung der weihnachtlichen Honigkuchen oder Lebzelte gingen, die nach dem mittelalterlichen Klosterlatein leb — libs — lidetum (Opferkuchen) genannt wurden. Die sorgsame Wahl der Rohmaterialien uno peinlich genaue Bereitung nach altem überlieferten Rezep« trug den in Klöstern verfertigten Honigkuchen bald einen ver- artigen Ruf ein, daß sie der berühmte Nürnberger Arzt NW in seinem „Spiegel der Gesundheit" 1574, als verdauungs- sörderndes Heilmittel erwähnte. Mit diesen köstlichen Lev- tuchen wurden um die Weihnachtszeit wertvolle Geschenke ge-