Frankfurt a. Oder, 6. Aug. Im Kreis Soldln sini» auf 50 Gütern über 4000 Landarbeiter in den Ausstand getreten und verweigern auch die Notstandsarbeiten. Mit Zustim­mung des Regierungspräsidenten wurde die Nothllfe ein­gesetzt.

Die Derfaffungsfeier in München

München. 6. August. Das bayerische Ministerium des Innern hat im Einverständnis mit dem Landtagspräsidenten es abgelohnt, den Königsplatz in München zu einer soziale demokratischen Verfassungsfeier am 11. August zu überlassen.

England antwortet

London, 6. Aug. Wie verlautet, wird die Antwort der britischen Negierung auf die Noten der Verbündeten in dieser Woche abgehen und sofort veröffentlicht werden. Einige franzosenfreundliche Minister, die sogenannten Diehards, haben erzwungen, daß in die englische Note die Mahnung an Deutschland ausgenommen wurde, den passiven ^Widerstand aufzugeben: andernfalls drohten sie mit ihrem Rücktritt. MacKenna, der entschiedene Gegner der französischen Politik, hat es abgelehnt, in das Ministerium als Schatzkanzler einzutreten.

In Paris faßt man die Erklärung des Erstministers Baldwin als das Eingeständnis seiner Niederlage gegen­über Poincare auf. In London weiß man, daß durch die Erklärung keine Klarheit über die nächste Haltung der eng­lischen Regierung geschaffen ist, weil das Ministerium selbst noch nicht weiß, was zu tun ist. Sicher ist nur, daß die Ver­handlungen mit Frankreich und den übrigen fortgesetzt wer­den sollen. Der franzosenfreundliche Minister Lord Derby ist nach Paris abgereist. Erstminister Balüwin wird je­doch alle weiteren Schritte nur sehr langsam machen und ckbwarten, wie die öffentliche Meinung in England und in anderen Ländern seine Darlegung des englischen Stand­punkts aufnehmen wird. Bestimmte Beschlüsse sind noch nicht M faßt.

Zugeständnisse Englands?

Paris, 6. Aug.New Jork Herold" meldet, Lord Eurzon werde demnächst mit Poincare in Paris Zusammentreffen!, um eine Einigung zustande zu bringen. Eurzon werde Au» Geständnisse bezüglich der französischen Kriegsschulden an England machen.

Die Pariser Blätter nützen bereits die Unentschlossenheit und Haltlosigkeit der englischen Regierung aus und schlagen einen Ton gegen den Verbündeten an, der fast verächtlich zu Nennen ist. Es wird England unverblümt zu verstehen ge­geben, daß man die englische Unterstützung gegen den deut­schen passiven Widerstand nicht mehr brauche und nicht ein­mal mehr wünsche; auf jeden Fall lehne man ein Schieds­richteramt Englands ab.

Forderungen der Sozialdemokratie

Berlin, 6. Aug. Wie derBerliner Lokalanzeiger" mel­det, sprach Reichstagspräfident Lobe am Sonntag in einer von der Sozialdemokratischen Partei veranstalteten Massen­kundgebung im Waldtheater Oübin bei Zittau über die poli­tische Lage. Für den Wiederbeginn des Reichsags kündigte er folgende Forderung der Sozialdemokratischen Partei an: Versuch einer Verständigung mit Frankreich im Verhand­lungsweg. Zur Erzielung dieser Verständigungspolitik müßte in der inneren Politik durchgesetzt werden eine weit­gehende Lastenbeteiligung 'des Besitzes durch 1. eine Lohn­steuer in derselben Höhe der für Arbeiter und Angestellte zu machenden Lohn- und Gehaltsabzüge, 2. Erfassung minde­stens eines Drittels aller Sachwerte zugunsten des Reichs, 3. Verdreifachung aller Besitzsteuern, 4. Erfassung eines Drit­tels aller Unternehmergewinne zugunsten des Reichs. Durch diese Maßnahmen sei ein. Auskommen von jährlich 25 Gold- inilliarden zu erhoffen.

Württemberg

Stuttgart, 6. August. In den letzten Tagen sind nach einer durch die französische Sperre verursachten Unterbrechung die

g) Der Kamp? im Spessart.

Erzählung von Levin Schiicking.

Bezaubert hat sie Euch, soviel ist gewiß. Aber was kann ich davon wissen?" rief Margarete achselzuckend aus.Ihr habt mir ja noch nicht einmal das Ende der Geschichte erzählt."

Meine Geschichte ist zu Ende. Ich brachte sie bis nach Goschenwald. Erwartet war sie da nicht. Auf der Brüstung der alten Steinbrücke vor dem Torbau saß der alte Schösser in seiner roten Leutnantsuniform, die er nie ablegt; er saß steif und ge­rade da, der Zopf stand ihm hinten vom Kopfe ab, just so weit wie vorn die irdene Tabakspfeife, die er im Munde hatte und aus der er blaue Dampfwolken blies, so beharrlich und still für sich hin, als ob er das Abenddunkel zurechtrauchen müsse und die Nacht ohne seine blauen Wolken ihre Schatten nicht fertig bringe. Die Nonne trat an ihn heran, zog schüchtern und leise redend einen Brief hervor und gab ihn dem Alten, er sei, sagte sie ihm. von der hochwürdigen Frau Aebtissin von Oberzell. Der Schösser besah ihn von allen Seiten; dann steckte er ihn in die Tasche und sagte, es sei zu dunkel, um ihn zu lesen; dabei blieb er steif und reglos sitzen, und sah uns an, bald den einen, bald die anders.

Aber es scheint, sagte ich zu ihm, die Demoiselle rechnet dar­auf, in Eoschenwald Aufnahme zu finden.

Bis anhero haben wir dieses ihr auch nicht verweigert! versetzte der Schösser, geradeaus in seine Dampfxoolken blickend. Trete die Demoiselle nur ein. Es soll für sie gesorgt werden.

Das junge Mädchen sah schweigend zu mir auf und gab mir die Hand es war ein stummer Dank für meine Begleitung. Dann ging sie ins Tor hinein und ich, ich wandte mich heim­wärts; der alte Schösser blickte uns beiden nach, so gut er es konnte, ohne den Kopf zu wenden, mit dem bloßen Hin- und Herwerfen der Augen. Und damit hast du das letzte Ende der Geschichte."

hier eingstrvfsen und, nachdem sie von mehre­ren Stuttgarter Gasthofbesitzern bestens bewirtet werden varen, auf die verschiedenen Oberamter verteilt word-m. Im ;anzen befinden sich nun etwa 9000 Ruhrk'mLer in Würitem- isrg, und zwar fast durchweg aus dem Lande. Ein kleiner )lest wird noch mit fahrplanmäßigen Zügen Nachfolgen.

inenskprtifung. Die erste evangelisch-theologische Diensr- orüfung haben im. Juli ds. Js- 41 Kandidaten mit Erfolg bestanden.

Der Würkk. Landssverein der Kaiser-Mlhelm-Stiftung, oie seit mehr als 50 Jahren besteht, hat sich aufgelöst, da der Verein bei der fortschreitenden Geldentwertung seiner Auf- ;abe nicht mehr gerecht zu werden vermag. Die noch zur Verfügung stehenden Mittel werden zu beträchtlichen Gaben in die 112 Pflegebefohlenen des Vereins verwendet. Der Verein hat seit seinem Bestehen an Veteranen und Hinter­bliebene 2 229145 verteilen können.

Strafkammer. In der Verhandlung am Samstag wur­den 15 Arbeiter der Daimler-Werke und der Maschinenfabrik Tßlingen wegen Landfriedensbruch, begangen durch schwere Ausschreitungen gegen die genannten Werke und deren Ar­beitswillige, zur gesetzlichen M indest strafe von drei Mo­naten verurteilt, alle übrigen Angeklagten wegen Mangels an Beweisen freigesprochen. Zwei der Verurteilten wurden dem Ministerium zur Begnadigung empfohlen.

Auf dem Gemüsemarkt am letzten Samstag schritt die Polizei gegen einen Händler ein, der für das Pfund Stangen­bohnen 100 OVO verlangte. Auf dem Markt am Feuersee nachten einige Käufer Skandal, denen die Rettichpreise zu joch waren: sie warfen in ihrer Wut die Waren kurzerhand in das Wasser. Die Verkäufer wollen dem Markt einige Zeit fernbleiben. .

Zuffenhausen, 6. Aug. Langfinger. Ein junge; Bursche von Heimsheim wollte einen auf dem Wilhelmsho! bei Bietigheim gestohlenen Riemen hier verkaufen. Er karr aber nicht an die richtige Adresse. Die Polizei nahm ihr fest und lieferte ihn ans Amtsgerichtsgefängnis ein.

Zuffenhausen, 6. August. Lebensmüde-, Aus unbe­kannten Gründen hat sich letzter Tage ein hier wohnhafter Ar­beiter durch Gas das Leben genommen. i

Balingen, 6. Aug. S chu l e i n ro e i h u n g. In An­wesenheit des Staatspräsidenten Dr. Hieber und des Mi­nisters des Innern, Bolz, wurde gestern die neue Sichel- schule für Realschule und evcmg. und kath. Volksschule ein­geweiht. Die Stadt Horb beabsichtigt, eine Schule nach dem Muster der Sichelschule zu erbauen. Der Erbauer dieser Schule, Architekt Jmbery, wurde bereits mit der Aus­arbeitung von Plänen beauftragt. Anläßlich der Schul­einweihung wurden weiter gespendet: Von Fabrikant Wil­helm Kraut und Fabrikant Frühwalv Dellin für -sie Schule je 1 Million Mark, von W. Kraut überdies 10 Mil­lionen Mark für notleidende alte Leute in Balingen.

Friedrichshafen, 6. August. DieSchuhmarder. Die Diebe, die in der Nacht auf 23. Juli im Schuhgeschäft Gäng hier einen Raubfang von 12 Paar Stiefeln machten, sind ihrer drei, darunter ein noch dieses Frühjahr bei Schuh­machermeister Gäng beschäftigt gewesener Geselle. Bei der in Biberach festgenommenen Tätern wurden auch Uhren und anderes gestohlenes Gut im Wert von vielen Millionen Mart gefunden, das aus Erolzheim stammt. Die Täter sind Georg und Josef Ziegerer von Erolzheim.

Pfullendorf, 6. Aug. VomStrom getötet. Im be­nachbarten Magenbuch bei Ostrach machte sich der 14jährige Sohn des Gutsbesitzers August Körberam elektrischen An­schluß der noch nicht fertig gestellten Leitung zu schaffen. Er stand dabei auf dem nassen Tennenboden, wodurch der Kon­takt mit der elektrischen Hochspannung hergestellt wurde, was zur sofortigen Tötung des Knaben führte.

Drackenhe-m, 6. August. Seuchenverschleppung Durch Händlervieh, das ohne Untersuchung aus dem Ba­dischen ins Land heingebracht wurde, ist die Maul- und Klauenseuche in unseren Bezirk eingeschleppt worden. Di« Seuche ist bereits in Ochsenburg, Frauenzimmern, Zaberfeld und Leonbronn aufgetreten.

Heidenheim, 6. August. Wertbeständige Weide­pacht. Die Schafweide hier und im Vorort Schnaitheim wurde an drei Liebhaber in der Weise verpachtet, daß als

Das letzte Ende?" sagte Margarete.Ihr seht nicht ganz ,

Grundpreis für ein Schaf und einen Monat der Werk h, Pfund Rindfleisch Lebendewicht und 2 Kilo Heu festaeiem wurde.

ASeshausen OA. Riedlingen, 6. Aug. Warmherzig Menschen. Die hiesigen Landwirte haben sich geeinigt jeder bedürftigen Person im Ort täglich ^ Liter Milch und jeden Monat ^ Pfund Butter für 500 Mark zu liefern Aulendorf 6. Äug. Vom Blitz erschlagen. Beim letzten Gewitter wurde der Mehlhändler Weber vom Blitz getötet, während seine Frau schwere Brandwunden «Lu ihrem Aufkommen wird gezweiselt. ' ^

Aus Stadt und Bezirk.

Nagold, den 7. August igzz.

Jas Ge Bcztrdseft des Eo. Baldstz««

-ahm am letzten Sonntag Nachmittag einen erhebenden L r- lmf. Dar Wetter war säst zu schö,; er rückte den er Ernte tn unmittelbare Näbe und da ha« mancher ooni Land den letzten Sonntag bei ützi, wie übl ch hi> auSzwwftg md die Felder anzusehen, tm Übrigen ab»r i je Kraft zujüni. ne, zufalten für die kommenden herben Tage de- Arbeit. So war auch die Küche um Uhr ntttl ganz so voll wie aan für einen F st^otieSd-ensr gewünscht bäite. Um so mehr maren die Erschienenen bet der Sale. De ku ze k,at,volle Predigt htelt Pfarrer D cker von Obe,j itmgen über H s. zz zg Ich suchte unter th> e , ob jemand sich zur Mauer maaie eu.d w'der den R>ß stünde vor mt tür Sa» Lau , daß ich« icht verderbele." De, R.-över schilderte den f ickpbciren East unserer Lage, wie sie vor allem durch die stnliche Emamnig geschissen ist; er zeigte, wie wir alle berufen sind, mtt Wori and Tat und Fürvtne zu helfen und zu r-lle , was noa, zu etten ist, Mid wie G u silber m s duich se n Wort und tenen Geist dazu ausrüst n und zur ehernen Mauer macke» will. Umrahmt war dt«- Feier von L e dein des Bvtksbund Frauen- cho.s und des Güttin ger P saune- ckorS, der hier wtt - , ch ^>er auf dem Berg Vorn effttches ttisteie. Zur Emtettuirg vurde der 118 Psalm vo Sp.eLchö e darm omen, io w« er einst im jüdttchen Temp--t von der Proze-ston d r G«- neinde und bei L vtte», die du ch d,.s ,T r ver G-uechi^- kett" zogen gesungen wo,de tem mag. Der zwene T-il :er Fkt-r fand auf d«m Sch-ßaerg stau; her w u tt« Äetettrgm.g a»ch von auswärts -nie gute; »s er rv ck tte ttch in farbiges B>ld, als die T-t n.hmer j a i-ve, Atters ». Ge­schlechts nr-le -en jchati'aen men !>ch »uf Bank u. Hoben lagerte. De> Beztrkrvw sitzende, V rwaner Bauer, beg tißlr sie Versammlung mtt emortngtict^u W - len. die auf ben Zweck der Feier htt w e-en, u d herzlichem Gebet Dann folgte der Vortrag der Lmd>sttk elär« Springer aus Stutt­gart. Er sp ach üver da» Ty-ma:Brauchen wir noch ine Volksktr che?" und führte eiwa fmge> d s au,: Jede Isee bedaif, um auf andere z» willen, ett-e« G Gss s, ei er festen FviM, einer Ocuantsalion. Auch das Evangelium. Dt«s s Gesäß ist die Küche. Sie ist v Ute tn einer Umdüd ng begriffen infolge ds> T ennung von S aal und Ki ch . Wat wir b«s sitzt vom Sn al gestützt waren, wollen wir aus e- e- uen tnnerin Kräften bleiben : eine christliche Volksuewet -chnst. Da« sind wir u»se>em Volk schuld!,-; d n > otz allei Mängel und Fehler ist die Kirche heule i ow ett e Brun, snst, b? für alle, die daraus schöpfen woll n. Se lehr,, > ba« Leb n einen ewigen hl. Sun h u; sie w ist oo» dem Jruv'g der Selbstsucht auf den Kgl Weg der Lteve, ^e,e P rote iauiel! ntcht verdienen, sondern dtenei I C >i -- » tedtt unS vor Gott die rechte Ein amkeit, gegenübe! o-n Menschen tue rechte Gen einsamfte t. Eine Kt che, te oo,u eiziedl, kön m wir nie entbedren. Eine weitere kurze, wai m unb terhab oorgrtragene, A, sprnLe hielt M iielschul eklv! Kiesner: Den -ebendigen Gott finden wir zwar auch n Naiur u d Ge­schichte, aber so daß wir ein bleibende« Vertrank, k sie- , e>, -och nur in Jesus unserem H-rrn. D-s Schlußwort sprach Ziastpforrer Dr. Schaiier: Die Ernte iaht, auch Go»et Eri te. Die Ernte ist groß, ober wemg der Albeuei! Der Vviksbvnd will tn seinem Teil h lfen, daß wir re-f werden zur Eime! Neben den G,sänken der Gemeinde vni« Posaunenbeplettr-ng erfreuten uns Dekl >ma ionen, oo» Frl K lltr per UN 0 F-> «-» S-b»l-

danach aus, Herr Wilderich, als ob Ihr selber so dächtet; wenn diese wunderliche Nonne in Goschenwald bleiben sollte, so habt Ihr den Weg dahin wohl nicht zum letztenmal gemacht!"

Möglich," antwortete Wilderich lächelnd;ich muß doch morgen sehen, ob der alte Leutnant endlich auch hincingegau- gen ist und für seinen Gast hat Sorge tragen lassen, oder ob er noch immer wie versteinert auf der Brücke sitzt."

Zweites Kapitel.

Wilderich ging in der Tat am andern Tage, als ob er da­nach sehen wolle. Er war am Morgen ungewöhnlich früh auf­gestanden, aber zuerst war er in die Mühle gegangen, mit dein Gevatter Wölfle zu reden. Margarete hatte gesehen, daß meh­rere fremde Männer die Schlucht heraufgekommen und sich eben­falls in die Mühle begeben hatten der Müller hatte seine Räder stillgelegt, als ob er Wichtigeres heute zu tun habe, als seine alten Steine sich umschwingen zu lassen. Margarete schüttelte den Kopf über dies Treiben, aber sie war gewohnt, daß man ihr ein Hehl daraus machte, und so plauderte sie ihren Aerger nur gegen den kleinen Leopold aus, der ihr von der Wiese am Bach gelbe Blumen des Löwenzahns zutrug, aus denen sie ihm eine Kette um den Hals machen mußte. Als Wilderich aus der Mühle zurückkam, nahm er erregt, wie es schien, und hastig ein Frühstück ein, dann warf er die Büchse um, pfiff seinem Hunde und schritt davon, die Schlucht hinauf.

Eine halbe Stunde später sah er die Steinbrücke von Haus Goschenwald vor sich. Der alte Schösser saß zwar nicht mehr auf der Brustwehr, aber er lag in seiner roten Uniform und mit einer hohen, weißen Zipfelmütze auf dem gelbgrauen, run­zeligen Haupte in einem offenen Fenster des TorLaues, über dem Einfahrtstor. So blickte er Wilderich entgegen, ohne sich zu rühren, nickte auch nicht mit dem Kopfe, als dieser die Hand grüßend an seine Mütze legte; wenn er auch nicht mehr starr und steif auf der Brücke faß, versteinert schien der alte Mann

Wenn man durch das gewölbte Tor im Vorbau auf den Hos von Goschenwald kam, so hatte man rechts das Haupthaus und vor sich einen im rechten Winkel vorspringenden Flügel; von diesem nach dem Vorbau hin schloß links eine niedrige gezinnte Mauer den Hof, über welche man fort in das enge, waldbewach­sene Tal und den Weiher im tiefsten Grunde blickte, in die stille, grüne, menschenleere Waldwelt.

Mitten im Hof stand eine Linde und unfern ein Ziehbrun­nen mit seinem Eisenrade zwischen zwei Steinpfeilern; bei Brunnen mußte sehr tief sein, da Goschenwald auf halber Berg­höhe lag und das ganze Tal beherrschte. Dicht unter der Linde, die weithin ihre niederhängenden Zweige ausbreitete und den Boden umher mit ihren gelben beflügelten Blüten bedeckt hatte, stand eine Bank, und aus dieser Bank saß ein junges Mädmen in ernem duuketgrimen Kleide, unter dem nach der Mcde der Zeit ein graues Unterkleid hervorölickte; ihre Brust war mit einem weißen geblümten Tuche umhüllt, das auf dem Rücken zu einem Knoten zusammengeschlungen war; um ihr Haupt wallten frei die dichten braunen Locken. So saß sie da, das Kinn auf die Hand gestützt und iy das Tal vor ihr h'nt- abschauend; ein grober grauer Strickstrumpf, mit dem sie be­schäftigt gewesen sein mußte, lag in ihrem Schoße.

Wilderich fixierte sie überrascht, als er näher kam. War das in der Tat ja, sie war es, dies schöne rosig-bleiche Antlitz konnte keinen Doppelgänger haben es war die Nonne von gestern!

Ein eigentümliches Gefühl von Befriedigung war es, wom Wilderich die Wandlung bemerkte, die aus der Nonne ein jun­ges Mädchen, anscheinend des wohlhabenden Vürgerstandes, ge­macht. Es war auffallend, daß sie so geeilt, das fromme kE liche Gewand abzutun; für den jungen Forstmann frei «tz konnte es ganz dasselbe sein, ob er sie nun so oder so sah, nn doch flößte der Anblick ihm eine warme, wohltuende Empsi ' düng ins Herz. (Fortsetzung folgt--.