nach Petersburg sendet, in sehr energischer Art eine beson­dere Summe für Speisung der französischen Presse. Und er scheut sich auch nicht, offen darauf hinzuweisen, daß di« Herausgeber der großen Pariser Blätter gleichzeitig Len österreichischen, italienischen und türkischen Botschafter brand­schatzen, welch letztere sich zum Lerdruß Jswolsky viel frei­gebiger zeigen als der Vertreter des Zaren. In einem Bries vom 17. August 1911 an Neratoff benachrichtigt er ihn, daß er wegen des bevorstehenden deutsch-russischen Abkommens in Persien alle Maßregeln getroffen hat, um schädliche Presse­ausfälle zu verhindern, und daß es ihm gelungen sei, vor allem denMatin" und dasJournal des Debats" zu ge­winnen:Sie wissen ja," schreibt er,wie schwer es ist, sich mit der hiesigen Presse zu verständigen, wenn man nicht über sehr bedeutende Geldmittel verfügt. Ich weiß noch nicht, ob es mir gelingen wird, die anderen großen Blätter zuorien­tieren", vor allem denTemps", woselbst Tardieu absicht­lich gegen unsere Interessen hetzt." In einem zweiten Briefe an Neratoff, vom 19. August 1911, gesteht er:Ich Habs gleichzeitig an unseren Finanzminister Kokovzoff die dring­lichste Bitte gerichtet, mich wegen der bevorstehenden inter- nationalen Krise ausreichend mit Mitteln zu versehen, um auf die Pariser Presse cmzuwirken. Dies ist unbedingt not­wendig, denn die Pariser Blätter gehorchen nur Beweisen in klingender Münze. Ich muß bei dieser Gelegenheit an die ausschlaggebende Wirkung erinnern, die gelegentlich der bos­nischen Krise Khevenhüller, der österreichisch-ungarische durch eine beinahe schrankenlose Bestechung der Pariser Presse erzielte. .

In einer Depesche vom 12. Oktober 1911 lesen wir:EM Beispiel für die Vorteile, die man durch Bestechung der hie­sigen Presse erzielt, ist die Affäre von Tripoli. Ich weiß, daß Tittoni die wichtigsten Pariser Blätter in nachdrücklichster und freigebigster Art .bearbeitet' hat. Die Ergebnisse sind ledermann klar ..."

Glücklicherweise ließ sich der russische Finanzminister Kokovzoff erweichen, und im Augenblick der Balkankrise ver­fügte Jswolsky der die ausgiebigsten Mittel, die von P o i n- :are und den übrigen Ministern in zweckmäßigster Weise verteilt wurden. Und es ereignet sich das Wunder, daß ein Andre Tardieu nocheinmal derart österreichfeindlich wurde, daß Graf Berchtold beim Auswärtigen Amt in Paris vorstellig werden mußte. Jswolsky gesteht, daß er sich genö­tigt sah, imMatin" undTemps" zu bremsen, denn die Sympathie dieser zwei Blätter für die Balkanslawen waren so glühend geworden, daß sie Rußland beinahe lästig fielen.

Anmerkung. Wenn man diese Berichte li»st, so wird es, was ja allerdings längst kein Geheimnis mehr ist, wieder mit erschreckender Deutlichkeit klar, wie und mit was die Poli­tik gemacht wird. Zur Politik gehört, wie nach dem seligen Herrn Montecuccoli zum Kriegführen, Geld und wieder Geld, daher wird die eigentliche Politik eben auch de rvc» t-as Oew ist. Freilich vacirs es verkehrt. AN glauben, daß nur Paris ein solches politisches Sumpfnest sei; >o ist es allüberall auf der Welt, im Großen und Kleinen Man wird es aber auch verstehen, daß eine Zeitung, die sich and ihre Leser von dem geschilderten Getriebe von Lug und Trug rein erhalten will, die sogenanntenpolitischen Nach­richten" nur mit größter Vorsicht und strenger Auswahl wiedergeben kann. Oft ist es schwer und nur aus Grund ianger Erfahrung möglich, die versteckte Absicht dieser Nach­richten zu erkennen.

Aus Stadt und Bezirk.

Nagold, den 15. Juni 1922.

Dienstnachricht. Durch Entschließung des Herrn Staats­präsidenten ist eine Lehrstelle an der evangelischen Volksschule in Vaihingen a. F. AOA. Stuttgart dem Hauptlehrer Scharr in Pfrondorf OA. Nagold übertragen worden.

Politische u«d wirtschaftliche Tagesfrage«.

In die gegenwärtige Stille unserer örtlichen Politik, in das Schaffen de» heißen Alltags brach am gestrigen Wend der württ ArbeilS- und Ernährungsmtnister, Herr Keil, durch einen längeren Vortrag eine Lücke. Herr GR. Jlg Vorsitzender der sozialdem. Ortsgruppe Nagold, die den Vor­trag veranlaßte, begrüßte die zahlreich Anwesenden mit kur­zen Worten und gab sodann Herrn Minister Keil da» Wort, der in stark 2stündiger Rede eine Fülle von Fragen behan­delte und eingehend seinen Standpunkt vertrat. Line längere Diskussion, die dem Vortrag folgte, dehnte die Versammlung vollend» in die Länge, sodaß sie erst nach 12 Uhr geschloffen werden konnte.

Ausgehend vom Diktat der Entente vor 4 Jahren mit ihrem Machtstandpunkt, von der Gewaltanwendung über­haupt, schilderte der Referent zunächst die Folgen derselben mit dem Hinweis darauf, daß diese Gewalt eben nur durch Vernunft und nicht durch neue Kriegshetzeret oder durch starren Widerstand zu brechen sei, wie es durch di« Parteien der Rechten gepredigt werde. Auf Grund dieser Lehre ver­teidigt er die Stellung seiner Partei bet Anlaß der einschnei­denden politischen Begebenheiten, insbesondere bei der Unter­zeichnung des Friedensvertrags und des Londoner.Ultima­tums. Das deutsche Volk aber sei durch die äußerste Rechte zerklüftet worden durch gemeinste Mittel (Kugel und Gift). Die Recht« maße sich das Recht an, sich als alleinige Vater­landlfreunde aufzuspielen. Ludendoiff und der ehem. Kaiser Wilhelm aber hüllen ihre Geisterobjekte gegen gold-me Dollars und klingende Schillinge an da« Ausland abgetreten. So­dann verwah.t er sich gegen den Vorwurf, daß unsere gegen­wärtigen ungesunden Zustände zurückzuführen seien aus die Revolution und unfähigen Minister. Keine nroßen Ursachen gebe e« ohne große Wirkungen. Ein Bismarck hätte den AuSbruch dieses Kriege« unter allen Umständen zu verhin­dern gewußt. Sr ging dann aus die Ursachen de» mililä i- schen Zusammenbruch» ein. der nach Ausspruch großer Mi­litär« bereits schon nach der Marnefchlacht Tatsache war.

Der Zusammenbruch sei da« Ergebnis des Erschöpfungszu­standes gewesen, und die Revolution der einzige Ausweg, denn ohne sie wäre Deutschland heute verloren. Der ver­lorene Krieg aber werde von zahlreichen deutschen Politikern nicht so sehr in Rechnung gestellt, weil doch die Vernunft siegen müsse. Er schildert dann die mutmaßlichen Folgen der Nichtunterzeichnung des Vertrags von Versailles in der Besetzung, große deutsche Fluren, Städte und Dörfer wären durch dieschwarze" Besatzung wohl in Flammen aufgegangen, Unruhen, Chaos entstanden. Die Kreise, die eine Besetzung in Kauf nehmen wollten, seien interessiert von Fusionen. Das kleinere Uebel hätten wir durch die Unterzeichnung auf uns genommen. Die Parteien der Rechten würden bet der Regierungsübernahme nur die jetzige Politik sortsetzen können. Langsam müßten wir un» wieder einen Ausweg erringen. Dieser Ansicht sei auch jeder Deutschenfreund des Auslandes. Die Regierung des Reichs sei bet Durchführung dieser Auf­gabe auch nicht ganz erfolglos gewesen. Trotz dem zähen Widerstand Frankreich» hätten sich unsere rhemal. Feinde doch^bequemt, ihre Entschädigungsforderungen zu revidieren oder zu stunden. Der Minister streift dann die Genua-Ver­handlungen und betont, daß trotz des Verbot» der Behand­lung des Reparationsproblems gerade diese Frage überall bei Gesprächen behandelt worden sei. Auch der selbständige Abschluß drS RapollovertragS sei ein Fortschritt Deutschlands, wenn er auch nicht überschätzt werden dürfe. Auch die Ab­machungen mit der Repara ionskommisston stellten einen Fortschritt dar, wenn auch freilich die Anleiheoerhandlungen nicht geglückt seien. Die Regierung habe schwere Monate vor sich. Helfferich juble darüber, daß die Anleihe nicht zu­stande kam. Nach seiner (Helfferich«) Auffassung müßten wir der Entente mehr Widerstand entgegensetzen. Den Sturz der Mark habe neben dem Versailler Vertrag die Börsen­spekulation verschuldet, auch die mangelhaften Vorkehrungen unter Fehrenbach-Simons. So habe die Regierung Wirth bei Antritt anläßlich des Londoner Ultimatums vor einem Nichts gestanden. Das Großkapital als Nutznießer der Mark- Währung wolle keinerlei Opfer dringen. Die Verschleuderung großer wirtschaftlicher Werte ins Ausland sei ein Vorteil unserer Exportindustrie, daher das Verlangen einer AuSsuhr- abgabe. Von einsichtigen Großindustriellen sei zugegeben worden, daß bi« 25 "/» vom Wert abgegeben werden könnten. ES sei auch Pflicht, die Einfuhr einzuschränken bei der heutigen Entwertung der Mark. Die Kehrseite der Politik des Widerstands sei die grenzenlose Teuerung im Lande. Wenn sie auch eine Folge des Versailler Vertrags sei, so sei sie doch genährt durch die Monopolstellung der Landwirt­schaft. Die Zwangswirtschaft, die er unter diesen Umständen befürworten müsse und die zu früh aufgehoben worden sei, sei kein Produkt der Republik. Er müsse eingestehen, daß er als Minister eines kleinen Lande» außerstande sei, die Preis­welle aufzuhalten, wenn es auch besser als jetzt von Seiten der Reichsregierung immerhin möglich sei. Die Getreide- umlage dieses Jahr aufzuheben sei verfehlt; große, mehrfache Erhöhung der heutigen Brotpreise werde die Folge sein. Nach den Bestimmungen der neuen Vorlage soll es den einzelnen Ländern überlaffen bleiben, landw. Betriebe bis zu 5 sts von der Umlagepfltcht auszuschließen. Wenn eS richtig sei, daß der Unterschied des Preises für Umlagegetreide gegenüver dem des freien Getreides 18 Milliarde Mark betrage, erhebe sich die Frage der Arbeiter nach dem Recht der Weltmarktlöhne. Der Referent behandelte noch die Milch- preiSfrage, die nach seinen Erklärungen nicht das letztemal behandelt werden wird, die Fleisch- und Zuckerfrage. D^e Regierung habe in diesen Fragen keine Macht zum Eingriff, da die Bewirtschaftung freigegeben sei. Der Metallarbetter- streik sei ein Unglück gewesen für unser Volk. Gegen die Behauptungen der Alleinschuld der Arbeiter konnte der Mi­nister mit gutem Material dienen.

Herr Prof. Baufer schließt sich in der Diskussion dem Referenten an und tritt im übrigen für die Bestrebungen deS von ihm geleitetenBunde» gegen Teuerung u. Wucher" ein und bittet den Minister, die Bestrebungen zu unter­stützen und zu befürworten.

Herr Studtenrat Goes ist überrascht, daß der Redner so ganz als Parteimann gesprochen hat und hätte einen bes­seren Ton in der Behandlung der Rechtsparteien gewünscht. Mit den Fragen Schuld und Unschuld kämen wir nicht zum Ziel. Wenn die Rechte den Krieg verloren habe, so solle er zugeben: Die Arbeiterschaft habe den Frieden verloren. In der Frage, ob unterschrieben werden mußte oder nicht, seien beide Standpunkte begründet. Solange der Franzose die Macht behalte, könne man mit guten Worten nichts erreichen. Nur das starke Volk werde geachtet.

Min. Keil erwiderte auf die Ausführungen von St.R. Goes: Wenn alle Rechtsparteiler so wären, wenn die Taktik der guten Tons immer angewandt würde, könnte der geistige Kampf friedlicher gehen. Er verliest einige Zeitungsnotizen, worin Hetz- und Aufmunterungrausrufe zu gewaltsamer Be­seitigung von ihnen unliebsamen Führern enthalten sind. Die Rechtsparteien hätten Krieg und Frieden verloren. Red­ner wehrt sich dann noch gegen die Anklage, die Linksparteien hätten zu gegebener Zeit die Konjunktur ausgenützt u. sagt, die einzige Rettung 1918 sei die Sozialdemokratie gewesen. Der Minister schließt mit dem Versprechen, zu tun was in seinen Kräften stehe um der Not zu steuern und die Ver­braucher zu unterstützen. Der Vors. Jlg schließt die Ver­sammlung mit Dank an den Referenten und die Anwesenden.

Me Feuerversicherung. Die vielen Brände, die miede, durch Blitzschläge hervorgerufen werden, rücken die Frag­nahe, ob die bestehenden Versicherungen den heutigen Geld Verhältnissen entsprechen. In sehr vielen Fällen wird die- nicht zutreffen. Man scheut die hohen Zahlungen, ohne zr bedenken, welcher Schaden erwächst, wenn ein Brandverlus entsteht, der nur.nach alter Werthöhe gedeckt ist. Wenr z. B. eine Wohnungseinrichtung durch Feuer zerstört wird die vor 10 Jahren 10 000ll kostete und dementsprecheni versichert war, so richtet sich die Entschädigung nach Viesen- Betrag. In Wirklichkeit beträgt aber der Wert der Ein­richtung nach heutige,n Geld vielleicht 120 000 -K oder mehr und so viel muß aufgewendet werden, wenn eine ähnlich« Einrichtung angeschafft werden soll. Würde nun von de, Einrichtung die Hälfte zerstört, so würde von der Versiche­rung auch nur die Hälfte der VersiclMungssumme, also 500k Mark entschädigt. In jedem Fall ist der Verlust bei un­genügender Versicherung groß.

Dom Tabakbau. In den ersten Kriegsjahren ist der Tabakbau in Bayern, Württemberg, Baden und Hessen durch­schnittlich um zwei Fünftel bis zur Hälfte zurückgegangen, seit 1916 hat der Vau in ganz Süddeutschland aber wieder sehr stark zugenommen, und zwar hat sich die Zahl der Pflanzer im Jahr 1620 gegenüber 1915 in Baden verdoppelt, in Bayern ist sie um das Mache, in Württemberg um das 29fache und in Hessen um das 25fache gegenüber 1916 gestie­gen. Im Jahr 1921 hat sich die Zahl der Tabakpflanzer m ganz Süddeutschland wieder um 200 000 verringert und auch die Anbaufläche ist in diesem Jahr erheblich kleiner geworden. Der Tabakbau aus Liebhaberei scheint also großenteils auf- gehört zu haben. Hinsichtlich der Anbaufläche und der Zahl der Pflanzer steht Baden unter den süddeutschen Ländern an erster Stelle.

Bezug von Düngemitteln. Die Landwirte werden amt- iich wiederholt aufgefordert, ihren Kalibedarf möglichst noch oor Ablauf des Monats Juli einzudecken, da jetzt die nöti­gen Eisenbahnwagen zur Verfügung stehen und bis Ende Juli eine Frachtermäßigung von 30 Prozent wirksam ist, die jpäter auf die Hälfte herabgesetzt wird. Das Kalisyndikat wird beim Sommerbezug ebenfalls einen Preisnachlaß ge­währen.

Der Sommer - Sonderzug SlultgarkBerlin, der am 11 Juni abgehen sollte, konnte wegen zu geringer Beteili­gung nicht ausaefübrt werden-

AUenstelg». Ju-.l. Geste.-n nachn'.illag traf der neue Stadtpsarrer, Pfarrer Horlacher aus Katsersbach OA. Welzheim mit seiner Gattin hier ein. Zum Empfang hatte sich der gesamte Ktrchengemetnberat und 2 Vertreter der Ge­meinschaft am Bahnhof etngesunden. Am kommenden Sonn­tag findet die Investitur durch Dekan Otto statt.

Wtldberg, 15. Juni. Heute traf der neue Sladtoo,stand Herr d'Argent hier ein und wurde am Bahnhof freundlich empfangen und unter allgemeiner Beteiligung in sein Heim geleitet. _

Regeln für Bergwanderer

1."Rüste dich ordentlich aus, schlechte Ausrüstung rann dir das Leben kosten. 2. Achte auf das Wetter. 3. Hinter­lasse zu Hause klare Nachricht über Weg und Ziel deiner Wanderung und Zeit der Rückkehr, trage dich unterwegs in Hütten- und Fremdenbücher ein. 4. Gehe nicht allein. 5. Ueberanstrenge dich nicht, berücksichtige deine Körper- beschafsenheit und Uebung. 6. Laß dich nicht von Ruhm­sucht und Eitelkeit zu Leistungen verleiten, denen du nicht gewachsen bist; nicht alles schickt sich für alle. 7. Kehre recht­zeitig um. 8. Bedenke die Mühen und Gefahren, denen Äe alpine Rettungsmannschaft und andere hilfsbereite Menschen sich unterziehen müßten, wenn du durch Unverstand oder Leichtsinn in Gefahr oder zu Schaden kämest, und an dis großen Kosten der Rettungsarbeit. 9. Bleibe im urbaren Gelände auf den Wegen. 10. Störe die Bergruhe nicht durch Geschrei, Schießen, Steinwurf. 11. Laß niemals und nir- gends Steine ab, weil du sonst leicht Menschen und Weide­tiere schädigen könntest. 12. Schone die Almgebäude, Heu- schupsen, Wasserleitungen und Zäune. 13. Störe die Jagd nicht, bedenke den großen Aufwand des Jagdbetriebes für Wege, die auch dir zugute kommen, offenbare Uebergriffe von Jägern brauchst du dir aber nicht gefallen zu lassen. 14. Erneuere die Mitgliedskarte bei deinem Wanderverein für das laufende Jahr, gehörst du noch keinem solchen Verein an, so tritt sofort einem solchen bei, damit du dein Scherflein für Herstellung und Erhaltung der Weg- und Hüttenanlagen beiträgst. 15. Betrachte die Wege und Schutzhütten als ge­meinnützige Schöpfungen, die jeder Berggänger schützen sollte. 16. Behebe wahrgenommene Mängel und Gebrechen an solchen Anlagen oder verständige wenigstens den bezüg­lichen Verein. 17. Befolge in Schutzhütten genau die Hüt­tenordnung und sei äußerst vorsichtig mit Licht und Feuer, denn auch geringste Unvorsichtigkeit kann zum größten Schaden führen; abgebrannte Schutzhütten könnten in ab­sehbarer Zeit nicht mehr aufgebaut werden. 18. Unterstütze die Hüttenwirtschafter und Vertreter der Vereine bei Auf­rechterhaltung der Hüttenordnung und beim Schutz der Weg­anlagen als freiwilliger Mitarbeiter. 19. Zünde im Wald­bereich kein Feuer an, wirf keine brennenden Zündhölzer und Zigarettenstummel weg: gedenke der großen Schäden, die durch derartige Unvorsichtigkeiten schon entstanden sind. 20. Laß das Weidvieh in Ruhe. 21. Schone und schütze die, Alpenpflanzen. 22. Sei mäßig, am besten ganz enthaltsam bei berauschenden Getränken, entweihe die Berge nicht durch Saufgelage. 23. Achte in der Kleidung auf das Anstands­gefühl der Mitmenschen. Lauf nicht halbnackt in bewohnter Gegend, auf vielbegangenen Wegen, in und bei Schutzhütten und Bergwirtshäusern herum. 24. Menge dich nicht in die Angelegenheiten der Gebirgler, wirf dich nicht zum Welt­verbesserer auf, laß deine Reformpläne zu Hause, überlasse Aufklärung und Volksbildung den hiezu bestimmten An­stalten, Einrichtungen, Körperschaften und Personen. 25. Handle als denkender Mensch, der auch jm Gebirge kein rücksichtsloser Wildling sein darf. 26. Aergere dich nicht über dieses Viertelhündert Wanderregeln. Hast du sie ohnedies schon befolgt, so sagen sie dir nichts Beschwer- liches. Sind sie dir noch neu, so wirst du dich bei gutem Willen rasch damit befreunden, denn sie sind eigentlich selbst­verständlich,

Württemberg.

r IrSüdeustakt» 15 Juni. Vom Rathaus. Aus ein Bittgesuch deS Gemetnderals an das Finanzministerium we­gen eines Beitrags zu den Kosten eines Volksschulneubaus teilte letzteres mir, daß für 1922 7 Millionen Mack staatlicher Zuschuß vorgesehen seien unter der Voraussetzung, daß tue Stadt künftig die gesamte Baulast deS Staates an der Volks­schule übernimmt. Der Errichtung einer 7 Klaffe an der Realanstali stimmte der Gemetnderat zu, ebenso der Abhal­tung des Kinderfestes nur in jedem 2. Jahr. Ferner wurde der GaSpreis auf 5 20 für das Cbm. erhöht.

HkeudenDEt. 15. Juni. Die Geldentwertung. Durch, einstimmigen Beschluß hat der Gemeinderat den Bür- aernutzen von seither 25 Mark auf künftig 100 Mark erhöht. Gleichzeitig wurde auch dss Emstandsgeid (bisher 135 Mark) um das Vierfache erhöht.

Rottenburg, 15. Juni. Vermißt. Di« 34 Jahre cchd> Arbeitslebrerin Marie Knitter von Rellingsheim wird seit