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Samstag, den 18. November 1822 '

verbreitetste Zrtruni, im Oberamtsbezirk. - Kr. zeigen find daher vo bestem Erfolg.

gür telej. «usträgc wird k-. nerlei Grwähr Lbeii.onrm«» tt» wird trinr Gewähr da?u^ übernommen, dcß A»zri«r. oder Reklamen in bestimm'!! BuSßllben oder an der i>- wünichren Stelle erscheine!'. Zn Fällen von HSHerer G-- wall besteht kein Anspruch avi Lieferung der Leirung oder ans Rückzahlung d. Be»ug«urrile«.

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Die Entscheidung ist gefallen. Das grollende Gewitier, das mit dem Einzug der Entschädigungskommission in Ber­lin über Deutschland heraufzog, bat sich mit einem Donner- schlag entladen und das Kabinett derErfül­lung" i st g e f ä l l t. Ist das der Zweck des Pariser Be­suchs gewesen? Gleichviel; die Wirkung ist da, und sie ist jedenfalls im Sinn der Herren Barthou und Prad - bury. Der französische Führer der Kommission sagte schon in Berlin, mit einer solchen Regierung, nämlich der des Dr. Wirth, sei nichts anzufangen, und er wollte am dritten Tag wieder abreisen. Die Pariser Blätter gab.m die nötige Auslegung dazu, und so konnte man sich ungefähr ein Bild machen, auf welchen Ton die damaligen Verhandlungen in Berlin abgestimmt waren. Unmittelbar aus Berlin hat die deutsche Oeffentlichkstt allerdings darüber nichts erfahren; die spärlichen halbamtlichen Berichte waren so nichtssagend oder kleinlaut wie möglich. Es gab eine Zeit, wo Dr. Wirth den Größen des Verbands gar nicht unangenehm war und wo er manches öffentliche Lob aus ihrem Mund zu hören bekam. Das hat sich zum.Teil geändert, je mehr sich die Erfüllung" als unmöglich erwies und der Reichs­kanzler selbst an der Durchführbarkeit seines Programms zweifelte. Lloyd George, das muß gesagt werden, steht heute noch zu Dr. Wirth, und fein BlattDaily Chroni'cle" ist fast das einzige, das dem gestürzten Reichskanzler freund­lich gsgsrrüberftsht. Ln Frankreich war es anders, und nach­dem Lloyd George selbst gestürzt war, machte man in Paris kein Hehl mehr daraus, daß man die Entfernung D r. Wirths und.seines KabineW wünsche. Es ist be­schämend für uns, aber eine leidige Tatsache, daß über Sein oder Nichtsein einer deutschen Regierung schließlich auch eine auswärtige Macht zu.befinden hat. Die Mine, die das Ka­binett Wirth in die Luft sprengte, wurde in Paris gelegt, und dieser Tatsache gegenüber ist es- unerheblich, wer zum Schluß die Lunte entzündet hat. Wenn aber nun die Pariser und Londoner Presse keinen guten Faden mehr an Dr. Wirth läßt, so können mir Deutschen, ohne Unterschied der Partei­stellung, dafür nur ein verächtliches Achselzucken haben.

Die Politik der Erfüllung war ein verhängnis­voller Irrtum, wenigstens hinsichtlich der Mittel, mit denen sie betrieben werden sollte. Steuern über Steuer«, und noch­mals Steuern und Abgaben ohne Ende, Zwangswirtschaft, Zwangsanleihe was ist aus ihr geworden? Wo.ist das Geld hingekommcn? Es sollen damit die Verpflichtungen des berüchtigten Londoner Ultimatums abgetragen werden, aber keinen roten Heller hat die Entente aus den Steuern gesehen. Alles ging in der inneren Verwaltung des Reichs drauf, und trotzdem hat es nirgends gereicht; "Post und Eisenbahn häuften Milliarden auf Milliarden Fehl­beträge und die Papiernoten haben die halbe Billion schon weit überschritten. Die Politik der kleinen Mittel gleicht dem Versuch, tropfenweise ein rinnendes Gefäß zu füllen Diese Erfüllungspolitik hat zu einer entsetzlichen Ver­armung des deutschenVolks geführt und mußte dazu führen, ohne daß die Entschädigungsschuld des Londoner Ultimatums merklich verringert worden wäre. Zwei Zahlen beweisen dies schon handgreiflich: als Dr. Wirth am 10. Mat 1921 sein Amt antrat, stand der Dollar nicht ganz aus 65 Mark. Als er am 15. November 1922 dem Reichsprä­sidenten den Rücktritt seines Kabinetts anzeigte, wurden für den Dollar rund 8000 Mark bezahlt. Vergebens war der Reichskanzler von den Führenden der Industrie und Land­wirtschaft, Stinnes voran, gewarnt worden; mit Rathe- nau glaubte er es machen zu können.

Nun aber konnte es nicht mehr so weiter gehen. Di« Gutachten der ausländischen Sachverstän­digen, die übrigens auch nichts anderes besagten, als was in Deutschland schon hundertmal gesagt worden war, ließen beim Reichskanzler die Ueberzsugung zum Durchbruch kom­men, daß ein anderer Kckks eingeschlagen .werden müsse. Im Einverständnis mit den drei .Koalitionsparteien, der Deut- schen Volkspartci und der Bayerischen Volkspartei, und darum auch nach dem Rücktritt des Kabinetts Wirth für Deutschland verbindlich, wurde der Entschädigungskommission am 13. November ein neues Entschädigungspro­gramm übersandt, das auf den Gutachten der Ausländi­schen fußte: Festigung der Mark mittels einer ausländischen Anleihe von 500 Millionen Goldmark unter gleicher Beteili­gung der Reichsbcmk Reichsbankpräsident Havenstein sagte unter der Bedingung der genannten Ausländsanleihe, eines längeren Zahlungsaufschubs der Entente und her -völ­ligen Umgestaltung-der deutschen Arbeitsleistungen* das ge­fährliche Risiko des halben Reichsbankgoldschatzes zu, ferner

sparsame Umgestaltung der Verwaltung in Mich und Lan­den und Steigerung der Arbeitsleistung durchNeuregelung des Arbeitszeitgesetzes". Dagegen verlangt das Programm eine Stundung der Barzahlungen und Verringerung der Sachleistungen auf 3 bis 4 Jahre.

Es lag auf der Hand, daß dieses Programm mit dem bisherigen, rein parteimäßig zusammengesetzten Reichsmini­sterium, um dessen innere Einigkeit es ohnedies nicht mehr zum Vesten stand, nicht gut zu machen war, zum mindesten sollte die Verantwortung auf eine möglichst breite parlamen­tarische Grundlage gestellt werden. Da aber bei der Ab­neigung der Vereinigten sozialdemokratischen Partei, mit der Deutschen Volkspartei in der Regierung zusammenzuarbciten, die zur Fata Morgan« gewordeneGroße Koalition" nicht erreichbar schien, wollte Reichskanzler Wirth, um dem Kind einen andern Namen zu geben, einWirtschaftliches Kabi­nett" oder einKabinett der Persönlichkeiten" bilden, in dem Leute der Deutschen Volkspartei mittun sollten, aberin­offiziell", nicht als Bolksparteilsr. Dafür bedankte sich die Volkspartei, der in den letzten Jahren schon oft genug der Stuhl vor die Tür gesetzt worden war; und zuguterletzt versagte die Sozialdemokratie dem Kanzler die Gefolgschaft überhaupt. Der Zusammenbruch war fertig.

Der Reichspräsident hatte nun nach der Verfassung einen Mann seines Vertrauens mit der Neubildung des Kabinetts zu beauftragen. Es zeugt wiederum für die staatsmännische Einsicht Eberts, daß er ein reines Parteikabinett vermie­den wissen wollte, um so mehr, als die Zentrumspartei nun­mehr dis tätige Beteiligung an der Kabinettsbildung ab­lehnte. Nach verschiedenen Versuchen fiel die Wahl des Reichspräsidenten auf Geheimrat C u u o, der die Aufforde­rung auch annahm. Dr. Wilhelm Cuno hatte bis zum Jahr 191? als Geheimer Oberregierungsrat im Verwaltungsdienst Preußens bezw. des Reichs gestanden, war dann sin den Vorstand der Hamburg-Amerika-Linie eingetreten und nach dem Tod Ballius deren Generaldirektor'geworden. Kürzlich wurde sein Name genannt als Kandidat für das verwaiste und scheinbar so stiefmütterlich behandelte, Labei aber Loch so wichtige Reichsministerium für Auswärtige Angelegen­heiten. Bekanntlich versah es bisher der Reichskanzler im Nebenamt. Das Ministerium war seither von der Sozial­demokratie als der stärksten Partei beansprucht wor­den, aber von Amerika wurde energisch abgewinkt; man wünsche keinen Sozialdemokraten für den amtlichen Verkehr auch ein Zeichen unserer Abhängigkeit vom Ausland. Da aber die Besetzung mit einem anderen Partei.nann die ohnedies zahlenmäßig nicht ganz zutreffende Verteilung der Reichsämter noch mehr zu Ungunsten der Sozialdemokrati­schen Partei verschoben hätte, so ließ man das Ministerium seit dem Tod Rathenaus unbesetzt, d. h. der Reichskanzler verwaltete es, so gut es eben ging. Viele Freude wird er nicht daran gehabt haben.

Reichskanzler Cuno denkt nun. gleichfalls nicht daran, ein Parteikabinett zu bilden. Er hat sich, wie ge­meldet wurde, mit verschiedenenWirtschaftssach­verständigen" ins Benehmen gesetzt, auch für ihn wer­den demnach die wirtschaftlichen Gesichtspunkte maß­gebend sein, nicht die parteipolitischen. Das Entschädigungs- Programm vom 13. November in allen seinen Auswirkungen nach innen und außen durchzuführen, ist seine Aufgabe eine Riesenaufgabe, von deren richtiger Lösung nun aber Gedeih und Verderb des deutschen Volks abhängt. Und es ist bittere Notwendigkeit, daß ein Mann mit fester, sicherer Hand die Reichszügel ergreift. Am Rhein 'sind schon wie­der alle Bande los; in den Städten und auf dem Land wird geraubt und geplündert, sinnlose Sachschäden ge­macht, die wieder in die Hunderte von Millionen gehen. Der Teuerung wegen! Als ob dadurch die Lage besser würde, daß man alles kurz und klein schlägt! Die aufgeregten Massen wissen nicht, daß es in Deutschland, bei Licht besehen, keine Teuerung gibt, daß vielmehr die ungeheure Geldentwertung uns so arm gemacht hat. Nur ein Beispiel von Tausenden möge dies beweisen. Die Reichs­bank bezahlt für ein Goldzehnmarkstück 10000 Mark Papier, die jetzige Mark ist also nach der amtlichen Reichsbank- bewertung im Inland nur noch den tausendsten Teil gegen früher wert. Wenn nun ein Doppelwecken heute 30 Mark kostet, gegen früher 6 Pfennig, so scheint das ein furchtbarer Wucher zu sein; in Wirklichkeit kostet aber dieser Wecken, obgleich e r gleichgcblieben ist, jetzt nur drei Pfennig alten Werts, also nur die Hälfte gegen früher; der Preis der Ware hat sich also nicht gehoben, sondern das Geld hat sich gesenkt. Die Mark hat sich aber tatsächlich nicht um das Tausendfache bloß verringert, sondern um das Zwei- tavfrnüfache, wie man an ihrem Wertverhältnis zum ausländischen Geld sieht: ein Dollar ist nicht mebr 4.20 Mk

wert wie früher, auch nicht mehr 4000 Mark, sondern 8006 bis 9000 Mark. Das ist sehr traurig und für jeden von uns bitter genug, sofern man nicht zur Schiebergilds gehört; aber wie soll man anders aus dieser durch das Londoner Ultima­tum geschaffenen fürchterlichen Lage kommen,, ols durch harte Arbeit und äußerste Sparsamkeit^ Das hat das neu« Programm versprochen und das will Reichskanzler Cuno versuchen.

Die Entschädigungskommission zeigt sich dem Programm gegenüber noch sehr zurückhaltend; erst will sie die neue Reichsregierung sehen mich sie auf ihren Willen und ihre Fähigkeit prüfen, ehe sie sich über Annahme oder Ablehnung schlüssig macht. Frankreich hat eben auch so bei­läufig 350 Milliarden Schulden und sein Staatshaushalt will gar nicht mehr ins Gleichgewicht kommen. SchuLden- nachlah für die Verbündeten ist aber vorläufig bei Eng­land wie bei Amerika ziemlich aussichtslos, wenn auch die gegenwärtige republikanische Regierung in Amerika, nach­dem die Demokratische Partei^bei den letzten Kongreß- wah len zwar nicht die Mehrheit, aber doch einen recht starken Zuwachs'erreicht hat, geneigter erscheint, ihren seit­herigen hochfahrenden Ton Europa gegenüber etwas zu dämpfen. , Indessen sind die Verbündeten selbst der­malen nicht so miteinander zufrieden. Der Zauderer Bo­na r Law scheint ja wohl durch dieenglischenParla- ments wählen vom 15. November die gewünschte kon­servative Mehrheit zur dauernden Einrichtung seinervor­läufigen" Negierung erreicht zu haben, aber in dem Tausch­handel: französische Unterstützung im Orient gegen englische Unterstützung am Rhein ist man noch nicht eins geworden« Bonar Law oder Curzon, der Außenminister, wollen sich nicht vergeben, vielleicht dürfen sie auch noch nicht zu weit gehen, denn sie haben wohl Lloyd George, der mit seiner neuen Partei in den Wahlen eine schwere Nieder­lage erlitten hat, nicht mehr zu fürchten, dagegen hat die Arbeiterpartei es zu einer starken und gefährlichen Oppo­sitionsstellung gebracht. Andererseits will Pomcard, wenn er sich auch vielleicht nichts daraus macht, die Türken zu opfern, wie England die Griechen geopfert hat, sich seine Unterstützung so teuer wie möglich bezahlen lassen, und auch der Italiener Mussolini hat sich gemeldet: Italien werde nichts um nichts mehr tun. Auch Italien will seinen Anteil bekommen im Orient und von der Kriegsentschädigung. Den Türken ist aber endlich der Geduldsfaden gerissen; sie haben gemerkt, daß man sie in Mudania nur am Narren­seil geführt hat und die rücksichtslose Behandlung ihres Frie­densbevollmächtigten Ismed Pascha, den man acht Tags lang einsam in Lausanne sitzen ließ, ehe es der englischen Re­gierung beifiel, sich zur Konferenz zu bequemen, hat dis Stimmung gegen dieEuropäer" nicht verbessert. So ist denn die LageinKonstantinopel nach den Berichten der verbündeten Oberkommissare äußerst gefährlich, zumal der Sultan, ermuntert durch England, seine von Angora beschlossene Absetzung immer noch nicht anerkennt und unter dem Schutz der en-glischen Kanonen im Jildispalast verharren will, aus den allerdings seine ganze Macht beschränkt ist- Die nächsten Wochen werden wichtige Ereignisse bringen für die Türkei, für Deutschland, für die ganze Welt. Möge die neue Reichsregierung ihnen wohlgewappnet gegeuüberstehen.

Neue Nachrichten

1 Million Tonnen Kali für den Verband

Berlin. 17. Nov. Der Verband hat vor einiger Zeit- eine Forderung von einer Million Tonnen Kalidünger an Deutsch­land gestellt, wovon 50 000 Ton. sofort geliefert werden sol­len. Die Nerchsregieru^g hat wegen der Forderung noch keine Fühlung mit der Kaliindustrie genommen, deren Stel­lung nach amtlicher Mitteilung ausschlaggebend sein solle. Erst müsse der Bedarf der deutschen Landwirtschaft sicher- gestellt sein. In der Kaliförderung kann von größeren Ueber- schüssen keine Rede sein, eine Erfüllung des feindlichen Ver­langens ist also ausgeschlossen, auch wenn die Förderung ge­steigert würde. Der Verband der Bergarbeiter hat gegen das Verlangen Einspruch erhoben, weil er zu den schlimmsten Folgen für die Landwirtschaft führen müßte, die heute kaum zureichend von der Kalrindustrie beliefert werde. Die Bergarbeiter verlangen, daß die Reichsregieruno keine Entscheidung ohne die Zustimmung der Arbeiter treffe

Es ist Len Franzosen nicht genug, daß sie die vor dem Krieg neu erschlossenen großen Kalilager im Elsaß uns ge­raubt haben, deren Betrieb sie allerdings arg verlottert ha­ben, sie wollen auch noch die uns verbliebenen Lager als Kriegsentschädigung" plündern.

Schwarze Willkür im besetzten Gebiet

Arankfurt a. M.. 17. Nov. Kaum war in der Umgebung von Höchst a. M. die letzte Grummeternte geborgen, als hau-