sseHmrgen zu Mexiko. 6. Keine Bekeittgu-n-g'ovn Paff-amen- tariern cm öffentlichen Betrieben. 7. Strenge Drirchftchrmng des Alkvholoerbots. Ausländische Schiff« sollen jedoch für eigenen Bedarf geistige Getränk« an Bord sichren dürfen

Verschärfung der ungarischen Strafgesetz«

Budapest, 7. August. Die ungarische Regierung hat der Nationalversammlung einen Gesetzentwurf vorgelegt, der die Strafgesetze nach gewissen Richtungen außerordentlich ver­schärft. Nach dem Entwurf wird mit Gefängnis bis zu zehn Vahren bestraft, wer Regierung und Parlament mit Gewalt vder Drohung an der Ausübung ihrer Tätigkeit hindert. Wer Volksversammlungen sich den Anordnungen der Behörden übersetzt, kann mit Kerker bis zu 5 Jahren verurteilt werden. Verhinderung der Arbeit oder Bedrohung und Beleidigung er Arbeitswilligen wird mit 6 Monaten Gefängnis bestraft. >i« Beleidigung einer christlichen Konfession wird mit Kerker ins zu 5 Jahren, Behinderung eines Gottesdienstes mit Ker- jker bis zu 3 Jahren geahndet. Verleumdungen in der Brests können mit Zuchthaus bis zu 5 Jahren und daneben jmit Geldstrafen bis 4 Millionen Kronen bestraft werden. Auch He MitAiöder der Nationalversammlung kön­nen wegen verleumderischer und ehrverletzender Aeußerungen oi den Sitzungen gerichtlich belangt werden. In diesem Fall fft die Abgeordnetenfreiheit aufgehoben und di« Abgeordneten werden einem Sondergericht überwiesen. Wer Lebensmittel Mscht und damit den Tod eines Menschen verschuldet, kann V»kt lebenslänglichem Zuchthaus und Bermögensbeschlog» »ahme, bei Verhängung des Standrechts mit dem Tod begrast werden. Bestechung von Abgeordneten wird mit Kerker bis S Jahren geahndet. Der Streik in lebenswichtigen Betrio- wird mit Zuchthaus bis zu 16 Jahren bestraft.

Balkcmbund u

Prag. 7. August. Zufolge der von Griechenland ver- WÜaßten Besprechungen in Sinai« wird nach Wättermel- Hungen der neue Balkanbund wohl zustande kommen und kgoär sollen ihm zunächst Griecheilland. Albanien und Süd- Paoisn beitreten. Zwischen RnmSni» und der L?ch«tzS> ftowaksi finden derzeit noch Verhandirmgen statt.

Ruft England den Schiedsgerichtshof an?

London, 7. Aug. Der diplomatische Mitarbeiter des Daily Ehronicle" Aaubt, die schwebenden Streiffragen wer­den demnächst vor den Schiedsgerichtshof im Haag (Holland) gebracht^ und zwar auf Veranlassung des Präsidenten Coo- ädge.

Württemberg.

Stuttgart, 7. August. Vom Rathaus. Die technischc Abteilung des Gemeinderats hat den Preis für ein Kubik­meter Gas auf 23 000 -K (bisher 8000), für elektrischer Strom (Beleuchtung) auf 50 000 bezw. 34 000 °4l (Kraft) erhöht. Die Preise sollen von nun ab wöchentlich neuge- regelt" werden.

Vorschußzahlung. Der Arbeitgeberverband des Groß- unk Kleinhandels wird am 10. August den Vorschuß auf der Augustgehalt in der Höhe des vollen Juligehalts ausbezahlen.

Dom Tage. Am Sonntag nachmittag stürzte ein 23jährigei Kaufmann, der auf dem Glasdach des alten Bahnhofs ein Sonnenbad nahm, durch ein Lichtfenster 15 Meter hoch ab and erlitt tödliche Verletzungen. In der Rotestraße entstand durch zündelnde Kinder ein Zimmerbrand. Eines der Kinder ist den dabei erlittenen Verletzungen erlegen-

Scheckbelrüger. Der 17jährige Kaufmannslehrling Wolf- gang Deschler von Pforzheim gab sich als Beauftragter einer Neuyorker Handelsfirma aus und kaufte von sechs Firmen in Gmünd Schmucksachen und Edlesteine im Wert von 800 Millionen Mark. Die Schecks, die er dafür in Zahlung gab, erwiesen sich als gefälscht. Deschler, der wegen ähnlicher Betrügereien in Pforzheim steckbrieflich verfolgt wird, ist flüchtig. Auf die Wiederbeibringung der Waren ist eine hohe Belohnung ausgesetzt.

Stuttgart, 7. Aug. Starke F l ei sch p r e i s e rh ö y- Sng. Die Ladensleischpreise sind mit Wirkung vom 8. Aug vb wie folgt festgesetzt worden (in 1000 Mark): Ochsenfleisch 1. Güte 160 (104), 2. Güte 150 (96), Kuhfleisch 1. Güte 118 bis 122 (7880), 2. Güte 98102 (5860), Kalbfleisch 148 (96), Schweinefleisch 166 (105), Hammelfleisch 156 (100) füi das Pfund. Die Preise haben sich seit dem letzten Freitag um mehr als die Hälfte erhöht.

Rottenburg, 7. August. Todesfall. Stadffchultheif Winghofer ist in der medizinischen Klinik in Tübingen ini 56. Lebensjahre gestorben.

Rottweil, 7. Aug. E in Wohltäter. G. Mauch aus Chicago, ein geborener Rottweiler, der gegenwärtig in feiner Heimat weilt, hat den Armen der Stadt 11 Millionen Mart oermacht.

Alm a. D., 7. August. An der Verfassungsfeiei wird Staatspräsident Dr. Hieber hier abends die Festrede halten.

Bibsrach a. R.» 7- August. Ein angeblicher Monteur der Oberschwäb. Elektrizitätswerks feierte in einer hiesigen Fa­milie Veffobung und entlehnte darnach noch ein Fahrrad vom Bruder der Braut. Seither ließ er sich nicht mehr sehen- Der Bursche hat noch sonstige Schwindeleien verübt.

Hasenweiler, OA. Ravensburg, 6. August. Bienen­diebstahl. Vor einigen Tagen wurden dem Bäcker Martin Müller hier aus dem in der Nähe seines Hauses aufgestellten Bienenhause ein Kasten samt dem Bienenvolk gestohlen.

Friedrichshofen, 7. Aug. Herzogin Charlotte! von Württemberg ist gestern nach achttägigem Be­such bei Herzog Albrecht nach Schloß Bebenhausen zurück­gereist. Die seit längerer Zeit leidende älteste Tochter des Herzogs, Maria Amalie, geboren 1897, wurde von ihrem Kuraufenthalt in Wangen i. A. nach dem Familiengut Alts- ixmien übergeführt, wo auch Herzog Albrecht eingetroffen ist.

Weilheim, 6. August. Roheit. Auf der Weide des Dauern Lorenz Goldhöfer von Waltersberg wurden von un­bekannten Tätern vier Kühe durch Messerstiche schwer ver­letzt. Ein Stück muhte sofort dem Metzger übergeben wer­ben. Eine andere Kuh, die in acht Tagen gekalbt hätte» wird nicht zu retten sein.

Sulz, 7. August. Schadhaftes Staubecken. Ge­legentlich des Besuchs des Balinger Gemeinderats war das

große Staubecken des Neckarkraftwerks (zwischen Sulz und Äistaig) gefüllt worden, indem man einen Stollen auslauf.n ließ. Dabei zeigte es sich wieder, daß der Untergrund des j Beckens nicht dicht ist. Am Ueberreichkanal wurde eine Be- ! tonmauer unterspült und eine Lücke ausgebrochen. Die Aus- i besserung wird Hohe Kosten verursachen.

Tübingen, 7. Aug. Der Bock als Gärtner. Del als Obst- und Weinbergschütze schon im vorigen Jahre ange-

> stellte und Heuer wieder gewählte Weingärtner Jakob Eott- ! lieb Ho loch wurde beim Diebstahl von Zwiebeln ertapp!

! und, als er Widerstand leistete, windelweich gehauen und ! darauf der Polizei zugeführt. Die Entdeckung des Diebes,

! >er selbst Güter hat und seine Beute auf dem Markt zu ver- § kaufen pflegte, ist der Selbstschutzorganisation der Grund- : stücksbssitzer zu verdanken.

! Wangen l. A., 7. August. Selbstmord. Die 23jährigc ! llrsula Hauber von Opfenbach, die sich in einem plötzlicher § Anfall geistiger Umnachtung von zu Hause entfernt hatte, ff ! rls Leiche am Rechen des Spinnereikanals gefunden worden.

s Zwerenberg, 6. Aug. Schultheißenwahl. Bei der ' am Samttag stattgefundenen Schuliheißenwahl wurde Jod.

! Gg. Seeg er, Gemetndepfleger, v ir 94 Stimmen, mit großer ! Mehrheit, zum OrtSvorsteher gewählt.

Aus Stadl und Bezirk.

j Nagold, den 8. August 1923.

> Die Indexziffer für LsbenshalkungLkoffen (nämlich L'r- ^ nährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung und Bekleidung) l beträgt nach den Berechnungen des Statistischen Reichsantte ^ für den Durchschnitt des Monats Juli 37 651 gegenüber 7L2l ! im Durchschnitt des Vormonats. Dis Steigerung beträgt so:n::

> 392,2 Prozent, die Lebenshaltungskosten ohne Bekleidung be- i lragen somit das 33 300fache, die Ernährungskosten allein das

- 86 500fache, die Vekleidungskosten das 66 488fache der Vor­kriegszeit. Ende Juli (am 30.) hatten die Gesamt-Lebens-

, haltungskosten, wie bereits veröffentlicht, schon das 71476- ! sache der Vorkriegszeit erreicht.

! Die wertbeständigen Postgebühren. Das Reichspostmini- j ierium hat einen vorläufigen Gesetzentwurf vorbereitet, nach ' oem die Postgebühren künftig aus der Grundzahl (d e durchschnittlich den Gebühren vor dem Krieg in Goldwert mispricht) durch Vervielfältigung mit einer Schlüssel- i zahl errechnet werden sollen. Die Grundlage für die Er- ! nittlung der Schlüsselzahl bildet der Index der Beamte u- ! Besoldung, doch werden die Gebühren so abgerundet, i daß sich verkehrsübliche Ziffern ergeben. Die Regelung der i Postgebühren soll am 1. und 16. jeden Monats erfolgen, j 50-2Mllionenscheine. Aus Berlin wird gemeldet, daß dar : Reichsfinanzministerium gegenwärtig Reichsbanknoten zr - ^ 20 und 50 Millionen Mark Herstellen lasse.

' Falsche 50 OSO INarknotsn. Von den Reichsbanknoten zu ! 50 000 Mark mit dem Datum des 19. 11. 22 ist eine neue ! Fälschung aufgetaucht, deren Hauptmerkmale folgende sind: s Das Papier besteht aus zwei zusammengefügten Blättchen

- und ist ein wenig stärker als das echte. Die olivgrüne Sioff- : auflage und das Wasserzeichen echter Noten sind bei den : Falschstücken auf der Innenseite der Blättchen durch Aus- ! druck, die orangeroten Pflanzenfasern durch falsche gelb- ! braune Fasern vorgetäuscht, die zwischen die zusammenge-

- fügten Blättchen gelagert sind. Die Vorderseite ist im all- ! gemeinen matter. In dem WorteReichsbanknote" sind die i beiden Buchstabenno" auf den Falschstücken oben aufein- ! anderstoßend, auf den echten mit einem Keinen Zwischenraum

i gezeichnet. In der zweiten Unterschriftzeile tragen die Buch- ! i stabenff" im Namen Kauffmann unten eine Verdickunc i ' nach rechts. Rückseite: Aehnliche Zeichnung, unklarer Druck ) i Die Ziffer 5 der rechten oberen Wertzahl 50 000 ist in de« i i Rundung leicht eckig wiedergegeben. Herstellungsart: Buch- ! i druck. Vor der Annahme dieser Falschstücke wird gewarnt. s

! ' Günstige Aussichten für die Kartoffelernte. Nach einer i : Mitteilung des Reichsernährunasministers ist auf Grund der - i bisherigen Erhebungen in Kartoffeln eine gute Mittelernte ! ! zu arwarten. Die Anbaufläche hat sich nach der Aufhebung s i der Zwcmgsbewirffchastung bis jetzt um Prozent erhöht, , j Das Reichsverkehrsministerium hat die Cisenbakindirektioncm j i angewiesen, für die Versendung von Frübkartoffeln die- > i tigen Wagen zur Verfügung zu stellen. Für das Ergebnis ! i der Kartoffelernte wird es von ausschlaaasbender Bedeutung - ! ,ein, ob der dringend nötige Regen bald und in ausreichen- , i dem Maß einsetzt. Vielfach sieht man auf den Kartoffeläckern ! chon abgedorrtes Kraut bei wenig und kleinen Knollen In § manchen Gegenden wird die Ernte erst ziemlich spät von statten gehen können.

Verschiedene Anschauungen. In Radolfzell (Baden) nahn das fliegende Marktgericht eine Verkäuferin in empfindlich« Strafe, weil sie für das Pfund Stangenbohnen 13 000 Mari f verlangte. In Karlsruhe wird für das Pfund 30 000 Mark ! in Stuttgart gar 50 bis 60 000 Mark und mehr bezahlt, ohm i daß Polizei oder Gericht in Aufregung kämen.

§ Der Kaffee hat mindestens so viele Feinde wie der Alko-

> bol. Es gibt Gegner des Kaffees, die noch nie welchen ge­trunken haben, die aber fest davdn überzeugt sind, daß der Kaffee der Gesundheit außerordentlich nachteilig ist. Die Wirkungen des Kaffees sind sehr verschieden beurteilt wor­den, manche Aerzte behaupten, daß er die Verdauung z. B. beschleunige, andere meinen das Gegenteil. Sicher ist, daß der Kaffee ein Reizmittel für das Zentralnervensystem ist, und daß er, in starken Dosen genommen, den Schlaf ver­mindert oder gar gänzlich verbannt. In mäßigen Mengen genossen, schadet er dem Nervensystem nicht, im Gegenteil, er wird zuweilen als Arzneimittel für das Hirn dienen, tlebermäßig stark und übermäßig viel getrunken, kann er Wirkungen Hervorbringen, wie jedes andere Gift auch: er bewirkt Muskelkrämpfe, Magenschinerzen, Störungen im Darm und in der Herztätigkeit. In seiner Wirkung auf die Stimmung des Menschen soll er anregend und erheiternd fein, er soll die Zungen lösen und die Sprechmuskeln beson­ders anfeuern. Außerdem soll er noch die Fähigkeit haben, die Lachmuskeln rascher in Bewegung zu setzen als der Alko­hol. Es fei also jeder Hausfrau geraten, ihren Güsten minde­stens eine Tasse Kaffee vorzusetzen, will sie eine gemütliche Stimmung in ihren Räumen haben.

Stadt und Land

Von Landwirtschaftsrat A. Kälber, Karlsruhe.

Die Sonne scheint finstere Wolken jagen vom Sturm­wind gepeitscht Regen fällt auf deutsches Land. Seim Bewohner über 60 Millionen Frauen, Kinder, Männer jung und alt, kämpfen einen furchtbaren Kampf ums Dasein Keuchend geht der Atem des Sechzigmillionenvolks. Das Fie^ der rast durch den geschwächten Bolkskörper. Unerbittlich« Feinde haben das Todesurteil über ein ganzes Volk gespro­chen, Menschen über ihre Mitmenschen. Die ganze Welt sieht die Hände im Hosensack, zu, wie im 20. Jahrhundert ein wehr lass Volk geschunden, geplagt und zur Verzweiflung ge, trieben wird.

Und das deutsche Volk? Fühlt es sich eins, hält es zu­sammen wie Stahl und Eisen, kämpft es geschlossen und ent­schlossen den schwersten Kampf? Nein, keine Spur vor Einigkeit.,

Jeder singt auf seine Weise,

Oder schreit aus seinem Ton:

Jeder fährt im eignen Gleise

Oder ohne Gleis davon.

Wir sind zerrissener, denn je. Die Einheit des Reiches ho, ben wir gerettet, die Einheit des Volkes ist verloren gegan, gen. Viele sehen durch eine mehr oder minder gefärbte Par­teibrille. Wir schillern in allen Farben des Sonnenspektrums einschließlich der Frauenhoferschen Linien. Neid und Zivis tracht, Haß haben einen guten Nährboden gesunden, vermeh, ren sich ungeheuer und üben überall ihre zersetzenden Wir­kungen aus. Der Riß zwischen Stadt und Land wird immei tiefer. Verbraucher und Erzeuger zwei Welten, die heul« nicht mehr die schmälste Brücke verbindet. Wo zwei cder dre Verbraucher zusammen sind, vergehen keine 5 Minuten, unk munter plätschert der Redeschwall gegen die Erzeuger. Ei« haben alles auf dem Gewissen. Sie sollen schuld sein an de, angenügenden Versorgung mit Lebensmitteln aller Art. Si« molken nicht mehr erzeugen, damit die Preise recht hoch blei- ben. Ist das Wetter heiß, sind sie schuld, ist es kalt, dann sind sie erst recht schuld. Sie müssen einfach die Karnickel sein sonst würde es ja vielen nicht mehr, in den Parteikram passen sonst würde den Propagandamühlen die treibende Kraft ge­nommen werden. Schlagwörterathleten feiern Triumphs/

Seht doch nur, wie den Bauern auf dem Felds der Wei­zen, Roggen, die Kartoffeln, das Gemüse wachsen, wie dii Obstbäume tragen, das Vieh in den Ställen Milch gibt, fick vermehrt. Sie dürfen nur nehmen, ernten und zu möglich! hohen Preisen den armen Städtern verkaufen. So sieht os das Auge der Verbraucher weil es so sehen will. Ist du Zauer vielleicht kein Verbraucher? Braucht er nicht Dünge- rud Futtermittel, Maschinen und Geräte, Kleidung und viele Erle anders Dinge? Alle Bedarfsartikel haben Preise er re cht, die sich vielfach über den Preisen für landm. Erzeug- miss bewegen. Welch eine Fülle von Arbeit steckt zwischci Saat und Ernte! 1216stündige Arbeitszeit von Mann unk Frau und Kindern. Frost, Hagel, Dürre, Nässe, Ungeziefu und Unkraut können in kurzer Zeit die Arbeit eines ganze« ffahres vernichten. Ist daran auch der Bauer schuld? Die Lo­den sind in den Kriegssahren verarmt, die Ernteerträge zu­rückgegangen, der Viehstand hat sich nach Menge und Mi verringert. All das wird dem Bauer auf die Sollseite ge­schrieben. Soll er auch für die schlechte politische und wirt­schaftliche Lage verantwortlich gemacht werden, die um zwingt, ugeheure Gelder für die einzuführenden Lebens­nittel auszugeben? Jahrelang hat man geglaubt, die deutsch» Wirtschaft, die Erzeugung durch eine Hochflut papierener Bei­ordnungen dirigieren zu können. Es hat lange gedauert, bis die Erkenntnis durchgedrungen war, daß man zuerst erzeugen muß, bevor man verteilen kann. Kritisieren und schimpfen ist v'el leichter als Mitarbeiten und besser machen. Besser machen, die Erzeugnisse steigern, das ist die vornehmste Aufgabe des ganzen deutschen Volkes. Daran hat jeder einzelne das grW Jmeresse. Wenn wir uns mit dieser Frage beschäftigen und daran arbeiten, dann bleibt nicht mehr so viel Zeit zuni Schimpfen übrig.

Der Erzeuger ist meist nicht schuld an der Höhe der Preist Jeder bedenke den Weg, den die landw. Erzeugnisse gehe« müssen, bis sie zum Verbraucher kommen, bedenke, durch wie­viel Hände sie laufen, die sich auch nichtfür umasunst" regen, das Getreide, bis es als Brot verkauft wird, das Vieh, bis es als Sonntagsbraten auf den Tisch kommt die Milch, Butter, Eier usw. Verteuernd wirken die vielen Händler, verteuert wirkt eine unglückselige Tarif- und Steuerpolitik. .

Bekannt ist, daß der größte Teil des badischen Landes, nnt die klimatischen und Bodenverhältnisse den Anbau von Han- dclsgewächsen nicht erlauben, wo Getreide und Kartoffeln dis Haupteinnahmequellen sind, in den letzten Jahren bei den Preisen für Getreide und Kartoffeln keine großen Re.chtümer hat sammeln können.

Der Bauer ist gezwungen, einen großen Teil seiner Erms im Herbst zu verkaufen. Läuft die Geldentwertung weiter, so wird er im Frühjahr beim Einkauf besonders hart getrofsen- Was nützt es dem Landwirt, wenn heute für den Doppel' zentner Weizen 1,1 Millionen Mk. bezahlt werden? Er ha> ja kaum noch seinen eigenen Bedarf. Das Getreide ist heute anderen Händen. Die Preise werden von Leulm gemacht- km weit weg von den Stätten der Erzeugung, der Arbeit MN und die verdienen, wenn der Eetreidsprers hinauf und wen» er heruntergeht, die von der Differenz leben. .

Es ist verkehrt, wenn man sagt, den Städtern geht es gm> schaut nur die prächtigen Auslagen in den Schaufenstern an, betrachtet die gefüllten Weinstuben, die Tanzdielen, die ror- beislitzenden Autos. All das ist nicht die Stadt mit ihrem un sagbaren Elend, mit ihren unterernährten Menschen»die mi' leidig von öden Mauern verborgen werden. Ebenso verrem ist es, zu posaunen, der Landwirtschaft geht es glänMv, > mästet sich auf Kosten der Stadt. Einzelne Auswüchse tage keine Schlüsse auf die schwerarbeitende Landwirtschaft zu.

Und was hat all das Geschwätz, das Hin und Her M einen Wert? Damit lockt man keinen Hund hinter dem ui hervor, erzeugt kein Pfund Getreide, kein Liter Milch uiey- Verständnisvolle Zusammenarbeit, kein Gegen-, sondern Miteinander, das ist es, was uns not tut. Es laufen docv i viele Fäden zwischen Stadt und Land hin und her. Der ter der Großvater oder die Großmutter sind oft noch drauv aus dem Land ausgewachsen, die Enkel sitzen in dffo' Für all die, die guten Willens sind, kann e.ns Verstand««