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Calw im Schwarzwald
Donnerstag, den 30. Mai 1940
Nr. 125
Oer Vernichtung entgegen
Xein LnIrimieL melir kür die keinülioüeii Armeen - 08lende, I^ille und ^rmeulleres in üeulseüer Hand Vpern und Xewmel Ze8lürm1 - Artillerie lre8eüieÜ1 DünltirelieL - Lomlre» auk enZ1i8eüe XrieZ88eüiiie
Deutsche Kriegsberichter schildern neue Greueltaten
In ?aris und L-ondou wartet man immer Locü aui em Vi^rmder - k^ramösiselier Olrerst selireilrt: „Unsere Loldateir liaüerr mellt melir das Herr von 1914" - 8e^ü-daciuarl und Lüristiansen üüernelimeQ die Leieldsge^valt in HollaLd
Moskau weigert sich, die Ltnterhän-ler Mr. Churchills zu empfangen
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A- Berlin. 30. Mai.
Der inhaltschwere Satz „Das Schicksal der französischen Armee im Artois ist besiegelt" kennzeichnet die große Bedeutung des Wehrmachtsberichtes vom 29. Mai. Diesem Satz folgte die Feststellung, daß auch die englische Armee in Wandern ihrer Vernichtung entgegensieht. In London und Paris will man die Schuld für diese Niederlage aus den belgischen König schieben, weil er mit seiner Armee in einem Augenblick kapituliert habe, als die eingeschlossenen Truppen der Westmächte sozusagen den Sieg in der Tasche gehabt hätten. Diese Beschimpfung des belgischen Königs kann nicht davon ablenken, daß die Schlacht in Französisch- und Belgisch- Flandern sich unter dem Druck der deutschen Waffen vollzogen hat, und bis zu ihrem Ende vollzieht. Die Uebergabe der belgischen Armee war die Folge der Erkenntnis des belgischen Königs an der Front, daß die deutsche Ueberlegenheit nicht zu brechen war. Wenn die englischen und französischen Plutokraten sich nun herausreden wollen, dann wollen sie ihre Völker nur von ihrer eigenen Schuld ablcnken. An dem ^ieg der deutschen Waffen können diese erbärmlichen Redensarten nicht rütteln.
Der deutsche Vorstoß an den Kanal, der zur Abschneidung von drei französischen Armeen und des englischen*Exveditionskorps sowie der belgischen Armee geführt hat, wurde ja auch nicht gegen belgischen Widerstand geführt, sondern er traf französische und englische Truppen. Ebenso ist jetzt im Schluß- abschnitt des Ringens in Flandern der Stoß von Ost und West auf die Stadt Lille guer durch französische und englische Truppen geführt worden. Bei Lille vereinigten sich die angreifcnden deutschen Truppen mit den Formationen, die zum Kanal durchgebrochen und dann wieder rückwärts eingeschwenkt waren. Die Einnahme von Lille trennte nun die eingekesselten englischen und französischen Truppen in zwei verschiedene Ringe. Südlich von Lille wurden erhebliche französische Truppenmassen auf sehr engem Raum zusammengedrängt und in eine ausweglose Situation gebracht. Nördlich von Lille blieb vor allem das englische Expeditionskorps mit weiteren französischen Truppenmeng«,. Die Eroberung belgischer Kanalhäfen bis Ostende engte diesen Kessel von der anderen Seite ebenfalls schnell ein. Der letzte Flnchthafen der Engländer, das französische Dünkirchen, geriet damit schon in den Feuerbereich der deutschen Artillerie.
Lohn Nulls Verrat an Mariann
Schon in der letzten Woche Flucht vom Festlan
Von unseren, Korrespondenten
e n f, 29. Mai. Nach einer Londoner Uni ted-Prctz-Mclbung hat bereits seit Ende letz ter Woche der Abtransport englischer Truppe aus den nordfranzösischen Gebieten, und zwa zunächst über Boulognc begonnen. Die Trub pcir sind dort - wie von Augenzeugen berich tet wird 7-unter starkem deutschen Artillerie fcucr auf britische Zerstörer cingcschifft un von diesen abtransportiert worden. Daß bei Ausreißern der weitere Rückzugswcg abgc schnitten wird, dafür sorgen jetzt unsere Trup pcn durch die Abriegelung Ser Küste. Auch un sere Bomber sind weiterhin auf Wacht. Chur
Die Berichte aus London zeigen, daß man dort das Volk langsam auf die Vernichtung der besten englischen Divisionen vorbereiten muß, die das Expeditionskorps bildeten. Schon frühzeitig hatte Churchill allerdings schon den Befehl zum Ruckzug des Expeditionskorps aus Flandern gegeben. Er wollte die Verbündeten genau so im Stich lassen, wie es den Norwegern bei Namsos und Andalsnes ergangen ist. Doch die deutsche Luftwaffe hat auf diesem Rückzugswege durch ihren Bombenhagel dafür gesorgt, daß das englische Expeditionskorps sich zum Kampf stellen mußte.
Die Helden von Langcmarck ans dem Jahre 1914, die damals bei dem letzten
Angriff gefallen sind, bevor die Westfront erstarrte, ruhen nun in ihren Gräbern unter der neuen Reichskriegsflagge, die auf ihrem Ehrenmal weht. Das ist ein tiefes Symbol für die geschichtliche Größe des Sieges, den der deutsche Soldat bei dieser Mai-Offensive 1940 auf flandrischem Boden erkämpft hat. Die Opfer, die im Weltkriege fielen, waren nicht umsonst. Das deutsche Volk hat aus jenen Jahren gelernt, denn aus den Reihen der unbekannten Soldaten des Weltkrieges erwuchs der Staatsmann und Feldherr Adolf Hitler, der in diesen Wochen den unvergleichlichen Sicgeszug der deutschen Divisionen leitet.
„Deutsche Gefchuhe bedrohen London"
,^Oai1v LxvreL" erklärt clie Ledlaclit in klsnäern als bereits verloren
O r a f, i b e r r c fi i unrerer i
-sek. Bern, 81». Mai. Langsam bereitet nun die englische Presse die Öffentlichkeit darauf vor, daß sie in den nächsten Tagen und Wochen große Erschütterungen zu erwarten hat. Die Schwere der Lage könne nicht mehr verborgen werden, schreibt der „Star". England und Frankreich erlebten die schwierigste Situation ihrer gesamten Geschichte. Der „Daily Herald" erklärt, in absehbarer Zeit müßten Nachrichten erwartet werden, die wie ein Faustschlag auf die englische Bevölkerung wirken würben.
Die „Times" erklären, es sei völlig unmöglich, den Ernst der Lage, die durch die belgische Kapitulation entstauben sei, zu beschreiben. Inzwischen werden die Vorbereitungen zur Verteidigung Englands fortgesetzt. Die „Daily Mail" schreibt, die Möglichkeit einer Invasion sei die große Sorge aller Engländer und verlange eine Beschleunigung der Verteidigungsorganisation.
In London beginnt man sich an den Gedanken zu gewöhnen, daß mit Wehganös Entlastungsoffensive nicht mehr rechtzeitig gerechnet werden kann, deshalb müsse schleunigst versucht werden, die britischen Regimenter noch zu
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retten. Die Möglichkeiten für diese Flucht werden scdoch in London nur noch sehr gering eingcschätzt, nachdem die deutsche Luftwaffe den Kanal beherrscht. Für die Katastrophe mache man Frankreich allein verantwortlich, zumal nach Gamelin auch Weygand keine wir-' kungsvollen Operationen unternommen habe. Die Zurückziehung des englischen Generals Jronside vom Festland auf die Insel sei der erste Beleg einer militärischen Distanzierung, mit deren Zunahme in nächster Zeit zu rechnen sei.
„Daily Expreß" gibt zu. daß die Schlacht in Flandern nunmehr als verloren angesehen werden müsse. Die Deutschen hätten folgende Vorteile erlangt: I. Sie seien Herren des bedeutendsten französischen Industriegebietes;
2. Sie besäßen Flugstützpunkte, die England ungemein nahe sind, so daß ihre Bomber von Jagdflugzeugen begleitet werden können;
3. Ihre Artillerie werbe den Aermcl-Kanal und den Zugang des Londoner Hafens beherrschen; 4. Die Deutschen besäßen überaus wichtige Stützpunkte in Norwegen, von wo sie die Blockade der britischen Ostküste vervollständigen könnten.
Auch Weygand kann kein Wunder tun
krsvkreiek gibt seine Xoräermee snk - Hlle HoHnung gescbzpnnäen
Lonckerberic/ii unsere» üorrerpouöeoieki
ZK. Genf, so. Mai. Die belgische Kapitulation hat sich in Paris geradezu als Ner- venkrise ausgewirkt. Am stärksten war die Bestürzung offenbar bei den Kammerabgeord- netrn. „L'Jntransigeant" berichtet, daß im Palais Bourbon Panik und Entsetzen ans- gebrochen seien. In den Wandelgängen der Kammer, so berichtet „Le Petit Dauphinois", sei anfangs behauptet worden, es handele sich nur um einen deutschen Propagandatrick zur Demoralisierung Frankreichs. Die schwersten Beleidigungen gegen König Leopold seien auch von den Abgeordneten in den Wandelgängen ausgesprochen worden.
Die französischen Lageberichte lassen jetzt durchblicken, daß man in Paris den Gedanken einer Rettung der' Nordarmee fallen gelassen hat. Die einzige Aufgabe, die diese Truppen noch erfüllen könnten, bestehe darin, sich für das Vaterland zu opfern, inoem sie vor ihrer Vernichtung dem Feind noch Verluste bci- brachten.
Alles was unternommen wurde, sei im Hinblick auf die Lage lahm und schwäch, so
erklärt der ehemalige Kriegsminister General Maurin im „Paris Soir". Man habe Marschall Petain und General Weygand an das Krankenbett des bis jetzt so schlecht gepflegten Landes gerufen, aber, so fährt General Maurin fort: „Wenn die Öffentlichkeit von ihnen Wunder der Strategie erwartet, so täuscht sie sich. Die Stunde der strategischen Kombinationen ist vorbei. Nein, weder Petain noch Weygand werden Wunder vollbringen."
Der Pariser Berichterstatter von „Svenska Dagbladet" stellt fest, daß der harte Schlag der belgischen Kapitulation für die französische Öffentlichkeit vollständig unerwartet gekommen sei, wo selbst in den Kriegsberichten der letzten Tage der „heroische Kampfeswille" der Belgier gelobt worden sei. Bezeichnend ist der Satz in dem Bericht des schwedischen Journalisten, die Westmächte seien ja schon früher von Mißerfolgen getroffen worden, aber keine habe die französische Öffentlichkeit so erregt wie die letzten. Man habe überall ernste und sogar tränen- überströmte Gesuchter gesehen.
Eine Ohrfeige für England
Mister Cripps vor verschlossenen Türen
Moskau, 30. Mai. „TASS" verbreitet folgende amtliche Verlautbarung: „In Anbetracht einer Reihe von unrichtigen oder widersprechenden Mitteilungen, die in der englischen Presse über die Reise des Herrn Cripps nach Moskau verbreitet find, ist dis „TASS" bevollmächtigt worden folgendes zu erklären: In Beantwortung des Vorschlages der englischen Regierung, Herrn Cripps als speziellen und außerordentlichen Bevollmäch- tigten der englischen Negierung nach Moskau zu schicken, hat der Volkskommissar des Auswärtigen, Molotow, den Botschafter Maisky beauftragt, der englischen Regierung zur .Kenntnis z» bringen, daß die Regierung der Sowjetunion weder Herrn Cripps als besonderen und außerordentlichen Bevollmächtigten empfangen könne, noch irgend einen anderen. Wenn die englische Regierung wirklich Handrlsbesprcchnngen führen will und sich nicht einfach auf Besprechungen über einen nicht vorhandenen Umschwung in den Beziehungen zwischen England und der Sowirt- union beschränken will, so könnte sie dies über ihren Botschafter in Moskau, Herrn Seeds, tun bzw. über eine andere Persönlichkeit auf dem Posten des Botschafters in Moskau in dem Falle, daß Herr Seeds durch eine andere Persönlichkeit ersetzt werden soll."
poilus haben allen Halt verloren
Klageruf eines französischen Obersten
Berlin, 29. Mcki. Der Kriegsberichter Klaus Gundelach schreibt: Der Kommandeur einer deutschen Aufklärungsabteilung ist mit seinem Panzer-Spähwagen allein unterwegs, um ein Waldstück unweit der Oise zu erkunden. Auf einem einsamen Waldweg sieht er plötzlich vor sich einen Wagen, besetzt mit sechs französischen Offizieren. Die Offiziere greifen zu den Waffen. Aber zu spät. Nur einer bleibt unverletzt. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich zu ergeben. Es stellt sich heraus, daß der Franzose Oberst und Artilleriekommandeur ist. Er selbst verweigert jede Aussage. Aber die bei ihm Vorgefundenen und noch nicht abgesandten Briefe an seine Frau sprechen:
„Ich habe Dir gestern nicht geschrieben. Es war einer der traurigsten Tage meinesLebens. Ich habe die Haltlosigkeit unserer Infanteristen erlebt; ohne daß sie Verluste gehabt hätten, ohne daß sie bombardiert worden wären. Nichts als Furcht, ich habe sie aufgehalten, sie haben wohl gezwungen gehorcht, aber sie haben nicht mehr das Herz von 1914."
Dieser aufschlußreiche Klageruf eines französischen Obersten zeigt, in welche seelische Verfassung der Poilu durch den von seinen pluto- kratischen Machthabern vom Zaun gebrochenen Krieg gebracht worden ist.
Ln 24 Stunden zu vollsirecken
Neues Dekret der Pariser Blutregierung
jk. Genf, 30. Mai. Ein neues Dekret der Pariser Regierung verfügt, daß die Todesurteile für Verrat, Spionage, Plünderung, Vergehen gegen die Sicherheit usw. innerhalb^ von 24 Stunden verhängt und vollstreckt werden sollen. Eine Berufung ist ausgeschlossen. Ferner wird das Dekret, das alle Aeutzerun- gen, die den Widerstandswillen der Armee schädigen können, unter strenge Strafen stellt, auch aus die Kolonien auSaeoebnt. .»