Aushebung der bayerischen Notverordnung
München, 24. August. Die aus Anlah der Schutzgesetzgebung seitens der Reichsregierung von der bayerischen Regierung erlassene Notverordnung vom 24. Juli ist mit Wirkung vom 24. August aufgehoben worden.
Gegen Beschränkung der Pressefreiheit
Berlin, 24. August. Der Rechtsverband der deutschen Presse, in dem die Schriftleiter aller Parteien vereinigt sind, wendet sich mit einer Entschließung erneut gegen die Beschränkung der Pressefreiheit, wie sie in den Bestimmungen des Gesetzes zum Schutz der Republik enthalten sind. Ei stellt mit Bedauern fest, daß seine dringende Eingabe vorn 7. Juli vom Rechtsausschuß des Reichstags unberücksichtigt geblieben ist. Das Gesetz gebe die verfassungsmäßige Freiheit der Presse nahezu auf, eine völlige Rechtsunsicherheit bedrohe damit die wirtschaftliche Existenz von vielen Zeitungen und damit zahlreicher Journalisten aufs Schwerste, der frühere Protest wird deshalb erneuert und gebeten, ein« Revision des Gesetzes in dieser Hinsicht zu vollziehen.
Eine traurige Statistik
Heidelberg. 24. August. Nach einer Mitteilung des Stadtschularztes von Heidelberg sind dort von insgesamt 4008 Schulkindern 2418 mehr oder weniger krank befunden worden.
Diese Zahlen sprechen Bände. In ihnen drückt sich das Elend des Krieges, die traurige Wirkung der Fortführung der Hungerblockade auch lange noch nach Niederlegung d« Waffen und die Folge der schmählichen Politik des Hasses und der Rachsucht aus, wie sie Poincare in Verfolgung des Clemeneeauschen Wortes treibt, daß es 20 Millionen Menschen zu viel in Deutschland gebe.
Weltwirtschaftlicher Kongreß und Uebersoewoche
Hamburg, 24. August. Auf dem weltwirtschaftlichen Kongreß der Ueberseewoche in Hamburg werden ein ganze Aw- «ihl Vorträge von bedeutenden Wirtschaftlern des In- und Auslandes gehalten. So sprach Professor G. N. J.Vruins jsRotterdary) über die Bedeutung eines ungehinderten internationalen Verkehrs für den Wiederaufbau Eurovas. und Geheimrat Profess. Dr. Mendelssohn-Bartholdy aber Friedensvertrag und Wiederaufbau im Privatrecht. Dieser führte u. a. aus, daß nach dem Versailler Vertrag das Privateigentum beim Ausbruch eines Kriegs nicht mehr ge- ichützt sei. Das allgemeine Interests der Konferenzteilnehmer richtet sich auf den morgigen Vortrag Krassins über das Thema „Wirtschaftliche Politik Räterußlands und deutschrussische ökonomische Beziehungen" und besonders auf den Vortrag Keynes' am Samstag über die deutsche Ent- ichädigungspolitik. Der Andrang zu diesem Vortrag ist so 8ark, daß die Veranstaltung aus der Universität heraus in den großen Saal des Konventgartens verlegt werden muß.
Scheitern der Berliner Verhandlungen?
Berlin, 24. Aug. Heute mittag nach 12 Uhr sind di« Verhandlungen von Bradbury und Mauclaire mit dem Reichskanzler fortgesetzt worden. Daraus ergibt sich, daß die Meldungen verschiedener Blätter über einen Abbruch gänzlich unzutreffend sind. Von deutscher Seite wird wiederholt versichert, es seien keine Gegenvorschläge gemacht worden, sie hätten deshalb auch nicht abgelehnt werden 'önnen.
Nicht dem Leben aus dem Weg geben! Keinen X Tag! Keiner Frage I ES ist verkehrt. Dar Leben kommt ^ dir nach und packt dich wieder; dies zweite Mal aber X 2 hinterrücks! Fock. g
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von Hermann Ktefner.
(Fortsetzung.)
Die Frömmigkeit der Gräfin Mechtilde war aber frei von aller Bigotterie. Sie war nicht Modesache, wie das bei vielen Frauen ihres Standes damals der Fall war und hinderte sie nicht an der Erfüllung ihrer Pflichten al» Gattin und Hausfrau. - Nach guter alter Sitte stand sie ihrem Hauswesen selber vor, in der Küche oder Gewandkammer, im „Werkgadem" (Arbeitslokal der Frauen), ti^i Wurz- und Blumengarten. Ihren Kindern gab sie eine feine höfische Erziehung. Die Zuchtmeisterin hatte die gräflichen Töchter insbesondere auch in den feineren weiblichen Arbeiten und im Kletdernähen zu unterweisen. Decken. Kisten, Schappeln (Kopfbinden), Wappenröcke, Fähnlein für Ritterlanzen, waren häufige Arbeiten. Der Burgkaplan unterrichtete in Lesen und Schreiben (damals noch eine hohe Kunst I). Man las aus den Klosterbüchereirn von Bebenhausen und Hirsau, entlehnte Handschriften, Psalmen und Evangelien. Beschrieben wurde mit Gr,stein auf WachStafeln, dann mit dem „Schreibrohr" auf da» teure Pergament. Die Knaben hatten nicht allzu viel Sinn für diese „Kunst der Pfaffen". Ihr Sinn stand schon nach ritterlichen Uebungen. Der Kämmerer lehrte sie Brett- und Schachspiel. Wie sehr bedauerte Gräfin Mech- tild, daß nicht wie einst aus Hohen Tübingen ritterliche Sänger längere Zeit auf der Pfalz weilten und Alt und Jung in dem unterwiesen, was an höhen Fürstenhöfen Brauch und Sitte war, in Gesang und Sailenspiel, schönen Liedern und Weisen, alten Heldensagen. Aber ihr Gemahl war kein Sängerfreund; ihm lag vornehmlich daran, daß seine Söhne schon als Knaben in all dem unterwiesen und geübt wurden, war geeignet war, st- zu guten Rittern zu machen. Der Marschaik Bertold v Ehingen, welcher die Herren zunächst in gymnastischen Vorübungen für die ritterliche Kunst unterwies, hatte an ihnen wett willigere und eifrigere Scholaren als der Burgkapellan. Schon vom 7. Jahr an lernten sie den Lauf, dar Setzen über Hinderniste, dar „Klimmen" auf Bäume, an Lettern und Mauern, Schwimmen, Ringen, Werfen eine» leichten Sperre» oder Steine» nach einem Ziel, Bogen- und Armbrustschteßen, Reiten auf einem kleinen Knappenpferd rc. Hie und da veranstaltete man Kriegsspiele. Der alte Jäger Kuno und der Falkner Bertold von Ulm unterrichteten ebenfalls in ihren Künsten. Mit Bogen und Armbrust schoßen
Deingegenüber steht aber nachfolgende Drahtnachricht:
Wie sonst gut unterrichtete Blätter melden, ruß man sich, vie es scheint, damit abfinden. daß die Verhmdlungen mit )en Vertretern der Neparationskommission gescheitert und. Es werden möglicherweise auch heute noch Behandlungen gepflogen werden, aber am Ergebnis wird das wenig andern "können. Die Herren Mauclaire und Bradbury be- teichnen die deutschen Vorschläge als .indiskutabel. Diese Vorschläge laufen auf Hinterlegung einer Summe von etwa )0 Millionen Goldmark hinaus. Bradbury erklärte die vor- zeschlagsncn Barleistungen für unverständlich. Immerhin .st es möglich, daß hier noch sin Mißverständnis zu ei klären ist. Bradbury stehe grundsätzlich auf dem Boden der Idee poincares, Faustpfänder zu verlangen.
Ir. Seipel reist uach Italien weiter
Berlin, 84. August. In den Räumen der österreichischen Gesandtschaft fand heute nachmittag eine Presseempfang statt, bei dem Bundeskanzler Dr. Seipel und Finanzminister Seguc den versammelten Vertretern der Berliner Presse eingehende Mitteilungen über Anlaß und Zweck der Reise machten. Es wurde dabei ausgeführt, daß die Reise lediglich zur Orientierung diene Die Verweisung der österreichischen Frage an den Völkerbund durch die Londoner Konferenz sei -ine herbe Enttäuschung gewesen. Immerhin sei es schon ein erfreuliches Zeichen, daß die Rsparationskommis- äon beschlossen habe, einen Teil der Pfänder freizugsben. Die Fortführung des Haushalts sei für die nächst Zeit gesichert. Auf deutscher Seite wurde betont, daß Deutschland im Rahmen seines eigenen Könnens dem bedrängten Bruder wo irgend möglich helfen werde. Weitere Verhandlungen über die sich hierbei ergebenden konkreten Aufgaben werden sich den Berliner Besprechungen anschließen.
Dis beiden österreichischen Minister reisten noch am abend Verona ab, wo sie am Freitag mit dem italienischen Außenminister Schanz er eine Zusammenkunft haben werden. Auch der österreichische Gesandte in Rom wird dabei zugegen sein. Die Rückkehr nach Wien ist aus Sonntag festgesetzt.
Die Ausweisungen im Elsaß aufrechierhalken
Skraßburg, 24. August. Der Generalkommistar für Elsaß- Lothringen veröffentlicht eine Note, in der mitgeteilt wird, daß die Beschlagnahme des deutschen Bankguthabens in Elsaß-Lothringen an einem noch später zu bezeichnenden Tage aufgehoben werde. Die Ausweisungsmaßnahmsn vom 12. August werden aber aufrecht erhalten bleiben. Der „Eclair" teilt mit, daß alle französischen Firmen, die mit Deutschland in Handelsbeziehungen stehen, benachrichtigt worden sind, die gegenwärtig fälligen Beträge nicht nach Deutschland zu bezahlen, sondern an Banken ihrer Stadt als Guthaben der betreffenden deutschen Firmen zu deponieren.
Aus Stadt und Bezirk.
Nagold, den 25. August 1922.
Nokopfersammlung für die Innere Mission. Die Landesstelle für Innere Mission teilt mit, daß in den letzten Wochen wieder etliche sehr erfreuliche Gaben eingelaufen sind. Die Firma Ulrich Gminder in Reutlingen sandte eine Spende von 60 000 eine andere Reutlinger Firma 10 000 <^l. Die
sie Vögel und spürten mit den „Bracken" (Jagdhunden) Hasen und anderes Wild. Der Falkner Bertold richtete für seine „Herrletn" Sperber zum Vogelfang ab und lehrte sie, wie man solche auf der linken Hand tragen und mit Hilfe von kleinen Wachtelhunden Vögel fangen könne. Dies war eine gute Vorübung für die „Reiherbeize" (Falkenjagd). Häufig vergnügte sich das junge Volk im Freien, auf dem „Sptlbühel" oder auf Ausflügen im „Ammerwalde", bei dem Hof „SwertiSloh" (Schwä,z'och). Der junge Graf Albert wurde dann zur wetteren höfisch-ritterlichen Ausbildung als Edelknabe an den herzoglichen Hof in Wien gegeben. Er war jetzt 10 jährig und trat zunächst in den Dienst der Herzogin. Altersgenossen aus verschiedenen Geschlechtern und Gegenden Deutschlands waren da bet Hofe. Mit dem 14. Jahre rückte Albert, wie üblich, zum Knappen vor und trat in die Dienste des Herzog» Friedrichs de» „Srreitbaren". Seine Herrin gürtete ihm selbst da» Knappenschwert um. Bi» zum 21. Jahre ging dieser Dienst. Die Knappen waren den 4 Hofbeamten, dem Kämmerer, Truchseßen, Schenken und Marschalken zur Hilfeleistung zugeteilt. Er hatte die persönliche Bedienung des Herzog«, den Dienst im Schlafgemach, mußte sein Bett machen, war beim AuS- und Ankleiden be htlflich, reichte den Schlaftrunk, gewürzten Wein, bediente bei Tisch, setzte dir Speisen vor, machte den Fürschneider u. kredenzte den Becher. Nach dem Mahl reichte er da» Waschwasser in silbernem Becken und da» schneeweiße linnene Handtuch. Beim Aufstetgen hielt er Zaum und Stegreif de» Rostes und folgte auf seinem Knappenpferd. Er lernte Helm und Rüstung dem Ritter aufbinden, die Roste satteln und zäumen. ES begannen auch die eigentlichen ritterlichen Uebungen, Reiten, Tragen der Rüstung, Laufen und Setzen über Htndern ste, Führung und Gebrauch von Schild, Schwert und Lanze, in Helm und Stahlgewand, zu Fuß und zu Roß. AlS aber 1246 sein Herr in der Ungarnschlacht an der Leitha fiel, kehrte der junge Graf Alhert im Geleite seine» Kämmerers Dietrich wieder in die Heimat zurück. Manche» war am Wiener Hof ander» geworden. An Stelle de» edlen Sängers Walther v. d. Vogelweide traten dort der Tann- Häuser, besten Lebenslust am Ende in Frivolität ausartete und Neithard v. Reuenthal. Der Hof begann nach Herzog Friedrichs jähem Tod zu entarten.
Albert, nach Hause zurückgekehrt, vollendete seine ritterliche Erziehung aus der väterlichen Burg. Sein Vater übergab ihn dem Marschalken seine» Grafenhofe», Bertold v Ehingen einem strengen Meister in allen ritterlichen Künsten. In Stall, Reitbahn, Waffenkammer und Rennbahn mußte er sich umsehen und tummeln, mit Pferden umgehen lernen, in der Geschtrrkammer Zäume, Sättel und übrige» Geschirr genau kennen lernen, Rüstung und Decke („Oovertiure") de» Streitlüste». Mit den Uebungen der ritterlichen Reitkunst ging der ganz« Sommer hin. Dann wurde dte Waffenkammer studiert, dte Ringpanzer, bestehend au» Kettenrock und Eisenhofen, die Brüne, Helm, Schild, Schwert und Speer.
Kinder der Volksschule in Münsingen spendeten den Ertrag einer Beerensammlung mit 3827 -K, und die Kinder von Besenfeld den Erlös aus Heidelbeeren von 1500 Die kleine 300 Seelen zählende Gemeinde Ochsenwrng sandte 7100 -K, die 800 Seelen zählende Gemeinde Donnstettev 8000 Oberlenningen mit 1100 Seelen 13 390
Die Ausbildung von Krankenschwestern- Auf den 1. Oktober werden Schülerinnen zur Erlernung der Krankenpflege dringend erwünscht. Aufnahmen finden statt in den Krankenhäusern Mannheim, Pforzheim, Ludwigshafen a. Rh., wo Lehrkurse zur Vorbereitung auf die staatliche Prüfunz abgehalten werden. Nähere Bedingungen versendet auf Anfrage der Vorstand der Abt. 3, Karlsruhe, Mutterhaus der Roten-Kreuz-Schwestern, Kaiserallee 10, wo Generaloberin Gräfin Horn persönliche oder schriftliche Anmeldungen entgegennimmt. Den Anfragen ist Rückporto beizulegen.
Die Kartoffelverforgung.
Unter dem Vorsitz de« Herrn Regterunasrats Hoffmann von der Landesversorgungsstelle fand am Mittwoch vormittag im LandeSgewerbemuseum in Stuttgart eine Sitzung statt, in der sich die Vertreter der Organisationen der Verbraucher, de» Handels und der Erzeuger über die heurige Kartoffel- Versorgung auSsprachen. DaS wesentliche Ergebnis der Aussprache ist: In den hauptsächlich für dte Kartoffeliieferung in Betrachi kommenden Teilen unseres Landes ist eine gme Ernte zu erwarten; weniger in Oberschwaben, das unter großer Feuchtigkeit sehr gelitten hat. Für dte Ausschaltung veS wilden Handels hat die LandeSverfvrgungsfteüs beretls Sorge getragen und der legitime Handel ist bereit, die Versorgung in Verbindung mit den Konsumvereinen, dem Verband landwirtschaftlicher Genossenschaften und anderen ernstlich für Ankauf und Verteilung von Kartoffeln in Frage kommenden Organisationen durchzuführen. Voraussetzung ist Vernunft der Verbraucher vor allem uach der Richtung, daß sie in Anbetracht der ausreichenden Ernte Ruhe bewahren ünd Vertrauen zeigen zu den Kreisen, die sich zur Versorgung verpflichtet und berufen halten. Jeglicher wilde Abkauf auf dem Lande, auch möglichst der für den Famtiien- bedarf, sollte, weil störend und unter Umständen auch pret»- treibend, unterbleiben. Der Abschluß von Lie eroerträgen wird von Sachkundigen bet den tn Württemberg hierfür unvorteilhaft gearteten Verhältnissen nicht empfohlen; jedenfalls aber ist eine Preisbindung dazu nicht zw-ckmäßtg. Es soll jeweils der am Tag der Verladung geltende Handelspreis in Rechnung gestellt werden. Dte Preisfestsitzung soll duich eine Kommission erfolgen, die tn Verbindung mit der Landek- produklenbörse arbeiten könnte. Die Landwirtschaft wird auch Heuer wieder gebeten w rden, in umfassender Weise Kartoffeln zu verbilligten Preisen für dte Notleidenden tn den Städten abzugeben. Eine besondere Hilfsaktion ist durch den landwirtschaftlichen Hauptverband und die Württ. Landwirtschaftskammer in dieser Richtung bereits in Aussicht genommen. Die Eisenbahnverwallung wird in der Erntezeit genügend Wagen zum Abtransport der Kartoffeln zur Verfügung stel- lrn. Mit der vom Bund gegen Wucher und Teuerung oorge- schlagenen Festsetzung von Richtpreis m konnte aus Grund der gemachten Erfahrung niemand sich befreunden. Ein Ausfuhrverbot, daS von dieser Seite ebenfalls dringend gewünscht wurde, kann nicht erlangt werden; dagegen wird die LandeSoersorgungSstells hinsichtlich der Gewährung von Handelsgenehmigungen die volkswirtschaftliche Notwendigkeit der Genehmigung daran messen, ob es der betreffende Händler in erster Linie als seine
Gehen und laufen in der schweren Rüstung, besonders auch dar Werfen von Steinen und Sperren mußte besonders geübt werden. Dann kam die Rmgkunst und das Feckten. Dte brachte ihm der alte Sarsante Kunz bet, ein im Waffenhandwerk grau gewordener KriegSmann. „List hilft dabet so viel a!k Stärke," pflegte er zu lehren.
Kam dann der Winter und schloß Jung und Alt der Rotenburg hinter Tür und Mauer, s» scharten die langen Abende im Burgsaal um das Kaminfeuer die ganze Grafenfamilie, Vater, Mutter und Geschwister, dte Gespielen und das ritterliche Hofgesinde, die Knappen nicht ausgeschlossen. Manches erzählte da der junge weitgereiste Graf Albert von den Erlebnissen am Wiener Hof und zu Becher und Würfelspiel erklang seine Fiedel zu den muntere» Liedern, die er in Wien gelernt. Er traf ganz dte Stimmung der Zuhörer, wenn er frühltngSsehnsüchtig sang:
UnS HLt der minier geschat über al:
Heide un de walt din sint betdiu nü val (fahl), dL manic stimme oil suoze inne hol (sehr süße erklang), saehe ich dte megde (Jungfrauen) an der fttLze den dal werfen! sö kaeme uns der vögele schal.
Möchte ich verslLfen deS winteres zitl
wache ich die wile, sö bLn ich!!n v!t
(muß ich so lange wachen, so werde ich ihm böse)
daz j!n gemalt ist sS breit und so wrt.
wetz got er lLt doch dem meien den strrt:
(wenn er dem Maien das Feld räumt) sö ltse ich bluomen dL r!fe nu l!t.
(so pflücke ich Blumen, wo Reif nun liegt).
Oder wenn er den Wonnemonat, wie wenn er schon eingerückt gewesen, also besang:
Nu schowet (schauet) wie de» meien zlt gezieret HLt den grüenen walt und schowet wie diu Heide breit mit wünnecüchen bluomen stLt.
Die vogel singent wider strit (tn die Wette): ir freude ist worden manicoalt, vil gar (ganz) verswunden ist ir leit: der meie st getroestet HLt.
Albert unterließ, nachdem er geendet, nicht, zur Belehrung seiner Zuhörer zu bemerken: DaS erste Lied hat der edle Sänger Herr Walter von der Vogelweide gedichtet; der lebte lange am Wiener Hofe und war auch einer der Lehrer und Erzieher meiner seligen Herzogs Friedrich. Letzteres ist von dem ritterlichen Sänger Ulrich von Ltchtenstein au« Steier, den ich in Wien selbst gesehen. Der hat viele Sing- und Tanzweisen gedichtet, war hoher Verehrer der Frauen und dabei großer Freund von Rttterspiel. (Fortsetzung folgt.)
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