Aus dem Reich
Arbeitsgemeinschaft gegen Arbeitsgemeinschaft?
Berlin, 17. Juli. Gegenüber der neuen Arbeitsgemeinschaft zwischen Sodialdemokraten und Unabhängigen soll beabsichtigt sein, eine parlamentarische Arbeitsgemeinschaft zwischen Zentrum und Deutscher Bolkspartei, gegebenenfalls auch unter Beitritt der Bayerischen Bolkspartei und der Demokraten, Hu gründen, die im Fall einer Reichstagsauflösung eine bürgerliche Einheitsfront „zum Schutz der Verfassung" bilden soll. In der Besprechung der Parteiführer mit dem Reichspräsidenten ist die Neigung der Sozialdemokraten unverkennbar gewesen, dis Regierungskoalition allein durch die Unabhängigen zu verstärken. Diese einseitige starke Verschiebung der Negierungsrichtung nach links ist aber, wie die Germania ausführt, für die beiden bürgerlichen Koalitionsparteien unannehmbar.
Kredit zum Schuh der Republik
Berlin, 17. Juli. Die Regierungsparteien haben im Reichstag einen Antrag eingebracht, der Neichsregierung 75 Millionen zum Schutz der Republik zur Verfügung zu stellen.
Die Eisenbahn- und Postschulden des Reichs
München, 18.- Juli. Laut TU. werden die 7 deutschen Cinzelstaaten, die am 1. April 1920 durch Staatsverträgs dem Reich ihre Post und Eisenbahnen abgetreten, dafür aber bis jetzt vom Reich weder Abfindungssumme noch Zinsen erhallen haben, unter Führung Bayerns die Aufhebung der Verträge verlangen. Die Länder haben durch die Zahlungsoersäumnis des Reichs einen Schaden von vielen Millionen erlitten, der sich auf Milliarden erhöhen würde, wenn das Reich entsprechend der indischen fortgeschrittenen Geldentwertung den vielfachen Betrag der damaligen Abfindungssumme zahlen müßte.
Selbstverwaltung Helgolands
Berlin, 17. Juli. Nach langen Verhandlungen mit dei preußischen Regierung hat die Insel Helgoland Selbstverwaltung mit 1 Landrat an der Spitze erhalten. Die Insel wählt einen Ausschuß von zwei Mitgliedern auf vier Jahre, wahlberechtigt ist jeder Helgoländer über 25 Jahre. Die Einnahmen und Ausgaben werden vom Ausschuß ganz selbständig bestimmt, die Insel erhält aber von Preußen un* dem Reich keinen Zuschuß; sie hat freies Steuerrecht. Ober» aufsicht über die Selbstverwaltung führt der Regierungspräsident in Schleswig.
Vom Ausland
Sie haben umgeleruk
London. 18. Juli. Runciman, der zu Beginn des Kriegs Schatzminister war, sagte in einer Rede in Middles- borough, die britische Regierung habe gegenüber den Arbeitslosen die Pflicht, dafür zu wirken, die Kriegsentschädigung Deutschlands so herabzusetzen, daß Deutschland sie auch bezahlen könne; eher werde die Arbeitslosigkeit in England »ickt aushören. England werde Vorteil haben, wenn es das Opfer bringe, auf seine Guthaben bei den Verbündeten zu verzichten.
Die „Sunday Times" schreibt: Ein Freuden feuer von deutschen Schuldverschreibungen, die man zur Begleichung der französischen, belgischen und italienischen Schulden an England erhalten wurde, könnte die europäische Luft vollständig reinigen. Allerdings wäre die amerikanische Hilfe dazu erforderlich. — Die „Sunday Times" meint also- wenn man die deutschen Kriegsverpflichtungen in Höhe der
8 War wir in uns nähren, dar wächst; dar ist ein 8 ^ ewiges Naturgesetz. Goethe. ^
Sammelt Arzneipflanzen
, Don Apothekendirektor L. Kroeber -München
Im Gegensatz zu der deutschen chemischen Industrie, die vor dem Kmeg den Weltmarkt beherrschte, sah sich der Dro- aenmarkt bis in di« Gegenwart herein zu etwa zwei Drittel seines Bedarfs in ein Abhängigkeitsverhältnis zum Ausland versetzt. Dabei floß diesem ein Betrag von annähernd zehn Millionen Goldmark auch für solche Arzneikräuter zu, die in Deutschland in gleicher Wirksamkeit und in genügenden Mengen gesammelt, bzw. ohne Verringerung der für den Anbau von Hack- und Brotfrüchten benötigten Bodenfläche hätten angebaut werden können. Von 51 heimischen, wildwachsenden, bzw. kulturfähigen Arzneipflanzen gelangten nur 13 nicht aus dem Ausland zu uns. Zu dem Verschwinden der allen Gilde der Kräutersammler hatte (neben emer .oftmals unzureichenden Entlohnung der keineswegs m losen Tätigkeit) die Bevorzugung großer Auslandabladung-. durch den Großhandel das ihrige beigetragen. Dazu gesellte sich ein Rückgang des Bestands an wildwachsenden Arzneipflanzen durch die zunehmende Umwandlung von Oedländereien in Kulturland und durch die bessere Pflege der Felder, die manchen Arzneipflanzen als Ackerunkräutern zu Leibe rückt. Dabei läßt sich aber eine in der Gegmwart sich vollziehende Bevorzugung pflanzlicher Arzneistosfe in weiten Kreisen der Bevölkerung nicht verkennen. Die hierdurch bedingte vermehrte Nachfrage, nicht zuletzt auch vom Ausland unter Ausnützung der Valuta gebotene Anreizpreise zur Plünderung des deutschen Marktes, haben seitens des Grobhandels zur Bewilligung von Sammlerlöhnen geführt, die, zumal für kinderreiche Familien, sich zu einer ergiebigen Einnahmequelle gestalten dürften.
Die Betrachtung der Stellung, welche die Arzneipflanzen zu ihrer Umwelt einnehmen, wird mehr als alles andere die durchaus verständlichen Besorgnisse der Naturfreunde, die von einer Massensammlung die Zerstörung des heimischen Florabilds befürchten, zu beschwichtigen vermögen. So gehört glücklicherweise eine recht erhebliche Anzahl Arzneipflanzen zu den massenhaft verbreiteten Unkräutern, welchen der Spaziergänger keinerlei Beachtung zu schenken.pslegt. Hier-
BerbanöSschulden an England auf dem Feuerstoß vernichten würde, so wäre ein solcher Verlust noch als ein Freudenfest M betrachten im Vergleich zu dem Schaden, den England iürrch den finanziellen Zusammenbruch Deutschlands erleiden muß. Im Jahr 1911 aber schrieb noch dasselbe Som.tags- blatt: „Wenn heute Deutschland vernichtet wird, dann wird es keinen Engländer geben, der morgen nicht um so viel reicher sein wird." Es ist jetzt den edlen Seelen klar geworden, wie gründlich sie sich damals verrechnet haben.
Kundgebungen gegen den Krieg
London, 17. Juli. In über 80 Städten Eroßbritanniens werdeu gegen Monatsende aus Anlaß des Jahrestags des Kriegsausbruchs Kundgebungen gegen den Krieg veranstaltet weiden,. Ln London wird eine solche am 29. Juli statt' findcn.
Versammlung des Völkerbundsrals
London. 17. Juli. Die heute hier beginnende Tagung des Völkerbundsrals wird voraussichtlich 1)4 Wochen dauern und die sogenannten „Mandate", innerste? Linie die Streitfrage in P a l ästina behandeln. Die Aufnahme Deutschlands m den Völkerbund ist Sache der Völkerbundsversammlung, es ist daher zweifelhaft, ob die Anregung Lloyd Georges berührt werden wird.
Der Vertrag von Versailles eine Quelle der Llreiligkeiken
Paris, 17. Juli. „Chicago Tribüne" meldet aus Washington, auf den Vorwurf des Zeitungsherausgebers Holt, daß die amerikanische Negierung durch den Abschluß des Sonderfriedens mit Deutschland die Verbündeten geschädigt habe, erklärte Staatssekretär Hoover, dieser Sonoerver- trag sei ebenso im Interesse der Verbündeten wie Amerikas gelegen; er sei sich nach reiflicher Ueberlegung klar, daß eine Erneuerung des Vertrags von Versailles nur'zu einer Erneuerung der alten Streitigkeiten und zu ihrer Fortsetzung auf unabsehbare Zeit sichren würde.
Kämpfe in Irland
London, 17. Juli. In L i m e r i ck, wo sich angeblich Ds- valera auchält, finden seit mehreren Tagen heftige Kämpfe zwischen Rcgierungstruppen und Aufständischen statt. Be-de Parteien haben sich in den Straßen verschanzt. Es herrscht Lebensmittelmangel. Zwischen Slig und Athlone gerieten Regierungstruppen in einen Hinterhalt. Sie verloren 7 :^ote und I Verwundete,
Aus Stadt und Bezirk.
Nagold, den 18. Juli 1922.
Ei» empörende« Stück »»würdigen Menschenhandels
ist die französische Fremdenlegion, der nach vorsichtiger Schätzung auch jetzt noch wöchentlich nicht weniger als 100 junge Deutsche zum Opfer fallen. Heute ist besonders in Oberschlesten und in den besetzten Gebieten am Rhein die Werbetätigkeit der Franzosen und gewissenloser deutscher Händler lebhafter als je, und auch die strammen und abenteuerlustigen Burschen aus dem Schwarzwild müssen gewarnt werden, sich nicht im Leichtsinn an sie zu verkaufen; denn ihr Schicksal ist überaus traurig. Schon auf dem Transport nach Algier werden sie in Metz und Marseille entsetzlich roh und unnllirdig behandelt. Schwetnefutter, Peitschenhiebe und Arrest sind an der Tagesordnung. Die Legionäre find nicht nur Soldaten, sondern Arbeitssklaven. Schande den Franzosen, die solche Schmach dulden. Schande noch mehr den dummen Deutschen, die sie freiwillig tragen, aus jugendlichem Leichtsinn und vaterlandsloser Gesinnung. Mehr als 12 000 Deutsche stehen in der Legion und Frankreich will sie verdoppeln, als ob er nicht schon genug Soldaten gegen uns hätte!
unter rechnen: HuflatNchdlüten und -Bisrier, «schllchietymm, Spitzwegerich, Schafgarbe, Bruchkraut, Vogelknötcrich, Hirtentäschel, Wermut, Mutterkorn, Dost, Löwenzahn, Taubnesselblüten, Bingelkraut, Brennessel, Kraule- und Wasserminze, Klettenwurzel, Haselwurz. Bärentraube, Tormentille, Bittersüß, Isländisches Moos, Mistel, Brombeerblätter u. a. Andere besitzen zwar hübsche Blüten, pflegen aber dessen ungeachtet ebenfalls zu den Unkräutern, nicht selten sogar zu den lästigen und unerwünschten, gezählt zu werden. Es wäre hier an die Kamille, an Klatschmohn, Rittersporn, Wundklee, Rainfarn, Steinklee, Lungenkraut, Leberkraut, Erdrauch, Odermennig, Ehrenpreis, Tollkirsche, Stechapfel, Bilsenkraut, Gundermann, Leinkraut, Quendel, Augentrost, Betonika, Eisenkraut, Ginster, Hohlzahn, Johanniskraut, Hauhechel, Kalmus, Herbstzeitlose, Zaunrübe u. a. zu denken.
Die Einsammlung einer weiteren Gruppe von Heilkräutern wäre dort, wo ihre Angehörigen spärlich auftretxn, als eine Versündigung am Florenbild zu bezeichnen, während ihr in anderen Gebieten keinerlei Bedenken entgegenstehen. Unter diesen Gesichtspunkten fallen: Arnika, Schlüsselblume, Maiglöckchen, Sonnentau, Orchis, Wollblume, Veilchen, Stiefmütterchen, Kornblumen, Bitterklee, Strohblume, Bienensaug, Baldrian, Angelika, Eberwurz, Seifenwurzel u. a. Mitunter überrascht die eine oder andere Heilpflanze, die sonst nur vereinzelt aufzutreten pflegt, durch plötzliches massenhaftes Vorkommen. So hat die Heuer m Rotlnnburg o. T. als lästiges Ackerunkraut in Massen aufgetretene Sommer- Adonis, die ausgejäet und beiseite hätte geworfen werden müssen, durch das Verständnis und Entgegenkommen der dortigen Kräuterankaufsstelle erhebliche Beträge für die überraschten Grundeigentümer abgeworfen.
Weitere Arzneidrogen, wie Schlehenblüten, Lindenblüten, Holunderblüten, Birken-, Walnußblätter, Wacholderbeeren, Hagebutten, Eicheln, Weißdornbeeren u. a. vermögen von Sträuchern und Bäumen ohne Schädigung des Landschaftsbilds gesammelt zu werden.
Daß einzelne an ihren Standorten ourch die Unvernunft bedrohte Pflanzen, darunter auch Arzneikräuter, wie Enzian, Orchis, Eberwurz, Fingerhut, Küchenschelle, Schneerose u. a. unter polizeilichen Schutz gestellt sind, ist durchaus zu begrüßen, wenngleich die Gefahr für sie schwerlich von den Arzneipflanzensammlern ausgehen dürfte. Soll sich nämlich das Sammeln einigermaßen lohnen, so müssen die betreffenden Pflanzen in solchen Mengen Vorkommen, daß mit einem befriedigenden Stundenlohn gerechnet werden kann. Zudem wird der angehende, berufsmäßige Kräutersammler sich in seinem eigensten Interesse vor Beginn seiner Sammeltätig-
Aür den 86. Deutschen landrvirkschastl. Genossenschafkskag, der am 31. August und 1. September d. I. im Kuppetsaal des Kunstgebäudes in Stuttgart stattfindst, ist auch aus Baden eine zahlreiche Beteiligung angesagt. Im Anschluß aii die Tagung werden die Teilnehmer mit Sonderzug der L-tadt Friedrichshafen einen Besuch abstattsn.
und^euerung schreibt uns: Die Hausfrauen wurden durch freudig überrascht, daß sie in diesem Monat anstatt 400 Gramm Zucker 750 Gramm erhalten. Jedoch keinen Emmachzuckerl Dafür wird in Aussicht gestellt, daß der Preis für diesen sich erheblich erhöhen werde, angeblich weil die Fabrikpreise gestiegen seien. Sollte diese Steigerung nicht in engem Zusammenhang stehen mit der Cii»Wrunq des eueren AuslandsZuckers? Wieviel Jnlm-dzucM wird infolgedessen zu Auslandszucker?
Poftpionage im besetzten Gebiet. Wie aus unbedingt zuverlässiger Quelle verlautet, ist nunmehr, festgeswllt, daß seit längerer Zeit durch die französischen Vesatzungsbehörden in Mainz, Wiesbaden, Aachen und Kohlscheid, Kreis Aachen, eme Postüberwachung ausgeübt worden ist. Auch auf den Postanstalten in Bonn ist eine Uebsrwachungsstelle für Briefsendungen durch die Besatzungsbehörden eingerichtet Es wird nochmals darauf hingewiesen, daß es.sich im Interesse des Empfängers empfiehlt, wenn die Absender von Briefen usw. nach den genannten Orten Rücksicht darauf nehmen, so daß den Empfängern keine Unannehmlichkeiten bereitst werden. Denn die Briefe werden rechts- und gesetzwidrig geöffnet.
Zur Sartoffelversorgung. Das Versagen der Kartoffel- Versorgung im vorigen Jahr war in der Hauptsache auf die mangelhafte Wagengestellung der Eisenbahn zurückzuführen — leider wurden auch viele Kartoffeln durch Großhändler ms Ausland verschoben —. Die landwirtschaftlichen Verbände haben daher an den'Verkehrsminifter kürzlich das drm- ßende Ersuchen gerichtet, im kommenden Herbst Kartoffel^ ind Getreide bevorzugt vor allen anderen Gütern zu beför- lern. In einer Besprechung von wirtschaftlichen Sachver- tändigen im Reichsverkehrsministerium wurde es ferner als Hängend wünschenswert bezeichnet, daß die Komrnunalver- lände und großen Jndustriewerke sich bei der Eindeckung hres Bedarfs unmittelbar an die landwirtschaftlichen Verbände und Genossenschaften oder nur an einen sachverständigen und erprobten Händler wenden. Für die vorgesehenen Lieferungsverträge, für die vor allen die landwirtschaftlichen Zenossenschaften einerseits und die Kommunalverbände, Verbrauchergenossenschaften und der Handel in Betracht kommen, vird ein von den Sachverständigen entworfener Vertrags- Vordruck empfohlen. Danach sollen z. B. für die Preisstel- ung die am Verladetag vom Berliner Ausschuß für den betreffenden Bezirk angesetzten Marktpreise für Kartoffeln gellen, die wiederum die Berichte der wichtigeren Marktbezirke zu berücksichtigen hat. Cs wird also jeweils kein einheit- icher Marktpreis für das ganze Reich von Berlin aufgestellt, sondern für die Bezirke sind die Notierungen maßgebend, die oon ihren Breisausschüssen erhoben werden. In den Ausschüssen werden Erzeuger, Händler und Verbraucher je zu einem Drittel vertreten sein
Erzeuger, die ihre selbstgewonnsn Kartoffeln, sowie Kleinhändler, die Kartoffeln unmittelbar nur an Verbraucher abgeben, bedürfen keines Erlaubnisscheines zum Handel mit Kartoffeln, dagegen haben alle sonstigen Händler, auch solche, Ke bisher Handelserlaubnis hatten, um Erlaubnisscheine vom l. August ab bei der Landesversorgungs stelle -inzukommen. Die Anträge sind beim Ortsvorsteher einzu- ceichen. Daneben ist die Ankaufserlaubnis neu zu erwerben, wobei neben der Zuverlässigkeit und Sachkenntnis !>es Antragstellers von der durch Sachverständige beratenen Behörde auch zu prüfen ist, ob und inwieweit ein Bedürfnis sür die Erteilung der Erlaubnis besteht. Jeder Landwirt,
keit mit Pflanzenkundigen seines Bezirks (Apotheker, Drogist, Förster, Lehrer, Pfarrer u. a.) in Verbindung setzen; er wird ferner sich vorher hinsichtlich der Abnehmer, der Art der gewünschten Pflanzen, über den Kilogramm-Preis des frischen bzw. getrockneten Sammelgutes vergewissern. Dabei vergesse man nicht, daß die Mehrzahl der Kräuter beim Trocknen im Verhältnisse von 4—5.1 an Gewicht verliert. Angesehene Großdrogenhäuser pflegen neuerdings in ergiebigen Sammelbezirken sachkundige Vertreter, welche den Anfängern mit Ratschlägen an die Hand gehen, ständig zu unterhalten bezw. Aufkäufer in den Erntemonaten in solche zu entsenden. Als wertvollster Behelf feien den Anfängern die um mäßigen Preis erhältlichen farbigen Arzneipflanzen-Merkblätter des Reichs-Gesundheitsamts (Verlag von Julius Springer-Berlin M) empfohlen.
Da die Arzneipflanzen an ihren Standorten durchaus nicht immer ein herrenloses Gut darstellen, wird sich der Sammler, um sich vor Unannehmlichkeiten zu schützen, mit den Grundeigentümern bezw. der Lokalforstbebörde ins Benehmen zu setzen haben. Im allgemeinen empfiehlt es sich. Arznei- und Gewürzpflanzen nicht an der Sonne, sondern vielmehr in dünnen Lagen unter dem Dach (Bühne) zu trocknen.
In München hat sich während des Krieges eine Vereinigung von Männern der Wissenschaft, der Praxis und der Industrie gebildet, die als „Deutsche Hortus-Gesellschaft, Miln- chen 23" unter der Förderung der bayerischen Staatsregierung heute die Mehrzahl der am Drogenhandel beteiligten Kreise als Mitglieder umfaßt. Durch die Ausgabe einer großen Anzahl von Werbeschriften, Merkblättern, durch den Verlag einer eigenen, auch im Ausland sehr geschätzten Zeitschrift, nicht zuletzt durch fachmännische Auskunftserteil-mgen ihrer Arbeitsausschüsse: für Anbau und Züchtung (Bayerische Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenschutz) für Sammeltätigkeit — für Drogengewinnung im Wald — für Drogenhandel — für Bienenzucht in Verbindung mit dem Anbau von Heil- und Gewürzpflanzen, für Botanik — für Chemie — für praktische Medizin — für Veröffentlichungen u. a. sucht sie das Intereste an der Frage wachzuhalken und zu fördern, indem sie damit ehrenamtlich ohne eigenes materielles' Interesse eine wichtige volkswirtschaftliche Aufgabe erfüllt.
Damit wird an Stelle des das Landschastsbild schädigenden Raubbaus immer mehr die planmäßige Sammlung treten, mit der sich jeder Naturfreund einverstanden er« lklären kann. M. N. N.