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Nr. 220
Amts- und AuzeigeblM für den OberamlsbeKk Sa-M
Gegründet !S2S Zemfprecher 7Io. 2L.
Schrtstlrtmn,, Druck und «erlag von ». W Latser (Karl Zuller) Nagold.
Mittwoch, den 2V. September 1922
Verbreiterst« Zeitung in- Oberamtsbezirk. — Ai» zeigen find daher von bestem Erfolg.
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96. 3ahrg«mg
Tagesspregel
Nach der Belgischen Telegraphenagenkur faßt die belgische Regierung nach dem Abkommen von London eine gütliche Lösung der strittigen Punkte in den Verhandlungen über die Schatzwechsel ins Auge aus der Grundlage, die von den belgischen Bevollmächtigten in Berlin ausgestellt worden war.
Der außerordentliche Skaakswerichlshof in Leipzig wurde am 19. September vormittags durch den Vorsitzenden, Se- nakspräsident Dr. Hagen, eröffnet. Der Vorsitzende wünschte, daß der Gerichtshof dem Vaterland zum Segen gereiche und der Gerichtshof sich das Vertrauen des deutschen Volkes erwerben möge.
Der belgische Eisenbahnerverband hat den französischen Arbeitern gemeinsames Vorgehen zugesichert, wenn sie wegen des Achtstundentages in den Ausstand treten wollten. Die französische Regierung will bekanntlich im Eisenbahn- und im staatlichen Seehandelsdienst den achtstündigen Arbeitstag abschaffen.
äc-nal Pascha hak an die Verbündeten eine maßvolle Ant- wort aus deren herausfordernde Note, daß die Verbündeten das Betreten der neutralen Zone durch die Türken nicht dulden werden, zugehen lassen. Die seine diplomatische Antwort kemals wird die Engländer zunächst erleichtert ausatmen lassen.
Der englische Außenminister Lord Curzon ist nach Paris zu Besprechungen über die Orientkrise obgereist.
Ungarn yzurde am Montag von der VölkerbundSvsr- sammlung in Genf einstimmig in den Völkerbund ausgenommen.
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Sven Hedins Mahnruf an Deutschland
2er mutigste und getreueste Freund Deutschlands, der uns die Treue gehalten hat, als alle uns verließen und aDes in Scherben ging, der berühmte schwedische Naturforscher Sven Hedin ist zu der Jahrhundertfeier der Gesellschaft der Deutschen Naturforscher und Aerzte in Leipzig eingetrof- fen. Ein Vertreter der „Leipz. N. Nachr." hatte Geleg-nheit, mit Sven Hedin in ein Gespräch zu kommen und seine Ansicht über die Lage Deutschlands zu hören. Zunächst sprach der Schwede seine rückhaltlose Bewunderung aus über die wissenschaftlichen Leistungen Deutschlands, wie er sie wieder auf dem Naturforschertag erlebt habe. Kein Volk der Welt werde das nachmachen. Mit vor Zorn blitzenden Augen fuhr Hedin auf: „Der Versuch, deutsche Wissenschaft zu verunglimpfen oder kalt zu stellen, ist ebenso lächerlich wie gefährlich. Damit schaden sich nur die anderen. Deutschland steht auf dem Gebiet der Wissenschaften unerreicht hoch. Es verliert bei solchem Boykott weniger als jene, für die der Verlust der deutschen Wissenschaft einfach unerträglich werden würde!"
Auf die Frage: Wie denken Sie über das heutige Deutschland? Glauben Sie an seine Zukunft? — schweigt Sven Hedin einige Augenblicke. Dann sagt er mit immer größerem Nachdruck:
„Ich weiß über das neue Deutschland nur, was unsere Zeitungen melden. Aber ich sehe, daß Sie arbeiten, existieren unter den ungeheuerlichsten Umständen. Ich bewundere die Zähigkeit Ihres Volks, dar all das Unerhörte ertragen kann, was auf ihm liegt, und dabei immer noch Vorbildliches auf vielen, vielen Gebieten leistet. Es spricht au; all dem eine ungeheure Lebenskraft, die nicht untergehev kann. Sicherlich kommt Deutschland wieder aus dem Elend heraus! Es werden sich weltgeschichtliche Dinge ereignen, die zum Vorteil Deutschlands ausschlagen werden. All das wird sich naturnotwendig entwickeln, kann nicht kommandier! oder erzwungen werden. Wie es jetzt ist, kann es nicht weiter gehen. Auch die anderen wollen das nicht.
Aber — Deutschland muß selbst das Entscheidende tun! Es muß einig werden!! 60 Millionen einiger Deutsche, einig im heißen Willen zum Wiederaufbau, einig in Arbeit und einig im nimmer ruhenden Protest gegen die schreiende Ungerechtigkeit des Versailler Vertrags, die würden eine Macht darstellen, über die die Welt nicht hinwegkommen könnte, eine Macht, die Frankreich und England zur Gerechtigkeit zwingen würdel
Also hinweg vor allem mit Euren Parteist rei> tigkeiten! Sie sind der Tod Deutschlands. Seid einig. Dann werden Euch die anderen, vor allem die Neutralen, helfen. Haltet zusammen. Nur wenn Ihr einig seid, wird der Vernichtungswille Frankreichs zuschanden werden. Nur wenn Ihr einig seid, hat Deutschland eine Zukunft!"
Die deutsche Emwanoerung in Amerika
Amerika sucht sich, hauptsächlich auf Betreiben der Arbeiter, die europäische Einwanderung vom Leibe zu halten. Es hat deswegen ein Gesetz angenommen, das die Einwanderung ursprünglich auf 5 v. H., späterhin auf 3 v. H. der ausländischen Vorkriegsbevölkerung beschränkte. Neuerdings will man sogar noch weiter gehen und die Zahl der Neuankömmlinge auf 2 v. H. der im Jahr 1910 vorhandenen fremden Völker beschränken. Die Zahlen der Ein- und Auswanderungsstatistik für das Jahr 1921/22 ergeben nun ganz merkwürdige und für die Amerikaner selber höchst unerwünschte Zustände. Es stellt sich nämlich heraus, daß die „erwünschten" Europäer, das heißt die Deutschen, Skandinavier, Holländer ufw., Amerika überhaupt meiden, und daß dafür die unerwünschten Einwanderer aus der Südostecke Europas, die man mit dem Gesetz treffen sollte, an ihre Stell« treten. Außerdem zeigen die Zahlen, daß die Abwanderung aus Amerika fast so groß ist wie ' e Zuwanderung, so daß sich im letzten Jahr ein Einn ,-ngsüber- schuß von nur 111000 Personen ergab, während die Ein» Wanderung früher immer die Million überschritt. Ob Amerika auf die Dauer ohne die europäischen „Grünhörner" wird auskommen können, ist nicht gut anzunehmen, und man liest jetzt schon, daß die Industrie wie die Landwirtschaft über das Ausbleiben der ungelernten europäischen Arbeiter nicht gerade erbaut ist. Italien konnte unter dem 3-v.-H.-Gestz 42 000 Einwanderer nach Amerika bringen, brachte aber fast 48 000; dafür wanderten 54 000 Italiener für dauernd aus Amerika ab. Polen sandte statt seiner Quote von 21 000 etwa über 33 000, nahm aber fast 34 000 wieder zurück. Griechenland sandte statt 3300 Einwanderer 3500, erhielt aber 7800 Auswanderer wieder zurück. Statt der 77 000 Engländer kamen nur 15 000; dafür wanderten aber nur 6000 Engländer zurück.. Die Tschecho-Slowakei sandte statt der erlaubten 14 30E Einwanderer 14 800 und erhielt 8200 Auswanderer zurück, Rußland statt 21600 nur 15 000 bei 6500 Auswanderern. Deutschland hätte 68 000 Einwanderer schicken können, schickte aber nur 17 000, und da nur 4200 Rückwanderer gezählt werden, hat Deutschland eitlen Einwanderungsüberschuß von 12 800 und steht damit unter allen Völkern an erster Stelle. Im ganzen belief sich die Zahl der zugelassenen Einwanderer auf 310 000, und die der Auswanderer auf 198 600, so daß sich ein Ueberschuh von 111400 ergibt. Wie der Bundesgeneralkommissar für das Einwanderungswesen, W. W. Husband, erklärt, ist auf Grund dieser Statistik die eigentliche Frage jetzt noch gerade so ungelöst wie früher, Nach seiner Ansicht sollte ein Gesetz geschaffen werden, das tatsächlich den Bedürfnissen des Landes entspricht, d. h. die Einwanderung sollte nicht nach Nationen, sondern nach Berufen geregelt werden. Wenn Amerika z. B. viele Farmarbeiter und gelernte Fabrikarbeiter wünsche, dann wisse man, daß man sie in Deutschland oder Schweden finden könne, und man könnte mittels der großen amerikanischen Handelsflotte besondere Einwanderungsvergünstigungen gewähren. Amerika bekäme dann den „erwünschten Stock" und halte dabei den unerwünschten von selbst fern. Der Plan habe allerdings auch seine Nachteile, aber irgend etwas Aehnliches müsse geschehen. Mit einem 3- oder 2-v.-H.-Ge- setz lasse sich die immer wichtiger werdende Einwanderungsrage nicht lösen; mit der Verrammlung der Eingangstür ei dem Land nicht gedient.
Amerika hatte, was offenes Geheimnis ist, besonders aus Deutschland eine große Zuwanderung erwartet. Sie ist aber zur großen Enttäuschung der Amerikaner ausgeblieben, weil Amerika nicht mehr den Anreiz bietet wie früher, und weil sich daher die deutsche Auswanderung nach Südamerika wendet. Im Jahr 1921 sind von insgesamt 9600 Deutschen nicht weniger als 8000 nach Süd- und Mittelamerika gegangen. In den andern europäischen Ländern liegen die Dinge ähnlich. Man geht nach Südamerika, nach Australien, nach dem westlichen Kanada, wo noch ungeheure Flächen jungfräulichen Bodens der Erschließung harren. Für Amerika ist diese Erscheinung höchst unbequem, denn Argentinien, Kanada und Australien sind heute schon die gefährlichsten Wettbewerber Amerikas auf den Getreidemärkten der Welt. Eine Ablenkung der Auswanderung nach diesen Ländern muß notwendig zu einer Verstärkung dieses Wettbewerbs führen und den amerikanischen Bodenerzeugnissen den Absatz beschränken. Amerika sieht das zu spät ein und sucht sich nun dadurch zu helfen, daß es die europäische Einfuhr durch unerhörte Schutzzölle unmöglich zu machen sucht. Das Heil Amerikas liegt aber nicht in der Aussperrung der Einfuhr, sondern in der Erhöhung der Ausfuhr. Durch sein« Einwanderungspolitik hat es sich selber einen sehr lästigen Wettbewerber geschaffen.
Die neuen Postgebühren
Die wesentlichen Gebühren, die vom 1. Oktober 1922 an Im Post-, Postscheck- und Telegraphenverkehr innerhalb Deutschlands voraussichtlich bis zum 1. Dezember gelten, sind folgende:
Für Postkarten im Ortsverkehr 1.50 -ft, im Fernverkehr 3 -ft.
Für Briefe im Ortsverkehr bis 20 Gramm 2 -ft, über 20 Gramm bis 100 Gramm 6 „ft, über 100 bis 250 Gramm 8 -ft. Briefe im Fernverkehr bis 20 Gr. 6 „ft, über 20 Gr. bis 100 Gr. 8 -ft, über 100 bis 250 Gr. 10 -ft. (Für nicht oder unzureichend freigemachte Postkarten und Briefe wird das Doppelte des Fehlbetrages, mindestens aber ein Betrag von 50 Pfg. nacherhoben.)
Für Drucksachen bis 20 Gr. 1 -ft, über 20 Gr. bis 50 Gr. 1.50 -ft, über 50 bis 100 Gr. 3 -1t, über 100 bis 250 Gr. 6 -ft, über 250 bis 500 Gr. 8 -ft, über 500 Gr. bis 1 Kilogramm 10 -ft. Für Ansichtskarten, auf deren Vorderseite Grüße oder ähnliche Höflichkeitsformeln mit höchstens -fünf Worten niedergeschrieben sind, 1 -ft. '(Ansichtskarten, die weitergehende schriftliche Mitteilungen enthalten oder bei denen sich Mitteilungen auf der Rückseite befinden, unterliegen der Postkartengebühr.)
Für Geschäftspapiere und Mischsendungen bis 250 Gr. 6 -ft, über 250 bis 500 Gr. 8 -ft, über 500 Gr. bis 1 Kilogramm 10 -ft. Für Warenproben bis 250 Gr. 6 -ft, über 250 bis 500 Gr. 8 -ft. (Nicht freigemachte Drucksachen, Geschäftspapiere und Warenproben werden nicht befördert. Für unzureichend freigemachte Sendungen dieser Arten wird das Doppelte des Fehlbetrags, mindestens aber ein Betrag von 50 Pfg. nacherhoben.)
Für Päckchen bis 1 Kilogramm 12 -ft.
Für Pakete Nahzone Fernzone
bis 5 Kilogr. 30 -ft 80 -ft
über 5 bis 7)4 Kilogr. 40 -ft 120 -ft
über 7)4 bis 10 Kilogr. 60 -ft 160 -ft
über 10 bis 15 Kilogr. 100 -ft 280 -ft
über 15 bis 20 Kilogr. 140 -ft 360 -ft
(Pakete von Verlegern, die nur Zeitungen oder Zeitschriften enthalten, sog. Zeitungspakete, bis 5 Kilogr. in der Nahzone kosten 15 -ft.) Für Wertsendungen (Wertbriefe und Wert» pakete) die Gebühr für eine gleichartige eingeschrieben« Sendung und die Versicherungsgebühr, die beträgt für jg 1000 -ft der Wertangabe 3 -ft, mindestens bei einer Sendung S -ft.
Für Postanweisungen bis 100 ^ft 6 -ft, über 100 bis 500 -ft 10 „ft, über 500 bis 1000 „k 12 -ft, über 1000 bis 2000 -ft 16 -ft, über 2000 bis 5000 -ft 20 -ft. (Meistbe- trag ist von 2000 -ft auf 5000 -ft erhöht.)
Die Einschreibgebühr ist auf 4 -ft festgesetzt.
Für die Eilbestellungen sind bei Vorauszahlung zu entrichten für eine Briessendung:
für ein Paket
nach dem Ortsbestellbezirk 6 -ft 12 -ft
nach dem Landesbestellbezirk 18 '-ft 24 ^t Für bar eingezahlte Zahlkarten
bis 100 -ft einschl. 3 -ft
über 100 bis 500 -ft einschl. 5 -ft
über 500 bis 1000 -ft einschl. 6 -ft
über 1000 bis 2000 -1t einschl. ^-ft
über 2000 bis 5000 -ft einschl. 10 -ft über 5000 bis 20 000 -1t einschl. 12 -ft
Zür je weitere 10 000 -1t oder einen Teil dieser Summe Mehr 6 -ft, für bargeldlos beglichene Zählkarten dieselbe Gebühr, höchstens jedoch 30 „ft; für eine Zahlkarte, für Kassenschecke, die bargeldlos beglichen werden, )4 vom Tausend des Schsckbetrags, für Barauszahlungen mit Postscheck 2 vom Tausend des Scheckbetrags.
Für gewöhnliche Telegramme für jedes Wort 5 -ft, mindestens 50 -1t, im Ortsverkehr jedoch 3 -ft für jedes Wort, mindestens 30 -ft.
Die Auslandsgebühren betragen vom 1. Oktober 1922 ab: für Postkarten 12 -ft, jedoch nach Ungarn und Tschecho-Slowakei 9 -ft, für Briefe bis 20 Gr. 20 -ft, jede weiteren 20 Gr. 10 -1t, jedoch nach Ungarn und Tschecho- Slowakei bis 20 Gr. 15 -1t.
Obstoerderb durch Frachtverteuerung
1..L. Der heurige Obstsegen ist allgemein ein überaus großer und sollte man glauben, es könnte der Verbraucher, selbst im entferntesten Winkel, zu sehr mäßigen Preisen, seinen Obstbedarf «indecken. Dem ist aber leider nicht so, weil die Frachtsätze viel zu teuer sind. Die Reichse'senbahnver- waltung erhebt beispielsweise an Fracht für 1 Waggon mit 200 Ztr. Obst, gleichviel ob Most-, Wirtschafts- oder Tafelobst, von Kehl a. Rh. nach Stuttgart 20 150 -ft, von Kufstein nach Stuttgart 36 918 -ft, von Friedrichshofen nach Stuttgart 23 880 -ft, Ravensburg—Berlin 65 319 -ft, Stückgutsendungen sind mit einem noch viel höheren Frachtsatz belastet. Der Preis, den zurzeit der Erzeuger zu erzielen vermag, beträgt ober nur im Durchschnitt höchstens 200 -ft für den Ztr. Tafelobst, also der Waggon mi: 200 Ztr. 40 000 -1t. Demnach sind die Frachten auf weiten Strecken bedeutend höher als der Erzeugerpreis. Zu den teuren Frachtsätzen kommen aber noch die überaus hohen Auslagen für Fuhrwerk, Spedition, Verpackung und Verladung. Kein Wunder, wenn in den Erzeugergebieten massenhaft Obst zugrunde gehen muß, weil der Erzeuger in keiner Weise auf leine Kosten kommt und der Absatz, infolae der zu hohen