ÄchwaHtoalö-Nacht

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Calw im Schwarzwald

Freitag, den 26. April 1940

Nr. 98

Norwegischer Transportzug vernichtet

Oie cieulsesie ^ui/u-ai/e /emci/ici?e T'r'llppendeu-eZun^en / marsckkesencie Xoionnen 8ciru?e»' Zel^o^en

Berlin, 25. April. lieber Stockholm wird die Schilderung eines deutschen Bomben­angriffes auf einen norwegischen Truppen- transportzng gegeben. Als in Röros gemeldet wurde, daß die deutschen Truppen sich von Süden näherten, wurde versucht, eine Abtei­lung von 16» Mann norwegischer Soldaten mit Trupprntransportzug vorzuwerfen. Der Zug wurde jedoch während der Fahrt von deutschen Fliegern bombardiert und völlig vernichtet. Nur dir Lokomotive und der Ten­der sind übrig geblieben

Die enge Zusammenarbeit der deutschen Lustwaffe mit den Verbänden des Heeres, ins­besondere mit den Panzerkraftwagen, wird in verschiedenen Berichten anerkennend erwähnt. In erster Linie sei hierauf der blitzschnelle Vormarsch der Deutschen zurückzuführen.

Wichtige Bahnhöfe zerstört

Die deutsche Luftwaffe hat in wirksamer Unterstützung der Operationen im Raum zwi­schen Drontheim, Andnlsnes und dem Kampf­gebiet im Norden Oslos Verbindungswege und feindliche Truppenansammlungen an­gegriffen. Die Eisenbahnlinien Andals- nes Dombaas, Hjerkin Dombaas und Albdal Ätna wurden durch Bombentreffer an verschiedenen Stellen unterbrochen. Auch Bahnhöfe wurden zerstört, ein Trans­portzug vernichtet nnd an verschiedenen Stel­len Straßen getroffen. Marschierende Kolon­nen wurden angegriffen und erlitten schwere Verluste. Im Raum von Bergen wurde die Eisenbahngabel ostwärts Boß zerstört. Uebcrall ist cs in wirkungsvollem Einsatz gelungen, die Verbindungswege zu zerstören und wichtige Bcrkehrsmöglichkeiten auszuschalten.

Der große Erfolg bei Drontheim

Die Erfolge der deutschen Truppen nördlich Drontheim sind für die weitere Krieg­führung in Norwegen von gröszte.r Bedeu­tung. Durch die Besetzung wichtiger Engen und Geländepunktc in der Gegend von Steinkjer ist der Raum von Drontheim gegen jede Bedrohung von Norden her ge­sichert. Der Kampfwert der den deutschen Truppen gegenüberstehendcn Verbände wird nach den bisherigen Eindrücken als gering bezeichnet. So konnte zum Beispiel eine gut ausgebante und wichtige Stellung, die mit sechs Maschinengewehren besetzt war, von einer kleinen deutschen Abteilung ohne eigene Verluste genommen werden.

Zwei Volltreffer mit Wasserbomben

Zu der im OKW.-Bericht den wir an an­derer Stelle veröffentlichen erwähnten Ver­senkung von zwei feindlichen U-Boo- ten durch deutsche U-Bootjäger werden wei­tere Einzelheiten bekannt: Ein N-Boot wurde mit Wasserbomben angegriffen. Es kam kurz darauf an die Oberfläche und kenterte. Lang­sam versank es wieder, um nach wenigen Minuten wieder aufzutanchen. Es war dabei deutlich festzustellen, daß das Boot manövrier­unfähig war und nicht mehr dem Steuer und der eigenen Maschinenkraft gehorchte. Kurz darauf versank es endgültig. Bei dem an-

Eine ernste Wnrrrunq

Britische Luftangriffe auf offene Städte

Berlin, 25. Slpril. In allerletzter Zeit mehren sich die Fälle. denen britische Flug­zeuge offene Städte, die keinerlei militärische Bedeutung haben, mit Bomben belegen. Es wurden am 12. April der Bahnhof der an der schleswig-holsteinischen Küste gelegenen Stadt Heiligcnhafcn, in der Nacht vom 22. zum 23. April die Wohnviertel der Zivilbevölke­rung in Oslo und in der darauf folgenden Nacht die Stadt Heide in Schleswig-Holstein und der Badeort Wenningstedt auf der Insel Sylt durch britische Bombenflugzeuge ange­griffen und mit Bomben belegt. Wenn auch der durch die Angriffe angerichtete Schaden außer zersprungenen Fensterscheiben, Split­tern im HotelKronprinz" in Wenningstedt und Beschädigungen an Bürgerhäusern nicht wesentlich ist, so zeigen derartige Vorfälle doch ein gewisses System, dem Deutschland nicht mehr länger gleichgültig gegenüberstehen darf. Noch hat die deutsche Fliegertruppe den strik­ten Befehl, offene feindliche Städte ohne mili­tärische Bedeutung nickt anzugreifen. Sollten aber die Engländer mit ihren Angriffen auf nichtmilitürische Ziele fortfahren, so wird es eines Tages für sie ein böses Erwachen geben und dann Bombe mit Bombe vergolten werden.

deren U-Boot, das ebenfalls mit Wasserbom­ben angegriffen wurde, wurde beobachtet, daß es nach dem Angriff seine Fahrt nicht fort­setzen konnte, sondern langsam emporstieg, bis der Turm des Bootes dicht unter der Wasser­oberfläche lag. Das nochmalige Werfen von Wasserbomben führte dann zur völligen Ver­nichtung des U-Bootes.

Narvik erneut unnütz bombardiert

An der im OKW.-Bericht erwähnten er­neuten Beschießung von Stadt und Hafen Narvik waren zwei Schlachtschiffe, mehrere Kreuzer und Zerstörer beteiligt. Die Beschie­ßung hat wiederum längere Zeit gedauert und in der Stadt beträchtlichen Schaden angerich­tet. Die deutschen Truppen wurden in ihrer Verteidigungskraft nicht beeinträchtigt, da sie

in der Zwischenzeit genügend Zeit hatten, ge­eignete Stellungen auszuhebcn und auszu­bauen. Obwohl nun bereits an mehreren Ta­gen englische Seestreitkräfte Narvik unter Feuer hielten, ist ein Landungsversuch der Engländer bisher nicht gewagt worden.

Italiens Ministerrat tagt

Unter dem Vorsitz des Duce

bl. Berlin, 25. April. Der italienische Ministerrat tritt unter dem Vorsitz des Duce am Mittwoch, 1. Mai, zusammen. Auf der Tagesordnung stehen verschiedene wichtige Fragen. Auf Veranlassung des Duce wird in Zukunft der italienische Ministerrat regel­mäßig zu Beginn eines jeden Monats zu- sammrntrctcn.

Monsieur Frossard mutz berichtigen

L'/iucckii/s 8:^6iaisck ansZekegt" / LnZ/a

mus. Brüssel, 26. April. Ministerpräsi­dent Ncynand hat Donnerstag nachmittag er­neut vor dem Auswärtige» Ausschuß der französischen Kammer Erläuterungen über die politische und militärische Lage abgegeben. Seine Ansführungrn bezogen sich vor allem auf Italien und den Balkan.

Nachdem der plumpe Annäherungsversuch vom vergangenen Samstag in Italien nicht die geringste Reaktion gefunden hat, beginnt die Pariser Presse, wie erwartet, mit Drohun­gen gegen Italien. Was die Lage in Nord­en ro Pa angeht, so bewahren die amtlichen französischen Stellen darüber ein vielsagendes Stillschweigen. Sie lassen auch nicht das ge­ringste verlauten. Im Gegenteil: der Pariser Lügenminister Frossard hat die Presse sogar darauf aufmerksam gemacht, daß eine Ver­öffentlichung des englischen Kriegsministe­riums von ihr falsch ausgelegt worden sei.

Es handelt sich um die Erklärung:Im Verlaufe unserer Operationen zur Unter­stützung Norwegens haben unsere Truppe» ansehnliche Erfolge davongetragen." Die Zei­tungen hatten in ihrem Hunger ans Siegcs- nachrichten diesen Satz so ausgelegt als ob

cksansekn/icke Lr/olge" nur iau/er Zauber

die Engländer die deutschen Truppen geschla­gen hätten und als ob ein Sieg schon so gut wie sicher sei.

Das Pariser Jnformationsministerium hat sich daher zu einer Richtigstellung ver­anlaßt gesehen und erklärt, mit denansehn­lichen Erfolgen" hätten die Engländer sicher­lich nur gemeint, daß es ihnen überhaupt ge­lungen sei, irgendwo an der norwegischen Küste Truppen zu landen.

Ceoaraphre schwach

Flugblätter über Schweden abgeworfen

Stockholm, 25. April. Ein englisches Flug­zeug, wahrscheinlich vom TypSunderland", überflog wie erst jetzt bekannt wird am Dienstag schwedisches Hoheitsgebiet in der Nähe von Varberg. Da die Maschine sich in sehr großer Höhe befand, war das Natio­nalitätszeichen nicht zu erkennen. Von dem Flugzeug wurden jedoch in deutscher Sprache abgesaßte deutsch-feindliche Flug­blätter abgeworfen, es handelt sich also ein­wandfrei um Produkte englischen Ursprungs.

Marschall Balbo fliegt nach Ostafrika

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§o/»ckeci>errctrk unre^er k^o^eLponcienten

rcl. Nom, 26. April. In den nächsten Ta­gen wird sich, der Gouverneur von Libhen, Marschall Jtalo Balbo, znm zweiten Male innerhalb kurzer Zeit nach Jtalienifch-Ost- afrika begeben.

Diese Reise, die im Flugzeug erfolgen wird, hat ein bezeichnendes Vorspiel gehabt: Von London aus wurde das Gerücht verbreitet, daß Kairo die Erlaubnis zur Ueberflicgung ägyptischen Staatsgebietes durch Balbo ver­weigert habe. Dies ist unrichtig, und in Ita­lien verhehlt man auch nicht, daß eine Be­hinderung des Luftverkehrs zwischen den ita­lienischen Besitzungen schwere Folgen haben könnte. Aegypten scheint aber auf dem ori­ginellen Einfall zu bestehen, demwillkom­menen Gast" ein ,,Ehrengeleit" zu stellen. Selbstverständlich wird man in Rom scharf darauf achten, daß diese immerhin ungewöhn­liche Aufmerksamkeit für einen durchreisenden Fremden von Rang nicht die Form einer Eskorte annimmt.

Daß in Addis Abeba kein Mangel an Ge­sprächthemen herrschen wird, läßt sich einem Lcitaufsatz derÄzione Coloniale^ entneh­men, in dem die interessante Enthüllung ent­halten ist, daß die britischen Zusammcn- ziehungen in Kenya fortschrciten. Daß das Gros der englisch-französischen Nahoststreit- kräfte ausgerechnet in Aegypten stationiert sei, beweise, daß es sich nicht wie in Lon­don und Paris noch immer behauptet wird um eine Vorsichtsmaßnahme gegen angeb­lich drohende russische Angriffe handele, son­dern um einen Aufmarsch gegen Li­byen.Damit wollen wir nicht sagen", fährtAzione Coloniale" fort,daß wir diese zweideutigen Manöver fürchten oder daß wir ihretwegen besorgt sind." Die Franzosen und die Engländer können ihre Armee zusammen­ziehen, wann und wo immer sie wollen. Italien fürchtet solche Drohunyen nicht, die übrigens in vielen Fällen reiner Bluff sind. WckS wir von den Engländern wollen, ist das offene Eingeständnis jener Pläne, die ne bisher -n verheimlichen trachteten.

Wir sind stark genug, um jeden, der unser Jniperium angreift, zu vernichten. Wir stellen jedoch fest, daß 1. England, während es uns zu schmeicheln sucht, einen militärischen Apparat aufstcllt, dessen einziges Angriffs­objekt unsere überseeischen Besitzungen sind, daß 2. die militärischen Vorbereitungen der Westmächte geeignet sind, andere Länder wie Aegypten und die Türkei in die anti- italienische Politik der westlichen Demokratien zu verwickeln. Aus diesen beiden Punkten ergibt sich die Zweideutigkeit der französisch­englischen Politik, deren Folgen für den bis­her vom Krieg verschonten Mittelmeer- raum verhängnisvoll werden könnten. Das italienische Volk, so schließt das römische Blatt, habe jedoch das Datum der Sanktio­nen nicht vergessen und werde sich durch die plutokratischen Pläne im Nahen Osten nicht überraschen fassen.

.,3V Taae Frist für Westmächle"

USA.-Stimme über Norwegen

Ncuyork, 25. April. Einer Agenturmeldung aus Washington zufolge erklärte der Vor­sitzende des Auswärtigen Senatscmsschusscs Pittman, in einer Presseunterredung, entweder müßten die Westmachte die deutsche Armee innerhalb 30 Tagen aus Norwegen vertreiben oder zugeben, daß der Krieg gegen Deutschland kaum zu gewinnen sei. Pittmatt gab der festen Ueberzeugnng Aus­druck, daß die Vereinigten Staaten nicht in den Krieg hineingezogen würden. Er erklärte weiter, die amerikanischen Mütter und Väter brauchten sich um ihre Söhne nicht zu sorgen, denn Amerika werde aus dem Krieg Heraus­bleiben. Auch ein argentinischer Ge­neral sagt unvermeidliche Niederlage der Norweger voraus. Darum stehe die Sache der Westmächte in Norwegen schlecht. Die Times" in London sieht sich daher bereits zu dem peinlichen Geständnis genötigt, daß die deutschen Bombenangriffe eine ernste Be­hinderung darkellen.

in i^aeis

Von VVilvelm XiüIIer 8rÜ5seI

Der Hanptvorwurf, der Da lädier vom französischen Parlament gemacht wurde und der dann auch zu seinem Sturz führte, war: den Krieg nicht straff genug gelenkt zu haben. In den Tagen, die dem Sturz Daladiers vor- hergingen, konnte man in der Pariser Presse des öfteren die Bemerkung lesen, es müsse endlich die Jmprovisierung aufhören und der Krieg organisiert werden. Dieser Forderung konnte sich der neue Ministerpräsident Rey- naud nicht entziehen, wenn ihm auch das parlamentarische System ihre Erfüllung er­schwerte. Er griff daher zu einer Zwischen­lösung, indem er im Rahmen der zahlenmäßig stark vergrößerten Regierung einen sogenann­ten Kriegsausschuh schuf, dem neun Mi­nister angehören. An fernen Beratungen, die zwei- bis dreimal wöchentlich stattfinden, kön­nen auch die Oberbefehlshaber der französi­schen Wehrmacht teitnehmen. Ein Recht auf Zulassung zu den Sitzungen haben sie fedoch nicht. Damit ist die Führung des Krieges eine rein zivile Ange­legenheit geworden. Die Militärs sind nur noch ausführende Organe, ihre Stimmen ha­ben bestenfalls beratenden Wert, aber aus die Entscheidungen selbst sind sie ohne Einslutz. Diese liegen in den Händen einer kleinen Gruppe von Zivilisten, eines Rechtsanwalts und Finanzmanns wie Reynaud, eines jü­dischen Intellektuellen wie Mandel...

Man wird die Frage erheben, ob unter der Ministerpräsidcntschaft Daladiers die Gene­rale mehr Einfluß auf die Gestaltung der Dinge gehabt haben? Bis zu einem gewissen Grade sicherlich, denn Dalaüier war nicht nur Ministerpräsident, sondern auch Kriegsmini- ster und zog seine militärische Umgebung auch zu Entscheidungen über Fragen heran, die über das rein Militärische weit hinausgingen. Daladier war und ist noch heute der Mann > der Generale, was man von Reynaud beim besten Willen nicht sagen kann. Trotzdem aber konnte auch er nicht verhindern, daß der Kriegsausbruch zunächst zu einem schweren Zusammenstoß zwischen dem rein militärischen und dem zivilen Behördenapparat führte, der dieTotalität der Kriegsführung" weitgehend in Frage stellte und zu tiefgehenden Mißstän­den, z. B. auf dem Gebiet der Landwirtschaft, Anlaß gab. Der Generalstab rächte sich dafür, daß die Parlamentarier ihn jahrzehntelang aus dem öffentlichen Leben ausgeschaltet hat­ten und machte rücksichtslos von seinen Son­dervollmachten Gebrauch. Er schuf jedoch nichts Neues, sondern ging in Bahnen, die Wohl dem Kriege von 1870/71, nicht aber einem modernen, d. h. totalen Kriege ange­paßt waren.

Die zwangsläufige Folge war ein heilloses Durcheinander. Die Militärs warfen den Zivilisten Widerspenstigkeit vor und diese wie­derum erklärten, die Generäle zerstörten die Wirtschaft, während die Parlamentarier und Journalisten den Wirrwarr zwischen zivilen und militärischen Zuständigkeiten noch ver­größerten. Zweifellos hätte Daladier es in der Hand gehabt, durch entsprechende Maßnah­men Ordnung in dieses Chaos zu bringen. DerStier" wie ihn seine Freunde nann­ten hat sich im entscheidenden Augenblick jedoch nicht stiernackig genug gezeigt und den Dingen ihren Lauf gelassen. Sein Sturz be­deutete den Sieg derZivilistenübcr die Militärs. Die Kriegführung Frank­reichs wurde in die Hände von Abgeordneten, Journalisten, Advokaten und Finanzmännern gelegt, während die Generalstäbler auf den Rang aussührender Organe herabgesetzt wurden.

Der Wechsel des Regimes berührte jedoch in keiner Weise das eigentliche Problem. Denn dieses beruht nicht auf der Fragestel­lung, ob die Regierungsgewalt den Parla­mentariern oder den Generalen anvertraut werden soll. Was in Frage steht, ist vielmehr der Krieg selbst, und zwar sowohl in seinen Ursachen wie in seiner Führung. Man hat den Krieg gewollt, daran besteht nicht der geringste Zweifel; man hat ihn sogar sehn- lichst herbeigewünschtl Man hat sich jedoch einer Fülle von Illusionen überlassen, Illu­sionen über die innere Widerstandskraft des deutschen Volkes, Illusionen über die Schlag­kraft des deutschen Leeres, Illusionen über die Wirksamkeit der Blockade, Illusionen über Rußland, Polen usw. usw. . . . Man hatte den Krieg erklärt und sah plötzlich keine Mög­lichkeit ihn zu führen. Man stand bildhaft ebenso wie tatsächlich vor einer Mauer!